Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.03.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960305014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896030501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896030501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-03
- Tag1896-03-05
- Monat1896-03
- Jahr1896
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Die Moryeu-AuSgab« erscheint um '/,7 Uh«, di« Abeud-AuSgabe Wochentag» um 5 Uhr. Filialen: Vit* Ale»«'» Gsrtt«. (Alfred Hahn), Universitätsstraße 1, Lauts Lösche, Katharlarnftr. 14, Part, und KönIgSplatz 7. Redactton und Lr-editi-n: J,tz«nneS,affe 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen «r0sf«t von früh 8 bis Abend» 7 Uhr. Bezugs-Preis en h« Hauptexpeditioa oder den im Stadt- bezirk und den Vororten errichteten AuS- aaorstrllen abgeh ott: vierteljährlich^ 4.50, bet »weimaliarr täglicher Zustellung in« Hans ^l vchO. Lnrch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertestährlich ^l 6.—. Dtrrct» tägliche Kreuzbandirnduag tu» «u»land: monatlich ^l 7.50. Morgen-Ausgave. UchMr TaMatt Anzeiger. Ämtslilatt des königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Natljes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen.PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 2it Pfg. Neclamen unter dem Redactionsstrich (4ge- spalten) bO/H, vor den Familiennachrichten («gespalten) 40 Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Mern'av nach höherem Tarif. Extra-Veilageu (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderuna 60.—, mlt Postbesörderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 116. Donnerstag den 5. März 1896. SV. Jahrgang. Amtlicher Theil. Gewölbe - Vermiethung. Ja dem Neubau auf dem alten Gewandhausgrundstücke sollen die folgenden, an der Universitätsstraße gelegenen Verkaufsgewölbe vom 1. Oktober dS. I». ab auf 6 Jahre vermiethet werden, und zwar Gewölbe Nr. 47, neben der Durchfahrt gelegen, ca. 73,4 gm groß, nebst dem darunter im Kellergeschoß gelegenen Lagerraum», ca. 63,8 gw groß, Gewölbe Nr. 48, ca. 95,7 qm groß, nebst dem ebenda gelegenen Lagerräume, ca. 87,5 qm groß, Gewölbe Nr. 49, ca. 54,5 qm groß, nebst ca. 52,1 qm großem Lagerräume, und Gewölbe Nr. 50, an der Ecke der Universitätsstraße und dem Kupsergäßchen gelegen, ca. 87,7 qm groß, nebst ca. 82,0 qm großem Lagerraum». Miethgesuche werden aus dem Rathhause, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, entgegengenommrn. Leipzig, den 10. Februar 1896. Der Rath -er Stadt Leipzig. — vr. Tröndlin. Krumbiegel. Zur Nachricht! Die Einlösung der am 31. März d. I. fällig werdenden 8t«s- und Rentenschetne, sowie der auSgelooften Eapital- scheine von Königlich Sächsischen Staatsanleihen und von der Königlichen Landrentenbank erfolgt bei unterzeichneter Lasse bereit» , vom IS. dieses Monats ab in den Vormittagsstunden von 9—12 Uhr. Leipzig, am 2. März 1896. Königliche Lotterie-DarlehnS-ikasse. Von dem unterzeichneten Amtsgerichte ist I. Behufs Ermittelung aller Derer, welche auf das hiesige Depositum Nr. 1916, welches aus dem 3'/, procentigen Königl. Sächs. Staatsschuldscheine Ser. ll Nr. 101 729 von 1852/68 über 300 und einem Leipziger Sparcassenbuche Nr. 476 638 mit einer Einlage von 657 48 besteht und aus einer im Jahr» 1855 wegen Veruntreuung gegen den Kelln« Karl Jmmannel Klopfer aus Glauchau bei dem vereinigten Lriminalamtr d« S/adt Leipzig anhängig ge wesenen Untersuchung h-cM,rt, Ansprüche zu haben ver meinen, sowie behufs Ausschließung derselben mit diesen ihren etwaigen Ansprüchen und Herrenloserklärung des Depositi, II. Behufs Todeserklärung ». de» am 8. August 1844 in Leipzig geborenen Bäcker- arhilfen Theodor Eduard «rummich, welcher im Jahre 1872 von Connewitz weg auf die Wanderschaft gegangen ist und unter dem 11. Mai 1872 von Wien au» die letzte briefliche Nachricht an seine damals noch lebende Mutter gegeben hat, d. de- am 7. Juni 1842 geborenen HandlungScommis Ernst Emil Meyer hier, welcher in den Jahren 1872 oder 1873 in einem Canale bei Pittsburg in Amerika verunglückt sein soll, und von dessen Leben seitdem weder durch ihn selbst noch durch einen Anderen Nachricht vor- Händen ist, » de» am 28. August 1846 in Kühnitzsch bei Wurzen ge borenen, bei unterzeichnetem Amtsgerichte bevormundeten LigarrenmacherS Earl Theodor Baum, welcher im Jahre 1868 in die Fremde gegangen und über besten Leben seitdem weder durch ihn noch durch einen Anderen Nachricht vorhanden ist, <l. de« am 30. Juli 1826 geborenen Wirthschaftsgehilfen Earl Friedrich Herfurth, welcher im Jahre 1853 von Stahmeln weg, woselbst er sich im mütterlichen Gute aufgrhalten, nach Amerika ausgewandert und seitdem über besten Leben weder durch ihn noch durch einen Anderen Nachricht vorhanden ist, auf Antrag zu I. veS Königlichen Finanzministeriums zu Dresden in all gemeiner Vertretung de» StaatSfiSkus im Königreiche wachsen, zu Ua. d« Frau Selma Emilie Wolff geb. Grummich zu Oetzsch und des Herrn Robert Julius Grummich, Kaiserlicher Eisenbahn «Güter-Expedient in Straßburg- Neudorf, zu Ild. des Herrn Max Bernhard Meyer, der Frau Marie Franziska verw. Schräpler, verw. gew. Franke geb. Meyer, der Frau Lina Schmidt geb. Meyer, der Frau Clara Ratsche geb. Meyer, der Frau Antonte verw. Gallaun geb. Meyer und des Herrn Max Bernhard Meyer als Vormund des unmündigen Earl Max Mcyer, allerseits in Leipzig, zu Ilc. des Herrn Earl Friedrich Baum in Malkwitz bei Oschatz, zu Il<l. der Frau Johanna Amalie verw. Köster hier das Ausgebotsverfahren einzuleiten beschlossen worden. Es werden daher zu I. die etwaigen Berechtigten, zu Iln-ck. die genannten Verschollenen bez. deren etwaige Abkömm linge, Erben oder Rechtsnachfolger hierdurch geladen, in dem aus den 13. März 18S6, Bormittags 11 Uhr vor dem unterzeichneten Amisgerichte, Zimmer 206 anberaumten Aufgebotstermine ihre Ansprüche anzumelden, widrigenfalls auf weiteren Antrag zu I. die etwaigen unbekannten Berechtigten werden für aus geschlossen und ihrer Ansprüche sür verlustig erachtet werden, zu Ha—ä. die Verschollenen werden für todt erklärt und deren Ver- lastenjchasten an die Erben derselben oder deren Rechts nachfolger werden verabfolgt werden. Leipzig, am 19. Juni 1895. Königliches Amtsgericht, Abth. II'. 0. 8. Or. 11/95 Xo. 1. Steinberger. Konkursverfahren. Ueber das Vermögen des Juweliers Joses Siegert, Inhabers des Gold- und Galanteriewaarengeschäfts hier, Schützenstraße 6, Wohnung: Thalstraße 4, IV., dermalen unbekannten Aufenthalts, wird heute am 11. Februar 1896, Vormittags 11 Uhr das Konkurs verfahren eröffnet. Herr Director Georg Bernhard hier, Harkortstraße 3, wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 16. März 1896 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Ver walters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in Z. 120 der Konkursordnuna be zeichneten Gegenstände — auf -en 7. Mär; I8S6, Vormittags 12 Uhr — und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen aus den 26. März 1896, Bormittags 11 Uhr — vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer 206, Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aus gegeben, nichts an den Gemeinfchuldner zu verabfolgen oder zu leilten, auch die Verpflichtung auserlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 11. März 1896 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Leipzig, Abth. II*, L. 22./96. Xo. 3. am 11. Februar 1896. Bekannt gemacht durch den Gerichtsschreiber: Secr. Beck. Oetkeritlieke HanäelZlokranstalt. Vie -xmnelckunx von Uanckluornlelirllngen, velebe lcowmencks Ostern in clis krilli- oller Xaoliwitta«8cur8s ller vetirlloxs- adthvlluug eintreten sollen, erbittet sieb ller vnterreicduete nm 2., 3., 5., 6. Llnrr Vormlttnxs roo 11 bis 12'/e vkr, vomvxlieb unter persönlicher Vorstellung ller ^.nrumelllenllen llureb ibrs Herren vrinripnls. Vas letrte 8eduI/euAniss oller llie Lensurlists lles Leblllers ist bei llieser Oele^enbeit vorr.ulexen. VVükrenll ller ^ellaebteu 2eit verlleu nueb ^umelllunxen tllr lleu elnMnlx kavb^issevsekaktllehen Onrsns entxexen- xenowmeu, nn cvelebem sieb Lnnckluogslvkirlloge betbeilisxen können, llie im Lesit/s lles Zeugnisses t'llr llie vissensebaft icke Lektlbixun» rum vinMbrie-k'reicviUixenllienste sinll. Unterricht 10 8tunllen vöebeotlieh. sebulxelll 90 Veixrix, im bebruar 1896. vrok. IVolkrnm, vireetor. Zur Geschichte -er Lartoffeln in Sachsen. —r. Als die ersten in Deutschland gezogenen Kartoffel pflanzen nimmt man die an, die 1587 als in dem durch die Menge seiner ausländischen Pflanzen berühmten Garten des Breslauer ArzteS Lorenz Scholtz gewachsen erwähnt werden. Und bis ins 17. Jahrhundert ist in Deutschland die Kartoffel nur als Seltenheit in Gärten vornehmer Leute angebaut worden, wenn auch in einzelnen Fällen, wo von ihrem Anbau berichtet wird, zugleich ihrer Eßbarkeit gedacht wird. So heißt es 1595 von dem Garten des Grafen von Helfeustein zu Wiesensteig in Württemberg: „Pappas wächst in des Wolgeboren Graffen zu Wiesensteig Garten und hat eine Wurzel, die gar lieblich zu essen ist." Sehr ausfallend ist, daß hier der ursprüngliche amerikanische Name der Knollen gebraucht ist, während sie sonst um jene Zeit meist Tartuffeln genannt werden, waS dafür spricht, daß die ersten Kartoffel pflanzen aus Italien nach Deutschland gekommen sind. Bezeugt ist die Herkunft aus Italien für die ersten Kar toffelpflanzen, die in Sachsen gezogen worden sind. Einer Bitte des Kurfürsten Christian I. von Sachsen um verschiedene Samen sellener Gewächse für seinen Hofgarten entsprach Landgraf Wilhelm IV. von Hessen im Jahre 1591 u. A. dadurch, daß er dem fürstlichen Freunde auch Kartoffeln zu schickte. In dem betreffenden Briefe (Cassel, 10. März 1591) heißt es u. A.: „Wir überschicken auch Euer Liebden unter Anderm ein Gewächs, so wir vor wenig Jahren auS Italien bekommen und Taratoupbli genannt wird. Dasselbige wächst in der Erde und hat schöne Blumen guten Geruchs, und unten an der Wurzel hat es viele tuderu hängen, dieselbigcn sind, wenn sie gekocht werden, gar anmuthig zu essen. Man muß sie aber erstlich im Wasser aufsieden lassen, so geht die oberste Schale ab, darnach thut man die Brühe davon und siedet sie in Butter vollends gar." Seit jener Zeit scheinen die Kartoffeln an der kurfürst lichen Tafel zu Dresden Eingang gefunden zu haben. Im Jahre 1637 klagt der sächsische Hofküchenschreiber Schnetten- bach, daß „der Hofgärtner in diesem Jahre nicht eine einzige Wurzel als Petersilie, Patis und Artoffeln in die Hofküche geliefert" habe. Ueber den ersten Anbau von Kartoffeln in sächsischen Bauergärten und auf dem Felde berichtet Limmer in seiner vogtländischen Geschichte (III, 1130): „Die allergrößten Ver dienste erwarb sich für immer nicht allein um die gesammte Menschheit im Vogtlands, sondern auch im Erzgebirge und dem übrigen Sachsen in dem letzten Ende des siebzehnten Jahrhunderts ein BauerSsohn aus dem Dorfe Würschnitz bei Adorf, der zu dieser Zeit anS England, wo er sich einige Zeit aufgehalten, hierher die ersten Kartoffeln in diese Gegend brachte und diese in seinem Geburtsorte anpflanzte, und von wo aus sich hernach diese Gewächse vom Jahre 1712 an über daS gesammte Vogtland nicht nur, sondern auch über oaS Erzgebirge und übrige Sachsen unter dem Namen „voglländische Knollen" wohlthätig verbreiteten. Von dieser vogtländischen Plantage wurde der Same nach Crottendorf, Stützengrün und Bärenwalde gebracht, wo 1712 und 1713 schon Kartoffeln gebaut wurden." Wir erfahren aus diesem Berichte, daß mit der Pflanze nicht auch zugleich der Name derselben eingeführt wurde. Man nannte das Genießbare derselben „vogtländische Knollen." Wenn aber später im Erzgebirge nur noch von „Erdäpfeln" die Rede war, so läßt das auf eine neue Einführung aus einem Lande schließen, wo dieser Name der übliche war. Und in der That sind die Kartoffeln in die Schwarzenberger Gegend aus den Niederlanden gebracht worden, wo man sie „uaräappel" nannte. Der Generallieutenant von Milkau hatte als Ofsicier der Contingentstruppen im spanischen Erb folgekriege in Brabant mitgekämpft, hier den Segen der Knollenfrüchte kennen gelernt und solche auf seinem Pack wagen mit nach der Heimath gebracht, wo er sie im Jahre 1717 auf seinen Gütern auSpflanzen ließ. Auch in der Heimath ward jener Segen bald anerkannt und gar Mancher war bestrebt, Knollen sür sich zur Aussaat zu erhalten; und wo solcher Eifer nickt von selbst sich ein stellte, va fanden sich immer Männer, die mit gutem Beispiel vorangingen, mit Wort und That den Kartoffelanbau förderten. In dieser Richtung wirkte besonders eifrig der Oberforst meister von Beulwitz in Schlettau. Er brachte Knollen von seinem Gute Erlbach im Vogtlande mit nach Schlettau, von wo aus sie sich zwischen 1715 und 1725 in die Gegend von Grünhain, Elterlein und Zwönitz verbreiteten. Um 1730 wird von Kartoffelanbau in der Gegend von Wolkenstein berichtet. Ueber die Anfänge des Kartoffelanbaues in der Anna- berger Gegend schreibt Tbemeln im „Obererzgebirgischen Journal" von 1750 (S. 143): „Als Anno 1719 daS Ober- Erzgebirge eine erstaunliche Theuerung bedrückte, hat der ehe malige Superintendent vr. Andreas Kunad in Annaberg in einer öffentlichen Predigt die hiesigen Leute zum Anbau der Erdäpfel feurigst angemuntert, welches so viel ausgericklct, daß man sich mit mehrerem Ernste darauf allbier rings be flissen, und um wie viel sich diese Plantage seit Anno 1735, als ich hier bin, vermehret habe, davon bin ich und alle Lebenden Zeugen. Ja, es ist nunmehr bei uns so weit camil gekommen, daß man eher andere Früchte als Erbse» Linsen u. s. w. bei uns zu erbauen liegen lässet und sich aus Erbauung der Erdäpfel befleißiget. Und wir sind auch so glücklich, daß mich viele Hauswirthe versichert, daß sie es aus 10, 12 uud 15fällige Frucht gebracht bätteu, und eben dieses macht auch vorjetzo bei uns einen wohlfeilen Preis, daß man die schlechtesten den Scheffel vor 8, 9, 10 Groschen, die guten vor 16, 18, 20 Groschen kaufen kann." Wie hier ein Geistlicher im Gegensätze zu manchen seiner Anttsbrüder, die auf der Kanzel wider die neuen „Teufels knollen" ebenso wie wider das neue „Teufelskraut" (den Tabak)*) eiferten,sich um denKartoffelanbauVerdienste erwarb, so war dies auch der Fall bei der Weiterverbreilung ter Kartoffel in die Gegend von Leipzig und Grimma. Im Jahre 1734 wurde Christoph Gottfried Ungibaucr nach dein Städtchen Naunhof berufen. Er war 1701 zu Schwarzback im Vogtlande geboren und in seiner Jugend Augenzeuge der ersten Kartoffelanbauversuche in seiner Heimath gewesen. Den von ihm erkannten Segen des neuen 'Nahrungsmittels wollte er auch seiner nun ihm anvertrauten Gemeinde sichern. Als er auf seinem Pfarrfelde den Leuten den Anbau vor Augen geführt hatte und dann in freigebigster Weise Knollen zur Aussaat vertheilte, fand er bald bereitwillige Nachfolger. Bald verbreitete sich der Kartoffelanbau im Leipziger Kreise immer weiter. Die Chronik von Leisnig (von Camprad) berichtet, daß in den Jahren 1753 und 1754 in der Um gegend dieser Stadt die ersten Kartoffelfelder zu sehen gewesen seien. Unter den Lieferungen der Stadt Colditz an etliche durchmarschirende Regimenter der Reichsarmce vom 16., 17. und 18.November 1758 finden sich auch zweiSchcffel Kartoffeln verzeichnet. In Oschatz bestellte der Bürgermeister Johann Samuel Hoffmann, der in den Jahren 1751 bis 1776 im Amte war, Kartoffeln aus dem Erzgebirge, nm durch ihren Anbau die Noth zu mildern, die der Siebenjährige Krieg über die Gegend gebracht hatte. Nach Großenhain waren die ersten Kartoffeln ebenfalls aus dem Erzgebirge gekommen und zwar schon im Jahre 1712. „In diesem Jahre", heißt es in „Chladenius, Materialien zur Großenhainer Chronik" (IV, 124), „wurden die erneu Erdbirnen hierher an den Geleits- und Accis-Commissarius Lucius von guten Freunden aus dem Gebirge geschickt, und waren damals so eine Rarität, daß sich gute Freunde darauf zu Gaste baten und für eine rechte Leckerspeise gehalten wurden." Tie besten Triebfedern zu fleißigem Anbau der Kartoffeln waren die Noth des Siebenjährigen Krieges und die Theuerungsjahre 1771 und 1772. Da wurden besser als durch Ermahnungen in öffentlichen Zeitschriften und durch den Erlaß landesherrlicher Gesetze auch die letzten Vorurtheile über den Haufen geworfen, die man noch gegen den Genuß der Kartoffeln hegte. Man vielt nämlich in weiten Kreisen die Kartoffel für gesundheitsschädlich, weil sie zu den Nachtschattengewächsen gehört, von denen man die meisten als Giftpflanzen kannte. Namentlich glaubte man, sie erzeuge geistige Trägheit und Dummheit. Im „Obererzgebirgischen Journal" von 175» führt ein Gegner der Kartoffel aus, ihre Starke tauge höchstens zur Wäsche, zum Pudern könne man sie nicht ge brauchen; die Schweine fräßen sie nur wohlzugerichtet und mit Kleien vermischt und komme so die Suppe höher als das Gericht. Der Geschmack sei „wunderlich" und die Leute äßen sie „nur zur Zeit der Noth". Sein Vieh habe er nur durch *) Der Tabak war übrigens in Sachsen eher bekannt als die Kartoffel. Das ergiebt sich auS einem Briefe Georg's von Proskau in Prag vom 17. Juli 1578 an den Kurfürsten August von Sachsen, in dem es u. A. heißt: „Beineben überschlcke ich Ew. Kurf. Gn. meiner Zusage nach Samen von dem indianischen heilsamen Kraut Thabagko, welcher vor einem Jahr gewachsen, auch dabei die Blätter dieses Jahres gewachsen, welches Ew. Kurf. Gn. dem Recept nach zu sürfalleuder Gelegenheit brauchen und die Kunst damit versuchen können." ^eeeilletsn. Ein Rüthsel. Psychologische Studie von Flora Rinck. WaS ich in Nachstehendem schildern will, ist ein Ge- schehniß, deffen ich mich au- meiner Jugendzeit her erinnere. Ein in seinen Aeußerlichkeitrn durchaus schlicht verlaufendes Geschichtchen und dennoch von psychologischem Interesse, da eS sich um einen ganz räthselhaften Vorgang in einer sonst durchaus normal veranlagten Frauenseele handelt. Die Be theiligten haben seit Langem schon die letzte Ruhestätte bezogen, deren Frieden kein Zweifeln und Irren mehr stört, so darf ich eS wagen, von ihnen und dem folgeschweren Conflict in ihrem anscheinend für die Lebensdauer gesicherten ehelichen Verhältnisse zu sprechen. In einer größeren Stadt Mitteldeutschland- lebte der Schrribwaarenhändler F. mit seiner Frau. Beide- tüchtige und liebenswürdige Menschen, die sich weit und breit der größten Achtung wie herzlicher Zuneigung erfreuten. Ihr gesellschaftlicher Umgang schätzte sie hauptsächlich ihrer un verwüstlichen Heiterkeit willen, die so recht auS dem Innern kommend und bei beiden gepaart mit schlagfertigem Mutter witz unwiderstehlich wirkte, und da- F.'sche Ehepaar überall zu freudig bewillkommneten Gästen machte. Aber auch tief angelegte Naturen berührten beide ungewöhnlich sympathisch, und zwar durch die augenfällige Eintracht, in der Mann und Frau mit einander lebten. Und thatsächlich war den» auch während ihrer siebenundzwanzigjährißen Ehe der FriedenS- «gel nie von der Schwelle des F. scheu Hause- gewichen, ^er Grundsatz, den F. am Hochzeitstage für ibr bevorstehendes Zusammenleben ausgestellt hakt« und der m hohem Grade bezeichnend für ihn ist, nämlich „daß sie die Sonne nie über ihren Zorn untergeben lassen wollten" war von ihnen di, ganzen langen Jahre hindurch treulich befolgt worden und damit daS beste Schutzmittel gegen den zerstörenden ehelichen Unfrieden gefunden. Auf allen anderen LebenSgebietrn auch hatten sie die ihnen vom Schicksal ausgestreute Saat deS Glücks mit Kopf und Herz zu hüten und zu hegen gewußt. Ihre von Hause aus gutgearteten Kinder, ein Knabe und ein Mädchen, waren unter verständnißvoller Erziehung zu prächtigen Menschen herangewachsen. Ebenso waren die pekuniären Verhältnisse der Leutchen durchaus zufriedenstellende. Der Mann verstand sich eben so vortrefflich auf den soliden Erwerb, wie die Hausfrau auf kluges Zusammenhalten, da- gleichweit entfernt von Knauserei, wie von Verschwendung ist. Und schließlich erfreute sich die ganze Familie noch einer beneidenswerth guten Gesundheit und lieh sie auch nach dieser Richtung hin als ungewöhnlich begnadet erscheinen, wofür sie sich allerdings auch durch eine vernunftgemäße Lebensweise dankbar erwiesen. Nur kurz nach seiner silbernen Hochzeit betraf den Mann ein schwerer Unfall. Durch einen verhängnißvollen Sturz trug er einen Beinbruch davon, der wohl nicht vollständig auSheilte, denn al» F. rum ersten Male darnach sich wieder auf die Straße wagte, brachte ihn da- Gefühl der Unsicher heit aufs Neue zum Stürzen und die Folge war wieder ein Knochenbruch an derselben Stelle. Ein langwieriges und orgfältiaes Heilverfahren vermochte ihm trotzdem nicht die rüoere Beweglichkeit wiederzugeben. Er lahmte seitdem anf ällig und konnte sich nur mit Hilfe eine- Stocke- langsam und mühsam sorthelfen. Aber auch daS wieder mußte dem eigenartigen Manne zum Besten dienen. „Früher habe ich mich rue zu langsamem Gehen zwingen können", sprach er oft, „jetzt zwingt mich ein Anderer dazu, und nun merke ich erst, an wie vielen SehenSwerthen man in seiner unverständigen Eile vorüberhastet. Jetzt entdecke ich an einem Tage oft mehr des Merkwürdigen auf Straßen und Plätzen, als ich früher während des ganzen Jahres heraus gefunden habe." Es gehörte von nun an zu seinen liebsten Zerstreuungen, langsam durch die Stadt und lieber noch vurch die prächtigen Anlagen jenseits des Tbores zu schlendern und sich stillver gnügt des vielgestaltigen Lebens und Treibens um sich her zu freuen. Auch seine Frau hatte sich während dieser ganzen Zeit auf das Vortrefflichste bewährt. Sie war dem kranken Manne eine nie ermüdende Pflegerin gewesen, büßte nie, selbst in den schwersten Stunden nicht, die ihn so wohlthätig verührende Heiterkeit ihres Wesens ein, und als später seine dauernde körperliche Unbehilflichkeit ihm geschäftlich störend wurde, trat sie mit der ihr von jeher eigenen Energie und Sicherheit an seine Stelle, so daß er sich auch in dieser Beziehung jeder Sorge entschlagen konnte. Da ihre Tochter sich mittlerweile verheirathet hatte, der Sobn, der später da« väterliche Geschäft übernehmen sollte, sich zu Berlin und Leipzig in seiner Branche vervoll kommnete, wurden an ihre wirthschaftliche Thätigkeit geringere Ansprüche gestellt und die ihr nun reichlich zubemessenen Mußestunden verbrachte sie fortan im Geschäft als willige und gewandte Gehilfin ihres Mannes. Natürlich trug auch das wieder dazu bei, das Verhältniß der beiden zu einander immer inniger zu gestalten. Dann kehrte der Sohn in die Heimath zurück und trat in das Geschäft ein, daS er bald daraus, nachdem er sich verheirathet hatte, selbstständig übernahm. Die F.'schen Eheleute, die so lange daS Häuschen, deffen Parterre dem Geschäftsbetriebe «ingeräumt war, allein bewohnt hatten, zogen in die zweite Etage hinauf; das junge Paar Hauff- fortan in der ersten, weil diese durch eine Wendeltreppe mii dem Laden verbunden war. Auch diese Neugestaltung der Dinge änderte anscheinend nicht- an dem Behagen der glücklichen Menschen, schien es eher noch zu fördern, denn die alternden Gatten gaben fick mit großem Genüsse der wohlverdienten Rübe bin. Und dennoch trat jetzt ein wahrhaft erschreckender Wandel bei der Frau ein, der da- so lange bestehende Glück der F.'schen Eheleute vollständig zertrümmerte und in seinen tieferen Ursachen unerklärt blieb. Eine äußere Veranlassung wnrde dadurch herbeigeführt, daß dem Manne seines kranken Beines wegen, daS Treppensteigen lästig wurde. Er besprach mit seiner Frau in Folge dessen, ob sie sich nicht eine bequemer gelegene Wohnung suchen könnten. Die Frau war augen scheinlich nicht sehr erfreut über den Vorschlag, ihr Herz hing allzu treu an dem alten Hause, indem sie so unendlich viel des Glückes genossen batten, aber sie mußte auch die Gründe ihres Mannes als stichhaltig anerkennen und fügte sich denn nach kurzem Widerstreben seinen Wünschen. Doch verhielt sie sich deren Verwirklichung gegenüber vollständig passiv. F. selbst mußte auf die Wohnungssuche gehen, mußte, als er Paffendes gefunden hatte, die Einrichtung betreiben und später auch alles Nöthige für den Umzug besorgen. Seine Frau schien alle Thatkraft, alle Geschmeidigkeit und vor Allem ihren Humor vollständig eingebüßt zu haben. Ernst und verdrossen fügte sie sich dem Unabänderlichen; sie legte ihrem Manne nicht gerade etwas in den Weg, erleichterte ihm letzteren aber auch nicht im Geringsten. F. sah ihrem Gebühren mit stiller Betrübniß zu, ließ sie aber, nachdem sie ihn einmal auf seine Einsprache gebeten batte: „Habe Geduld; mir wird's furchtbar schwer " ruhig gewähren. Er hoffte da« Best« von der Zeit und von
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite