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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.03.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960307018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896030701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896030701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-03
- Tag1896-03-07
- Monat1896-03
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Die Aufwendung für die Neu bauten betrage dort seit l889 ca. 55 Millionen Pfund Sterling. Angesichts solcher Forderung werde man die Bitte der verbündeten Regierungen um Bewilligung von drei Kreuzern nicht als eine un mäßige bezeichnen können. Die Budgetcommission hat durch ihr Votum bewiesen, daß sie die Forderung in der Tbat nicht als eine übermäßige ansah. Der Reichstag wird sich seiner Commission zweifellos anschließen. Damit siebt er aber noch nicht am Ende seiner Aufgabe für unsere Wehrkraft zur See. Wir wissen aus dem Munde des Staatssecretairs für das Auswärtige und die Marine, daß noch eine weitere Vorlage in Vorbereitung ist und weitere Bewilligungen für nöthig erachtet werden, um unsere überseeischen Interessen wirksam schützen zu können. Wie diese Vorlage gestaltet sein wird, darf man mit Ruhe abwarten; daß sie nicht über das Bedürfnis hinausgeben wirb, darf man nach den Ausführungen des Frbrn. v. Marschall mit eben so großer Bestimmtheit Voraussagen, wie daß sie hinter dem Bedürfniß nicht zurückbleiben wird. Auch Berechnungen und Vorschläge, die von privater Seite ausgehen, kann man sich also ersparen. Sie können nur Verwirrung stiften. Nach den von berufener Seite abgegebenen Erklärungen kann die Aufgabe patriotischer Männer nur darin liegen, den Zwie spalt zwischen unseren überseeischen Schutzaufgaben und unseren maritimen Machtmitteln an concrelen Beispielen darzuthun, das Vertrauen in die Erkenntniß und Energie der verbündeten Regierungen zu stärken und dadurch der zu er wartenden neuen Vorlage eine gute Stätte im deutschen Volke zu bereiten. strecken zu erschließen wären und staatliche Ordnung und Ein richtungen noch viele Lücken hätten. Dort würden sich auch andere europäisch« Staaten an Handel und Erschließung be- theiligen, und wir würden unS auf einen großen Concurrenz- kampf vorzubereiten haben, in welchem wir der Mittelpunkt des Neides und Grolles unserer Gegner und unserer Freunde sein würden. Dieser Concurrenzkampf sei nicht mit diplomatischen Noten zu bestehen; wirksamer sei das Zeigen der deutschen Flagge aui dem deutschen Kreuzer. Ein Beisviel werde es beweisen. Jahrelang hätten wir mit einem hier nicht zu nennenden Land Reklamationen gehabt, ohne Etwas zu erreichen. Da habe sich das falsche Gerücht verbreitet, daß eine deutsche Kreuzerflolte unterwegs sei, und sofort sei die Angelegenheit gefördert worden. Daraus folge aber nicht, daß wir immer mit solchen fiktiven Schiffen rechnen dürsten. (Heiterkeit.) Unsere Kreuzerflotte sei zu schwach, 1885 habe sie 27 Schiffe betragen, jetzt sei sie aus 20 gesunken; wir seien gewachsen, aber die Kleider seien uns zu kurz geworden. Ein Vater, der seinem kräftig wachsenden Kinde die Kleider ordentlich verlängere, werde gewiß nicht als Verschwender angesehen werben dürfen. Hier komme noch dazu, daß die heute bewilligten Schiffe erst i» Jahr und Tag fertig würden, bis wohin andere Schiffe wieder unbrauchbar würden. Wenn also drei neue Kreuzer bewilligt würden, werde wohl die Qualität, nicht aber die Zahl, welche zur Verfügung des Aus wärtigen Amtes stehe, sich ändern. Der Stoatssecretair forderte die Commission auf, zur Erweisung seiner Bcbauptungen einen Blick auf die überseeische Welt zu werfen. In Süd- und Mittelamerika habe Deutschland sehr große und wichtige Interessen, und trotzdem wären wir nicht in der Lage, dort einen Kreuzer zu haben. Wir hätten im Jahre 189t die Station in Westamerika zurückziehen müssen und könnten ihn z. Z. nicht erneuern. In diesen Gebieten lebte eine große Anzahl von wirklichen Reichsangehörigen, die etwa auf 100 OÖO Seelen geschätzt werden müßte. Unser Handel dorthin betrage Hunderte von Millionen. Im Jahre 1894 habe Hamburg allein nach Süd- und Mittelamerika Maaren im Werthe von 218 Millionen — V, de» Hamburger Ausfuhrhandels — ausgeführt; ein geführt nach Hamburg seien in demselben Jahre 415 Mil- lionen — '/« des gesummten Hamburger Einsuhrbandels —; in Hamburg angekommen seien aus jenen Gebieten 631 Schiffe mit 802 000 t und ausgelaufen 580 Schiffe mit 666 650 t. Dazu trete eine sehr bedeutende Küstenschifffahrt, beträchtliche Capitalien, — in Venezuela steckten in der Eisenbahn allein ca. 80 Millionen deutschen Capital» —, deutsche Banken in Chile, Argentinien, Brasilien —, große industrielle Unternehmungen, wie z. B. neulich erst in Chile eine Bremer Gesellschaft zur Ausbeutung der Salpeter lager sich gebildet habe und der fünfte The!! der großen Kaffeeplantagen tu Guatemala sich in deutschen Händen be- finde. Seit Jahren klagten Rheder, Exporteure und Im porteure, daß sich dort keine deutschen Kreuzer sehen ließen, und gerade diese Männer hätten hierfür volles Berständniß, sie seien friedliche Männer, die gewiß keine Conflicte wünschten und genau wüßten, daß unsere Kreuzer — anstatt Conflicte hervorzurufen — sie vermieden. Dieser Mangel an Kreuzern schaffe einen unerträg- lichrn Zustand, weil gerade in jenen Gegenden die staatlichen Ber- hältnisse vielfach unsicher seien, Revolution, Bürgerkriege und Kriege zwischen den einzelnen Staaten nicht selten vorkämen. Als 1891 die Revolution in Chile auSgebrochen sei, hätten wir de» Schutz unserer Interessen der englischen Marine übertragen müssen, da unser Krruzergeschwader nach Ostasien gesandt werden mußte, von wo es z. Z. nicht zurückgrrufen werden könne. Eintretenden Falls würden wir dasselbe wie 1891 thun oder umereInteressen schutzlos lassen müssen. In Ostasten sei ja eine große Anzahl unserer Kriegsschiffe vorhanden, aber an eine Verringerung derselben sei in absehbarer Zeit nicht zu denken, und die Zeit sei für immer dahin, in der zwei Kanonen boote („JltiS" und „Wolf") zum Schutze unserer Interessen genügten. Zwar sei der Friede zwischen China und Japan geschloffen, aber die Dinge seien noch im Werden, und die Frage der Erschließung be graben chinesischen Reiche» sei noch offen. Welches Interesse dabei alle Staaten hätten, ergebe sich darau», daß alle dort zahlreiche Schiffe hätten, vier- oder fünfmal so viel als da» Reich, das selbst dort nur sechs Schiffe habe. Während deS chinesisch - japanischen Kriege» habe unser Geschwader zwar nicht eingegriffen, aber gerade die» sei ein Beweis, wie nützlich seine bloße Anwesenheit gewesen sei. Die Befürchtung» unserer Angehörigen und Missionar« in China während de- Kriege» seien sehr groß gewesen; dem Gr- schwader ist e» zuzuschretbrn, daß sie sich nicht verwirklichten. In einem Fall, wo «in Angriff aus eine Mission erfolgte, sei Remedur gewährt norden. Dem Geschwader Haden wir es zuzuschreiben, wenn China rin« Reih« von Forderungen, dir wir seit Jahrrn fruchtlo» betrieben hatten, nunmehr ertheilt habe; r» stehe zu er- warten, daß weiter» Forderungen zum Schutze unserer Interessen erfüllt werden wurden. Dir Unzulänglichkeit unserer Marine mache sich auch im Mittelmrrr fühlbar. Hier hatten wir zwar keine direkten politischen Interessen, aber Angesicht» der Verhältnisse in Kleinasien im vorigen Jahre sei es doch bedauer lich gewesen, daß wir keine Kreuzer hallen, um unsere dortigen in schwere Sorge versetzten Landsleute zu beruhigen. Daß das an wesend gewesene Schulschiff „Moltke" zu einem eigentlichen Schutz ungeeignet sei, bedürf« keiner Ausführung. Was endlich dirColontrn betrifft, so handele «» sich hier nicht um den Schutz gegen etwaige Angriffe einer Seemacht im Falle eine« Krieges mit uns. Es sei die« eine militair-politisch« Frage, die wohl anderwärts als local entschieden werde. Hier handele e» sich eigentlich nur um den Schutz unserer Autorität gegen Eingeborene. Dieser sei sehr mangelhaft In der Süds», hatten wir zwei Kreuzer 4. Ciasse („Falke" uud „Bussard") mit je 159 Mann Besatzung und einem Landung-- corp- von 44—50 Mann. Bride hätten unsere Interessen in Samoa, Tonga, Hawaii, Marschall«-Jnselu und Deutsch-Neu- Guinea zu schützen. Angesicht» der unruhigen Zustände in Samoa müsse dort dauernd «in Schiff liegen und, wenn dir Unruhen that- sächlich ausbrechru, all« beide. Dadurch entständen ost unhaltbare Zustande in Neu-Guinea. Eine Zeit lang mußte man Mord und Raub durch Eingeboren« au« Mangel an Srirg-schifsrn ohne Be strafung lasten, und im vorigen Jahre erwogen bereit« di« Inter- rffrotrn, ob sie nicht wegen dieser Uniicherhett einen Theil der Station Angehen lassen sollten. Urbrrdie« wären dort bedeutende Mission», intereffen in Frage. In Westafrtka hätten wir »in Kanonenboot und «»neu Kreuzer, von denen abwechselnd immer ein Schiff in Kapstadt Erholung suchen müsse. Für die gejammte Westküste mit unseren drei Kolonien, für unseren ivnstigrn bedeutenden Handel, wie in Liberia und anderen Küstengebieten, stände also nur rin Kriegsschiff zur Verfügung. Ohne maritimen Schutz müßten wir dir Schutztruppen beträchtlich vermehren, und wir würden dabet doch nicht eine s» zuverlässige Macht al« in dem Kreuzer besitzen. In Ostasrila seien zwei Kreuzer zur Verfügung, von denen der rin» schon Jahr und Tag in der Delagoa-Bay liege und schwerlich von dort werd« zurückgezogen werden können. Also bleibe nur ein Kreuzer für dir ganze Küste von 700 Kilometern übrig. Seien auch jetzt dir Zustände auf dem Festlande friedlich, so sei doch große Befahr vorhanden, wenn größere Expeditionen der Schutztruppr in« Innere gemacht werdrn müßten. Hiernach sei e« nochmal» gesagt, daß unser« Kreuzerflott« nicht genügt, um unsere überseeischen Intereffen in dem Rahmen ihrer vollen Berechtigung zu schützen. Es sei also unmöglich, daß man bei dieser Kreuzerforderuog der verbündeten Regierungen auf den Deutsches Reich. verkitt, 6. März. Die nationalliberale Fraktion deS Abgeordnetenbauses hat einen Antrag eingebracht, welcher aus die beschleunigte Vorlegung eines Gesetzentwurfs iber die Medicinalreform dringt und gleichzeitig die Hauptrichtung angiebt, in welcher sie die in einen solchen Gesetzentwurf naturgemäß einzuschließende Regelung der Stellung der KreiSpbysiker vollzogen wünscht. Danach sollen die KreiSpbysiker unter Beschränkung ihrer Privatpraxis und entsprechender Erhöhung ihre- als pensionSfäbig festzusetzenden GehaltS in höherem Maße als bisher den Ausgaben der ge richtlichen Medicin und der öffentlichen Gesundheitspflege sich widmen können. Der Antrag entspricht der Stellung, die vou der nationalliberalen Partei schon feit langen Jahren in der Frage der Medicinalreform eingenommen worden ist. ES wird in dieser Frage endlich etwas mehr erwartet, als wohl wollende Aeußerungen vom Reg»erungStische, wie sie in den etzten Jahren üblich gewesen sind; man ist nicht gesonnen, ich mit der ebenfalls stereotyp gewordenen Erklärung zufrieden zu geben, die Medicinalreform sei „in voller Vorbereitung be griffen". Der Antrag ist auch um deswillen zeitgemäß, weil er einen indirekten Protest gegen dir vor einiger Zeit colportirte und ohne autoritative Widerlegung gebliebene Meldung enthält, die Medicinalreform, soweit sie da« Physikat zum Hauptamt und den PhystkuS zum ausreichend besoldeten, pensionsberechtigten Beamten zu machen bezweckte, sei am Widerstande des ^inanzministerS „endgiltig gescheitert". Jetzt wird man er fahren, waS eS damit auf sich hat. Der Cultusminister Bosse hat im vorigen Jahre unumwunden zugestanden, daß e» noch Kreisphysikrr gebe, „mehr al- Wünschenswerth", die, um rxistiren zu können, ihrer Privatprari» eine Aus dehnung geben müssen, die mit der Wahrnehmung ihrer Amtsgrschäfte collidire. Nach einer im Jahre 1894 angestellten Enquete haben die meisten Kreisphysiker an fest stehenden Einnahmen au» ihrer amtlichen Thäligkeit „nicht unter" 2000 jährlich. Und das für die Beamten, die in erster Linie die sanitären und medicinalpolizeilichen Interessen eine» ganzen Kreises wahrzunehmen haben! T)ie Hauptsache ist dir principielle Besserstellung der KreiSpbysiker, deren Besoldung mit 900 -4k jährlich ein Anachronismus ohne Gleichen ist. Hand in Hand damit wird die Erweiterung der AmtSbefugnisse der Kreisvhysici zu gehen haben, dir von sachverständiger Seite, insbesondere von dem verstorbenen Abgeordneten I)r. Gras, längst im Interesse der öffentlichen Wohlfahrt gefordert worden ist. Die formale Schwierigkeit der Einfügung dieser GesundheitSbeamten in die KreiSauSschüsse und in die um- zugestaltendrn Sanitätscommissionen der Städte kann kein ernstliche» Hinderniß der Reform bilden. * Berlin, 6. März. Um die angeblich di-paritätische Behandlung der katholischen Kirche auch betreffs der finanziellen Aufwendungen de» Staates für kirchliche Zwecke nachzuweisen, hat der EentrumSabgeordnete Ör. Bachem, wie berichtet, eine Zusammenstellung von Zahlen aus dem Etat gemacht, welche ergeben sollte, daß die katholische Kirche sehr viel weniger an Staatsmitteln bekäme, al« ihr nach dem Brrhältniß der Zabl der Katholiken zu der der Protestanten zukäme. Eine ganze Reihe von Unrichtigkeiten im Einzelnen hat der EultuSminister bereit» nachgewiesen. In den „Berliner Politischen Nachrichten" wird nun da» Bachem'sche Elaborat wie folgt beleuchtet: „vr. Bachem hatte das Hauptgewicht darauf gelegt, daß im Durchschnitt» der letzten Jahre für evangelisch-kirchlich« Zwecke im Etat 6 Millionen, in den Capiteln 1l5 und 116 für katholisch-kirchliche Zwecke aber nur 2*/, Millionen Mark au»gebracht sind, mithin 500 000 weniger, al» nach der Kopfzahl darauf fielen. Er kommt zu dieser Rechnung aber nur, indem er zu den in den Ea- viteln 111, 112 und 113 für evangelisch-kirchliche Zwecke be stimmten Fond» au» dem für beide Eonfessionen gemein- famen Titel 124 der evangelischen Kirche noch nahezu 3 Millionen anrechnet. Von dieser Summe sind aber völlig unvergleichbar die Posten von 1,5 Millionen für Ablösung von Stolgebühren und die Pfarrer-Wittwen und Waisenfond» mit zusammen nahezu l,3 Millionen, denn der Staat hat der katholischen Kirche die Mittel zu einer entsprechenden Ablösung der Stolgebühren angeboten, di« Bischöfe aber haben das Anerbieten bisher abqelehnt, und allein am Cölibat liegt es, daß der Staat mit seinen Mitteln für die Relikten- Versorgung der Geistlichen im Bereiche der katholischen Kirche nicht so einzutreten hat, wie dies für die Wittwen und Waisen der evangelischen Geistlichen geschieht. Bringt mau aber diese beiden, hiernach zu Unrecht den Protestanten an gerechneten Posten mit zusammen 2,8 Millionen in Ab rechnung, so steht eine Aufwendung von 2»/, Millionen für katholisch-kirchliche Zwecke einer solchen für evangelisch-kirchliche von Millionen gegenüber, während nach der Bevölkerungs zahl 5 Millionen Mark auf die evangelische Kirche entfallen müßten. Weit davon entfernt, nach diesem Maßstabe bevor zugt zu sein, erhält die evangelische Kirche nach dem Ver hältniß der Bevölkerung noch jetzt 1,8 Millionen Mark zu wenig, die katholische Kirche 900 000 -äl zu viel." i'. Berlin, 6.März. (Telegramm.) Der Kaiser und die Kaiserin trafen heute Vormittag gegen 9 Uhr auf dem Terrain der Gewerbe-Ausstellung in Treptow ein, wurden daselbst von den Herren des Arbeitsausschusses, Geh. Com- merzienrath Goldberger, Commerzienrath Kübnemann und Baumeister Felisch, sowie vom Architekten Hofacker empfangen und von denselben durch die gesammlen Ausstellungsräume geleitet, unterzogen die einzelnen Abteilungen der Aus stellung, besonders das Zillerthal-Panorama, Alt-Berlin, Kairo u. s. w., einer eingehenden Besichtigung, besuchten alle Gebäude derselben und trafen kurz nach 11 Vr Uhr wieder im königl. Schlosse ein. Um 12 Uhr Mittags hielt der Kaiser daselbst eine Conferenz in Museums-Angelegen heiten ab, welcher die Kaiserin Friedrich beiwohnte. Zn dieser Conferenz waren befohlen: die StaatSminisler vr. Miquel und v. vr. Bosse, der Chef des Geheimen Civil-Cabinetö vr. v. Lucanus, der Generaldirector der königlichen Museen vr. Schöne und der Hofbaurath Ihne. Im Laufe des Nack mittags gedachte der Kaiser sich nach Potsdam zu begeben, um an dem Diner, welches vom Officiercorps des Leib- Garde-Husaren-Regiments zu Ehren des auS dem Rrgimente geschiedenen Major« von Dewitz gegeben wird, theilzunehmen. O Berlin, 6. März. (Telegramm.) Die „N. A. Z." giebt dir Mittheilung de» „Wiener Fremdenblattes" zu dem bevorstehenden Besuche Vc- IKrafen Goluchowsktz in Berlin mit dem Bemerken wieder, daß diese Mittheilung mit ihren Informationen übereinstimme. L. Berlin, 6. März. (Privattelegramm.) Behufs Ueberführung des 800 Köpfe starken Albiiisungstran-portes für die Kreuzerdtvtsion ist der Lloyddampser „Dresden" gechartert worden. Derselbe verläßt Wilhelmshaven am 30. März und kehrt Anfang Juli von Shanghai zurück. — Die Altkatholiken, welche in Bonn die Bischoss wahl vornahmen, sandten an den Kaiser, den Prinz- Regenten von Bayern und den Großherzog von Baden Huldizungstelegramme. — Der Militaii-Lberpsarrer und Lonsistorialrath Hosprediger v. Frommet, welcher bekanntlich den kaiserlichen Prinzen den ConfirmationS-Unterricht rrtheilen soll und zu diesem Zwecke vom 1. April ab nach Ploen übersiedelt, hat, so berichtet der „Ev.-Kirchl. Anz.", zu diesem Termin seine Versetzung in den Ruhe stand nachgejucht. Hofprediger v. Frommel steht im 69. Lebens jahr und hat erst kürzlich eine schwere Krankheit überstanden. Mit ihm scheidet aus dem kirchlichen Leben Berlins eine der hervor ragendsten Persönlichkeiten, dir seit Jahrzehnten einen großen Ein fluß nicht nur m den Kreisen der Militairgetstlichkeit, sondern auch im Berliner Leben entfaltet hat. — Für dir demnachsrigr Ausreise der kaiserlichen Jacht „Hohenzollern", bei welcher Gelegenheit zum ersten Male das Schiff unter seinem neuen Commandanten, Capitain zur See Frei herrn v. Bodenhaujen, in Ser geht, sind folgende Officiere an Bord Les Fahrzeug» commondirt: al» 1. Ofsicirr Corvettencapitain Brussau», der sich auch schon im vorigen Sommer an Bord der Nacht befand, Capitainlieuteuant Oskar Graf v. Platen zu Haller- mund, die Lieutenant» zur See v. Koppelow und Frriher v. Kettel- hodt; Maschineningenieur Rartz al» leitender Ingenieur; Marine- Zahlmeister Heppner und Stab-arzt vr. Arimond al» SchiffSarzt Tie „Hohenzollern" hat bereit« dir kaiserliche Werft verlassen, nachdem sie ihre Reparaturen und Ausrüstungen beendet hat, und bat an ihrer Boje im Kieler Hafen sestgemacht. — In Bezug auf den seiner Zeit mitgrtbrilten Aufruf zur einer Gelvsammlung für den Pastor Witte schreibt die „VolkSztg.": „Wir wissen zuverlässig, daß drei Unterzeichner des Ausrufs zu einer Geldsammlung für den schwer heimgejuchtrn Pfarrer Witte, die in ihrer amtlichen Stellung dem Cultusminister resp. deni Minister für öffentliche Arbeiten unterstehen, wegen ihrer Unter- schrtft zur Verantwortung gezogen worden sind. Auf An- regung de» brandenburgischen Konsistorium« resp. de« Oberkirchen- rath« haben sich nämlich al» Unterzeichner jene- Aufrufs die Herren Frhr. v. Zedlitz, Pros. Dteterici und Realgymnasialdirector Schwalbe in den für sie zuständigen Ministerien vernehmen lassen müssen, um wegen ihrer Unterschrift de» Aufruf» zu Gunsten des Psarrers Witte Rechenschaft obzulegrn. Es ist darauf allerdings nicht« weiter erfolgt, nachdem dir anscheinend „befriedigenden" Auf- schlüsse selten» der Unterzeichner gegeben worden sind." * Santzcrburg, 5. März. Zu der Sparcassenaffaire in LySabbel wird der „Köln. Ztg." geschrieben: E« steht jetzt fest, daß der verstorbene Landtagsabgeordnete Lassen sich einer großen Unterschlagung schuldig gemacht hat. Die Sparcasse zu LySabbel ist im Jahre 1866 errichtet. Lassen war von Anfang an erster Vorsitzender der Casse; da» Contor befand sich in seinem Hause. Lei der Revision wurde ein Fehlbetrag von 284 000 .4 festgestellt: au» privaten Auf- Zeichnungen Lassen « war die Höhe diese» Fehlbeträge» leicht ersichtlich. Die Betrügereien sollen bi» um» Jahr 1870 zurückdatiren. Die Veruntreuungen wuchsen von Jahr zu Jahr, da die Zinsen nicht bezahlt und stets dem Capital zugeschlagen wurden. Nur in den letzten Jahren sollen die Zinsen bezahlt sein, so daß der Fehlbetrag nicht an wuchs. Die Verheimlichung bei den jährlichen Revisionen soll in ber Weise erfolgt sein, daß zwei verschiedene Listen geführt wurden. Waren die Posten auf der ersten Liste mit den Büchern verglichen, so wurde während einer Frühstücks pause oder dergleichen dir zweit, Liste untergeschoben, die gefälscht war. Wenn dann nach der Pause die Zahlen addirt wurden, so stimmte dir Hauptsummr mit dem Easseninbalt. Bei der Casse sind rund 533 000 -F belegt, der Garantie fond« beziffert sich indeß nur auf 45 000 Es werden Versuche gemacht, den Fehlbetrag zu decken. Staatssecretair von Marschall über die Flottenfrage. Nachdem die Budgetcommission de« Reichstags am 3. d. M. die dritte Rate für „Ersatz Preußen", 3 Millionen Mark, al» zweite Rate für „Ersatz Leipzig" 1 250 000 als zweite Rate für den Panzer L 1 500 000 als zweite Rate für den Panzer v 1 500 000 al» zweite Rate für „Ersatz Freia" 1 500 000 -ckl, zur Erneuerung der Maschinen und Kessel auf zwei Schiffen der Sachsen-Classe al» Schlußrate 1 640 000 und zum Bau des Panzerschiffe» I. Classe „Er satz Friedrich der Große" als erste Rate 1 Million Mark mit großer Mehrheit bewilligt hatte, hat sie am Donnerstag zum Bau von zwei Kreuzern II. Classe, Ick und je eine erste Rate von 1 750 000 und eine erste Rate von 500 000 zum Bau deS Kreuzers IV. Classe, O, bewilligt. E» unterliegt nach früheren Erfahrungen keinem Zweifel, daß die von der Commission an beiden Tagen bewiesene Fürsorge für unsere Flotte ganz wesentlich auf die Be wegung zurückruführen ist, die in einem großen Theile des Reiches zu Gunsten einer Verstärkung unserer Flotte sich bemerkbar macht; jedenfalls haben aber auch die klaren Darlegungen der StaatSsecretaire für das Auswärtige und die Marine über den Zweck und die Nothwenbigkeit der Forderungen erheblich zu den erfreulichen Beschlüssen der Commission beigetragen. Besonders die Rede, mit welcher der StaatSsecrerair deS Auswärtigen, Frhr. v. Marschall, am Donnerstag die Forderungen für drei neue Kreuzer be gründete, war geeignet, Besorgnisse wegen zu weitgehender Flottenpläne ebenso zu zerstreuen, wie die Besorgnisse wegen zu geringer Fürsorge für unsere Flotte und die ihres Schutzes bedürftigen überseeischen Interessen. Wir erachten es daher für unsere Pflicht, eine ausführliche Inhaltsangabe hier folgen zu lassen. Der StaatSsecretair sagte nach einem ausführlichen Bericht der „Norkd. Aüg. Ztg": Wie im vorigen Jahre, sei er auch jetzt bereit, zu der Forderung wegen der Kreuzer einige allgemeine Bemerkungen zu machen, da sie zu einem erheblichen Theil zum Schutz unserer überseeischen Interessen bestimmt sind, deren Pflege dem Auswärtigen Amt obliege. ES handelt sich hierbei um dringende und unabweisbare Forderungen. Auf neue Flottenpläne gehe er nicht ein, berechtigt sei die Anregung de- Herrn Referenten in einer der jüngsten Sitzungen gewesen, weil sie den Anlaß zu einer deutlichen Erklärung der Regierung gegeben habe. Was er, Redner, vor etwa 14 Tagen gejagt, halte er in allen Stücken aufrecht, und die Autorität des Gejagten sei selbst dann unanfechtbar, wenn rin Regierungsassessor im Lande andere Mlttheilungrn gemacht haben sollte, über die zur Zeit noch Er hebungen schwebten. Die Erwägungen der verbündeten Regierungen über die Flottenvermehruug werden sich auf streng sachlichem Bodeu bewegen, werden an die Bedürfnisse der Gegenwart und der nächsten Zukunft anknüpfen, auch die finanzielle Seite ernst ins Auge fassen und die Baufähtgkrit unserer Wersten und Eisenwerke nickt übersehen. An keiner Stelle im Reich bestehe die Absicht, Schiffe in- Blaue hinein zu bauen uud ein« Weltpolitik zu inauguriren, wie man sie vielfach befürchte. Eine Weltpolitik des Reichs könne in keinem Gegensatz zu der europäischen stehen; denn die überseeische Politik sei »in Ausfluß der europäischen. Wir könnten nicht iu Europa der Hort de» Frieden» sein und über See Händel suchen, das seit 2b Jahren gewonnene und erhaltene Vertrauen aller Nationen zu unserer Friedensliebe würde bald verloren gehen. Wohl aber müsse eine große Nation, wir dir drutsche e< sei, entschlossen und im Stande sein, ihre übrrsrrischrn Jutrressen zu schützen, und dazu gehöre ein« starke Kreuzerflolte. Es sei nicht wunderbar, daß jetzt alle Nationen mit überseeischen Interessen sich mit der Frage beschäftigen, ob ihr maritimes Rüstzeug genügend im Stande sei. Denn in den letzten zehn Jahren seien in über- seeischen Gebieten große Veränderungen rtngrtrrtrn, man brauche nur auf den Orient, Ostasien, Südamerika, Cuba und Afrika zu verweis«». Deshalb müßten auch wir uns die Frage vorlegen, ob wir angesichts der zukünftigen Eventualitäten, angesichts der Br- dürfniff« in Gegenwart und Zukunft in der Lage sind, «inen ge- nügenden Schutz unserer überseeischen Interessen zu besitzen. Für dir Herstellung eine« solchen Schutze» werd« die Nation auch di» Mittel bewilligen. Da» Bedürfniß an Kreuzern läßt sich nicht in fest bestimmten Formeln und Zahlen auSdrückrn, da die in Frage stehenden über- seeischen Interessen in der Entwickelung begriffen, veränderlich und, wenn man wolle, auch „usrrlo«" seien. Die Kreuzerflottille müsse genügend Schifft haben, um Stationen da zu errichten, wo deutsche Interessen im großen Umsange vorhanden seien, um an solchen Stellen recht häufig unsere Flagge zu zeigen uud bei außerordent» lichrn Ereignissen, wir Revolutionen und Kriegen zwischen dritten Staaten, zum Schutz der deutschen Interessen auch mit Gewalt rin- zugrrifen. Auch bet un» hätten sich in den letzten 10 Jahren unsere überseeischen Interessen in ganz außerordentlicher Werse entwickelt, dazu sei noch die Colontalpolitik hinzugrtretrn, und selbst ihre Gegner werden doch mit dieser Thatjache rechnen und Das bewilligen müssen, wa» dort zur Aufrechterhaltung der Autorität de» Reich» uothwendig sei. Handel, Schifffahrt über See, Küstenschifffahrt seien gewachsen, deutsche Capitalien seien in erheblichem Maße über See angelegt, und der Strom der Auswanderung sei rin beträcht licher. Jetzt sei ein neues Auswand«rung»ges«tz in Vor bereitung begriffen; eines seiner wichtigsten Ziele sei, Maßregeln zu ergreifen, um dir Deutschen dem Drutschthum zu erhalten. Auch dazu diene der deutsche Kreuzer; denn nicht» sei so geeignet, in dem Deutschen im AuSlande di« Erinnerung an da« Vaterland zu stärken, wie da» Erscheinen de» Kreuzer», der die Bande wieder neu knüpfe und den Geist der Bat«rland»liebe stärke. Der Kreuzer zeigt der sremdrn Macht, daß hinter den localen deutschen Interessen die Macht de« Deutschen Reiche« stehe. Endlich kämen dazu die zahl- reichen Missionen, deren Berus gerade in jenen überseeischen Ländern mit großen Gefahren verbunden sei und de«holb eine» besonderen Schutzes bedürf». Wir hätten in unserer frtrdlichrn Expansion über See viel geleistet und müßten auch in Zukunft viel und noch mehr leisten. Der «bg. Richter hab« neulich einmal hrrvorgehoben, daß unser überseeischer Handel zum größten Theil nach Ländern mit großer Civilisatio« ginge, wo wir einen Schutz durch Kreuzer nicht nöthig Hütten. Richtig sei dieft Bemerkung, soweit etwa di« Ver einigten Staaten oder «ine englisch« selbstständige Colonte in Betracht komm«. Trotzdem fei der Einwand nicht stichhaltig. Wir müßten un» allmählich mit dem Gedanken vertraut machen, baß unsere Aut- fuhr nach jenen civilisirtrn Ländern de« Westen- und Osten« den Zenith erreicht hab« und sich iu absehbarer Zeit in absteigender Linie bewegen werde, weil 1» jenen Gebieten mit einer kräftigen wirthjchastlichrn Entwickelung der Gedanke und die Fähigkeit ge wachsen sei, sich von Europa wirthschastlich mehr und mehr unab hängig zu machen. Wir würden also unsere Expansion mehr und mehr solchen Ländern zusührrn müssen, die rin« so hohe Stufe der Etvilisation noch nickt erreicht hätten, wo noch weite Gebiet»-
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