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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.03.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960321021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896032102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896032102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-03
- Tag1896-03-21
- Monat1896-03
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2t«tz Zweck gewußt, daß er den Obercommiffar im Dunkeln ge lassen und dl« Nachricht von dem Einfall seinen College» nicht sofort mitgetheilt habe. So lange Rhodes sich von diesen und anderen Beschuldigungen nicht reinwasche, könne der Asrikander-Bund nicht politisch mit ihm zusammerwirken. — Wie bedeutungsvoll dieser Beschluß ist, geht daraus hervor, daß, wie schon angedeutet, der Afrikander-Bund bisher für die AuSdehnungsplane deS .ungekrönten Königs von Südafrika" gewirkt hat, freilich nicht im Interesse Englands, sondern in dem der südafrikanischen Staaten selbst, deren Zusammenschluß bei Wahrung vollständiger Unabhängigkeit zede« Einzelnen er anstrebt. Deutsche- Reich. * Berlin, 20. März. Am 21. März d. I. sind 25 Jahre verflossen, seitdem Fürst Bismarck von Kaiser Wilhelm I. in den FUrstenstand erhoben, ibm als Dotation die Domäne FriedrickSrnh im Herzogthum Lauenburg verliehen und sein Titel „Bundeskanzler" in „Reichskanzler" verwandelt wurde. Es war seinem alten kaiserlichen Herrn ein Bedürfniß, die Dankbarkeit gegen den Vollbringer deS Einheitswerkes auch durch eine Rangerhöhung zu bekunden. In Versailles hatte bereits der Gedanke Ausdruck gefunden, Rang erhöhungen für den Bundeskanzler und den General von Moltke, anknüpfend an die Namen von Elsaß und Lothringen, «intreten zu lasten. Als der Erstere davon erfuhr, erhob er bei dem Könige Einspruch. Es erfolgte darauf zunächst an Moltkc'ö Geburtstag, am 26. October 1870, di« Verleihung de« Grafentitels an den General, di« Rangerhöhung an den Kanzler behielt der Kaiser sich bis zu seinem eigenen Geburtstag vor und vollzog sie dann am 21. März, um sie mit dem historischen Datum des Zusammen tritt- de- ersten deutschen Reichstages in Verbindung zu setzen. Da- im Museum zu Schönhausen befindliche Diplom ist vom 23. April 1873 datirt. Es hat, wie die „Berl. N. N." in Erinnerung bringen, folgenden Wortlaut: Wir Wilhelm von Bottes Gnade», Deutscher Kaiser, König von Preußen rc. thun kund hiermit für Un», Unser, Erben und Nach, folger in der Krone, daß Wir dem Kanzler de- Deutschen Reiche-, Präsidenten Unsere« SiaatSsninisteriumS General-Lieutenant Leopold Eduard Otto Grafen von Bl-» marck-Schönhausen in Erwägung, wie derfelbe durch seine Uns und Unserem König- lichen Hause, Unserer Monarchie und dem gesummten deutschen Vaterland« in treuer Ergebenheit und voller Hingebung, in unab- lässigem Eifer und staatsmännischer Weisheit geleisteten Dienste, unter Gottes gnädigem Schutz nicht nur Ehren, Macht und An- sehen Unseres Königlichen Hauses und Preußens mit reich, lichem Erfolge gefördert, sondern auch, um dir durch ewig denk» würdige Siege deS gesammten deutschen Volkes ruhmvoll erkämpfte Wiederherstellung eines die Fürsten und Stämme deS gemeinsamen Vaterlandes vereinigenden Deutschen Reichet unvergängliche Ver. dienste sich erworben hat, zur Bezeugung Unserer Königlichen Huld und Wohlgewogenheit ein Denkmal der Ehren, welches ihm und den Seinigen zu einer immerwährenden Zierde, zu beständigem Vorzüge und zu dauernder Erinnerung dessen, wat er für Uns, Unser König- liches HauS und das gemeinsame Vaterland geleistet und erreicht hat, dienen soll, zu stiften, Uns entschlossen und ihn dazu am 21. März d. Jahres 1871 unter dem Namen Fürst von BiSmarck in den erblichen Fürstenstand Unserer Monarchie erhoben haben. Indem Wir solches hiermit bestätigen, versetzen und erheben Wir den Leopold Eduard Otto Grafen von Bismarck-Schönhausen der gestalt in den Fürsteustand, daß diese fürstliche Würde an die Nach, folge in dem Besitze des, durch die unter dem IS. Februar dieses Jahres von Uns landesherrlich genehmigte und bestätigte Urkunde mit der Herrschaft Schwarzenbech in Unserem Herzogthum Lauen, bürg errichteten FideicommifsrS geknüpft, und somit nach der gegen wärtigen Urkunde angehängten Folgeordnung auf jeden zur Succession gelangenden, insbesondere auch durch Frauen von einem der Söhne abstammendrn Besitzer der Herrschaft Schwarzenbech, un) zwar unter Annahme des Wappens und Namen- «ine- Fürsten von BiSmarck, sofern er diesen Namen nicht schon führen sollte, übergehen soll. Wir verleihen dem nunmehrigen Fürsten von Bismarck, sowie dessen Nachfolgern in der Fürstenwürde mit alle» Ehren, Würde», Rechten und Gerechtigkeiten, wir solche fürstlichen Personen zustehen, da- Prädicat Durchlaucht. Wilhelm. Geschehen und gegeben: Berlin, de» 28. April 1873, im 18. Jahre Unserer Regierung. v. Schleinitz. Graf zu Eulenburg. — Der Kaiser verweilte gestern Abend länger als 8»/, Stunden beim OfficiercorpS deS Garde-Kürassier- Regiments. Er fuhr um 7 Uhr vor dem Thore der Caserne io der Gitschinerstraße vor und wurde vom ganzen OfficiercorpS empfangen. DaS Regiment, dessen Uniform der Kaiser angelegt hatte, bildete auf dem Hofe Spalier, da- Trompeter-Corp» blies zum Empfange mittelalterliche Fan- aren. Den Grus; des Kaisers erwiderten die Mannschaften mit einem kräftigen: „Guten Abend, Majestät!" Im Officier- casino angekommen, ernannte der Kaiser den Regiments- commandeur Oberstkleutenant Grafen v. Klinkowstrom zum Obersten. Nach 12 Uhr unterhielt sich der Kaiser eine Viertelstunde lang mit dem Musikdirigenten Ruth über sistorische Märsche, ergriff dann, wie ein Berichterstatter meldet, selbst den Tactstock und dirigirte den Hobenfriedberger Marsch von Friedrich dem Großen. „So ist er schön", bemerkte der Kaiser, als der letzte Ton verklungen war, „so will ich ihn für meine ganze Armee haben." Erft nach N/r Uhr verließ der Kaiser da- Osficiercasino. — Der Kaiser hat für die Lutherkirche in BreSlau ein Gnaden^ geschenk von 10 060 bewilligt. — Die „Köln. Ztg." meldet: „Der deutsche Gesandte in Kopenhagen v. Kiderlen-Wächter ist heute Morgen hier eingetroffen, um sich demnächst als Vertreter deS Auswärtigen Amts der Reise der kaiserlichen Majestäten nach Italien anzuschließen. Die Zusammenkunft des Kaisers und der Kaiserin mit dem König Humbert und der Königin Margarete wird am Schluffe der italienischen Reise, Mitte April, in Venedig stattfinden. Von dort wird der Kaiser sich zum Besuch des Kaisers Franz Joseph nach Wien begeben." — In der heutigen Sitzung deS Bund es rat HS wurde die Vorlage, betreffend die Beschlüsse des LandeSauSschusseS zu dem Entwurf eines Gesetzes wegen Feststellung deS LandeShauShaltsetats von Elsaß-Lothrinzen für 1896/97, den zuständigen Ausschüssen überwiesen. — Herr vr. Karl PeterS hat bekanntlich versichert, außer dem im Wortlaute mitgetheilten Briefe an einen der englischen Missionare keinen Brief über die Kilimandscharo- Angelegenheit an einen englischen Missionar geschrieben zu haben. Dieser Versicherung gegenüber schreibt ein „Deutsch- Afrikaner" im „Berl. Börsen-Courier": „Es wird sich ja Herausstellen, ob vr. PeterS die Briefe an die Vertreter des Bischofs Tucker, an die englischen Missionare vr. Basier (soll wohl heißen „Baxter") und Reverend Stegall ge- schrieben bat oder nicht — wir Afrikaner sind der Meinung, daß vr. PeterS sie trotz alledem geschrieben hat." Da der Verfasser eS nicht für nöthig hält, seinen Namen zu nennen, so liegt auch keine Veranlassung vor, auf seine „Meinung" näher einzugehen. — Die „Norddeutsche Allg. Ztg." bekämpft entschieden die Agitation consrrvativer Kreise gegen die obligatorische Civilehe und bezeichnet die Meinung als grundlos und unverantwortlich, daß die verbündeten Regierungen sich schließ lich doch bestimmen lassen würden, die obligatorische Civilehe aufzugeben. Die preußische Regierung halte an der obliga torischen Civilehe fest, die übrigen Bundesregierungen theilten den preußischen Standpunct. — Die Berliner Stadtverordneten - Versamm- lung beschäftigte sich gestern mit einem Anträge, betreffend die neuerdings von den Stadtbehörden in Bezug auf das kommunale Schulwesen erlassenen Anordnungen. Nach längerer Debatte nahm sie den Antrag deS Ausschusses an, welcher gegen den Erlaß deS CultuSministerS und deS Pro vinzialschulcollegiums protestirt und den Magistrat ersucht, an dem bisher von der Berliner Schulverwaltung befolgten Grundsätze betreff- der Anstellung und Beschäftigung jüdischer Lehrkräfte auch fernerhin fcstzuhalten. — Infolge einer bereits vor längerer Zeit gegebenen An regung wird die Begründung einer kirchlichen Conferenz für dieKurmark zur Zeit eifrig betrieben. Die „Kreurztg." berichtet: „Diese Conferenz soll nicht einer einzelnen Partei oder Gruppe dienen, sondern möglichst viele Geistliche und Laien, die am Bekenntniß der Kirche festhalten, vereinigen. Ihre erste Versammlung wird voraussichtlich am 4. und 5. Mai in Potsdam stattfinden, und die einleitende biblische Ansprache von dem General-Superintendenten der Kurmark, 0. Dryander, der Hauptvortrag „über die heilige Geschichte und den Glauben" von dem Professor 0. Schlatter gehalten werden." — In einer Zuschrift an die „Rh.-Westf. Ztg." bezeichnet der Reichstagsabgeordnete Schulze-Henne die Meldung, er beabsichtige, sein Mandat niederzulegen, als unzutreffend; er hoffe vielmehr, seine Thätigkeit als Abgeordneter nach Ostern wieder aufnehmen zu können. — Ja der „Post" lesen wir: „Der „Socialist", da» Organ der Anarchisten, kündigt Pleite an. Er hebt dabei bervor, daß nicht Polizeimaßregeln und die Bestrebungen der Redacteure daran schuld seien; die eigenen Genossen machten vielmehr dem Blatte den GarauS, indem sie die Lehre vom „freien Genußrecht" vollkommen falsch verstünden und keine AbonnemeutSgelder zahlten, oder die von ihnen al» Agenten deS „Socialist" eingezogenen Gelder im eigenen Nutzen verwendeten. ES soll nun noch der allerletzte Versuch gemacht werden, da« Blatt über Wasser zu halten, indem die Genossen aufgefordert werden, für den Preßfonds eifrig Sammlungen abzuhalten und Festlichkeiten zu veranstalten. Der wegen MajestLtsbeleidigung und Aufreizung verurtheilte letzte Redacteur und Verleger des „Socialist", der Pantinen macher Franz Künstler, hat Redaction und Verlag an den Händler Gustav Die-ner übertragen; Künstler tritt am 22. d. in Plötzensce seine Strafe an. — Ein Parteitag der Christlich-Socialen für den Norden und Osten deS Reichs soll am Mittwoch, 7. April, in Berlin stattfinden. Die Tagesordnung ist folgende: 1) Die social-volitische Lage. 2) Die christlich socialen Aufgaben in der städtischen Bevölkerung. 3) Die christlich-socialen Auf gaben auf dem Lande. — In einer von au-ständigen Malern einberufenen Versammlung, zu der etwa 4000 Personen erschienen waren, erstattete Maler Link Bericht über den Stand veS schon elf Tage dauernden Lohnkampfes. Im Ausstand befinden sich 500 Gehilfen, denen eine wöchentliche Unterstützung von je 6 zugebilligt wurde, 1250 baden ihre Forderungen be willigt erhalten, während etwa 1800 Gehilfen, die man als „Streikbrecher" bezeichnete, zu den alten Bedingungen weiter arbeiten. Die bedeutendsten Firmen haben nicht bewilligt, sie ollen für ihre ausständigen Gehilfen Ersatz gefunden haben. Die Lvhncommission lehnt die Verantwortung für den Aus land ab und mißt die Schuld für die lange Dauer des Aus landes den arbeitenden Gehilfen bei. — Am Donner-tag Abend wurde von den BerlinerMaurern in einer von etwa 800 Personen besuchten Versammlung eine Einigung der „Localisten" und „Centralisten" vollzogen. Zur Durchführung einer umfassenden Lohnbewegung wurde eine Lohncommission gebildet, in die jede Richtung drei Vertreter entsandte. In der nächsten Woche wird eine allgemeine Versammlung über die Forderungen, die zur Grundlage der Lohnbewegung ge macht werden sollen, sich schlüssig machen. — Kaiserin Friedrich empfing gestern Mittag de» Statt- Halter von Eliaß-Lothringen Fürsten z» Hohenlohe.Langen- barg. (Die Meldung, der Fürst sei schon Donnerstag früh von Berlin abgerrist, ist also irrig. D. Red.) — Prinz Maximilian von Thur» und Taxis ist in der Armee und zwar al- Seconde-Lieutenant ä la «uits des Garde. Kürassirr-RegimentS, unter Vorbehalt der Patentirung angestellt. Dem Oberst und Flügeladjutanten des GroßherzogS von Weimar, von Palszieux gen. Falconnet, wurde der Rang eine-Regiment-« Commandeur- verliehen. * Aus Mecklenburg, 19. März. Die Versuche, einen Parteitag der gesammten liberalen Partei Mecklen burgs zu veranstalten, pflegten bisher zu scheitern. Nunmehr aber soll am 11. April d. I. eine Versammlung aller mecklen burgischen Liberalen in Rostock abgehallen werden. * Lübeck, 20. März. Der Ausstand bei der Lübecker Maschinenbau-Gesellschaft ist dadurch beendet worden, daß die Hauptforderungen, 20 Proc. Lohnzuschlag und 25 Proc. Sondervergütung der Ueberstunden, bewilligt wurden. * Gotha, 19. März. Wegen Majestätsbeleidigung stand der Maurerlchrling Hohlbein vor der Strafkammer de» biesigen Landgerichts. Es wurde aber auf Einstellung deS Verfahrens erkannt, da angenommen werden müsse, daß der Angeklagte nur den König von Preußen, nicht den Kaiser, beleidigt habe. Nach H 99 deS R.-Str.-G -B. tritt aber die Verfolgung wegen Beleidigung eines BundeSfürstea nur mit Ermächtigung des Beleidigten ein. Da diese nicht vorlag, wurde auf Einstellung deS Verfahrens erkannt. * Erfurt, 20. Mar». E« war allgemein aufgefallen, daß der socialdemokratische Reich-tagsabgeordnete Schneidermeister Re iß ha uS, der hier ein ConfectionSgeschäft besitzt, in der Reichstagssitzung, in der die ConfectionSarbeiterfrage behandelt wurde, fehlte. Herr ReißhauS erließ darauf eine öffentliche Erklärung, worin er sein Ausbleiben entschuldigte und mit Stolz darauf hinwieS, daß er „an der glücklichen und schnellen Beendigung deS Streik- in Erfurt" wesent lichen Antheil habe. Darauf antwortet der Vorstand der Centralverbandsfiliale in Erfurt mit einer geharnischten Gegenerklärung, worin dem Abgeordneten ReißhauS vor gehalten wird, daß er sich nicht ein einzige- Mal an den Beratungen beteiligt, Einladungen zum Referat schroff und höhnisch zurückgewiesen und seinen Einfluß auf geboten habe, um den Streik zu verhindern. Die Erfurter ConfectionSschneider sagen ihrem Vertreter zum Schluß, daß seine gestimmte Thätigkeit in der Streikbewegung von geradezu minimaler Bedeutung gewesen sei. * Nürnberg, 20. März. Unter dem Vorsitze de» Bürger- meister- vr. v. Schuh hat sich hier ei» anerkannter Verein zur Er- richtung einer Heilstätte für Lungenkranke gebildet, nachdem bereits über 164 000 durch freiwillige Beiträge zu diesem Zwecke gesammelt sind. * Aus Bayern, 19. März. Im vorigen Jahre wurde Caplan Würzberger auf eine schlechtere Stelle versetzt, weil er gegen da- Centrum auftrat. Jüngst opponirte er in Bamberg in einer Versammlung deS katholischen Bauernvereins abermals der Vereinsleitung und dem Centrum. Nun ist er deswegen vor da- erzbischöfliche Capitel der Diöcese Würzburg zur Rechtfertigung citirt worden. (F. Z.) * Stuttgart, 19. März. Eine Versammlung von Mit gliedern der VvlkSpartei in Göppingen hat in einer Er örterung des Falle- Strudel der Erwartung Ausdruck gegeben, daß die voltsparteiliche Fraktion im Landtag in ge eigneter Weise „die unhaltbaren, geradezu unmoralischen Zu stände innerhalb der evangelischen Landeskirche" zur Sprache bringen und auf die Beseitigung deS geheimen Verfahren- bei dem DiSciplinarhof für Geistliche hinwirken werde. Oesterreich.Ungar«. * Wien, 20. März. Der österreichische Botschafter ia Pari-, Gras Wolkenstein, erhielt da- Großkreuz der Ehren legion. — Da« „Fremdenlatt" erklärt infolge amtlicher Auf forderung, daß die von ihm am 19. d. M. gebrachten Mel düngen über die Ernennung des Prinzen Liechtenstein zum Obersthofmeister uud des Fürsten Montenuovo zum Hofmarschall unrichtig sind. * Wien, 20. März. Das Abgeordnetenhaus nahm das gesammte Budget in dritter Lesung an. AuSgteichSverhandlungen. * Pest, 20. März. Da« „Ungarische Lorrefpoadenz-Bureau" meldet aus Wien: Die Berathungen über die Erneuerung des Zoll- und Handelsbündnisses zwischen Oesterreich und Ungarn haben heute Vormittag beim Ministerpräsidenten Grafe» Baden: wieder begonnen. Von ungarischer Seite nahmen an de» Be. rathungen Theil: Ministerpräsident Baron Banffy, Finanzminister Lukacs und Handelsminister Daniel. Wie vrrlautet, gelangten in erster Reihe die das Ressort des Handelsministerium- betreffenden Fragen zur Erörterung; morgen soll über die das Ressort des AckerbauministeriumS betreffenden Fragen verhandelt werden. Nach den Berathungen nahmen die ungarischen Minister au einem Frühstück beim Grafen Badeni Theil. Nachmittags werden die Berathungen fortgesetzt. Frankreich. * Paris, 20. März. Der ehemalige amerikanische Consul Waller, welcher bei Beginn der Expedition nach Mada gaskar wegen Spionage von einem französischen Kriegs gerichte zu 20 Jahren Gefängaiß verurtheilt worden war, ist begnadigt worden. Schweiz. * Vern, 21. März. (Telegramm.) Die Verhandlung über die Interpellation, betreffend den Rücktritt de-Obersten Wille, im Nationalrathe füllte den ganzen Tag au«. Schließlich wurde mit 76 gegen 40 Stimmen ein Beschlußantrag angenommen, in welchem die Vorlage des BniidesrathS in jeder Beziehung gebilligt wird Italien. Die Afrika-Politik. * Nom, 20. März. Ein heute veröffentlichtes Grünbuch ent. hält den Schriftwechsel zwischen der italienischen Regierung und dem Gouverneur von Erythrea vom 3. März bi- zum 8. März und umfaßt 8 Schriftstücke, nämlich 1) Eine Depesche des Krieg«ministers Mocenni an den General Baldissera vom 3. März, in welcher Letzterem mitgetheilt wird, daß die Regierung ganz seinem Ermessen die zu ergreifenden Maßregeln überlasse und ihn ebenso ermächtige, Adigrat und Kassala aufzugeben. 2) Eine Depesche des Generals Baldissera an den Krieg-miuister vom 5. März, in welcher Ersterer mittheilt, er habe Salsa an den Negus gesandt, um die Genehmigung zur Beerdigung der Gefallenen zu erlangen und um FriedensunterhanLlungen einzuleiten, indem er auf die Gefahr hin- wie-, die für Choa darin bestände, Tigre zu sehr zu vergrößern. 3) Eine Depesche deS Generals Baldissera vom 7. März an den Kriegsminister Mocenni theilt die Entsendung des General- Salsa nach Adua zu Friedensverhandlnngen mit und verlangt die erforderlichen Instructionen der Regierung. Da- vierte Schriftstück enthält einen Auszug des Protokolls der Ministerraths- sitzung vom 8. März, in welchem eS heißt, der Minister- rath habe die Minister Crispt, Blanc und Mocenni ermächtigt, dem General Baldissera die Befugniß zu ertheilen, über de» Frieden zu unterhandeln unter Bedingungen, die am besten dem Interesse der Colonie und der Würde Italien- entsprächen. Ferner enthält das Grünbuch eine Depesche des Ministerpräsidenten Crispi und des Kriegsministers Mocenni an den General Baldissera vom 8. März, in welcher dieser ermächtigt wird, den General Salsa zu entsenden, um über FriedenSbedingungcn zu unterhandeln, die den Beschlüssen des Minister raths vom 8. März entsprechen. * Rom, 20. März. Deputirtenkamnier. Im Verlaufe der Debatte über die afrikanischen Creditr (deren Schluß bereit- gemeldet ist), bekämpfte der Deputirt« Sangiliano den Gedanken, Erythrea aufzugeben. Er sagte, Italien solle einige Jahre hindurch in Erythrea eine weniger kostspielige Politik treiben, ohne jedoch dir Zukunft bloszustelleu. Wenn bei enl- sprechenden Vorkehrungen eine wirksame Defensive möglich ist, so wäre eS vortheilhafter, jetzt keinen Frieden zu schließen in der Aussicht, daß man eine neue Form für das Protectorat über Abessiniea finden könne. Bezüglich Kassala's dürfte die Regierung gewillt sein, dasselbe zu halten; er sei damit einverstanden, wenn England dafür Italien rin« Gegenleistung gebe, weil sonst dir Besetzung mit einer Schwächung und Gefahr JtatienS roden würde. Die Rede schloß mit den Worten: „Wir dürfen un« durch eine wieder gut zn machende Niederlage nicht entmuthigen lassen, eine Niederlage, die nicht au« unvermeidlichen Ursachen, sonder« aus groben Jrrthümrrn entsprang, so daß eine Wiederholung derselben kaum möglich sein wird". Der Ministerpräsident di Rudini legte Documente vor über den Verkehr der Regierung mit Erythrea, welche vom 3. bis zum 8. März reichen. Krieg-Minister Rirotti legte den Bericht der Untersuchuugscominissiou über den Ankauf s er Alle- in Dir sieht, da- ist einfach großartig. Du imponirst ihm und ziehst ihn an, wie nie eine Dame vorher. Uud Harry Sennfrldt hat iu diesem Artikel einige Erfahrung, weißt Du." „DaS ist so hingeredrt", meinte Frau Marcella mit halbem Lachen. ,^O, doch nicht so ganz. Ich hab' ihn nie so ernst von einer Dame reden hören. Cnflammirt ist er ja immer leicht und geschwärmt hat er schon für Dutzende, war auch bis über die Ohren verliebt in so und so viele. Aber mit so ehrlicher, rubiger Begeisterung von einer zu sprechen — das war ihm bisher ganz fremd." „Ich bin aber nun leider seit siebzehn — bald achtzehn Jahren völlig versorgt", warf Frau Marcella scherzend ein. „Hm", macbte Asta, immer in einem gewissen lauernden Ton, „da- wohl. Aber wenn die Mutter so ganz unseren Idealen entspricht, warum sollte inan nicht folgern —". Sie brach ab, blickte auf, lehnte sich wieder hintenüber und, langsam den Kaffee schlürfend, den Thea ihr präsentirt hatte, setzte sie in völlig anderem Tone hinzu: „Harry Sennfeldt — Ihr kennt ihn ja nur erst ganz oberflächlich, während ich in ihn hineinschaue wie in emen Spiegel — muß in sehr feste Hände kommen, wenn e< nicht ein Unglück geben soll mit seiner Ehe oder — eS muß eine sehr nachsichtige Frau sein, die er heirathet." „Denkt er denn schon au- Heirathen?" fragte Frau Marcella ablenkeud. „Stark. Und au« Gründen. Aber, wie gesagt: stramm im Zügel halten oder ruhig gewähren lassen — weiter giebtS für seine Frau keine Möglichkeit. Und da wäre also nur eiue starke und reise Natur am Platze. Sonst — sieb mal: er ist ja maßlos von de» Weibern verwöhnt und verzogen. Er wird sich mit einer einzigen nachher schwer begnügen wollen oder — sie müßte eben darnach sein. Jung und un erfahren', weich und schmiegsam dürfte sie schon gar nicht sein — dann wär- von vornherein verfehlt. Dieser Mensch kann ja jede haben. Der kommt und singt und siegt. Für de» schwärmen sie Ille. Da- ist nicht dir beste Vorbereitung gerade für einen soliden Ehemann. Die Versuchung wird da immer sehr stark sein. Und wenn er sich nicht mehr um schwärmt «ud umhulbigt siebt, wird er vielleicht zu viel ent- vehren, denn da- ist ihm ja längst zum Leben«elemeut ge worden. Und er erreicht'- so mühelos. Eia Lied — da« Lohragriu-Lird oder sonst eins von seinem eisernen Bestand — dann ist alle Welt hingerissen. DaS weiß er und das will er. Er ist ja bei all seiner Liebenswürdigkeit maßlos eitel." „Wozu sagst Du mir daS Alle- eigentlich, Asta?" fragte Frau Marcella ruhig. „Hm — ich möchte gern, daß Du ihn so kennen lerntest, wie er wirklich ist."j „Ich muß Dir aber gestehen, daß ich mir mein Urtheil über die Menschen immer selbst zu bilden pflege." „DaS beißt: Du glaubst mir nicht?" „O, doch. Es klingt sogar sehr glaubwürdig. Aber grade die Stellung seiner künftigen Frau ist für mich doch ohne alles Interesse. Und ich liebe es nicht, daß man mich gegen eine» Menschen, den ich noch nicht genügend kenne, von vornherein einzunehmen sucht — verzeih!" Asta lachte nervös. „Aber Liebste, Beste! Ich denke ja gar nicht daran. Im Gegentheil, wenn Du wüßtest, wie viel mir daran liegen muß — na, lassen wir daS! Ihr seid eben auch schon bestrickt von ihm, wie wir Alle. Wen kann da- Wunder nebmen? Aber eben darin liegt ja die Gefahr — übrigens, wie ists denn nun mit einer Promenade? Gehen wir? Fahren wir? Rudern wir? Ich bin natürlich zu allen Schandthaten bereit. Nur laß un« etwas unter- nehmen! Ich glaube, die Musik spielt vorm Gesellschafts bau-. Wollen wir dorthin? Wo trifft man am meisten Menschen? Wo ists am amüsantesten?" „Davon wissen wir freilich wenig", erwiderte Frau Mar cella. „Ich muß Dir sogar sagen, daß unsere Neigungen un- fast immer dorthin geführt haben, wo die wenigsten Menschen waren — am liebsten gar keine. Also bestimme nur, bitte, selber!" „Lieber Himmel, was seid Ihr für Menschenkinder!" rief Asta entsetzt. „Die reinen Eremiten oder Höhlenbewohner! Und dabe, kommt ihr au- der Provii» und solltet Gott danken für da- bi-chen großstädtische Luft, da« bis hier herüberweht! Nein, ich versteh Euch nicht, Kinder. Und da- muß auch ander- werden, dafür laßt mich nur sorgen! E« ist ja dem Backfischchen da gegenüber eine wahre Sünde, sie so zurückzuhalten". „O, ich bin sehr zufrieden damit", warf Thea ei», dir bi- dahin nur stumme Zuhörerin gewesen war. „Gott, dir- Kind!" rief Asta, die Hände zusammen schlagend. „Wenn ich denke, wie ich damals war! Na, aber nun eu avavtl en avant! Daß wir nur einmal hinaus- kommen!" Al- die Dame» eben zum Au-grhe» fertig warey, la» Hertha von Ramin, die Thea zu einem Spaziergange hatte abholen wollen. Der Oberst war mit ein paar von den jungen Herren hinauSgesegelt, sie aber hatte sich wegen der bewegten See nicht mit fort getraut, trotzdem HanS von Asten sie beschworen hatte, wie sie kichernd hinzufügte. „Und denke Dir, Thea, er meinte, wenn da- Boot umschlüge, wär'S um so besser, denn er würde mich mit Gefahr seines Lebens retten, er garantirte mir dafür. Er ist zu drollig. ES würde ihm eia „feudale- Vergnügen" sein, bat er gesagt. Alles findet er nämlich „feudal". Zum Todtlachen. klebrigen- wäre heute Abend Feuerwerk aus dem Brückensteg. Man würde alle Welt dort treffen, zwei MusikcorpS sollten con- cerliren, eS würve himmlisch werden." „FamoS!" sagte Asta und dann gingen sie. Es blieb nichts übrig, al- die Strandpromenade entlang zu schlendern. Der Wald war Asta „zu langweilig". Höchstens konnte man sich bis zum Kulm versteigen. Der Sonnenuntergang sollte ;a berühmt von dort sein. Im All- Gemeinen war sie für solche „schwärmerische Vergnügungen" nicht eingenommen, aber man mußte da« ja woyl mal ge sehen haben, um mitreden zu können. Also immerhin! Sie hatte Frau Marcella'S Arm ergriffen, während die beiden jungen Mädchen voraufgingen, und plauderte, ihre Lorgnette in kurzen Zwischenpausen an die Augen führend, unablässig in ihrer Art fort. Dem Meer, das in kleinen, weißköpfigrn Wellen gegen den Strand heranrollte und von Fischerbooten belebt war, auf deren weißen Segeln da- blitzende Vonnengold lag, gönnte sie dabei ebensowenig einen Blick, wie dem herrlich geschwungenen Ufer, den waldigen Hügeln und den vom Hintergründe der Kiefern sich in geschmackvoller Gartenumrahmung abbebendea Landhäusern zur Linken de» Wege-. Dagegen entging selten ein vorübrrkommender ihren Bemerkungen. Die M«sttg kannte sie, über Viele wußte sie irgend etwa» Pikante« zu erzählen, wofür sie sich aber niemals verbürgen wollte, „nur so ein Berliner Klatsch, weißt Du, Cella; Gott, wa« redet man dort nicht Alle- iu der Gesellschaft und über die Gesellschaft!" Und wen sie nicht kannte, der mußte sich wenigsten» irgend eine Kritik — die Damen über ihre Toilette — gefallen lassen, und sie war selten schonend. Daß Marcella fast Keinen von allen denen kannte, nach welchen Asta sie fragte, erregte deren wachsende Verwunderung. „Ia, mein Gott, in welcher Welt lebst Du denn eigentlich?" fragte sie endlich. «Diese Menschen da müssen Dtr doch schon ausgefallen sein? WaS wteresstrt Dich den» hier, wen» aiMs die Mensche»? Nun sieh blo- ditzse Dicke aul Dies-, Riesenschleife da am Rücken! Als ob man sie ihr angeworfen hätte, wie 'ne Klette! Und dieser citronengelbe Sonnenschirm mit Schmetterlingen drauf — scandalös! Die kommt direct da irgendwo ans Hinterpommern — eine reichgewordene MaterialwaarenhändlerSgattin! Und so was macht sich hier nun breit! Ueberhaupt, daß die Gesellschaft hier sehr distinguirt wäre, kann doch kein Mensch behaupten. Man redet immer davon, Heringsdorf wäre so feudal — gar keine Rede davon! Lauter Parvenüs! DaS bischen Elite wird davon erdrückt und bält sich wohlweislich retirS. DaS da drüben muß ja die Schönburg'sche Villa sein — nicht? Die burgartige da mit dem famosen Rasenplatz vorn, der Fontaine und dem Mosaik im Vestibül! DaS weißt Du auch nicht? Na, da hört Alle- auf. Da wird also nun unser Braten- Barde wohl das Lohengrin-Lied mal wieder singen. Jeden Tag wo ander-. Und immer vor Damen, die ihn dann zum Lohn anbeten und verhätscheln und mit Zuckerbrot füttern. So geht- in Berlin, so geht» überall. Da- ist nua eia Leben!" „Da sind wir ja richtig wieder bei Harry von Sennfeldt", sagte Frau Marcella lachend. Asta blieb stehen. „Na, Hand auf- Herz, Liebste, am meisten interessiren thut er Dich ja doch auch. Denn die Andern ..." Sie warf einen sehnsüchtig-unruhige» Blick nach der Villa hinüber, ehe sie, wieder vertraulich Marcella'« Arm ergreifend, langsam weiterschritt. „Weißt Du eigentlich, daß da- gar kein richtiger Adel ist, die Sennfeldt'-?" fragte sie „Ganz wa« Neugebackene« vielmehr und Ordinaire«? Da« sollte man auch nicht denken, was? Solchen vornehmen Ein druck, wie die machen!" „Da« ist aber ja ganz gleichgültig", entgegnete Frau Marcella. „So? Dir vielleicht! Du warst ja von jeher solch Demokratin — korreur! Ia unseren Kreisen aber ganz und gar nicht, sag ich Dir. Der Vater war weiter nicht- al« ein simpler Ingenieur. Später hat er irgendwelche Erfindungen gemacht, dre für die Kriegsschiffe werthvoll waren, und da wurde er reich und man hat ihn geadelt. Na, so wa« zieht bei un- nicht, weißt Du. Für un- bleibt er schließlich doch der Ingenieur Sennfeldt." „Schade, daß er e« für sich selbst nicht auch geblieben ist." „Wie verstehst Du da«?" fragte Asta erstaunt. (Fortsetzung folgte
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