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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.02.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960225026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896022502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896022502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-02
- Tag1896-02-25
- Monat1896-02
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140» G»w» Mkr ttzeneral Hensch erwart»! werden. Nach einem wetteren Artikel der „Opmtour" ist Baratleri gezwungen, seine Zu» kuhrftraß« von Tenase nach Adigrat auszugeben, weil sie von den Rebellen besetzt sei. Er hab« jetzt nur noch die Straße über Eoattt l»r Berprovionttrung. Menrlik scheine eine» Borslob gegen Norden gemacht zu haben, nm di» rechte Flanke Baratieri'« za umgehen. Da neue Verstärkungen erst am 20. März in Asmara eiutreffen, ist Baratleri in den nächsten Wochen zu einer abwartenden lluthätigkrit verurtheilt. ES beißt jetzt, baß rin commandirrnder General, vielleicht Prloux, al» Obercounnandant nach Afrika geht. Immer lauter wird der Wunsch, daß Baratteri sich nach ASmara zurüchiehe. Unter diesen Umstanden ist e» begreiflich, wenn die ge- sammte Afrika-Politik der Negierung die schärfsten Anfein dungen, namentlich von radikaler und konservativer Seite stade». Nun ist auch die egypttsche Frage wieder auf der TageS- ordnunq. In Konstantinopel bat man eS jüngst für zweckmäßig erachtet, an dies« Frage zu rübren. Der türkische Botschafter in London Costaki Pascha wurde, wie gemeldet, angewiesen, die englische Regierung zu ersuchen, „mit der Türkei a!S der suzerainen Macht die vage in Egypten auf der Grundlage von Garantien für die Sicherung der Verkehrswege zwischen Indien und England in Ordnung zu bringen." AuS dem Diplomatischen in« Gemeinverständliche übertragen, will dies heißen: Die Pforte verlangte die neuerliche Einleitung von Berhandlungkn über die Räumung deS NillandeS. Das wäre die Aufrollnng einer Frage, deren Umfang imd Folge wirkungen unter den gegenwärtig herrschenden Umständen kaum Jemand vorauSznsehen vermochte. Der Meldung über den Schritt der Pforte bei der englischen Regierung wegen EgyptenS ist allerdings -in officiöseS Dementi auf dem Fuße gefolgt, allein wie von verschiedenen Seiten übereinstimmend berichtet wird, bat die Pforte tbatsächlich die Absicht gehabt, die egyptische Angelegenheit in Flnß zu bringen, hat aber wahr scheinlich in Folg: von diplomatischen Einwirkungen von einer Note an die englische Regierung abgesehen. Daß etwas Derartiges in Vorbereitung war, scheint auch daraus bervor- zugebeiH baß England, um der Pforte ruvorzukommen, mit Frankreich sich zu verständigen sucht. Telegramme, welche aus Kairo in Rom eingetroffen sind, lassen darüber kaum noch einen Zweifel. Nach diesen Drabtmeldungen hängt die Reise deS lranzösischcn Botschafters Eanibon von Konstan- kinopel nach Kairo mit diesen Unterhandlungen zusammen; daß Cauibon dort seine tränke Gemahlin besucht, ist ein diplomatischer Vorwand. England scheint geneigt zu sein, unter dem Druck der gegenwärtigen Isolirung, wie aus Furcht vor einem eventuellen Conflict mit Frank reich, den Franzosen in Egypten sehr weitgehende Zuge ständnisse ;u macken. AuS Paris wird gemeldet, daß zwischen dem Minister des Aeußern Berthelot und dem russischen Botschafter Baron Mobrenbeim in den letzten Tagen ebenfalls mehrfache Besprechungen über die egvptische Frage statt gefunden haben, waS nur wahrscheinlich ist, da Frankreich wie ,n allen internationalen Fragen, so insbesondere in der egyp- tischen ohne Rußland nicht» thun wird. Deutsche- Reich. L Berlin, 24. Februar. Der allgemeine Verband der Deutschen landwirtbschaftlichen Genossen schaften hat für den 1. Februar 1896 eine Statistik seines Bestandes erhoben, die von der gewaltigen Ausdehnung der ländlichen Genossenschaften in der jüngsten Zeit das beredteste Zeugniß ablegt. Begründet ist der Verband im Jahre 1883 mit 278 Genossenschaften in 10 Verbänden. Er wuchs alsdann bis zum Frühjahr 1889 (Inkrafttreten de» neuen Genossenschafts gesetzeslauf 1026 Genossenschaften in 18 Verbänden an. Seitdem ist die Entwickelung schnellen Schritte» weiter gegangen. Im Sommer 1891 zählte er 1556, 1893: 1815, 1895: 2147 Genossenschaften. Im letzten Halbjahr ist da» stärkste Äachsthum deS Verbände» eingetreten, nämlich auf 3016 Genossenschaften. Und zwar haben sich unter dem Einfluß der preußischen EentralgenossenschaftScaffe die DarlehnS- kassen allein um 500, von 1032 auf 1539, vermehrt, m geringeren, Maße die Bezug» - und Absatzvereine von 733 auf 736, die Molkereien von 600 auf 657, die sonstigen Genossenschaften von 46 auf 57. Durch Zutritt des hinterpommerschen Molkerriverbande» und de» Verbandes der wirthschaftlichen Genossenschaften de» Ermlande» ist die Zahl der zum „Allgemeinen Verband" gehörenden Landes- und Provinzialverbande aus 23 gewachsen, die Zahl der dazu gehörigen Centralaenoffenschasten beträgt 27. Der Umfang der einzelnen Verbände ist ein sehr ungleicher. Am weitesten ist das ländlich« Genossenschaftswesen in Hessen entwickelt, wo der Anwalt der deutschen landwirtbschaftlichen Genossenschaften, KreiSrath Haa» in Offenbach a/M., seinen Sitz hat. Ta» kleine Land zählt nicht weniger al- 444 Ge- noffenschafteu. Darauf folgt Hannover mit 354 Genossen schaften, die Rheinpfalz mit 305, Rheinpreußen mit 296, die Provinz Sachsen mit 226, Schlesien mit 211 rc. In den öst lichen Provinzen Preußen» schreitet dirGenoffenschaftSbilduna in so schnellem Tempo fort, daß diese sich, wa» die Zahl der Ge nossenschaften betrifft, den alten Verbänden im Westen und Südwksten Deutschland« bald ebenbürtig an die Seite stellen werden. Die kleinsten Verbände sind bisher die ausschließlich au» Molkereien oder BezugSgenossenschaften bestehenden. Doch bereitet sich in den meisten von ihnen gerade jetzt eine Um wandlung dahin vor, daß auch sie ihr TbätigkeitSgebiet aus alle Arten und Genossenschaften zu erstrecken beginnen. Die anspornende Tbätigkeit der preußischen Central-Genossen- schastöcaffe wird auch bei ibnen Centralgenoffenschaften und eine größere Anzahl von Spar- und Darlebn-cassen entstehen lassen. Auf der andern Seite werden die hier und da schon entstehenden Absatzgenossenschaften für Getreide, Mehl, Brod, Fleisch, Gemüse, Obst rc., auf deren Förderung in genossen schaftlichen Kreisen gegenwärtig großes Gewickk gelegt wird, dazu beitragen, dem ländlichen Genossenschaftswesen neue An regungen und eine reichere Ausgestaltung zu bringen. * Berlin, 24. Februar. „UnS genügt da» noch lange nicht!" ruft ein agrarifch-bimetallistische» Blatt dem StaatSsecretair Freiherr« v. Marschall zu auf dessen kurze Erklärung in der Sonnabendsitzung des Reichstages über da» „Mißverständniß", in dem der erste Lord deS Schatzes Herr Balfour sowohl gegenüber der deutschen Reichsregierung als auch dem englischen Premierminister befangen ist. Daß diese beiden Stellen in dieser Frage völlig im Einklänge sind, wie an» den Worten de» StaatSsecretairS hervorgebt, genügt also nicht, die Forderung der Aufklärung des „Miß verständnisses" wird fortgesetzt, ferner wird trotz der Fest stellung »«S Reichskanzlers vom 11. Februar wieder an- gedeulet, der deutsche Botschafter in London sei die Quelle deS „Mißverständnisses" u. s. w. Dies Gebühren wird selbst von einem den Agrariern so freundlich gesinnten Blatte, wie eS die „Schles. Ztg." ist, indirekt wie folgt verurtkeilt: „Die Doppelzüngigkeit englischer Politiker ist gerade ans inter nationalem Gebiete in letzter Zeit recht deutlich bervorgetretea. Dir Windungen Balfour'S iu der Währungsfrage scheinen nun zu diesem Charakter der Politik Englands mindestens nicht im Widerspruche zu stehen. ES macht saft den Eindruck, als sei Balfour bestrebt, di« Verantwortung für daS Mißlingen der Conferenzpläne, die gerade infolge seiner Erklärungen vom 8L. August v. I. von vorn herein wenig Aussicht auf Erfolg hatten, nunmehr arglistig der deutschen Regierung in die Schuhe zu schieben". Der „Hambg. Corr." erinnert daran, daß derselbe Herr Balfour eS war, der gegenüber einer Deputation der Land- wirthe der östlichen Grafschaften, die meinte, daS englische Ministerium solle auf die auswärtigen Nationen einen Druck zu Gunsten der internationalen WährungSconferenz anSüben, am 6. Februar unumwunden darauf hinwieS, daß die Hinder nisse, die einer Lösung der Frage im Wege stünden, nicht bei den auswärtigen Nationen, sondern bei der englischen selbst liegen. (,.I spsak not on dedals ot tbs Oorernment in tdis msttor.... Kut I voulll sav äiÄiuctlv tkat tko obstaole in »de Tkav ok eorrviog out curreno^ rekorw? äoes not coms krow tovvixn countrie». Tks od8tacls is at doms.") DaS ist deutlich, und vielleicht „genügt" die» Wort ihres englischen Apostel» auch den deutschen Jüngern deS Bime tall iS mu». — Eine CabinetS-Ordre des Kaiser» über den Kirchenbesuch an Sonn- und Festtagen ist jetzt in folgendem Wortlaut auch an die Marine ergangen: „Um Meiner Mariae erneut zu erkennen zu geben, wie sehr Mir die Erhaltung und Förderung des religiösen Sinne- am Herzen liegt, erkläre Ich hiermit ausdrücklich, daß die Bestimmung im 8. 28, Absatz 3 der Garnisondienstvorschrift vom 12. Sep tember 1888, nach weicher unter gewöhnlichen Verhältnissen kein Soldat an Sonn» und Festtagen am Kirchenbesuch behindert werden soll, sich auch aus den freiwilligen Kirchenbesuch erstreckt. Insbesondere wünsche Ich, daß es den Besatzungen meiner Schisse, soweit eS dir Eigenart des Borddienste- nur gestattet, ermöglicht wird, an Sonn- und Festtagen den Gottesdienst zu besuchen. Sie haben diese Meine Willensmcinung, in der Ich Mich mit der in Meiner Marin« lebenden Glaubensfreudigkeit eins weiß, derselben bekannt zu geben und das Weitere zu veranlassen." — Geheimrath von Masfow veröffentlicht «ine Er klärung, wonach er zur Berufung des konservativen Parteitage» fchon vor längerer Zeit, insbesondere lange vor dem Austritt Stöcker'» aus der Partei und vor der Rede de» Herrn v. Kröchrr, an maßgebenden Stellen gerathen hat, „aber ohne Erfolg." — Nach einer Berliner Zuschrift deS Mailänder „Corriere della Sera" soll vr. PeterS beabsichtigen, im Auftrage einer amerikanischen Gesellschaft nach dem Somaliland zu gehen. Dr. PeterS könnte diefe Absicht nur auSsühren mit Zustimmung seiner vorgesetzten Behörde oder wenn er den ReichSdirnst quittirt. — Nach den „Berl. N.N." hat der Minister Freiherr von Hammerstein eS abgelehnt, der Einladung de» Verein» der Spiritusfabrikanten zu dem Festmahl zu folgen, fall» Herr v. Dieft dabei anwesend sei. Auf Ersuchen der Verein»- Mitglieder ist Herr v. Diest dann dem Festmahl fern- ae blieben. Die „Derl. N. N." fügen dieser Mittheilung folgend« sehr richtige Bemerkungen hinzu: „Jedenfalls ist eS hoch bedauerlich, daß Herr v. Diest die Verantwortlichkeit für die Verrohung de» Tone- in unseren Parlamenten und öffentlichen politischen Versammlungen nicht den Social demokraten überlassen und daß auch die Leitung der Ver sammlung de» Bunde» der Landwirthe den Redner nicht sofort in die Schranken de» Anstande» zurückgewiesen hat. Wenn die Toeialdemokraten im Reichstage sich die Redewendungen deS Herrn v. Diest aneignen sollten, so werden sie sich darauf berufen können, daß die Leitung des Bunde» der Landwirthe solche Aeußernngen ungerügt in ihren Versammlungen zuläßt und daß der Bund gegen derartige Mitglieder in keiner Weise einschreitet." — Wegen Zulassung zur Doctorpromotion ohne Beibringung de» vorgeschriebenenReifezeugaisse» hat der CultuSminister Folgende» bestimmt: „Anläßlich eine« neuerdings zur Entscheidung gekommenen Dis- pensationSgefuches ersuche ich Euere Hochwohlgeboren ergebenst, die Fakultäten gesälligst darauf aufmerksam zu machen, daß in Fällen, in denen es sich um Zulassung zur Doctorpromotion obne Bei bringung des Reifezeugnisses von einem deutschen Gymnasium oder Realgymnasium handelt, besonderer Werth darauf zu legen ist, ob der Candidat sich während seiner Studienzeit bemüht bat, die Lücken seiner schulwissensckastlichen Vorbildung durch Besuch von allgemein wissenschaftlichen Vorlesungen zu ergänzen." — Die kürzlich erwähnte Conferenz von landwirth- schaftlichen Sachverständigen zur Begutachtung des vom Reichsjustizamt ausgearbeiteten Entwurfs eine» neuen Handelsgesetze» ist vom Reichsjnstizamt veranlaßt worden und wird auch dort tagen. Von Seiten de» Ministerium» für Landwirtbschaft sind nur dir Vorschläge für die Zusammen setzung dieser Conferenz auSgegangen. Sobald die Vernehmung der landwirtbschaftlichen Sachverständigen stattgefunden bat, soll, wie die „Deutsche SonntagSpost" erfährt, der vorläufige Entwurf veröffentlicht werden, damit die öffentliche Kritik Platz greifen kann. — Bei dem gestrigen Festmahle de» brandenbur gischen Provinziallandtags brachte der Vorsitzende v. Manteuffel den Kaisertoast auS, worin er, Bezug nehmend aus die Kaiserrede vom 20. Februar, da- Gelübde erneuerte: „Bis zum Tode getreu, wie die Vorfabren allezeit zu sieben zu den Markgrafen au» dem Hobenzollernstammr, sie zu lieben, mit ibnen und für sie zu kämpfen und mit Gottes Hilfe unter ihnen zu siegen." — Der preußische CultuSminister hat auf den Bericht einer königlichen Regierung entschieden, daß die Auffassung, als ob staatliche Beihilfen nur an solche Schul verbände geleistet werden sollen, welche mit Schulabgaben in Höbe von über 75 Procent der Staat»- und staatlich ver anlagten Steuern belastet sind, nicht zutreffend ist. Neben den Schullasten soll vielmehr auch auf die anderen öffentlichen Ab gaben, sowie auf die besonderen wirthschaftlichen und Erwerbs- Verhältnisse der Gemeinden billige Rücksicht genommen werben. Demgemäß ist an» zngelassen, daß in denjenigen Fällen, in denen die Gemeinden in besonders ungünstigen Verhältnissen sich befinden, die Schullasten bis auf 50 Procent der ge nannten Steuern und ausnahmsweise auch darunter ermäßigt werben können, während in anderen Fällen, in denen die Steuerkraft der Gemeinden eine besonders hohe ist, eine Be lastung für die Zwecke der Volksschule bis zu 100 Procent der Staalssteuern gesordert werden muß. — Heute ist von den ConfectionSarbeitern die Arbeit überall wieder ausgenommen worden; die Be schlüsse der Freitags-Versammlungen, die sich dagegen aus sprachen, sind nicht im Geringsten befolgt worden. — Zu Ehren de» in dieser Woche von Berlin scheidenden bisherigen englischen Militairattach^s Oberst Swaine fand gestern Abend im „Kaiserhos" ein größeres Abschicdöessen statt. General Graf Webel ließ den scheidenden Kameraden leben, der dafür herzlich dankte und mit einem Hoch auf den Kaiser schloß. Gegen Ende der Tafel erfuhr Oberst Swaine noch eine Ehrung besonderer Art. Eine Ordonnanz über brachte vom Kaiser ein gnädige» Handschreiben mit dem Stern zum Rothen Adler-Orden zweiter Classe. Dem Briefe selbst war eine Depesche der Königin Victoria beigefügt, in der sie dem Kaiser auf dessen Wunsch mittheilte, daß Oberst Swaine die ihm zngedachte Auszeichnung annehmen dürfe. — Der Kaiser hat dem außerordentlichen Gesandten in Hamburg rc., Legationsrath Grasen v. Wallwitz, den Rothen Adler-Orden dritter Classe mit der Schleife »erliehrn. * Hamburg, 23. Februar, die gestern abgehaltene Ver sammlung, in der die Begründung der Abtheilung Hamburg der Deutschen Colonialgesellschaft erfolgte, hatte, wie berichtet, an den Kaiser ein Huldigungstelegramm ab gesandt. Darauf ist, nach dem „Hamb. Corresp'", an den Vorstand zu Händen de» Herrn Senator» O'Swald-Hamburg folgendes Antwort-Telegramm eingegangen: „Uelzen: Ihnen und der Abtheilung Hamburg der Deutschen Colonialgesell schaft danke Ich für die mir anläßlich de» Beginnens Ihrer Thätigkeit dargebrachte Huldigung. Möge eS der Abtheilung gelingen, dort, wo sich unser« überseeischen Interessen con- centriren, der Nothwendigkeit auf baldige Schaffung eine» ausreichenden Schutze» dieser Interessen An erkennung in weiteren Kreisen zu verschaffen. Wilhelm TU." * Schwerin, 24. Februar. Nach hier eingegangenen Nach richten auS Cannes macht die ReconvalcScenz deS Groß- herzogs in der letzten Zeit ungestörte Fortschritte. DaS Asthma hat sich nicht wieder eingestellt; der Schlaf läßt noch zu wünschen übrig. * Vromber», 23. Februar. In der Generalversammkua- der hiesigen Ortsgruppe de» Vereins zur Förderung deS Deutschthum» in den Ostmarkev tbeilte der Vor sitzende Professor WieSner mit, daß die Mitgliederzahl de» Verein» in der Provinz Posen etwa 3500 betrag?, die sich auf 41 Ortsgruppen vertbeilten. Am stärksten sei die Czarnikauer Ortsgruppe, die gegen 500 Mitglieder habe. * Posen, 23. Februar. Der Erzbischof vr. v. StablewSki reist Anfang» März nach Rom. * Stuttgart, 24. Februar. Der „Staatsanzeiger ssir Württemberg" veröffentlicht einen Erlaß de- König» an den Iu stizminister, nach welchem Personen unter acht zehn Jahren bei erstmaligen wegen Gesetzesübertretungen verhängten Strafen von höchste»» 3 Monaten von dem Justizministerium ein stet» widerruflicher Strafaufschub gewährt und nach einer angemessenen Probezeit bci guter Führung von dem Kanig Nachlaß der Strafe oder Straf milderung gewährt wird. Oesterreich-Ungar«. * Wien, 24. Februar. Der Ministerpräsident Gras Badeni empfing eine Abordnung de» „Ersten allaemenen Beamtenverern» der österreichisch-ungarischen Monarchie", welche eine DankeS-Kundgebung anläßlich der Einbringung de» PensionS-GesetzeS überreichte. Gras Badeni dankte und sagte, er erachte es für eine Pflicht der Regierung, dem die Beamtenschaft so schwer bedrängenden Zustande gründlich abznhelfrn. Er möchte die falsche Auffassung vermieden wissen, daß ein hierauf bezügliche» Vorgeben der Regierung m-t politische., Beweggründen zusammenbänge. Der Minister präsident tbeilte mit, er habe vom Kaiser die Ermächtigung erhalten, ein Gesetz, betreffend die Regelung der Be- amten-Gebälter, einzubringen. * Pest, 24. Februar. Der Finanzausschuß de» Abgeordneten- Hauses nahm den Gesetzentwurf, betr. die Verlängerung der In- demnitat bis Ende Mai, an. Während der Verhandlung über den Enlwurf erklärte der Ministerpräsident Banffy auf eine An frage Pazmandy'S, die Regierung habe nicht die Absicht, das Parlament aofzulösen, und würde, wenn die» erforderlich fein sollte, noch eine weitere Verlängerung der Indemnität beantragen Frankreich. * Pari», 25. Februar. (Telegramm.) Der Staats- secretair der südafrikanischen Republik, Vr. LeydS, kam gestern hier an und wurde Abend» von dem Präsidenten Faure empfangen. Er wird beute wieder abreisen. — Gestern Abend sand ein Banlet zu Gunsten de» allgemeinen Wahlrecht» statt, an welchem sich 350 Personen, darunter etwa 100 Deputirte und Senatoren, betheiligten; 4 Minister batten sich vertreten lassen. Den Vorsitz der Versammlung, in welcher zahlreiche Redner auftraten, führte Emanuel Arago. Er wies den Gedanken zurück, al» sollte das Banker eine Kundgebung gegen den Senat bedeuten und führte aus, das Volk fordere Versöhnlichkeit, um nickt die Allen notb wendige Eintracht und Hingebung an die Demokratie zu schwächen. * Paris, 24. Februar. Wie den Blättern auö Nizza gemeldet wird, werde Präsident Felix Faure nach der Ein weihung des Annerions-Dcnkmals fick am 5. März von Mentone nach Cap Martin zum Besuche deS Kaisers und der Kaiserin von Oesterreich, dann nach Monaco zum Besuche de» Fürsten Albert und schließlich nach La Turbie zum Besuche deS russiscken Großfürsten-Tkron folger» begeben. Mentone, 24. Februar. Der Kaiser Franz Joses ist heute Vormittag um 10 Ubr 30 Minuten hier angekommen und wurde von der Kaiserin am Bahnhof empfangen. Eine zahlreiche Menge grüßte die Majestäten ehrfurchtsvoll, welche im offenen Wagen nach Cap Martin fuhren. * Pari-, 24. Februar. Dcputtrtenkammer. (Fortsetzung.) Deloncl« giebt einen vollständigen historischen lieberblick über die siamesische Frage, ist der Ansicht, daß das kürzlich abgeschlossene Uebereinkommeu England zu viel Zugesländnifie einraumr und sürchtet, daß Siam nicht genügend Macht besitze, um di« Frankreich bewilligten Vortheile respectirrn zu lassen. Deloncle fragt, ob Berthelot in Egypten die Politik seines Vorgängers fortsctzen wolle; Berthelot vertheidigt alsdann daS erwähnte Uebereinkommeu, welches in Siam im Geiste gegenseitiger Versöhnung abgeschlossen ist und beleuchtet die auS demselben hervorgehrnden Bortheile. Nächste Sitzung Donnerstag. Schweiz. * Zürich, 24. Februar. Die „Zürcher Zeitung" und die „Zürcher Post" bringen aus Kreisen des Berwaltungsrathes der Nord-Ost-Bahn die Mittheilung, daß der VerwaltungS rath in der Sitzung vom Sonnabend die im öffentlichen Bulletin wiedergegebenen und von der „Schweizerischen Tele- graphen-Agentur" weitergegebenen Beschlüsse über die Kün digung de» Personals und über die Weigerung, mit dem Central-Comitö der Eisenbahnen zu verbandeln, gar nickt gefaßt habe. (Ein netter Wirrwarr. D. Red.) Italien. * Rom, 24. Februar. Der russische Minister-resident Iswolski eröffnet« dem Cardinal Rampolla, die russische anwalt. Die ganze Rechnung ist bi» auf da» Paar Stiefel bezahlt, und die sind erst vor vier Monaten geliefert." „So? Na, da» können die halten, wie sie wollen, da gebt mich nickt» an", entgegnete Leineweber grob. „Soll zur Zahlung innerhalb acht Tagen aufgefordert werden?" „Ach wa», wäre schade um die fünf Pfennige, schreiben Sie — na. Sie wissen ja — wie'» mit den anderen ge macht worden ist. Die Leute mögen sich an die Staats anwaltschaft wenden. Inspektor von Greifingen — ver gessen Sie da» nickt, aber ändern Sie den einen Punct ab. Schreiben Sie vorläufig nicht mebr, daß er wegen Betrug» in Untersuchung ist, sondern war. Man muß da vorsichtig sein." „Herr Rechtsanwalt, Greifingen» sollen aber in der letzten Zeit Alle» bezahlt haben", wagte RiSpall noch «ine Gearn- attßcrung, wobei ein lauernder Ausdruck in seinem Gesicht ausfallender hervortrat. „Ja — ja — ich weiß schon. Wird ja auch wohl seine Giünve haben und sich bald einmal auSweisen, woher die'» GUd genommen." „Her, von Greifingen bezieht al» Inspektor einen hübschen i^-latt, dabei seine Pension." Leineweber lachte höhnisch. „DaS reicht zusammen gerade für den Wein und die Mahlzeiten. Da geht'» noch alleweile hoch her. Man er fährt nur nickt viel mehr davon, seitdem die draußen wohnen, la — die wissen, warum sie da» Hau», so weit ab von der Stadt gekauft haben." „Gekauft soll'» eigentlich wohl nicht sein." ,.Wa» Sie nicht alle» wissen, Ri»pall", spottete der RcchtSanwalr. „Herrengrund hat, wie er mir selbst gesagt, een Kaufcontract aufgesetzt. E» wird wohl seine Richtigkeit haben, mit dem, wa» gemunkelt wird. Da ist auch ein Brief von einem Buchdrucker Weinberg au» Mulden, der Zahlung für gelieferte Drucksachen verlangt. Also Gelder cassirt Herr von Greifingen für den Verein ein, wie der Mann schreibt, verweigert aber Zahlung. Wo bleibt da» Geld? Da muß rie Staatsanwaltschaft hinter. Der Kerl muß in» Zuchthaus. Ick werde Ihnen die Notizen für den Vries an den Buch drucker Weinberg machen. Geben Sie an Ihre Arbeit und besorgen Sie die Sache gleich." Al» beim HinauSgehen de» Vureauvorstrher» die Thür sich öffnete, erblickte Leineweber im Bureau einen Herrn. Noch ehe RjSpall Zeit gesunden, denselben anzumelden, war der dttchtSanwalt schon aufgesprungen, ihn zu bewillkommnen. „Ah, Herr Amtmann, schon so früh heraus? Na, eS ist gut. daß Sie gekommen sind. Ick würde heute um Ihren Besuch gebeten haben oder am Nachmittag selbst hinau»- aekommen sein, Rücksprache mit Ihnen zu nehmen. Wissen Ti« vielleicht schon?" „Wa-?" fragte der Angeredete, indem er sich in einen Sessel niederließ. „Nein, Sie werden Wohl nicht. DaS können Sie ja auch nicht wissen. Man hat so seine Beziehungen. Aber Sir haben jedenfalls gehört, daß der ehemalige Lieutenant von Rötlingen wieder da ist?" „Auch da» nicht, wa- gebt e» mich an? Ich habe den Kerl nie leiden können", gab Amtmann von Greifingen gleichailtig zurück. „Nun, die Sache dürfte Sie doch angrhen, Herr Amtmann. Der wird Ihrem Bruder da» Geld zum Processiren geben." Ein verächtliches Lächeln umspielte die aufgeworfene, von einem spärlichen Schnurrbart beschattete Oberlippe. „Der? da» möchte ich doch bezweifeln. Die Rötlingen» haben nicht»." „Er hatte nichts, Herr Amtmann, aber dem ist'» ohne Frage geglückt. Ich habe mich gleich gestern, al» ich von der Geschichte hörte, telegraphisch um Auskunft nach Hamburg gewandt, und da — bitte, überzeugen Sie sich. Die Mit- theilung ist über jeden Zweifel erhaben." RechtSanwalt Leineweber hatte bei diesen Worten au» einem verschlossenen Schubfach seine» Schreibtische» «in Blatt Papier genommen und Herrn Georg von Greifingen über- reicht, der e» gleichmüthig «ntgrgennahm und entfaltete. Beim Durchlesen der Depesche verdunkelte sich sein auf gedunsene» rothe» Gesicht allerdings etwa», sonst aber verrieth nicht» an ihm, daß er in irgend einer Weise erregt sei. Darnach scheint'» ja doch", sagte er trocken, dem Rechts anwalt di« Depesche zurückzebend. „Wie kommen Sie aber dazu, daran di« verrückte Idee zu knüpfen, daß der Inspector jetzt processiren wird. So viel ich weißhaben die sich vor Jahren eklich gebakt. Und wenn'» nicht wäre! Der Rötlingen wird sich hüten, beute mit der Gesellschaft wieder anzubändeln." RechtSanwalt Leineweber blickte sehr überlegen auf seinen Besuch herab. „Sie werden gut thun, die Sache nicht so kaltblütig an- znseben, mein lieber Amtmann. Lor Iabren bat e» immer geheißen, Rötlingen bemühe sich um Fräulem Lisa. Damals konnte auS der Geschichte nicht- werden, weil'- der alte Herr nicht zugegeben hatte. Denken Sie auch, daß der Fabrikant Nagel lange Zeit um da» Fräulein sich bemüht und nicht» erreicht hat. Vielleicht hat doch ein Verhäftniß bestanden. Die hätte doch sonst den reichen Nagel nicht laufen lassen." „Hergott, Leineweber, Sie combiniren ja wie ein altes Weib", stieß der Amtmann ungedulig heraus. „Da zuzu hören, bin ich wahrhaftig nicht hergekommen, ich habe Bessere» zu thun. WaS geht mich die ganze Geschichte an? Mögen die doch thun und lassen, wa» sie wollen. Wenn der Röt lingen e» wirklich zu wa» gebracht bat, ich meine, daß alle» so rst, wie e» da auf dem Wisch steht, dann glaube ich aber vorläufig doch noch nicht, daß der die Lisa nimmt. Vor neun Jahren! Du lieber Gott! Dazumal war sie nicht nur leidlich hübsch, sondern auch eine Partie. Jetzt ist sie eine vergrämte, bissige alte Jungfer, die genug dabei abgekriegt, daß sie mit dem Wolf sich zusammengethan. Die hat's ja nicht besser haben wollen!" „Es liegt mir fern, meine Ansichten über diese Sacke Ihnen aufdrängen zu wollen, Herr Amtmann" gab Leine weber mit leisem Hohn zurück. „Aber ich will Ihnen dock sagen, wie ich dazu gekommen bin, in Ihrem Interesse die Anfrage wegen de» von Rötlingen nach Hamburg zu richten. Dieser ist gestern Morgen bei dem Iustizrath B. gewesen, um mit diesem in der Testaments-Angelegenheit Rücksprache zu nttbmen." „B. bat ihn abgewiesen." „Natürlich, er vertritt ja Ihre Sachen beim Landgericht. Sie werden aber wohl nicht annehmen, daß Herr v. Rötlingen sich dabei beruhigt. Einer meiner Schreiber bat ihn bereit em« halbe Stund« später nach L. abdampfen sehen." Amtmann von Greifingen war nun doch allgemack auS seinem unerschütterlich scheinenden Gleichmuth aufgerüttelt. Er hatte sich von seinem Sitz erhoben und die Wärme in dem Zimmer schien dem ungewöhnlich großen, starken Mann viel zu schaffen zu machen. „ES ,st «ine ganz verdammte Hitze bei Ihnen, Leine weber, machen Sie dock ein Fenster auf", faßte er, indem er sich mit einem gelbseidenen Taschentnche die dicken Schweiß- tropfen trocknete. „So", fügte er hinzu, al» dieser sofort der Aufforderung Folge geleistet, „nun kann man doch wieder List schnappen. WaS Sie mir da übrigen» sagen, rührt mich nicht im Mindesten. Wa» kann mir der Inspector machen? DaS Testament ist in aller Form Reckten» auf- aesetzt und daS Angreisen geht nur nicht so leicht. Nun sagen Sie mir aber einmal, wir kommt «S, daß der frei gesprochen ist? Ich hab'» ja gleich gesagt, der hätte vor die Strafkammer gemußt. Die Schöffen — was wissen die davon?" „Reden Sie nur nicht von der Geschickte, Herr Amt mann, da weiß mau noch immer nicht wie'- abläuft. In der Stadt wird viel geredet und nicht da» beste von Bieder mann. Ich meine, wir sollten zufrieden sein — die Frei sprechung war besser al» ein Urtheil, da» Herrn von Greifingen zu einer Berufung gezwungen haben würde. Wie'S aber in L. abgegangen wäre, ließ sich noch lange nicht sagen." Der Amtmann lachte überlaut. „Da wäre er auch verdonnert." „Na, da» wollen wir lieber noch nicht gesagt haben, da hätten sie, obne alle Frage, Biedermann sofort beigesieckt. Wir können froh sein, wenn die Geschichte ruhig bleibt und gut abläuft, dann ist daS eine vorzügliche Vorbereitung für da» Weitere." „Sie glauben — daß — eS dazu kommt?" „DaS kann gar nicht auSbleiben." „Ich wäre gespannt, wie eS möglich sein würde, ihn wegen Unterschlagung in Untersuckung zu bringen. „Da» wird das Wenigste sein. Die Verhältnisse drängen sogar dazu. Anonyme Deaunciationen sind schon verschiedene bei der Polizeiverwaltung eingegaagen, wie ich von dem Polizeicommissar Th. weiß, eS werden aber in den nächsten Tagen eia paar andere hinzukommen, die ihre Wirkung nicht verfehlen werden, da» kann ich Ihnen versichern." „Ja, da» ist recht gut, ich habe mich schon gewundert, daß bei dem vielen Gerede in der Stadt nicht längst zu gefaßt ist. Der hat sich noch immer in Respekt zu setzen gewußt, aber Sie glauben doch nicht, daß er einer Unter schlagung sich schuldig gemacht." „Ob er unterschlagen hat oder nicht, darauf kommt - ja gar nicht an. Die Pointe liegt darin, daß die Denunciationen von verschiedenen Seiten kommen, so daß die Staatsanwalt schaft immer wieder seinen Namen zu sehen kriegt und den Aerger von der Arbeit hat, die er ihr gemacht. Dann kommt da» Andere von selbst. Im Uebrigen baben wir einen Fall, womit etwa- zu machen ist. E» bandelt sich dabei um einen Fünfzig- und einen Zwanzigmarkschein. veid« sind ihm von — nu der Name hat ja nicht» weiter damit zu thun — in einem gewöhnlichen Briefe zugeschickt worden. Sie sind aber gezeichnet gewesen, und den Zwanzigmarsschein hat Fräulein Lija noch an demselben Tage bei dem Fleischermeifter Sckerbrr in Zahlung grg«d«n." (Fortsetzung folgt.)
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