17 Demonstration auf der Prager Straße am 8. Oktober. Vorn die Bildung der Gruppe der 20, Foto R. Pohl gesetzter Untersuchungsausschuß registrierte in dieser Zeit allein für den Bezirk Dresden insge samt 181 Gewaltanwendungen bei Festnahmen, 199 im »Zentralen Zuführungspunkt«, 136 in der Strafvollzugsanstalt Bautzen und sechs in Görlitz. 17 ' Modrow als Verantwortlicher für die Übergriffe erklärte später, daß »die Angst unseres Apparates [...] zur Entgleisung geführt« hätte. Durch die Massenfestnahmen sei »vielerorts ein Haß gewachsen, von dem ich heute weiß, daß er ein letzter entscheidender Grund für tausendfache Abkehr vom Sozialismus wurde.« 18 ' Seine eigene Haltung sei »von einer Überforderung der Gefühle und Handlungsfähigkeiten« geprägt gewesen. ' Während es am 6. Oktober in Berlin und Leipzig relativ ruhig blieb, kam es am Abend in Dresden erneut zu gewaltsamen Auseinandersetzungen und zu zahlreichen Festnahmen. Nach einem Friedensgebet in der Dresdner Kreuzkirche, an dem sich etwa dreitausend Menschen be teiligt und bei dem der Dresdner Superintendent Christof Ziemer erneut zu Gewaltlosigkeit aufgerufen hatte, bildete sich auf der Prager Straße ein Demonstrationszug mit etwa fünftausend Menschen. Sie riefen »Wir bleiben hier, Reformen wollen wir«, »Gorbi«, »Wir wollen Forum«, »Wir wollen raus« sowie »Menschenrechte und Freiheit« und sangen »Die Internationale«. Zwi schen 21 und 23 Uhr gingen die Sicherheitskräfte mit Sonderausrüstung, Tränengas und Schlag stöcken gegen die Demonstranten vor und verhafteten 367 Personen. Gegen 21.35 Uhr befan den sich nach Polizeiangaben vor dem Hauptbahnhof unter den Demonstranten dreihundert Personen mit Sturzhelmen, Spraydosen und Knüppeln. Auch vor dem Rundkino auf der Prager