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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.03.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960328021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896032802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896032802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-03
- Tag1896-03-28
- Monat1896-03
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hlMt stnrer H«ß«nch1et, «'m Offici«r bab« ferne Leute, um den Urheber nur» Diebstahls zu ermitteln, täglich eine Halde Stunde aacheperciren laste», and aus erhobene Beschwerde dabe das Generalkommando angeordnet, daß die Leute sogar täglich zwei Stunden aachexerciren sollten; eS wurde dagegen sestgestellt, daß das Generalcommando den Osficier bestraft und daS Nachexerciren sofort verboten batte. Da- uennt der „Vorwärts „seine Unterschiede"! lieber die gegenseitigen Verpflichtungen der Drei huuhmächte find in öftcrrelchischc« Blättern wiederholt An fichten laut geworden, welche daraus hinauSgingen, Deutsch land für «iue Unterstützung der österreichischen Balkanpolitik sestzulegen. Jetzt benutzt wieder die „N. Fr. Pr." den Umstand, daß Deutschland seine Zustim mung zu der Verwendung des Reservefonds der egyptischen Schuldeucafle angeblich zum Bortbeil Italiens gegeben bat, za der Behauptung, daß mit dem Entschlüsse Deutsch land- da- frühere Princip der Nichteinmischung in Dinge, an denen daSReich nicht dircct interessirt sei und die außerhalb der Dreibundverpflichtung lägen, durchbrochen wäre. Deutschland unterstütze da- verbündete Italien in Afrika; damit sei ein Pracedenzfall geschaffen, der Deutschland loyaler Weise die Verpflichtung auserlege, auch für Oesterreich-Ungarn außerhalb des DreibundvertragcS einzutreten, d. b. natürlich wem» eS einmal auf dem Balkan mit Rußland in Conflict gerathen sollte. In einem zweifellos aus FriedrichSruh insdirirten Artikel „Wiener Zumuthungen" treten die „Hamb. Nachr." derartigen Insinuationen auf daS Bestimm teste in folgenden Ausführungen entgegen: „Wir ballen diese Deduction in ihrer Allgemeinheit nicht für zu» treffend. Nach einer officiöseo Erklärung in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" ist die deutjä)e Zustimmung zu dem eng lischen Anträge erfolgt, nachdem die Berliner Regierung sestgestellt hatte, daß dir Annahme des Antrages den Ansichten der beiden anderen Dreibunds - Cabinete, insbesondere dem Wunsche der italienischen Regierung, entspreche. Wir sehen in dieser Erklärung nichts weiter als die einfache Bekundung >der Thatsache, daß Deutschland eigene Interessen in dieser sache nicht wahrzunehmen batte, und daß für seine Ent- ichließung lediglich die Uebcreinstimmnng mit den übrigen Dreibundcabineten, namentlich dem nächstbetheiligten italie nischen, maßgebend gewesen ist. Wir nehmen dabei an, daß Deutsch land vor der Declarirung seiner Bereitwilligkeit sich vergewissert hatte, «S wrrde dadurch mit anderen Mächten nicht in einen Conslict gerathen, dem sich auszufetzen weder eia eigenes Interesse, noch die Ver pflichtung auS den Dreibundverträgen es uöthigte. Entspricht diese Annahme der Sachlage, wie wir bis aus Weiteres glauben, so sehen wir nicht rin, inwiesera der egyptische Entschluß Deutschlands eine Aendernng der bisherigen Politik Deutschlands in dem Sinne prä« tnbicirt haben könnte, daß das Reich nunmehr verpflichtet sei, auch für Oesterreich-Ungarn einzutreten, wenn für diese? außerhalb des Dreibundes gelegene Interessen auf dem Spiele ständen. Dieser Fall kann ja Vorkommen, aber Deutschland wird dann immer das Recht haben, sich nach seinem eigenen freien Ermessen und nach Maßgabe seiner Interessen zu entscheiden. Kann die Förderung österreichisch-ungarischerZwecke ohne Schaden für Deutschland auf diplomatischem Wege erfolgen, so sehen wir keinen Grund ein, weshalb ein solcher Dienst unterbleiben sollte. Aber als unberechtigte Uebertreibung ist es abzuweisea, wenn mau diese mehr oder weniger selbstverständliche Unterstützung als eine Erweiterung des Bündnißinhaltes auffaßt, za dessen Erfüllung Deutschland nach dem egyptischen Präcedenzsalle gezwungen sei. Der Dreibund selbst bietet die beste Garantie gegen die Möglichkeit einer Debordirung seiner Tendenzen aus Gebiete, die ihm fremd siud. Wir sind auf Grund seines politischen Zwecks stets der Auffassung entgrgeugetreten, daß Deutschland aus die österreichische Balcanpolitik durch den Bündnißvertrag ver pflichtet sei, und wir können, vorausgesetzt, daß der Vertrag nicht geändert ist, auf dieser Ansicht nur verharren. Zugegeben, daß derselbe Deutschland nicht nur rechtlich für den cusus koeckens ver pflichte, sondern auch die auswärtige Politik des Reiches noth- wendig beeinflusse, so ist andererseits klar, daß dies« Beein flussung immer nur in Gemäßheit des Zweckes des Vertrages stattsindeu kann. Letzterer besteht aber einzig »ad allein darin, Rußland am Kriege zu ver hindern. Ja keiner Weise wurde bei seinem Abschluß beabsichtigt, Oesterreich »ine stärkere Position zur Betreibung seiner Sonder politik auf dem Balkan zu gewähren. Abgesehen davon, daß Deutschland keinerlei Jutereffe an einer derartigen einseitigen Ausnutzung des Bündnisses haben konnte, wäre die Ber- eiubarung einer solchen dem Zwecke d«S Vertrages, der Erhaltung des Friedens, direkt zuwldrrgrlauseu. Je mehr Oesterreich das Recht besessen hätte, sich auf dem Balkan Rußland gegenüber auf die deutschen Bajonnette stützen za können, desto wahrscheinlicher würde ein Zusammenstoß mit Rußland ge worden sein. Dem rntfprech«nd ist der Bündaißfall rechtlich auf die Eventualität «ine- russischen Angriffskrieges auf österreichische- Gebiet beschränkt worden. Seine Sontzeriskereffe« ans dem V-tta» »ad s-üßv» hak Oesterreich-Ungarn selbst z» schützen. Mr nehme« an, daß wenn dir entgegengesetzte Auffassung sich in der österrrichisch- unqarischea Presse verstärken sollte, sie auch von den Organen der deutschen Negierung mit Entschiedenheit abgewiesen werden wird." Nach einer sehr zutreffenden, das gleiche Tbema behan delnden Erörterung in der „Schles. Ztg", welche sich als officiöS giebt, siebt man in der bereglen Angelegenheit in Berlin maßgebende Kreise genau ebenso wie in FriedrichSruh. Auch die öffentliche Meinung in Deutschland stimmt mit der in den „Hamb. Nachr." zum Ausdruck gekommenen Auf fassung durchaus überein. Wir selbst haben, sofort nach Bc- kanntwerden der Zustimmung der veutscheu Regierung in der Dongolafrage, diese Haltung lediglich als einen rein spon tanen, freiwilligen Act der Freundschaft gegen Italien auf gefaßt und haben die vorauszusehende Schlußfolgerung, die Ziele des Dreibundes feien irgendwie verrückt, als unbegründet zurückgewiesen. So viel wir sehen können, bat auch die übrige heimische Presse sich auf diesen Standpunkt gestellt. Für die Auffassung des Wiener Blattes fehlt in Deutschland das Vcrständniß vollkommen. Wir müssen, soweit wir nickt durch die Dreibundverpslichtungen gebunden sind, völlig freie Hand behalten, um uns von Fall zu Fall, d. h., sobald es nötbig werden sollte, auch wieder für eine Cooperation mit Rußland und Frankreich nach eigenem Ermessen entschließen zu können. Für ein abschließendes Urtheil über die Asrikupolitik krispis fehlen bekanntlich noch einige wichtige Akten stücke. Wir deuteten schon an, daß von Gegnern Crispi's der Verdacht ausgesprochen worden sei, dieser bade das Fehlende, als für ihn compromittirend, beseitigen lassen. Gestern kam die Angelegenheit in Form einer Interpellation Parenzo's im Senat nochmals zur Sprache, lieber die wichtige Antwort der Regierung liegt unS heute folgende Meldung vor: Ministerpräsident di Rudini erklärt, es fei dem Ministerium der Entwurf eines Grünbuches übergeben worden, das von dem früheren Ministerium vorbereitet, aber nicht beendigt ivorden sei. Wenn das gegenwärtige Cabinet dieses Grünbuch veröffentlichte, so würde es die Verantwortlichkeit dafür übernehmen. Es sei somit nothwendig, nach Len Dokumenten zu forschen, da nickt alle vorgefundeu werden konnten. Daher sei nach Maffana der Befedl ertheilt worden, Abschriften der betreffenden Depeschen einzusenden. General Baldissera habe an den Kriegsminister hieraus folgende Antwort gesandt: „Die Berichte Galliano's über die Kämpfe und die Vertheidigung von Makalle, sowie die hierzu gehörigen Dokumente sind in der Schlacht am 1. März mit den Papieren der Eommandantur und des I. Bataillons in Verlust gerathen Ich werde trachten, den Bericht mit den hierbei betheiligten Osficieren aus- dem Gedäcktniß wieder znsammenzustellen und ibn post wendend einzusenden; doch wird der Bericht aller Wahrschein lichkeit nach unvollkommen sein, La von den Dokumenten und Depeschen, betreffend Makalle, viele in Verlust gerathen sind. Ich will indeß meine Bemühungen sortsetzen." Mnister- präsident dir Rudini fügte hinzu, er habe Niemanden beschuldigen wollen, doch wolle er sich in die Lage setzen, das Grünbuch derart zu ergänzen, daß er dafür die Berantwortlickkeit übernehmen könne. Parenzo nimmt von dieser Erklärung Kenntniß, womit der Zwischen fall erledigt ist. Hierauf vertagte sich der Senat, wie bereits ge- meldet, auf unbestimmte Zeit. Mit diesen Erklärungen, nach welchen das Abhanden kommen der Dokumente einer ri? wnjor zuzuschreiben ist, sind der elenden Verleumdung gegen Crispi die Beine zer schlagen, und man braucht nicht zu fürchten, ihr uoch einmal zu begegnen. In Südafrika scheinen sich wieder Ereignisse vorzubereiten, welche die bisherige Ereignißlosigkeit nur als Rübe vor dem Sturme erscheinen lassen. Der Ausstand im Matabele- land giebt England die erwünschte Gelegenheit, an den Grenzen der südafrikanischen Republik und unser» der portugiesischen Besitzungen eine kriegerische Action vorzu nehmen, auS der sich noch Manches entwickeln kann. Cecil RbodeS ist, wie gemeldet, unterwegs nach Buluwayo, das genügt, um in Transvaal Besorgniß wegen deS Auf standes zu erregen, wie eS thatsächlich geschehen ist. Zwar demcntirt Präsident Krüger formell das Gerücht, die Be ziehungen zwischen ihm und Chamberlain seien gespannte, aber uoch nicht demcntirt ist die Meldung der „Times", daß ein Schutz- und Trutzbündniß zwischen Transvaal und dem Oranje-Freistaat abgeschloffen worden sei, daß die Boeren im Oranje-Freistaat und in Capland rüsten und daß zahlreiche Deutsche in die Polizei uud Artillerie eingestellt worden seien. Gleichzeitig tauchen wieder Gerüchte von dem Erwerb der Delagoabai durch England auf. DaS „Reuter'sche Bureau" in London erfährt zwar, dieselben seien unbegründet, aber die Erklärung, welche, wie unS berichtet wird, Chamberlain im englischen Unterhaus, in der Sache interpellirt, abgab, lautet nur dahin, für die Behauptung, daß der Ankauf der Delagoa bai abgeschlossen und die Kaufsumme bereits normirt sei, sei kein Atvkk» der vokhE». Daß Essl«» eifrigst bemüht ist, die Delagoabai, sei e- ans dem Dege de» Kauss, sei e- auf weniger friedliche Weise, in seinen Besitz zu bringen und damit gleichzeitig die südafrikanische Republik in Schach zu bekommen, ist kein Gebeimniß und die gegenwärtigen Ereignisse in Matabeleland sind ganz dazu geeignet, die Bermuthung zu erwecken, daß England gerade letzt, wo die allgemeine Aufmerksamkeit durch daS Sudaa- unternehmen mit seinem Drum und Dran abgelenkt ist, weiter südlick durck Cecil RhodeS im Trüben fischen zu lassen Deutsches Reich. * Berlin, 27. März. Von der ckristlich-socialeu Partei war zum Donnerstag Abend nach dem „Moabiter Casino" eine große öffentliche Volksversammlung ein berufen, in welcher der Redakteur deS „Volk" Reg- Asscssor a. D. v. Gerl ach über das Thema „Conser- vativ oder christlich-social" referirte. Interessant waren die Erklärungen, die v. Gerlach bezüglich der von dem Leiter der Berliner konservativen Parteibewegung, Oberst :. D. von Krause, heute auSgegebenen Broschüre (vgl. den Leitartikel in der vorliegenden Nummer. Red.) machte. Redner bezeichnete die AuSantwortung der bisher geheim gehaltenen Protokolle an den Oberst v. Krause als einen unerhörten Act. Die Broschüre werde allerdings geeignet sein, das allergrößte Aussehen zu erregen, ja es werde nun in der gejammten Presse, die jedenfalls da» Material gehörig ausnutzen werde, einen neuen rmerhörten Skandal geben. Es sei ein Fronlangriff der schwersten Art, der diesmal gegen Stocker unternommen werde. Speciell werde der Fall Stöcker- Hcimmerstcin ausführlich behandelt. Es sei nur möglich, daß das Material dem Oberst von Krause von der Parteileitung selbst anSgrantwortct worden sei. Der Zweck sei, Stöcker politisch und moralisch todt zu machen. (Entrüstung und Pfuirufe.) DaS Schlimmste «der könne nun eintreten, jedenfalls sei das Ende dieser ganzen Angelegenheit noch gar nicht abzuseben. Die Hetze gehe von sehr einflußreicher Seite aus. — Die Erregung des Herrn von Gerlach über die Broschüre des Obersten von Krause ist ohne Weiteres be greiflich. Noch begreiflicher wird sie durch den Umstand, daß Las „Voll" erst gestern schrieb: „Daß Stöcker mehr zu thun hat, als sich mit jedem ihn be- beschimpfenden Politiker oder Redacteur in einen Proceß ein- zulaffen, ist sür jeden voiurtbcilsfrei Denkenden klar. Sonst hätte während der vergangenen achtzehn JabreßStöcker seine ganze Zeit allein daraus verwenden müssen. Ebenso klar ist, daß Professor Brecher, falls er verklagt worden wäre, eine klägliche Niederlage zu verzeichnen gehabt hätte, denn er kann sich für den angeführten Fall nur aus sein eigenes Gedächtniß berufen und keinen einzigen Zeugen anführen. Trotzdem drängte er aas Klage — daß Stöcker in solchen Fällen nicht zu klagen pflegt, tonnte er wissen." Oberst von Krause setzt bekanntlich in seiner Broschüre (s. oben. Red.) auseinander, daß und wie Herr Stöcker gegen Prof. Brecher geklagt hat. — Ueber das Kaiser manöver erfahren die„Görl. Nachr. u. An;." noch Folgendes: Dem Vernebmen nach bat der Kaiser sür die Manöver zwischen Görlitz uud Bautzen eine Kriegslage in Vorschlag gebracht, die sich an die Ereignisse vor der Schlacht von Bautzen am 21. Mai 1813 anlehnt und den Parteien ähnliche Ausgaben wie damals zuweist. Die Manöver sollen besondere Unterlagen sür Erfahrungen aus dem Gebiet der allgemeinen militairischen Gesundheits verhältnisse und des Lazarethwesens liefern; so wird die Uebersührnng von Kranken von den Biwaksplätzen aus der Bahn nach den Garnisonlazarethen Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit sein. Der Kaiser wird zunächst in Görlitz, dann sür einige Zeit bei dem Sohne deS früheren Kriegs- Ministers und Mitglied des Reichstages Grafen Roon aus Krobnitz Wohnung nehmen. — Die Reichscommission sür Arbeiterstatistik setzt ihre Vorarbeiten zur Ermittelung Uber die in der Wäsckefabrikativn und in der Confectionsinduftrie herrschenden Mißstände fort. Den Vorsitzenden der verschiedenen Berufs organisationen ist ein Schreiben zugegaugen, worin sie ersucht werden, für die spätere Vernehmung vor der Commission sür Arbeiterstatistik aus den betheiligte» Kreisen AuökunftS- personen vorzuschlagen. Insbesondere sollen Ermittelungen über die Lobnverbaltniffe, über die gesundheitlichen Ver hältnisse der Arbeiter in den Werkstätten und in den Wohn räumen der Heimarbeiterinnen, über daS System der Zwischen meister und über die Weiterungen bei der Aushändigung der Arbeit und der Ablieferung der fertig hergestellten Waarea vorgenommen werden. Mitte April sollen die Vernehmungen der Auskunftspersonen vor der Commission stattfinden. — Der Vorsitzende des GrwerbegerichtS zu Berlin, Assessor v. Schulz, ist in die Commission als Commiffar deS preußischen Handelsministeriums entsandt worden. — Die commissarische Berathung über die reich-- gesetzliche Regelung des Apothekenwesen- wird VmwhMk» «ich av IS. April Ä» SKH-E des Innern beginnen. — Der Schriftführer der Abteilung Berlin der deutschen Eolvaial-Gesellschaft, der sein Amt al- Schriftführer niedergelegt bat, heißt nicht, wie telegraphisch gemeldet, Rose, sondern Vr. Grosse. — Der verdiente reine Lohn der preußischen Berg arbeiter (nach Abzug aller ArbeitSkostrn, sowie der Knapp schaft--, der Invalidität- uud AlterSversicheruugS - Beiträge) betrug im Jahre 1895 im Durchschnitt sämmtlicher fünf Arbeiterklasse» beim Steinkohlenbergbau: i» Oberschlesien 675 (gegen 664 im Jabre 1894), in Niederschlefien 737 l723) in Westfalen 968 (961) bei Saarbrücken 929 (921) bei Aachen 868 (848) beim Braunkohlen bergbau im OberbergamtSbezirk Halle 749 (737) ^e, beim Salzbergbau in demselben Bezirk 988 (1019) beim Erz bergbau. in Mansfeld 785 (764) im Oberharz 603 (611) in Siegen-Nassau 620 (624) bei dem sonstigen rechtsrheinischen Erzbergbau 643 (642) bei dem link rheinischen 616 (621) — Die Zahl der Berg ¬ assessoren i» Preuße», soweit sie nicht schon etatSmäßig angestellt waren, betrug Ende 1895 103 gegen 102 im Bor jahr. An Bergreferendaren waren vorhanden 150 gegen 147, an Bergbanbeflifsenea 238 gegen 212. — Der Director der Coloaialabthellong Wirkl. Geh. Leg -Ratt l>r. Kayser tritt dieser Tage eine» zetmtägigeri Urlaub ao. Die besondere» Anstrengungen der letzten Woche» haben eine Erholung sür ihn nothwendig gemacht. — Major Wachs vom Kriegsministeriaw übernimmt nickt ein Batatllonsconunando i» Freiburg i. Br., sondern ei» solches in Mainz. * Bremerhaven, 2ü. März. Der ReickScommissar für das Auswanderungswesen, Capitaia zur See von Levetzow, wurde heule früh au Bord deS zur Aus reise nach Baltimore fertig gemachten Lloyddampsers „Crefeld" von einem Unfall betroffen. Er besichtigte die Rettung- einrichtungen uud bantirte dabei mit Platzpatrone», deren Handbabung er einigen Schiffsleuten verführte. Dabn erplodirte eine Patrone und zerfleischte ihm vie rechte Hand. (F. Z.) * Hannover, 26. März. Hier wurde eine Ortsgruppe Hannover des Vereins zur Förderung de- Deutscb- lbums in den Ostmarken gegründet. * bottbuS, 27. März. Voraussicktlich wird der Aus stand m der nächsten Woche beendet sein, nachdem eine Der sammlung von 4000 Arbeitern folgende Resolution beschlossen hat: „DaS Anerbieten deS Fabrikantenvereins wird angenommen; eine neue Fünsercommissiv» wird gewählt, »m mit dem Fabrikantenverein zu verbandel»; Special-Fabril- commissionen unterhandeln mit ihren betreffenden Arbeit gebern." VreSlau, 26. März. Da- Consistorium der Provinz Schlesien hat, der „Sckles. Ztg." zufolge, de» diesjährigen Diöcesancvnventea für ihre Verhandlungen folgende Fragen zu eingehender Beantwortung vorgelegt: „Worin bestedea die Gefahren, von denen unter den gegenwärtigen socialen Zeitbewegungen das AmtSleben der Geistlichen bedroht ist ?" I„Ünd wie haben sich die Geistlichen diesen Ge fahren gegenüber nach dem Vorbilde »md den Weisungen Christi und der Apostel zu verhalten?" O. Haüe a/T., 27. März. In dem Zeugnißzwanz- verfahreu gegen den verantwortlichen Redacteur der „Saalezeitung" Herrn HanS Paulus ist die Beschwerde deS Vertreters desselben, des Herrn Rechtsanwalts vr Rüffer, gegen die verfügt: Haft vom königl. Landgericht zurück gewiesen worden. Oesterreich-Uxgarx. Wien, 27. März. Der österreichisch-ungarische Bot schafter in Konstantinopel Freiherr von Calice ist nack Konstantinopel abgereist. — Der Juogtscheckenclub beschloß mit 19 gegen 9 Stimmen, in dritter Lesung für die Wahlreform zu stimmen, in der zweiten Lesung aber allen ErwriteruagSauträgea zuzustimmen. * Pest, 27. März. Der Minister des Aeußerrn, Gras GoluchowSki, wurde von der ungarischen Regierung er sucht, an sämmtliche Vertreter der auswärtigen Staaten Einladungen zur Theilnahme an der Millenniums- Ausstellung ergehen zu lassen Frankreich. * La-urbit, 27. März. Die Zarin-Wittwe ist hier eingetroffen und vom Thronfolger, reffen Gesundheitszustand sich gebessert hat, empfangen worden Italien. * Rv«, 27. März. Der Kaiser hat einer Genueser Meldung der „Persever." znsolge der italienischen Gesellschaft vom Rothen Kreuz den Betrag von 4000 Lire mit der besonderen Widmung für die in Afrika verwundeten Soldaten gespendet. fragen Sie sie doch mal? Uud dann — nicht wahr? Dann sind Sie überzeugt »md streiten für unS und bringen alles in« rechte Geleise! Ich habe solch ein felsenfeste- Vertrauen zu Ihnen. Und ich will auch wahrhaftig immer sehr aut zu Ihnen fein und so gehorsam und so fleißig — Sie werden doch zu un- ziehen, nicht? DaS Ware erst daS Wahre!" „Man kann eigentlich gar nicht ernsthaft mit Ihnen reden", sagte Frau Marcella gutmüthig. „Aber Sie haben recht: vor allen Dingen werde ich mit Thea sprechen. Dann wollen wir Weiler sehen. E» wird wohl »och viel gesprochen und gehandelt werden müssen, ehe wir in da- „rechte Ge leise" kommen. Und bester war's — dabei muß ich bleiben —, e- wäre un- allen erspart geblieben. — Da kommt Thea!" Harry fuhr von seinem Sitze auf. „Sie sieht doch wieder entzückend auS", sagte er, den Strand hinabschauend, „und wie stolz ihr Gang ist! Ob sie Ihnen wohl ähnlich wird? Ich hoff'- eigentlich sehr. Aber Sie wollen gewiß mit ihr allein redrn^ nicht? Und ich soll fortaehen, sonst ist sie zu besangen. Schade! Sie ist zum Anbeißen beute io dem weißen Kleide, mit den lang herabhänaenden Haaren. Also: lieb^. gnädige Frau, mein Schicksal gebe ich in Ihre Hände, da fr» gut aufgehoben. Und heute Abend komme ich und fraz e einmal nach, wie'- steht. Und — noch einS: wenn meine Mutter zu Ihnen kommen sollte, ich habe ihr schon Alle- gesagt, dann find Sie recht — wie soll ich sagen? — recht mild zu ihr, ja? Litte! Sie meint e- ja in ihrer Art auch gut und will auch nur mein Beste», gerade wie sie. Es wird ihr natürlich auch schwer, mich abzutreten. Sie hat mich ja sehr lieb. Aber aatürlich zieht sie nachher zu unS." Frau Marcella lachte. „Sie auch? Gleich zwei Schwiegermütter in einem neuen Hausstand? Da- ist eine herrliche Zukunft-auSficht." Ihr Lachen klang nicht ganz frei. „Nun, ich denke: wir überlegen'» noch. DaS wäre eine spätere Sorge. Und um» gehen Sie nur wirklich — da ist Thea schon." Thea war herangekommen, eine» breitrandigen Strohhut aus dem Kvds, unter dem ihr lange- Haar gelost über den Rücken beradfluthete. Al- sie Harry gewabrte, der sich eben verabschiedete, blieb sie stehen und beiße Gluth überströmte ihr Antlitz. Sie wagte sich gar nicht heran. Harry warf Frau Maxell« eine» Blick zu, au- dem sie die triumphireode Seligkit la-, die iha ia diesem Augenblick erfüllte. Sie selbst »urtz« durch diese- Bild rühread-unbrhilflicher, jungfräulicher Neigung, die sich nicht verrathen will, bewegt. Ihr Lippen ruckten. Dann hatte Harry sich, seinen Hut ziehend, gegen Thea lächelnd verbeugt und war gegangen. Im nächsten Augenblick lag Thea an der Brust ihrer Mutter. Sie umschlang sie stürmisch, ihr jugendlicher Busen wogte, ein Schauer ging durch ihre schlanken Glieder. Sprechen konnte sie nickt, nur wie ein Sckluchzen brach eS von ihren Lippen. Auch Frau Marcella sagte lange kein Wort, trotzdem verstanden sie sich beide. Es brauchte nickt viel gefragt und erklärt zu werden. Frau Marcella begriff, daß sie kein Kind mehr io ihren Armen hielt, sondern daß ein von erster, jäher Leidenschaft durchpulstes Weib Schmerz und Wonne an ihrer Brust auSklagen und auSjubeln wollte. Nach einer längeren Weile fragte sie nichts, alS: „Du hast ihn wohl sehr lieb, Thea?" Und als Antwort darauf kam eS: „Mehr als mein Leben, Mutter. Ich müßte sterben, wenn er mich nicht liebte." Und wieder gincs ein Erzittern durch den jungen, schlanken Leib, den Frau Marcella'- Arme umschlossen. ,Zomm, Kind", klang ihre Stimme dann liebevoll an Thea'S Obr, „wir wollen nach Hause gehen." Und Arm in Arm geschlungen wanderten sie über den mittag-heißen, jetzt einsamen Strand ihrem Hause zu. „Wie ist da- gekommen?" fragte Frau Marcella nach einer Weile. „Ich weiß nicht, Mutter." „Wer hat eS denn angefangen?" „Es war ja immer schon, glaub ich. Ich kann mir'- gar nicht mehr ander» denken." Frau Marcella lächelte. „Und Du glaubst, glücklich mit ihm werden zu können, Thea ?" DaS Mädchen richtete die unschuldigen braunen Augen mit erstaunter Frage auf die Mutter. „Glaubst Du - dran nicht?" Und al» Frau Marcella nicht gleich eine Antwort gab, fügte sie hinzu: „Du hast doch selbst gesagt, daß er ein guter Mensch ist, Mutter." Frau Marcella fühlte sich dieser Zuversicht gegenüber ent waffnet, sie unterdrückte, wa» sie noch weirer batte sagen wollen. Erst al- sie schon im Vorgarten ihre» Hause» waren, sagte sie: „Es wird noch viele Kämpfe geben, bi- ihr am Ziel sein werdet, Thea." Aber Thea'S Gesicht verlor nicht» von dem sonnigen Glanz, der darüber lag. „Sonst wär e» auch zu sckön, Mama. Und voneinander reche» kann man un- ja doch nicht, nicht wahr? Da» können Menschen überhaupt nicht. Und dann, Mama — wenn Du zu unS stehst, können wir ja ganz getrost sein, dann wird Alle» gut." So traten sie Arm in Arm in» Haus. Gegen drei Uhr hielt ein Wagen vor der HauStbür, der in raschem Trabe die Straße herabgekommen war, uud eine Dame entstieg demselben, die sich alsbald melden ließ. „Lydia von Sennfeldt, geb. Freiin von Witzleben", stand auf der großen, goldgeränderten, kronengeschmückten Karte. „DaS ist der Anfang der Kämpfe", sagte Frau Marcella, al- sie Thea die Karte reichte. „Geh, Kind, bi- ich Dich rufe. Du weißt ja nun, daß ick Deine Sache führen will." Thea warf sich rasch noch einmal an die Brust ihrer Mutter, daun lief sie hinaus. Frau von Sennfeldt trat mit einer gewissen Feierlichkeit ein. Sie war noch ganz so gekleidet wie zum Kirchgänge, nur zeigten ihre Mienen jetzt eine gewisse Starrheit, ihre Haltung war steif und vornehm. Sie schien überrascht, in der Ausstattung deS Salon», »a den man sie geführt, nicht die protzenhafte Ueberladenheit zu finden, die sie erwartet hatte, sondern einen feinen, künstlerischen Geschmack, der ihrer Meinung nach sonst nicht den Kreisen eigen war, zu welchen Frau Lindkeim gehörte. „Verzeihen Sie, daß ich Sie störe. Aber ich bin dazu gezwungen, Frau dindheim." Sie batte früher „gnädige Frau" gesagt; jetzt schien ihr „Frau Lind heim" als Anrede bezeichnender für die Stellung, die diese „KaufmanaSfrau" ihr gegenüber eiunahm, und für da» Ber- bältniß zwischen ihnen, auf da» sie eine besondere Betonung legen wollte. Frau Marcella that, al- bemerke sie nicht- davon- in Wahrheit aber bestärkte e» sie nur in ihrem Vorsatz, Thea'S Sache mit allem Nachdruck zu führen, und diente dazu, daß ihre eigenen Bedenken mehr und mehr in den Hiodergrund gedrängt wurden. „Sie stören nicht, gnädige Frau. Bitte ..." „Sie wissen wahrscheinlich, weshalb ich komme, Frau Liudhenn", sagte die Besucherin, die Platz genommen hatte uud mit starren, etwa- zusanimengekniffenen Augen, die Hände über dem Sonnenschirmgriff ineinandergefaltet, vor sich hiublickte. „Ich kann darüber nur Vermutbungen hegen, gnädige Fran. Wahrscheinlich bangt Ihr Besuch aber mit dem zu sammen, waS mir Ihr Herr Sohn beut« Dormittag in unserrr Strandhütte sagte, wo er mich aufsuchte." „Allerdings. Sckon da» ist gegen meineo Wunsch uud Wille» geschehen. Mein Sohu hat äußerst voreilig ge handelt. Er ist wie rin Kind iu manchen Dingen. Ich dost«, Frau Lindenheim, Sie habe» »hm klar gemacht, daß eS fick da nur um eine Schwärmerei handeln kann, die durchaus — wie in so vielen andern Fällen bei »hm — snns cons^gnvnce bleiben muß." „Ich habe nicht- gethan, al- ihm die schweren Bedenken erörtert, die seinen dringlich geäußerten Wünschen iw Wege stehen. Er hat sich dadurch jedoch nicht überzeugen lassen " Frau von Sennfeldt zeigte eine leichte Unruhe. „Das heißt: Sie nehmen seine Werbung um Ähre Tochter ernst?" „Ernst? Ja. Unbedingt." „So muß ich Jbnen sagen, daß au- dieser Verbindung unter keinen Umstände» etwa- werdeu kann, Frau Lindheim Unter keinen Umständen." Frau Marcella nickte. ^Da» ist eine ganz andere Frage", entgegnete sie mit eiaer Ruhe, vie za dea erregten Worten der Sprecherin in scharfem Gegensatz stand. „Wenn Sie im Namen Ihre» Herrn Sohne- sprechen oder Gewalt über ibn haben, so wäre damit die Sache abgethaa. Und vielleicht wäre da- ja wirklich am besten " „Da- sagen Sie?" Frau Marcella mußte über da- halb entrüstete Staunen ihrer Besucherin lächeln. „Ja. Wa- setzt Sie daraa so in Verwunderung, gnädige Frau?" „Da- klingt ja fast, al- ob Ihnen eio Harry von Sena- feldt zum Freier sür Fräaleio Liudhenn nicht gut genug wäre!" Eia bitterer Spott lag i» ihren Worte». „So möcht ich e» nicht au-drückeo, gnädige Frau. Aber, offen heran», in unsero Kreisen, die nur der Arbeit leben und in denen Jeder »ar soviel gilt, wie er arbeitet, können wir für unsre Töchter nicht Männer wünschen, die ohne Berns, ohne irgendeine bestimmte Thätiakeit zu leben sich be rechtigt glauben und die m»S doch nur al» Drohnen im großen Hau-Halt der Natur erscheiaea müssen. Dir mögen sie immer hin wegen eine- hervorragenden Taleat», da» ihnen verlieben worden, bewundrra und auch vrgeo menschlicher Eigenschaften schätzen: e» wird un- doch immer schwer werde», ihnen zazu trauen, daß sie die Töchter au- unser» Kreisen glücklich machen, daß sie ihara Stütze «ad Schirm für- Lebe» fest» können." /z-rffetzim- felgt.)
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