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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.03.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960306016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896030601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896030601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-03
- Tag1896-03-06
- Monat1896-03
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Anarchisten und durch die Aufforderung, ihnen nachzueifern, zum Ungehorsam gegen die Gesetze aufgefordert habe. Der zweite Angeklagte ist wegen eines von ihm dem „Socialist" eiugesandlen Artikels, „Der Spitzel geht um*, angeklagt. ErnninaicommifsariuS Bvesel suchte nachzuweisen, daß die deutschen Anarchisten auf dem gleichen Standpunkt wie die Hingerichteten amerikanischen Anarchisten und die französischen Ravachol und Pallas ständen. Staatsanwalt Stachow bean tragte gegen Sundat 10 Monate, gegen Weiß 6 Monate Gefängniß. Der Gerichtshof hielt beide Angeschuldigte nur der Beleidigung für schuldig und erkannte auf je 6 Wochen Gefängniß. V. Berlin, 5. März. (Telegramm.) Heute früh machte der Kaiser einen Spaziergang durch den Thiergarten, nahm nach der Rückkehr von demselben im königl. Schlosse den Bor trag des Kriegsministers entgegen und arbeitete daraus längere Zeit mit dem Chef des Militaircabinets. Mittags conferirte er mit dem Oberstkämmerer Erbprinzen zu Hohenlohe- Oehringen und mit dem Minister des königl. Hauses v. Wedel. Zur Frübstückstafel waren keine Einladungen ergangen. L. Berlin, 5. März. (Privattelegramm.) Die „Nat.- Zeitung" schreibt: Bon agrarischer Seite wurde gestern nach der Feststellung der Bcschlufzunfähigkcit des Reichstags be hauptet, daß nach Ausgabe der Garderobe mehr als 200 Mitglieder im Reichstagsgebäude anwesend waren, als der Abg. Richter die Beschlußfähigkeit anziveifelte und die Auszählung veranlaßte, und daß während dieser eine Anzahl freisinniger und socialdemokrauscher Abgeordneten den Sitzungssaal verlassen haben, um die Versammlung beschluß unfähig zu machen. Dies wird heute in der freisinnigen Presse mit Behagen zugegeben. Danach hat eine Ber- gewaltigung der Mehrheit durch die Minderheit ftaltgesuuden, die, wie immer man zu der Zuckersteuervorlage stehen mag, als eine Gefährdung ber parlamentarischen Berhandlungen überhaupt gemißbilligt werden muß. HZ Berlin, 5. März. (Privattelegramm.) Die iLom- mission für Arbeiterstatisttk ist zum 13. März zusammen berufen worden, um die Frage der Erhebungen in der itonfectionsbranche zu beralhen. ö. Berlin, 5. März. (Privattelegramm.) Dem Ab geordnetenhause ist ein Nachtrags? tat zugegangen, worin 4000 verlangt werden zu einer persönlichen pensionssähigen Zulage für einen der sieben geheimen Staaisarchivare am Geheimen Staatsarchiv in Berlin als zweiten Direktor der Staatsarchive. Diese Nachlragsforderung ist wie folgt erläutert: Im dienstlichen Interesse erscheint es geboten, daß der Director der Staatsarchive gleichzeitig auch Director Les Geheimen Staais- archivS zu Berlin ist. Aus dieser Lopvelten SleUung erwachsen aber dem betreffenden Beamten so umsangreiche Geschäfte, daß er sie nicht immer io wünichensweriher Weile voll wahrzunehinen vermag. Es ist deshalb nolhwentng, daß ihm ivwohl in jeiner Stellung als Director der Staatsarchive, als auch in seinen Ge schäften beim Geheimen Staalsarchiv zu Berlin ein ständiger Vertreter für BehinderungsfäUe zur Seite gestellt werde. Diese ständige Vertretung kann nur einem Beamten Les Berliner Archivs übertragen werden; es wird daher vorgejchlagen, für diesen Beamten eine pensionssählgr persönliche Zulage von jährlich 40M bereit- zustrllen. ES geht daraus hervor, daß wieder ein Gele hrter zum Direktor der Staatsarchive ernannt und neben dieser Stelle die obenerwähnte eines zweiten Direktors für einen Beamten der Archivverwaltung errichtet wird. — Der 15. deutsche AdelStag ist gestern unter dem Vorsitze deS Grafen von der Schulenburg zusammengetrelen. In die deutsche Adelsgenossenschaft wurde u. A. auch der Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg ausgenommen. Der Adelstag beschäftigte sich u. A. mit der Ermittelung einer Instanz zur Schlichtung von Ehrenhändeln auf ordnungsmäßigem Wege für diejenigen Mitglieder der Ge nossenschaft, die keinem anderen Ehrengericht unterstehen und die Entscheidung der Genoffenschaft anrufen. — Die nationalliberalen Abgeordneten vr. Kruse und vr. Martens haben zur zweiten Lesung des Cultus- etatS im preußischen Abgeordnetenhause folgende Reso lution eingebracht: „Die königliche Staatsregierung zu ersuchen, in kürzester Frist den feit langer Zeit in Aussicht gestellten Gesetzentwurf über die Medictnalref orm vorzulegen, welcher insbesondere Las Ver- hältniß der Kreisvhysiker dahin regelt, daß dieselben unter Be schränkung ihrer Privalpraxis und entsprechender Erhöhung ihres als penfionssähig sestzusetzenden Gehalts in höherem Maße als bis her den Aufgaben der gerichtlichen Medictn und der öffent lichen Gefundheitspslege sich widmen können." — Kaum hat Graf Mirbach seine hochtrabende Ein gabe an den Reichskanzler gerichtet, um ihm den Beschluß der Steuer- und Wirthschastsresormer zu Gunsten der Doppel währung zu übermitteln, da kündigt auch schon die „Deutsche Tagesztg." an, im Reichstag solle folgender Antrag eingebracht werden: „Der Reichstag wolle beschließen, zu erklären, daß der inter nationale Bimetallismus den Interessen Deuischlands entspricht, und die verbündeten Regierungen ausfordern, Alles, was in ihren Kräften steht, zu lhun, um durch ein internationales Uebereinkommen ein sestrS Werthverhältniß zwischen Silber und Gold herzustellen und zu sichern." Es soll also wieder die kostbare Zeck durch nutzlose De batten vergeudet werben. — Der Centralverein der Conservativen vor dem Potsdamer Thore hielt am Dienstag Abend im „KönigShof" eine Versammlung ab. Nach einem Referat deS Ober- verwaltungSzerichtsrathS Hahn beschloß die Versammlung folgende Erklärung: „Im Anschluß an die vom Berliner deutschconservativen Partei rath bezüglich des Ausscheiden? des HofpredigerS Stöcker aus der conservativen Partei gefaßte Resolution vom 28. Februar d. I., welcher wir uns anschlietzen, wiederholen wir dem Hosprediger Stöcker den wärmsten Dank für feine durch lange Jahre bewährte Förderung und Leitung der confervativen Bestrebungen. Diesen Bestrebungen werden wir auch ferner innerhalb der Organisation der confervativen Partei, bei welcher wir verharren, unsere Kräfte widmen." — General-Lieutenant v o n Lignitz, beauftragt mit der Führung Les dritten Armeecorps, ist als ständiges Mitglied in die Landes- verthetdigungs-Com Mission berufen. * Danzig, 5. März. (Telegramm.) Der Provinzial- Landtag hat den Antrag, zu einem in Danzig zu er richtenden Kaiser-Wilhelm-Denkmal 20 000 zu bewilligen, angenommen. * Graudenz, 4. März. Vertreter des Vereins zur För derung des DeutschthumS in den Ostmarken gründeten hier einen Landesausschuß für die Provinz Westpreußeu. * LottbuS, 4. März. In der heutigen Sitzung der Stadtverordneten wurde ein Antrag auf Besprechung und Abhilfe des Tuchmacheraus standeS mit großer Mehrheit abgelehnt, weil die Bürgerschaft gar keine Sympathie für den frivolen, durchaus vom Zaune gebrochenen Ausstand habe. * Hamburg, 4. März. Der konservative Bürger verein der Hamburger Vorstadt hat, dem „Volk" zufolge, eine Resolution angenommen, worin er daS Vorgehen deS Elfer-AuSschufseS gegen Herrn Stöcker bedauert, seinen Au-tritt aus der deutsch-conservativen Partei erklärt und sich hinfort deutscher Bürgerverein der Hamburger Vorstadt neunen will. * Detmalb, 4. Mär». Zur lippischen Erbfolgefrage schreibt mit Bezug auf die Vorgänge in Meiningen, wo die Ebenbürtigkeit der Grafen von Lippe-Biesterfeld soeben ausdrücklich anerkannt worden, die „Lipp. LandeSztg": „Der Landtag, der in den nächsten Tagen zusammentreten wird, dürfte zweifellos nun seinerseits selbstständig die Frage der Ebenbürtigkeit prüfen und einstimmig einen Beschluß fassen, daK er den Grafen Ernst als ebenbürtig anerkennt und den sofortigen Antritt der Regentschaft durch den Grafen Ernst fordert, fall« nicht innerhalb einer kurz zu bemessenden Frist der Fürst zu Schaumburg-Lippe daS Reichs gericht als Schiedsgericht anerkennt". * Gelsenkirchen, 4. März. Herr v. Egidy hielt hier vor einigen Taaen vor zahlreicher Zuhörerschaft, unter der sich auch viele Damen befanden, einen Vortrag. Er erklärte, er werde so lange mit der Socialdemokratie gehen, wie sie sich von Zwang und Gewalt zurückhalte; anderenfalls werde er sofort mit ihr brechen. (Das durfte zu spät sein.) Seine Stellung zur Flottenvermehrung ist folgende: Er wünscht absolute Friedenshaltung und verwirft daher jede Rüstung. Wenn ihm jedoch Jemand darthut, daß ein Krieg bevorsteht, so will er auch Millionen zur Verbesserung des Heerwesens nicht scheuen. (Das dürfte dann ebenfalls zu spät sein). sNbein.-Westf. Zlg.j * Bom Rhein, 4. März. Die Mißbilligungserklärung der rheinischen „Deutschconservativen" gegen Len Elfer ausschuß wegen seines Vorgehens gegen Stöcker, die im vorigen Monat von einer VertrauenSmännerversanimlnng der rheinischen „Deutschconservativen" veröffentlicht wurde, wird Wohl daS letzte Lebenszeichen dieser Partei gewesen sein. Ihr Gründer und Borsitzender, der christlich-socialeOr. Burckhardt in Barmen, der nicht bat erreichen können, daß die Partei in aller Form ins Stöcker'schcLagcr abschwenkle, hat kurzen Proceß gemacht, ist mitsammt seinem Barmer christlich-socialen Anhang aus der Partei ausgeschicden, um sich der Partei Stöcker anzuschließen, und bat damit seine eigene Parteigründung bartberzig ihrem Schicksale überlassen. Die übrig gebliebenen Mitglieder, Lie sich seinerzeit von dem Herrn Burckhardt haben ins Schlepptau nebmen lassen, können nun, meint die „Post", darüber nachdenken, wer wohl bei der damaligen Loslösung von dem Plettenberz'schcn Parteivcrbande die Ge foppten waren. Daß sie ihr Sonderdasein, etwa unter Führung des sich merkwürdig still verhallenden Pfarrers Weber, fortzusetzen versuchen könnten, muß als ausgeschlossen erscheinen. * München, 4. März. In der vorgestrigen Sitzung der bayerischen Abgeordnetenkammer hielt bei Beralhung deS Cultusetats Cultusminister v. Landmann über die Lehr freiheit an den Universitäten eine Rede, in welcher er, der „Allg. Ztg." zufolge, ausführle: Die Forichungsfreiheit will der Minister vollständig unbeanstandet lassen; für die Lehrfreiheit aber gebe es doch gewisse Grenzen. Er erkenne sehr gern die Lehrfreiheit als eine mit dem Wesen und Blühen der Universitäten aufs Engste verbundene Einrichiung an; sie sei mit den Universitäten herangewachsen und im Grunde auch eine Folge der freien Forschung. Der als Forscher thälige Universitätslehrer habe auch ein Recht, die Ergebnisse seiner Forschung auch seinen Hörern mitzutheilen; aber nun komme eine Grenze: die Lehrfreiheit führe zu gewissen Auswüchsen und Mißständen, insbesondere dazu, Laß nicht selten unreife und unansgegohrene Theorien als feststehende wissenschaftliche Wahrheiten gelehrt werden. (Sehr richtig! rechts.) Der Minister glaubt, baß im Allgemeinen die Bekämpfung solcher Auswüchse den Universitäten selbst überlassen bleiben müsse. Aber gerade daraus, daß kein Student an den Besuch eines bestimmten CoUegs gebunden sei, gehe für die Regierung die Verpflichtung hervor, dafür zu sorgen, die nicht reiner Fach-, sondern allgemeiner Bildung gewidmeten Lehrstühle mehrfach zu besetzen. Die Richtigkeit dieses Grundsatzes wurde auch im Landtage wiederholt anerkannt. Nun könne es gewiß Mißbräuche geben, denen gegenüber das Ver trauen auf Lie Lernfreiheit nicht ganz am Platze sei. Im Finanz, ausichuß erkannte es ein Führer der liberalen Partei an, daß auch die Lernfreiheit eine gewisse Grenze haben müsse, und Abgeordneter Günther selbst gab dies — im Widerspruch zu seiner Forderung ab- soluter Lehrfreiheit — in dem Sinne zu, daß diese Grenze in dem für alle Menschen verbindlichen Sittengesetze liege. Dieses Slttengesetz sei aber einmal nicht genau zu formuliren, und be denklich sei es auch, wenn Abgeordneter Günther glaube, daß ein Universitätslehrer sich bei einer Ueberschreitung dieser Grenze lediglich mit seinem eigenen Gewissen abzufinden habe, sich nur einer gewissen Selbstdisciplin füge. Ein Lehrer könnte somit ungestraft die größten Scheußlichkeiten vorbringen, Verbrechen empfehlen, deren Namen man sich in den Mund zu nehmen scheue. (Abg. Günther: Hört!) Es handele sich ja um eine praktisch ziemlich gegenstands- lose Frage. Aber wenn man einmal solche Principien erörtere, halte er sich für verpflichtet, sich darüber zu äußern. Im Gegensatz zu Günther müsse man von den Hochschullehrern verlangen, daß sie sich ihrer dreifachen Eigenschaft als Mitglieder einer ehrwürdigen Corporation, als Staatsbeamte und namentlich als Lehrer der Jugend bewußt bleiben. (Zustimmung rechts.) Von diesem Gesichts punkt ging auch die bayerische Ministerialentschließung vom Jahre 1889 aus. Eine bestimmte Formel dasür, wann die Regierung etwa eintreten könne, lasse sich kaum feslslellen. Einer Aeußerung seines Amtsvorgängers zustimmend, hält der Minister die Grenze der Lehr freiheit für überschritten und ein Einschreiten der Regierung dann für geboten, wenn die öffentliche Meinung es fordere, wenn das öffentliche Gewissen, das Gewissen der Nation, Lie Regierung zum Einschreiten aufsordere. Solche Fälle können vorkommen, wenn z. B. ein Professor theoretisch die Zurückgabe des linken Rheinufers an die Franzosen befürworten würde. Der Minister giebt schließlich wiederholt der Erwartung Ausdruck, daß diese Erörterung eine rein akademische bleiben und kein bayerischer Universitätslehrer Anlaß zu praktischer Erwägung solcher Maßnahmen geben werde. Oesterreich -Ungarn. * Wien, 5. März. (Telegramm.) Die „Polit. Corre- spondenz" meldet: Der Minister des Aeußern Graf Golu- chowSky wird sich nächsten Sonntag nach Berlin begeben und während seines Aufenthaltes an der Tafel theilnehmen, welche der österreichische Botschafter v. Szögyeny-Marech zu Ehren des Kaisers und der Kaiserin veranstalten wird. * Pest, 5. März. (Telegramm.) Wie daS „Ungarische Correspondenzbureau" meldet, wird die Kaiserin und Königin Elisabeth an der am 2. Mai erfolgenden feier lichen Eröffnung der Pester Millenar-AuSstellung, an dem am 3. Mai abzuhaltenden Festgottesdienste, an dem am 5. oder 6. Mai stattfinbenden Hoffeste und an dem Empfange des Huldigungszuges am 8. Juni, als am Jahrestage der Krönung, persönlich theilnehmen. Frankreich. * Paris, b. März. (Telegramm.) Im Ministerrathe theilte heute Vormittag der Minister des Auswärtigen Berthe loj mit, es werde heute Nachmittag ein Gelbbuch über Mada- gaskar, welches den bereits bekannten Text des neuen Vertrages enthalte, in der Kammer vertheilt werden. * Paris, 5. März. (Telegramm.) Der Besuch deS Cäsarewitsch bei Faure bedeutete den Höhepunkt der Präsidentenreise, die von allem Anfang an als franzöfisch- russische Verbrüderungskundgebung gedacht war.— Ter Haushaltsausschuß verwarf den Einkommensteuer entwurfgrundsätzlich und wird den Bericht derKammer unver züglich erstatten. Einige Radikale und die FortschrittSlinke be absichtigen einen vermittelnden Entwurf einzubringen, der die Regierungsvorlage preiSgiebt, jedoch den Grundsatz der ab gestuften Einkommensteuer rettet. Die Regierungsvorlagen fahren fort, vor den zuständigen Begutachtungsbehörden keine Gnade zu finden. Gestern verwarf der KriegSrath mit 1b gegen 4 Stimmen Cavaignac'S Plan, das neunzehnte algerische Armeecorps nach Frankreich zu verlegen und den Schutz von Algerien und Tunesien dem zu errichtenden Colonialheer anzuvertrauen. Damit fällt der ganze Plan dieses Colonialheeres zusammen. (Voss. Ztg.) Portugal. * Lissabon, 5. März. (Telegramm.) Deputirten- kammer. Der Minister deS Auswärtigen erklärt die Nach richt von der Abtretung eines Gebiets am Catembe-Fluffe an die deutsche Regierung für unbegründet. Rußland. * Petersburg, 5. März. (Telegramm.) Der Chef der S. Cavallerie-Division, General Nowitzkh, ist zum Commandeur de- XU. Armeecorps ernannt worden. — Der Posten, welchen der verstorbene General Tscherewin be kleidet hatte, wird dem Vernehmen nach nicht mehr be setzt werden. Orient. Die türkischen Wirren. * Wien, 5. März. (Telegramm.) Aus Konstantinopel wird gemeldet: In einem Orte deS Vilajets Angora sind zwei Armenier getödtet worden. Im Distrikt von Gantich im Vilajet Bitlio haben Gewaltthätigkeiten der Kurden gegen die Armenier, welche früher Mohammedaner waren, aber zum Christenthum übergetreten sind, stattgefunden. Auch aus anderen Orten werden Gewaltthätigkeiten gemeldet. Asten. * Peking, 4. März. (Meldung deS „Reuter'schen BureauS".) Der Bicetonig Li-huug-tschang und die Mitglieder der Gesandtschaft sind gestern zu den Krönungs feierlichkeiten nach Moskau abgereist. Afrika. Tie Niederlage Baratieri's. * Rom, 5. Mürz. (Telegramm.) Nach einer Meldung der „Agcnzia Stesani" fehlt noch jede Nachricht über die Generäle Dabormida, Albertone und Arimondi. 9000 Weiße und 8000 Eingeborene sollen an der letzten Schlacht theil- genommen haben. Der König soll heute ein Decret unterzeichnet haben, durch welches Baratieri zur Disposition gestellt wurde. Das Kriegsministerium hat die Berichte Baratieri's dem militairijchen Generalanwalt in Rom übermittelt. * Rom, 5. März. (Telegramm.) Der Bericht Ba- ratierr's macht einen schlechten Eindruck, weil er zu sehr den Anschein erweckt, Baratieri wolle sich entlasten. Es heißt jetzt, Baratieri sei aus Mangel an Lebensmitteln zum Kampfe gezwungen worden. ES waren nur 10 000 Mann im Feuer. Die Brigade Dabormida rettete durch mehrere Bajonett angriffe den Rückzug der Brigade Albertone und kehrte selbst wohlbehalten zurück. Die Generäle Albertone und Da- borinida sollen gefallen sein; auch Galliano, der Held von Makalle, scheint gefallen zu jein. In militairijchen Kreisen macht es einen lichtechten Eindruck, daß die Generäle Baratieri und Ellena, sowie Oberst Balenzano beim Rückzüge 105 zurückeilten, ohne sich um ihre Truppen zu tummern. Die „Opinione" fordert daher von Neuem vom Ministerium eine strenge Untersuchung. — Die Bildung des neuen Cabinets begegnet Schwierigkeiten, es ist die Mög lichkeit nicht ausgefi losten, daß der König eventuell Crispi mit der Neubildung beauftragt. Andererieils wird General Ricotli als Nachfolger Crispi's genannt. (Frkf. Ztg.) * Rom, 5. März. (Telegramm.) Deputirtenkammer. Die Zugänge zur Deputirtenkammer sind von einer dichtgedrängten Menschenmenge besetzt. Saal, Galerien und Diplomatenloge sind überfüllt. Crispi zeigt die Abdankung des Cabinets an und theilt mit, daß der König dieselbe angenommen hat. (Lang anhaltender Beifall auf mehreren Seilen, Rufe: „Es lebe der König"! Lebhafte Zwischenrufe aus der äußersten Linken.) Crispi erklärt alsdann, Laß die Minister zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung bis zur Ernennung der Nachfolger auf ihren Posten bleiben würden. (Große Unruhe und Rufe auf der äußersten Linken.) Der Präsident ersucht das Haus, sich zu vertagen, bis die Krone ihre Entscheidung getroffen habe. (Andauernder Lärm auf der äußersten Linken.) Die Sitzung wurde unter großer Erregung geschlossen. * Rom» 5. März. (Telegramm.) Im Senate gab Ministerpräsident Crispi dieselbe Erklärung ab wie in der Deputirtenkammer. Auf Antrag des Präsidenten vertagte sich der Senat aus unbestimmte Zeit. * Paris, 4. März. Alle hiesigen Blätter besprechen in längeren Ausführungen die Niederlage der Italiener bei Acua. Ernstere Blatter sind in ihrem Unheil etwas zurück haltend; die chauvinistischen Blätter fallen über Crispi her, den sie für das Unglück verantwortlich machen, und sagen den baldigen Sturz des Königlhums und die Verkündigung der Nepuvlik voraus. „Temps" schreibt: „Jede Stunde, die verstreicht, bringt nicht nur die Bestätigung, sondern verschlimmert noch die Meldungen von dem Unglück deS italienischen Heeres. General Baratieri hat nicht bloS eine Niederlage erlitten, sondern eine Niederschmetterung. Die für uneinnehmbar gehaltenen Stellungen, in denen sich die italienischen Streiikräfle verschanzt hatten, sind geräumt; die Bertheidigungslinie ist weil nach hinten geruckt, die Verbin dungslinie mit der Basis ist nothgedrungen ausgegeben worden, die Truppen, namentlich die einhelinstchen, sind enlmuthigt, und die Mannjchaslen sind den Versuchungen Menelik's ausgesetzt. „Das sind die Hauptfolgen des Tages vom 1. März." „Eclair" spricht die Ansicht aus, daß die Regierung weit umsafsendere Nachrichten erhalteu, als diejenigen, die sie schon miigetheill hat; sie zögere, Alles bekannt zu geben, weildie geheim gehaltenen Mntheiluugen sehr ernster Art seien. Die Negierung müsse gegenwäriig genau wissen, wie hoch sich annähernd die Zahl der Gefallenen stelle. Privattelegramme würden von der Ccnsur aufgehallen. „Figaro" bemerkt, vom europäischen Standpunkt betrachte«, sei es klar, daß Menelik's Sieg dem italienischen Heere einen Stoß versetzt habe, von dem sich dessen Organisation und dessen Ansehen nur schwer erholen würden. Es fei wahrscheinlich, daß Deutschland und Oesterreich nunmehr ihre Wertschätzung der dritten Macht im Bunde sehr herabsetzen würden. „Soleil" meint, der König könne nur einen Entschluß fassen, nämlich den Rück tritt Crispi's zu fordern, der Italien in den ungerechten und unheilvollen Krieg hineingezogen habe, deS wahren Urhebers der Niederlage der italienischen Truppen. Die „Petite Röpublique" äußert sich in demselben Sinne. * Paris, 5. März. (Telegramm.) Die öffentliche Antheilnahme wendet sich immer ausschließlicher den italienischen Angelegenheiten zu. „Figaro" schreibt heute: „Wir sind heute Zuschauer des letzten Aufzugs eines ergreifenden Dramas, dessen Ausgang entscheidend sein kann für Europas zeitgenössische Geschicke. Heute wird an Montecitorio das Schicksal des Dreibundes ent schieden." Ebenso sagt „Lanlerne": „Die Niederlage von Adua ist zugleich die Niederlage des Dreibundes (?). Deutschland und Oesterreich, die bereits die Ausschließung Italiens (?) erwogen haben, werden zweifellos in mehr oder weniger schonender Form mit ihrem gefährlichen Bundes genossen brechen." Alle anderen Blätter, ohne Parteiunter schied, äußern sich ähnlich, so daß eine Wiedergabe ihrer Be merkungen aus bloßen Wiederholungen bestände. Von bei spielloser Heftigkeit ist die „Pet. Rspubl.", die nicht allein Crispi persönlich aufs Gröbste beschimpft, sondern auch König Humbert angreift und ihren Wurhausbruch mit den Worten schließt: „Der König und sein erster Minister waren im Verbrechen verbunden, soll man sie in der Sühne trennen?" (Boss. Ztg.) Amerika. Spaniens Kampf um Euba. * Rew-Vork, 5. März. (Telegramm.) Nach einer Drahtmeldung auS Havana hatte General Meleguizo einen Zusammenstoß mit den Schaaren Maceo's bei Easizuas in der Provinz Havana. Maceo wurde mit einem Verlust von etwa 30 Tobten zurückgeschlagen. Die Generale Pral und Arolas berichten, daß sie die Streitkräfte Maximo Gomez' bei Hanabana geschlagen und zerstreut bätten, dabei sei der Führer Castillo schwer verwundet worden. Die Aufständischen baden mehrere kleine Ortschaften in der Umgebung von Guanabacoa, welches K Meilen vo« Havana entfernt ist, in Brand gesteckt. * Madrid, 5.März. (Telegramm.) Da die spanische Regierung den Beistand der Franzosen in den durch den Krieg auf Cuba nothwendig gewordenen Anleihe operationen nachgesucht hat, sind politische Unterhand lungen erfolgt, welche die Marokko-Frage umfassen. Spanien habe der französischen Besetzung der Oase Tuat, sowie der neuen Bekräftigung der Interessengemeinschaft zwischen Spanien und Frankreich in Marokko zugestimmt, aber weitere Zugeständnisse wegen der Zölle in Marokko abgelehnt; der französische Botschafter in Madrid kehrte nach kurzem Besuche in Paris zurück mit Vor schlägen für eine große Anleihe und eine mögliche diplomatische Unterstützung Frankreichs in der Kubafrage, wofür Spanien commerzielle Zugeständnisse machen und versprechen solle, kein Bünbniß mit einer anderen Macht als Frankreich zu schließen und Bürgschaften bezüglich eventueller Flottenoperationen Frankreichs an den Küsten Spaniens zu geben. Canovas conferirte mit dem Führer der Opposition, da er dessen Zustimmung zum Abschluß des Abkommens als nothwendig erachtet. Die Finanzoperation ist bereits grundsätzlich vereinbart; das Pariser Syndicat nimmt 25 Millionen cubanischer Obligationen von der spanischen Regierung; Spanien gesteht die Verlängerung der Eisenbahnconcession zu. (Voss. Ztg.) Militair und Marine. * Berlin, 4. März. Der König von Sachsen hat dem Ge neralstabsarzt der Armee, Wirklichen Geheimen Ober-Medicinalrath Or. von Coler, Cyes der Medicinalabtheilung im königl. preußischen Kriegsminisierium, das Grob kreuz des sächsischen Albrechts- ordens verliehen. * Wilhelmshaven, 5. März. (Telegramm.) Bon der ersten Division sind die Panzer „Weißenburg" und „Worth" nach Kiel abgegangen, „Brandenburg" und „Kurfürst Friedrich Wilhelm" folgen am Sonntag. Aus Eurorten. 8 Meran. Für die Meraner Volksschausviele wurde zum Frühjahr folgender Svielvlan festgestellt: „Tiroler Helden", die Geschichte des Wirthes an der Mahr und des TharerwirtheK behandelnd, gelangt am 29. März, am 12. April und 10. Mai zur Aufführung. Gelegentlich des großen Tirolerfestes, welches in Meran zur Oslerzeit unter dem Protektorat der Fürstin Metternich zu Gunsten der Pasfeirerstroße abgehalten wird, findet am Oster- monlag, den 6. April, eine Festoorsteliung „Andreas Hoier" statt. Dieses Stück wird auch am 3. Mai wiederholt. Am 19. und 26. April gelangt eine Novität „Andreas Hofer's Auszug zur dritten Jselschlacht" von Carl Wolf, dem Leiter des Unternehmens, zur Darstellung. 1 «e i- ««e/kü/e O»iupl. S; VllttQItürper S. Eeniralhalle, Fernspr. 1998 u. Kohlgartenstr. 57, Fernspr. 2705, Vertreter Ver Deutschen Gasglnhlicht-Gcsellschaft. Wir warnen vor werthlosen Nachahmungen der Auer'jchen Patente Neubestellungen erbitten Auf Wunsch Abonnement. 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Telephon - Anschluß: Expedition des Leipziger Tageblattes .... Nr. 222)-r Nedaction des Leipziger Tageblattes 153>^ Bnchdrnckerei des Leipziger Tageblattes lE.PolI - 1173)^ Louis Lösche, Filialen des Leipziger Tageblattes: Katbarinenstr. 14: Amt I 2935. Königsplatz 7: Amt IV 3575. AuSknnftSstelle für See - Schifffahrt- - nud Reise - Verkehr Relief-Weltkarte derHamburgerRhedereien: F. W. Grauvenstein. Packhofstr. 11/13. Unentgeltliche AuskunftSertbeilung: Wochen- tagS S—12 Uhr Vormittags und 3—6 Uhr Nachmittags. Patent-,Gebrauchsmuster-uMarken-AnskunftSsteUe: Brühl 2 iTukbballr), I. Exped. Wochentag- 10—12, 4—6. Fernspr. I, 682. veffentliche Bibliotheken. UniversitSt-bibliothek(Brethovrnstr.Nr.4) istan allen Wochen tagen geöffnet: von 9—1 Ubr und (mit Ausnahme des Sonn abends) Nachmittags von 3—5 Uhr; Lesesaal von 9—1 und Nachmittags (mit Ausnahme des Sonnabends) von 3—6 Uhr; Bücher-Ausgabe und -Annahme von 11—1 und Nachmittags (mit Ausnahme des Sonnabends) von 3—5 Uhr. Filiale für Bücher-AuSgabe nnd -Annahme (Grimm. Steiuweg 12) täglich von 11—1 Uhr geöffnet. Stadlbibliothrk Montags und Donnerstag- 11—1 Uhr, die übrigen Tage 3—ö Udr. Bibliothek der Handelskammer (Neue Börse) 10—12 Uhr und 4—6 Uhr. Volksbibliothek l. (Alexanderstr. 35, p.) 7'/.—9'/« Uhr Abds. Volksbibliothek HI. (VII. Bürgerschule) 7'/.—9'/. Uhr Abds. Volksbibliothek IV. (VI. Bürgerschule)?'/-—9'/, Uhr Abends. Volksbibli o tb ek VI.tl.Bürgerich.L. Lortzingstr.2)7'/.—9'/. U.A. Musikbibliothek Peters (KönlgSstraße 26) fit an allen Wochen. tagen von 11—1 und 3—8 Udr geöffnet Bücher, Musikalien nnd Mnsikzeitungen können im Lesezimmer unentgeltlich studirt resp. geleirn werden. Pädagogische Centralbibliothtk(Comeniu«stistllng),Lebrervtreinr. bau-, Kramerstr.-., geöffnet Mittwoch und Sonnabend von 2—4 Ubr- Lesrhallr von 2'/, bi- 8 Uhr geöffnet.
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