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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.03.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980310029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898031002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898031002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-03
- Tag1898-03-10
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1842 Gesandte Palais < l»ng- welcher Für den Versuch aber, Deutschland anzustecken, sei der jetzige Augenblick mit seiner unglücklich Frankreich. Zweijährige Dienstzeit. * Port», 9. Marz. Eine Versammlung von etwa 200 Devutirtea aller Parteien sprach sich heute siir den zwei« jäyrigen Militärdienst auS und nabm einen Beschluß antrag an, in welchem die Regierung ersucht wird, einen Gesetzentwurf auf der Grundlage diese« PrincipS vor- zubereiten. Fernspr. 1998. Asien. Kiaotschau. * London, 9. März. (Privatdepesche der „Magdeburg. Zeitung".) Die „Times" melden aus Peking: Außer den Eisenbahnen vonKiaotschaunachTsinansu und vonKiaotsck'au nach Jchansu erhielt Deutschland durch den am 6. März unterzeichneten Vertrag die Coucession zum Bau der Eisen- mhn von Tsinanfu nach Ichanfu. Deutschland verpflichtet ich, wenu gewisse Einzelheiten erledigt seien, seine Truppen von Tsimo nach Kiaotscha» innerhalb des gepachteten Gebiets zurückzuziehen. * Der „Köln. VolkSztg." wird von wohlunterrichteter Seite geschrieben: Der Besuch des Bischofs Anzer in Rom im December vorigen Jahres hatte den Zweck, dort mit der „Propaganda" zu vereinbaren, daß das deutsche Gebiet von Kiaotschau, welches noch im Bereiche deS französischen Protektorats liegt, aus demselben ausgeschieden und dem Missionsgebiete des Bischofs Anzer, also dem apostolischen Vicariate Süd-Shantung, einverleibt werbe. Der Bischof >at in Rom diese Angelegenheit in befriedigender Weise zum Abschluß gebracht. Zum Schlüsse des Artikels beißt eS dann, gegenüber den Angriffen französischer Blätter ans den Bischof Anzer während seines Aufenthaltes in Rom werde der Bischof gewiß nicht weiter schweigen, sondern wohl anS der Zurückhaltung heraustreten, welche er sich damals aufzuerlegen für gut fand. Bei der ganzen Kiaotschau-Ain gelegenheit war der Bischof in der Lage, seinem Daterlante große und werthvolle Dienste zu leisten. Russische Avance. * Loudon, 9. März. Einer „Reuter" - Meldung aus Hongkong zufolge sind die russischen Kriegsschiffe „Sissoi Weliki" und „Navarin" dort eingetroffen. ES ist noch ungewiß, wohin sie sich jetzt wenden werden. Ursprüng lich war beabsichtigt, daß sie einige Zeit in Hongkong ver bleiben sollten. * London, 9. März. Eine Shanghaier „Dalziel"-Drabtung zufolge willigte Rußland ein, Port Arthur und Talien- wan dem fremden Handel zu eröffnen, aber unter russischen Gesetzen und russischer Verwaltung. * London, 10. März. (Telegramm.) Die „Times" erfahren aus Peking von gestern: Obgleich die Frist, welche China zur Beantwortung der russischen Forderungen gestellt war, verstrichen ist, hat der russische Geschäfts träger, wie er erklärt, keine weiteren Schritte gcthan, weil das Tsung li Damen ihn benachrichtigt habe, daß der chinesische Gesandte m Petersburg angewiesen sei, als be sonderer Botschafter in Petersburg dahin zu wirken, daß die russischen Forderungen zurückgezogen werden. Die chinesische Regierung bestreite, daß die russischen Forderungen in der Form eines Ultimatums gestellt seien. * Die „Köln. Ztg." bespricht an leitender Stelle die gegen» wartige politische Lage in Ostafirn und sagt, was Deutsch» land angrhe, sei dieses durch den endgiltigen Abschluß deS Ver trages bezüglich KiaotschauS, sowie deS Allleiheabkommens dem Widerstreite des JnteressengetrirbeS entrückt. Bezüglich der Forderungen Japans erklärt die „Köln. Zeitung", obwohl Weihaiwei iu der Provinz Schantung liege, habe Deutschland an den Japanischen Forderungen kein sonderliches Interesse. Die Russischen Forderungen erschienen weder überraschend, noch so ungeheuerlich, wie England es hinstelle. China habe Englands Jnteressenrichtung reichlich genug bedacht, letzteres habe keine Ursache, mit dem Verlaus der Dinge so unzufrieden zu sein, wie es sich den Anschein gebe. Unzufriedenheit gewählt. OrEkNß, vukgarke» un» Oesterreich. * Soft«, S. März. Der oficiöse „Mir" hebt die öedeutung deS Empfanges des Fürsten Ferdinand von Bulgarien durch den Kaiser von Oesterreich hervor. Derselbe werde den günstigsten Einfluß auf die bestehenden reundschaftlichen Beziehungen beider Staaten haben. Der von dem Fürsten unternommene Schritt und der wohl wollende Empfang desselben durch Kaiser Franz Josef werde im ganzen Lande sympathisch begrüßt. i —— Bulgarien »nd die Pforte. * Sofia, 9. März. Die Nachricht des Pariser „TempS" vom 5. März und anderweitig verbreitete Gerüchte von angeblichen militairiscken Vorbereitungen inBulgarien werden von der„Agence Bulgare" als völlig unbgrün det (?) gezeichnet. Repertoire der Leipziger Stadttheater. Freitag, den 11. März 18S8: RrueS Theater: 2» Weitzen N-tzl. Anfang 7 Uhr. Altes Theater: Ter Bogelh-ntzter. Anfang '/«8 Uhr. Deutsche- Reich. 8. 6. Berlin, 9. März. Bei der zweiten Berathung deS Etats der Berg-, Hütten- und Salineuverwaltung in der Sitzung deS HauseS der Abgeordneten vom 24. Februar d. I. bat der preußische Minister für Handel und Gewerbe eine Erweiterung der bestehenden Organisation der Bergpolizei durch Einführung unterer Aufsichtsorgane al» ein geeignetes Mittel bezeichnet, um eine wirksamere Beauf sichtigung der Bergwerksbetriebe zum Schutze de- Leben- und der Gesundheit der Bergarbeiter herbeizuführen. In Ver folg dieser Erklärung sind nunmehr dir Oberpräsidenten rer für den Bergbau in Betracht kommenden Provinzen und die Oberbergämler zum Bericht darüber aufgefordert worden, ob eS sich empfiehlt, zu dem in Rede stehenden Zwecke berg polizeiliche Unterbeamte aus dem Steiger- und Arbeiterstande inzustellen, oder ob nach dem Vorgänge der Gesetzgebung anderer Staaten der Weg gangbar erscheine, Delegirte rer Bergarbeiter zu berufen, denen die Verpflichtung zur regelmäßigen Befahrung der Bergwerke, zur Prüfung der Sicherheitsvorrichtungen und zur Anzeige festgestellter Ord nung-Widrigkeiten obliegen würde. Die endgiltige Entscheidung in dieser Frage wird erst erfolgen, wenn die erforderten Berichte eingegangen und die Commissare, welche der Handels minister nach England, Frankreich und Belgien zum Studium der Wirksamkeit der Arbeiterdelegirten abzusendea beschlossen bat, zurückgekehrt sein werden. Ueber diese und andere im Abgeordnetenbause erörterte Fragen der Brrapolizei wird demnächst auch eine mündliche Besprechung stattfinden, zu der die Berghauptlrute für die erste Hälfte der stillen Woche hierher berufen worden sind. * Berlin, 9. Mär». Au« sicherer Quelle erfährt die „Tägl. Rundschau", daß der Reichskanzler im Anschluss« an die Verhandlungen der Bndgetcommission vom Sonnabend über die Frage der Deckung etwaiger Mehrkosten der Deutsche« den Grafen Lhu» zur Berufung Bärnreither'S veranlaßt hat, sondern die Hoffnung, beschwichtigend auf dieselben zu wirken, sie zur Aufgabe der jede parlamentarische Thätigkeit unmöglich machenden Ob struktion, ja selbst der stricte« Opposition, zu vermögen und sie zu Compromissen geneigt zu machen. Alles die« natürlich nur um deS Ausgleichs mit Ungarn willen, der bis zum 1. Mai verbürgt sein muß, andernfalls Ungarn sich von CiSleithanien wirthschafllich trennen wird, eine Ab sonderung, der später auch die politische mit Nothwcndig- keit folgen muß. Wäre der Ausgleich dann gesichert und daS Staatsschiff wieder einmal flott, so könnten die Deutschen gehen, wie der Mobr, der seine Schuldigkeit gethan hat. Eine gleiche Absicht bat den Grasen Thun bei der Heranziehnng der übrigen Minister geleitet, nur lehrt die Erfahrung, daß die von ihnen vertretenen Parteien jedeSmal das Geschäft bezahlt bekommen haben, während die Deutschen leer ausgingen. Wir können eS daher nur durchaus billigen, daß die Vorstände der deutschen Fort schrittspartei und der deutschen Volkspartei in dem Verhalten deS verfassungstreuen Großgrundbesitzes einen Bruch der Solidarität erblicken, zu welcher dieser sich doch ausdrücklich bekannt hatte. Schon Badeni batte den Versuch gemacht, Bärnreither und Kaizl in sein Cabinet aufzunehmen; er scheiterte aber an der entschiedenen Ablehnung deS verfassungs treuen Großgrundbesitzes und hatte zur Folge, daß derselbe sich eng an die Fortschrittspartei anschloß. Und beute'? WaS ist geschehen, nm den Großgrundbesitz gutgläubig zu machen'? DaS Versprechen, darüber zu wachen, daß nichts gegen die Verfassung und nichts gegen die Deutschen unter nommen werde, bat gar keinen Werth, denn Graf Thun würde sich ja selbst ins Gesicht schlagen, wollte er bis zur Sicherung des Ausgleichs den Deutschen gegenüber unfreundlich auftreten. Er wird bis dahin zu laviren und guten Wind auf allen Seiten zu machen suchen, dann aber wird, wie gesagt, das Blättchen sich wenden. Etwas Anderes wäre es, wenn Graf Thun sich entschlösse, die neuen Sprachen verordnungen sofort aufzubeben, und unverzüglich die Sprachenfrage der gesetzlichen Regelung entgegenzufübrcn. Davon ist aber keine Rede, und so wird und muß die Opposition der Deutschen in aller Schärfe fortbestehen. Der Niedergang des DeutschthumS in Oesterreich war lediglich die Folge der Politik deS Anstandes und der Gutmüthigkeit, der Rücksicht nahme auf den Kaiser und das Staatsganze, welche seine Führer vertraten. Der Dank vom Hause Oesterreich war der, daß andere Nationalitäten aus Kosten der Deutschen stark gemacht wurden. Die unauSweichbare Consequenz ist die, daß die Deutschen nunmehr und zwar so lange mit aller Kraft National- und Parteipolitik treiben, bis man verlernt hat, sie als guavtitö nögligöable zu betrachten und zu be handeln. In der „Times" wird eine Aenderung deS englische» ConsnlarwefcnS angeregt, die auch in Deutschland von Interesse ist, insbesondere da der Tod des englischen General konsuls in Berlin zu diesem Vorschläge den Anlaß giebt. Es wird der Tod des Geheimen Commercienrakhs Schwabach, deS bekannten Chefs der Firma Bleickröder und groß britannischen Generalkonsuls zum Anlaß genommen, nm für dir Ersetzung der Consula fremdländischer Nationalität durch BerufSconsuln englischer Nationalität einzutreten. E- wird auSgeführt, daß eS einer Großmacht unwürdig sei, sich durch den Angehörigen eines fremden Staates in diesem Staate vertreten zu lassen. Völlig absurd sei eS ganz besonders, wenn England einen Ange hörigen desjenigen Staate-, der zum gefährlichsten Wettbewerber England- auf dem commerciellen Gebiete geworden sei, zum Vertreter der englischen HandelS- interefsea gerade im Centrum deS concurrirenden Staate» mache. Em Generalkonsul müsse ein aktiver Agent für die Interessen de« Lande- sein, da» er vertrete; er müsse alle kommerziellen Ereignisse in dem fremden Staate mit scharfer Eifersucht überwachen. Es sei aber eine coutraäictio iu »chjeoto, eine solche Thätigkeit von einem Fremden zu erwarten, dessen Interessen mit dem Lande verknüpft seien, dessen Handel er überwachen solle. Ein solcher Mann über sende Jedem zugängliche Mittheilungen über Statistik von Export und Import, aber nicht solche Mittheilungen, die geeignet wären, in den Handel des Volkes, dem er ja selbst angehöre, Bresche zu legen. Mit diesem verhängnißvollen Systeme müsse England brechen. Die Regierung wird auf gefordert, nicht nur in Deutschland, sondern in allen Ländern deS ContinentS in den Hauptplätzen General konsuln mit einem angemessenen Gebalte und an den minder bedeutenden Plätzen ehrenamtliche Consula, wozu sich sicher lich genug Engländer bereit finden würden, zu ernennen. Diese Ausführungen sind vom englischen Standpunkte durch aus begreiflich und man könnte sich höchsten- darüber wundern, daß dir Engländer eine so wichtige Frage nicht schon längst iu dem angedeuteten Sinne geregelt haben. Diese Unter lassung ist nur so zu erklären, daß England eben viel zu hochmüthig war, um eine Ueberflügeluog seine- Handel» zu befürchten. Jetzt aber hat sich schon seit Jahr und Tag der Engländer die Sorge bemächtigt, von der Concurrenz allmählich in» Hintertreffen gedrängt zu werden, und be sonder- die früher so verachteten Deutschen werden als eine Art von mit übernatürlichen Kräften ausgerüsteter Dämonen angesehen, denen mau ihre geheimen Zauberkünste ablauscken müsse. E» ist also sehr wohl möglich, daß dir englische Regierung der Anregung de» Cityblatte- stattgiebt und einen Generalkonsul nach Berlin sendet, der, wie die „Time-" e« offen ausgesprochen hat, die Aufgabe bat, al» einer Art von handelspolitischem MilitairattachS den deutschen Handel auS- zuspioniren. Es ist zu hoffen, daß die deutschen HandrfSkreise sich nicht zu tief werden in die Karten sehen lassen. Französische Ansprüche. * Paris, 9. März. Der hiesige chinesische Tschiug-Tschang wurde heute vom Minister de» Aenßern Hanotaux empfangen. Pest-Revolten in Indien. * London, 10. März. (Telegramm.) Einer Meldung deS „Reuter'schen BureauS" auS Bombay zufolge hatte die Unruhe am gestrigen Tage sich theilweise gelegt, doch wird die Lage immer noch für sehr ernst gehalten. Cavallcrie ist von Puna herbeigerufen worden, um sich an dem Patrouillen dienst in den Straßen zu betheiligen, auch Freiwillige wurden dazu aufgerufen. Die Stadt ist nunmehr in den Händen de« MilitairS. Zwei englische Soldaten wurden ge- tödtet. Die Menge versuchte die Hospitäler in Brand zu stecken, wurde aber znrückgetrieden. Der gesammte Ver lust der Aufrührer ist noch nicht genau bekannt. Afrika. «ec« Rhodes. * London, 10. März. (Telegramm.) Nach einer Meldung der „Daily News" auS Capstadt, hat Cecil Rhode» einem Berichterstatter der „Cap-TimeS" gegenüber erklärt, er habe definitiv die Führerschaft der Fortschritts partei übernommen; sein Ziel sei, den Asrikander-Bond und den Continental-Gang in Pretoria zu bekämpfen. Amerika. Tie vereinigten Staaten und Spanien * Washington, 9. März. Bei Gelegenheit einer Unter haltung über die Abstimmung im Repräsentantenhaus er klärte du B oSc, der spanische Geschäftsträger in Washington, daß trotz der sich bemerkbar machenden Unruhe die Zwischen fälle sich gegenwärtig in einer für beide Regierungen durchaus befriedigenden Weise erledigten. * Pari», 9. Marz. Der amerikanische Commissar für die Welt-AuSstellung 1900, Credler, stellt die gestrige Mel dung des „New Bork Herold" in Abrede, daß 4r von seiner Regierung beauftragt sei, Schiffe im AuSlande an zukaufen. (Fortsetzung de» Teptetz in der 1. Beilage.) Maria «Vorlage die verbüadrtea Regierungen zur Stellung« nähme gegenüber den iu der Commission aufgetauchteu Lor« chlägen aufgefordert hat. Die betreffenden Verhandlungen md bis zur Stunde noch nicht beendet, so daß eine Beschlußfassung des BundeSrathS nock> nicht möglich war. In BundeSrathskreisen wird jedoch kein Zweifel daran ge legt, daß der Antrag Lieber einer einstimmigen Ab lehnung durch die verbündeten Regierungen begegnen und als die äußerste Grenze der von ihnen bezüglich der DeckungS- raze zu übernehmenden Verpflichtung der in der Resolu tion Hammacher ausgesprochene Gedanke angesehen werden wird. ES wird als fraglich betrachtet, ob eine entsprechende Erklärung bereits in der morgigen Sitzung der Budget commission abgegeben werden kann. Man giebt sich indessen in BundeSratbSkreisen der sicheren Erwartung bin, daß die Commission wie das Plenum sich mit einer solchen Erklärung begnügen wird. — Der „Nordostsee-Ztg." wird aus Bremerhaven geschrieben: „Der Kaiser verließ am Freitag voriger Woche den auf der Weser vor Anker gegangenen Panzer „Kurfürst Friedrich Wilhelm" auf einer kleinen Dampsbarkasse. Als dieselbe gerade um das Heck deS Schiffes derumbog, kam ihr ter Fischdampfer „Seestern" in voller Fahrt entgegen. Beite Fahrzeuge, welche sich erst im letzten Moment gegen seitig bemerkten, fuhren direct aus einander los. Den Zuschauern stockte der Atbem, denn eine vielleicht verhängnißvolle Collision schien unvermeidlich. Glücklicherweise besaß der Capitain deS „Seestern" die Geistesgegenwart, da» Ruder schleunigst hart Backbord legen zu lassen. So passirte der „Seestern" knapp hinter der kaiserlichen Barkasse. Der Kaiser hat sich, wie wie hören, höchst anerkennend über daS schnelle und schneidig ausgeführte Manöver deS FischdampferS ausgesprochen und sich den Namen des Schiffes und denjenigen des CapiiainS nennen lassen." — Der Kaiser machte gestern Nachmittag um 3 Uhr einen Spaziergang in den Thiergarten und erledigte, mS königliche Schloß zurückgekehrt, RegierungSgeschäste. Zum Thee saben der Kaiser und die Kaiserin bei sich den StaatS- secretair Tirpitz, den Gesandten Grasen Wolff-Metternich, den Corvetten-Capitain Cörper und Len Grafen KoSpotb. Heute Morgen nahm der Kaiser den Vortrag deS Ministers Thielen entgegen und arbeitete darauf mit dem Wirklichen Geheimen Rath vr. von LucanuS. — Der Kaiser nabm heute den Vortrag deS Reichs kanzlers in dessen Amtswohnung entgegen. — Am 25. März wird der Kaiser an Bord deS ScknelldampferS „Kaiser Wilhelm der Große" von Bremer haven aus eine voraussichtlich den ganzen Tag dauernde Fahrt in See unternehmen und bei dieser Gelegenheit da neueste und schnellste Schiff unserer Handelsmarine aufs Eingehendste in allen seinen Theilen besichtigen. — Die „Zeitschrift für Versicherungswesen" schreibt: „Die Vorarbeiten zu einem ReichSversicherungSgesetz sind zur Zeit soweit fortgeschritten, daß das Protokoll über die im Januar d. I. unter Hinzuziehung Sachverständiger statt gehabten Berathungen über das ReichSversicherungSgesetz jertiggestellt ist und sich bereits in den Händen der Theil- nebmer an diesen Berathungen befinden dürfte. An der Hand dieses Protokolls soll der Entwurf des Gesetzes über die privaten Versicherungsunternehmuiigen fertiggestellt und die Arbeit so beschleunigt werden, daß sie nach voraufgegangener Prüfung durch eine wenn möglich schon im April tagende RedactionS-Commission, der gleichfalls Versicherungs- Direktoren angebören werden, bereits im Sommer an den BundeSrath gelangen kann." — Die kleine protestantische Diasporagemeinde Dachau hat, wie die „Allg. Ztg." mittheilt, von der Kaiserin für den Betsaal eine Altarbibel mit eigenhändiger Widmung zum Geschenk erhalten. Auf der ersten Seite findet sich folgende Eintragung: Jes. 43, 16 „Der Herr macht im Meere Weg und in starken Wassern Bahn". Auguste Viktoria. I. k. — Aus CentrumSkreisen erfahren wir, daß in der gestrigen Sitzung der Fraktion die Generaldebatte über daS Flottengesetz zum Abschluß gekommen ist. Beschlüsse wurden auch gestern noch nicht gefaßt. Die Berathungen sollen deshalb heute Abend fortgesetzt werden. Es wird binzugrfügt, daß die von den Abgg. vr. Lieber und Müller- Fulda abgegebenen Erklärungen über die Nothwendigkeit und die Tragweite deS Gesetzes, sowie über die Deckungsfrage allgemein befriedigt haben. — Ja der Abendausgabe der „Deutschen Tageszeitung" vom 4. d. M. war nach der „Danziger Zeitung" mitgetheilt, daß durch amerikanisches Obst die San-Josö-SchildlauS nach Wrstpreußen verschleppt und neuerding« daselbst ausgetreten sei. Wie die Landwirthschaftskammrr für Westpreußea amtlich be» richtet hat, beruht diese Nachricht auf Erfindung. — Dem Abgrordaetenhausr ist der zweite Nachtrag-Vertrag zu dem StaatSvertrage vom II. November 1878, brtr. die Errichtung gemriuschaftlicher Schwurgerichte zu Gera und Meiaiugen, zugegaagen. Die Abg. Möller (nat.»Iib.) und Gen. haben einen Antrag »iagebracht, demzufolge di» vom I. April 1897 ab rin» geführte Gehaltsaufbesserung für die Lehrer an staatlichen höheren Lehranstalten auch aus diejenigen vom Staate und Änderen gemeinsam unterhaltenen Lehranstalten au-gedehnt werden soll, bei denen die betheiligten Städte die Uebernahme der Hälfte der Kosten für die Besoldungsausbesserong beschlossen und für ihre städtischen Anstalten eingesiibrt haben. — Dir dem Ab geordnetenhaus» demnächst zugehrnde Vorlage über die Neuregelung der Gehälter der Geistlichen wird, wie die „Kreuzztg." hört, Mehrausgaben in der Höhe von rund zehn Millionen Mark erfordern. — Die Commission deS preußischen Abgeordnetenhauses für die Privatdocenten-Borlage hat dieselbe gestern Abend iu zweiter Lesung mit 13 gegen 1 Stimme an genommen — leider unter Beseitigung der in der ersten Lesung beschlossenen wesentlichen Verbesserung, wonach anstatt deS StaatSministeriumS da» Oberverwaltungsgericht die zweite Instanz sein sollte. Nachdem der CultuSminister die Erklärung wiederholt hatte, daß die Aufrechterhaltung dieses Beschlüsse- da- Gesetz gefährden würde, erhielt keiner der verschiedenen neuen Anträge, welche in anderer Weise die Rechtsgarantien de» Entwurfs verstärken wollten, die Mehrheit; nur betreffs der Einzelheiten de» Verfahren wurden einige Aenderungen von geringem Belang beschlossen. — Abg. Sattler hat zur zweiten Berathung d«S Eisenbahn» etat« im Abgeordnetenhaus« «ater Abänderung seine» früheren Vor schläge» beantragt, daß statt de» Titel» „bau- und maschiaentrchatsch« Eisenbahnbetrieb-ingenieure" der Titel „Oberbahamrtster" ringeführt wird. — Staat-secretair von Bülow ist an einer leichten Grippe erkrankt und wird einige Tage da» Bett hüten müssen. — Dem Landrath Freiherr» v. Dalwigk zu LichtenselS in Hünfeld ist dir commissarisch» Verwaltung de» Landrathtamt« im Kreise Naumburg a. S- übertragen worden. * Könitz, 8. März. Al» ReichStagScandidat für den Wahl kreis Konitz-Tuchel wurde einstimmig der Orkonomierath Aly in Groß <klonia in einer Versammlung de» konserva tiven Wahlvereins ausgestellt. * Vraudenz, 8. März. Der „Graud. Ges." schreibt: Der nationalliberale LandtagSabgeordnete Sieg (aus dein Kreise Culm) wird von verschiedenen Seiten al» Compromiß- candidat aller Deutschen im Reichstag-Wahlkreise Graudenz- StraSburg vorgeschlagen. Auf Anfrage hat Herr Sieg sich bereit erklärt, ein RrichStagSmandat anzunehmen, wenn alle deutschen Parteien im Reich-tag-wahlkreise Graudenz-StraS- burg auf seine Person sich vereinen wollen. * Hamburg, 8. März. Der ReichStagSwahlverein von 1884 bat beschlossen, auch in diesem Jahre dem Fürsten BiSmarck zum Geburl-tage einen Fackelzug zu bringen, vorausgesetzt, daß der Gesundheitszustand dr» Fürste» dke ünnahme der Ovation gestattet. Eine Deputation de» Reichs« tag-wahlverein» wird sich in ven nächsten Tagen nach ßriedricb-ruh begeben und beim Fürsten dieserhalb anfragen. — DieWittwe de» verstorbenenvr.Kayser, de» vormaligen Direktor« der Colonialabt Heilung im Auswärtigen Amte, ersucht die „Hamb.Nachr." mitBezug auf einen früher von ihnen gebrachten Artikel mitzutbeilen, daß ihr Mann erst wenige Tage vor Abschluß de» Zanzibarvertrages da» Colonialamt übernommen habe. Er habe sich entschieden geweigert, den Vertrag, den sei» Vorgänger zu verantworten gehabt hätte, zu unterzeichnen, woraufhin vr. Krauel die» ge than habe. Ebenso sei eS mit dem Südwestafrika- Abkommen gewesen; er habe dasselbe trotz aller Bemühungen nickt rückgängig macken können, aber wenigstens einige Milderungen erwirkt. * Breme», 8. März. Der Senator vr. Hermann Gröniug, da- älteste Mitglied des Senats, ist, 75 Jahre alt, gestorben. * Oldenburg, 8. März. Im zweiten oldenburgischen Reichstag-Wahlkreise (Varel-Jever) haben die National liberalen den VersicherungSdirector HarberS-Oldenburg als Candidaten für den Reichstag aufgestellt. " Zerbst, 9. März. Ter anhaltische Landtag hat da- Vereinsgejetz einstimmig ohne Compensation ange» nommen. (Voss. Ztg) v. Mühlhausen, 8. März. Eine VertrauenSmänner-Ver- sammlung der Conservativen stellte nach einem Vortrag des Oekonomierath Wag ner-JngeSleben diesen als ReichStagScandidaten für den Wahlkreis Mühlhausen-Langen salza aus. Der bisherige Vertreter, Rittergutssitzer Klemm- Freienbessingen, hat eine Wiederwahl abgelebnk. * Trier, 9. März. Da« Ceutrum stellte im hiesigen Wahlkreise wiederum den seitherigen Abgeordneten Rintelen als ReichStagScandidaten auf. * Gotha, 9. März. Die Nachrichten über Herzog Alfreds Befinden lauten weniger günstig; er begiebt sich von Malta nach Villefranche. — Der Landtag wird erst nach Ostern zusamnientreten. -7- Altcubnrg, 8. März. In einer gestern Abend vom Alldeutschen Verband einberufenen öffentlichen Ver sammlung sprach der Corvettencapitain a. D. Graf v. Bern storfs über Deutscklandö Seeinteressen und die Flotten vorlage. Nach dcr beifällig ausgenommen«» Rede wurde eine Resolution an den Reichskanzler abgesandt, in der daS Einvcrständniß der Versammlung mit der neuen Flotten vorlage zum Ausdruck kommt. * BreSlau, 8. März. Die Deutsch-sociale Reform partei har nun auch in BreSlau (Land)-Neumarkt, also gegen Len conservativen Abgeordneten Grafen zu Limburg- Stirum, einen eigenen Candidaten, einen Rentier Ditt mar in Strehlen ausgestellt. — In dem Wahlkreis Grünberg- Freystadt, den jetzt der freisinnige RechlSanwalt Munckel vertritt, ist von Len Conservativen der Prinz Georg von Schönaich-Carolath ausgestellt worden. — Eine Vertrauensmänner - Versammlung der Cartellparteien des Wahlkreises Rotbendurg-HoyerSwerda stellte den bis herigen ReichstagSadgeordneten Grafen Arnim-MuSkau auch für die nächste Wahl als Candidaten auf. * Mannheim, 9. März. Anläßlich seine» heutigen 60. Ge burtslage» hat Commercienrath Heinrich Lanz eine Stiftung von einer Million Mart gemacht zur Unterstützung bedürftiger Arbeiter seiner Maschinenfabrik. * Karlsruhe, 9. März. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer erklärte Minister vr. Eisenlohr Namen» der Gesammt-Negierung, daß die Anträge der Mehrheit auf Einführung der direkten Wahl unan nehmbar seien. Nur wenn ein Weg, entsprechend dem Anträge der Nationalliberalen, beschritten würde, d. h. wenn zu den auS direkter Wahl hervorgehenden Abgeordneten Vertreter der Selbstver- waltungSorgane hinzuträten, würde die Regierung daS direkte Verfahren acceptiren. Die Abgg. Dree-bach (Soc.) uud Wacker (Cent.) griffen diese Erklärung scharf an. Wacker kündigte eine Mißtrauens-Erklärung speciell gegen vr. Eisen lohr an. Minister Vr.Eisenlohr wicS daraufhin, daß da» Gesammtministerium in der vorliegenden Frage einig sei und eine verfassungsmäßige Mehrheit für die direkte Wahl in der Zweiten Kammer gar nicht bestehe; aber auch wenn sie bestehen würde, würben die Erste Kammer und die Krone ihre Rechte wahren. Die Nationalliberalen erklärten sich mit diesen Worten einverstanden. DaS Centrum brachte folgenveResolution ein: Die Kammer wolle in Erwägung der ablehnenden Hal tung der Regierung gegenüber per direkten Wahl und in Erwägung, daß der Minister de« Innern bei den Wahlen eine Partei unterstütze, die im Widerspruch mit dem größten Theile deS Volkes sich befinde, ihr Bedauern aussprechen über die Stellungnahme der Regierung und den Wunsch ausdrückeu, e» möchte die direkte Wahl eingeführt werden und die Regierung in ihrer Gesammtheit wie in ihren ein zelnen Ressort» über den Parteien stehen. * Stuttgart, 9. März. Ja der Kammer der Abgeordneten widmete Präsident Payer dem heute verstorbenen Finanz minister vr. v. Riecke einen sehr warmen Nachruf. Am Sonnabend, dem Tage de» Begräbnisses vr. v. Riecke'S, fällt die Sitzung der Kammer au«. * München, 8. März. Der Ausschuß zur Berathung der BereinSgesetznovelle ist gestern zu seiner ersten und letzten Sitzung zusammengetreten, da der ganze Entwurf erledigt und einstimmig angenommen wurde. Bezüglich der Vor lage herrschte Uebereinstimmung darüber, daß sie gegen da» bisherige Gesetz einen großen und erfreulichen Fortschritt be deutet. In dieser Erkenntniß wurden auch die radikaleren Wünsche zurückgedrängt, auf die einzugehen die Regierung zu Beginn der Berathung mrt Entschiedenheit und mit vollem Recht ablehnte. Mit dem Entwurf, wie ihn die Regierung vorgelegt, hat sie, da- hat die „Allg. Ztg." den seiuerzeit gemachten Bemerkungen eine» preußischen conservativen Blatte» gegenüber ausdrücklich hervor, in höchst dankenS- werther Weise dem einstimmigen Wunsche aller Parteien und de» ganren bayerischen Volke» entsprochen und keines wegs „radikalem" Drängen nachgegeben. — DaS Centrum stellt den Landtagsabgeordneten Kaufmann Aigner im Reich-tag-wahlkreise Kehlheim dem bisherigen Vertreter vr. Sigl gegenüber. Oesterreich-Ungarn. Die Coburger * Wien, 9. März. Der Kaiser stattete heute dem Fürsten und der Fürstin von Bulgarien im ^7 Coburg einen Besuch ab. 8«r inneren Lage. * Prag, 9. März. Der Vollzugs-Ausschuß der j tschechischen Partei faßte eine Resolution, in w erklärt wird, daß die neuen Sprachen-Berordnungen de» Ministerium» Gautsch die Partei nicht zufrieden stellten, und welche weiter besagt, daß von der jung- tschechiscken Partei dem Abgeordneten Kaizl die Annahme de» Finanzministerposten» nicht verwehrt werde. Doch wird der Partei angerathen, sich völlige Action»«Freiheit zu wahren.
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