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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.02.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960218011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896021801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896021801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-02
- Tag1896-02-18
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Reckamen unter dem Redactionsstrich (4 ge spalten) bO^z, vor den Familiennachrichten (S gespalten) 40 Größere Schriften laut unserem Preis- verzelchnib. Tabellarischer und Ztsfernsatz nach höherem Taris. Extra-Beilage« (gesalzt), nur mit d« Morgen-Ausgabe, ohne PostbefSrderung ^l SO —, mit Postbeforderuag >4 70.-. Iinuahmeschluß fitr JUyeig«: Abend-Ausgab«: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgab«: Nachmittags 4 Uhr. Für die Montag-Morgeu-Ausgob«: Sonnaoeud Mittag. Bei den Mia len und Annahmestelle»! je eine halb« Stund« früher. Anzeigen sind stets an d« EzDeditis« zu richten. Druck und Verlag von E. Bolz in Leipzig. Dienstag den 18. Februar 1896. Sv. Jahrgang. Deutsches Reich. * Leipzig, 17. Februar. Das Organ für die Interessen deS eigentlichen BerlinertbumS auf gemeindlichem und wirtb- schaftlichem Gebiete, die „Bossische Zeitung", sucht der für diese- Zahr geplanten Berliner Gewerbe-AuSstellung einen repräsentativen deutschen Charakter bcizulegen,den die Ver anstaltung nicht besitzt und den ihr rechtzeitig zu bestreiten wir für eine nationale Pflicbt erachten. Das Blatt beschwert sich über zu medri/bemessene oder ganz verweigerte Preis ermäßigung für die Ausstellungsbesucher. Es ist mit der preußischen Cisenbahnverwaltung nicht zufrieden und noch weniger mit den anderen Verwaltungen, am ungehaltensten zeigt eS sich über die sächsische und die württembergische. Dieses Mißvergnügen ist begreiflich bei dem Organ derjenigen Berliner Bevölkerungsgruppe, die von der Ausstellung Gewinn erhofft. Es wär« auch nicht» dagegen einzuwcnden, wenn di« „Bossische Zeitung" eS unter diesem Gesichtspunkte zum Ausdruck brächte. Sie zieht eS jedoch vor, den natio nalen Ehreupunct in den Vordergrund zu stellen, und spricht von Kleinstaaterei, particularistischer Eigenbrödelei, die sich bekunde „im Jubeljahr des geeinten Reiches- und gegenüber „einerVeranstältung,d,e nicht zum geringstenTheil der Erhöhung dieser Jubelfeier gilt". Diese letztere Behauptung wäre strafbar, wenn der zur Berathung stehende Entwurf über den unlauteren Wettbewerb Gesetzeskraft erlangt bätte, denn sie enthält unrichtige Angaben, bestimmt, über den Werth deS ««gepriesenen Unternehmens falsche Vorstellungen zu erwecken. Die Ausstellung wird im günstigsten Falle eröffnet werden, wenn daS Jubeljahr mit der ErinnerungS- feier deS Frankfurter Frieden» gerade seinen Abschluß sinket, und es ist bei der Projectiruna de» Unternehmens auch nie und nirgend» dav n die Reoe gewesen, es mit der Erinnerungsfeirr in Zusammenhang zu bringen. Auf den „reichshauplsrädtischen" Charakter ihres Gemeinwesens besinnen sich di« Berliner nach dem Herzen der „Boss. Ltg." erst jetzt, wo man allmählich an die Hotelgäste und Ladrnkunden aus dem Reiche zu denken anfangen muß. Noch vor weniger als Jahresfrist haben dieselben Leute diesen Charakter ihrer Stadt ausdrücklich ver leugnet, indem sie sich weigerten, dem Manne, der Berlin erst zur Großstadt und dann zur Reich-Hauptstadt gemacht hat, mit den anderen deutschen Städten den Gruß zu bieten. Wir werden, obwohl oft und anS verschiedenen Theiltn Mittel deutschland» dazu aufgefordrrt, e» unterlassen, diese Kränkung de» deutschen Nationalgefühls durch di« be rufenen Vertreter Berlins in dem Augenblick in Erinnerung zu bringen, wo die- Einfluß auf Entschließungen haben könnte. Was man sich aber überall in Deutschland und in Preußen nicht zum Wenigsten verbitten wird und muß, ist der Versuch, es so darzustelle», al« ob Deutschlands Ehr« im nächsten Sommer den Veranstaltern der Berliner Ausstellung in die Hände gegeben wäre. Man müßte dagegen auch dann protestiren, wenn sich nicht — die „Voss. Zig ", die von Kleinstaaterei schreibt, wolle sich dies ins Gidächtniß zurückrufm — dem Unternehmen von Anbeginn die nur wenig versprechend« Krähwinkelei an die Fersen geheftet hätte und wenn »in deutsche» Schützenfest und ein internationaler Aerzte- congreß die Fähigkeit Berlin», dentscd« Gäste nach deutscher An zu empfangen und vor fremdländischen die deutsch« Würde zn wahren, nicht in ärgerlichster Weise hätten vermissen lassen. Di« Berliner Ausstellung ist ein örtliche» Unternehmen. Ailertzing» her Ort ist die Rricksbauprflapt, und weil »r p,n Englische Falschmünzerei. Die Behandlung der südafrikanischen An- aelegeuheitrn im englischen Parlamente eröffnet, soweit e» sich um di« Stellunanabm« de» Ministerium« Salisbury zu der schwebenden Eoatroverse bandelt, keine besonders vertrauenerweckenden Aussichten. DaS charakteristische Moment der letzten UnterhauSdebatte betreffs der Trans vaals rage wird in der Hartnäckigkeit gefunden werden müssen, womit der RrgierungSvrrtrrter Balfour die von Salisbury auf dem neulichen Baaket der Nonkonformisten abgegebene Erklärung, daß Transvaal die Hilfe aus wärtiger Mächte — insonderbeit Deutschlands und Frankreich» — angerufen habe, aufreckt zu er halten suchte, obgleich bereit« in London die Erklärung des StaatSsecretair« Frbrn. v. Marschall vorlag, welche die Behauptung Lord Salisbury'-, soweit Deutjchland davon berührt wurde, al» irrthümlich nachwieS. Daß Herr Balfour sich hierbei auf eine Depesche d«S englischen Generalagenten in Pretoria, de Wet, stützte, macht die von ihm befolgte Taktik noch um so unerquicklicher, ja verletzender für daS deutsch« Empfinden, sofern dadurch direkt der Eindruck hervorgerufen werden muß, daß Herr Balfour die Autorität der Leitung unseres Auswärtigen Amte- durch seine Laudirung einer subalternen diplomatischen Persönlichkeit, wie die de» englischen Vertreter« in Pretoria, gleichsam zu übertrumpfen sich herauSnahm. Ader noch mehr: In dem BealückwünschungStelegramm Kaiser Wilhelm'» an den Präsidenten Krüger wird ausdrücklich constatirt, Transvaal habt den Einbruch Jamrson's abgeschlagen, ohne an die Hilfe befreundeter Mächte zu appelliren. DaS wußte Balfour so gut wie Salisbury und trotzdem halten sie an ihrer Behaup tung fest. Sie brauchen sich nicht zu wundern, wenn wir in diesem Verhalten eine direkte Beleidigung Kaiser Wilhelm'- erblicken. Indessen, waS macht sich em englischer Staatsmann aus einer groben Ungehörigkeit gegen einen fremden Monarchen! Derartige Taktlosigkeiten gehören im modernen England anscheinend zum guten Ton, und solche Anschau ungen lassen sich nur mit dem eisernen daoulu, paackagogieu» auStreibrn, der sicherlich seine Schuldigkeit thuu würde, wenn wir ja einmal geuöthigl fein sollten, ihn in Bewegung zu setzen. WaS aber der Leichtfertigkeit der Balfour'schen „Beweis führung- die Krone aufsetzt, ist sein Versuch, die von der deutschen Regierung bloS beabsichtigt gewesene, aber nicht zur Ausführung gelangte Ausschiffung einer Handvoll MarinemilitairS zum eventuellen Schutze des deutschen Consulat» in Johannesburg al« „Einmischung- Deutsch land« in die inneren Angelegenheiten der südafrikanischen Republik hinzustellra. Es ist die» ein um so stärkere- Stück diplomatischer Sophistik, al- gerade England selber sich in dieser Hinsicht durchaus keine Gewissensbedenken macht. ES sei hier nur auf d.ie Ausschiffung eines englischen MarinedetachementS in Lourentzo-Marquez zur Zeit deS jüngsten KaffernaufstaudeS de- Königs Lobenaula hin gewiesen, dessen Anzettelung damals allgemein auf englische Jntriguen zurückgesührt nnd mit Anschlägen der englischen Politik gegen die portugiesische Herrschaft über die Delaaoa-Bai in ursachlichen Zusammenhang gebracht wurde. Damals wurde von einem englischen Kriegsschiffe Mannschaft ge landet, um daS gar nicht bedrohte englische Consulat zu besetzen. Der Borwand war so fadenscheinig, zumal bei Berücksichtigung der kaum noch zweideutigen Rolle, welche England in dem Kaffernaufstande spielte, daß die eng lische Politik einen schleunigen Rückzug antreteu mußte und da- in Lourentzv - Marquez auögeschifft« Marine detachement, kaum daß r< den Fuß ans Land gesetzt hatte, alsbald wieder spurlos von der Bildfläche verschwand. Ein gedenk diese- PräcedenzfallrS drängt sich dem deutschen Leser deS Balfour'scken RaisonnementS unwillkürlich da- »tzum tulerit Srnecdo» I" auf die Lippen. Noch viel uubefriediaenkrr al» in Deutschland aber dürften die Erklärungen Balfour'» in der südafrikanischen Republik wirken, da Balfour die in Pretoria schon so un gemein Übel vermerkte Aufdringlichkeit, womit Herr Chamber lain der Regierung deS Präsidenten Krüger seine „Rath schläge- wegen Befriedigung der Uitlanders «rtheilte, sich im vollen Umfange aneignet und deren Annahme für eine couckitiv »ins qua non erklärt, wenn die Boeren die Boerenregirrung für unbegrenzte Zeit fortführeu wollen. In dieser Wendung liegt eine gar nicht mißzuverstehende Drohung, welche daS Mißtrauen der südafrikanischen Republik in die letzten Ab sichten de« Londoner CabinetS aus die Spitze treiben muß. Wie zuverlässig verlautet, wird Transvaal auch ungescheut und unverzüglich die Consequenzen auS dem Verhalten des osficiellen und officiösen England zirhen und rüsten. Es sind bei Krupp Geschütze verschiedenen Kaliber- bestellt; Gewehre neuesten System« sollen «»geschafft und Befestigungen gegen innere und äußere Feind« angelegt werden. Aber wir müssen unS noch nach einer anderen Richtung mit englischen „Anschauungen" auSeinandersetzen. Im Ver lauf« der Erörterung über di« jüngst« Rede deS Staat«- secretairS Frriherrn von Marschall im Reichstage stellt die „Time-" u. A. auch die Behauptung auf, England besitz« ein BorkaufSrecht betreff« der Delagoa-Bai. Da« Blatt sucht damit di« Forderung der Anerkennung eine« natürlichen UeberaewichteS England« auch in den nördlichen Regionen Südafrika« zu begründen und da« englische Interest« in Transvaal al« auf einer breiteren Basis, denn die au» „einigen Babnbauteu hergeleiteten deutschen Ansprüche" beruhend hinzustrllen. Auf diese» angebliche Vorkaufsrecht pochen die Engländer schon seit geraumer Zeit, nämlich seit sie di« Erfahrung g«- macht Haden, daß di« drutschrn Kauflentr in drr Delagoa-Bai für sir gefährlich« Eoncurreateu sind. Nam«ntlich der Umstand, daß di, Deutsch-Ostakrita-Lini« uuv«rk«nnbare Fortschritte macht und die Dampfer dieser Linie für Lonrenyo-Marquez stet« voll« Frachtung »eben, scheint die Engländer ungemrin zu beunruhigen. Ul» Troftmittel haben st« die Behauptung «rfnndea, e« st«h« England ein Bsrkaufsrech» auf di» Delagoa- Kaiser, die Reichsvertretung und die Mehrzahl der gemein samen Aemter beherbergt, hat Berlin seinen Klang für ledeS deutsche Ohr. Di« Stadt als solche aber — wir beklagen eS lies, denn eS ist eiu nationaler Defect — die Stadt Berlin hat es nicht verstanden, für das Große, mit Blut Erkaufte, das ihr die ganze Nation dargebracht, ein Entgelt zu bieten, sie bat fick nie als Reichs hauptstadt gegeben, bei einem besonderen Anlaß hat sie sich stakt an die Spitze außerhalb der deutsche» Städte gestellt. Eine locale Veranstaltung Berlins darf deshalb nicht unter dem Hinweis auf den reichShauptstädtischen Charakter der Stadl Bevorzugung beanspruchen. Berlin, 17. Februar. Die überaus plumpen Lod sprüche, welche der Abgeordnete Bebel am Donnerstag im Reichstag der politischen Schulung und sonstigen Vor zügen der Engländer spendete, lasten sich im Allgemeinen lchon aus dem Bestreben erklären, dir deutsche Politik unter allen Umständen berabzusetzen. Die vollständige Abgewöhnung nationalen Denkens und Fühlens unterstützt dieses Bestreben bei einem Socialdemokraten nicht unwesentlich. Wir zweifeln aber nickt daran, daß das Verhalten Bebel'S in diesem Falle auch noch von sehr praktischen GesichtSpuncten geleitet worden ist. Man muß die Entwickelung deS StandpuncteS der deutschen SocialdemokratenindieserAngelegenheit etwas genauerversolgt Haden, um die leitenden Motive herauszusühlen. Dir Sympathie des „Vorwärts" für die Boeren, die sich sogar zu einer Anerkennung des kaiserlichen Telegramm» an den Präsidenten Krüger verflieg, ist außerordentlich rasch unter dem Eindruck verschwunden gewesen, den die Stellungnahme des social demokratischen HauptoraanS bei den englischen „Genossen" hervorgerufen hatte. Den Schlüssel für de!» Wechsel liefert : in England Herren "Liebknecht und Bebel aß „Genosse" Liebknecht eine :agSreise in England in Aussicht genommen Wir hätten den Empfang erleben mögen, der Umstand, daß in diesem Frühjahr und Sommer etliche internationale Socialistencongresse - staltfinden, an Venen die theilnehmen wollen, und da VortragSrei' bat. Wir hätten den Empfang erleben mögen, der Len Koryphäen der deutschen Socialdemokratie dort zu Tbeil geworden wäre, wenn ihr officielleS Organ die anfänglich zur TranSvaalsrage eingenommene Stellung beibebalten hätte! Nach dem Wechsel der Anschauungen im „BorwärtS" und namentlich nach den Verbeugungen > welche Bebel den Engländern von der ReichStagStribüne au« gemacht hat, ist für die „Genoffen-, die eine Reise Über den Canal in Aus sicht genommen Haden, nicht- mehr zu befürchten. Das Ver halten der deutschen Socialbrmokratie ist eine demüthige Anerkennung des nationalen Stolzes der eng lischen Arbeiter. Bedauerlich ist nur, daß diese An erkennung auf Kosten de« deutschen NationalgesühlS erfolgt. Berlin, 17. Februar. (Telegramm.) Der Kaiser und die Kaiserin fuhren am Sonnabend von Jagdschloß HubertuSstock in die umliegende Forst, in welcher drr Kaiser einen Sechzehnrnder, zwei Vierzebnender, einen Zwölfender und zwei Zehnender erlegte.— Gestern Vormittag begab sich bas Kaiserpaar zur Besichtigung der ungarischen Hirsche in da» naheliegende Revier und kehrte gegen 2 Ubr nach HubertuSstoa zurück. Der Kaiser nahm daselbst den Vortrag deS Chefs deS Militaircabinet« entgegen. — Heute Vormittag hat die Kaiserin HubertuSstvck wieder verlassen und ist um 11 Ubr 25 Miauten auf dem hiesigen Stettiner Bahnhofe eingelroffen. — Berit«, 17. Februar. (Telegramm.) Der Reichs kanzler gedenkt, der „Nordd. Allgem. Ztg." zufolge, am Donnerstag von Wien wieder hier einzutreffrn. ^Berlin, 17. Februar. (Telegramm.) Wie die„Nordd. Allgem. Ztg." erfährt, wird der Bundesrath am Donners tag die 25. Wiederkehr des TageS, an dem der BundeSratb deS deutschen Reiches dir erste Sitzung gehalten hat, durch «in Festmahl begehen. 2-- Berlin, 17. Februar. (Telegramm.) Die „Nordd. Allgem. Ztg." bemerkt zu den Vorschlägen deS ReichstagS- abgcordneien Spahn, betreffend die geschäftliche Be da ndtung des Bürgerlichen Gesetzbuches, in der Commission: Wenn die Commission ibrer Arbeit dieses Programm unter lege und ihren guten Willen durch die Tbat beweise, so sei die Hoffnung berechtigt, daß die Commission die Arbeiten so rechtzeitig abschließe, um die Erledigung deS großen Gesetz- gebungSwerkeS im Plenum zu ermöglichen. D Berlin, 17. Februar. (Telegramm.) Die „Nat.- Ztg." veröffentlicht eine längere Erklärung deS Grafen Ernst zur Lippe-Biesterfeld bezüglich deS BundeSralbS- beschlusseS, die Erledigung deS ltppischen ErbfolgcstrctteS auf schiedsrichterlichem Wege anzurathen. Graf Ernst erklärt sich bereit, für sick und seine erbherrliche Linie da« Schieds gericht anzunehmen, und erachtet daS ReickSgericht als dafür am meisten geeignet, ist aber ebenso damit einverstanden, daß ein höherer ordentlicher Gerichtshof eine deutschen EinzelstaateS um die Entscheidung angegangen werde. Der Graf lehnt feierlich alle Verantwortlichkeit dafür ab, daß etwa au« dem Widerspruch eine« Betheiligten gegen einen drutschrn ordentlichen Gerichtshof al- SchiedSgerickt von Neuem Schwierigkeiten und Verzögerungen entstehen sollten. — D,e „Nat.-Ztg." bemerkt zu dieser Erklärung: „Die Bereitwilligkeit deS Grafen Ernst zur Lippe, ebenso den schirdSrichterlicken Spruch des Reichsgericht« oder eine höheren LandesgerichtShofS anzunehmen, wie er bereit war, sich der richterlichen Entscheidung de» Reichsgerichts zu unter werfen, läßt erkennen, daß er von seinem Rechte fest über- zeugt und daß er bestrebt ist, die Wiederherstellung geordneter staatlicher Verhältnisse in Lippe zu fördern. Es bleibt ab- ruwarten, ob der Fürst von Schaumburg-Lippe dieselbe Bereitwilligkeit zur Erledigung de» Streites bekunden wird. Das Verlangen, in Deutschland einen Richter zur Ent scheidung streitiger Ansprüche zu finden, ist jedenfalls wohl begründet." 8. Berit«, 17. Februar. (Privattelegramm.) StaatS- seeretair Vr. von cheephnn wird in den nächsten Tagen eine Urlaubsreife nach Italien antretra, wo seine Familie berr'«» fest einiger Zeit sich befindet. Bai zu, wobei sie von dem Gedanken auSgeben, über kurz oder lang werde Portugal in die Lage kommen, seinen dortigen Colonialbesitz aufzugrben und dann sei eS für den „Rechtsnach folger- leicht, dem deutschen Handel Daumschraubrn anzu- legcn. Es giebt Leute, welche der Meinung sind, die Unruhen unter den Eingeborenen in der Umgebung von Lourentzv-Marquez im vergangenen Sommer seien nicht ganz ebne englischen Einfluß entstanden und eS habe sich dabei nur um ein Glied in der Kette von Anschlägen gebandelt, in welche auch der Jamrsou's Freibeuterzug paßt. Wenn »S den Portugiesen nicht gelungen wäre, die Angriffe auf Lourentzo-Marquez ab zuwehren und der Bewegung ver Eingeborenen rasch Herr zu werben, so wäre da« Spiel EnglauvS nicht ganz erfolglos geblieben. Solchen Eventualitäten und dem von der „TimeS" erbobenen Anspruch gegenüber ist eS wohl angezeigt, festzustellen, waS eS tbatsächlick mit dem angeblichen „Vorkaufsrecht- Englands in Bezug auf die Delagoa- Bai auf sich bat. Diese« „Vorkaufsrecht" beruht auf einer Abmachung zwischen England und Portugal, die ihrerseits wieder an einen Schiedsspruch des ehemaligen Präsidenten der französischen Republik Mac Mahon anknüpft. Die Engländer erhoben auf den südlichen Tbeil der portugiesischen Besitzungen in Ostafrika Anspruch. Der Schiedsspruch Mac Mabon's aber erkannte den Besitz der streitigen Landstrecken Portugal zu und dieses einigte sich mit England dahin, daß eS dem letzteren ein Vorreckt zugestand für den Fall, daß Portugal sick einmal entschließen würde, das fragliche Gebiet zu „cebiren". Der Streit zwischen England und Portugal, mithin auch die Einräumung des Vorrechts bezog sich aber keineswegs auf dir Delagoa-Bai oder den portugiesischen Hafen Lourentzd-Marquez, sondern lediglich auf die unbedeutenden por tugiesischen Besitzungen südlich von der D e lagoa - Bai lm Westen des Amatouga - Lande«. Die Noten, welche damals zwilchen der englischen und der portugiesischen Regierung gewechselt wurden, ergeben ganz klar und unzweideutig, daß das englische Vorrecht oder Vorkaufsrecht, wie die englische Presse sich auSdrückt, uur diese« streitig gewesene Gebiet betrifft. Mit dem angeblichen englischen Vorkaufsrecht auf die Delagoa-Bai braucht sich demnach der deutsche Handel vorläufig nicht schrecken zu lassen, noch weniger halten wir die Herleitung besonderer Interessen England« in Trans vaal daraus für gerechtfertigt. Bei dem Gewicht, welches die Engländer auf ihre vermeintliche Vorzugsstellung legen, erscheint es nicht unangebracht, wena von deutscher Seite drr wahre Sachverhalt beleuchtet wird. L. Berlin, 17. Februar. (Privattelegramm.) In Sachen des LtreikS tn ver Eonfeetiousbranche haben gestern, der „Nat.-Ztg." zufolge, mehrfach Eonferenzen der Con- feciionaire, Meister und Arbeiterinnen stattaefunden, in welchen überall der Wunsch zu Tage trat, daß es bald ge lingen möge, einen Lauernden Frieden im Gewerbe herzustelle». Die Zahl der Streikenden nimmt mit jedem Tage zu. Bisher wurden 14 000 Streikkarten au-gegeben, die Gesammt zahl der Streikenden wird von socialdemokratischer Seite auf 27 000 geschätzt. Die Arbeiterinnen der Blousenbranche, die bisher nur vereinzelt die Arbeit einstellten, haben sich nunmehr auch dem Streik angeschlossen. — In einer heute Bormittag abgehaltenen Versammlung der Schneidermeister aus der Herren-, Knaben- und Kinderconfection wurde mitgrtheilt, daß am Mittwoch Verhandlungen vor dem Einigungsamt des Berliner Gewerbegerichts stattfinden sollen, an denen die Confectionaire, die Meister sämmtlicher Geschäftszweige, die Fünfercommission der Arbeiter, inSgesammt etwa 120 Per sonen, die durch Karten legitimirt werden, tdeilnehmen sollen. Zum Schluß wurde folgender Reformvorschlag an genommen: „Die Versammlung beschließt, einen gemeinsamen Ring zu bilden, und erkennt an, daß durch eine Ningbildung und Aufstellung eine- festen Lohntarifs die Uebelstände in ver Branche beseitigt werden können." — Wie der „Post" von gut unterrichteter Seite versichert wird, ist eine Einigung über da» Programm zur Jubi läumsfeier des Reichstags bisher nicht erzielt worden; die Ansichten und Wünsche gingen sogar in principiellen Fragen sehr weit auseinander. Man wird jedoch deshalb die Hoffnung nicht anfgeben dürfen, daß e« in der aller- näcksten Zeit gelingt, die Gegensätze auSzuglrichen und die Vorbereitungen in einer Weise zu treffen, die der Würde und dem Ansehen de« Reichstages entspricht. * AuS RordschleSwig, 16. Februar. Wie neulich mit grtheilt wurde, sollte ver von den dänisch gesinnten Wahl männern bei drr stattgehabttn Probewahl zum Nachfolger deS verstorbenen Lasten als Laudtagsabgeordneter erkorene RedakteurHanssen sich auf den Standpunkt der bestehenden Verhältnisse stellen und auf Grund dieser Verhältnisse an den Arbeiten de» Landtags theilnehmen wollen. Unterdessen ist ein Schreiben de- Herr« Hanffen vom 6. d. M. an einen der Wähler bekannt geworden, welche» bei der Probewahl ver lesen wurde und über die politische Stellung deS Candidaten ausklärt. Hiernach steht Hausten völlig auf protestle rischem Sianvpunct, waS laut der „Nat.-Ztg." auch von den Protestblättern anerkannt wird. * Etolp, 17. Februar. (Telegramm.) Die Familie von Putkamer bat den Generalmajor von Putkamer- Nipkau zu Präsentation für das Herrenhaus gewählt. * Allenstetn, 16. Februar. Im vorigen Jahre brachte das kiesige Polenblatt „Gazeta OlsztynSka" auS West preußen eine Aufsehen erregende Millbeilung. Danach sollten sick lutherische Soldaten, besonders Ünterofsiciere, beim Abendmahl« roh betragen haben. Der Kriegs Minister stellte gegen den Redakteur Pieniezny Strafantrag wegen Beleidigung deS 17. Armeekorps, und weil die behaupteten Thatsachen sich absolut nicht erweisen ließen, wurde P. verurtheilt, dem Minister jedoch nicht die PublicationSbesngniß deS Unheils ertheilt. Auf die beim Reichsgerichte eingelegte Berufung hin wurde jedoch die Sache zur nochmaliaen Ber- Handlung an die hiesige Strafkammer verwiesen. Diese bat nunmehr, der „KönigSd. Allz. Ztg." zufolge, die PublicationS- befugniß ausgesprochen. * Hannover, 16. Februar. Wie man sich erinnert, ist der Verein Skandinavia an der hiesigen Technischen Hoch schule aufgelöst worden, weil er sich an der Reich-iubiläumS feier der Anstalt nicht detheiligt hat. Da» Verhalten der skandinavischen Studenten wird jetzt von früheren nor wegischen Schülern der Hochschule auf« Schärfste getadelt. Eine große Anzahl norwegischer Architekten, Ingenieure, Techniker hat an da« Direclorium der Technischen Hoch schule zu Hannover die nachstehende Erklärung gesendet: „Ein Gefühl großer Dankbarkeit für die unS als früheren Schülern der Technischen Hochschule zu Hannover von Seiten der Deutschen zu Theil geworbene liebevoll« Gastfreundschaft und die in uneigennützigster Weise gewährte Gleichberech tigung zur Theilnahme an dem Unterricht der genannten Lehranstalt veranlaßt unS, unser tiefgefühltes Bedauern auszusprechen über daS tactlose Betragen unserer dem „Skandinavischen Verein" zu Hannover angehörigen jungen LaiidSleuie bei Gelegenheit des 25jährigen Jubiläums des deutichen Reiches. Wir hoffen, daß das Entgegenkommen und die Freundschaft, welche den Norwegern bisher in Deutsch land zu Theil geworden, nickt durch daS erwähnte Betragen einiger irregeleiteten jungen Leute beeinträchtigt werden möge." * Breslau, 17.Februar. (Telegramm.) DerCardinal Fürstbischof Vr. Kopp ist gestern Abend nach Rom abgereist. * Aus Vaden» 16. Februar. Die zur Prüfung der ver schiedenen Anträge zur Aenderung des LanvtagSwabl- recktS eingesetzte Verfastungscommission hat den inhaltlich bekannten Antrag der nationalliberalen Kammerfraction mit 8 gegen 7 Stimmen abgelehnt. Dafür stimmten die National liberalen, dagegen da- Eentrum, die Demokraten, Socialdemo kraien und Conservativen. Damit ist das Schicksal de» Antrags besiegelt. Wenn er auch im Plenum die absolute Mehrheit erhalten wird, da diese im Besitze der nationallibrralen Partei ist, so wird eS doch nickt zu der ftir VrrfaffungSrevisionen er forderlichen Zweidrittelmehrheit reichen. Auch der vom Eentrum gestellie Antrag auf Einführung direkter-and tag« wählen ohne jedwede Cautele wurde mit 8 gegen 7 Stimmen ab- gelebnt. Die Gegner diese» Antrag« waren 7 National- liberale und 1 Consrrvativer. Angenommen wnrde dagegen der Antrag auf Einführung de« Proportionalwahl, verfahren» mit 12 gegen 8 Stimmen. Ob dieser Antrag aber bi« Zweidrittelmehrheit der Ersten badischen Kammer erhält, ist mehr al« fraglich. DaS Endresultat wird sein, daß auch diesmal «ine Wahlrechtsreform infolge des Wider- streit« der Meinungen nicht zu Staab« kommt. (M. N. N.) * München, ik. Februar. Der nietzerbatzerische Vai»,rav,rein, ein» vom Eentrum Degen V«n Vsnirntznnd
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