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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.03.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960316018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896031601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896031601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-03
- Tag1896-03-16
- Monat1896-03
- Jahr1896
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Oeffentliche Zustellung. Die Näherin Wilhelmine Anna Auguste Wilke hier und die unmündige Margarethe Hilda Wilke, vertreten durch ihre AlterSvvrmünderin Frau Wilhelmine verw. Wilke geb. Zwoch hier, . im Processe vertreten durch die Rechtsanwälte Otto Emil Freksiag und Bernhard Freytag in Leipzig, , , klagen gegen den Holzbildhauer Max Emil Grübe, früher in Leipzig, dermalen unbekannten Aufenthalts, aus außerehelicher Schwängerung mit dem Anträge: zu erkennen, daß der Beklagte schuldig 1) der Klägerin die Geburts- und Tauskosten mit 38,— zu vergüten, 2) den Klägern zum Unterhalte der Mitklägerin von deren am 8. Derember 1892 erfolgten Geburt an bis zum vollendeten vierzehnten Lebensjahre einen jährlichen Beitrag von 108 zu gewähren und zwar die rücksiändigen Beiträge der Klägerin sofort, die künftigen dem Vormunde der Mitklägerin in monatlichen Vorauszahlungen, ferner festznstellrn, daß der Beklagte verpflichtet sei, falls Mitkläger vor voll endetem 14. Lebensjahre versterben sollte, die durch deren Beerdigung entstehenden notwendigen Kosten zu bezaklen, das Urtheil auch bezüglich der rückständigen Unterbalts- beiträge, sowie bezüglich der Geburts- und Taufkoslen und der Proceßkosten für vorläufig vollstreckbar zu erklären und laden den Beklagten zur mündlichen Verbandlung des Rechts streits vor das Königliche Amtsgericht zu Leipzig, Peterssteinweg Nr. 8, Zimmer 149 aus den 30. April 1896 Vormittags 9 Uhr. Zum Zweck« der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Ter Gerichtsschreiber beim Kgl. Amtsgerichte Leipzig, am 11. März 1896. Günther, Lx. I«. 148,96 Nr. 5. «ctuar. Sociale Silder aus -em sächsischen Dorfleben. Bon Johanne- Eorwey. Nachdruck vtrbotrn. N.*) Vortheilhaft würde es jedoch für den Bauer unseres Dorfes sein, wenn er bei seiner ausgezeichneten Lage an einer Bahn und in der Nahe einer Großstadt sich weit mehr der Spateacultur zuwenden, wenn er Gemüsebau treiben wollte. Dieser liegt jedoch darnieder. Der Bauer spricht mit Verachtung von ihm, als ob der Gemüsebau eines rechten LandwirthS nicht würdig sei. Er hat angeblich „keine Zeit", Gemüse zu bauen. Da er selber, abgesehen vom gewöhn lichen grünen Salat, Gemüse auf seinem Tische nur sehr selten sieht, so liegt eS ihm um so ferner, die materiellen Vortheile ihres Anbaues zu erkennen. Der Gemüsebau ist Sache der Frau. Diese zieht in dem meisten» nicht gut ge pflegten Hausgarten einige Bohnen, wenige Zwirbeln, ver schiedene Thee- und Gewürzpflanzen, wie eS alte Sitte ist, und so viel gewöhnlichen Salat, daß die Hälfte meisten» „schießt" und schließlich dem Vieh gegeben werden muß. An einer klugen Ausnutzung des oft umfangreichen und stets gut gedüngten GarlenbodenS für die Küche drS Bauern fehlt e» gänzlich. Auf dem Felde baut er regelmäßig noch „Kraut", auch wohl sogenannte „Steckrüben". Er begnügt sich jedoch, sein Sauerkrautfaß zu füllen, alles Andere wirb al» Viedfutter verwendet. E» kommt ihm nicht in den Sinn, diese oft herrlichen Gaben der Natur für seine eigene Ernährung oder durch Verkauf in größerem Umfange für seine Einkünfte bester nutzbar zu machen. Der Obstbau wird in ähnlicher Weise vernachlässigt. Dir in den Gärten stehenden Obstbäume find vielfach sehr alt und tragen schlechte Sorten. Lange Wegstrecken und zahlreiche nicht angebaute Hänge, die sich aber mit einiger Mühe zu guten Obstpflanzungen umwandeln ließen, stehen kahl. Da» erbaute Obst wird getrocknet und ge gessen. Den Berkaus von Obst al» eine lohnende Einnahmequelle zu betrachten und die Brwirthschaftung de» Gute» entsprechend einzurichten, fällt vielen Bauern nicht eia. Sie wissen nicht, daß in Süddeutschland der Obstbau «inen wichtigen Theil des landwirthschastlichen Betriebes bildet. Daß in Württemberg alle Wege, zahlreiche Felder und Wiesen mit hochstämmigen Obstbäumen bepflanzt sind, scheint ihnen unglaublich, ebenso daß die dortigen Land- wirthe jährlich Obst im Werthe von 6 000 000 erzeugen. *) Artikel l. sieh« Nr. 123 vom 9. März. Der Obstbau wird überhaupt von einer großen Anzahl sächsischer Landwirtbe nicht derart beachtet, wie eS zu wünschen ist. Nur die unmittelbare westliche Umgebung von Dresden bildet eine Ausnahme. Von dort wurden in dem reichen Obstjahre 1891 etwa 63 546 D.-Etr. Kern- und Steinobst versandt. Das „Alteland" in Hannover hat von seinen 400 000 Obstbäumen 1^'«—2 Millionen Mark Einnahme; Werder bei Berlin versendet 50 000, Guben 30 000 D.-Etr. Obst, besonders Kirschen, im Regierungsbezirk Wiesbaden wurden 1888 etwa 112 500 D.-Etr. Kern- und Steinobst geerntet. Deutschland Hal im Durchschnitt der letzten zehn Jahre 86 707 t frisches Obst im Werth von 16 629 700 -L und 28 732 l trockenes Obst im Werth von 10 297 200 eingeführt. Das sind 115 339 t im Werth von 26 926 900^ Nach diesen Zahlen ist der Obstbrdarf in Deutschland ein so großer, daß unsere Landwirthschaft sich ernstlich mit der Befriedigung desselben beschäftigen und den Ruf: Pflanzt Obstbäume, denn sie bringen guten Geldertrag, mehr als bisher beachten sollte. Nur ein Bauer hat in den letzten Jabren in unserem Dorfe diesem Rufe Folge geleistet und eine kleine Obst pflanzung angelegt. Ändere erkennen wohl an, daß eine reiche Obsternte vielleicht auch die bäuerliche Einnahme er heblich vergrößern könne, aber sie bewegen keine Hand, um dieses Ziel zu erreichen. Alte Gewohnheit wirkt auch hier hindernd. Sie hat den Obstbau im größeren Umfange nicht hergebracht, also bleibt es damit im Wesentlichen so, wie es die Vorbesitzer machten. Auch die Bienenzucht hat unter den eigentlichen Bauern wenig Freunde. Sie betrachten diese wie die Zucht von Geflügel als eine Art Spielerei, obwohl in der nahen Stadt Eier, Hühner, Tauben, Enten und Gänse leicht und lohnend zu verkaufen sein würden. Im gewissen Sinne machen die meisten Häusler und die Besitzer von Zwergwirthschaften in unserem Dorfe eine Ausnahme. Wenn im Herbst böhmische und mährische Treiber mit Gänse- heerden ins Dorf kommen, werden von jenen „kleinen Leuten" zahlreiche Thier« gekauft, einige Wochen gemästet und dann in der Stadt wieder verhandelt. Bi» zum Wiederkauf geben die Treiber ihren Abnehmern Eredit. Der Vortbeil besieht namentlich in dem Ertrag der Federn, da die Gänse während der Mastzeit einige Mal gerupft werden. Früher zog man die Gänse im Dorfe selbst, jetzt zahlt man dem Händler für das magere, abgetriebene Thier 3—3,50 Mark. Da bleibt wenig Gewinn übrig. Die kleinen landwirtbschaftlicken Neben betriebe werden zu wenig beachtet. Der Bauer kümmert sich fast gar nicht um dieselben. Ihre Pflege ist Sache der Frau. Diese besitzt aber meistens eben so wenig Einsicht, um ihre Hobe Nutzbarkeit zu erkennen. Auch in der ihr gleichfalls überlassenen Milchwirthschaft zeigt die Bauersrau nicht immer da» Berständniß, welches bei der heutigen schwierigen Lage der Landwirthschaft unbedingt zu wünschen ist. Großvieh wird wenig gezüchtet, Pferde in unserem Dorfe überbauvt nicht. Man begnügt sich damit, im Jahre rin oder zwei Kälber verkaufen zu können, auch wohl einmal einen Ockfen zum Verkauf zu mästen. Sehr stiefmütterlich wird die Waldwirthschaft behandelt. Der Bauer bezieht au» dem zum Hof gehörenden Nadelwalde seine Streu. Zu diesem Zweck werden in jedem Herbst die abgefallenen Nadeln so rein wie mit einen Besen zusammrngekehrt. Natürlich wird dadurch die Bildung einer Humusschicht ver hindert. Der Wald entwickelt sich nicht und manche Schläge stehen heute fast so dürftig, wie vor dreißig Jahren. Selbst Bauern, die Waldstreu bei richtiger Brwirtbschaftung ihre« Gute» nicht nölhig hätten, folgen der alten Gewohnheit und berauben ihrem Waldbesitz seiner Nahrung. Selbst Bienen fleiß vermag Mängel und Unerfahrenheit im landwirlhschaft- lichen Betriebe nicht auSzugleichrn. Wa» nutzt es dem Bauer, daß er in der guten Jahre-zeit von Morgens 4 Uhr bi» Abend« 9 Uhr schwer arbeitet, wenn da» Tagewerk in mancher Beziehung einsichtslos verrichtet wird? Auch in unserem Dorfe würde e» für einzelne Bauern vortheilhaster sein, wenn sie sich noch einen Knecht oder eine Magd mehr halten und zu einer klügeren BewirthschaftungS- mrthode übergehen würden. Für die Verbesserung des BovenS, für Bewässerung und Entwässerung der Felder wird sehr wenig gethan. Der Bauer legt bei un» etwaige« Baargrld in der Sparkasse oder in der Nachbarschaft auf Hypotheken an, statt regelmäßig wenigstens einen Theil seiner vorhandenen Mittel einsichtsvoll zur Verbesserung und Ausdehnung seiner Viehzucht und dazu anzuwrnden, an Stell» des im Preise stark gesunkenen Getreides, wo eS möglich ist, lohnender« Früchte zu bauen. Statt seinen Betrieb und Erwerb vou diesem höheren geschäftlichen Gesichtspunkte au» zu betrachten, plagt er sich und seine Familienglieder mit härtester Arbeit um so mehr, je tiefer der Getreidepreis sinkt. Er entläßt, um den Preisrückgang wieder hereinzubringen, Knecht und Magd und bürdet sich und den Familiengliedern deren Arbeit auf; selbst die Ernährung wird dürftiger und unschmack- kafter. Ein freiconservativer Abgeordneter machte vor einiger Zeit im Reichstage die Bemerkung: „Der Bauer lebt jetzt vielfach schlechter, als der Lohnarbeiter auf dem Lande." Da trifft in unserem Dorfe vollständig zu. Der geringste Fabrikarbeiter in einem sächsischen Jndustriebezirk würde die Kost verschmähen, welche täglich auf den Tisch der meisten Bauern der von un beobachteten Gegend kommt. Wassersuppe, dünner Kaffee, dem gebrannte Gerste zugesetzt ist, gebratene Kartoffeln und Brod mit Streichkäse, Fett, Syrup oder Pflaumenmus de« Morgen«, Kartoffeln, Grütze, auch wohl Reis, Graupen, Sauerkraut und im Sommer Eierkuchen, zu dem Eier jedoch äußerst sparsam genommen werden, Sauermilch und Milch mit Brodstllckchen des Mittags bilden die tägliche Nahrung. Da« Abendessen unterscheidet sich vom Frühstück wenig. Schinken, Wurst und Speck giebt es für da« Gesinde selten, Fleisch de« Sonntags, in der Woche jedoch nicht häufig. Dabei fallen die Portionen auch für die Familie des Bauern meisten klein auS, namentlich wenn frisches Fleisch gekauft ist. Bon dem selbstgeschlachteten Schweinefleisch wird meisten» etwas reichlicher zugetheilt. Eier, Geflügel, ebenso auch hin und wieder Schinken und Speckseiten werden verkauft. Auch Butter wird von den Bauern wenig gegessen, sondern an in« Dorf kommende Händler oder unmittelbar im Ort an nicht bäuerliche Einwohner abgesetzt. Nur in der Ernte wird etwa« kräftiger gegessen, ebenso auf manchen Höfen während der Zeit des Dreschens; aber selbst dann nährt sich der Bauer nicht so gut, wie die meisten leid lich bezahlten großstädtischen Arbeiter. Vielfach sind die finanziellen Verhältnisse des Bauern keineswegs allein die Ursache der dürftigen und äußerst einförmigen Ernährung, vielmehr trägt die Unwissenheit der Bauerfrau die Schuld. Sie versteht vom Kochen und anderen hauSwirthschaftnchen Arbeiten meistens nichts Ordentliche». Sie kann im günstigen Falle daS Vieh richtig behandeln und manche Feldarbeiten leidlich verrichten, auch die Milchwirthschaft nach ihrer Art betreiben, aber sie hat fast keine Ahnung, auch meisten» keine Empfindung für die höheren häuslichen Aufgaben de» Weibes. Fast nie versteht sie dein Bauer ein trauliches Heim zu be reiten. Tie Wohnung ist meistens kahl, nüchtern, wie die tägliche Unterhaltung darin. Die Einrichtungsstücke sind massiv, hölzern, schmucklos; hier und da findet sich noch eine alte Truhe, ein Krug oder ein Stuhl, der davon zeugt, daß die bäuerlichen Vorfahren mehr Empfinden für allerlei Schnitzwerk und Verzierung hatten. Einen Sinn für Kunst, für Symmetrie und Schönheit todter Dinge hat der Bauer nickt. In der Malerei liebt er das Bunte. Ein mit kräftigen Farben gemaltes Schlachtenbild, ein paar Kühe und ein Bauernhaus in schreiendem Oeldruck sind ihm lieber all ein Kopf Raphael'»; ein lärmender Militairmarsch mit Pauken und Trompeten und auch selbst die fürchterliche Musik einer Ziehharmonika versetzen ihn in Entzücken, doch eine Beethoven'sche Symphonie würde ihn kalt lassen, auch wenn sie von der vortrefflichsten Capelle gespielt würde. Dem Bauer soll dieser Mangel an richtiger Empfindung um so weniger zum Vorwurf gemacht werden, da derselbe keineswegs auf das Dorf allein beschränkt ist, sondern sich selbst in den so genannten „gebildeten Kreisen" der Großstädte häufiger findet, als man im Allgemeinen zu gestehen pflegt. Der Bauer hat vor diesen Kreisen meistens noch voran», daß er die eigene Unwissen heit auf diesem Gebiet kennt und sein geringes Urtheil obne Umsckweif eingestrht; er heuchelt nicht und spielt nicht den Entzückten, Begeisterten, Sachverständiarn, wo das Herz völlig nüchtern und der Kopf leer ist. Der einfache Lauer könnte in dieser Hinsicht manchen feinen Ttadtleuten «in gute- Vorbild sein. In anderer Bezirbung allerdiugS nicht. Namentlich ist auch heute die Proceß sucht noch immer sehr ausgebreitet Der Bauer unserer Gegend versteht von juristischen Dingen so gut wie nicht»; er hat nicht einmal ein gesundes Reckis gefühl. Den Advocaten und Grrickt-personen bringt er wenig freundliche Gefühle, um so bÜnflger jedoch sein Geld entgegen, da» er vielleicht im Lauf der Jahre Thaier u>w Thaler zusammengeknickert bät. Der Kopf »eß Bauern isi hart und sein Mißtrauen groß. Er ist meisten« leicht geneigt, persönliche Beleidigungen und selbst Tätlichkeiten zu „ver zwischen 1784 und 1798. Einen noch genaueren Anhalt giebt da» 28. Blatt, aus dem «in Kalenderbändler dargestellt ist, der einen Kalender mit der Jahreszahl 1791 in der Hand hält. Künstlerisch sind die Blätter von sehr geringem Werthe. Nicktet war sicherlich einer der untergeordnetsten Leipziger Kupferstecher; er steht nickt einmal in den Leipziger Adreß- bvchern jener Zeit, wo doch Bause, Endner, Genfer u. A ver zeichnet stehen, und auch in Eck'« Leipziger gelehrtem Tage buch (1780 fg.), wo am Ende jede» Jahrgange« rin Brr- zrichniß der im Laufe de» Jahre« von Leipziger Kupferstechern veröffentlichten Blätter gegeben ist, ist weder Richter, noch irgend rin Blatt von ihm erwähnt. Um so größer» Werth haben di« Blättrt als Trachtenbilder und vor Allem deshalb — wa« au« dem Titel Niemand vrrmuthen kann —, weil sie eine wohl ziemlich vollständige Reihe der damals in Leipzig üblichen BuStufertypen geben: unter jeder Figur steht der AuSruf, mit dem der Betreffende auf der Straße lief und seine Waar« anprie«. Insofern gehören die Blatter aleich- »itig zu zwei verschiedenen Gruppen von Kunst blättern, wie sie in der Zeit vom 18. bi« zum 18. Jahrhundert in vielen Städten erschienen sind: den Trachtrnbildern und den Lris 6s veuple, wie man sie zu nennen pflegt. Da eine vollständige Reih« der 36 Leipziger Blätter gewiß zu den größten Seltenheiten gekört — einzelne findet man immer einmal —, so lohnt e« der Mühe, den Freunden der Ort«geschichtr ein Brrzeichniß davon zu geben, und zwar der Figuren sowohl, wie ihrer Ausrufe. Die letz tere« sind auch sprachlich interessant: der Stecher hat sich bemüht, genau di« Mundart wiederzugeben; er hat sie freilich manchmal etwa« ungeschickt niedergesckrieben --- da« begegnet auch heute noch ganz andern Leuten al« Kuvfersteckern I —, aber Man sieht doch Überall deutlich, wir gesprochen worden ist. Ich gebe im Folgenden die Au«rufr so, wie sie unzweifel haft wirklich geklungen haben. 1) Ein Bauer zu Pferde, mit einem Korb voll lebender Gänse auf dem Rucken, an seiner reckten Seite ein Butter- faß. Dazu die Unterschrift: In nassen Wetter, wenn di« Frau nicht sortkann. Au«ruf: Butter! Gansel 2) Ein Brrzelmädchen: Brezeln! Deech», warMel Gähn-. Kimmel-Brezeln! 3) Eine Frau mit grüner Waare: Spennat! Gorkenl Meine grien« Suppe? 4) Ein Mann mit einer Büchs« im ArM und einem Fäßchen auf dem Rücken: Kvft Wacholdersaft! 5) Ein« Frau mit grüner Waar«: Galat! Salat! Redleschen! v) Eine Frau mit einem Korb voll Nkpfel auf dem Rücken: «epptläppelüpprl! vorstrr Aeppel! 7) Eine Frau mit einem Fäßchen voll Fisch« und einem Körbchen mit «in paar Krebsen: Fisch«! Meine Ne eg« Krebse? 8) Ein Junge mit einem Sack auf dem Rücken: Bohnen, Bohnen! Wer kooft weiße Bohnen? Wer kooft Bohnen? 9) Eine Frau mit einem Korb auf dem Rücken: Butter- melch! Sahne! Buttermilch! 10) Ein Mann mit einem Schubkarren: Kooft Hiidel- beern! Hüdrlbeern! n) Ein Mann mit Besen: Brauchen Se keen Besen zu Hause, Köchelchen? 12) Ein Mann mit einem mächtig hohen Korbe voll Kohlen auf dem Rücken. Unterschrift: E. E. Rath» Kohlenträger, ruft nicht au«. 13) Ein Mann mit Waffen und einer Jagdtasche: Kauf mer meine Büchs« ab! 14) Ein Mann mit einem Kasten an einem Riemen: Stiefelwack-I Schuhwach«! Bartwach«! Fein polirtr«! Wer kooft? 18) Ein Junge mit Stiefeln unterm Arm und einem Paar Stulpenstiefeln in der Hand: Haben Se Stiefeln zu wichsen? 18) Ein Mann mit ein paar großen Sieben t SaNd- siebe! Haarsiebe! 17) Ein Mann mit Kirschen, daneben eine Käuferin: Meine Kirschen sind man gut! 18) Sin Mann mit Schurzfell und Schaufel an einem Röhrtrog, au« vem rin Mädchen Wasser holt. Unterschrift: Notbröhrrnwäckter im kalten Winter. 19) Ein Trödelmann mit einem alten Lehnstuhl auf dem Rücken und anderer Trövelwa»,«: Na wie iß? Ni sch t? 20) Sin Mann mit einem Käsekorbr auf dem Bauche: Limburger Kä<! Morgen-Ausgabe 'chMerTllgMatt »«ar Montag den 16. März 1896. Amtlicher Theil. Dl« Morgn^Lusgabr erscheint um '/,7 Uhr. di» Abend-Ausgabe Wochentag« um b Uhr. Krim, wteo taten Ls» asset, »all 8slin. coas 0,55). « 0,26). 21635 214,30 216,70 SSL »34 SIS « v ? o r k: leck kvila- iM-Orlssas- 4 brssi Nsv: s nnä tskrillL^ 25, Lustraliell^ a >2 rsäsr »tsa iso liitss Nsel rtissl sr klsiud-nw^rik. L.-S. v -L- VIII lotKL L Lank 8t.-X isrdr. »ntsn cksi-I. !oldr.) r».-V. .döoii ISS,20 21»,7v IbSIv 112,w 144 318°, 848, irriA 1S8,5° 40.70 1»3,- 162, 1»4Ä 166,30 2>!« 153, 162, 154.50 IS1,7S 108.10 82.60 217,- 114,25 103.50 55.60 SS,20 V«I,«N s.«r Usi 122,00 4, 24, per Ulu 114,25 I00,40 103.60 9940 89.10 »1,80 47^- »3,10 83,20 77.10 ss,- 7b,- 12980 9150 118.60 90,- 142.50 105.50 120.60 160,75 121,- 108,- 205,10 189,- 139,- 119.30 182,50 121,— 298,- 208,- 85,50 165,75 106,40 Rrdaetio» im- Erpeßition: Aohaanesgaffe 8. Di» Expedition ist Wochentag« ununterbrochen gevsfnet von früh S bi» Abend» 7 Uhr. rr. OSS .Lnl. ^llt« «ar. Lui. ,d-kr HI6. 6« ri. leiüe ?rior. s.-kr. Züäd. uri mt.-L lostd. >ud. uuuld d»Nn Filialen: ivtt» Klemm'» Gorttm. (Alfred Hahn», Universitätsstraß« 1, LontS Lösche, Katharinenstr. 14, part. und König-Platz 7. l. Lm. '.8<u, m. -S. lotsn carsn au» > »ui 248.75 59,50 v — 84.10 184 lr 99,60 »9.05 120.75 47.80 9,»8 59,02 1H8 11»,- 283,- > Liiro Anzeiger. Ämtsvlatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Aattzes und Nolizei-Ämtes der Stadt Leipzig. lto. >r s<Ut .r.o. tsct. Senil l LSSSt, Ion leerU !°Iu«,»cdifk- 1sr»<MI8e« iw mwsnk 8okiS «l» sovolil iw st die» kur äi« asr vou 8aw ux 4»r kiütr» «iu<1 iu kolxs m. U»u dvitt ^»s <t«r ScdiÜ ^roctr« xsstüit » Uouxeu 6«. äukür tisiipi- rd äsn KIbe u eiod dsull »vktsu uicd «rlitt«l> rutick Kimi- rckecduirtiictl -n 24 u»cd »ud«-1'«t»cdso utvorllskr i»r Moe» vrexie» xoxsdso, u»cd tr«iü«kr»cdtki> leeäkdurx »uk r 100 Iir I)>- kiti k 6»ld« 43 4 itllokzut uack i» v«rkr«ct>»ei. oeeU Koriin relcder. 0«: 4«u I«t»rr: 100 k- de. r; tUr I.»e«r Vocd« «turcii »r l)<t»r k»d«<> «u uu<> d»d»r> >»«ueut u»ed rtaokjut u»cd »o ui«4r>re» r,t »ckver »» et>kr»e» Uder Urt tUelviir" > oueUuetteeu ,u <i«r Uittei io«,rr 169,45 217.U Bezugs-Preis n n« Hmeptexpeditton oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Au«- aaveftrllen ab geholt: vierteljährlich ^>4.50, bei »wetmaltaer täglicher Zustellung in« Lau» L.bO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteliährlich ^l Direkte tägliche Krruzbaudsenduug stt» Ausland: monatlich 7.L0. 2 »re. roc. L O.I8S4 traten 1>oo»s Soldr. M.uld« USUS »eiüe idöres: Still, aet» »viscdkll Leipziger Ausrufer vor hundert Jahren. vor Kurzem ist mir ein Bändchen Kupferstiche in dir Lände gekommen, da« den Titel trägt: LeipzigerNational- Trachten. Ein besondere« Titelblatt dazu ist zwar nicht vorhanden, e« ist wohl auch nie eins erschienen, aber der Titel steht al« Ueberschrift Uber dem 1. Blatt und kehrt auch «uf dem 13. und dem 25. Blatt wieder. Die ganze Reihe besteht nämlich au« 36 numerirtrn Blättern, von denen je 12 eine Lieferung gebildet haben. Die Blätter sind etwa« über IVO Jahre alt. Gestochen find sie, wie auf jedem Blatt in der untern rechten Ecke zu lesen ist, von I. S. Richter, da« ist der Leipziger Kuvfer- stether Johann Salomon Richter, von dem e» auch einige reivjiger Ansichten giebt (unter Andern, die beste Abbildung «nser« Alten Theater« in seiner ursprünglichen Gestalt von NO«), und der am 10. März 1798 im Alter von 38 Jahren m Leipzig gestorben ist; erschienen sind sie, wie ebenfalls unter stdem Blatte zu lesen ist, bei I. B. Klein, da« ist der stuvfirstich- und Sandkartenhändler Johann Baptista Klein »u« AugSburg, der seit 1784 in den Messen in Hohmann'« »of, außer den Messen in Auerbach'« Hof, seit 1794 da« Sanz« Jabr über in Auerbach « Los feil hielt, der Begründer der noch heute bestehenden Klein schen Kunsthandlung auf der u»iverfität«straße. Die Blätter fallen also in di« Zeit Bekanntmachung, R» Zurückstellung »er Reservisten, Landwehrleute, Ersatz- Reservisten und lMSgkbii»rten Lantzsturmpfitchtigen ll. Aufgebots betreffend. Nach den Bestimmungen in 88. 118L, 120,5 und 122 der Wehr ordnung vom 22. November 1888 können auS Anlaß »ringender häuslicher und gewerblicher Verhältnisse für den Fall einer Mobil machung oder nothwendigen Verstärkung de» Heere» 1) Reservisten hinter die letzte Jahrrsclassr der Reserve, 2) Mannschaften der Landwehr ersten Aufgebots, sowie in be sonder« dringenden Fällen auch Reservisten hinter die letzte Jahresclasse der Landwehr ersten Aufgebots, 8) Mannschaften der Landwehr ersten und zweiten Aufgebots sowie in besonders dringenden Fällen auch Reservisten hinter die letzte Jahresclasse der Landwehr zweiten Aufgebot«, 4) Ersatzrrservisten hinter die letzte Jahresclasse der Ersatzreserve, sowie in besonders dringenden Fällen hinter die letzte Jahres klasse der Landwehr zweiten Aufgebots, und b) Loudsturmpflichtige hinter die letzte Jahresclasse des Land sturm» zweiten Aufgebot» zurückgrstrllt werden. Zurückstellungen fraglicher Art sind nur zulässig und dürfen er folgen, wenn ». ein Mann, als der einzige Ernährer seines arbeitsunfähigen Vaters oder seiner Mutter, beziehungsweise seines Großvaters oder seiner Großmutter, mit denen er dieselbe Feuerstätte bewohnt, zu betrachten ist, und ein Knecht oder ein Geselle nicht gehalten werden kann, auch durch die der Familie bei der Einberufung gesetzlich zustehende Unterstützung der dauernde Niedergang des elterlichen Hausstandes nicht ab gewendet werden könnte; b. die Einberufung eines Mannes, der das dreißigste Lebens jahr vollendet hat und Grundbesitzer, Pächter oder Gewerbe treibender oder Ernährer einer zahlreichen Familie ist, den gänzlichen Verfall des Hausstande- zur Folge haben und die Angehörigen selbst bei dem Genüsse der gesetzlichen Unter stützung dem Elende preisgeben würde, und o. in einzelnen dringenden Fällen die Zurückstellung eines Mannes, dessen geeignete Vertretung auf keine Weise zu ermöglichen ist, im Interesse der allgemeinen Landeskultur und der BaltSwirthschaft für unabweiSlich nothwendig erachtet wird. Diejenigen im Bezirke der Stadt Leipzig (mit Einschluß von Anaer - Crottendorf, Reudnitz, Neu-Reudnitz. Thonberg, volkmarSdorf, Sellerhausen, Neufellcrhaiisen, Reuschönefeld, Neustadt, Vohli», Eutritzsch, Lindeuau, Plagwitz, Kietn- jschocher, Tchleutzig, Connewitz und Lötzntg) aufhältlichen Mannschaften mit Familiennamen ,4. — K., welche auf Berück- sichtiaung Anspruch machen, haben ihre Gesuche beim Stadtrath zu Leipzig unter Beifügung der Militairpapiere, sowie unter genauer Darlegung der mllttalrischcn, bürgerlichen und Vermögensverhältnisse, sowie unter Angabe der obwaltenden besondere» Umstände, durch welche die zeitweise Zurückstellung bedingt werden soll, zur Prüfung rinzureichrn. Anträge, welche sich auf die Arbeitsunfähigkeit der Eltern bezw. Eroßeltern stützen, müssen, dafern das Zeugniß eine» beamteten Arztes nicht beigebracht worden ist, durch ärztliche Untersuchung im Termine bestätigt werden, und haben sich dieselben daher persönlich mit einzufinden. Zur Berathung und Entscheidung über derartige Gesuche wird bi« oerstärkte kgl. Ersatz-Lommission Leipzig-Stadt 1 im Anschlüsse an da» Musterungsgeschäft Montag, »en IS. «pril 18V«, vormittag v Uhr, in »er Lentralhallr, Centralftraste 2, Titzung halten, zu welcher die Antragsteller persönlich zu erscheinen baden, um d< weiteren Eröffnung gewärtig zu sein. Di« getroffenen Entscheidungen sind rndgiltig und behalten nur bi» znm nächstjährigen Zurückstellungstermine Giltigkeit; auch be stell »ie etwa genehmigt« Zurückstellung nicht von den jährlichen Uebungen. Leipzig, den 20. Februar 1896. r«r Ttbtlporsitzende »er königl. Ersatz-Commission ve» Ru»he»ungS»eztrt» Lethztg-Ltadt 1. Vl/l. 197. l>r. Platzmann. Gcneral-Versammlung der OrtSkrankencasse für Leipzig und Umgegend DlenstaD den S1. Mär, 18V«, «ben»s 8 Uhr tm Theatersaale »es Urystall-Palaste». Di« Tagesordnung wird noch bekannt gegeben. Leipzig, am 13. März 1896. Ter Vorstau» »er vrt»krank,nrasse snr Leipzig u. Umgegen». vr. Willmar Schwabe, Borsitzender. G. >ot itLtM 190.70 enält 21»,M StUI. 1S4.51 153,20 1»8,70 120,40 ««zeigvR^-rOi- dle S gespaltene Petlt-elle V0 Pfß. - Reklame«» uater demRch«ti«n-strich (4g»> spalte») bO-iß, vor den FamtltklinachnLteu («gripaltr») 4l)^. Größer« Echrist«, ümt imserem P«l»» verzeichaiß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), u»r mit der Mvrg»»-Ausgabe, «du« Poftbesbrdrnma «1.—, mit Postbefördemag 70 —. Amiahmeschlirj fLr Anzeigen: >b«»d-<»Sgabr: Vormittag» 10 Uhr. Morg«a-Ax»gab«: Rachulttlag« »Uhr. Bei den Filialen »ad Annahmestelle» je «ta« halb« Stund» früher. Anzeige« si»d stet« aa di« Expedition »n richt«» Druck und Berlag von E. Polz t» Leipzig 80. Jahrgang.
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