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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.06.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980630012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898063001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898063001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-06
- Tag1898-06-30
- Monat1898-06
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BezugS-PreiS W V» GiWtWPiWim atz« du tm Gtatz»- baaikk und den Bororten errichteten AuS« aabestellraaLgeholt: dtertrlfaA«ch^4.tO, bet zwetmali^r täglicher Zustellung in» Hm» ^tl tzchO. Lnrch dir Post bezogen für Lentschiantz nnd Oesterreich: vierteliäbrlich . Directr täglich« kreuzbandsenoung int Ausland: monaütch 7.VO. Die Morgen-AuSgabe erscheint um */,? Uhr, dir Lbeub-Largabe Wochentag» nnr k Uhr. Nedactto« uv- Lrve-itiou: JahanneSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filialen: Otts Lleinm'S Eortim. (Alfred Hahn), Universität-straffe 8 (Paulinmn), LoniS Lösche, Katharinenstr. 14, -art. nnd KönigSplatz 7, 325. Morgen-Ausgabe. KipMr Tageblatt Anzeiger. Hmtsbtatt des königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem RedactionSstrlch ^4ge- spalten) ÜO/L, vor den Familiennachrichtea (k gespalten) 40/^. Brüffrre Schriften laut unserem Prels- verztichnih. Tabellarischer und Zifsernsay nach höherem Tarif. Extra-Vellage» (gesalzt), nur mit der Morgen»Ausgabe, ohne Postbeförderung SO.—, mit Postbeförderung 70.—. Ännahmeschluß für Anzeigen: Ab end»Ausgabe: Vormittag? 10 Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Lei Leu Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von S. Polz in Leipzig. Donnerstag den 30. Juni 1898. 92. Jahrgang. sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstraste 35 Herr Ranstsche Gasse 6 Herr Rrleür. R!8el»ei', Colonialwaarenhandlung, Ranstädter Steinweg L Herr 0. LnKeliurmn, Colonialwaarenhandlung, Schützenstraße 5 Herr,luj. 86l»l1mt<slieii, Colonialwaarenhandlung, Westplatz 32 Herr II. vlttriolt, Cigarrcnhandlung, Aorkstra^e 32 (Ecke Berliner Straße) Herr 11. Rörliolü, Colonialwaarenhandlung, Zeitzer Straße 35 Herr V. LÜ8ter, Cigarrenhandlung, in Plagwitz Herr 6. Orütziuami, Zschochersche Straße 7 a, - Reudnitz Herr >V. RliKmauu, Marschallstraße 1, - - Herr Lernli. >Veber, Mützengeschäft. Leipziger Straße 11, - Thonberg Herr R. üilntselt, Reitzenhainer Straße 58, - Volkmarsdorf Herr 6l. Xauiuaun, Couradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für das III. Vierteljahr 1898 baldgefälligst veranlassen. Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4 50 mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen 5 50 durch die Post bezogen für das deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn 0 In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitnngsspcditeure, die Harrvtexpedition: Johmrnesgasse 8, die Filialen: Katharinerrnratze 14, Königsplatz V und Universitätsstratze 3, " „ - - - ellen: Arndtstraße 3ji Herr L. 0. Lltttzl, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstraße 1 Herr llieoä. Iseler, Colonialwaarenhandlung, Brühl 53 0. R. Keliudert's Xaebkolxer, Colonialwaarenhandlung, frankfurter Straße (Thomasiusstraßen-Ecke) Herr OttoRraur, Colonialwaarenhandlung, Löhrstraße 15 Herr Lüuarü Retxer, Colonialwaarenhandlung, Nürnberger Straße 45 Herr Ä. L. ^Ivreeüt, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr Lodert Orelner, Zweinaundorser Straße 18, - Connewitz Frau Lieder, Hermannstraße 23, - Eutritzsch Herr Rodert Bitner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, - Gohlis Herr Rodert ^.Ituer, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, - Linvenau Herr widert I^luliner, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt 8ede!t's ^nnoneen-Lxpeältton, Eisenbabnstraße 1, Vom Wesen der „regierenden" Partei. ? Die „Germania" öffnet weit ihre Arme, um die im Elsaß gewählten klerikal - protestlerischen Reichs« tagsabgeordneten an ihr „deutsches" Herz zu drücken; insbesondere, sagt die „Germania", stehe der für Straßburg- Land gewäblte Herr Hauß — „unser verehrter College vom „Elsässer"" — dem Ceutrum sehr nahe. Aller dings! Aber noch näher steht „unser verehrter College vom „Elsässer"" dem Protestler saus xdru86, Herrn Preiß. Nach dem Zeugniß der klerikalen „Köln. Volksztg." hat der „Elsässer", ebenso wie die beiden Kolmarer Blätter des AbbS WetterlS den von der „katholischen LandeS- parlri" empfohlenen Herren Preiß „bis zum Schlüsse" unter stützt, so daß die citirte „Köln. Volksztg." in ihrer Nr. 542 ängstlich ausruft: „Den Vorwurf des Bündnisses mit dem Proteste, wie ihn die Persönlichkeit des Herrn Preiß verkörpert, vermögen Herr Wetter!« und die hinter ihm (also auch „unser verehrter College vom „Elsässer'"^ nicht mehr abzuschütteln." Ganz gewiß nicht! Doch was tbut das? Wenn die klerikal-protestlerischen Elsässer bei der Centrum sfractivn anklopfen, wird ihnen sicherlich aufgethan werden. Vielleicht ziert' man sich noch ein Weilchen und bereitet dadurch dem Reichstagsabgeordneten Fusangelein Vergnügen, der ja anfangs auch von den Vorständen des Centrnms im Reichs tage und im preußischen Abgeordnetenhaus öffentlich geächtet, von Hrn.Or.Lieber ebenfalls öffentlich unter die Böcke, die in denSchaf- stall des CentrumS nicht einbrechen dürfen, gestoßen, bald aber trotz alledem in den FractionSverband des Centrums aus genommen wurde! Daß Herr Fusangel deshalb seinen poli tischen Charakter als Demagoge raticalster Art nicht im Mindesten geändert bat, bezeugen zwei Flugblätter, die zu Gunsten seiner Wiederwahl im Kreise Arnsberg-Olpe- Meschede, ohne einem Widerspruch von seiner Seite zu be gegnen, verbreitet worden sind. Ein Theil der Centrums wähler wollte nämlich auch dieses Mal Herrn Fusangel einen Gegenkandidaten in der Person des klerikalen Land tagsabgeordneten v. Detten gegenüberstellen. Herr v. Detten wurde daher in dem einen Flugblatte als der „Erkorene des Dreiclassen-WablsystemS", der durch das „Bündniß des katho lischen GcldsackeS mit der Bureaukratie, dem Iunkerthum und den liberalen Protestanten 1893 gesiegt" hätte, den Wählern verekelt. In dem zweiten Flugblatte beißt eS wörtlich: „FuSangel convenirt dem Junkcrtbum und seinem Anhängsel nicht, er ist verhaßt beim Großgrundbesitze, dem Junkcrtbum, dessen Lakaien und den oberen Zehntausend, weil er ein Herz für den Unterdrückten, den Staatsbürger vierter Classe hat nnd für den kleinen Mann und Mittelstand in Wort und Schrift eintritt, wenn man diesem sein elendes Reckt noch weiter zu verkümmern beabsichtigt. DaS Sauerland ist genügend von der Ausbeutung und Mache der Großgrund besitzer unterrichtet, alte Burgen und Raubschlösser mahnen auch hier an die Vergangenheit und warnen das jüngere Geschlecht stets, die eroberte Freiheit durch Gleichgiltigkeit unv Liebedienerei wieder preiszugeben." — Das ist die Sprache des „Vorwärts"! Die kluge „Köln. Volksztg." versichert denn auch schleunigst, kein einsichtiges Mitglied der Centrums partei könne eine solche demagogische Sprache billigen. Wie viel Mitglieder der CentrumSpartei aber protestiren dagegen, daß in dieser Weise Centrumsmandate erobert werden? ES klingt so schön, wenn die Wahlerfolge des CentrumS darauf zurückgeführt werden, daß zum Unterschiede von den anderen bürgerlichen Parteien, die nur materielle Zwecke verfolgen, das Centrum für ideale Güter kämpfe. Ohne Zweifel, daS Centrum kämpft für Ideale, wie eS sie versiebt. Aber ko w-nin allen nickt klerikalen bürgerlichen Parteien vorgeworfen werden kann, sie bättlu ausschließlich materielle Ziele, so wenig beruhen die Wabl- erfolge des Centrums ausschließlich auf seinem „Idealismus". Entbehrte die CentrumSagitation jenes demagogischen Zu satzes, der in den für Herrn Fusangel verbreiteten Flug blättern so stark vorschmeckt, das allgemeine Wahlrecht würde sich ihnen nicht so vortbeilhaft erweisen. Der Vorstoß der „Köln. VolkSztg." gegen die Centrumsdemagogen ist daher weislich nach den Wahlen gemacht worden. Ist die Haltung der „Germania" gegenüber den Elsässern bezeichnend für den „nationalen" Charakter des CentrumS, werfen die Arnsberger Flugblätter ein Lickt auf seine staatS- erhalt ende Eigenschaft, so zeigt sich anläßlich eines Falls von Intoleranz in Frankfurt a. d. O. wieder einmal auf das Deutlichste, welche Stellung der Ultramontanismus dem Staate gegenüber der Kirche zuweist. Einer in gemischter Ebe lebenden Frau wird die Ertbeilnng des Abendmahles verweigert, weil sie einen Protestanten ge- beirathet hat, der sich von seiner Frau hat scheiden lassen und dessen geschiedene Frau noch lebt. Die klerikale Presse druckt der „Märkischen Volkszeitung" zur Ver- theidigung dieser Intoleranz vorbehaltlos Folgendes nach: „Da die katholische Kirche eine Ehescheidung nicht kennt, konnte die katholische Frau mit dem Manne selbstver ständlich keine gütige Ehe eingehen. Deshalb hatte seiner Zeit auch der katholische Geistliche die Trauung der Beiden abgelehnt." —Die Mündigkeit des Staates, dieser köstliche politische Gewinn der Reformation, wird eben von der ultramontanen Partei nach wie vor verworfen. „Sie darf nicht ancrkennnen", schrieb Heinrich v. Treitschke schon im Iabre 1871, „daß der Staat nach seinem eigenen sittlichen Gesetze lebt, sie darf sich nicht trennen von jener Staatslehre, die seit Augustin und Thomas von Aquino bis herab auf Bellarmin von allen politischen Denkern der alten Kirche gepredigt wurde. Der Staat der Ultramontanen ist das Reich des Fleisches ohne jeden sittlichen Inhalt; Wertb und Würde empfängt er nur, wenn und weil er dem Reiche Gottes, der Kirche, dient. Daher die frivole GemiitbS- frriheit, die grundsatzlose Grundsätzlichkeit der Partei in allen rein politischen Fragen. Wie die Jesuiten einst die Lehre von der Vollssouverainität erfanden und zur selben Zeit, ohne sich selber zu widersprechen, dem härtesten Despo tismus dienten, wie sie von dem goldenen Knopfe chinesischer Mandarinen bis zu der phrygischen Mütze moderner Dem agogen jedes erdenkliche politische Abzeichen getragen haben, so sind auch die Führer der Ultramontanen unserer Tage von Görres bis herab aus Herrn Windthorst allesammt Mädchen auS der Fremde, bereit, jeder politischen Partei eine Gabe darzubringen." Deutsches Reich. s. Leit'',ig. 29. Juni. Zum Reichsgericht Irath wurde ernannt Herr OberlandesgerichtSrath von Bünau in Marien werder, der sein Amt am 1. Juli antreten wird. * Berlin, 29. Juni. Den Tschechen ist bereits der Kamm derartig geschwollen, daß sie den Kampf gegen das Deutschthum nach Preußen übertragen und dabei die deutsche Gastfreundschaft offen verhöhnen wollen. Die tschechischen Blätter in Prag scheuen sich nicht, die tschechischen Aerzte öffentlich aufzusordern, zahlreich an dem demnächst in Posen stattsiudenden Cougreß polnischer Aerzte undNatur- forscher sich zu betheilizen, daraus ein Stelldichein slawisch fühlender Seelen zu machen und dadurch den ersten Dank an die polnischen Brüder für die innige Liebe und Be geisterung abzustatten, die sie zu den Palackytagen nach Prag mitgebracht haben. Die Blätter kündigen gleichzeitig an, daß schon jetzt in Posen mehr ärztliche Vortragende aus Prag angemeldet sind, als aus ganz Galizien. „Wir können" — so bemerkt hierzu die „Köln. Ztg." — „den tschechischen Zeitungen für diese Offenherzigkeit nur dankbar sein. Denn unsere preußischen Behörden in Posen werden jetzt genau wissen, daß der Aerztecongreß keine Versammlung kühler Forscher ist und keine wissenschaftliche Ausbeute als Ziel hat, sondern daß er eine politische Demonstration von der unverbülltesten Sorte ist, für die es in Preußen keine Zulassung und keine Duldung giebt. Wir zweifeln keinen Augenblick, daß jeder nichtpreußischc Congreßtheil- nehmer unter diesen Umständen, sobald er den Boden unseres deutschen Reiches betritt, unzweideutige Kcnntniß davon er halten wird, daß er hier nichts zu suchen bat und daß seine Heimath den ausschließlichen Wirkungskreis für solche friedens gefährliche Hetzereien bilden muß. Die Herren Aerzte auS Prag, wie auS ganz Böhmen und Galizien werden am besten thun, ruhig zu Hause zu bleiben. Darum wollen wir sie mit aller Höflichkeit und Entschiedenheit hiermit gebeten haben." * Berlin. 29. Juni. In einer Polemik der „Germ." gegen den„Reicksb." wegen der katholischen Abtbeiluug im preußischen CultuSministerium verlangt daS ultramontane Blatt rundweg Vie Einführung der mrssio cauouioa bei Anstellung der katholischen Tbeologieprofessoren. Eine Art von inissio canonica erhalten die Theologieprofessoren insofern, als ihre Anstellung nur erfolgt, wenn der Bischof damit ein verstanden ist. Das ist, wie die „Voss. Zig." seststellt, die Regel seit Errichtung der theologischen Facultäten. Aber daS ist nicht die missio canonica, wie die Ultramontanen sie wollen. Der Bischof soll das Recht haben, die Ein willigung zu der Ernennung eines TbeologieprosessorS jeden Augenblick willkürlich mit dem Erfolg zurückzuzieken, daß auch der Staat einen Professor, dem diese bischöfliche Approbation entzogen wird, ohne Weiteres seines Amtes ent setzt, sowie die Freiburger Cantonalregicrung oder der StaakS- rath Python mit den Professoren verfuhr, die sick die Un zufriedenheit der Dominikanermönche zugezogeu hatten. Tie .lltramcntanen verlangen eine j derzeit widerrufliche, aut» staatsrechtlich unbedingt maßgebende kirchliche Beauftragung. Die verflossene katholische Abtheilung im CultuSministerium hat in der That in dem geheimen Vertrag mit dein Cardinal Diepenbrock vom 29. April 1851 eine solche missio eanomca für die Theologie-Professoren stipnlirk, ohne Wissen der Universität und des Staatsministeriums, und die Anwendung dieses Vertrages führte zu Anfang der sechziger Jahre zu der Rechtsvergewaltigung gegen den Professor Baltzer in Breslau, die erst 1872 durch nach träglichc Auszahlung von ungefähr 8000 Thaler Gehalt an die Erben des inzwischen Verstorbenen ihre Sühne fand. Tie von den Ultramontanen beanspruchte missio crmonica baue nicht einmal gegenüber den Elementarlebrern, die den Rcl gionsunterricht ertheilen, in dem Zedlitz'schen Volksschulgcsctz Aufnahme gefunden, woran allerdings der klerikale Flügel des CentrumS unter dem Pfarrer Dauzcnberg den schwersten Anstoß nahm. Allein selbst den Conservativeu war die Vor schrift deS Zedlitz'schen Entwurfs, daß die mi^io eannnwu dem Elementarlehrer nur im Einverständniß mit dem Ober präsidenten entzogen werden sollte, zu schwächlich; auch sie verlangten dafür ein geordnetes Disciplinarverfahren unter staatlicher Betbeiliaunz. * Berlin, 29. Juni. Außer den staatlichen Werft- und Hafenanlagen der kaiserlichen Marine - Etablissements zu Wilhelmshaven, Kiel und Danzig besitzt Deutschland eine Reihe hervorragender, mit den modernsten technischen Ein ricklungen versehener Handelshafenanlagen. In erster Linie stehen hier die Hamburger, bei Gelegenheit deS 1888 erfolgten Anschlusses Hamburgs an das deutsche Zollgebiet mit Reichsbcihilfe errichteten Hafenanlagen. Sie gehören zu den besten der Welt, übertreffen in Hinsicht ihrer Ein richtung all ihre Vorgängerinnen, da man sich bei der Neu anlegung des Handelshafens aller Erfahrungen der Vergangen heit nnd der neuesten technischen Errungenschaften bedienen konnte, und sind geeignet, den größten, sick in einem europäischen Hafen überhaupt concentrirenden SchiffsabrtSverkehr z > bewältigen. Ihr Werth wird auf rund 300 Millionen Mark geschätzt, ihre Unterhaltung geschieht mit staatlicher (hau: Feuilleton. Der Polenaufruhr 1846/48. m. C« war der Tag, an welchem in Berlin erst die könig liche Cabinetsordre erging, welche Vorschläge über eine er betene Reorganisation zugestand, und in Czarnikau zog auf Szuman'S Weisung Kaufmann Kiefer unter Geleite von zehn polnischen Schützen im Namen Polen» nach der Kämmereicasse, deren Inhalt sie in Beschlag nahmen und versiegelten. Inzwischen hatten sich der zum Militairorganisator de» Kreise» bestellte v. SwinarSki auf Dembe und sein Militair- adjunct Güter-Avministrator LaSkowSki auS KruSzewo ein gesunken, um ihre kriegsamtliche Wirksamkeit zu beginnen. Weiterer Zuzug unter v. Lip-ki auf Ludom im Obornikrr Kreise wurde erwartet und angekündigt, um die Stadt mit dem wichtigen Nrtzcübergange für da« Polenthum fest zu sichern. Pfarrer Kozlowski erhielt die Weisung zu Haltung eine» Dankgottesdienste» unter Glockengeläut«, der auch zur Vesperzeit durch Caplan Müller gefriert und mit einer polnischen FreiheitSrede gehalten wurde. Wieder bekam ick auf meine nach Chodziesen an eine dort passirende mobile Colonne gesendete Militairrequisition durch den rückkrbrenden Reitenden ablehnende Antwort, da nach Divisionsbefehl die Compagnie über Wonzrowitz nach Vosen zu dirigiren war. — Ich sendete nun von Hammer sofort den Beamten Eastner zu Pferde nach Schneidemübl an da» dortige Commando (Oberstlieutenant Kunckel von Löwenstcrn) als Augenzeugen der Vorgänge mit neuem Hilferuf unv unter Mittbeilung der nunmehr meinerseits notkgedrungen erfolgten Einberufung der Wehrleute als letzte« Mittel, bei deren bisher zurückgebaltenem Einrücken in die Stadt e» zum Kampfe kommen könnte, wofür man dann in Schneidemübl die Mitverantwortlichkeit kaum werde ablrbnen können, wenn man bei vorliegender höchster Gefahr die Hilfe weigere, um die königliche Negierung aufrecht zu halten und bei Her stellung der leider bereits vernichteten gesetzlichen Ordnung und hei Unterdrückung offener Revolution zu unterstützen. Am andern Morgen,Sonnabend,25.März, hatten sichungcfahr 800deutscheMänner unterFührung ihrer Ortsschulzen milderen Amtszeichen (mit den von mir ihnen gegebenen schwarz weißen breiten Armbinden und den Schulzenstöcken mit großen Neusilberknöpfen und Quasten, wa» ihnen Stolz nnd Selbst- bewußtseni gab), bewaffnet mit Gewebren, Flinten ver schiedenster Art und Form, Büchsen, Pistolen, Säbeln, auch vielen Sensen eingefunden und wurden vom DistrictScommissar (früherem Ofsicier), den vier Gendarmen und den unter den Mannschaften befindlichen ehemaligen Uuterofsicieren gemustert und organisirt zum Zuge gegen die Stadt. Kam au» Schneidemühl wieder Ablehnung, so sollte versucht werden, ob durch Entfaltung dieser Uebermackt die Polen zum Ber- lassen der Stadt zu veranlassen wären, event. auch durch Einrücken in die Stadt und HinauSdrücken; die mit Schieß gewehr Bewaffneten, ich in Uniform, an der Spitze. Da erschien srüpmorgen« unerwartet au« der Stadt eine Deputation polnischer Herren bei mir in Sophienberg, be dauerten sehr mein Fortgehen auS der Stakt, „wo alles in bester Ordnung sei", — was ich ihnen freilich nicht zugebcn konnte, — „eS wären offenbar Mißverständnisse, die leicht sich ausklären ließen, wenn ich sie nach der Stadt begleiten wollte, um mit dem KreiScomitS mich zu verständigen". Auf meine specialcn Fragen über das wirklich Geschehene suchten sie möglichst Alle« zu leugnen oder anders darzu stellen —, als „durchaus unschuldig!" Meine Leute drangen in mich, nickt obne sie in die Stadt hineinzugehen, sondern an ihrer Spitze hineinzuziehen unter Mitnahme der Abge sandten. Der Entschluß war nicht leicht; die Verantwortlich keit bei einem vielleicht blutigen Zusammenstoß schwerwiegend und soche ultima ratio besser zu vermeiden; aber vom Mili- tair kam noch immer keine Nachricht! — Ich entschloß mich allein mitzugeben; sagte aber den Führern der Meinen, wenn ick in längstens zwei Stunden nicht wieder bei ihnen sei, möchten sie eindringen. Da wurde mir ans dem Nctzedamme noch vor der Stadt dir Antwort des Oberstlieutenants v. Löwenstern, nach Sopbicnberg adressirt, durch meinen die Nacht hindurch zu rückgerittenen Beamten Castner gebracht: er habe infolge meiner wiederholten Stafetten sich zur Entsendung von Militair entschlossen und habe „gestern (24. März) 2 Ubr die 6. Compagnie 21. Infanterieregiment» unter Premier lieutenant v. Mosch gegen Czarnikau entsendet, welche späu stens Abends 9 Uhr vor der Stadt eingrtroffen sein minse (4 Meilen); beim Borrücken der Deutschen und Angriff de: Compagnie von Süden müsse die Stadt fallen; weiteres Militair boffe er bald nachsrnden zu können". Ich sendete nun an die weit hinten nachfolgenden Wehr männer nach rückwärts den Befehl, auf der Insel Halt zu machen, die Waffen abzulegen und weitere Anordnung zu erwarten; doch mußte zwanzig derselben gestattet werden, unbewaffnet, mit dem Comunstar mir nacbznfolgen, um sied in der Stadt von der Sachlage zu überzeugen und gleich wieder mit ihren Erfahrungen zu denen auf der Insel zurück geführt zu werben. — Ich ging mit den Herren weiter durch die lange, mit zum Tbeil bewaffneten Polen gefüllte Kietz straße — (wobei ich, wie man mir später sagte, bleich unr blaß gewesen) nach dem Markte zu, und erhielt jetzt im Gedränge einen Zettel von unbekannt gebliebener Hanv zu gestellt: soeben sei Militair in die Stadt gerückt. Bald trat mir auch der Compagnieführer v. Motz entgegen und stell'e sich mir zur Disposition mit ber Erwähnung, daß scheu sofort polnische Herren ibn angetreten Kälten, al« „Ab geordnete de- polnischen Nationalcomit^S" und „zur Aus reckterhaltung von Ruhe und Frieden Beauftragte" sick vor gestellt, die „höchste Verehrung für den König" ausgesprochen und die Entfernung und Maßnahmen de» Landratb« nI beklagt hätten, da „alle ihre Bestrebungen (auch die Czanu kauer?) nur gegen Rußland gerichtet seien". — Wie sich berauSftrllte, war di» Compagnie mit Einbruch dir Nacht
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