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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.02.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960220016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896022001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896022001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-02
- Tag1896-02-20
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Morgen-Ausgabe chMtr TllMM ua- Druck uutz Verlag »»« E. Pul» in Leipzig. SV. Jahrgang Donnerstag den 20. Februar 1896. ^ZSI den der er- eeickeiut u« r/,7 UN- di« UbsedMilSgab« Wucheatuz« um b Uhr. durch eine gewissenlose jleberstürzung Tausende und Aber tausende jhreS ehrlichen LebenSerwepdcS bergubesl und sie wibfxstgqhSloS in die Arme der Socialdemokrptie drängen! Ann-bmfsch»»- M Ayesge,: Ab,nd,«nSg»de! vormittags Uf Utzr. Morgep-AiiSg-^i Nachmittag» 4Uhr. Für die Mont«g-Morgeu-Ausgabe: Soaaaveod Witta». Bei den Filialen und Annahmestellen je »ine halbe Stunde fr»-«», Aujeige» sind stets ,a d« Sr-esttttau z« richjen. MqMov V»L -rvediü-n; LadanneSgaff» ». Die ßrpeditiou ist Wochentag« ununterhrhHrn gevssnel von srüh 8 bi« dsbeud« 7 Uhr BezugsPreiS st> h« Hauptexpeditkon oder den im Stadt- Filialen: vtt» Klemm's Sartim. kffsfpeß Hahn», pnjversitäwslrqht 1, »autS Lösch«, Llatbarinenftr. 14, pari, und König-Platz 7. GiNN'v-ilMN lhesaW, Bur nch ß,r Anzeiger. Amtsblatt des Äcffüglichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Polizei-Amtes der Stadt Leipzig. Anzeigen-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Neriamen uyter dem W^kfioa-sixich l-m- spalUui LO^L, por d«y FauilliennuchKchirn ^(8 gespult«») 40/L GrSgtre Schriften laut unserem Brei« verzetchniß. DabeS^isch«r^^» gifferuiap bakteriologische Untersuchung einer Reihe von Proben aus ländischen Getreides ein erschreckend hoher Bakteriengehalt deS selben festgesteltl sei. Da die Furcht vor den am Getreide hastenden Bakterien leicht in weiteren Kreisen der Bevölke rung Beunruhigung erregen konnte und eine ausreichende Kenntniß über den Bakteriengehalt der verschiedenen Getreide« arten nicht vorlag, so nahm das Kaiserliche Gesund heitsamt Anlaß, der Angelegenheit durch Versuche näher zu treten. Abgesehen von dem noch zu erwähnenden Ergebniß derselben wird den geäußerten Befürchtungen schon dadurch der Boden entzogen, raß die überwiegende Mehrzahl der in der Natur weil verbreiteten Bakterien keineswegs Krankheits erreger, vielmehr ganz harmlose, oft sogar nützliche unp un entbehrliche Lebewesen sind. Nur verhältnißmäßig wenige von ihnen, nämlich fast ausschließlich solche Arten, die am kranken Menschen und seiner Umgebung Vorkommen, werben unter bestimmten Umständen gesundbeilsgefährlich. Die Begriffe „Bakterien", „Krankheitserreger" ober gar „Jnfectionsstoffe" dürfen keineswegs identificirt, sondern muffen streng von einander geschieben werben. Die Untersuchungen des Ge sundheitsamts erstreckten sich auf 33 Gelreibeproben (Weizen, Roggen, Hafer und Gerste): 17 davon stammlen aus dem Auslände, 16 aus Deutschland. An allen Getreideprobeq hafteten Batterien. Die meisten enthielt eine Probe von russischem Hafer mit 4 636 000 auf ein Gramm; die niedrigste Zahl (11 000) wies amerikanischer Weizen auS La Plaia auf. Deutscher Weizen zeigte im Gramm 14 000 vis 230 000, russischer 256 000 bis 309 000 Batterien; beim Roggen waren die Zahlen für Deutschland 128 000 bis 670 000, für Rußland 756 000 bis 1 018 000. Türkischer Roggen, der von allen untersuchten Proben am meisten mit fremden Bcstandtbeilen (Unkrautsamen, Erdpartikelchen, Steinchen, Halmresten rc.) verunreinigt war, enthielt im Gramm nur 30 000 Batterien. Die von anderer Seit« und mit anderen Grtreideproben ausgeführten Unter suchungen haben zum Theil höhere, zum Theil niedrigere Zahlen ergeben. Ja, es hat nch hcrauSgestellt, baß ein und dieselbe Getreideprobe, nach Ablauf weniger Wochen zum zweiten Mal untersucht, eine beträchtliche Abnahme deS Bakteriengehalles erkennen ließ. So war z. B. die für ein? Probe russischen Roggen« gefundene Bakterienzahl von 895 000 auf ein Gramm bei der späteren Untersuchung auf 190 000 zurückgegangen. Obschon nach diesen Untersuchungen an den Proben ausländischen Getreides mehr Bakterien hafteten, als an den deutschen Proben, so berechtigt dieser Befund doch nicht zu dem Schluffe, daß der gesundheitliche Werth des Getreides vom Bakteriengchalt abhängl. Wir genießen mit manchen Nahrungsmitteln (z. B- im Käse, in der Milch, in der Butter) regelmäßig noch weit mehr Bakterien, als deren am roden Getreide haften. Selbst für bas Triukwasser darf der Bakterien gehalt nach der neuesten Auffassung nur noch die Bedeutung beanspruchen, daß die Leistung seiner natürlichen oder künstlichen Filtration danach beurtheilt werben kann. Gleich dem Wasser hat auch da« Getreide besonders reichliche Gelegenheit, sich mit den vorerwähnten harmlosen, in den oberen Boden schichten in größter Menge verbreiteten Batterien zu be laden. Vielleicht rührt der hohe Bakteriengehalt ausländischen GckreideS von der weniger reinlichen Einsammlung und Aufbewahrung her. Verunreinigungen des Getreides mit gefährlichen Bakterien, z. B. au« den Abgängen kranker Menschen oder Thiere, sind bisher noch nicht nachgewiesen und dürften, selbst wenn sie vereinzelt einmal Vorkommen sollten, sich nie aus eine größere Getreivemenge erstrecken. Aber noch auS einem anderen Grunde läßt der Bakterien gehalt deS Getreides einen Schluß auf dessen Gesund, heitsgefährlichkeit nicht zu. Wir genießen das Getreide nur in einem durch die Hitze beim Kochen ober Backen veränderten Zustande. Wen» nun auch einzelne, besonder widerstandsfähige Dauerformen der Bakterien (sogenannte „Sporen") zuweilen trotz dieser hohen Temperatur am Leben bleiben, so geben doch alle die bekannten, für den Menschen in Betracht kommenden Krankheitserreger dabei zu Grunde. Die meisten dieser schädlichen Bakterienarten werden sogar schon durch die Einflüsse der Witterung, durch Austrocknen und Belichtung vernichtet, unter Verhält,nflen also, welche beim Lagern deS Getreides in reichlichem Maße vorkommen. Schließlich ist daran zu erinnern, daß zwar Krankheiten nach dem Genüsse von Zubereitungen auS Getreide, welches mit Unkrautsamen (Taumellolch) oder Mutterkorn verunreinigt war, in Deutschland wie ini Auslande wobl beobachtet sind; noch niemals aber sind Uebertragungen ansteckender Krank heiten durch Getreide oder dessen Zubereitungen bekannt geworden, obgleich das Getreide seit Urzeiten für die Ernäh- rung von Menschen und Thieren die bekannte wichtige Rolle spielt. V. Berlin, 19. Februar. (Telegr.) Der Kaiser empfing gestern Vormittag im Jagdschlösse HubertnSstock den StaatS- secretair deSReicksmarinc-Amts Viceadnüral Hollmann und den Ebes des MarinecabinetS Contreadmiral Frciherrn von Senden- Bibran zum Vortrage. Er gedenkt heute Abend um 7 Uhr 35 Minuten von HubertuSstock in Berlin einzutreffen und später mit der Kaiserin die Großfürstin Constantin von Rußland am Bahnhöfe Friedrichstraße zu begrüßen. Die Majestäten werden in den Königszimmern deö Bahnhofes das Souper mit der Großfürstin einnebme», die schon heule Abend mit dem fahrplanmäßigen Eilzuge die Reise nach Petersburg fortsetzl. — Nach den bisher getroffenen Be stimmungen begiebt sich der Kaiser morgen Abend nach dem Diner bei dem Oberpräsidenlen von Achenbach im Englischen Lause nach Wilhelmshaven zur Vereidigung der Marine- Recruten. L. Berlin, 19. Februar. (Privattelegramm.) Ein Theilncbmer der gestrigen Versammlung des Butt-«» de»' Landwirthe schreibt der „Nationalztg.": Als vr. Suchsland den Namen Caprivi aussprach uud sich dann wie auf ein Commaiido ein unbeschreibliches Gejoble, untermischt mit Pfui-Rufen und diversen Schimpfworten, erhob, schrie ein Herr, der unmittelbar hinter den für die Presse reservirten Tischen saß, das Wort „Schweinhund" in denCircuS. In dem Riesenlärm scheinen die meisten Berichterstatter das überhört zu haben. Ich konnte es nicht überhören, weil der betreffende Herr eS mrr GeryerbknoveUe rmd Suchhandel. -K Per Reichstag hat di« neue, vom Bundesrgtbe ysrgelegte G«werbenovell« nach einer kurzen, sachlich kaum br- merkea-werthen Discussion in erster Lesung erledigt, ohne d«S Brdürsniß zu fühlen, diese tief einschneidende Materie einer Commission zu weiterer Berathung zu überweisen. Augen scheinlich hat hierzu nur d»S Bedürfnrß Anlqß gegeben, poch wenigsten» Etwas zu Stande zu bringen, nachdem man zu dep Üeberzeuaung gelangt ist, daß im Uehrige» dj« Session an positiven Leistungen nicht viel reicher sein wird, al» di« vergangene Tagung. Und obwohl gerade die vorjährigen Berathungen der Commission, und namentlich die Aus führungen der Abgeordneten v. Strombeck, Haffe und Schneider den Beweis dafür geliefert habest, daß der Entwurf noch außerordentlich viel Unklarheiten enthält und daß man Gefahr laufe, das Kind mit dem Bade auszuschütten und solitze Gewepböleut« zu schädigen, geht man jetzt leichten Herzen« daran, Tausenden und Abertausende« die Existenz zu ver kümmern oder geradezu zu untergraben. Gegen «ine Beschneidung der notorischen Auswüchse des Haufirhanbels, gegen eine Begünstigung de« seßhaften Bürgerthstins wird sicherlich Niemand etwa« einzuweupefl hqben. Wenn aber dje jetzig« Fassung der Novell^, die sich mit kifldlicher Unbefangenheit an di« Anträge der Herren Hitze und Gröber anlehnt, über diesen Rahmen hinauSgeht und dem gesummte« Erwerbsleben schwere Schädigungen zufügt, wenn sie zu gleicher Zeit dem berechtigten Bildungs- bedürsniß des Volkes ungehörige Schranken zieht, dann ist eS Pflicht, das Heilmittels das man auwenden will, sorg fältig zu prüfen. Die einzige Möglichkeit hierzu ist nur noch gegeben in einer möglichst eingehenden Besprechung während der zweiten Lesung, die ja wohl noch erweitert werden könnte durch eine ausgedehnte Berücksichtigung der Petitionen, die inzwischen beim hohen Reichstag eingelausen sind. Daß solche Petitionen namentlich von Seilen des deutschen Buchhandels eingebracht worben sind, ist natürlich; bedroht doch die Novelle keinen anderen Erwcrbszweig so ungeheuer lich, wie gerade diesen. Nicht allein die Einsütuutng deS Wandergewerbescheins mit seinen außerordentlich hohen, auf je 500 zu berechnenden Kosten wird dazu dienen, in weiten Kreisen den Eindruck zu erwecken, als ob man mit kaltem Blute eine blühende Industrie ruiniren wolle, sondern vor Allem auch die Bestimmung des tz 44 Abs. 3, wonach das Aufsuchen von Bestellungen auf Maaren, soweit nicht der Bundesrath Ausnahmen zuläßt, nur bei Kaufleuten oder solchen Personen geschehen darf, in deren Gewerbebetriebe Maaren ter angebotenen Art Verwendung finden. Die Regierungsvorlage ist bei dieser Fassung stehen geblieben, obwohl sogar die vorjährige Commission den Zusatz ange nommen hatte: „mit Ausnahme von Druckschriften, anderen Schriften und Bildwerken." Man wird selbst in den dunkelsten Kreisen des Centrum« nickt behaupten wollen, daß Firmen wie BrockhauS, Spanier, Velhagen ch Klasing, Breitkopf L Härtel, Bong, Teubner, Flemming, Grote, Bertelsmann, Perthes, Weidmann dazu beitragen, durch Verbreitung von socialistischen Ideen oder von unsittlichen Büchern das geistige und moralische Niveau des Volkes herabzuvrücken. Wenn null aber gerade diese Firmen, wenn mit ihnen zusammen alle uenuenswerthcn Verleger Deutschlands, wenn dir großen Anstalten, welche die besten Fanulienzeitschriften, werthvolle Prachtwerke, wissen schaftliche Bücher ersten Ranges verlegen, sich einstimmig gegen das geplante Gesetz erklären, wenn sich hier hoch- eonservative und freisinnige, nationalliberale und selbst klerikale Manner zu scharfem Widerspruch zusammenfinden, so sollte man doch im Reichstage es sich zwei- oder dreimal über leben, ob man recht daran thut, dem eigenen, nirgends be wahrten Sachverständniß mehr zu trauen, als dem Urthril solcher Männer. Es unterliegt keinem Zweifel, daß durch die Annahme der Gewerbenovelle in ihrer jetzigen Gestalt zunächst die Colpor- tage vollständig ruinirt würde. Und doch besaßt sich die Colportage mit dem „Schauerroman", der ja stet« als dste uvirs vor Augen geführt wird, nur zum allerkleinsten Theil: etwa 30 Proc. des GesammtumsatzeS kommen hier in Be tracht, während drei Zehntel aus die christlichen Erbauungs schriften, drei weitere Zehntel auf Conversatiouslexika, auf die patriotische Literatur u. ä. entfallen. So ist das Buch „Wie wir unser eisernes Kreuz erwarben", da» in besonderem Maße die Anerkennung de- Kaiser« gefunden hat, fast ausschließlich durck den Reisedandel vertrieben worden. Ein Zehntel deS Umsatzes, den die Colportage erzielt, entfällt aus com- plete größere Werke, wie Andree'S Atlas, oder auf architek tonische Werke, die durch den Sortimentsbuchhandel über haupt nickt abzusetzen sind; zwei Zehntel entfallen auf die Zeitschriften, welche wiederum nur durch Colportage ihre enormen Auflagen erreichen. Nur durch die ausgedehnte Verbreitung ist e- überhaupt möglich, ein Buch vom Umfange der Bibel für 6 herzustellen. Es ist bezeichnend, baß die katholische Buchhandlung von Scharfstein <L Co. in Köln, die einen Umsatz von 50 000 jährlich ausschließlich durch die Colportage vertreibt, geradezu erklärt hat: „Wir beschäf tigen ca. 20 Cotporteure und bemerken, daß wir im ver gangenen Jahre auch nicht ein einzige- Eremplar durch «ortimentrr haben abseyen können." Schon aus diesen kurzen Hinweisen ergirbt e» sich, daß der geplante Vernichtungsfelvzug gegen den Buchhandel zu gleich einen Kamps gegen die Verbreiluna der Bildung, eine Vrrtbeuerung und Erschwerung der Leclure bedeutet. Denn jede Einengung des Umsätze- muß die Erhöhung der Grund preise im Gefolge haben. Der Feldzug gegen den Buch handel bedeutet zugleich die Vernichtung nicht nur zahlloser Existenzen, vie im Reisrhandel und in der Colportage bisher sich ein ehrenhafte- Brod verdienten, sondern «r trifft zugleich mit dem VerlagSbandel di« Hunderttausrnde. die in Setzereien und Druckereien, in der Papierbranche, im Holzschnitt, in der Galvanoplastik und Lederindustrie den Unterhalt sanden, er schränkt zugleich die Einnahmequellen der Künstler unv Literaten ein. Möge der Reichstag, der doch sonst von dem Grundsätze auSgeht, daß gut Ding Weile haben will, nicht unmittelbar in- linke Ohr brüllt«. Au« der Rede des Herrn v. Diest-Daber verschweigen die meisten Berichte den Satz: „Na, die Herren (der Landwirthschaftsmioister unv Bennigsen, dep daS Wort „gemeingefährlich" sckvn vor Jahresfrist auf den Antrag Kanitz anwandt«) sind beide aus Hannover, die beiden Herren können uns sonst waS!" Es wär« doch schade, wen« diese „Blütheu" für das Publicum verloren geben sollten. V. Berlin, 19. Februar. (Privattelegrarnns^ Kürst Bismarck wird, dem „B. L.-A. zufolge, am Sonnaprnd eine Deputation Hallescher Conferv ati v e n behufs Ent gegennahme einer Adresse empfange«. — Dem „Hamb. Corp." wird von hier gemeldet! „Die Socialdemokraten lehnten die Betheiligung an dem Fest des Reichstage- am 91. März w«gen det Kasserto-ftes ab, den Frhr. von Buol ausbringt. Der Sprech«! des BiSmarck- toasles ist noch unbestimmt, weil dieses mit Rücksicht auf das Centrum und die Freisinnigen möglichst farblos sein soll." — Der „Rxichsb." meldet: „Wie wir zuverlässig hören, tritt thalsächlich der Redqcteur Stein vpn einem badischen deutsch-soxialen Blatte schon in den nächsten Tggen in die Redaktion de« „Volk" ein. Ob Herr von Gerlach Kqn; ausscheiken wird, scheint noch nicht festzuftehen; poplausig wenigstens scheint ep noch zu bleiben." -» Für den Freiherrn v. Hammerstein sind nun mehr, wie «in Localblatt berichtet, Einzahlungen geleistet worden, so daß er im UntersuchungSgefängniß die bessere Kost erhäft. Uebep den Einzahler verlautet» baß ein ehe maliger französischer Officier, welcher al» Kriegs gefangener auf dem elterlichen Gute de« Freiherrn v. Hammer stein internirt war und seit dieser Zeit der Familie ein dank bares Angedenken bewahrt bat, dep Spender von 2oO für diesen Zweck ist. Auch einige hiesige Heppen hätten zu diesem Zwecke einen kleinen Fonds gesammelt. * Lübeck, 18. Februar. Der Ausschuß der hanseatischen Versicherungsanstalt für Jnvalibitäts- und Alters Versickerung beschloß heute, die Lungenheilanstalt in Andreasberg um haS Doppelte »n vergrößern. Auch die Erbauung von Reconvalcscentenhänsepn an der Ses ist geplant. Dem Vorstand der Versicherungsgesellschaft wurden für die beiden nächsten Jahre 500 000 zur Ausleihung an Genossenschaften und Errichtung von Arbeiterwoh nungen zur Verfügung gestellt. * Frieprichspuh, 18. Februar. Ueber den Aufenthalt der Transvaaler beim Fürsten Bismarck höpt dje „Neue Zürch. Ztg." noch Einiges. Sie waren begleitet von dem großen Transvaal-Interessenten Herrn Lippert und dem bekannten Rheder Adolf Wörmann, die sie von Hamburg aus nach Friedrichsruh begleiteten. Fürst Bismarck hatte den Wunsch ausgcdriickt, Herrn vi. LeyvS und dessen Mitarbeiter Bice-Consul Baron Quartes zu sehen, um von ihnen Näheres über seinen „alten guten Bekannten", den Präsidenten Krüger zu hören. Die TranSvaaler ihrerseits sreuten sich, einen solchen Besuch dem großen Alten im Sachsenwalde machen zu können. Er empfing sie aufs Herzlichste und zog sie sofort zum bereitgestellten Frühstück, daS im engsten Familienkreise eingenommen wurde. Graf und Gräfin Rantzau unv vr. Chrysanver waren anwesend. DiSmarck erkundigte sich herzlich nach Krüger; er war von bester Frische und großer Lebendigkeit und beherrschte vollständig die Unterhaltung, die sich mit Politik nur wenig beschäftigte. Seine Sympathien für Transvaal drückte er allerbrngS sofort kurz und kräftig auS und freute sich auch ganz besonders, daß daß Kaiser-Telegramm in Deutschland bei allen Parteien lebendigen Anklang ge funken. Nach der Tafel griff Bismarck zu seiner langen Pfeife und nöthigte die Herren zu den Cigarren. Als sich herausstellte, daß außer dem Baron Quartes keiner seiner Gast« rauchte — Leyds unterläßt e- auf ärzt lichen Rath —, hielt er eine kleine humoristische Rede über den Nutzen uud die Freude deS Rauchens, daS ihm manche unfreundliche Stunde mildere. Er kam dabei auf seine alten GesichWschmerzrn zu sprechen, worauf Frau Gräfin Rantzau einen Brief aus Holland hrrbeiholte und den Baron Quarles um dessen genaue Uebersetzung bat. Es handelte sich um ein Hausmittel gegen diese Ge sichtSschmerzen und rührte von einer holländischen Dame der, die für den Fürsten Bismarck besondere Ver ebrung fühlt. Bismarck nöthigte seine Gäste, indem er aus Weißwein, Rothwein, Bier und Champagner wies, einen tüchtigen Trunk nicht zu verschmähen. „Wir sind doch hier keine Engländer, die nicht mit Weisheit unk Verstand etwas Ordentliches zu trinken wissen, sondern Leute aus trinkbaren SlamoyenI" Zum Abschiede trug Bismarck dem Dr. LedyS herzliche Grüße an dcu von ihui freundschaftlich verehrten Präsidenten Krüger auf und schenkte seinen Gästen sein photographisches Bild mit seiner Namens unterschrift. Die Schriftzüge auf den Bildern sind ebenso groß, steif und fest, wie man sie seit dreißig Jahren kennt. Unverändert kräftig mit markigem Zuge geschrieben, zeigen sie nicht eine Spur deS hohen Greisenaller- ihre- Schreibers. * «»ttdu-, 19. Februar. (Telegramm.) Die Textil arbeiter in fünf bedeutenden Etablissement- streiken. * Darmstadt, 17. Februar. Eine Anzahl israelitischer Einwohner richtete au die Regierung ein Gesuch um Ueber- setzung des israelitischen ReligionSbuche» scüulcimn urucl, aus Staatskosten. Nach den angestellten Ermittelungen wird jenes Buch in Hessen von keinem israelitischen Rrligions lehrer als Lehrbuch bei Erthrilung de- Religionsunterrichts benutzt, weshalb daS Gesuch abgrlehnt wurde. * Karlsruhe, 19.Februar. (Telegramm.) Ter,FarlS ruher Zeitung" zufolge leidet der Groß Herzog an einer einseitigen neuralgischen Affection deS Kopses, befindet fick >«doch bereits auf dem Wege der Besserung. Der Groß herzog nimmt täglich die regelmäßigen Vorträge entgegen. * Aus i»ls«ß»Lvttzrln>«n, 18. Februar. Di« Irei- sprechung des vom Mülhauser Schwurgericht wegen Meineids zu 18 Monaten Zuchthaus verurtheilten katholischen Deutsches Reich. * Leipzta, IS. Februar. DaS Organ de- Fürsten Bis marck — dte „Hamb. Nachr." —, da« bisher eine direkte Stellungnahme in dem Streite um die sächsische Wahl reform-Borlage vermieden bat, tritt jetzt auS dieser Zurückhaltung heraus, indem eS die folgende, ihm aus dem Königreich Sachsen zugehende Zuschrift veröffenlstht: „Im Eiuzetstaate wiederholt sich jetzt eine Erichesnung, die lm Reich im vorigen Jahre stattiand. Wie damals gegen die Umsturzvorlage sich von allen Seiten Proteste erhoben, so ge schieht es jetzt grgen Len von der königlich siichsisch«" Regierung infolge einer Anregung seitens der siaatserhaltenoe» P irteien in der lj. Kammer, einschließlich der Fortschrittspartei, dem llaudiag« vor- gelegte»Entwurf eines veränderten Wa hlgejetzis. Wie dort ein Dbeil der bürgerliche» Classi», insbeipnuere aus dem Csi- lehrtenßande, der Reichsregsirung i» den Arm fiel, al« Ptese ernste Maßregeln gegen die Umstur^partei ergreijen wollte, so jetzt in gleicher Wei,e, da die sächsische Regierung gegen das immer stärkere Eindringen derSocialdemokratie in die Volksvertretung das wirklich Wirksame Mittel anwenden will, eine Beschränkung des Ueber- gewicht« der Kopttahlwahlen zu Gunsten einer größeren An- Passung des Wahlsystems an die Leistungen der Wähler für den Staat. Besonders ausgefallen ist, daß sich an die Spitze dieser Agitation der zu Leipzig bestehende „Vaterländische Verein" gestellt hat, Lessen einzige« Ehrenmitglied Fürst Bismarck ist, während man doch glaubhaft vernimmt, daß aus eine Bitte de-Herausgebers der „Dresdner Nachrichten", ttr. Reichardt, an den Fürsten, »in sein auloritatipes Gutachten in dieser wichtigen Frage, der Fürst erttärt hqbe: „er wünsche der entschlossenen Haltung der launischen Landes vertretung glänzenden Erfolg." Was offenbar dieser ganzen Bewegung zu Grunde liegt, ist eine höchst unklare Ver wechselung zwischen Socialdemotratie und Arbeitersiand. Man scheint zu glauben, was gegen dir Socialdemokrati« geschehe, daS treffe den Arbeitersiand Dir Arbeiter, sagt man, welche im We,entlichrn die dritte Abtheilung in dem Dreiclassensystem bilden, seien jeder Vertretung beraubt, denn ihre Wahl- männer würden allezeit von Lenen der ersten und zweiten Abtheilung überstimmt werden. Da« könnte danr z^. treffen, wenn die Arbeiter Kocialdemokraten zu Wahlmännern wählten. Wenn sie ober nichtjocialdemokratische Arbeiter wählen (und davon giebt es doch gottlob immer noch genug), jo ist nicht abzusehen, warum nicht diese sich mit denen, der bürger lichen Classi, in der 2. Abtheilung verständigen sollten. So lange diese gänzliche Verkennung des Unterschiedes zwischen Arbeiter und Sociatdemokrat nicht aushört, wird es unmöglich sein, wirksame Maßregeln gegen die Socialdemotratie zu er greifen, wie solche doch im recht eigentlichen Interesse irr Arbeiter selbst durchaus nothwendig sind." Ein Commentar zu dem Abdruck dieser Zuschrift in „Hamb. Nachr." ist wohl überflüssig. 6. tt. Berlin, 19. Februar. Am 27. Juli wird also internationale Socialistencongreß in London öffnet werden. Während noch vor wenigen Wochen die sociali- stiscken Gewässer langsam dahinstoffen, gehen sie jetzt mächtig hoch; nicht nur in Deutschland, sondern auch in den übrigen Kulturländern, in denen der SocialismuS stark inS Kraut geschossen, sind gewaltige Arbeiterausstände an der Tages ordnung; und während noch vor kurzer Zeit zwischen deutschen unv englischen, französischen und belgischen Führern u. s. w. heftig« Plänkeleien stattfanden, scheint jetzt überall der holde Friede unv die süße Eintracht eiogekebrt zu fein. Der 27. Juli soll in London die Socialrevolutionaire in einer Stärke versammelt sehen, wie noch niemals zuvor. Mächtig wird jetzt bereit- in allen deutschen Gewerkschast-kreifen dafür agitirt, so viel als möglich Delegirte nach London zu senden; „die Kosten dürfen, wo «S sich um die Gesammlvertretung de« Proletariats handelt, gar nicht in Betracht kommen". Die Amerikaner, die erst gar keine Lust zeigten, die Reise über das große Wasser zu machen, scheinen sitzt anderer Ansicht geworben zu sein; wenigstens wird in den amerikanischen soctalistischen Zeitungen eifrig Stimmung für den Congreß gemacht. Auch die österretch,schen, die polnischen und die russischen Socialisten, die bisher ziemlich abseits vom Wege standen, sind mit einmal Feuer und Flamme für die Beschickung des Congreffe«; die rumänischen Genossen, die ihre Inter nationalität von jeher sehr lebhaft dadurch bethätigten, daß sie die in Deutschland Streikenden mit Gelb unterstützten, schicken gleichfalls einige Delegirte nach London. In der Schweiz, in Italien, Spanien, Frankreich und den nordischen Königreichen ist die socialdemokratische Arbeiter schaft emmüthig für die Beschickung des Congresies, und in England sollen, nach der Behauptung socialistischer Kreis«, auch die alten TradeS Union- jetzt sympathisch zu dem Congreffe sich stellen. Besonders lebhaft wird voraussichtlich den Congreß die Frage der Maifeier beschäftigen. Der erste internationale Socialisten-Eongreß in Paris beschloß bekanntlich, daß die Maifeier durch ein vollständiges Ruhen der Arbeit zu begehen sei. Al» aber die deutschen „Genossen" sich anschickten, diesem Beschluss« nachzukommen, stießen sie auf energische» Wider stand. Da- BÜrgerthum raffle sich auf, und seitdem sind die deutschen Socialistenführer um die Maifeier wie die Katze um den heißen Brei herumgegangen. Oft genug freilich haben sie sich von den Extremen deshalb den Kopf waschen lassen müssen, und spricht sich auch der Londoner Congreß für vollständige ArbeitSruhe am 1. Mai an-, so werden sich unsere Arbeitgeber abermals zu einer sehr energischen Stellung nahme rüsten müssen, wenn sie incht einen neuen Versuch ver Socialdemokrati« zur „würdigen" Feier deS 1. Mai erleben wollen. L. 6. Berlin, 18. Februar. Bor einiger Zeit ist mehrfach dir Befürchtung geäußert worden, als könne der angeblich ho he Bakteriengehalt des au-ländischkn Getreide- Vie Gesundheit von Menschen und Thieren schädigen. Be sonder« gefährlich sei daS Getrcive auS Ländern, m denen Bolk-senchen, wie z. B. die Cholera wülhe. Diese Be fürchtungen erschienen uni so beachten-werther, al« gleichzeitig di« Mittheilung erfolgte, daß von berufener Seite durch tschta
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