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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.03.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960317010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896031701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896031701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-03
- Tag1896-03-17
- Monat1896-03
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Morgen-Ausgabe. KiMer TagMM Druck und Verlag von <k. Pokz tn Leipzig SV. Jahrgang Dienstag den 17. März 1896. F»«1Hetsn Die Morgen-AnSgabe erscheint um '/,? Uhr. di« Abeutk-Au-gab« Wochentag» um 5 Uhr. Nedartto« und Lrpeditto«: Johnnnetgasse 8. Dir Expedition ist Wochentags ununterbrochen »dftnet von früh 8 bi« «beud« 7 Uhr. Filialen: eil» Klemm'« Eorttm. (Alfred Hahn), Uatversitütsstratz« 1, Laut« Lösche, Natharinenstr. 14, Part, und Königsplatz 7. Ännahmeschluß fir Anzeigen: «bend-Ausgabe: vormUtag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen j, eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Anzeigea-PrsiO die S gespaltene Petitzeile 20 Pfg.' virclam en unter dem Nedactionsslrich («ge spalten) 50^, vor den Familirnnachrtchtrn (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unsrrem Preis- vrrzrichniß. Tabellarischer und Mernsah nach höherem Tarif. »Ä 8. s. » 8. 8. » 8. ' 8. Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes nn- Volizei-Amtes -er Ltadt Leipzig. Deutsches Reich. Berlin, 16. März. Fritz Kalle'S vortreffliches Büchlein „DeSReservistenBegleiter in dieHeimatb" (Mainz, Verein Concordia) war in ganz kurzer Zeit ver griffen, so daß eine zweite Auflage nothwendig wurde. Die selbe liegt jetzt vor und unterscheidet sich von der Vorgängerin nur dadurch, daß die Zabl der die Schrift aufs Wärmste empfehlenden Militairs sich um ein Beträchtliches gemehrt hat. Auch die Kriegsminister von Bayern, Sachsen und Württemberg finden sich unter ihnen. Eine mit der bis herigen Schritt haltende Verbreitung des sittliche und wirlh- sckaftlichr Lehren in volkstbümlicher und anziehender Sprache vortragenden, bei großen Bezügen überaus billigen Schrift- chens ist dringend zu wünschen. * Berlin, 16. März. Die ministerielle „Berliner Corr." schreibt: „DaS „Berliner Tageblatt" läßt sich am 11. d. M. telegraphisch von Arbeiterrntlassungen in großem Um fange auf der kaiserlichen Werft in Kiel berichten. Das Vorgehen der Werft errege Befremden, da der bevor stehende große Neubau reichliche Arbeitsgelegenheit biete und die Erkaltung deS alten Arbeiterstammes geboten und durch führbar erscheine. Diese Mittheilungen bedürfen insofern einer Berichtigung, als Arbriterentlassungen in besonder» erheblichem Umfange, wie aus der Notiz geschloffen werden könnte, nicht vorgekommen und nicht beabsichtigt sind. Es handelt sich um die Entlassung von im Ganzen 240 Arbeitern, welche vornehmlich bei denInstandsetzungSarbeitcn der inDienst befind lichen Schiffe während der Winterreparaturperiode beschäftigt waren. Die Arbeiten gerade an diesen Schiffen müssen im Interesse der Ausbildung der Mannschaften auf eine möglichst kurze Zeit beschränkt werden und machen deshalb während einiger Wintermonate einen erweiterten Betrieb unvermeidlich. Jetzt sind sie beendigt, und für die dabei beschäftigt gewesenen Arbeiter fehlt zur Zeit weitere Arbeitsgelegenheit. Erst später wird eS möglich sein, mehr Arbeiter auf dem Neubau „Ersatz Leipzig" zu verwenden; jetzt reicht dieser einzige Neubau der Werft nur eben aus, um im Verein mit den sonstigen lausen den Arbeiten die übrigen Arbeiter zu beschäftigen. Auf der Werft Kiel sind zur Zeit 4389 Arbeiter vorhanden. Bei solcher Zabl können Einlassungen in Grenzen von 240 Mann nicht als solche von großem Umfange bezeichnet werden, noch weniger kann man behaupten, daß hierdurch die Erhaltung deS alten Arbeiterstammes in Frage gezogen würde. Es ist immer das Bestreben der Werft, ihre Dispositionen so zu treffen, daß Arbeiterentlassungen in nennenSwerthem Umfange möglichst vermieden werden. Ganz auSschließen lassen sie sich ebensowenig, wie in großen Privatbetrieben, in denen wie Bezug-'Prei- t» H«r Hauptexprditton oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen «dgeholt: vtrrtrljährltch ^14.50, bet »Ivetmaliaer tllglichrr Zustellung tn« Hau« ücko. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandienduag in« Ausland: monatlich 7.50. zu theilen; der holländische Bauer ist nach seiner Er fahrung ein recht rohe- und primitives Geschöpf, von dem wenig zu holen sei. — So bat jede» Bild in dieser Werk statt seine besondere kleine Geschichte. Da ist eine Scene aus der Menagerie: „Die Thierbändigeria nährt einen jungen Löwen aus der Flasche." Das „Journal amüsant" parovirte dies Bild, als eS im Salon ausgestellt war, in einer Zeich nung „I^säucation ck'un roi", in der die kräftige junge Dame selbst den jungen Wüstenprinzen in einer unmittelbareren Weise ernährte. „Nickt besonders angenehm, so parodirt zu werden", meint der Künstler schmunzelnd .... Dann saben wir einen italienischen Garten; eS ist ein Motiv auS der Villa Wolkonski, die inzwischen von MiethScasernen umbaut ist. ES fällt uns eine sehr sorgfältig und fein auSgcführte Studie, einen Mädchenkopf darstellend, ins Auge. Sie ist vor 30 Jahren etwa entstanden und zeigt die ganze liebevolle Genauigkeit, mit der solche Zeichnungen damals auSgeführl zu werden pflegten. Nicht ohne Unwillen bemerkt Meyerheim, beute glaubten die jungen Künstler mit eia paar Kohlestrichen Alles gethan zu haben. Man bemerkt, daß der Maler an jedem seiner Bilder Antheil nimmt. Wenn wir davor stehen, ruht sein Blick sinnend darauf, und eS ist wohl nicht nur sein Malerauge, da« daS Geschaffene jetzt noch einmal prüfend betrachtet; auch sein inneres Auge weilt auf dem Werke, Vor stellungen und Erinnerungen steigen in ihm auf und zwischen zwei Zügen auS der Cigarr« kommt die «ine oder andere zum Ausdruck. Ganz besonder« eifrig aber wird er, wenn er an größere Aufgaben denkt: an leere Wände, die ihm zur Ausmalung überlassen werden. Darnach steht sein Herz, und was er darin leisten kann, da« zeigen ja seine Schöpfungen in den Sveisesälen des Reich-zustlzamte» und da« Palais Ratibor zu Berlin. Er klagt über die Architekten, die die Wände immer und immer wieder verzieren und ge stalten wollen und sich nicht entschließen können, dem Maler freie Hand und freie Wand zu lassen. Nun, in seinem eigenen Hause konnte er ja nach Wunsch schalten, und darum gelang es ihm auch, sich die« eigenartige Künstlerhrim zu schaffen, daS bei allem Reichthume der Ausstattung doch nur einen passenden Rahmen für di, Kunst und die Kunstübuna Meister Meyerheim'« bildet. Extra-Beilage« (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbeförderung 70.—. U.r.87 - — 8 — 8. iO 8. 75 8. 70 8. — 8. w 8. w 8 IO 8. rs -z. 70 8. — 70 8. ZO '7. ;o «. — 8. 7S 8. :S >7 ro 8. X) d. wenigstens insoweit zu verständigen, daß diese so launischen Tbiere sich freundlich zeigen und anfaffen lassen. Daß dem Künstler bei dem Löwen das gleiche Experiment geglückt sei, vermag er uns nicht mitzutheilen. lieber die Wahrheit der Tbierdarstellungen im Allgemeinen denkt er einigermaßen skeptisch. Es sei ein Glück, meint er offenherzig, daß die meisten Menschen von den Thieren so sehr wenig wüßten; daS giebt dem Thiermaler wenigstens einige Freiheit. Troyon z. B., der ein so hervorragender Künstler und ein so glän zender Colorist ist, hat nach der Ansicht Meyerheim's kaum eine richtige Kuh gemalt, und die Neuesten, findet er, sind dazu noch weniger im Stande, weil sie die Zeichnungen so arg vernachlässigen. Das Studiren nach der Natur hat hei dem eigenthüm- lichen Charakter der Modelle selbstverständlich seine Grenzen. Ein Thierstück unmittelbar nach der Natur herzustcllen — daS ist offenbar nicht angängig. Diese Methode würde z. B. bei der Darstellung der Riesenschlange auf dem be rühmten „Menagerie'-Bilde der Berliner Nationalgalerie ihre erheblichen Schwierigkeiten bieten. Da helfen nur schnell angefertigte Zeichnungen und wieder Zeichnungen. Meyerheim hat seine meisterhaften Tbierdarstellungen mit Hilfe dieser zahlreichen Skizzen und Zeichnungen vollendet, deren Verarbeitung zu einem Ganzen dann Sache seiner Phantasie war. Daß er auf diesem Wege «ine so große Glaubwürdigkeit in der Wiedergabe der Erscheinung und des Charakters der Thiere erreichte, verdankt er nur seiner innigen Vertrautheit mit ihrem Leben. Hat er doch selbst eifrig zoologische Studien getrieben; ist er doch bei einem Ausstopfer in die Lehre gegangen, dessen Kunst er aus dem ff gelernt hat! So wurde ihm di« Anatomie der Thiere aufs Genaueste bekannt. „Die Liebe zum Knocken!" ruft er eifrig auS; dir Liebe zum Knochen sei nölhig. Ein Knochen sei etwas ebenso Schöne» wir rinr Statue von Phidia«. Und er spricht mit Bitterkeit von der Flüchtigkeit sveciell der Künstlerinnen, denen rben diese „Liebe zum Knochen" abzugehen pflege, und die die Formen deS Thiere« oberflächlich und ohne tiefere- Verständniß seine« Baue« und Charakter» malten. So erzählt un» der Meister von seinem Schaffen, seinen Erfahrungen und Ansichten. Langsam und bedächtig kommen die Worte au« seinem Munde, eine gewisse Ruhe zeichnet ihn überhaupt au«. Er ist eine stattliche Erscheinung in der Kraft deS Leben« und sein dunkle« Bart- und Haupthaar beginnt erst allmählich dir Farbe de« Alter« zu zeigen. Kommt er auf sein« Ansichten und Urbrrzrugungen zu sprechen, England einen Schlag zu versetzen, ist für Jedermann sickt- bar. Die armenische Frage, welche in London aufgerollt worden ist, und die daselbst geführte Sprache von der Zer- theilung der Türkei haben am Goldenen Horn einen Groll gegen England hervorgerufen, so daß man auch mit über stürzenden Schritten des Sultans gegen England rechnen muß. Wird sich aber England zu einer Räumung Egyptens bequemen, falls dir interessirten Mächte darauf drängen würden? Dies ist ebenso unwahrscheinlich, wie daß etwa Rußland Gebiete Centralasiens oder daS Amurgebiet räumen sollte. Englands Ziel ist darauf gerichtet, Afrika zu erobern und zu beherrschen, nachdem in Asien der Grenzpunct seiner Machtentfaltung erreicht worden ist. In den 70er Jahren schon wurde in England der Gedanke lebendig, daß der ganze afrikanische Continent dem englischen Interessengebiet einverleibt werden müsse. Dem Gedanken folgte die rasche That. Der Congostaat fand in England nachhaltige Protection, Egypten wurde im Jahre 1882 nach dem Bombardement von Alexandrien besetzt. Die Mission Emin Pascha s, der Zug Stanley'» zur Befreiung Emin's sind nur Durchgangspuncte in der großen Actionspolitik der Engländer in Afrika, ebenso wie ihre Angriffe auf die Unabhängigkeit der Boeren, die Gewinnung von Betschuanaland und anderer Länder in Südafrika-' denen in den letzten Tagen der Streich in Transvaal folgte. Die Ausdehnung und Festigung der Herrschaft in Afrika ist seil 20 Jahren eine der hervorragendsten Aufgaben der englischen Politik, während früher die Beherrschung der Capländer nur zur Sicherung des Weges nach Indien und Australien als Postulat der Interessen des englischen Welthandels und seiner Ueberseepolitik galt. Als 1867 der Canal von Suez eröffnet wurde, stieg die Bedeutung Egyptens für England im Hinblick auf diese Ziele. Mit der fortschreitenden Aufschließung Afrikas stieg dessen eigener Werth selbst, so daß der Besitz von Afrika selbst den groß: " schaftsbestrebungen hat. I Colonialreich entstehen, wie Indien in . , Afrika an Reichtbum und Entwickelunasfähigkeit Australien und Canada bei Weitem. Weiter im Norden, aufwärts am Nil nach dem Sudan, und ebenso aufwärts am Sambesi, am Shire und am Benue werden die wichtigsten HandelS- routen da» Innere von Afrika den englischen Handels interessen erschließen. Der Besitz Egypten» sichert aber Eng land am Mittelmeer einen kolossalen Zuwachs, ebenso wie dadurch seine Position in Süd- und Ostasien gekräftigt wird. Der Suezcanal kann auch nur so lange in Englands Besitz verharren, als England Egypten beherrscht, und der Suez canal bedeutet für England die Beherrschung Indien». Es erhellt aus diesen Ueberlcgunaen, von welch großer Bedeutung der Besitz Egyptens für England ist. Daß eS nicht im Entferntesten daran denkt, denselben aufzugeben, zeigt der eben in Ausführung begriffene Vorstoß gegen Chartum, der natürlich nicht unternommen wird, um den Italienern in ihrem Kampfe gegen Menelik die Mahdisten vom Leibe zu halten, ihnen zur Restaurirung ihrer Waffen ehre zu verhelfen und so „das Prestige der europäischen Mächte zu retten", sondern lediglich zu dem Zweck, die Grenzen Egyptens zu sichern und — zu erweitern. Die egyptische Frage gewinnt dadurch an bitterem Ernst und birgt in ihrem Schooß noch manche Verwickelung und Schwierigkeit für die europäischen Großmächte. Eng land kann aber seine Position nur dadurch behaupten, daß es wenigstens der Neutralität Deutschlands und somit des Dreibundes sicher ist. So lange der Drei- hier die Beschäftigung nicht immer eine gleichmäßige ist, eS sei denn, daß geradezu eine Vergeudung der durch den Etat auSgeivorfenen Betriebsmittel zugelassrn würde. Immerhin ist der Umfang der Enilassenen so gering wie möglich gebalten. Im vorliegenden Fall hat die kaiserliche Werft dafür sorgen können, daß von jenen 240 Arbeitern 200 von der Ger mania-Werft in sofortige Beschäftigung über nommen werden." * Berlin, 16. März. Gegenüber den immer von Neuem auftauchenden Wünschen auf den Erlaß eines Trunksuckts- gesetzcS weisen die „Berl. Pol. Nachr." darauf bin, daß die verbündeten Regierungen keineswegs die hohe Bedeutung der Bekämpfung der Trunksucht durch gesetzgeberische Maß, nahmen verkennen und die Absicht der Vorlegung eines Gesetzentwurfs, ähnlich dem vom Jahre 1892, nicht aufgegeben haben. Die „Berl. Pol. Nachr." führen bei dieser Gelegenheit auS: „Wir haben schon früher darauf aufmerksam gemacht, daß, wenn der Versuch, der in dieser Richtung angestellt wurde, inzwischen nicht erneuert ist, andere dringliche Ausgaben der Gesetzgebung es verhindert haben. Einzelne Vorschriften de« damaligen Gesetzentwurfs sind inzwischen auch in andere Vorlagen, so die Frage der Entmündigung wegen Trunksucht, in das Bürgerliche Gesetzbuch übernommen, so daß dieselben dort ihre Er ledigung finden dürsten. Auch die Unterstellung der Consum- vcreine und anderer Vereine unter die Bestimmungen des K 33 der Gewerbeordnung hinsichtlich deS Ausschankes geistiger Getränke und des Kleinhandels mit solchen, wie sie sich in der schon in zweiter Lesung im Reichstage erledigten Gewerbe ordnungsnovelle vorsindrt, ist hierher zu rechnen. Es würde also der frühere Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung der Trunksucht je nach dem Loose, welches diese Einzelbestimmungen haben werden, umgearbeitet werden müssen. Im Uebrigen aber würde die Materie stark gefördert werden, wenn etwa durch Annahme einer Resolution die Reichstagsmehrheit einen Wunsch auf Erlaß eines solchen Gesetzes zu erkennen gäbe. Jedenfalls kann man sicher sein, daß die verbündeten Re gierungen den Plan des Erlasse« eine» Gesetzes zur Be kämpfung der Trunksucht nur aufgeschoben, nicht auf gehoben haben." V. Berlin, 16. März. (Telegramm.) DaS Kaiscrpanr besuchte gestern Vormittag den GotteSeSdienst in der Gnaden kirche und fuhr später nach dem AugustahoSpital, um sich von dem Befinden deS Generals ä la suito General-MajorS von Lippe, welcher zur völligen Wiederherstellung seiner Gesundheit nach Dresden reist, zu unterrichten. — Nach dem Schlosse zurückgekehrt, hielt der Kaiser eine Con- ferenz ab, betreffend die Festsetzung der Bestimmungen über einen Wanderpreis für Manner-Gesangvereine. Bei der Conferenz waren der Chef des CivilcabinetS, Pro fessor Albert Becker, Director Lachner aus Hannover und Director Otbegraven auS Köln zugegen. Darauf empfing der Kaiser den Staatssecretair de- ReichS-MarineamtS, Vice Admiral Hollmann, den Chef des MarinecabinetS Contre- Admiral Freiberrn von Senden-Bibran und den Obcr- Werftdirector in Kiel, Capitain zur See Diederichsen. Die FrühstückStafel fand um 1>/« Uhr statt. Eingeladen war u. A. der Botschafter Graf Philipp zu Eulenburg. Heute Vormittag besichtigten beide Majestäten den Entwurf des Standbildes deS Markgrafen Otto von Brandenburg, das für die Siegeöallee bestimmt ist. Darauf unternahm daS Kaiscrpaar den gewohnten Spaziergang durch den Thier garten. Nach dem Schlosse zurückgekehrt, hörte der Kaiser Lei Paul Meyerheim. Bon Theodor Lamprecht. Nachdruck verboten. „Künstlerheim" — wenn diese oft angewandte Bezeich nung irgendwo zutrifft, so paßt sie auf das Heim des ge feierten Meisters unserer Thiermalerei, Paul Meyerheim'-. In einer stillen Privatstraße, unweit der rauschenden Gipfel deS Berliner Thiergartens, steht sein Hau», und Alles, was Ge schmack und Kunstsinn rrdenken und erfinden kann, vereinigt sich, um seine Räume eigenartig und schönheitsvoll auszuge stalten. Kostbare Gobelin« schmückt» die Wände, lebhafte Majoliken fesseln die Augen, alte Möbel ziehen durch ihre stilvollen Formen an, und dem Gips der antiken Büsten hat die Hand des Hausherrn durch geschickte Bemalung den Ton und da» Aussehen de- Marmor- zu geben verstanden. Bon ihm stammt aber überhaupt da» Reizvollste in der Aus schmückung de» Hause«. Schon von der Stirnseite grüßen uns drollige würdige Thiergestalten, und je höher wir die zum Atelier führende Treppe hinaufsteigen, um so lebhafter werden an den Wänden die zwei- und vierfüßigen Freunde Meyerheim'» au» dem Thierreiche; besonder« da« gackernde und flügelschlagende Volk begleitet un» überall und versetzt un» in die richtige Stimmung zum Genüsse der Schöpfungen unsere« Künstler». In dem durch hundert zierliche Kleinig keiten belebten Atelier selbst bewundern wir einen herrlichen au-gestopften Pfau, und über ihm beherrscht die Wand das gewaltige Fell eine« Löwen. So richten sich die Gedanken in einer natürlichen Verbindung auf die Modelle, die der Meister zu seinen Werken braucht. Meyerheim verhehlt nicht, wi« schwierig e« für ihn sei, seiner Modelle habhaft zu werden. Oft heißt e» im Zoologischen Garten stundenlang warten und dann in liegender Eile den Moment benutzen. Er nimmt daher auch von den Thieren nie Skizzen in Orl, sondern nur in Pastell. 0n seinem Atelier hat er wenig Gelegenheit zu seinen Studien; er muß di« Thi«r« in der Natur beobachten und sich mit den Gewobnhiiten ihre- Leben» vertraut machen. Wir kommen auf di« in neuerer Zeit von einem Engländer studirte Asfensprache, und Meyerheim macht dir inter- ffsant» Mittb«ilung, daß er allerding« wohl durck gewisse «aut« «nd Mundstrllungea im Stande sei. sich mit d«n Affen so fangen hinter den scharfen Brillengläsern die Augen zu blitzen an, denen man e» sonst ansieht, daß sie an ruhige-, eindringendes Beobackten gewöhnt sind. Der ganze Atelier raum und sein Herr gehören organisch zu einander. Hier giebt'» keinen Sturm und Drang, hier blüht eine reise voll endete Kunst, die sich auch als Lebenskunst äußert. Es ist still und vornehm im Atelier und der Schritt ist durch Teppicke gedämpft. Still und sicher waltet der Meister hier seiner Arbeit und von den Wänden grüßen ihn zahreiche Er innerungen eines wohl angewandten Lebens. Üeberall und immer wieder macken sich seine Lieblinge bemerkbar, wenn sie auch iu natura auf den Teppichen des Ateliers nicht zu Hause sind. Doch wenden wir unsere Aufmerksamkeit den Schöpfungen zu, die uns am besten von der stillen Arbeit des Meister erzählen. Natürlich nehmen unser Interesse in erster Linie die Bilder in Anspruch, mit denen Meyerheim auf der dies jährigen Berliner Jubiläums-Kunstausstellung vertreten sein wird. Eins davon hat da» Atelier bereits verlassen, e» ist ein Motiv aus Griechenland, das die Phantasie des Künstler« zu einer Titania-Scene ausgestaltet hat. DaS zweite Werk, daS er ausstellen wird, ist ein GutSbof zur Mittagszeit, die Kübe werden hineingetrirben, ein Pfau spaziert würdevoll dazwischen herum. Ganz besonders reizvoll aber ist ein Ge- flügelhof. DaS Vogelvolk ist und bleibt nun einmal Meyer- hcim'S Liebling; den gespreizten Pfau, die watschelnde Ente, die geschäftige Henne, den bedächtigen Auerhahn, wie kennt er sie doch all« und wie naturgetreu hat er sie auf dieser Tafel festgehalten, die auch in ihrer lebhaften Farbenwirkung sehr anziehend ist und, wie wir sicher glauben, allgemein ge fallen wird. Ein andere- Bild führt uns in den Stall. Auf dem Schemel sitzt die Magd und ist damit beschäftigt, der Kuh den Schwanz ans Bein auzubindrn; den Vorgang des Melkens selbst findet Meyerheim zur Darstellung nicht gerade besonder« geeignet. Es ist ein Bild, das, möchte man sagen, voll von Stall-Atmosphäre ist. Ebenso ist ein holländische« Motiv sehr stimmungsvoll: ein kleine« Mädchen, da», an einen Zaun gelehnt, sich mit der Fütterung des Ge flügel« abgirbt. E« ist lange Jahre her, daß Meyerheim zuerst Holland aufsuckte. Inzwischen ist e« ja da« Mode land der modernen Maler geworden, und unser Künstler meint, daß di« ungemeine Einfachheit der holländischen Natur «S sei, di« einen so großen Reiz au-üb«. Aber im Uebrigen vermag er d,e heutig« H»llandv«r»hrung nicht recht - s Stück 8. «it,:578. 8. 8. >4. 8. 8 8. «5 8. - ». — 8. - « bund im Interessengegensatz zwischen England und der russisch-französischen Allianz neutral bleibt, kann England aus seiner einmal eroberten Position nicht verdrängt werden. In dem letzten Transvaalstreich aber hat England auch mit Deutschland eine Spannung geschaffen, und eS ist den Briten nunmehr auch von Deutschland die Lehre ertheilt worden, daß ihre Expansivpolitik in den außereuropäischen Welttheilen eine Grenze hat. Ein isolirteS und in seiner Colonialpolitik rücksichtsloses England kann sich für die Dauer nicht behaupten. Alle Continentalmächte haben jetzt die Tendenz, sich zu Seemächten zu gestalten, was ganz be sonder« vom Zarenreich gilt, welches sich in Ostasien zum Range einer Seemacht erbebt. England hat eS verstanden, ein Weltreick zu begründen, wie weit es ihm auch gelingen wird, dasselbe zu behaupten, wird erst die Zukunft lehren. i 8 s. »tloilvu. so 8. — 8. so 8 >0 8. >0 8. >0 8. — 8. — 8. — 8. Z0 8. — 8. 15 8. so 8. -0 8. 10 dr — 8. — 8U.52.Wo- 76 8. iv 8 X) 8 15 8. 16 8. 15 8 15 8. l K 8 — 8. >0 8. — 8 w 8 !5 8. 75 8. W 8. — 8. 15 8. 5^U)I2 75 6. 75 8. 75 8. — 6 — 8 — 8 15 8 15 8 75 8. 75 8 75 8 — 8 — 8 N 8 10 6 Die egyptische Frage. 8. Mag auch die Nachricht, daß die türkische Regierung ihren Botschafter in London, Costaki Pascha, beauftragt habe, da« englische Cabinet zu ersuchen, mit der Türkei Verhand lungen über die endgiltige Regelung der «zyprischen Frage cinzuleiten, sich als verfrüht erweisen, so unterliegt eS doch keinem Zweifel, daß die gegenwärtig erstarkte Türkei über kurz oder lang die egyptische Frage wieder aufnehmen wird. Da» Verhältniß zwischen der Türkei und Rußland ist jetzt ein günstigeres als je zuvor, nachdem die bulgarische Frage durch das gemeinschaftliche Vorgehen der Petersburger und der Konstantinopeler Regierungen endlich gelöst worden ist. Wenn die Franzosen die Politik de« Zarenreicke« in Ostasien unter stützen, so wird sich die entsprechende Gegenleistung Rußland- an seinem republikanischen Bundesgenossen darin äußern, daß es ihm m seinem Kampfe gegen England in Egypten hilft. Die auf Frankreich und Rußland sich stützende Türkei muß somit in Gegensatz zu England treten und die England so empfindlich berührende egyptische Frage aufrollen. Egypten ist thatsächlich eine englische Provinz, wenn auch noch nicht dem Namen nach, und Frankreich, welches bis zum Jahre 1882 einen ebenso großen Einfluß in Egypten ausübte, wie England, ist wegen seiner falschen Politik am Nil dieses Einflusses verlustig geworden. Es muß aber zugegeben werden, daß England« Einfluß in Egypten während der vierzehn Jahre seiner Okkupation sich als ein wohlthätiger erwiesen hat. Die Finanzen des Landes sind. Dank den Engländern, geordnet, die Rechtssicherheit wieder hergestellt und im All gemeinen ein Zustand geschaffen, über den die Bevölkerung nicht zu klagen hat. Der Mohamedanrr hat sich denn auch mit drr englischen Herrschaft zufrieden gegeben und ist in seinem Fatalismus nichts weniger al» ein Feind der gegen wärtigen Ordnungder Dinge. Die Engländer suchen weiter, freilich nicht auS Menschenliebe, sondern um sich am Rothen Meere und am Suezcanal populär zu machen, die drückenden Steuerlasten herabzumindern und die Einnahmeüberschüsse den niederen Volksschichten durch Erleichterung der Frohndienste zu Theil werden zu lassen. Frankreich dagegen sucht diese Popu larität Englands in Egypten zu hintertreiben, indem eS ver möge de« Einspruchsrechts, welches ihm die internationale Schuldcontrole einräumt, gegen die von England vorgeschlagene Verwendung von Einnahme-Ueberschüssen zur Erleichterung der schwer auf die Fellahs drückenden Lasten Protest erhebt. Die Egypter sollen nicht die von den Engländern geschaffenen Segnungen an ihrem Leibe erfahren, damit nicht die Fest- wurzelung der Engländer in jenem Lande sich vollziehe. Frankreich ist von den Engländern in der afrikanischen Politik mehrfach überrumpelt worden. Der Suezcanal, welcher von den Franzosen auf die Initiative Napoleon'S lll. gegen den Wunsch England- gegraben worden ist, ging im November 1875 in Englands Besitz über, indem die eng- lischeRegierungdamalSdemstarkverschuldetenIsmailPascha für 80 Mill. Mark 176 602 in dessen Besitz befindliche Stücke Suez- canalactien abkaufte. Nachdem die Engländer Herren de» Suez- canalS geworden, occupirten sie auch im Jahre 1882 Egypten, wo durch sie sich erst den Besitz deS SuezcanalS sicherten. Die Franzosen können sich ihre Schwäche und Fehler der englischen Politik gegenüber bis jetzt nicht verzeihen und sind unablässig be strebt, eine mächtigere Position in Afrika zu gewinnen. DaS Bündniß mit Rußland und neuerdings auch die Herstellung der FreundschaftSbeeiehungen mit der Türkei richten ihre Spitze zum großen Theil auch gegen England- Uebergriffe in Egypten. Daß die Türkei nunmehr allen Grund hat, Mit der fortschreitenden Aufschließung len Werth für die englischen Herr en Afrika soll ein neues englisches Asien, übertrifft doch - 8 I.o so S. I.v. 5 8 i.v. - ». i.o. - t,. >.v. 5 i.v. >.v. S 8. 5 di I.o. » 8 I.V -b, wCoupL - 8. a> Ooup A 1 8. l.o - 8. I.v ) i»8 I.v - 8. I.v. 5 8. 5 8. ) 8. I.V. ) 8. I.v. ' i»6. i-v > 8. l.v. ) 8. - 8. I.o. ) 8. 8. > » i 8 I.v I. o > 8 > S. I.o 8 I.o - 8. «.v I 8. > ». > 8. > 8. i.o - 8. > 8. 1.0. > 8. > 8. - 8. > 8 o 8. - lr >0 8. StUck i. - 8. 8 V - - ' 8 ^8. - 8. kiot.r t7LSV ^8. L 8. E x? 8. 8. a 8 «.70kl 1 8 -L 8 d. lbvA.Kz 8«. ««. **
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