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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.02.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960226018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896022601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896022601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-02
- Tag1896-02-26
- Monat1896-02
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Januar 17V6 feierlich beigesetzt wurden, nachdem sie erst im Franziskanerkloster zu Valladolid, dann im Karthäuser- kloster zu Sevilla und seil 1536 in der Kathedrale von San Domingo auf Haiti geruht batten. Schreiten wir durch die inneren Straffen der Stadt Havana, die schon im >8. Jahrhundert von den Spaniern erbaut, aber erst im 17. Jahrhundert die Hauptstadt der Insel wurde, so finden wir in diesen Quartieren noch viele enge und verbältnitzmäffig altertbümlicke Gassen Die Straßensronten mit den vergitterten Fenstern im Erdgeschoß, dir überbauten Gänge (Lauben) läng« der Häuser, die mit breiten Steinplatten auSgelegten Bürgersteige, die mit Jalousien versehenen Fenster, die Balcone und Palmen bäumr erinnrrn un« unwillkürlich an eine größere süv- spanische Provinzialstadt, wo auch dir Sonnenschirm bei den meisten Passanten nicht fehlt und vi« bandarbeitende Be völkerung Früchte, Nahrungsmittel und dergleichen in Körben, Schüsseln, aus Tafeln und >» allerhand Gefäßen aus dem Kopfe durch die Straßen trägt. Neben drn Passanten, deren GesichtSzüge alle möglichen Farbennuancen aufweisen, und zwar vom zartesten Weiß bi« zum tiefsten Schwarz, rollen zahlreiche vier- uud zweirädrige Wagen mit ausfallend langen Deichseln. Die kräftigen und gewandten kubanischen Pferde ziehen diese Wagen außer ordentlich schnell. Dazwischen schreiten Maultbiere und einrelnr Pferde, auf deren Rücken alle möglichen Waaren hoch ausgepackt sind. Die neuen Stadtviertel von Havana, besonder« die Vor stadt Hvroon, sind elegante und vollständig moderne Quartirre. Die ehemaligen Walle, welche die innere von der äußeren Stadt trennten, sind in Promenaden umaewandrlt worden u»d di« außerordentlich langen neuen Straßen, wie beispiels weise der Prado, sind dabei von entsprechender Breite. Der Prado ist der Corso für die wohlhabendere Bevölkerung Havana«. Zu beiden Seiten der Fahrstraße zieht sich eine Aller von Palmenbäumen dadin und Blumenbeete, Spring brunnen, Denkmäler, allerhand KioSke und dergleichen verleiben dieser prachtvollen Promenade, die Abend« im Lichte elektrischer Bogenlampen erstrahlt und auf der eine bunte und elegant gekleidete Menschenmenge auf und nieder wogt, einen ungemein farbenprächtigen Anstrich. Auch andere Straßen, durch die wir in den neuen Vierteln wandelten, wiesen zwei- und vier fache. Baumrrihen, parkähnlicke Anlagen und Grotten auf und waren mit Denkmälern, Statuen u. s. w. geschmückt. Außer eingeborenen und ringewanderten Spaniern, Kreolen Mulatten, Negern, Cbinesen fehlt e« auch in Havana nicht an Amerikanern, Engländern, Franzosen, Deutschen, Italienern u. s. w. Die Deutschen besitzen in Cuba einen eigenen Club. Havana ist derSitzeineSkatbolischenBischof«. DieStadthat eine Universität, mehrere technische Hochschulen, eine Knust- akademie.eine lantwirthschastlicheLehranstalt,zablreicheSchulen, ferner Armen-, Waisen- und Krankenhäuser, mehrere Tbeater, einen Circus für Stierkämpse und verschiedene große öffent liche Gärten. Unter letzteren verdient besonder« der botanische Garten, zu dem eine prachtvoll« Promenade au« der Stadt führt, Erwähnung. So modern und großstädtisch Havana auch in den letzten Jahrzehnten geworden ist, zäblt e« doch gegenwärtig nahezu 220 000 Einwohner, so berührt es den Fremden eigen- tbümlich, wenn er bei einem Morgenspaziergang gewahrt, daß Hunderte und aber Hunderte von Kühen in die Stadt getrieben lind vor den Häusern gemolken werden. Einen unbestreitbar großen Vortbeil bat allerdings diese Einrichtung, die man sonst wohl selten findet, nämlich den, daß die Bewohner von Havana ungewässerte Milch bekommen. Die sanitären Verhältnisse der Stadt Havana lassen aber auch noch heute Manche« zu wünschen übrig und da« gelbe Fieber ist bekanntlich noch ein sehr gefürchteter Gast, der besonder« die aus Spanien nach Havana versetzten Beamten und abcommandirten Soldaten befällt. Doch verschont die entsetzliche Krankheit auch die Eingeborenen nicht. Da die Tabak-au-suhr au« Havana in manchen Jahren den Werth von lLO Millionen Mark erreicht und di« Tabakserntr oft außerordentlich ergiebig au«fällt, so kann mau sich denken, daß wie auf ganz Cuba so auch in Havana Alle« raucht. Bride Geschlechter lieben den TabakSgenuß und vom kleinsten Knirp« bis zum ältesten Greis« hat fast Jedermann eine Cigarre oder Cigarette im Munde. TabakSanpflanzungen findet man schon in der nächsten Nähe von Havana. Die ausgewachsene TabakSpfianze Hal aus Euba etwa ManneSböne. DaS Trocknen der breiten Blätter erfolgt meist in den leicht gebauten Hütten gleich auf den Pflanzungen und Anwesen selber. In der Stadt Havana hat man für seine Person und sein Eigenthum im Großen und Ganzen nicht« zu fürchten. Reist man in da« Innere hinein, so kann man allerdingt die unanaenehme Bekanntschaft großer und kleiner Banditen machen. Der populärste und wiederholt fälschlich tobt gesagte Näuberbauptmann der Insel ist jetzt und schon seit nahezu zehn Jahren der ehemalige Eigarrenarbeiter Manuel Garcia auS Havana, der sich stolz ,,sl rvi cko los c»wpos cl« la isla cke Ouba", d. h. auf deutsch »der König der Fluren der Insel Cuba" nennt. Im Jahre 1886 mußte allerdings dieser „König" nach den Bereinigte» Staaten von Nordamerika flüchten, da ihm damals die spanische Polizei sehr uahe auf den Fersen war. Aber schon im folgenden Jahre erschien er wieder auf den »Fluren" Cuba«, raubte, plündert« und mordete nach Herzenslust. 1890 hatte Garcia die Directioo der »Bereinigten Eisen bahnen von Havana" aufgefordert, ihm 25 000 Dollar« zu übersenden. Sollte er die Lumme nicht erhalten, so würde er die Bahnhöfe in Brand stecken, die Brücken sprengen und die Züge zum Entgleisen bringen. Die Gesellschaft rablte zunächst nicht. Da brannten tbatiächlich mehrere Babnhöfe nieder, einige Enenbahnzügr entgleisten, eine Brücke wurde durch Dynamit stark beschädigt und weil in Folge dessen daS Publicum nicht fuhr und die Kaufleute ihre Waare nicht absandten, so blieb der Eisrnbabndirection schließlich nicht- Anderes übrig, al« dem »Könige der Fluren" die verlangten 25 000 Dollar« zu übermitteln. klebrigen« bezog Garcia von vielen Plantaarnbesitzern regelmäßige Summen. Dafür plünderte er die Besitzungen dieser seiner »Steuerzahler" nicht. Auch Kaufleute und Spediteure entrichteten fortlaufend ihre »Abgaben" an Garcia. Auf der anderen Seite bezahlte Garcia wieder eine Reihe Polizei- und Justizbeamten, damit ihn dieselben warnten, sobald irgend welche Maßnahmen gegen seine Person getroffen waren. An einem prachtvolle» sonnenhellen Tage verließen wir an Bord eine« flotten Dampfer«, der un« nach New-Kork dringen sollte, Havana wieder. Di« lange» Fronten der Hämer erglänzten unter drn goldenen Strahle» de- Tage« gestirn«, da« unter diesen südliche» Breite» nicht nur «ine größere Hitze, sondern auch einen erhöhten Glanz auf die Erbe heradsendrt. Di« Palmwipfel rauschte« im Morgen winde, dir Wellen plätscherte» und Friede und Ruh« lag über diesem herrlichen Eilande, da« bald darauf der Schau platz eine« erbitterten Bürgerkriege« werden sollte. gang, der in allen Städten, wo die Wohnungsnolh drückend ist, unter allen Umständen beherzigt werden sollte. Auf dem Gebiet der Arbeiter-Versicherung be anspruchen zwei Gesetzentwürfe der Schweiz hervorragende« Interesse. Dieselben bezwecken die Einführung der staatlichen Unfall- und Krankenversicherung, die auch die Bundes versammlung gutbeißen wird, wenn eS gelingt, für diese« große sociale Werk die erforderlichen Mittel m annehm barer Weise aufzubriugen. Der Bund würde nach den vorliegenden Aufstellungen für den Anfang zu der Ver sicherung 7 33.8 000 Frcs. zu zablen haben , die Arbeit geber iollen für die Krankenversicherung mit 6 545 000 FrcS. und für die Unfallversicherung mit 8 547 000 FrcS. belastet werden, die Arbeiterbeikrägr sollen sich aus 6 545 000 Frc«. beziffern. Man hat voraeschlagen, die staatlichen Beiträge durch die Einführung de« Tabakmonopols aufzubrmgen, dessen Einrichtung so zu treffen wäre, daß weder eine Berscbeckterung noch eine Bertbeuerung der für die Mebrzabl der Bevölkerung bestimmten Erzeugnisse des Monopolbetriebes eintretrn könnte. Doch in der Schweiz will man von dem Monopol wenig wissen. Gelingt es der Bundesregierung nicht, andere Finanz quellen zu eröffnen oder die dem Monopol enlgegenstcbenden «Schwierigkeiten wegzuräumen, so bleibt die Ausführung de« groß angelegten Versicherungsweckes immerhin ungewiß. durch das berühmte Telegramm an den Präsidenten Krüger, — so verräth wenigstens, wie der „Geschäftsfreund" (Con- fections-Zeitung) schreibt, ein englisches Blatt, das seinen Lesern ganz ernsthaft mittheilt, die Berliner Confectionairc Kälten aus Furcht vor der ungünstigen Wirkung der deutschen Tran-vaal-Politik eine einstweilige Einschränkung ihrer Pro duction beschlossen und zu diesem Zwecke die Arbeits einstellung absichtlich herbeigeführtl! Gegenüber dem Unwillen gegen deutsche Provenienzen sei dieser Schritt auch sehr wohl- gelban, denn c« babe sich der englischen Damenwelt, welche bisher mit Vorliebe die Erzeugnisse der Berliner Mäntel- confeciion kaufte, eine so tiefgehende Erregung bemächtigt, daß auch der eleganteste und preiSwerthest« Mantel, wenn sonst auch alle- daran nach Wunsch sei, keines Blickes mehr gewürdigt werde, sobald die Käuferin, die niemals nach dem Ursprungsland« zu fragen unterläßt, erfahre, daß eS deutsches Fabrikat sei. ,,Ll»ck« in Vermeng, sboelcinz lnckeeckl" — Nach diesen köstlichen Enthüllungen sind wir, meint der „Ge schäftsfreund", neugierig, wie unsere geehrte Fachcollegin jenseits des Aermelcanal« nunmehr die Wiederaufnahme der Arbeit ibren gläubigen Lesern erklären wird. Vrrlin, 25. Februar. Man schreibt un«: ES Ware eine erhebliche Gefahr für das Zustandekommen des Bürgerlichen Gesetzbuchs, wenn der in Viesen Tagen von der „Kieler Zeitung" hervorgebobene schroffe Standpunkt hinsichtlich der Bestimmungen über die Vereine von der gesammlen frei sinnigen Partei getheilt würde. Die Wahrscheinlichkeit, daß dies der Fall »st, erscheint aber um so größer, alS die „Kieler Zeitung" bekanntlich zu dem gemäßigten Flügel der Freisinnigen hält. Von radicalfreisinniger Seite sind die hierauf bezüglichen Bestimmungen de« Entwurfs noch schärfer angegriffen und reaktionär genannt worden. DaS Wort „reaktionär" ist Wohl selten in so widersinniger Weis gebraucht worden — denn die Bestimmungen über das Bereinswesen in civilrechtlicher Hinsicht bedeuten keinen Rückschritt, sondern einen außerordentlichen Fortschritt. Wah rend bisher Vereine als solche fast niemals Vermögensrechte erwerben konnten, sollen in Zukunft die Vereine in ihrer un geheueren Mehrzahl ohne Weiteres dieselben vermögensrechllichen Befugnisse besitzen, wie Einzelpersonen. Wie weittragend diese Neuerung ist, wird jeder einfache Kaufmann zu wür digen wissen, der einmal fn civilrechtlichen Cvuflict »».. Vereinen geratbe» war und dann sich entweder an seine direkten Auftraggeber — sofern diese bekannt und zah lungsfähig waren — halten, oder alle Mitglieder deS Vereins feststellen und ihnen die Klage zustellen mußte. Und iir nicht minder fataler Lage befinden sich bei dem gegen wärtigen Stand der Gesetzgebung die Vereine, wenn sie ihrer seit« Klagen anstrengen »vollen und rin chicanöser Beklagter ihre Activlegilimalion anzweifelt. Alle diese Schwierigkeiten will der neue Entwurf beseitigen. Wenn nun allerdings bei politischen, svcialpvlitischen, religiösen und dein Unterricht sich widmenden Vereinen die BerwaltungSbebörde ein Einspruchs recht gegen die Eintragung in die VrreinSlisten haben soll, so geht der Entwurf, wie schon bei der ersten Lesung von natioualliberaler Seite hervorgehoben wurde, in Ertheitunz dieser allgemeinen Einspruchsbefugniß zu weit, und es werden sich unschwer Cautelen gegen willkürliche uud einseitige Ausnutzung der Besugniß schaffen lassen. Andererseits aber wird man ein gewisses Recht der Derwaltuiigsbehördr jur Contrvle zugeben müssen. Man bedenke nur, daß mit der Möglichkeit freierer Beweglichkeit des Bereinsvermögenö die Vereine eint größere Macht erlangen. Wenn z. B. ein anarchistischer Verein Geld mittel zu dem ausgesprochenen Zwecke sammelt, die staatlichen Einrichtungen damit zu untergraben, soll dann der Staat selbst Ein Gesuch in -er Hauptstadt Eubas. Nach dem Lagebuche eimr« Amerikaner« von Th. H. Langt. Nachdruck vndoteu. Ein prachtvoller Kämpfer der Hamburg-Amerikanischen Packelfabrt ActiengestAlschaft batte unS von San Juan auf Porto Nico über Aguadilla, Magaguez und Ponce nach Havana gebracht. Die Einfahrt in den Hasen bietet eine Reibe abwtck>«lun^voller Bilder dar und erinnert in vieler Hinsicht an die Einfahrt in den Hafen von New-Uork. Zahlreiche Hügel» an ihren Abbangen tbeilwcise mit Villen bedeckt, Gärten, Farmen, dann Strandbatterien, Forts und Castelle, Kirchhofe mit schimmernden Monumenten, Leuckt- thürm« und Signalstationen zeigen sich in buntem Wechsel dem Beichauep und überall macht sich die üppigste Vegetation bemerkbar. Schlingpflanzen ziehen sich von Baum zu Baum, Palmen, Apana», Orchideen zeigen sich den Blicken und die Haine und. Gebüsche sind von Papageien, Colibri« und zahl reichen Vögeln belebt, deren farbenprächtiges Gefieder bei einem Spaziergang durch dir Umgebung von Havana den Reisenden wie den Eingeborenen stets von Neuem entzückt. Da, wo der AlmenkareSfluß in daS Meer fällt, erbebt sich der vielstöckigr, altertbümliche uud trutziae Cborrrra-Bau, ein Häusergeviert, daS au« dem ersten Jahrhundert der Stadt stammt und nach einander, sowie ost gleichzeitig al« Gefängniß, Justizgebäube, Fort, Waffenarsenal »c. gedient bat. Der Blick aus die Stadl Havana von der Seeseite und vom Bord de« Schiffe« au« ist bezaubernd. Weithin debnt sich da« Häusrrmeer mit seinen niedrigen oder flachen Däcdern. An den Quai» liegen Dutzende von stattlichen Dampfern, zablrenhr Segelschiffe, kleine Küstenfahrer. Fischer boote, Vergnügung-Yachten, Zollkutter und dergleichen. Durch schnittlich taufen in den Hafen von Havana jährlich 2300 Seeschiffe, die Küstenfahrzeuge nicht eingerechnet, auS und ein. Besonder« nach Beendignng der großen Ernten und sogenannten Campagnen ist der Verkehr ein außerordentlicher, lln» unterbrochen arbeiten die D«mpfkrähne, um Ballen, Rollen, Kisten, Fässer, Tonne» rc. hinab in die unteren Schiff«rLume gleiten zu lasse». An« den scheinbar zahllosen Häuserreihen der Stadt, die zwei Landzungen bedecken, ragen mehrere herrliche Kirche» sie hat ibren Finger in die Wunden gelegt und so eindringlich gesprochen, daß die letzte Arbeitseinstellung dieser zahlreichen Erwerbsthätigen nicht nur mit einem schnellen Erfolge gekrönt war, sondern auch den AuSgangSpuncl für wichtiAe gesetz geberische Maßregeln zur Besserung deS ArbeiterlooieS bilden wird. Von natioualliberaler Seile ist bekanntlich im Reichs tage ein Antrag »»gekündigt, der namentlich die Gesundheit oer Arbeiterinnen und jugendlichen Arbeiter in der Consections- und Wäscheinvustrie föroern uud selbst die hausindustriellen Arbeiterinnen schützen soll. AuS denselben parlamentarischen Kreisen verlangt man eine besonvere Fabrikinspeclion mi> weiblicher Mithilfe für diese Arbeiterinnen, womit auch von der nationalliberalen Partei deS Reichstages anerkannt wurde, vaß weibliche Mithilfe bei der Fabrikinspection nicht nur erwünscht, sondern aus zahlreichen Gründen notbwendig ist Bekanntlich sollen in Hessen den Fabrikinspectoren in nächster Zeil weibliche Assistenten deigegeben werben. Das ist in Deutschland der erste Schritt auf diesem Gebiet. Die preußische Regierung bat sich bisher sehr zurückhaltend, wenn auch nicht grundsätzlich ablehnend, verhalten. Man setzt dort noch Mißtrauen in die Erfolge, welche mit weiblichen Fabrikinspectoren in England und in den Vereinigten Staaten erzielt sind. In anderen Bunde-staaten ist die Sache wobl bin und wieder angeregt, doch in keinem so weit wie in Hessen gefördert. Mit schnelleren Schritten als in Vieser Richtung wird der sociale Fortschritt auf einem anderen für die Arbeiterwohl fahrt gleichfalls hochwichtigen Gebiet gefördert. Seil einigen Jabren haben bekanntlich nicht nur die großen Krankenkassen, sondern auch die staatlichen Alters- und Invaliditäts-Ver sicherungsanstalten NeconvaleScenten Häuser begründet, um verunglückten oder erkrankte»» Arbeitern die Genesung zu erleichtern. Jeder Schritt auf diesem Wege ist mit Beifall zu begrüßen. Daher möge nochmals erwähnt werden, daß vor einigen Tagen die hanseatische Anstalt für Alters- und In validitäts-Versicherung den Bau von Reconvalescentenbäusern an der See in Aussicht genommen bat. Auch zum Bau von Arbeiler- wobnungen solle», von derselben Anstalt erhebliche Summen ausgeliehen werden. Für eine ausgedehnte Neformthäligkeit aus dem Gebiete der Wohnungsfrage treten immer weitere Kreise sehr lebhaft eia. Es hängt das mit der immer stärker empfundenen WohnungSnotb zusammen. In den größeren Stävien ist eine gesunde Wohnung auch für den zum Mittelstände gehörigen Familienvater oft schwer zu erschwingen. Die steigende Mietbe verschlingt einen immer größeren Tbeil des Einkommens; von zahlreichen groß städtischen Arbeiterfamilien kann man kaum noch sagen, daß sie „wohnen" und ein „Heim" besitzen. Die Uebelstände der gegenwärtigen WobnungSverbältnisse bat wiederum eine Untersuchung klargelegt, die in Mannheim, einer vergleichs weise gesunden Stadt, von Aerzten und Architekten über die dortigen Zustände veranstaltet ist. Diese Untersuchung hat auch dort der Bewegung für den Bau kleiner gesunder Wobnungen reichlich Nahrung zugesührt. In zahlreichen anderen deutschen Städten macht sich bekanntlich diese Be wegung bereits seit längerer Zeit bemerkbar. Die Wünsche und Forderungen geben oft weit auseinander, treffen aber in der Hauptsache darin zusammen, daß man es als eine Pflicht der communalen Socialpolitik bezeichnet, zum Wenigsten auf billiges Baugelände bedacht zu sein und, als eine Ausgabe des Staates oder aenossenschaftlicber Thätigkeit, die Gelder zum Erbauen wohlfeiler und zugleich gesunder Wobnungen zu schaffen. Jo Mannheim bat eine große nationalliberal« Versammlung eS jüngst als eine Pflicht der Gemeinde an erkannt, alle Bestrebungen zu unterstützen, welche die Er bauung derartiger Wobnungen bezwecken. Das ist ein Vor- DeutscheS Reich. * Leipzig, 25. Februar. Die Erklärung der Herren Professor I)r. So hm, Professor Or. Bin ding und Oder lehrer Or. VviHt gegen die Wahlrechtsvorlage bat im Ganzen wohlgezählte 324 Unterschriften gesunden, eine Zahl, Vie mit Rücksicht ans die bedeutende Agitation, die inS Werk gesetzt wurde, überaus niedrig »st. In den zahlreichen Auslassungen, mit denen die Gegner der Vorlage insbesondere die auswärtige freisinnige Presse versehen, wird der Anschein zu erwecken gesucht, als ob die Leipziger Universität »nit fliegenden Fahnen in der Vorlage übergegangen sei. die Zahlen aufs Deutlichste. ( ' , zusainmcu. de^ theologischen Ka<-utlat b-.ben 5». von den 13 Professoren der juristischen Facultät haben 3 und von den 85 Professoren der philosophischen Facultät haben 12 die Erklärung unterschrieben. Von der medicimschen Facultät die 33 Professoren umfaßt, hat ein einziger unterzeichnet! * Leipzig, 25. Februar. Der Lorbeer, der in diesen Tage»» dem Wahrheitssanatiker Windthorst gespendet wurde, scheint den Neid des „Vorwärts" erregt zu haben. DaS socialvemokratische Centralorgan schreibt nämlich u. A.: „Beherrscht küustig der Nattonatlibcralisinu« auf Grund des Dreiclassen-Wahisystems die Kammer, was gar nicht be zweifelt werden kann, und erachtet er die sächsische Regierung für unfähig. dec Socialdemokratie Herr zu werben, was ebeujalls mch» zu bezweifeln »st, jo werben bei den Nalionalliberalen die alten Annexiontgrtüste erwachen. Zum Tbeil dieselben Gründe, dir herbeigrsüdrt haben, daß der Parlicularismus in Sachsen zurück- gedrängt wurde, werdrn jetzt Leu Uuiturismus ausirben lassen und den Untergang de« Hauses Wettin beschleunigen." Zur Kritik dieser faustdicken Lüge sei bemerkt, daß sie sogar von der „Leipziger Volkszeitung" unseres Wissens noch nicht vorgebracht worben ist. tz Berit», 25. Februar. Die wahr« Ursache des Con fer tionSstr eik« wird erst jetzt, nachdem er glücklich bei gelegt ist, bekannt. Kein Geringerer nämlich alS —- der deutsche Kaiser hat dazu den Anlaß gegeben, und zwar Socialpolitische Umschau. e. Die Vorbedingung der Beseitigung socialer Schäden ist, daß m«»n ibre Ursachen genau kennt. Die Aufgaben der Socialstatistik gehören daber zu den wichtigsten Arbeits gebieten der modernen Wissenschaft. Die „sociale Frage" würde weniger ernst und mahnend an unsere Thore pochen, die öffentlichen Gegensätze würden weniger scharf und unerquicklicb sein, wenn auf die dunklen Seiten des Lebens der minder bemittelten Classen schon frühzeitiger das Licht einer lauteren SoHaistatistik gefallen wäre. Denn fast überall, wo dieses geschieht, seben wir auch die Keime der Besserung empor- sft'rießen, oft langsam, beinahe unmerklich, viele»» Ungeduldigen zn spärlich, aber den Besonnenen und Vorurtbeilslosen doch schnell und reich genug, um ihnen die Ueberzeugung zu er kalten, daß es, wenn auch oft im Schneckengang, so doch un unterbrochen vorwärts gebt auf dem Gebiet der socialen Reform. Und dieser Drang nach vorwärts ist beute in Deutsch land zur nationalen Notbweiidizkeit geworden. Die weit über wiegende Mebrbeit der Reich-deutschen ist davon überzeugt, daß sociatpolitiscke Reformen auf wichtigen Gebieten unseres öffentlichen Lebens unerläßlich sind. Völligen Stillstand will keine politische Partei, Meinungsverschiedenheiten besteben nur über daS Teinpo, Umfang und Richtung der Reformen. Eine gleiche Anschauung hierüber ist allerdings völlig ausgeschlossen, aber eS würde schon ein großer nationaler Gewinn sein, wenn unter den hauptsächlichsten Parteien wenssstenS eine Annäherung auf diesem Gebiete erzielt werden könnte. Obgleich leider bei der berrsckenden politischen und persönlichen Verbitterung vorläufig wenig Ursache verbanden ist, nach dieser Richtung hin er hebliche Hoffnungen Hu nähren, so zeigt doch ein Bei spiel aus den letzten Tagen, daß selbst auf einein so zahl reiche verschiedenartige Interessen berührenden Gebiete, wie es die Lohnbewegung der Arbeiter ist, in besonderen Fällen eine Einmüthigkeit aller politischen Parteien erzielt werden kann. Ter Kampf der ConsectionSarbeiter und-Arbeiterinnen in Berlin und einigen anderen deut schen Städten hatte sich sowohl im Reichstage, als auch im Lande der Sympalbie aller politischen Parteien zu erfreuen. In mehr als einer Beziehung ist jener große Streik für unsere socialen Zustande kennzeichnend. Es war zunächst auffallend, daß ihm Vie Bevölkerung ziemlich allgemein und, ganz gleich ob reim oder arm, mit Wohlwollen gegenüberstand. Es ist das ein erfreuliches Zeichen dafür, daß trotz aller ent gegengesetzten Behauptungen auch bei den „oberen Zehntausend" die Herzen noch warm schlagen, wenn es sich darum handelt, offenbare und als solche überall erkannte sociale Uebelstände zu beseitigen. Die besten Anwälte der Confectionsarbeiter unk -Arbeiterinnen waren im Reichstage besonders solche Ab geordnete, die, wie man sich auSzud»licke« pflegt, eine „weite Klus»" von den niederen Volksschichten Nennt. Auch außer halb der parlamentarischen Kreise hat man sich unter den „Höheren" und Besitzenden nicht auf leeres Wohlwollen be schränkt, sondern zu thalkräftiger Unterstützung der Streikenden Anstalten getroffen. DaS sind Erscheenungen, wie sie bisher in Deutschland äußerst selten waren, Erscheinungen, die um des willen erfreulich genannt werden könwen, weil sie darlhun, daß in gewissen Fällen in unserem Vaterlcsnve auch auf socialem Ge biet die gleiche Stimmung ter Herze» unter Arm und Reich noch nicht unmöglich geworveri ist. Diese -elteiieUeberviiistimmuiig der Gemüther ist znin guten Tbeil der wissenschaftlichen Social statistik zu banken. Sie bat i« einer Reibe vortrefflicher Arbeiten die traurigen wirtbSchaftlicben Verhältnisse der Arbeiter »nd Arbeiterinnen de» EonfectionögewerbeS enthüllt, — — —- ^errrlleton. Las Lager der Gegner De»u widersprechen aber — , Von den 14 Professoren (wir rechnen ordentliche und außerordentliche Professoren . . / t- '-r cr . r... ?
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