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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.03.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960319026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896031902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896031902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-03
- Tag1896-03-19
- Monat1896-03
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Reclamrn unter dem ütedactiouSstrich <4 ge spalten) bO^, vor den tzamilieunachrichten (6 gespalten) 40/4. Größere Schriften laut unserem Preis- vrrzeichniß. Tabellarischer und Ztffernsa? nach höherem Tarif. H?tra«Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgrn-AuSgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbefördrrung -4i 70.—. Ännahmeschloß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig 143. Donnerstag den 19. März 1896. Sv. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig, 19. März. Als der einstimmige Beschluß der Budgetcommission deS Reichstags, nach welchem für das vergangene und das laufende EtatSjahr die Hälfte der Ucberschüsse der ReichSetnnahmcn zur Schuldentilgung verwendet werden soll, bekannt wurde, haben wir sofort auf das Bedenkliche dieses Beschlusses hingewiesen und ausgeführt, daß der Reichs- schatzsecretair eine solche Bestimmung sich wohl gefallen lassen könne, daß aber die Finanzminister der Einzel staaten alle Ursache hätten, gegen eine derartige Entschließung zu protestiren, die ihnen für zwei Jahre einen Tbeil der die Matricularbeiträge übersteigenden Ueberweisungen aus der ReichScasse entziehe, aber ihnen die Verpflichtung lasse, in schlechten Finanzjahren eintrelende Fehlbeträge zu decken. Der preußische Finanrminister hat denn auch mit einem solchen Proteste nicht gezögert; er hat, wie man aus dem „Hann. Cour." erfährt, auch besonders darauf hingewiesen, daß, da der Antrag Lieber nicht im Plenum als Initiativ-Gesetz entwurf, den die verbündeten Regierungen nachher einfach annehmen oder ablehnen könnten, sondern zum Etat ein gebracht worden ist, die verbündeten Negierungen vor die Alternative gestellt werden, den ganzen Etat mit diesem Anträge anzunedmen oder zu verwerfen. Man hätte nun meinen sollen, Herr vr. Miguel würde nickt nur mit diesen seinen Bedenken im preußischen Ministerium durch dringen, sondern auch die übrigen deutschen Negierungen zu einem Proteste veranlassen. Aber es verlautet nicht nur nichts von Einsprüchen anderer Regierungen, sondern auch im preußischen Ministerium hat allem Anscheine nach Herr vr. Miquel nachgeben müssen. Darauf deutet wenigstens die bereits vom Telegraphen gemeldete Erklärung des „Reichsanzeigers", die wir des Zusammenhanges halber hier nochmals folgen lassen: „Der dem Reichs-Schatzsecretair in der Presse gemachte Vorwurf, er habe in der Budgetcommission die eventuelle Stellung nahme der verbündeten Regierungen zu dem Anträge Lieber nicht gewahrt, ist unbegründet. Gras Posadowsky hat den Antrag Lieber, insoweit mit demselben der Beginn einer Schuldentilgung im Reich beabsichtigt ist, vom Standpunct der Reich»-Finanzverwaltung aus grundsätzlich willkommen geheißen, ohne jedoch der Entschließung der Bundesstaaten irgendwie vorzugreisen. Auch die preußische Regierung hat demnächst einer alsbald zu beginnenden Abminderung der Reichsschuld ihre Zustimmung ertheilt und sich über die Form, in welcher der dem Anträge Lieber zu Grunde liegende Gedanke zunächst ver suchsweise zu realisiren und im Bundesrath zu vertreten sei, schlüssig gemacht. Die gegen den Reichs-Schatzsecretair aus Anlaß des Antrags Lieber von einzelnen Stellen gerichteten Angriffe sind hiernach grundlos. Die Nachricht, daß Graf Posadowsky sein Entlassungsgesuch eingereicht habe, beruht auf Erfindung." Also „zunächst versuchsweise" will Preußen den Grundgedanken des Lieber'schen Antrags realisiren helfen und im Bundesrathe vertreten. Wir können nur wünschen, daß dieser Versuch im BundeSrathe mißlingt und daß die übrigen deutschen Regierungen nicht vertrauensselig genug sind, auf die Brücke zu treten, die Herr Lieber geschlagen hat, nicht um zu einer organischen Finanzreform im Reiche hinüberzuleiten, sondern um eine solche Reform, welche die Einzelstaalen in schlechten Jahren vor großen Anforderungen des Reiches bewahren würde, zu Hintertreiben. Es ist übrigens auch noch sehr fraglich, ob das Plenum deS Reichstags den Beschluß der Budgetcommission accrptirt. Anfang» hat man vielfach die Bedeutung dieses Beschlusses verkannt und ihm deshalb in der Presse zugestimmt. Jetzt hat sich das geändert. Selbst die „Kreuzzeitung", auf deren Gesinnungsgenossen in der Commission Herr vr. Lieber sich gestützt hat, erbebt jetzt Einspruch gegen den Commissionsbeschluß, indem sie auSführt: „Gewiß wird cs auf die Dauer unerläßlich fein, auf eine Amortifation der Reichsfchuld Bedacht zu nehmen, und inio- fern hat die Annahme des Antrags Lieber wohl eine grundsätzliche Bedeutung. Mehr als eine Demonstration können wir aber bis jetzt nicht darin erblicken; denn der Reichstag wird fick im Plenum doch noch sehr überlegen müssen, ob er so ex abrupto die Franckenstein'sche Klausel durch einen bloßen Zusatz zum Elats- gesetz für ein Jahr außer Kraft fetzen will — gegen den Wider spruch deS Bundesrathes, der einem solchen Beschlüsse den äußersten Widerstand entgegensetzen dürfte. Man kann doch nicht von heule auf morgen ein Gesetz, wie das Franckenstein'sche, umfloßen, um eine vergleichsweise geringe und einmalige Amvriijation der Reichs schuld zu erzwingen, ohne Rücksicht darauf, daß die in ihrer Steuergebahrung durch das Reich aufs Aeußerste eingeengten Einzelstaaten in die Zwangslage versetzt werden, den uner warteten Ausfall ihrerseits durch Anleihen zu beschaffen. Wir wollen gar nicht erst darauf Hinweisen, wie eine solche Politik der Einfälle und Anwandlungen alle von langer Hand vorbereiteten Finanzpläne Preußens und anderer deutscher Staaken, ja schließlich deren ganze finanzielle Ordnung stören muß. Dazu kommt, daß der Antrag Lieber die Rechte des Parlaments gegenüber den anderen gesetzgebenden Factoren mit absoluter Rücksichtslosigkeit geltend macht. Die Rückzahlung der Reichsfchuld muß bald begonnen werden, aber in Uebercinstnnmung der verbündeten Regierungen und des Reichstages, und nach einein Systeme, in das sich die Finanzpolitik der Einzelstaaten auf die Dauer ein ordnen kann." Nur unter einer Bedingung könnte unseres Erachtens der Antrag Lieber vom Bundesrathe ohne schwere Bedenken angenommen werden, unter der Bedingung nämlich, die wir schon kürzlich bezeichneten: daß der Reichstag durch eine Resolution seine Geneigtheit kundgiebt, einein organischen Reichfinanzgesetze zuzustimmen, durch Las die Einzel staaten vor der Gefahr bewahrt werden, in guten Finanz jahren ihr Recht ans Ueberweisungen aus der ReichScasse zu verlieren und in schlechten Jahren zu schweren Leistungen an daö Reich sich gezwungen zu sehen. Die gestern mitgetheilten Erklärungen des Herrn vr. PctcrS machen wenigstens nicht überall den Eindruck, den er erwartet haben mag. Seiner Schilderung der Lage, in der er sich befunden habe, als er die Verurtheilungen der beiden Neger herbeiführte, werden Berichte entgegengestcllt, die er damals erstattete, und ferner wird darauf hingcwiesen, daß diese Schilderung im Widerspruche stehe zu den Erklärungen des Directors der Colonialabtheilung und dem von Herrn Or.Peters selbst unterzeichneten Vernebmungsprotokoll vom Mai 1895. Aber auch die Schilderung selbst wird unter die kritische Loupe genommen. „Giebt es", so fragt der „Hamb. Corr", „etwas Unverständlicheres, als die Erzählung des Einbruchsdiebstahls deS Peters'schen Dieners in die Officiersmesse?" Angeblich handelte es sich um einen qualificirten Diebstahl. Gleichwohl vermuthet Peters, der Diener habe eigentlich zu Leu beiden Mädchen dringen wollen, die in dem Vorratbsmagazin schliefen. Wollte er etwa die Mädchen stehlen? Nachdem aber der Diener, dieser Ausbund von Verschmitztheit, den Dieb stahl gestanden, fährt Peters fort: „Das Mädchen, das ver dächtig war, mit ihm gleichzeitig den Einbruch verübt zu haben, entließ ich ungestraft zu ihren (d. h. seinen) Eltern". Woher kommt plötzlich dieses dritte Märchen, das Peters „ungestraft" entließ, das also anscheinend ihm gehörte? Daß die Hinrichtung des Dieners nicht motivirt ist, fühlt auch Peters selbst. Aber die Station ist nicht sicher, wenn die 125 000 Eingeborenen nicht „Furcht vor seiner Person" haben, und deshalb läßt er sich durch ein Kriegsgericht znr Hinrichtung zwingen, d. h. durch ein Kriegsgericht, das er selbst beruft! Auch in dem zweiten Fall muß die Hinrichtung, d. h. durch Hängen einer Eingeborenen, deren „persönlicher Lebenswandel, den Gebräuchen der Eingeborenen gemäß, ein lockerer" war, deshalb erfolgen, weil sonst das Prestige und damit die Herrschaft der Weißen in Frage gestellt worden wäre. In welcher Beziehung Herr Peters zu dieser „Eingeborenen" gestanden bat, verschweigt er, das von Geh. Rath Kayser ver lesene, von PeterS unterzeichnete Protokoll hat darüber Klarheit gegeben. Diese Eingeborene kam Anfang November 1891 in Verbackt hochverrätherischer Umtriebe, d. h. kurze Zeit nach der Hinrichtung des Dieners. Ein merkwürdiges Zusammen treffen!" Anderseits wird von Freunden des Herrn Or. Peters darauf hingewiesen, daß auf die Behauptungen der englischen Missionare nichts zu geben sei. Schon im November 189l seien die beiden Missionare Baxter und Steggal von dem englischen Commandanten iu Taveta, Lieutenant Hamilton, der Einsch mugge lun g von Waffen für die rebellischen Elemente am Kilimandscharo officiell bei Or. Peters verklagt worden. Weiter heißt eS: „Damals waren die Verhandlungen um die Abgrenzungen im Kilimandfcharo-Gebiet im Gange, und die Engländer setzten jede nur mögliche Jntrigue in Scene, um dieses herrliche Bergland noch für sich zu gewinnen. Wegen solcher rebellischen Umtriebe wurden hernach die englischen Missionare Baxter und Steggal aus dem Kilimandscharo-Gebiete ausgewiesen. Besonders kam es den Engländern darauf an, Or. Carl Peters, den man englischer seits als den energischsten Vorkämpfer der deutschen Interessen kannte, als Grenzcommissar zu entfernen. Aus diesem Grunde wurde im April 1892 jene verleumderische Fabel über seine Amtsthätigkeit am Kilimandscharo von englischer Seite erfunden." Man sieht aus alledem, daß Geh. Legationsrath Or. von Schwartzkoppen, der mit der Umersuchung gegen Or. Peters beauftragt ist, ein sehr umfassendes Material zu prüfen haben und daß die Untersuchung längere Zeit in An spruch nehmen wird. Mit überwältigender Mehrheit, mit 425 gegen 69 Stimmen, bat die französische Kammer den Gesetzentwurf über die Pariser Ausstellung von 1900 angenommen, nachdem Bourgeois in geschickter Weise den socialistischen Antrag auf besondere Begünstigung der an der Weltausstellung betbeiligten Arbeiter von sich abgewehrt hatte. Hätte nun auch jedes andere Ministerium mit der DiScussion über die Ausstellung, für die man in Frankreich sehr eingenommen ist, gut ab geschnitten, so kommt doch der Vorgang in der Kammer dem radikalen Cabinet gerade im jetzigen Augenblicke sehr gelegen. Auch der Senat kann sich jetzt trotz seiner Antipathie gegen das Ministerium nur entschieden für die Ausstellung aussprecken. Die Kammer hat außerdem mit 377 gegen 164 Simmen beschlossen, daß die Weltausstellung nach dem Plane der Regierung stattfinden soll. Der auf die Verwerfung jeglicher Ausstellung bezügliche Antrag wurde von der Kammer ebenso abgelehnt wie der Plan, nur eine beschränkte Aus stellung auf dem linken Ufer der Seine abzuhalten. Die Weltausstellung von 1900 wird sonach auf das rechte User der Seine und das Champs-ElhsSes-Viertel ausgedehnt. Der Industrie-Palast wird abgerissen, und an seine Stelle treten zwei große Prachtgebäude, die in den ChampS ElysSes die schone Perspective nach der Jnvaliden-Esplanade mit der vergoldeten mächtigen Kuppel des Jnvalidendome« im Hinter gründe bezeichnen. Mau kann die Deputirtenkammer zu diesem Beschlüsse nur beglückwünschen, denn auf diese Weise wird jene Gegend der ChampS ElysSe», die in Anbetracht der harmonischen Wirkung, die nicht allein die breite, schöne, sanft nach dem Triumphbogen ansteigende Avenue des ChampS Elysses, sondern auch nach der anderen Seite der Blick auf die Place de la Concorde und das Louvre auf den Beschauer hervor bringen, an und für sich schon zur schönsten von ganz Paris gehört, eine weitere, geradezu großartige Verschönerung finden. Die Debatte in der Kammer bot trotz dieses wichtigen Gegenstandes, der auf der Tagesordnung stand, ein verhältnißmäßig nur geringes Interesse, denn es unterlag, wie bemerkt, von vornherein keinem Zweifel, daß das wohlerwogene Project der Negierung genehmigt werden würde. Hätte doch andernfalls die Welt ausstellung von 1900 ihren Hauptanziehungspunct verloren, der diesmal nicht in der Errichtung von Eiffelthürmen und anderen Wunderwerken der Baukunst und des Ingenieur wesens, sondern in der harmonischen, stilvollen, künstlerisch schönen Gesammtaulage des Ganzen besteht. Die Verbaltungölinie der italienische» Negierung in der afrikanischen Krise läßt sich am besten als die Politik der freien Hand bezeichnen. In der Thal ist die dortige Lage noch immer so unübersichtlich, daß sich weder militairiscke noch staats männische Autoritäten schon jetzt auf ein bestimmtes Programm festlcgen können. Nur darin ist alle Welt einverstanden, mit Ausnahme der Feinde des monarchischen und nationalen Italiens, daß man fick nur mit Ebren aus dem verdrießlichen abessinischen Handel ziehen darf. Es heißt ja, der Neaus solle versöhnliche Gesinnungen hegen, und nicht abgeneigt sein, den Italienern annehmbare Bedingungen zu gewähren. Ob aber in dieser Auffassung vom Charakter des abessinischen Herr schers nicht der Optimismus überwiegt, bleibt erst noch abzuwarten, und selbst wenn er für seine Person zu einer staatsweisen Mäßigung neigen würde, so muß man doch nicht übersehen, daß in seiner Umgebung Einflüsse thätig sind, deren Urheber an der Fortsetzung des Krieges gegen Italien ein Interesse haben. Mögen Vie officiellen Pariser Kreise noch so harmlos thun, jenseits der Alpen ist es zu genau bekannt, welche Speku lationen Frankreich auf die Fortdauer der für Italien auS dem abessinischen Feldzuge entstandenen Schwierigkeiten baut und wie bedeutend der dem Negus von französischer Seite geleistete Vorschub gewesen ist. Auch die Schadenfreude, womit Presse und öffentliche Meinung in Frankreich von den militairischen Katastrophen der Italiener auf afrikanischem Boden Kenulniß nahmen, bedurfte für letztere keines Com- mentarS. So ist eS denn keineswegs undenkbar, daß ins geheim französischerseits beim Negus gegen die Bewilligung annehmbarer Friedensbedingungen an Italien inlriguirt werde, und das Ministerium handelt nur pflichtgemäß, wenn es bei aller Bereitwilligkeit zur Beendigung des Krieges, doch nichts verabsäumt, um nölbigenfallS die Action fort- fükren zu können. Von den Friedensverhandlungen, über die jetzt bezeichnender Weise Alles still ist, versprechen wir uns nickt viel. Es ist wiederholt behauptet worden, Menelik wolle den Italienern die Mareb-Belesa-Muua-Grenze zugestehen. Diese Marcb-Belesa-Muna-Linie wurde jedoch den Italienern im December 1891 durch die Na« Mangascka und Alula eigenmächtig zugestanden. Menelik hat sie nie an erkannt, vielmehr ist gerade dieser Vorgang mit ein Grund für sein Zerwürfniß mit den Italienern geworden. Die im Vertrag von Utschalli festgelegte Grenze läuft 50 bis 75 weiter nördlich, und zwar von Arabali-Halai-Saganeiti nach ASmara; von dort birgt sie nordwestlich nach Adi Nefas und Adi Johannes ab und führt dann in genau westlicher Richtung weiter. Sollte Menelik bei einem Friedensschlüsse wirklich die Linie der drei erwähnten Flüsse als Grenze gelten lassen, FriNlletsir. Gottbegnadet. 3) Roman von Konrad Telman». Nachdruck verboten. Tbea hatte immer noch kein Wort gesprochen. Auf ihren Wangen wechselten Röthe und Blässe, wie Frau Marcella beobachtete, die ihrerseits die Versunkenheit de» jungen Mädchen« um keinen Preis hätte stören mögen. Dann hatte plötzlich Harry v. Sennfeldt, der sich eben anschickte, noch ein dritte» Lied zu singen — auf dem Programm stand einfach „Liedervortrag de» Herrn H. v. Sennfeldt", so daß man nicht wußte, wie vielt er geben würde —, Thea aufgefunden, nach der sein» Augen schon lange suchend umbergegangen waren, und nun — sie konnte sich darüber nicht wohl täuschen, so sehr e» sie auch erschreckte — grüßte er sie mit einer leichten Stirnneigung und strahlenden Augen, während ein halb vertrauliches, halb triumschirendes Lächeln um seine Lippen spielte. E« hatte aber nicht« Verletzende» oder An maßende». E» schien nur sagen zu wollen: „Ich freue mich, daß Sie da find! Und nun sehen Sie wohl, wer ick bin!" Etwa» von naiver, liebenswürdiger Selbstzufrieden beit lag darin. Und dann, während Thea in heißem Er schrecken ihre Stirn so tief herabbeugte, al» ob sie sich ver bergen müsse, fing Harry v. Sennfeldt zu singen an: „Wer nie sein Brod mit Thränen aß" . . . Er sang e» mit unvergleichlicher Wärme der Empfindung und, soweit das möglich war, mit noch schmelzenderem Wohl laut al« die früheren beiden Lieder. Ueberall sah man jetzt die Taschentücher zum Vorschein kommen. Die meisten Damen mußten sich ihre Thränen forttrocknen, einige schluchzten sogar. Selbst Asta von Flügge weinte, wa» sie jedoch nickt binderte, hinter ihrem seinen Battisttuch Frau Marcella zuzuflüstern: IedeSmal macht er diesen Knalleffect, wenn er irgend Einen — meist vielmehr irgend Eine — gründlich bezaubern will. Da widerstehe auch mal Eineri Nun möcht ich blo» wissen, wer» diesmal wieder ist. Frau Marcella selbst war tief bewegt. Auch an Tbea'S Wimper sah sie eine Thräne und leise drückte sie ihr die Hand. „Denn jede Schuld rächt sich auf Erden", war e» verklungen. Sekundenlang waltete noch Stille. Dann aber brach em gewaltiger Sturm los. Man klatschte, man schrie, die Damen schwenkten ihre Tücher. Wieder und immer wieder verneigte sich Harry. Als er dann aber Miene machte, ab zutreten, erhob sich ein unbeschreiblicher Tumult. „Mebr! Mehr!" wurde gerufen. „Noch einmal! Du caxo! Zugeben! Zugeben!" Harry wollte trotzdem fliehen; dann zögerte er wieder angesichts des sich stetig steigernden Lärm» und wies nur mit der weiß behandschuhten Rechten auf seinen Kehlkopf, worauf Lachen und Zurufe aller Art ertönten. Endlich flüsterte Harry nach einem Achselzucken, das seine Ratblosig- keit ausdrücken sollte, dem Herrn am Flügel ein paar Worte zu, zuckte nochmals vielsagend die Achseln, während sich ein Zug von schmerzlicher Resignation in seinem Gesicht bemerk bar machte, und sang endlich noch einmal: „Du bist die Ruh". Mit dem letzten Ton verbeugte er sich dann noch einmal und ging rasch hinaus, ohne sich weiter um das aufs Neue loSbrechende Beifallsgetöse zu kümmern. „Gott fei Dank!" sagte Frau von Sennfeldt laut, ihren Fächer ein klappend. „Mir ist's jedes Mal, als wäre er nun wieder gerettet, wenn er so heroisch seine Pflicht erfüllt hat. Der arme Junge! Morgen wird er total stimmlos sein." Die Gesellschaft erhob sich geräuschvoll, da« Concert war zu Ende. Ueberall hörte man in den sich bildenden Gruppen Ausrufe der Bewunderung und deS Entzückens, und alle aalten Harry von Sennfeldt, während die übrigen Musik stücke völlig ungerührt gelassen hatten. Die Lieutenants von Bodenhausen und von Asten sowie die anderen Herren, die vorher Asta'S Hofstaat gebildet hatten, drängten sich wieder heran. Thea Lindbeim fuhr erst unter der Anrede eine« derselben aus ihrer Traumversunkenheit auf und Frau Marcella mußte ihr lächelnd über die Wangen hinstreichen, um sie völlig in die Wirklichkeit zurückzurusen. Sie sah un gemein reizend aus in ihrer Scham und Verwirrung. Aber antworten konnte sie dem blondbärtigen Herrn mit dem Kneifer, der sich Frau Marcella als Assessor von Asten vor stellte, nicht. „Fräulein Tochter scheint noch ganz in den Banden dieses Rattenfängers, gnädige Frau", sagte er und es klang eine leise Unruhe oder Gereiztheit durch seine Worte. „In der Tbat", erwiderte Frau Marcella, „aber wen darf daS überraschen? Ich muß gestehen, daß es mir kaum ander» geh». Meine höchsten Erwartungen sind noch über troffen worden. ES war ein schöner Abend." „Stimme und Vortrag sind ja ersten Ranges", siel der Assessor mit eigenthümlicher Betonung ein. Er schien neck etwa« hinzusrtzen zu wollen, aber jetzt wandte sich Asta von Flügge ihrer Cousine zu, ergriff deren Arm und führte sie zu Frau von Sennfeldt, dir jetzt von einem sich ablösenden Schwarm gratulirender Menschen um ringt war und, wie eine Fürstin, lächelnd, mit huldvoller Herablassung alle Glückwünsche zu dem ungeheuren Erfolge ihres SvbneS und alle bewunderungsvollen Worte entgegen nahm. Man erkannte unschwer, daß sie an Aebnlickes ge wöhnt war. und auch die Ausdrücke übertriebenen Entzückens, die sie zu hören bekam, ibr nicht lästig wurden. Asta schob alle diese Menschen ziemlich unsanft zur Seite. „Verehrte Frau! Meine Cousine, Frau Lindheim, und hier — sie zog Thea an der Hand heran — ihre Tochter. Beide haben Harry heute zum ersten Mal gehört — bei solchen armen Provinzlern kann man ja nicht viel verlangen — und sind noch ganz paff. Aber nun, meine Herrschaften, zum Essen, zum Essen! Ich kriege nach solchen GemüthSemotionen immer «inen Wolfshunger. Herr von Bodenhausen, Ihren Arm! Lassen Sie un« vorangehrnl" Die Gesellschaft folgte den Boraufschreitenden. Der Abend war so lind, daß man hätte draußen auf der Terrasse sitzen können, wo ein reges Treiben herrscht«, aber Frau v. Senn- felvt wies eine solche Zumuthung mit Entrüstung zurück. Für Harry hätte da» geheißen Gott versuchen. ES war ohnedies für ihn gefährlich, hier in der heißen, soaar von Cigarren- rauch erfüllten Luft deS Restaurant« zu fitzen, und länger al» eine halbe Stunde durfte er da« um keinen Preis. Man nahm alto an dem schon reservirten Tische an einem der großen Fenster Platz, durch die der Blick aufs Meer hinaus- ging, dessen Rauschen durch daS Stimmengesckwirr hier drinnen überballt wurde. Auch der Oberst v. Ramin und seine Tochter Hertha hatten fich zu der Gesellschaft gefunden, vie jetzt ein Dutzend Personen zählte. Die beiden jungen Mädchen wurden von den Herren in die Mitte genommen, Asta ließ sich zur Linken von dem Obersten, zur Rechten von Lieutenant Bodenbausen den Hof machen, und so kam e-, daß Frau v. Sennfeldt und Frau Marcella aufeinander an gewiesen blieben. Die Unterhaltung zwischen ihnen wollte jedoch nicht in Fluß kommen. Frau von Sennfeldt horchte Kalo gespannt auf da» Stimmengetöse an den andern Tischen hinaus, wie immer begierig, Harry'S Namen daraus aufzufangen, bald richtete sie ihre Blicke gespannt nach der Thür, durch die er kommen mußte. Dazwischen sprach sie manchmal iu zer streutem, besorgtem Tone von ihm, ohne ihn zu nennen, al» ob es ganz selbstverständlich wäre, daß nur ron ihm die Rede sein konnte, und ohne auf Frau Marcella'S Erwiderungen zu hören: „Er muß sich jetzt einigermaßen abkühlen." „Ei lst ja immer wie ohnmächtig nach solch einer Anstrengung." „Denken Sie nur, wie da» seine Nervenkraft absorbiren muß! ES ist eine Art langsamen Tode» für ihn." „Bei jedem Liede giebt er ja sein ganze» Ich hin." „Wenn er nur jetzt endlich käme! Ich balle e» bald nicht mehr aus vor Angst um ibn. So lange ist er sonst nie geblieben." Sie machte schon Miene, aufzustekcn und Harry zu suchen, als dieser endlich erschien. Er halte seinen Frack gegen ein leichtes, Helles Sommerjacket vertauscht, trug aber die weißc Halsbinde noch. Sein Haar war in leichter Unordnung, was den Eindruck des Absichtlichen erregte, seine Mienen waren schlaff und apathisch, sein Gang nachlässig. Er kam langsam näher, wie um Jedermann Zeit zu lassen, seine Anwescnbeil zu bemerken. In der Tbat wurde er denn auch sofort zum Gegenstand allgemeiner Aufmerksamkeit an den Tischen, und sein Name ging von Mund zu Mund. Al» er seine Mutter in einem so großen Kreise sitzen sah, verdüsterte sich seine Miene, um sich sogleich wieder zu erhellen, als er Tbea er kannte. Er trat jetzt rasch heran, verbeugte sich lächelnd, küßte seiner Mutter die Hand und sagte mit einer liebens würdigen Bewegung: „Bitte aber dringend, sich nickt stören zu lassen. Ich schiebe mich schon noch hier ein. Ich bitte nur, mich vorstellen zu wollen, lieber Dodenhausen". Die Vorstellung erfolgte, dann wurden Händedrücke ge tauscht, Glückwünsche ausgesprochen, die Harry von Sennfeldt mit halbem Lächeln entgegen nahm, ohne daß sie tieferen Ein druck auf ihn gemacht hätten, und endlich schob er nach einem „Erlaube, liebste Mama!", womit er ihren Wink, sich neben ihr niederzulassen, erwiderte, seinen Stuhl neben den Theas, die nunmehr zwischen ihn und den Assessor von Asten zu sitzen kam. „Sie gestatten doch, gnädiges Fräulein?" fragte er mit einem strahlenden GesichtSauSdruck, während der Assessor eine unmutbige Geberde machte. „Wir sind ja eigentlich schon alte Bekannte. Nein, ist da« nett, daß ich Sie hier finden muß! Sie, Frau von Flügae's Cousine? Wie wunderlich sich doch Alles in dieser kleinen Welt trifft! Nun, hab ichs nicht gesagt, Sie würden bald genug erfahren, wer ich bin, und eS brauchte keiner Vorstellung? ES war aber ein reizende» Abenteuer, nicht?" Er plauderte, sichtlich in bester Laune, so weiter und auch Thea, deren Antlitz sich anfangs nut heißer Röthe überdeckt hatte, gewann bald ihre Unbefangenheit zurück und stand ibm in munterer Schalkhaftigkeit Rede. Frau von Sttmfsldt
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