Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.04.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980402021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898040202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898040202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-04
- Tag1898-04-02
- Monat1898-04
- Jahr1898
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Abend-Ausgabe ripMerIaMalt Lrnck and Verlag von L. Pot« t» LripztA 92. Jahrgang Sonnabend den 2. April 1898. 1S1.lv »I«,IO <r«iä Sri« ^enilletsn LOLS ) »SSV ) SSV zu 14525 vivo »100 »72 5 ll 0 S l) » i.ikroö. K.8k»r. W 4S7S lovoo 128L0 10200 8600 7200 52» ssav »4V 47»O 1V7VV isooo 7275 SSVV 800 Lie Morgeu-Au-gabe erscheint nm '/.? Uhr, di« Abend-Au-gabe Wochentag« nm ö Uhr, i«d» VM >iw). »soo Ivso 8380 2400 282» SSVV e«ii n-VIso fn.-rr. »r .8t.-kr. tt. reden rlied «ioretretens erdituk« »ok au nein, »pltter v»r Oedisten Von» »uk Lllul« <t«^ Mo Dato «rdolt, treue» 8outU 1V1.S0 131,— ss.es 58,7 7 >i, I^0.4o 47,80 ssW* W 294.— 3350 Ivso 3440 134,4V SS,so s»i« 107.L0 »,70 1VS.1V 1V0.1V SV.7S Adv SL^V SS,7V V8S0 sich verheirathet. Ein Mädchen, das in einem Handschuhgeschäft als Verkäuferin angestellt Ivar, hatte seine Liebe gewonnen, und nachdem sie ihm etwa ein halbes Dutzend Handschuhe verkauft und ihm den linken jedes Paares über die schlanke Hand gezogen hatte, führte er sie in der Ueberzeugung, ohne sie nicht leben zu können, zum Altar. Den Vater davon zu benachrichtigen, hatte er nicht für nöthig gehalten. Was hätte es auch für einen Zweck gehabt! Er hätte dem alten Herrn nur einen bösen Tag bereitet. Zwei Jahre warm seit der Hochzeit vergangen; ein Kind, ein reizendes, goldhaariges Mädchen, hatte zum Liebesglück das Elternglück gebracht. Aber Krahnepuhl erschien ihm seitdem wie eine Insel im fernen Weltmeer. Und jetzt, was waren das für heimathliche Stimmen, die zu ihm sprachen? Er schalt sich selbst wegen seiner Sentimentalität und eilte rüstigen Schrittes seiner Wohnung zu. Als er die vier Treppen hinaufstieg, leuchtete ihm von obm ein Lichtschein entgegen. Fränzchen war, wie immer an diesen Abenden, wach geblieben und stand nun mit der Lampe am oberen Treppenabsatz. Das war natürlich eine riesige Dummheit von ihr, und Richard hatte oft darüber gescholten, aber schön war es doch. Mit glücklichem Gesicht empfing ihn sein liebes Frauchen, und drin im Zimmer schloß sie ihn in ihre weichen Arme, um ihn so bald nicht wieder los zu lassen. Hand in Hand gingen sie sodann zu dem kleinen Bettchen, welches ihren Liebling barg, und im Anschauen des süßen Gesichtchens kamen sie zum tausendsten Male zu der Ueberzeugung, daß das kleine Gretchen doch ein possirlichcs, bildhübsches und liebreizendes Thierchen sei. Am nächsten Sonntagmorgen saßen sich Richard und Fran ziska am Kaffeetisch gegenüber. Die junge Frau hatte blaue Augen und goldblondes Haar, das wie lichter Sonnenschein auf ihrem Scheitel lag und das liebevolle Gesicht umrahmte. Dieses Gesicht hätte eine dankenswerthe Studie für einen Maler abgeben können. Das zierliche Stumpfnäschen gab ihm einen etwas kecken Ausdruck, während die sanften, zuweilen schwärmerisch blickenden Augen eine Tiefe und Weichheit des Gemüths ver- riethen, wie man sie auch bei Frauen nicht allzu häufig findet. Die hohe Stirn deutete auf die Fähigkeit ernster Ueberlegung; der kleine Mund dagegen schien nur zum Scherzen und Küssen gemacht zu sein, und das zierliche Kinn verrieth die Neigung zur harmlosen und graziösen Plauderei. Diese Gegensätze aber wurden zu einem harmonischen Tanzen vereinigt durch einen Schmelz, der wie seelische Verklärung auf dem Gesicht lag und ihm den Charakter des echt Weiblichen verlieh. Der weiß« Teint war von einer sanften Röthe belebt; aber auf der Nase saßen einige Sommersprossen, die in dem sonst tadellosen Bilde wir eine Laune des Künstlers erschienen. Wie oft hatte Richard Extra-Beilagen (gefalzt), uur mit d« Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderunz' SO.—, mrt Postbeförderuog 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Lbead-Ausgab«: vormittags 10 Uhr. V2»r-en-A»«gabe: Nachmittag« 4 Uhr. vei den Filialen und Annahmestellen je ein» halbe Stunde früher. A»tei»e» find stet« an die Gxhehiti«» «a richte». rtor. din.Lnl. a«. a». olär«ot» roa«ar. »r. Lai. dtaod-kr kuoivo Ud.krio». l.NI,?r. >»<m rck«a tlldeab »r« Filialen: ktt« Klemm'« Vortim. (Alfretz Hahn), Untversitätrstraße 3 lPaulinuw), Louis Lösche, Kitharinenftr. i«, pari, und KöoigSpl^ 7. sss «7 «US 417 5i5 Ne-action na- Erveditiou: Aohanne»«affe 8. Li« Expedition ist Wochentag« »nunterbrocha» ««öffnet von früh 8 bi« Abeud« 7 Uhr. Der Kampf mit öem Schicksal. Roman von Hermann Heinrich. Nachdruck verbalen. Dir Mutier hat der Knabe kaum kennen gelernt. An ihrer Stelle empfängt ihn die gutherzig derbe Haushälterin und die Schwester, die ihn zärtlich in ihre Arme schließt. Nach dem Mittagbrod führt sie ihn auf den Wirthschaftshof. Er darf auf dem Pony reiten, den ihr der Vater zum Geburtstag ge schenkt hat. Die jungen Ferkel muß er bewundern, die zierlich und weiß wie die Marzipanschweinchen in den Schaufenstern mit dem Mutterschwein auf dem Hofe umhertrollen. Dem Sultan an der Hundehütte muß er seinen Besuch machen und ihm, der dem kleinen Herrn kosend die Hand leckt, das wollige Fell streicheln. Und der prächtige Hahn führt dem Ankömmling in komischer Majestät seine große und kleine Familie vor, und das Bäckchen umkreist ihn in lustigen Sprüngen, und der kräftige Mistduft aus den Kuhställen zieht kosend herüber, und aus jeder Ecke des weiten winkeligen Wirthschaftshofes tönt ihm der trau liche Willkommensgrutz entgegen. Ein Schatten geht über die Landschaft. Der Schornstein dampft, die Arbeiter rufen, der nasse Thon fliegt klatschend und spritzend in die Formen. Richard'« Herz zieht sich zusammen, und wie ein leiser Klageton zieht es wehmllthig durch seine Seele: „Ich kann nicht nach Hause, hab keine Heimath mehr." Noch steht die Ziegelei, noch dampft der Schornstein, noch ist Amtsrath Köhne unumschränkter Herr auf Krahnepuhl. Aber der Sohn ist verstoßen. Wer es wagt, sich dem Willen des alten Herrn zu widersetzen, ist auf Krahnepuhl unmöglich, und Richard hat es gewagt. Er wollte nichts wissen von der väterlichen Kunst, er verachtete die „Clamottenbäckerei" aus tiefster Seele, er konnte den herrischen Geist des Vaters nicht ertragen. Zurück nach dem schönen, lustigen Berlin zog es ihn, wo er auf Wunsch des Vaters sich zu einem tüchtigen Kaufmann ausgebildet hatte. Es gab eine etwas laute Auseinandersetzung zwischen dem alten und dem jungen Herrn, es gab einen „Krach", und Richard war frei wie der Vogel in der Luft. Der Riß war unheilbar, das wußte Richard, denn wenn auch der böse Abschied noch einmal hätte Lbertuscht werden können, so hatte Richard doch noch eine That begangen, die der Vater, tvenn er sie gekannt hätte, niemals verzeihen konnte. Er hatte spottenden Zustände im Kirchenstaate zu den Zeiten Antonelli'S. So haben sich überall in der Welt der Klerikalismus auf der einen Seite, Recht nnv Freiheit auf der anderen zu allen Zeiten feindlich gegenüber gestanden. ES verlohnt wohl, daran in einer Zeit zu erinnern, in der die Klerikalen für einen dem Reiche von einem Tbeile deS CcntrumS mehr oder minder willig und uneigennützig ge leisteten Dienst ihre Belohnung fordern, und es verlohnt, besonders daran zu erinnern, weil mit diesen schönen Worten nicht nur die Regierung cingcfangeu werden sollen, sondern auch jener unverbesserliche Thcii der Liberalen, der sich grund sätzlich von jeder wohlklingenden Freiheitsphrase einsangeu läßt. »40 »0 2500 W SS» 12800 1VLV «71.- 220,— 57^80 sich; sein Mocgengruß klang ernst, und nur mit Reserve ergriff er die fleischige Hand des Schwiegervaters. „So früh?" fragte er. „Jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heils", entgegnete mit schwärmerischem Augenaufschlay der Alte. Es waren die großen, blauen -lugen Franziska's, aber sie hatten einen starren, strengen Ausdruck. „Ich habe den Herrn uni Eure Seelen gebeten, und er hat sie mir verheißen. Und darum, liebe Kinder, heute, so Ihr seine Stimme höret, so verstecket Eure Herzen nicht." „Laß das, Vater!" entgegnete Richard abweisend. „Setz Dich und trinke eine Tasse Kaffee. Du bist auf dem Wege zur Ge meinde. Du wirst Dich beeilen müssen, wenn Du nicht zu spät kommen willst." Der Alte setzte sich, aber essend und trinkend setzte er seine Rede fort. Richard erfuhr, daß der Antichrist am längsten triumphirt habe, da das Erscheinen des Herrn nahe bevorstohe und dann das tausendjährige Reich beginne. Die Auserwählten sollten sich rüsten mit dem Oel des Geistes, um das Nahen des Bräutigams nicht zu versäumen. „Die Auserwählten? Wer ist das?" fragte Richard. „Wir sind es, die Mitglieder der apokalyptischen Gemeinde", entgegnete der Vater mit Selbstbewußtsein. „Wohl dringt auch in die anderen christlichen Gemeinden zuweilen ein Strahl gött licher Offenbarung, aber das ganze, ungecheilte Licht ist nur uns gegeben." „Und was wird mit allen Anderen?" „Sie werden sich, sofern sie zu den Auserwählten gehören, uns bekehren, wenn nicht, so sind sie verloren." „Verloren, wie?" „Sie werden in die ewige Pein gehen." Richard sah den Alten ernst an. „Das ist eine barbariscbe Anschauung, Vater. Nimm es mir nicht übel, aber wie kann ein normal veranlagter Mensch so etwas glauben!" „Gerecht ist sie, mein Sohn, nur gerecht. Ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen, und ein jeglicher Baum, der nicht gute Früchte bringet, wird abgehcruen und ins Feuer ge worfen. Das ist die Logik des Reiches Gottes." „Du sprichst von den Anserwählten. Wann findet denn die Auswahl statt?" „Am Anfang, denn wie sagt der Psalmist? Tu sähest mich, da ich noch unbereitet war. Du hast alle Tage in Dein Buch geschrieben, die noch werden sollten, und derselben keiner da war." „So könnte ich also gar nichts dazu thun?" „Nein, denn wir werden nicht durch unser Verdienst gerecht." „Dann wäre also unser Leben von Ewigkeit vorher be- 8S.4O 18b,SO S04.SS VS.SO I83S5 177.7» 177,7» 187,60 117.80 11S.00 77,90 -),7S nach der Sitzung des Cabinrts ein Resumö der gestrigen Depesche des Gesandten in Madrid, Woodford, bekannt gegeben. Wooc- ford benachrichtigt darin die Vereinigten Staaten, vaß der Genera!- gouveriieur von Cuba, Bianca, dir Verordnung hinsichtlich dec „Reconcentrados" in den West-Provinzen aufgehoben habe. T e spanische Regierung habe Blanco einen Credit von 3 Mill. Peseta-, zur Verfügung gestellt, um der Landbevölkerung die Möglichkeit zur Wiederaufnahme ihrer Arbeit zu verschaffen. Spanien werde d e Hilfe der Vereinigten Staaten zur Unterstützung der Nothleidendeu nach dem jetzt zu Recht bestehenden lieberem- kommen annehmrn. Schließlich schlage Spanien vor, die Mah nahmen zur Erreichung eines ehrenvollen Frieden« dem kubanischen Parlament, ohne dessen Mithilfe Spanien zu keine»! endgiltigen Ergebniß gelangen könne, zu überlassen, wobei wohlverstanden die durch die Verfassung der Central- Regierung vorbehaltenen Machtbefugnisse nicht geschmälert werden dürsten. Spanien werde keine Einwendungen gegen die Einstellung der Feindseligkeiten machen, wenn die Aufständischen den Generalgouverneur darum er suchen. Letzterer werde alsdann die Tauer und die Bedingungen für die Einstellung der Feindseligkeiten sestsetzen. Der Ministerratb wird Nachmittag 5 Uhr wieder zu einer Sitzung zusammentreten. — Der Senat und das Repräsentantenhaus haben sich bis Montag vertagt. Tie Botschaft Mc Kinley'S wird nicht vor Montag an den Congres; gelangen. "Paris, I. April. Wie der „Lemps" au« Madrid meldet, war der Hanptpuuct der amerikanischen Vorschläge, welcher von Spanien abgelehnt wurde, derjenige der Einstellung der Feind seligkeiten mit allen Consequenzen. Man frage sich in Spanien, wie Mac Kinley es für möglich halten konnte, daß eine 110 00t) Mann starke Armee mit 60000 dem Mutterlande treu gebliebenen Freiwilligen diese Vorschläge annehme, man frage sich ferner, wie die Vereinigten Staaten das Eigenthum und die Interessen der Spanier gegen die Separatisten beschützen wollen und ob Mac Kinley nicht begriffen habe, daß dynastische, und innere politische Erwägungen die spanische Regierung zwängen, selbst vor dem Kriege nicht zurückzuschrecken, um die amerikanische Intervention zuiückzuweisen. In der „Maine"-Frage könne. Spanien die cioilrechtliche Verantwortung nicht zulassen. Die Frage betr. Reconcentrados habe Spanien dadurch ««löst, daß es denselben die Heimkehr gestattete und Unterstützungen znwandte. Hiernach haben die Vereinigten Staaten von Spanien zwar nicht die sofortige UnabhängigkeitSerklärung für Cuba verlangt, aber waS sie ihm ansinnen: die Niederlegung der Waffen, ist von ihnen nicht anders gemeint und kommt auf dasselbe hinaus. Die Einstellung der Feindseligkeit durch General Blanko soll offenbar die Zurückziehung der spanischen Truppen folgen und die nothwendige Folge derselben wäre dann die Proclamation der Republik Cuba oder der Anschluß der Insel an die Union. Wir hielten von vornherein daran fest, daß die Madrider Regierung solche Zumurhungen zurück weisen werde und müsse, und ihre Antwort ist denn auch bei allem durch die veränderte Sachlage gebotenen Entgegenkommen so ausgefallen, daß sie der Würde der Nation nichts vergiebt und Cuba nicht preiSgiebt. Spanien will niit den Aufständischen von Neuem über die künftige Gestaltung des Verhältnisse« der Colonie zum Mutterlands verhandeln — und wir zweifeln nicht, daß es jetzt eine weitgehende Autonomie gewähren wird — aber die Au - a Nur« Anzeiger. Ämlsvlatt -es Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes «nd Nottzei-Ämtes der Ltadt Leipzig. 2»L,10 SOM 10S,»L 100 — 8» »10,— 474.— 88,2» 159 50 287,30 2SS,7b ISS,— ISO,SV 17S,— 220,— 180,10 Wo° 217,»0 182,80 289,75 72,2» 188.40 102.2» 232,— abweichenden Standpunct einnahm, von dem aus er auch im Plenum die Anträge auf Einführung der facultativeii Civilehe bekämpfte. Herr v. Buchka hat sich sowohl im Reichstage bei allen Parteien als auch im Ausschüsse der Deutschen Colonial- Gesellschaft, Lessen thätiges Mitglied er ist, durch sein osfenes, von jeder bureaukratischen Engherzigkeit sreies Wesen, sowie durch klare und besonnene Auf- fajsuug Achtung und Freunde erworben. Diese Eigenschaften und die durch seine langjährige Wirksamkeit in Rostock gewonnene Vertrautheit mit Schifffahrt und Handel lassen die Erwartung berechtigt erscheinen, das; die coloniale Verwaltung unter der Leitung des Herrn v. Buchka in gutem Einvernehmen mit der Mehrheit des Reichstags gesührt werden wird." Besonders schmerzlich werden unsere „Afrikaner" bei Herrn v. Buckka die durch persönliche Anschauung gewonnene Kenntniß der Verhältnisse in unseren Schutzgebieten vermissen, die Herrn vr. Kayser besonders zu statten kam und überall den Wunsch rege machte, der Nachfolger deS Herrn v. Richt hofen möge den Reihen der „Fachmänner" entnommen wer den. Warum auf die Erfüllung dieses Wunsches verzichtet worden ist, wird man wohl noch erfahren; einstweilen muß man sich mit der Erwartung trösten, Herr v. Buchka werde jenen Mangel durch gründliche Studien und vorurlheilsfreie Prüfung der von den Colonialbeamtcn einlaufenden Berichte auszngleichen suchen. Daß er in der Civilehefrage von seiner Partei sich getrennt hat, läßt wenigstens auf einen selbst ständigen Charakter schließen, der auch in dem ihm über tragenen Amte sich weder beeinflussen noch zum Schablonisircn verleiten lassen wird. Wie bereits gestern mitgetheilt wurde,stellt die „Germ an ia" in einem Glückwunschartikel zum Geburtstage des Fürsten Hohen lohe die klerikale ProgramniforScrung für die nächste Zukunft auf: Recht, Gerechtigkeit und Freiheit. Ein glückliches Vaterland könne nur geschaffen werden, wenn Recht und Freiheit darin walteten; Gerechtigkeit sei das Fundament der Reiche. Was die „Germania" da sagt, ist eine Anschauung, die Wohl von jedem Menschen im weiten Vaterlande unterschrieben werden kann. Die Frage ist uur, was unter den Begriffen ver standen wird. Was die Klerikalen darunter verstehen, darüber kann man sich klar werden, wenn man betrachtet, waS sie in Deutschland verlangen und was sie in Ländern, wo sie einmal die Herrschaft gehabt haben, vurchzusetzen gewußt haben. In Deutschland beanspruchen sie nichts Anderes, als die völlige Nicderdrüctüng der geistigen Freiheit. Lehrer und Gelehrte sollen nur im Sinne deö Klerikalismus unterrichten dürfen, Büchern, die geeignet sind, Bildung und Aufklärung im Volke zu verbreiten, soll die Möglich keit weiter Verbreitung entzogen werden. Und wie hat der Klerikalismus in Ländern, in denen er herrschte, die Begriffe des Rechts und der Freiheit aufgefaßt'? Man denke nur an das klerikale Regiment in Frankreich unter Ludwig XVIH. und Karl X. mit dem berüchtigten Gesetze gegen den Kirchenfrevel, wonach Diejenigen, die außerhalb der katholischen Kirche standen, für eine bloße Unvorsichtigkeit mit den grausamsten Strafen belegt wurden; man denke an die Verhöhnung jeder wirklichen Freiheit in Frankreich in den 50er Jahren, als die Beichtväter die französische Politik lenkten und der freche klerikale Journalist Veuillot jede freisinnige Regung begeiferte; man denke daran, wie jetzt eben wieder der zu neuer Kraft erwachsende Klerikalismus in Frankreich Freiheit und Recht zu unterdrücken sucht, so daß Frankreich nur noch eine Scheinrepublik ist; man denke an die Verfolgung von Recht und Freiheit in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts in Spanien unter Ferdinand VII., man denke an die den Begriffen von Recht und Freiheit Politische Tagesschau. * Leipzig, 2. April. Nicht geringe Ueberraschung ruft die von der „Nordd. Mgem. Ztg." gemeldete Ernennung des ReickstagSabgeord- ncten v. Buchka rum Direktor der Colouialabtheilung des Auswärtigen Amtes hervor. Noch am 31. März war der „Schles. Ztg." und dem „Hamb. Corr." aus Berlin ge schrieben worden: „Nach Erledigung des Reichshaushalts für das beginnende Rechnungsjahr durch den Reichstag muß die Stelle des Colonial« Lirectors neu besetzt werden. Ganz besondere Schwierig keiten scheinen bei der Besetzung dieser Stelle vorhanden zu sein; denn thatsächlich ist noch keine Persönlichkeit dafür gesunden worden, obwohl schon seit Wochen nach einer solchen gesucht wird. Dem Anscheine nach scheuen sich viele Beamte, an welche bezügliche Anfragen gerichtet worden sind, diesen Posten anzunehmen, der viele neuartige Anforderungen stellt. Genau anderthalb Jahre hat der Frhr. von Richthofen die Colonialverwaltung geleitet und namentlich die Abrundung und Selbstständigmachung der Colonialverwaltung zum Abschlüsse gebracht. Diese anderthalbjährige Periode kann wohl als eine Zeit der Ruhe bezeichnet werden, denn die Beratungen über die Etats der Schutzgebiete im Reichstage sind 1897 und 1898 so still und glatt verlausen, wie inan es seit Jahren nicht gewohnt war. Zu Zeiten des Or. Kayser bekamen die Erörterungen über die Schutzgebiete einen erregten politischen Charakter. Unter dem jetzigen Director, der allem Parteiwescn fernsteht, war kein Anlaß zu solchen Debatten vorhanden und die Erledigung der Etats ging glatt von statten. Wenn nun der neue Tirector Der Eolonialabtheilung auch eine im Allgemeinen günstige Lage vor- sindet, so wird eS vor Allem darauf ankommen, daß die Colonial verwaltung eine größere Stetigkeit erhält, daß sie eine Reihe von Jahren in denselben Händen bleibt; denn nur auf diese Weise können die erwarteten und nothwendigen Erfolge cintreten. Dazu lammt, daß sich die Schutzgebiete immer mehr vor unseren Beobachtungen eröffnen; neue Culturgebiete treten hervor und auf weitere Landstriche muß unsere Verwaltung ausgedehnt werden. Rur eine systematische und stetige Verwaltung vermag hier das Mthige zu leisten". Und nachdem am 31. März daraus hiugewieseu worden war, wie viele neuartige Anforderungen der künftige Colonial rirector zu erfüllen haben werde, kommt am I. April die Meldung von der Ernennung eines ManncS, von dessen bis heriger Beschäftigung mit colonialpolitischen Angelegenheiten in weitere Kreise noch keine Kunde gedrungen ist. Die „Nordd. Allgem. Ztg." selbst weiß von ihm nur daS Folgende zu berichten: „Gerhard v. Buchka ist am 22. December 1851 zu Neu-Strelitz geboren. Lei Beginn des Feldzuges 1870 trat er als Avantageur in das 1. Großh. Mecklenburgische Dragoncrregiment Nr. 17 ein, in welchem er während des Krieges Officier wurde. Jin Jahre 1873 im mecklenburgischen Justizdienst angestellt, wurde er 1879 Land« gerichtsrath in Schwerin, 1884 Landgrricht-director in Güstrow. Seit 1886 ist er Ober-Laudesgerichtsrath in Rostock. Im Reichs tage, in welchen Herr v. Buchka 1893 gewählt wurde, gehört er -er conservativen Partei an, die er ost als Redner vertreten tat. Insbesondere war er bei der Berathung deS Bürgerlichen Gesetzbuches Mitglied der Commission. Auf Wunsch seiner ssraction schied er aus dieser Commission aus, da er über die vbligatorijche Civilehe eine» von der Mehrheit der Fraction VezugS.Preis O har Hallptrxpedittou oder den ta» Stadt bezirk und den Vororten errichteten Au«- aabestellea nbg « holt: vierteljährlich ^4 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« KLO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich >4 S.—. Direcre tägliche Kreuzbaadieadung tu« Ausland: monatlich ^4 7.50. 545,— 717.— aal-HoUsa »478 1»««» l — llieoot I — Di: Jungtschechcn haben im österreichischen Abgeord netenhause einen dringlichen Antrag eingebracht, nach welchem sämintliche Staatsbeamte in Böhmen beider Sprachen mächtig sein müssen, d. h. sie haben den Inhalt der Badeni'schen Sprachenverorvnungen in seinem wichtigsten Puncte wieder ausgenommen. Sie mögen dazu durch die Rede deS Grafen Palffy ermuthigt worden sein, der Namens des feudalen Großgrundbesitzes erklärte, ocn Ausbau des böhmischen SlaatsrecbtS fordern zu müssen, und der hinzu fügte, an dem festen Zusammenhalten der Majorität sei nicht zu zweifeln. Wenn auch der jungtschechische Antrag die mühsam wiederhergestellte Ruhe im Abgeordnetenhause empfindlich zu stören droht, so hat er doch in einer Beziehung sein Gutes! Er wird nämlich ein Prüfstein sein l) dafür, ob Graf Palffy mit seiner Behauptung von dem festen Zusammenhalten der Majorität recht hat, und 2) dafür, ob die deutsche Minorität, die in der letzten Zeit etwas erschüttert worden ist, sich wieder geschlossen zusammcnfindct. Was das Zusammenhalten der Mehrheit anbetrifft, so wird cö sehr interessant sein, zu be obachten, ob die deutsche klerikale Partei angesichts deS Hcrolv'schen Antrages, der ein Faustschlag iu daS Gesicht deS DeutschlhumS ist, noch in der Mehrheit wird verbleiben können. Versucht sie cS, so ist die Spaltung, von der sie neulich schon bedroht war, nicht mehr zu vermeiden; die klerikalen Abgeordneten ans den Alpenländern Wenigsten werden dann ohne Weiteres auS der Partei austreten müssen. WaS die deutsche Mino rität anbetrifft, so wird es vor allen Dingen Sache des verfassungstreuen Großgrundbesitzes sein, zu zeigen, daß die Erklärung, durch deu Eintritt Bärn- rcithcr'S werde nichts an der nationalen Gesinnung deö Großgrundbesitzes geändert, ernst gemeint war; dann aber werden auch die wieder etwas unsicher gewordenen Christlichsocialcn und die ungebärdigen, aber konsequenten Radikalen der Schönerer'schen Richtung wieder zu festem Zusammenschluß mit den deutschen Hauptgruppen kommen. Schließlich ist der Antrag ein guter Prüfstein für da« Ministerium; eS wird zu zeigen haben, ob eS dem jung tschechischen Hochmuth besser begegnen kann, als Badens und Gautsch. Wenn nicht, dann wirb voraussichtlich auch die deutsche Fortschrittspartei endlich ihre abwartende Haltung aufgeben. So ist in diesem Falle Herr Herold vielleicht die Kraft, die stets das Böse will und stet- daS Gute schafft! Auch heute steht die Entscheidung über Cuba noch aus, aber sie ist alsbald zu erwarten. Die Antwort Spanien ans die Note der Vereinigten Staaten-Regierung ist in Washington eingetroffen und dem Ausschuß deS Senats für auswärtige Angelegenheiten in der gestrigen Nachmittags sitzung mitgetheilt worden. Ihr Inhalt wird in den folgenden unS zugegangenen Meldungen skizzirl: * Washington, 1. April. Die Regierung hat unmittelbar i — i »tvo ! »925j — ° »acdt, Seraer :»t«v»k»U Noä IIa. UI 8tri»d. tr»»»d. k-lercksd. ra»»ad Strand, latioa Sa»nt. ksre». ?döol« VUüiIm IsLtk-L Wick kksräb. dtioo »d.-ö«<t. ltxsdorv IS2.80 ,— St.-L. 290,— U 8 0 0 o o 0 v o o 0 o o 0 b diese Sommersprossen geküßt, wie oft versichert, daß gerade sie dem Gesichte seiner Frau einen gewissen pikanten, unwidersteh lichen Charakter gäben! Die Gestalt Franziska's war schlank und von schöner Fülle, ihre Bewegungen waren weich und an- muthig. Richard's Freunde konnten es zunächst nicht verstehen, daß der wählerische und anspruchsvolle Richard sich mit einer Verkäuferin verplempert hatte. Als sie Franziska aber kennen gelernt hatten, verstauben sie es, und es gehörte für sie zu den vornehmsten Vergnügungen, wenn sie ihn auf ein Plauder stündchen besuchen konnten. Der sonst so gesprächige Ehegatte war heute ernst und schweig sam. Zwar fühlte er sich von Aberglauben völlig frei, und die übermüthige Charakteristik Willy Ender's von gestern Abend war nichts weiter als «ine satirische Herausforderung. Aber das Erlebniß mit der Sibylle lag ihm doch in den Gliedern, und die Erregung zitterte in seiner Seele nach. Franziska plauderte in ihrer Weise von Gretchen und dem Anzeichen einer enormen Begabung des süßen Kindes, von den kleinen Sorgen des Haus halts, von gestohlenen Frühstücksbeuteln und den immer kleiner werdenden Brödchen, vom nahen Osterfest und dem Nest des Osterhäschens, das für Gretchen natürlich nicht fehlen durfte. Plötzlich unterbrach sie sich mit der Frag«: „Aber was ist Dir, Richard? Ist Dir etwas Unangenehmes passirt?" Richard verneinte lebhaft und Lberzeugungsvoll. Seine Frau sollte von der dummen Geschichte nichts erfahren. Er selbst war ja vorurtheilsfrei, aber Franziska hätte sich über das Orakel vielleicht Sorgen gemacht. Er riß sich mit Gewalt von seinen Empfindungen los und bemühte sich, mit leichtem Ton auf das Geplauder seiner Frau einzugehen. Bald ertönte die süße Stimme des Kindes aus dem Schlafzimmer, und Beide eilten, den wichtigen Moment des Erwachens und Aufstehens nicht zu verpassen. Das Kind stand aufgerichtet am Gitter des Bestehens und streckte den Eltern mit glückseligem Lallen die Händchen ent gegen. Es wanderte von Einem zum Andern. Zehnmal wurde ihm der Gutenmorgenkuß auf dir schwellenden Lippen gedrückt, bis es mit den Eltern zum Kaffeetisch wanderte, um von der zärtlichen Mutter sein Pappenpappen zu empfangen. Das Sonntagsidyll wurde durch schrilles Klingeln unter brochen, und durch die geöffnete Thür schritt majestätisch und mit festem Schritt der Vater Franziska's. Er war ein kleiner untersetzter Herr mit glattrasirtrm Gesicht und schwarzem Geh rock, der bis an den Hals zugeknöpft war. Das geübte Auge erkannte in ihm sofort den Talmipastor, den Leiter irgend einer religiösen Secte, der den Auserwählten seiner kleinen Gemeinde König, Priester und Prophet ist. Richard's Gesicht verfinsterte N«zeige«»Preir tzte 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf^ Mielamen «nter demRedactiontstrich (4>» halte») SO^, vor de» ^amiliennackirickt«» (6 gespalten) 40-g. Größere Schriften laut »userrm Prei«- »erzeichaiß. Tabellarischer und giffrrnsatz »ach höherem Tarif. riv. S. S roatod. 8. 8. I L Oommr« «tltr^»I. na« v. 1894 ISS«' 8tr«wm ^L-8ti»r.i 1»^ kutr.-aet j 111^ S. «INI» «oU«N rd«ak I-oo», llo lloot»» IS2H0 > Hoat«a Lottea !t>« t-IItt«« r V«ct»«I >oa» ot«a «akaotso 8atk»r»o «tied «ovMitoder «a. I-ooat »«rtd« Iramv«^ »08.— US 8RR»v. tapkbe „Noe- .S9«»r»4«iu' kr »Dkmottar l7Mvaa«a»»li>r .Io/« !-«oiüo rckoeld « l. , LsrUa, Vater t I 10LS a. IL20. wraoitd. 100,20 lalood. tcktovitd isrdatui mploa Iiooat s, Selck VVP.-5..- lk. VIII 102.— 138,— Luk ISO,SO
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite