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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.04.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980430010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898043001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898043001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-04
- Tag1898-04-30
- Monat1898-04
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4. Mage zm Lchziger Tageblatt mb Anzeiger Nr. M, Zamabeab, H. April IM!!. Margen-Ausgabe.) FU „ «I Poststr.,Dampskasten-,Kiefernadeldpf..,Äanueu- u. Sitzbäder, Güsse,Packng.,Massage,Pioor-,Lohe-,kohlens.B.u.a.m.Prosp.gr. Heute Morgen 6 Uhr verschied nach langem, schwerem Leiden meine brave Frau, unsere liebe, gute Mutter, Schwester, Schwiegermutter und Großmutter Frau VUKolmtllv Klvrllvd »cd. Sövdv. Leipzig-Gohlis, Brüderstraße 3, Gogolin, Lissa, Schmirgel und Waldheim. "" .. den 29. April 1898. Eduard Aerltch, Robert Berthold als Schwiegersohn, im Namen aller Hinterbliebenen. Dank. Für die vielen ehrenden und wohlthuenden Beweise ausrichtigster Theilnahmc, welche uns bei dem Hinscheiden meines theuren Gatten, unseres lieben Vaters, Groß- und Schwiegervaters, des Gaßioirths krisär. MU». Kornau von allen Seiten in so überaus reichem Maße zugegangen sind, sowie dem Gesang, verein zu Knautkleeberg sür den erhebenden Gesang am Vorabend der Beerdigung, Herrn k. Niedner für seine trostreichen Worte am Grabe, allen den lieben Ver wandten, Freunden und Bekannten sei hiermit der dargebracht. Knautkleeberg, 28. April 1898. Tie trauernde Familie »vr»»u Der Heimgang unseres heißgeliebten Gatten, Vaters, Sohnes, Bruders, Schwiegervaters und Schwagers, des Hcml IHorltr Ilvtsod, hat uns eine so reiche Fülle tröstender Beileidskundgebungen gebracht, daß wir aus ihnen erkennen mußten, welch starke Sympathien der Verewigte in weitesten Kreisen besaß, und daß neben uns selbst auch noch viele Freunde schmerzlich das Hinscheiden des Theuren empfinden. Diese Theilnahmc war uns rin Trost, und so danken wir aus übervollem Herzen allen Denen, welche durch Worte und Schrift, Blumenspenden und ehrendes Geleit unS diese Theilnahme bekundeten. Herzlichsten, aufrichtigsten Dank Allen. Leipzig, den 28. Avril 1898. Familie Hvlsek. — FW Ii>t««t,»u Für Heere, DAORWRMRNFKA ** vv»8-' ,1 u. 4-9 Udc. Damen v l 4 llbciagli b. » Wanneu- u. HanSbäder zu jeder Tage-reit. »»»»«» UW«»«««»— Damen: Dienst,Donnerst.n.Sonnab.v.'/.9> ckSV » '/.11 u. Montag, Mittw., Freit, v. '/^r-5 llbr. I^nni«»in Tem-erak de» SchwimmbasstnS. Damen VIl» Ls" Dienstag Donnerstag, So aabend von /,3 M »»««». diS '/«II. Montag. Mittwoch, Freitag». '/,2-5 U. MU««ß«—H»« -F, Schwimmbassin, Damen: Monlag,Mittwock>,Sonnabeiid2-'/,5lt. "K—K Wannenbäder: DienStaq, Donnerstag, Freitag ' ,9—11 Uhr. Rassisch«. Röm.-iriiche.Bankdamvi-u. Svecial-Cur-Bädrrjed. Form. Massage. Damen: 1-4Nm. UAßs ue» Temperatur aesö/io Lame«. Mont ,Miltw.,Freit.'/,2-öNachm. 8el,erimmt»»»»ii>p" > Dienst.. Donnerst.. Sonnab. '/.9-'/.11 Borm Uni'lKäÄ Gcrbcrftraf;e3?Hotel für RtvIpMelAv» L^UL kohlensaure Thermal-, Stahl-, Soolbäder Ersatz der natürlichen Luellen von Kijsingen, Franzensbad. Nauheim, Marienbad :c. L-ecialknr sür Frauenleiden, Bleichsucht, Herz., Leber-, Nieren-, Magenleiden, Gicht, Rheumatismus, Ischias, Nerveulriden in den verschiedensten Formen u. dergl. vorotdosubnä, ßiir- u. HIs88sxs-4n8t»Il. Blücherstr. 18. Russ. Dampf-, irisch-röm., Kastendampf., Sand- und Wannenbäder. Kristallklares Wasser. Reue Leipziger Spetse-Anft., Zritzer Str. 43/45. Sonnabend: Eier und Kartoffelsalat. Kunst und Wissenschaft. Wissenschaft. Die Tcuckeuberg'sche natnrsorschende (Gesellschaft in Frank- furt a. M. hat durch Anschlag am ichwarzen Brett der Universität Bonn den Reiuach-Preis von 1000 ./4 ausgeschrieben. Derselbe soll für die beste, bisher noch nicht veröffentlichte Arbeit über Mineralogie in dem Gebiete zwischen Kreuznach, Coblenz, Ems, Gießen, Büdingen, Aschaffenburg, Heppenheim, Alzey vergeben werden. Die Einsendung der Arbeit muß bis zum 1. October 1899 an genannte Gesellschaft erfolgen. Au Zürich ist ein Professoren - kouflict eingctretcn. Der „Franks. Ztg." wird darüber geschrieben: Tie Professoren schaft der Züricher Universität ist seit einiger Zeit voll Bitterkeit gegen die Regierung, in erster Linie gegen den Leiter des Unterrichts wesens. I)r. Theodor Vetter, außerordentlicher Professor der eng lischen Literatur, hat soeben in einer kleinen Flugschrift, die sich „Rcgierungsrath Johann Emanuel Grob und die Zürcherische Hoch- jckulc" betitelt, dem Groll Ausdruck verliehen. Er erhebt Klage, daß es durchaus an Räumlichkeiten gebreche, daß ein verderbliches Sparsystem Platz gegriffen habe, in Folge dessen Zürich durch die anderen schweizerischen Hochschulen weit überholt worden sei u. s. w. Er beschwert sich auch über die amtlichen Verkehrsformen des Herrn Erzichungsdircctors und beschuldigt ihn „unerhörter Nachlässigkeit" in der Pflege des Universitättzimercsses. Mißgestimmt ist die philo sophische Faeultät über zwei besondere Vorkommnisse. Die Regie rung wandelte nach dein Tode von Avenarius die ordentliche Philo sophieprofessur in eine außerordentliche nm, und zweitens berief sie auf den durch Bächtold's Hinscheiden srcigcwordcncn Lehrstuhl für deutsche Literatur, entgegen dem einstimmigen Vorschlag der Faeultät, den Eantonsschnlprofessor Or. A. Frey in Aarau. Die Faeultät hatte einen Toccntcn in Freiburg i. B. herbcizuziehcn ge wünscht und mit Nachdruck geltend gemacht, daß Or. Frey auf dem Gebiete der älteren deutschen Literatur zu wenig bewandert sei. Es scheint, baß von der einen Seite gegen Frey sehr herb gesprochen, von der andern sehr emsig sür ihn gearbeitet wurde: Geschehnisse, die übrigens in dieser Region nicht ganz neu sind. Eine gewisse Nach wirkung könnte der Vorgang allerdings haben. Hochfchttlnachrichtc». An der W jener Universität trat der bekannte RcchlLhistoriker Herrcuhausmitglicd Hofrath Or. Heinrich Siegel in den Ruhestand. Siegel ist zu Labenburg in Baben 1830 geboren, also 68 Jahre alt und kränklich. Er wurde schon 1857 als außerordentlicher Professor der deutschen Reichs- und Rcchtsgcschichtc nach Wien berufen, war 1878 Univcrsitätsrcctor, seit 1873 auch Gencraljccrcclaic der Wiener Akademie der Wissen schaften. — Dem außerordentlichen Professor der National-Lckono- inic Biermer an der Akademie zu Münster, der einen Ruf an die technische Hochschule zu Darmstadt abgelehnt hat, ist das durch den Weggang des Professors Stieda erledigte Ordinariat an der Universität Greifswald übertragen worden. Biermer übernimmt seine Lehrtätigkeit in Greifswald sofort, vorläufig im ministeriellen Auftrage. — Ter bisherige Privatdocent an der Universität zu Bonn Professor Or. Fritz Noll, etatsmäßiger Professor an der Landwirthschaftlichcn Akademie zu Poppelsdorf, ist zum außerordentlichen Professor in der philosophischen Faeultät der Universität ernannt worden. - Musik. -i- Altenburg, 28. April. Herr Opernsänger Theo Wünsch mann, welcher bisher als vorzüglicher Barytonist der herzoglichen Hosoper angehörte und jetzt am Chemnitzer Stadttheater schöne gesangliche Erfolge erzielt, war kürzlich nach Bayreuth geladen, wo zur Zeit die Engagements für die dortigen Bühnenspiele abgeschlossen werden. Die Verhandlungen haben dahin geführt, daß Herr Wünsch- mann ebenfalls bei den im Sommer geplanten Ausführungen Mit wirken wird. Es bedeutet dies für den jungen Künstler einen neuen Erfolg in seiner Laufbahn, zu dem ihm Glück zu wünschen ist. Richard Wagner'S sämmtliche Bühnenwerke — mit Ausnahme der „Feen" und des „Parsisal" — wurden soeben im Stadttheater zu Zürich aufgeführt. Zur Erinnerung an diesen Cyklus hat die in Zürich erscheinende „Schweizerische Musikzeitung" eine dem An- Lenken Wagner's gewidmete Festnummer veröffentlicht, die mancherlei interessante Daten aus Wagner's in der Schweiz zugebrachten Lebens- jähren enthält. So bringt Willi Nes Mittheilungen aus des Meisters Schweizer-Exil; ein lesenswerther Artikel behandelt das Thema „Richard Wagner und Wilhelm Baumgartner". Die erwähnte Nummer (Verlag von Gebrüder Hug L Co. in Zürich) verdient nicht nur die Beachtung der Richard-Wagner-Verehrer, sondern die aller Musiker. Ein Sänger mutz gut fingen: Aus P e st berichtet das „Budap. Tagcbl.«: „Ein Sänger muß gut singen!" — Tas ist eigentlich etwas, was sich ebenso von selbst versteht, wie daß zwei mal zwei vier ist. Jeder weiß das und ein solcher Ausspruch wäre daher etwas ganz Ilcbcrslüssigcs, wenn er nicht — vom ober st en Gerichtshöfe käme. Ein Unterschied zwischen der allgemeinen Auffassung und dieser Tecision ist jedenfalls darin zu suchen, daß die erstere den Satz so versteht, daß der Sänger gut singen solle, während der oberste Gerichtshof das als kategorischen Imperativ auffaßt und fagt, daß er gut singen müsse, was so viel heißt, daß er lieber nicht singen soll, als daß er schlecht singe. Tab sich der oberste Gerichtshof, der doch gan, andere Dinge zu thun hat, aber mit solchen Kunstsragen beschäftigen muß, daran ist Herr Broulik mit seinem Processe schuld, welchen er gegen die hiesige Oper auf Bezahlung von 10 000 fl. angestrengt hat, welchen Proceß er auch gewann. Es geschah nämlich einmal, daß Broulik er klärte, nicht singen zu können, und demzufolge die Vorstellung ab sagte. Tie Intendanz — damals gab es nämlich noch eine Inten danz — meinte, das könne Jeder sagen, und schickte dem Sänger den Theaterarzt auf den Hals, der ihn gründlich untersuchte und das Verbiet fällte, Herr Broulik könne singen. „Aber ich kann doch nicht wie immer fingen!" rief der erzürnte Broulik, „ich bin ja Tenorist und ich bin es dcr Kunst und mir selbst schuldig, entweder gut oder überhaupt nicht zu singen". Ter Arzt meinte, daß er nicht zu untersuchen habe, wie Herr Broulik fingen könne: er habe nur zu untersuchen, o b er dazuüberhauptimSiandesci,undda er finde, daß diesemphysischenKönnennichtS im Wege stehe, so müsse Herr Broulik singen. Tamit ging er und Herr Broulik sang natürlich nicht. Tie Folge dieser Widersetzlichkeit gegen das Gebot Aeseulaps war. daß Herr Broulik entlasten wurde, weshalb er eine Klage auf die oben erwähnten 10 000 fl. anstrcnytc. lind er gewann den Proceß. In seiner Motivirnng aber that der oberste Gerichtshof eben jenen Ausspruch, den man in Marmor mit goldenen Lettern eingraviren und auf der Bühne des Opernhauses an einem Orte ausstellen sollte, wo er Jedem sofort in die Augen fallen müßte: „Bei einem Opern sänger ist es nicht glcichgiltig, wie er singt, sondern eS handelt sich darum, daß ergut singe.» Au Paris trat am Sonntag im Eonservatoire-Eoncert In der Großen Oper der deutsche Violinist Pros. Hugo Heermann aus Frankfurt a. M. mit je einer Nummer von Raff und von Mozart auf, nachdem er schon vor acht Tage» dort gespielt. Sein Erfolg war ein großartiger; er wurde je dreimal herborgerufeu. Tie neue Komische Oper in Paris wird »ach der nun niehr vorgenommenen genauen Berechnung 1477 Plätze enthalten, um 27 weniger, als der abgebrannte Saal, au dessen Stelle der Neu bau errichtet worden ist. Diese Abnahme ist von der Theatercom mission veranlaßt worben, die hinsichtlich der Sichcrheitsmabregcln sich von unerbittlicher Strenge gezeigt hat. Auch der Eubikraum derncucifBUHuesoll dem der alten vollständig gleich sein. Man fragt sich aber, ob dieBühnc für Stücke mit bedeutenden Jnsccnirungen und namentlich mit großen Chören, wie diese gegenwärtig gefordert werden, ausrcichcu wird. Wahrscheinlich nicht; die Regisseure werden also entweder wahre Kunststücke vollbringen oder sich mit bescheidenen Jnscenirungen begnügen müssen. Tie Scalacoucerte iu Mailand unter Leitung Ma s - cagni's finden immer geringeren Beifall, und den Plan, mit seinem Orchester eine Eonccrtreise nach Deutschland zu unternehmen, dürfte Mascagni wohl aufgegeben haben. Tie Kritik gicbt, mit allem Respect, den sie dem berühmten Maestro schuldig ist, zu ver stehen, daß er in den Geist der clasfischen Couccrtcompositionen nicht tief genug cingedrungen ist. Nm die Theilnahme an seinen Eonccrten zu erhöhen, kam Mascagni auf den Gedanken, im letzten Concert ausschließlich italienische Musik zu Gehör zu bringen. Aber man weiß ja, daß die italienischen Componisten in der reinen Musik wenig leisten. Ihre Stärke liegt in der Oper und in der Vocalmnsik. Tas Unterfangen Mascagni's endete deshalb mit einem völligen Mißerfolge. 6.-L. An die Stelle des bekannten Violinvirtuosen Eugen Nsaye, der, wie bereits von uns mitgetheilt wurde, als Nachfolger des verstorbenen Capellmeisters Anton Seidl nach New Bork über- siedelt, wird im Brüsseler Conservatorium Eiisar Thomson treten. Thomson genießt als Geiger keinen geringeren Rus, nicht minderes Ansehen wie Maye. O.-L. Eugen d'Albert hat wieder eine neue Composition voll- endet: eine große Concertarie für Sopran. Da an derartigen Werken bekanntlich kein Uebersluß herrscht, wird diese jüngste Com position d'Albert's sicherlich von Len Concertsängerinnen beifällig begrüßt werden. Joh. Seb. Bach, Orgelwerke. In 3 Bände» herausgegeben von Paul Hom eher. Steingräber Verlag, Leipzig. — Die vor liegende Auswahl aus des großen Thomascantors Orgelwerken ist vorzüglich und dürste entschieden als die beste Bach-Ausgabe zu bezeichnen sein. Homeyer, sicherlich einer der bedeutendsten Bach- Spieler, hat in der Auswahl der einzelnen Stücke eine glückliche Hand gehabt; er hat sie, die für die musikalische Praxis bestimmt sind, nach Schwierigkeitsgraden geordnet, mit Metronom-Bezeichnung, sorgsamer Pedalapplicatur und, wo es noth that, auch mit Fingersatz- bezeichnung versehen. Von ganz besonderem Werth sind die An weisungen in der Registerwahl nnd die Vortragsbezeichnungen, durch welche der Lrgelschüler mit Sicherheit zum Berständniß der Bach'schcn Werke geleitet wird. Die Homeyer'sche Ausgabe ist am königl. Conservatorium der Musik bereits eingesührt, doch sollte sie an allen Musikschulen und Conservatorien als Lehrstoff benutzt werden, denn eine bessere und zweckmäßigere Edition giebt es nicht. Außerdem dürfte der billige Preis von 2 50 sür den Band einer weit ¬ gehenden Verbreitung des Werkes nur förderlich sein. Tie musikalische Production im Mär; d. I. hat gegen die Vor- monate nicht unbedeutend zugenommen. Brachten uns der Januar und Februar zusammen 948 neue Werke, so hat uns der März allein deren 825 bescheert. Daran participireu die verschiedenen Gruppen, wie folgt: Die Musik für großes Orchester mit 32 Nummern, Militair-(Harmonie-)Musik 14, Blechmusik und Streichorchester je 2, Salonorchstester 25; an Compositionen für Streichinstrumente sind 36 zu registriren, an solchen für Blasinstrumente 7. Die Harfe ist mit 2, die Mandoline mit 6, die Zither mit 30 und die Accordzither mit 1 Novität bedacht; 1 Werk gehört der Musik sür Kinderinstrumente an. Allein 306 Nummern entfallen auf die Claviermusik. Es sind zu verzeichnen 125 Werke für Piano zu 2 Händen, 4 Ouvertüren, 46 Tänze und 26 Märsche, 9 Werke sür zwei Claviere, 15 sür Clavier 4 händig, 75 für Clavier mit Begleitung anderer Instru mente, 4 für Clavier zu 4 Händen mit Begleitung, 1 für die linke Hand allein und 1 Lehrbuch für Pianosorte. Auf die Rubriken Orgelmusik, Harmonium- und Kirchenmusik entfallen 13, 13 und 39 neue Werke. Sehr reichhaltig ist auch diesmal die Gesangs- Uteratur vertreten; es erschienen 113 Chöre, theils ä cappella, theils mit Clavierbegleitung, 8 Chöre mit Orchester und 4 einstimmige Chöre, ferner 133 einstimmige Lieder und Gesänge mit Clavier, 3 dergleichen mit Clavier und einem anderen Instrument, 3 mit Orchester, je 1 mit Zither resp. Guitarre, 2 mit Orgel. Außerdem erschienen 16 theatralische Werke, 4 Textbücher, 1 Musikzeitschrift und 7 Bücher und Schriften über Musik. Die Leipziger Musiker haben sich ziemlich zahlreich diesmal betheiligt; wir begegnen den Namen Reinecke, Ruthardt, Kretzschmar, Bernh. Vogel, Walther, Snoer, Sitt, Schreck, Protze, Lugge, Cursch-Bühren, Hermann, R. Hofmann, Paul Klengel, JadeSsohn, G. Meyer, Pfeil und Piutti. O.-ö. Bildende Künste. Das Kunstgewerbe-Musenm in Berlin bereitet eine Aus- stellung von Werken der modernen Kunsttüpferei vor. Sie ist von nahezu allen Kunstwerkstätten beschickt, die in Deutschland und im Auslande bestrebt sind, diesen Zweig des Kunsthandwerks in neue Bahnen zu führen. Es handelt sich in erster Linie darum, durch neue Glasuren bisher unbekannte, malerische Wirkungen zu erzielen; für diese werden vom harten Porzellan und Steinzeug bis zur Fayence und Jrdenwaare alle verschiedenen Massen in Anspruch genommen. Für diese besonderen, mehr malerischen Wirkungen sind Gesäßkörper hergebrachter Form zumeist nicht geeignet; statt der üblichen Ornamente älterer Stilarten werden Natursormen in be sonderer Stilisirung verwendet. Einfachste bäuerliche Technik, sowie die Erfahrungen von China und Japan werden benutzt, küustlerische Kräfte ersten Ranges, Maler und Bildhauer, werden herangezogen. In dieser Bewegung stehen neben Paris die nordischen Staaten Dänemark und Schweden obenan. Aber auch Deutschland, die Niederlande und Oesterreich sind lebhaft betheiligt. Von allen diesen Stellen bringt die Ausstellung ein sehr reiches Material. Knnftverein für Sic Rhetnlandc nnd Westfalen. Nach dem jetzt veröffentlichten Jahresbericht des Kunstvercins für die Rheinlande und Westfalen hat die günstige Entwickelung dcsHiereins, die in den letzten Jahren festgesteUt werden konnte, im letzten Der- waltungsjahre erfreulicher Weise wcitcre Fortschritte gemacht. Ins besondere konnte wieder viel für Herstellung öffentlicher Kunstdeuk- mäler geschehen. So wurden von dem Kunstverein theils aus eigene« Mitteln gestiftet, theils unter Zuwendung erheblicher Summen als Beihilfe in lätzter Zeit wieder mehrere bedeutende monumentale Wandmalereien geschaffen. Dies erweist, daß der Kunstvercin die Pflege und Förderung monumentaler Kunst in Malerei und Plastik unentwegt als seine« vornehmsten Zweck erkennt. So wurden im vorigen Jahre die neue« Wandgemälde im Chor der Lieb- frauenkirchein Trier durch die Düsseldorfer Historienmaler W. Döringer und Bruno Ehrich vollendet. In der Ausführung befinden sich gegenwärtig ferner die Malereien zum Schmucke der Aula des A k a d e m i e g e b ä u d e s zu Münster, die Professor Fritz Röbcr, der Düsseldorfer Kunstakademie angehörig, ausführt, das Wandgemälde im Rathhaussaale zu Bochum, dar Fritz Neuhaus malt, die dem Professor Arthur Kampf übertragenen Wandmalereien im Kreistagrgebände ,» Burtscheid-Aachen und das Wandgemälde der städtischen Realgymnasium» zu Duisburg, da» Ludwig Keller zu malen hat. Für die Ausschmückung des Rittersaales im Schlosse Burg an der Wupper steuert der Kunstvercin 50 000 Mark bei. In folge des Ausschreibcns eines Wettbewerbs sür diese Ausschmückung, zu der die in Düsseldorf ansässigen Künstler eingeladen wurde», wurden zwölf Arbeiten cingeliesert. In der Ausschußsitzung vom 27. Februar d. I. fand die Entscheidung darüber statt. Ter erste Preis, bestehend in der Uebertragung der Ausführung, wurde dem von Professor Claus Meyer in Gemeinschaft mit Hermann Huiskc » eingercichten Entwurf, wie bereits bekannt gegeben, zuerkannt. Nach dem Rechnungsabschluß hatte der Kunstverein im letzten Verwaltungsjahrc 6716 Mitglieder, aus deren Jahresbei trägen sich eine Einnahme von 100 740 Mark ergiebt. Literatur und Theater. Um über die Errichtung eines Gustav-Freytag-TenkmalS zu berathen, werden Freunde des Dichters an seinem Todestage, am 30. April, eine Versammlung in Wiesbaden abhalten, zu der besonders alle in Wiesbaden lebenden Schlesier, die engeren Lands leute Freytag's, eingeladen sind. Gottsrted-Keller-Ge-enktafel. Am diesjährigen Sechseläuteu- tage, dem stadtzürcherischen Festtage des Frühlingsanfanges, ist am Sterbehause Gottfried Keller s in Zürich am Zeltwege eine von der Zunft Höttingen gestiftete einfache Gedenktafel enthüllt worden. Dieselbe, aus weißem Marmor gefertigt, trägt außer der Widmung die Inschrift: „In diesem Hause wohnte der Zürcherische Dichter Gottfried Keller vom Jahre 1882 bis zu seinem Tode am 15. Juli 1890." Brüssel. Aller drei Jahre erkennt der belgische Staat dem besten in den letzten drei Jahren erschienenen Werke der vlä mischen dramatischen Literatur einen Staatspreis von 3000 Frcs. zu. DaS staatliche Preisgericht hat die in den Jahren 1895, 1896, 1897 in vlämischer Sprache erschienenen dramatischen Werke geprüft und heute erklärt, daß kein Werk dieses Preises würdig sei. Seit 40 Jahren wird dieser Preis zuerkannt. Es ist das zweite Mal, daß der Preis nicht vertheilt wird. (Voss. Ztg.) In Belgrad soll die Nationalbibliothek geschlossen worden sein, weil keine Bücher mehr vorhanden sind. Die aus Laudes mitteln gestiftete Bibliothek zählte vor etlichen Jahren 40 000 Bände. Da aber Jedermann Bücher lieh nnd Niemand sie wiederbrachte, blieben schließlich nur die Kataloge und der Custvs zurück. Universität. Probevorlesung von vr. Pohle. Leipzig, 29. April. Gestern Mittag von 12 Uhr ob hielt der frühere zweite Secretair der Leipziger Handelskammer, Herr vr. Ludwig Pohle, der sich an unserer Universität in der philo sophischen Faeultät hadilitirt, im Johanueum, Auditorium 35, seine Probevorlesung ab. Zum Gegenstände derselben hatte er sich die „Ausgabe einer staatlichen Regelung des Arbeits nachweises" gewählt, die er in einstündiger Rcde er- örterte. Der Gedankengang derselben war etwa folgender: Weder bei den Arbeitern noch bei den Unternehmern sand die bisherige Entwickelung des Arbeitsnachweises sehr freundliche Ausnahme. Der Halberstadter Gewerkschastscongreß nahm die Arbeitsvermittelung für die Fachvereine in Anspruch. Doch wird auch seitens der Unternehmer in Folge des Hamburger Hafenarbeiterstreiks ein Vorstoß gegen den paritätisch geleiteten Arbeitsnachweis geplant und man hofft, einen von den Unter- nehmern geleiteten Arbeitsnachweis durchsetzen zu können, und schließ lich wird von dritter, nämlich landwirthschastlicher Seite gegen den selben Stellung genommen und Beschränkung der Freizügigkeit und andere Maßnahmen verlangt. Man wird die Berechtigungen dieser verschiedenen Forderungen untersuchen müssen und nachforschen, welche Ausgaben der Stadt auf diesen Gebieten zu erfüllen hat. Die Vorbedingung für die Beantwortung dieser Fragen ist die Kenntniß der bestehenden Ein richtungen und Zustände, insbesondere auch der verschiedenen Formen, in denen jetzt die Besetzung der offenen Stellen geschieht. Die Freizügigkeit und die Vertragssreiheit hat die Entstehung eines großen Arbeitsmarktes geschaffen. Zu unterscheiden sind zwei Gruppen der Arbcitserlangung, eine directe oder eine indirecte. Die directe Erlangung einer Stelle geschieht durch „Umschau" oder persönliches Anbicten, das heute noch in einer ganzen Reihe von Berufen, besonders bei Bauarbeitern und Erdarbeitern Sitte ist. Von Umschau ist zu Landstreichen nur ein kleiner Schritt nnd für weibliche Arbeitsuchenden drohen noch andere Gefahren. Es ist deshalb mehrfach der Vorschlag gemacht, die Umschau gänzlich zu beseitigen. Doch wird eS sich nur darum handeln, die Aus artung der Umschau durch eine gut organisirte Regelung des Arbeitsnachweises zu bekämpfen. Die zweite Form der direkten Stellenerlangung ist diejenige durch öffentliches An- bieten, die abgesehen von Dienstmännern u. dergl., die sich auf öffentlichen Plätzen aufstcllen, nicht Sitte. Anders ist das in Frank- reich. In Deutschland ist die Aufstellung Arbeitsuchender nur in der Form der Gesindemärkte Sitte, wie sie u. A. in Sachsen noch vorkommen. Die wichtigste der öffentlichen Anbietungen ist die durch die Presse. Einige Fachblätter haben sogar fast ein Monopol für die Stellenbesetzung ihrer Branche erlangt. Die Tages-Zeitungen dienen namentlich zur Stellenvermittelung sür ungelernte ArbeitS- Stellenlose und namentlich weibliches Dienstpersonal. Leider existirt über die Zahl der auf diese Weise besetzten Stellen keine Statistik. Der größte Theil der Stellen wird durch directe Arbeitsvermittclung besetzt, während in den Kreisen, die es angeht, die Tendenz vor handen ist, die indirecte Arbeitsvermittelung zu stärken. Die indirecte Stellenvermittelung ist entweder eine gewerbsmäßige oder eine nicht gewerbmäßige, d. h. durch BerusSvereinigungen oder durch communale Anstalten bewirkte. Weitaus am meisten wird benutzt die gewerbsmäßige Stellenvermittelung, aber mehr von Leuten, die Stellen zu vergeben haben, als von Stellen suchenden. Die Gefahren, die in der gewerbsmäßigen Stellen vermittelung ruhen, richten sich fast nur gegen die Stellen- suchenden, da die Stellenvermittler in erster Linie das Interesse der Arbeitgeber im Auge haben, dagegen fast nur von den Stellensuchenden ihre Gebühren beziehen. Vielfach wird daS Stellenvermittelungsgeschäst von Personen betrieben, die nach ihrem Vorleben nicht außer Verdacht für ihre Reellität stehen. Die preußische Statistik hat hiervon rin geradezu erschreckendes Bild entworfen. Meist sind die Inhaber von Stellenvermittelungs bureaus weiblichen Geschlechts. Dir Zahl der vorbestraften undübel beleumundeten Personen unter ihnen ist sehr groß. Es besteht zwar die Verpflichtung, daß Jemand, der die Stellenvermittelung gewerbs- mäßig betreiben will, dies der Behörde anzuzeigen hat, und diese kann die Erlaubniß verweigern. Aber ist Vie Erlaubniß einmal ertheilt worden, kann sie nicht zurückgenommrn werden. Der Redner verlangt eine gesetzliche Regelung der gewerbsmäßigen Stellenvermittelung, besonders daS Abhängigmachen des Gewerbes von der Ertheilunq von Cvncessioncn, ferner eine kaufmännische Buchsübrung und die Regelung des Gebührenweseus in der Weise, daß ein Maximaltarif ausgestellt und die Vermittelungsgebiihr stets zu gleichen Theilen vom Arbeitgeber und Arbeitnehmer getrogen werden soll. Die höchsten Gebühren werden gegenwärtig von de» Kellnern erhoben. So ist eS vorgekommen, daß einmal ein Kellner für eine Stelle den Betrag von 300 dem Vermittler gezahlt hat. Auch die sogenannte Einschreibegebühr, welche bezahlt wird, auch wenn die Vermittelung erfolglos sein sollte, müßte in Wegfall kommen. Die Vermittler trieben ost einen förmlichen Menschenhandel, wie ein Fall lehrt, in welchem ein schlesischer Vermittler seinen Stellen- suchenden Stellen nach Berlin verschaffte. Von jedem Stellen suchenden erhielt er eine Mark, dagegen von einem Berliner Agenten, an den er die Leute weiterwies, pro Persons zwölf Mark, wofür dieser ihnen wieder 17 .^> abuahin. Der Arbeitsnachweis ist zu wichtig, als daß er Privatpersonen überlassen werden dürfte, die einen Erwerb daraus machen. Der Redner leugnet den Vorzug der privaten Stellenvermittelung, daß sie individueller und daher nützlicher sei uud redet der Einrichtung kommunaler Arbeitsvermitteluugsämter das Wort uud kommt so dann auf die Bernssgenossenschaften und deren Stellenvermittelung zu sprechen, deren Erfolg er anerkennt. Doch liegen nicht überall die Verhältnisse so günstig, wie bei den Buchdruckern, die einen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern gemeinsam geleiteten Arbeits nachweis besitzen. Meist ist die Stellenvermitteluug Gegenstand des Kampfes zwischen Unternehmern und Arbeitern. Auf der einen Seite haben die Arbeiter die Unternehmer ge- zwungen, ihren Arbeitsnachweis zu benutzen, während andererseits das umgekehrte der Fall ist. Im Interesse des socialen Friedens kann nur eine gemeinsame Regelung sein. Denn Las einseitige Ber- hältniß birgt schwere Gefahren. Denn im ersten Fall werde» die Arbeiter ihren Stellennachweis als ein Kampfmittel bei eventuellen Streitigkeiten mit de» Arbeitgebern benutzen, und der Arbeiter hat keinen schlimmeren Tyrannen, als den Arbeiter selbst, im zweiten Falle werden die Arbeiter die Stellenvermittelung in den Händen der Unternehmer stets mit Mißtrauen betrachten. Alles spricht dafür, die Verwaltung des Arbeitsnachweises ge meinsam zu regel», und der Staat sollte diese Forderung, namentlich Len Innungen gegenüber, zu einer obligatorischen machen, und zwar verspricht sich der Redner guten Erfolg von dem communalcn Arbeitsnachweis, und stellt dafür als Grundsätze auf, daß die Ver mittlung nicht unentgeltlich, sonder» mit einer kleinen Gebühr sür Arbeitgeber und -Nehmer verbunden sein und daß die Verwaltung eine vollkommen unparteiische sein müsse, die sich unter dem Vorsitz eines Communalbeamten gleichmäßig aus Arbeitern und Unter- nehmern zujammensetzen müsse. Aufgabe des Staates soll es sein, diese Entwickelung zu fördern und zu unterstützen, insonderheit da durch, daß er säumige Communal-Verwaltungeu zur Einrichtung eines geregelten Arbeitsnachweises zwinge. Der deutsche Arbeitsmarkt stehe »och auf dem Staudpunct des deutschen Waarenmarktes vor Gründung der Börse und der modernen Verkehrsmittel. Namentlich die Berichterstattung über den Arbeits markt müsse geregelt werde». Nachdem er noch kurz die priucipiellcn Unterschiede iu der Anwendung der Regeln des Waarcuuiarktcs auf die des Arbeitsmarktes beleuchtet hatte, schloß der Niedner unter lebhaftem Beifall der zahlreichen Anwesenden mit dem Wunsche, das Gebäude der deutschen Arbeiterversicherung möge gekrönt werden durch das öffentliche Rcchtsinslitut eines Arbeitsnachweises. k. 2. Gerichtsverhandlungen. Königliches Landgericht. Strafkammer II. 0. Leipzig, 29. April. I. Bis zum 15. Januar wohnte der 18 Jahre alte, bisher unbestrafte Instrumentenmacher Karl Richard Alfred F. aus Berlin bei der Bermietherin I. am Peterssteinweg. Er hatte eine gute Stellung in Berlin in Aussicht und wollte dahin abreisen, fürchtete aber, daß Fran I. seine Sachen zurück behalten würde, da er noch 7 .6 50 sür Miethe schuldete. Als F. am 15. Januar um 1l Uhr seine Thätigkeit als Clavierjpieler in einem hiesigen Restaurant beendet hatte, ging er nach seiner Wohnung und holte seinen bereits gepackten Reijekorb. Um eine sofortige Verfolgung bei dem beabsichtigten „Rücken" zu hindern, schloß er zunächst seine beiden Schlafkammer-Gefährten, die sich bereits schlafen gelegt hatten, ei», indem er die aus der Kammer nach der Stube führende Thür von der Stube aus verriegelte. Tann schloß er aber auch die Vorsaalthür ab uud steckte den Schlüssel von außen an, so daß Niemand aus der Wohnung heraus konnte. F. selbst aber ging unter Benutzung des Hausschlüssels, den er mitnahm, zur Bahn und fuhr ab. Tie eingeschlossenru beiden Handarbeiter machten sich zunächst durch Pochen bemerkbar, als ihnen das aber nichts half, versuchten sie, die Kammerthür gewaltsam aufzusprengen, was ihnen auch nach ungefähr zehn Minuten gelang. Durch den Lärm war die Wirthin gleichsalls munter geworden, der sie Mit theilung von dem Geschehenen machten. Sie versuchten dann gemeinsam die Vorsaalthür zu öffnen, mußten aber auch hier schließlich Gewalt anweuden. Nach einer Viertelstunde brachten sie dieselbe auf, und war es ihnen nun erst möglich, die Wohnung zu verlassen. F. war inzwischen verschwunden, er mußte sich aber heute wegen Freiheitsberaubung verantworten und wurde zu zwei Wochen Gesängniß verurtheilt. H. Als Opfer der Speculation bezeichnete sich der 27 Jahre alte Kaufmann Arthur G. aus Danzig. Arthur G. war Stettiner Kleidersabrikantcn als tüchtiger Verkäufer bekannt geworden, unv diese veranlaßten ihn, obwohl G. nur ein Anlagekapital von 600 ./L hatte, im Jahre 1894 in Wurzen ein Geschäft unter der Firma „Arthur G , Goldene 16" zu begründen. Im December rngagirte Arthur G. sich auch einen jungen Mann nnd besuchte seitdem auch Messen und Märkte. Das Geschäft »ahm einen guten Fort gang und im Juli 1897 veranlaßte Arthur G. seinen jüngeren Bruder, den 25 Jahre alten Kaufmann Moritz G., sich mit ihm zu asjvciiren. Das Geschäftslocal wurde verlegt und unter der neuen Firma „Gebrüder G., Goldene 10" das erweiterte Ge- schäft eröffnet. Moritz G. wollte sich demnächst verheirathen nnd das Heirathsgut seiner zukünftigen Frau i» Höbe von etwa 10000 ./ll in das Geschäft einlegen. Hierzu kam eS aber nicht, da dem Arthur G. die Verhältnisse über de» Kopf wuchsen und er sich heimlich aus Wurzen entfernte. Am 14. October 1897 wurde Lau» zu dem Vermögen der Firma das Concurs- verfahreu eröffnet. Bei der Prüfung der Bücher stellte es sich heraus, daß die Bücher, insbesondere das Cajfabuch, jo mangelhaft geführt waren, daß sie keine Ucbersicht des BermögenftaudeS LcS Geschäfts ergaben Auch waren die vorgeschriebenen jährlichen Bilanzen und die Eröffnungsbilanz nicht gezogen worden. Gegen Arthur G. war zunächst Anklage wegen betrüglichen Bankerotts erhoben worden, dieselbe wurde aber nachmals auf einfachen Bankerott beschränkt und auf Moritz G. mit ausgedehnt. Ter Einwand der Angeklagten, daß sie zwar tüchtige Verkäufer, ober mangelhafte Buchhalter uud zu einer einwandfreien Führung der Bücher nicht im Stande gewesen seien, kann sie nicht entlasten, es wurde daher Arthur G. zu einen, Monat, Moritz G. zu vierzehn Tagen Gesängniß vcr- urtheilt. III. Am 6. Februar hatte der Handarbeiter M. mit dem .30 Jahre alten, ihn, befreundeten Tagelöhner Josef B. auS Tcnipelfeld im G.'scheu Gasthof in Dewitz gezecht. Als Ersterem s.hlicßlich das Geld ausging, bot M. ihm zwei Mark als Tarlehn an. Nachdem noch einige Runden getrunken worden waren, forderte B. ohne jede
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