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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.03.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189603159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18960315
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18960315
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-03
- Tag1896-03-15
- Monat1896-03
- Jahr1896
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.03.1896
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MpMrr TaMaü 8. Druck und Herlag von E. Polz kn Leipzig W. Jahrgang Tonntag den 15. März 1896 i) <- l. 6 <: 8 t-v i-h i l » t. ». » ». » 8. itjuneu 8 s. tt. 8 8. s. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbrförverung ^l Sü.—, mit Postbefvrdenmg 7V-. Die Mdrgen-Alalgabe erfcheint um '/,? Uhr. di» Rbenb-AnSgabr Wochentags um 5 Uhr. Ämrahmeschluß für ^kyeiyen: Ab end-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen- Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet» au die Ex-edition zu richten. Rk-arttoir und LrvedMo«: Johanne»,«fi« 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filialen: ktto Klemm's Lortim. (Alfred Hahn), UniversitätSstraße 1, Lonis «Ssche, iratharinenstr. 14, pari, und König-Platz 7. i. b wtloup.^ «. d l.l» i. I- i. d AnzeigeN'Preis die 6 gespaltene Petitzeile L0 Psg. Reklamen unter dem RedattionSstrich (4ge spalten) bv/^, vor den Fannlirnnachrickten (LgrspaUrn) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichnih. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. L s ) 6 o» ö 8. » 8. ö 8 s 8. >« li. » ». - K , 8. i d»8 > d» - 6. - (4 ) 6 8. > 6. > 8. > 8 - 8. Anzeiger. Amtsblatt des königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Nolizei-Änttes der Ltadt Leipzig. . a. - u, r s. - » > o. ?tUe» - S. ». u s Deutsches Reich. * Berlin, 14. März. Die „Nordd. Allg. Zig." wendet sich an lriteuder Stelle gegen d»e Protestkundgebungen, die »'m Namen dr»Aaafmanu«ftanve»" jüngst gegen da» Börsen- »«setz von Seiten des »Ehrbaren Kaufmanns" in Hamburg, de» Deutschen HandelStage» uud des neugegründeten Schuh- verbände» zur Abwehr agrarischer Ueberariff« erfolgt sind. Da« gmannte Blatt schreibt u. A: „Wenn die gedachten Protestkundgebungen sich gegen da» Börseugesetz als solche», -egen die Absicht, eine gesetzliche Einwirkung auf die Ent wickelung der Börse zu üben, richten, fo greifen sie ledensall« über da» zugestandeue Recht der Kritik einzelner Porschläge und der Ratdsertheilung behuf» besserer FormuUnmg hinan». Daß an der Börse Mißstände br ühen, daß sich im Börsenverkehr A»»wüchse gebildet vaven, di« sowohl dem legitimen Handel wie den all- inneinen wirtbschaftlichen Interessen schädlich sind, be< ^rf keine» Beweises mebr, in auch von den verschie- ^vstrn Rednein aus dem Hauk 'siage fclbst aniikniii BezugS-PreiS in her tzauptexpeditton oder den im Stadt« bosirk und den Vororten errichteten An»- ßavestellrn abgeholt: vierteljährlich^4.50, »ei Pvetmaliaer täglicher Zustellung io« Han» ^l b.bO. Durch dir Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: Rertrffährlich A—. Direkte tägliche «reuzbandsrndung in» Ausland: monatlich 7.bO. Aus der Woche. K. Wir haben den konservativen Versuch, eine Bewegung gegen die obligatorische Civilehe zu erregen, von An beginn nicht sehr tragisch genommen, weil wir sicher waren, daß die evangelischen Geistlichen nur zum kleinen Theil und die Laten Überhaupt nicht für die Beseitigung einer Ein richtung zu gewinnen sein würden, die viele Vortheile und keine Nachtheilr mit sich bringt. Da» Ungeschick, mit dem der „Reichsbote" die Sache anfaßte, war em nebensächlicher, aber nicht ganz zu verachtender Factor in unserer Rechnung, die sich nunmehr al» richtig erweist. E» ist au» der Be wegung Nicht» geworden und es wird auch weiterhin nicht« daraus werden. Dir Conservativen können herzlich froh sein, daß sie Dank dem entschiedenen Eingreifen der Fraktion der Reichspartei schon in der Commission mit ihrem Antrag in der Minderheit bleiben. Sie entgehen dadurch Borwürfen au» dem eigenen Lager, Vie nicht auSgeblieben wären, wenn die Commissiou in der EheschließungSangelegenbeit mit Vorschlägen vor da» Plenum getreten wäre, die die Signatur der römischen Kirche getragen hätten. Im Centrum hat man sich zurückgehalten, eben um es nicht zu deutlich erkennen zu lassen, daß mit der Action nur dem ultramontanen Interesse gedient wird. Aber die Conser» vativeu im Lande haben sich klüger gezeigt al» ihre parla mentarischen Führer. Gras Limburg-Slirum hat erkannt, daß für ihre Partei mit einer Waare von klerikaler Be schaffenheit nicht» zu „machen" ist, auch wenn sie die evan gelische und konservative Etiquette trägt. Lassalle hat, als man ihn einmal auf den Widerspruch zwischen seiner Forderung der Productivgenossenschaften mit Staatshilfe und seinem ökonomischen System aufmerksam machte, mit einem entsetzlich cynischen Worte den Zweck der praktischen oder praktisch scheinenden Forderung bezeichnet. Die conservativen Führer tragen das Herz nicht auf der Zunge, aber es steht zu ver- nlulhen, daß sie mit dem Projekt der fakultativen Civilehe gleich falls nicht» Andere» bezweckten, al» den in ihrer Treue schwanken den Anhängern, insbesondere den geistlichen, etwas „zu bieten", wovon sie glaubten, daß es in seinem Wesen verkannt nnd deshalb geschätzt werden würde. Glücklicherweise haben sie sich im letzteren Punkte getäuscht, aber nicht nur wegen des praktischen Mißerfolges ist eS kein Ruhmesblatt der kon servativen Geschichte, auf dem diese Campagne verzeichnet ist. Ist in der Commission die dem bürgerlichen Gesetz buch von dem Eheschließungsantrag drohende Gefahr ab gewendet, so geht im llebrigen ihre Arbeit in keineswegs vielversprechender Weise von Statten. Die Berathung schreitet in einem Tempo fort, daS den Verdacht nahe legt, die Leitung wolle vor allen Dingen verhüten, daß der ganze Entwurf noch in dieser Tagung in das Plenum zurückgelangen kann. -Die Erledignng von Bruchstücken würde aber werthlos sein und «» nicht ersparen, daß in der nächsten Session die Arbeit von vorn angrfangen werden müßte, e» sei denn, man entschlösse sich, im Sommer den Reichstag zu vertagen, anstatt ihn zu schließen. Diese» Verfahren bringt aber, wie man in der Session l8S0/S2 zur Genüge erfahren hat, erhebliche Unzukömmlichkeiten mit sich. Die Aussicht auf eine „Rettung" der Commissionsarbeiten für den nächsten Winter würde jedenfalls nur üble Folgen haben, da sie einen EatsGuldigungSgrund für «ine weitere Ver langsamung der Arbeiten in diesem Jahre abgäbe. Es geschieht schon jetzt wenig genug; die zehntägige Pause, die man Ende Februar in den Vollsitzungen hatte eintreten lassen, Kat den Geschäftsgang im Plenum erheblich beeinträchtigt, ohne den in den Commissionen zu beschleunigen. Der politische Schwerpunkt der parlamentarischen Thätig- keit liegt zur Leit in der B ö r s e n v o r l a g e, in deren zweite Berathung die Commission demnächst eintritt. Die außerparlamentarischen Einwirkungen, die in der ver gangenen Woche auf die Gestaltung dieser Angelegenheit versucht worden sind, haben an dieser Stelle wiederholte Würdigung gefunden. Der Erfolg wird sich zeigen. Jeden falls könnte eine Aufhebung des Beschlusses, den dörsen- mäßigen Terminhandel in Getreide zu verbieten, nicht auf die von Handelskreisen auSgegangene Agitation zurückgefübrl werden. Dieses Verbot wär« von der Regierung unter keinen Umstanden acceptirt worden und wirb allem Anschein nach schon in der Commissiou wieder fallen gelassen werden. Für den neuen „Schntzverband" wird ja aber sonst noch genug zu schützen übrig bleiben, vor Allem er selbst. Herr Eugen Richter begründet seine Geburt mit einem Artikel, der nicht viel ander» al» ein« Kriegserklärung aussieht. Er zeigt sich schwer, sehr schwer beleidigt, weil die Bamberger, Schrader, Brömel und Barth, „die auch nicht zur Classe der Kaufleute und Industriellen gehören", zur Begründung-Versammlung eiogeladen waren und er, Richter, an dessen Kampf gegen die Agrarier jeder SitzungStag de» Parlament« erinnert, in »verletzender Weise ignorirt" worden ist. Der selige Minister v. Lutz würde da auSgerufeu haben: „Eine von einer ge krankten Leberwurst gekränkte Leberwurst". nach dem Kysfhäuser ist von dem fürstlichen Ministerium mit einer eingehenden Begründung erfolgt. Wir entnehmen ihr folgende Stellen: „Die Entfernung de« Kyfshäuserburgberges von der Stadt Frankenhausen ist so bedeutend, und anderer seits seine Lage zu der nördlich durch die goldene Aue führenden großen Verkehrsstraße so günstig, daß ganz natür lich der Häuptstrom der Besucher de« Kaiserdenkmals nach dessen Vollendung unter allen Umständen von Norden brr kommen muß und kommen wird. Dies würde sich selbst durch eine von Frankenbausen au» berzustellende Eisen- babnverbindung nicht wesentlich verändern lassen. Jeden falls ist die Regierung auch jetzt nicht gewillt, Vie viel besungene romantische Schönheit des Khffhäusergebirge« dem nüchternen Realismus einer die herrlichen Waldungen durchschneidenden Eisenbahn zum Opfer zu bringen. Nur beiläufig braucht dabei daraus hingewiesen zu werden, daß eine solche nur mit großen Kosten herzustellende, bloS auf den Personenverkehr berechnete Eisenbahnverbindung vermöge der Beschränkung des Verkehrs auf wenige Sommer monate voraussichtlich ganz unrentabel sein würde, wie sich bei Aufstellung zuverlässiger Vorarbeiten bereits zeigen wird und bezw. von Seiten zweier Unternehmer schon anerkannt worben ist." * Coburg, 14. März. Der gemeinschaftliche Landtag brr Herzogthümer Coburg und Gotha ist zum 15. April hierher emderufen worden. — Zur Feier der Vermählung der Prinzessin Alexandra mit dem Erbprinzen von Hohenlohe-Langenburg werden zahlreiche fürstliche Gäste erwartet. In erster Reihe werben der Kaiser, die Kaiserin, die Kaiserin Friedrich und die Königin von England erwartet; ferner die sonstigen englischen und die russischen Verwandten des herzoglichen Paares, der Groß herzog und die Großherzogin von Hessen, daS Erbprinzenpaar von Rumänien u. A. * Stuttgart, 13. März. Nichtöffentlich war bekannt lich die Verhandlung des DisciplinarbofrS gegen den evangelischen Pfarrer Strudel von Maienfels, der wegen „Ungehorsams" angeklagt war nnd zur Anilsentsetzung ver- urtheilt wurde. Oeffenttich sprach nun vorgestern Abend der Berurtheilte über den Verlauf des -geheimen Prozesses. Der Saal des Bürgermuseums war zum Erdrücken voll. Neben vielen Socialkemokraten waren auch zahlreiche Lehrer und Geistliche, Angehörige bürgerlicher Parteien und recht viele Frauen zu sehen. Den Inhalt der gegen ihn ge richteten Anschuldigungen hält Strudel für ganz unzutreffend. Er führte nach der „Nat.-Ztg." aus: Er habe geglaubt, die Bekenntnißschriften in dem Sinne deuten zu können, daß sie den ursprünglichen Lehren Jesu entsprechen. Nirgends sichen seine Aenderungen im Widerspruch mit der Bibel. Bei seinen Aenderungen in der Confirmalionslehre sei es ihm nur um seine und seiner Kinder Wahrhaftigkeit zu thun gewesen. Laß er die ihm verbotenen Aenderungen in der Liturgie doch noch vor- genommen habe, damit sei ausschließlich seine Aburtheilung be gründet worden. Wenn man jeden Geistlichen, der Aenderungen vorneume, eidbrüchig neunen wolle, so sei auch Prälat Gerok und der hochorthodoxe Prälat Kapff eidbrüchig gewesen. Besonders im Confirmationsbüchlein erlaube sich fast jeder Geistliche Abänderungen. Er selbst habe bei der Verhandlung vor dem Tieciplinarhofe im Än- verstündniß von Stadtpsarrer Finckh in Eßlingen mitgetheilt, baß dieser trotz der Einsprache immer noch ändere. Und trotzdem werde Finckh so wenig in Untersuchung gezogen, wie Pfarrer Gmelin von Großaltdorf! Es sei das eveu wieder ein Beispiel von der „liebens- würdigen Inkonsequenz des Consistoriums", von der Prälat von Wittich einmal gesprochen habe. Tein Prälaten von Wittich wirft Sleudel u. a. auch vor, daß er einen vollständig atheistisch gesinnten theologischen Candidaten mit Anführung von materiellen Bedenken habe überreden wollen, im Kircheudienst zu bleiben. Wie man auf den „Geist der Wahrheit" bauen könne, wenn man gesonnen sei, zu dulden, daß die Sacramente von Atheisten verwaltet werden! Daß man gegen ihn ein Ausnahmegesetz habe anwenden wollen, das zeige auch das Verhalten gegen den Wunsch seiner Gemeinde. Diese habe zwei Eingaben für ihn, die zweite beiui König selbst, ringereicht, und doch habe der Gerichtshof nichts aus diese Bitten gegeben, sondern ihm im Gegentheil „Verletzung der Rechte" seiner Gemeinde zur Last gelegt. Ganz anders sei bekannt lich das Verhalten im Fall Schrempf gewesen, der auf die Ein- gaben seiner Gemeinde hin um sein Amt kam. Dieser Widerspruch zeige deutlich die Willkürlichkeit des Verfahrens. Mit großer Schärfe wendet sich der Redner auch gegen die Nichtöffentlichkeit des Verfahrens. Er ist überzeugt, baß bei öffentlicher Verhandlung das Urtheil anders ausgefallen wäre. Seine Entlassung sei eben schon im Voraus bestimmt gewesen und deshalb durchgejetzl worden. Zudem seien zwei der Richter, der Vorsitzende EonsistorialpräsiLent §chr. v. Gemmingen und Prälat Or. v. Wittich, Richter in eigener Sache gewesen, so daß er ein gerechtes Urtheil nicht habe erwarten können. Die grundverschiedene Behandlung de« Etadtpfarrers Finckh in Eßlingen sei an sich schon für ihn Grund genug gewesen, um bas Mißtrauen in die Unparteilichkeit de« Eonsistorialvräsidrnten zu rechtfertigen. Alle- in Allem erhebt Strudel grundsätzlich Wider- lpruch gegen das ganze Verfahren, dem er unterworfen worden ist. Er werbe das Urtheil niemals aiS ein rechtmäßiges ansehen können. Wenn die Vorwürfe, die Strudel den DiSciplinarrichtern gemacht hat und die dier nur im bescheidensten Maße wieder gegeben wurden, ohne Antwort bleiben, so kann da» Slill- Ichweigcn nur als Zeichen der Unmöglichkeit der Ableugnung aufgefaßt werden. Oesterreich Ungar«. * Wien, 14. März. (Telegramm.) Graf Eo- luckowski ist hier deute früh wieder eingetroffen. * Wien, 14. März. zTeleg ramm.) Der Wahlresorm- auSschu ß nahm den Paragraphen Sa in der von Goetz beantragt»» Fassung an. Nach demselben ist in der allgemeinen Wahlircloff« I»d«r eigenberrchtlgt» männlich« Staatsbürger, welcher da« 84. Leben«. iahr vollendet und vom Wahlrecht nicht ausgeschlossen ist. in jener Gemeind« wahlder«chtigt, «n welcher rr an dem Lage der Au«- schr«idung der Wahl se>« wenigstens 6 Monaten seßhaft gewesen ist. Bei Paragraph ltd, welcher die Ausschließung der im Dirnsw«rband« stehenden und mit dem Dtenfthrrrn in Hausaenossenschait lebenden Personen verfügte, erklärt der Ministerpräsident, die Rigwrung wende nicht« gegen die Streichung de« Paragraphen rin, ivorau» derselbe mit IS gegen 5 Stimmen abgrlehnt wurde. Frankreich. * Pari», 13. Mär». Im Proceß Lebaudh sucht« der Staatsanwalt darzutbun, daß all« sieben Angeklagt« der Er pressung überführt seien, und beantragte, Alle ichuldig zu sprechen, die Bemessung der Strafen dem Gerichtshöfe über lassend. besonders scharf von Organen wie die „Magdebnrgische Zeitung" angegriffen werde. ö. Berlin, 14. März. (Privattelegramm.) Wie verlautet, trat der Vorstand der Berliner Abtheilung der Deutschen Eolonialgesellschaft unmittelbar nach der gestrigen Plenarsitzung des Reickstags zusammen und faßte olgende Resolution: „Die Berliner Abtheilung der Deutschen Zolonialgesellsckaft erwartet, daß 0r. Peters sich von den gegen ihn erhobenen schweren Beschuldigungen reinigt: denn es ist selbstverständlich, daß nur ein intacter Charakter an der Spitze einer so großen Colonialabtheilung und der Colonialbewegung stehen kann." Hi Berlin, 14.März. (Privattelegramm.) Die Social- wmokraten halten am 18. März 15 öffentliche Versamm- ungen mit der Tagesordnung: „Der 18. März und das ämpfende Proletariat" ab; zu Referenten sind vornehmlich Reichstagßabgeordnete bestellt. lH Berlin, 14. März. (Privattelegramm.) In Ver tretung des CultuSministerS bat der Dccernent für daS Volkß- ckulwcsen Gebeimrath Or. Kügler mehreren jüdischen Bolksschnllchrerinnen in einer Audienz den Bescheid ertheilt, daß die Verfügung, nach welcher jüdische Lehrkräfte in Zukunft ein Ordinariat nicht mehr bekleiden dürfen, nicht zurückgenommen werden könne. — Die Reichscommission für Arbeiterstatistik trat unter dem Vorsitz des UnterstaatssecretairS Lohmann am Freitag Vormittag um 10 Uhr im Reichsamt veS Innern zu einer Sitzung zusammen. Die Beralhungen betrafen die Einleitung einer Erhebung über die Verhältnisse in der Kleider- und Wäjcheconfrction. ES lag hierzu eine vom Reichsnmt des Innern ausgearbeitete Denk schrift vor, über die die Mitglieder der Commission, Abg. Prof. Hitze und Herr v. Scheele, Director des statistischen Amte«, reserirten. Als Auskunstspersonen waren geladen: Für die Kleider- consection: 1) Kaufmann H. Rosenbaum (Herrenconfection), 2) Kauf mann Hermann Gollop, in Firma Leopold Pinn (Herren- und Knabenconfection), 3) Kaufmann M. I. Meyer (Damenconsection-, 4) H. Witte, Obermeister der Damenmäntrlschneiderinnung, 5) Mattjckeck, Schneidermeister (Herren- und Knabenconfection), 6) Johannes kimui, Schneider, 7) Friedrich Hoffmann, Echiieidergeselle (Damen- consection), Mitglied des kotdoliichen Grsellenvereins. Für die Wäjcheconfection: 8) Wäschefabrikant Ritter, S) Wäschefabrikant Dienstag, in Firma Dienstag L Wolf, 10) Poser, Zwischen meister der Wäsckeconfection, 11) Kohts, Zuschneider. Diese Aus- kunftSpersonen gaben eine ausführliche Darstellung der Betriebs, weisen in ihren Betrieben. Nach ihrer Entlassung beschäftigt, sich die Commission in langer Debatte mit der Frage, wie weit die Enquete auszudehnen sei. Von der einen Seite wurde gewünscht, daß die Umfrage sich auck auf die Zustände in den Corset- und Tricotfabriken und in den Wirkereien erstrecken solle, während von der anderen Sette zur Beschränkung auf die eigentliche Consection gerathen wurde. Hierbei wurde die Ansicht laut, die Enquete haupt sächlich auf die Consection in den Großstädten zu beschränken und durch vorgeladene AuskunftSpersonen im contradictorischen Ver fahren vor der Commifsion ein Bild der Zustände zu erhallen. Zu einer Abstimmung über die entgegenstehenben Ansichten kam es nicht. Um fünf Uhr wurden die Berathungen aus Sonnabend vertagt. — Die antisemitische „Staatsbürgerzeitung" schreibt: „Schon neulich haben wir darauf hingewiesen, daß die antisemitische Bewegung hier in Berlin einzu schlummern scheint. Unbegreiflich muß es erscheinen, daß diese „Vorstellung" de« Magistrats (in Sachen der Ministerial- verfügung über dir jüdischen Lehrkräfte. Red. d. „L. T.") noch keinen Anlaß zur Veranstaltung von Protest-Ver sammlungen der christlich-deutschen Bürgerschaft ge geben hat." — Im „Vorwärts" ist zu lesen: „Am vierzehnten März sind es dreizehn Jahre, daß Karl Marx uns durch den Tod entrissen ward. Es hieße den großen Tobten beleidigen (?), es hieße die Arbeiter beleidigen (?), wollten wir hier sagen, was er dem Proletariat gewesen ist. Der Bersasser des Communistischen Manifestes — mit Engels zusammen —, der Gründer der Internationalen Arbeiterasjociation", der Schöpfer de« „Capital", der Vater der modernen Arbeiterbewegung — das ist Karl Marx. Die Arbeiterwelt ist seine Gemeinde, und wo ein Proletarierherz schlägt und ein Proletarierhirn denkt — da wird morgen der Todestag von Karl Marx in ernster Feier begangen werden. Nicht al« Tag der Trauer — Trauertage kennen wir nicht — sondern als Tag, geweiht der Dankbarkeit und ge- weiht dem Entschluß, im Geiste des großen Tobten thätig zu sein und mit den Waffen, dir er un« für di« Befreiung der Arbeiter ge- schmiedet hat, seinen Willen zu vollstrecken." — Bei den Anarchisten Spohr, Landauer und Weiß wurden Haussuchungen abgehalten. Es ist nicktS die confiscirte Nummer Betreffendes gefunden worden. * Kiel, 14. März. Capitain Oldenburg von dem Kieler Dampfer „Emma", welcher an der ostenglischen Küste mit dem französischem Barkschiff „Pacifique" collidirte, wobei neun Franzosen ihr Leben einbüßten, wurde heute vom Flensburger Seeamt freigesprochen. DaS englische Admiralitäts gericht in London hatte dem Capitain Oldenburg die Schuld an der Collision beigemeflen. * Bremen, 14. März. Die hirsigen Malergehilfen kündigen zum Montag den Generalstreik an, wenn ihre Forderung von 25 Mindestlohn für die Woche nicht be willigt wird. * Braunschweig, 13. März. In der gestrigen Sitzung des Landtag» regte der Abg. Rüb land, Vorsitzender des Bunde» der Landwirth« im Hrrzogtbum, die Convertirung der gejammten kündbaren braunschweigischen Landesschuld in eine dreiprocentige an. Staatsminister Otto erwiderte, daß bei dieser Frage nicht nur die finanzielle Ersparniß, sondern auch noch andere wichtige Gesichtspunkte in Betracht kämen, auf deren Erörterung er drille nicht eingeben wolle. Im Uebrigen verweise er darauf, daß Preußen und da« Reich sich bi»h«r zu der Frage der Umwandrlung ablehnend ver- halten hätten. * Wefel, 13 März. Die hiesige Stadtverordneten-Ver- sammlung besckloß, dem Kaiser paar bei seiner bevor- stehenden Anwesenheit zur Einweihung des Willibrordi-Domes ein Mahl im großen Saale drS Rathhause« darzubieten. * Rudolstadt. 13. März. Die schon drahtlich gemeldete Ablehnung de« Anträge« auf Erbauung einer Eisenbahn - 8 r» - s ) 8. r» r 8. s. ) Ü. Üiie. - 8. » 8. ) 6 ) ». - lt - 8 > 8 I 8 ö 8 Worden. Recht und Pflicht des Staates aber ist es, einzu- ckreiten, wo immer derartige Mißstände und Auswüchse sich eigen mögen, ob eS an der Börse oder sonstwo geschieht. Der Kaufmannsstand kann daher nicht beanspruchen, daß er außerhalb des Gesetzes gestellt werde und er allein eine Aus nahmestellung erhalte» indem die Gesetzgebung darauf verzichten müßte, Angelegenheiten der Börse zu regeln. Die von gedachten Versammlungen gegen ein Börsengesetz überhaupt gerichtete Kritik ist also verfehlt und unberechtigt, und was die Einzelpuncte betrifft, in denen besonders scharf die Miß- timmung dort hervorgetreten ist, so hätte doch nicht un- reachtet bleiben dürfen, daß eS nicht Bestimmungen der Vor- age, also Absichten der verbündeten Regierungen, sondern Vorschläge der Commission de« Reichstags waren, theils sogar solche, denen die Regierungsvertreter lebhaft entgegengetreten sind, über welche man glaubte, am lautesten Beschwerde erbeben zu müssen. Es war also ungerechtfertigt und ungerecht, ein Mißtrauen gegen die Absichten der Regierung kundzugeben, zumal da doch Herr von Boetticher ausdrücklich einmal die dem Handelsstande schuldige Achtung und An erkennung und zweiten« den Umstand hervorgehoben hatte, daß es keiner der verbündeten Regierungen einfalle, der freien Entfaltung des Handels und der Industrie Hindernisse in den Weg legen zu wollen,daß vielmehr nichts weiter beabsichtigt werde, als unlauteren Praktiken und gewissen Auswüchsen im Wege der Gesetzgebung ein Ende zu machen, die, wie bei der Börsen enquete festgestellt und vom Handelsstande selbst zugestanden worden, bestehen und ebenso ihn wie allgemeine Interessen chädlick beeinflussen. Wenn man aber im Eifer sogar von einer dem HanvelSstande feindlichen Tendenz der Regie- rungSpolitik gesprochen hat, so genügt der Hinweis auf die ortgesetzte und intensive Förderung, welche den Handels interessen zu Theil geworden ist, deren Wirkungen jede Handelsstatistik, insbesondere auch die Hamburgs, seit dem Bestehen einer ReichSpolitik und dem Zollanschlusse, zeigen, um klar zu stellen, baß dieser gegen die Reichregierung er hobene Vorwurf ebenso undankbar wie unhaltbar ist." * Berlin, 14. März. Der K-Mitarbeiter des „Leipziger Tageblattes" hat schon einen Artikel der „Eorrefp. de» Bunde» der Landwirt he" gewürdigt, der der CentrnmSpartei klar machte, daß sie zwar um Rahe! geworben, aber Lea gewonnen habe, mit anderen Worten: daS Centrum habe der Reichsregieruna gute Dienste geleistet, zum Dank dafür habe der preußische CultuSminister ihm den Stuhl vor die Thür gesetzt, die Consequenz müsse sein, daß die Centrumspartei nun dafür an der Reichsregierung Rache nehme — natürlich im Sinne des Bundes der Landwirthe. Die Antwort auf diesen patriotischen Vorschlag wird der Bundesleitung von der „Köln. Volks-Ztg." m folgenden Ausführungen ertheilt: „Die Centrumspartei ist nicht naiv genug, um zu glauben, daß dieser Ausfall gegen die Regierung irgendwie aus Wohlwollen gegen die mit dem Minister Bosse unzufriedenen preußifcken Katholiken und deren Forderungen hervorgegangen sei. An der Stelle, wo ein solche« Wohlwollen von den Kreisen, in deren Namen die „Corre- spondenz de« Bunde« der Landwirthe" redet, wirkiam hätte bethäiigt werden können, nämlich im preußischen Abgeordneienhause, haben wir recht wenig davon bemerkt, zumal nicht bei der Behandlung der Paritäts frage. Und wir haben die Ueberzeugung, daß die preußischen Katholiken von einem solchen Wohlwollen erst recht nichts merken würden, wenn die Centrumspartei thöricht genug wäre, dem Bunde der Landwirthe bei seinen politischen >md wirtbschaftspolitschen Bestrebungen starke Hand zu leihen und demselben dadurch zu maßgebendem Einfluß zu verhelfen. . . . Im Uebrigen bekämpfen wir die wirthfchafts- politischrn Bestrebungen des Bundes der Landwirthe nicht deshalb, um „die Firma Hammersteln-Marfchall-Boettichrr" vor „Liquidation" zu bewahren, wie das Organ des Bundes der Landwirthe geschmack voll sich ausdrückt, sondern weil wir diese Bestrebungen an sich für unausführbar bezw. verwerflich halten. Daher insbesondere die einstimmige Stellungnahme der Reichstaas-Fraction des Centrums gegen den Antrag kauitz. Bestehen bleibt dabei, daß der ausschlaggeben den Stellung des Centrums im deutschen Reichstage von der preußischen Regierung in keiner Weise genügend Rechnung getragen und daß die Stellung der leitenden Persönlichkeiten im Reich durch eine Haltung, wie Minister Bosse sie im Preußischen Abgeordnetenhause eingenommen hat, auf die Dauer sehr erschwert werden muß. Zu unserem Theile werden wir nicht« unterlassen, um hierin Wandel zu schaffen. Aber wir verzichten dabei auf die Unterstützung des Bunde» der Landwirthe, schon au« dem Grunde, weil wir den Preis für diese Unterstützung zu zahlen nicht in der Lage wären." DaS ist eine Absage, wie sie schärfer nicht gedacht werden kann. Natürlich ist dem Gemeinwohl am besten damit gedient, wenn die Agrarier nicht den Ultramontanismus begünstigen und die CentrumSpartei nicht die Bestrebungen de» „Bundes der Landwirthe" unterstützt. ?. Berit», 14. Marz. (Telegramm.) Der Kaiser besichtigte heute bei den in Berlin garnisonirenden Garde- Cavallerie-Regimeatern da« Ofsicicrs-Reiten und nahm später da« Frühstück im Kreise de« OfficiercorpS de« 2. Garde- Dragoner-RegimentS ein. V. Berlin, 14. März. (Telegramm.) Die Kaiserin Ariedrich empfing zur gestrigen Frübstückstafel den deutschen Botschafter in Wien, Grasen Philipp zu Eulenburg, und besuchte am Nachmittag die Gemahlin de- großbritannischen Botschafters Hierselbst. 2-: Berlin, 14. März. (Telegramm.) Die „Nordd. Allgem. Ztg." setzt ihre Betrachtungen über die gegen die Börse»- unv die «rar»arine-v»rla»e gerichtet« Bewegung fort. DaS Interesse der Regierung — so führt das officiöse Blatt aus — an dem Wovlergehen ve« Kaufmann-stande« habe sich bei der Eröffnung de» deutschen Handelstage« kundgegeben. Aber diese Antheilbezeugnng habe eine Reibe von Preßoraanen nicht befriedigt, da die Regierungs vertreter ihre Auffassung über die mulbmaßliche Gestaltung des Börsen- und de« Margarinegesetzes nicht kundgegeben hätten. Soweit es sich darum gehandelt habe, Mißverständnisse der Mitglieder des Handelstages über die einzelnen Bestimmungen beider Vorlagen zu zerstreuen, sei dies von Seiten der Regierung geschehen. Gegenüber der trotz aller Wider legung scstgehalkenen Bebauplung, die Vorlagen der Regierung enthielten eine Beleidigung deS Kausmannsstande«, bleibe nur da« einfache Bestreiten offen. Es berühre eigenlbümlich, wenn die Rkgierung wegen ihrer Haltung zum Börsengeiey v v. 8. itlouo». » 8 - 8. r 8. - 8. ö 8 8. s li. » 6. - 8. 5 8. . 5 8. 5 8 ö 8. - 6. - S. - 8. » 8. z 8. ö 8. d 8. - 8. - 8. v 8 0 8. d S 0 8 - S. - 8. en. Stitclc i. ,ik»:b78 i «.rvli 8 .... xz b-6 8 i d L > l, 8 8 i l) 8 i li ß " Z. 8 i, i. I. 8 s ' i. d 8. 8 8. -tcoi.v.pi 8
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