Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.04.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960423014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896042301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896042301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-04
- Tag1896-04-23
- Monat1896-04
- Jahr1896
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
sos« Feste des DeutschthumS genannt wird. RiS vor kurzer Zeit war nämlich über die Gründungszeit von Bromberg nichts Genaues zu ermitteln, jetzt weiß man, daß am 13. April 1346 der Stadt Bydgvrcz da« Privilegium verlieben wurve. Und man weiß jetzt auch, daß Bromberg deutschen Ur sprunges ist. Seine ersten Bewohner waren Deutsche und sein erstes Recht war magdeburgischeS Recht. * Osnabrück, 22. April. (Telegramm.) In der Reichstagsstichwahl wurde Wamhoff (nat.-lib.) mit 14 040 Stimmen gegen v. Schele (Welfe) mit 13 425 Stimmen gewählt. (Wiederholt.) * Aus Württemberg, 21. April. In Heilbronn liegen sich die rothen und die noch rötberen Social ist en seit Langem in den Haaren. Bei all' dem Hader und Bruder streit, der auf eine recht wenig „genossenschaftliche" Weise auSgefochten zu werden pflegt, vergebt begreiflicher Weise Manchem die Lust, mitzuthun, und so ist es eine anerkannte Thatsache, daß die Socialdemokratie in dem von Arbeitern immer stärker durchsetzten Heilbronn iu der letzten Zeit keinerlei Fortschritt gemacht hat. Ja, auf der diesjährigen LandeSversammlung der Socialdemokraten vom 5. April sprach der Genosse Rittler, der Führer der „Alten", ganz offen davon, daß in Heilbronn die socialistische Sache aus Jahre hinaus zurückgegangen sei. Das wurmte die Parteileitung denn doch, und so wandte man sich, wie der „National - Zeitung" geschrieben wird, nachdem früher die kleinen Größen der würt- tembergischrn Partei vergebens in Heilbronn ihren Schweiß vergossen hatten, an einen „größeren" Großen. Wozu hat man denn zum Beispiel Bebel? Und er kam natürlich. Mit stürmischen Hochrufen empfingen ihn die den PersonencultuS so leidenschaftlich hassenden Genossen. Zunächst ließ Bebel die übrigen Parteien vor seinen Zuhörern Parade laufen. Die Demokratie schlage sich stets bei einem Zwiespalt zwischen Capital und Arbeitern auf die Seile der Unter nehmer. DaS Programm der Freisinnigen sei durch die Verhältnisse weit überholt und ihre Partei sei deshalb aus dem Leim gegangen. Auch das Centrum krache in allen Fugen. Die meisten Führer in der antisemitischen Bewegung seien „notorische Lumpen". Die ganze Schale seines Zornes schüttete Bebel dann über die Nationalliberalen aus. Die Minister seien nur die „Commis der Capitalisten!" Der nächste Krieg werde jedenfalls der letzte sein. Nach den ersten Schlackten werde ein Schrei der Entrüstung und der Verzweiflung durch ganz Europa gehen; dann werde der Moment gekommen sein, wo das Proletariat in Action trete und diese Zustände beseitige! Ueberall werde eS blitzartig aufleuchten, daß eS so nicht weiter gehen könne. Geradezu herrlich wird aber Bebel in seiner Dar stellung des ZukunftSstaaleS: „Wie der ZukunftSstaat aussehen werde, das hänge Alles von den Umständen und der Entwickelung der Dinge ab." Jetzt weiß man eS also! Das war die äußere Thätigkeit des Parteiführers; die innere dürfte darin bestanden haben, daß er den Heilbronner Ge nossen wegen ihrer Streitigkeiten tüchtig die Leviten las. Oesterreich -Ungar«. * Wien, 22. April. (Telegramm.) Gegenüber der Meldung eines MorgenblatteS, nach welcher die Entscheidung deS Kaisers bezüglich der Wiener Bürgermeister-Frage bereits erfolgt sei, erklärt das „Fremdenblatt", eS sei noch keine Entscheidung erfolgt. Frankreich. Mintsterkrise. * Paris, 22. April. (Telegramm.) Wie versichert wird, hat Präsident Faure das Entlassungsgesuch des Cabinets genehmigt. Die Entlassung soll erst nach der Sitzung der Deputirtenkammer amtlich bekannt gegeben werden. Man glaubt, Faure werde versuchen, eia Versöhnung«, und Concen- trationSministerium zu bilden. Iu den Wandelgängen der Kammer werden als für die Umgestaltung des Tabinets Peytral, MSline oder Bourgeois genannt. Letzterer für den Fall, daß die Deputirtenkammer ihm rin Vertrauensvotum ertheilen sollte. — Ministerpräsident Bourgeois hat den auf Mittwoch angesetzten Wochenempfang deS diplomatischen Corps abgesagt. Bourgeois arbeitet an der Erklärung, welche er morgen in der Kammer ver lesen will, nachdem er sie vorher seinen College» unterbreitet haben wird. Großbritannien. * London, 22. April. (Telegramm.) Prinz Heinrich von Preußen fuhr gestern bei der deutschen Botschaft vor und gab seine Karte ab; später stattete der Prinz dem Prinzen und der Prinzessin von Wales im Marlborough House und der Großherzogin von Mecklenburg-Strelitz Besuch ab. Schweden und Norwegen. * Stockholm, 22. April. (Telegramm.) Bei der gemein- samen Abstimmung der beiden Kammern nahm der Reichstag heute mit 217 gegen 168 Stimmen die Regierungsvorlage, betreffend die Bewilligung von 11780 000 Kronen für das neue Fl otten- material, au. Bon dieser Summe werden 5440000 Kronen für daS nächste Jahr verlangt. Von den 207 für die Vorlage Stimmenden gehören 141 der Ersten, 66 der Zweiten Kammer an. Gegen die Vorlage stimmten 8 Mitglieder der Ersten und 160 Mit glieder der Zweiten Kammer. Rußland. * Petersburg, 21. April. Hier ist die Stimmung gegen Italien stark erregt wegen deS Verbots deS Durchzugs der russischen Rothe-Kreuz-Expedition durch Massaua. Die Motive des Verbotes sind leicht verständlich, weil so viele russische Officiere und Soldaten die Expedition begleiten. Dies wurde der italienischen Regierung erst nach Abfahrt der Expedition bekannt. Eine hier eingetroffene Privalnachricht bestätigt völlig die Mittheilung über von den Abessiniern verübte Grausamkeiten, was hier einen depri- Utirenden Eindruck gemacht hat. * Petersburg, 22. April. (Telegramm.) Der Kaiser bat anläßlich des Besuches des Fürsten Ferdinand von Bulgarien an die Mitglieder, des Gefolges desselben und an andere bulgarische und türkische Unlerlbanen zahlreiche OrdensauSzeichnungcn verliehen. Der Ministerpräsident Stoilow erhielt den Weißen Adlerorden, der KriegSminisler Petrow den St. Stanislaus-Orden 1. Classe. Afrika. Tic Italiener in Abessinien. * Rom, 21. April. Die Nachricht, daß Menelik den Friedensunterhändler Major Salsa als Geisel gefangen hält, erregt große Aufregung, obwohl die Tbatsache infolge des Schweigens amtlicher Kreise längst befürchtet wurde. Die Crispi-Blätter „Risorma" und „Tribuna" greifen die Negie rung heftig an. Die „Tribuna" sagt, die Handlungsweise Menelik's zeige, daß dieser Italien und die Männer, die jetzt an der Spitze der Negierung stehen, verachte, und fragt, ob die Demüthigungen Italiens, die durch die schwächliche Politik Nndini'S herbeigefübrt worden, noch nicht zu Ente seien. Die Regierungsblätter geben die Nachricht vom Abbruch der Friedensverhandlungen ohne Commentar. Der Matabclcanfstauv. * London, 22. April. (Telegramm.) Bei der Betschnana- land-Explorations-Company ist heute Vormittag folgende Depesche eingegangen: Bulawayo, 21. April, Nachm. 4 Uhr. Die Lage ist ernst. Die Matabelcs haben sich in einer Stärke von ungefähr 14 000 Manu der Stadt bis auf 3 Meilen genähert. 1150 befreundete Eingeborene sind in der Stadt angekommen. Amerika. Znm Vcnezuela-Ärcnzstrcit. * London, 22. April. Eine Depesche der „Times" auS Washington besagt, es sei Täuschung, anzunehmen, daß der venezuelische Grenzstreit über den gefährlichsten Punct hinaus sei. Es sei noch keine Verständigung über die Grundlage erzielt worden. Die Wirkung des britischen Blau buches sei weit weniger günstig gewesen, als man erwartet hätte. Die Unterhandlungen zwischen England und Amerika stocken; Niemand scheine zu wissen, wann und und in welcher Form sie erneuert werden dürften. Der Bericht der amerika nischen Commission wird zum Herbst erwartet; sollte er un günstig für England ausfallen, so bürste plötzlich eine hoch- ernste Lage entstehen. (Mgdb. Zlg.) Marine. * Berlin, 22. April. Laut telegraphischer Meldung an das Obercommando der Marine ist S. M. Dacht „Hohenzollern", Commanbant Capitain zur See, Frhr. v. Bodenhausen, am 21. April d. I. in Gibraltar angekommen und beabsichtigt, am 22. d. M. nach Kiel tn See zu gehen. Ortskrankenkasse. Ueber die Thätigkeit der Leipziger OrtSkrankencasse im Monat März dieses Jahres wird uns Folgendes mitgetheilt: Die OrtSkrankencasse zählte am 31. März 100041 (88153)*) Mit- glieder, und zwar 76887 (67079) männliche und 23 154 (21 074) weibliche Personen. Meldungen einschließlich zur Jnvaliditäts- und Altersversicherung gingen ein: 35576 (24 909), und zwar 21 663 (15 136) An- und 14 013 (9773) Abmeldungen. Stärkster Meldetag war der 5. (15.) März mit 2518 (1275), schwächster Meldetag der 14. (9.) März mit 826 (514) Meldungen. Mitgliedsbücher waren 3317 (1717) auszufertigen. Kranken- an Meldungen erfolgten im vergangenen Monat von 2686 (2788) männlichen, 1137 (1088) weiblichen erwerbsunfähigen Mit gliedern, einschließlich 145 (136) Wöchnerinnen. Der durch- schnittkiche Krankenbestand an erwerbsunfähigen Mitgliedern betrug im Monat März circa. 2,55 Pcoc. (2,84 Proc.) der sämmtlichen Mitglieder, gegen 3,14 Proc. im Monat Februar dieses Jahres. Krankenhauspflege erhielten im Monat März 269 (244) Mitglieder, also ca. der 14. Tdeil der sämmtlichen erwerbsunfähig erkrankten Mitglieder. An Krankengeld, einschließlich Familien- und Wöchnerinnen-Unterstützung mit Ausschluß der von Berufs genossenschaften zurückzuerstattenden Verläge für Renten rc. wurden im Monat März — 5 Wochen --- 30 Wochentage 117 088.59 (111 982 64-H) gewährt; außerdem 7299 (7363 ^l) an Sterbe ¬ geld. Das letztere vertheilt sich im März d. Jrs. aus 66 männliche, 9 weibliche Mitglieder, ferner aus 24 Ehefrauen und 228 Kinder von Mitgliedern. Im Monat März entfallen circa 4146 25 baare Unterstützungen auf einen Wochentag gegenüber circa 4779 99 im Februar d. I. In den ersten 3Monaten des laufenden Jahres wurde an Krankengeld einschließlich Familien- und Wöch- nerinnen-Unterstützung zusammen 326 735 07 (298260 8b -H) auf 13 Wochen mit 78 Wochentagen und an Sterbegeld 21 238 *) Die eingeklammerten Zahlen betreffen den gleichen Monat deS Vorjahres. (18 421 50-H) «»»gezahlt. Au Mitglieder wurden auf ärztliche Ver ¬ ordnung im Monat März gewährt: 416 Brillen, 97 Bruchbänder, 3719 verschiedene Bäder, lllFlaschen Wein, 135 Flaschen Mineralwasser uud 243 verschiedene andere Heilmittel. Ausgesteuert wurde», d. h. e» erhielten die vollen Leistungen der Cosse 13 brz. 26 Wochen lang für eine ununterbrochene Krankheit, blieben aber darüber hinaus noch krank, 83 Mitglieder. In 6 Fällen übernahm die Berussgenossenschast die weitere Fürsorge, da eü sich um Erkrankungen in Folge von Be triebsunfällen handelte. Von den 14 angestellten Kranken- controleuren wurden im vergangenen Monat 12 727 Besuche in der Stadt Leipzig und 89 weiteren Ortschaften gemacht, während seitens der freiwilligen Krankeubejucher nach den hier vorliegenden Mittheilungen 6157 Besuche im Bezirke der Caffe gemacht wurde». Wegen Zuwiderhandlungen gegen das Statut und insbesondere wegen Ueberfchreitung der vor- gefchriebenen Ausgehezeit, Wiederaufnahme der Arbeit ohne vorherige Gejundmeldung rc. wurden im vergangenen Monat inögesammt 362 schriftliche Anzeigen erstattet. In 320 Fällen wurden Strafen im Betrage von 1 bis 20 verfügt und in den übrigen Fällen dagegen entsprechende Verwarnungen ertheilt. Im Lause des Monats März haben in den Filialzahlstellen an den Sonnabcndcn insgesamint 9839 Personen, und zwar 2923 in der inneren Stadtfiliale (altes Polizei-Meldeamt), 1889 in L.-Plagwitz, 1780 in L.-Reudniy, 1863 in L.-Neuschöneseld, 939 L.-Gohlis und 445 in L.» Connewitz das Krankengeld erhoben. An Wannen«, Bassin- und Dampfbademarken wurden im Monat März insgesammt 2743 Stück an die Mit glieder bezw. deren Angehörige verabfolgt. Dieselben vertheilen sich auf das Augustus-, Carola-, Central-, Diana- und Sophicnbad. Der Berkaus rrsolgt nach wie vor ohne ärztliche Verordnung gegen ermäßigten Kostenpreis sowohl im Hauptbureau als auch in den vor gedachten Filialen. In die Heimstätte für Genesende aus Rittergut Förstel wurden 21 männliche Mitglieder neu ausgenommen, während 13 Personen aus den Vormonaten die Cur theils weiter fortsetzten, theils innerhalb des Monats Mürz beendeten. In der Heimstätte für Genesende am Glccsberg fanden 21 weibliche Mitglieder Neuauf nahme, 14 Personen aus den Vormonaten beendeten die Cur theils im März bezw. setzten solche weiter fort. Gerichtsverhandlungen. Königliches Landgericht. Strafkammer II. 6. Leipzig, 22. April. I. Am 27. Februar hatte der Schutz mann N. die Prostituirte M. festgenommen und wollte sie nach dem Polizeigebäude bringen. Hiermit war aber der Handarbeiter Julius August G. nicht einverstanden. Er meinte zu dein Schutzmann: „Die gebt nicht mit Ihnen, die geht mit mir." Der Schutzmann warnte ihn und gab ihm zu bedenken, daß er sich Unannehmlich keiten zuziehen könne. G. ließ sich jedoch von seinem Vorhaben nicht abhalten. Er rief dem Mädcven zu, sie solle entfliehen, dieses war aber vernünftig genug, dem Ansinnen nicht nachzukommen. Nunmehr umfaßte Ä. die M. und suchte sie von dem Schutzmann wegzuziehen, erreichte aber nur, daß man ihn gleichfalls verhaftete. Er wurde nach Feststellung der Personalien wieder auf freien Fuß gesetzt, kam aber bereits am Vormittag des 3. März abermals in Hast, weil man ihn bei einem Diebstahl ertappt hatte. Er hatte die Nacht zum 3. März mit dem in Dölitz bei Leipzig geborenen Schlosser Friedrich Robert L. auf dem Heuboden eines Grundstücks in der Salomonstraße, in das sie sich eingeschlichen hatten, zugebracht. Am folgenden Morgen sagte G. zu L., er werde einmal bei der im zweiten Stockwerk des Hinterhauses wohnenden Scheuerfrau M., die auf Arbeit gegangen war, nachiehen, ob dieselbe, wie er gehört hätte, sich Geld gespart habe. Er versuchte zunächst mittels falschen Schlüssels das Vorlegeschloß, mit welchem die Thür der M. ver- wahrt war, zu öffnen, als ihm dies nicht gelang, holte er ein Stück Gasrohr und wuchtete den Haspen heraus. Ehe er sich an die Durchsuchung der Wohnung machte, holte er aber seinen Gefährten vom Heuboden und erjuchte ihn, auszupassen, damit er nicht über rascht werde. L., welcher vorher G. von der Ausführung des Dieb stahls abgerathcn hatte, erklärte sich jetzt bereit, auszupasseu, und nun erst ging G. an die Durchsuchung der Wohnung. Obwohl er sehr gründlich zu Werke ging und alle Kisten und Kasten aus zog und durchstöberte, fand er doch nicht das gesuchte Geld und mußte sich schließlich mit einem Frauenjaquet und einer Sophadecke begnügen. Beim Verlassen des Haujes wurden sie aber von dem Kutscher R. bemerkt, verfolgt und schließlich auch festgenommen. Da G. auf dem Wege nach der Wache zwei Mal zu entfliehen versucht hatte, hielt es der Wachthabend« für an gezeigt, ihn zum Transport nach dem Polizeigefängniß fesseln zu lassen. AlS man aber G. Handschellen aulegen wollte, bekam er einen Wuthanfall, schrie und tobte und schlug dermaßen um sich, daß der Transportwagen herbeigrholt werden mußte. G. wurde in den- selben gebracht, verhielt sich aber auch da nicht ruhig und hatte sich, ehe man sich versah, wieder von den Armsesseln befreit, so daß man ihm schließlich auch die Beine binden mußte. Im Untersuchunqs- gesängniß verhielt G. sich ansangS ruhig, erst am 2. April zeigte er Erscheinungen, die auf Geisteskrankheit schließen lassen. Nach den Beobachlungen des Herrn GerichiSassistenzart vr. Richter ist allerdings Verdacht dafür vorhanden, daß G. die Geisteskrankheit nur simulirt, indessen ist ein endgiltiges Urtheil erst aus Grund längerer Beobachtung möglich. Die Strafsache gegen G. wurde daher abgetrennt und nur die Verhandlung gegen L. zu Ende ge- führt. Dieser war wegen gemeinschaftlich begangenen einfachen Diebstahls zu bestrafen, da L. erst eingegriffen hat, nachdem die Wohnung erbrochen war. Es hatten aber die Rücksallsbestimmungen Anwendung zu finden, denn L. ist außer wegen Bettelns und Land streichens auch drei Mal wegen Diebstahls vorbestraft. Am 21. März dss. Js. hat ihn das hiesige Schöffengericht wegen Fund unterschlagung zu einem Monat Gefängnrß verurthrilt. Der Gerichtshof erkannte wegen des am 3. März 1896 begangenen Dieb stahls unter Zubilligung mildernder Umstände und unter Anrechnung eines Monats erlittener Untersuchungshaft auf fünf Monate Gefängniß und 3 Jahre Ehrverlust. II. Am 23. Februar hat der Handarbeiter Ernst Friedrich Wilhelm H. vom Lagerplatz des Kaufmanns I. hinter der Gas anstalt I zwei gebrauchte gußeiserne Röhren gestohlen und dieselben, nachdem er sie in Stücken geschlagen, wieder an I. als altes Eisen für 80 verkauft. Am 2. März hat er dann zu I. 90 lcq und am 9. März 92 kx solcher Stücke von gußeisernen Röhren gebracht und für 3 X bez. 3,60 verkauft. Auch dieses alte Eisen hat H. sich durch Diebstahl verschafft. Er hat zwar früher behauptet, daß er das Eisen von auSschachtenden Arbeitern gekauft, beziehent- Meergrundel einen hohlliegenden Stein, unter dem sie das Nest herrichtet. Sind die Eier gelegt, so sitzt das Männchen in der Höhlung und späht eifrig nach etwaigen Gegnern au». Naht sich einer, so sperrt e« seine Kiemdeckel auf, so daß das, was man von ihm gewahr wird, gefährlich groß erscheint. Eine andere, auch im Baltischen Meere weit nach Osten verbreitete Art, die Schwarzgrundel (6odins ruger), von den Venetianern 6L genannt, ist in den Lagunen sehr häufig. Im Winter geht sie ziemlich tief in den Thonboden ver mit Seegras bewachsenen Ränder. Im Frübjahr aber gräbt daS Männchen eine weniger tiefe, aber geräumigere Wohnung, die oben mit den zarten Wurzel fäserchen deS Seegrases (Lasters) zur Aufnahme der Eier ausgepolstert ist. Der kleine Baumeister bewacht den Ein gang zu seinen, Kunstwerk, daS seinen wehrlosen Körper deckt, und weist den Feinden nur den scharfbezahnten Rachen. Bald kommt «in Weibchen nach dem andern, um dem treuen Wächter den Laich anzuvertrauen. Nun — unser Pascha bat ein weites, mitfühlendes Her», keinS der Weibchen möchte er durch Sprödig keit vor veo Kopf stoßen, er läßt sie alle herein, so viele ihrer kommen. Da kann eS dem kleinen Herrn, wenn er beliebt und sein Schlößleiu bequem gelegen ist, wohl widerfahren, daß die Gelegenheit zu klein und beschränkt wird. Es kommt ihm nicht darauf an, er treibt daS Entgegenkommen gegen da» schöne Geschlecht so weit, daß er ihm zu Liebe daS An wesen vergrößert. E« kann auch geschehen, daß den Damen au» irgend einem Grunde, wer kennt alle Launen auch der Fischdamen, da» Nest nicht zusagt, sie lassen e» und seinen Verfertiger und Inhaber link» ließen. Der giebt dann da» Quartier auf und eröffnet ein neue». Der Kaulkopf oder Koppen (Oottus gobio) ist in allen nicht zu stark verunreinigten und nicht zu tiefen Binnen gewässern Mitteleuropas keine Seltenheit, und doch wissen wir wenig über da» Wesen der von ihm auSgeüblen Brut pflege, eigentlich nur, wa«, abgesehen von einer bei läufigen Notiz de» Grafen Masigli, de» Donau- monographe» au» dem Anfänge de» vorigen Iabr- huuhert», erfahrene Traunfischer ibrerzeit den beiden österreichischen Ichthyologen Heckel und Kn er mitgetheilt haben. Diese Mittheilungen aber tragen, zusammengehalten mit Dem, wa» von dem Brutgeschäft der Grundeln und Schleimfische bekannt ist, so sehr den Stempel der Wahrheit, daß sie wohl als ruverlässig bezeichnet werden dürfen. Danach begicbt sich ein Männchen zur Laichzeit in ein Loch zwischen Steinen, aber oft muß es mit Widersachern darum kämpfen, denn die Kaulköpfe sind zwar klein, aber leidenschaftlich und streitsüchtig, bisweilen wird der eine oder der andere ge fangen, der gerade den Kopf eines Gegners zwischen den Kiefern hat, aber er kann den Feind nicht verschlingen, er ist zu groß, und kann ihn auch nicht sreigeben, denn er ist augenblicklich durch da» Schicksal, da» ibn der Freiheit beraubte, noch zu überrascht und betroffen. Ist ein solcher Fisch nach hartem Kampfe endlich der glückliche Inbaber der vielbegehrten Wohnstätte geworden, dann besuchen ihn die Weibchen, und er vertritt 4—5 Wochen an dem Rogen Mutterstelle, be schützt ihn und verläßt ibn, um kümmerliche Nahrung zu erwerben, nur für kurze Zeit. Die umfassendsten Beobachtungen der Brutpflege hat Guitel an verschiedenen Schleimfischen angcstellt, und er hat die Geduld und väterliche Treue dieser kleinen Wesen auf die härtesten Proben gestellt. Da im Uebrigen der Ab lauf der ganzen Sache nickt viel ander» al» bei den Grundeln ist, so seien nur einige Experimente Guitel's bervorgeboben. Eine der kleinsten Arten der Schleim- siscke ist Llonoills ölovtagui, deren Männchen nickt blos Wache bei dem Laick und den Jungen, sondern auch bei den laichenden Weibchen hallen. Eines Tages schob Guitel in einem Aquarium eine Glastafel zwischen das laichende Weibchen und dem Männchen, da» für kurze Zeit, wobl um Nahrung zu suchen, fortgeschwommen war. E» will zurück zur Liebsten kehren, — da, was ist das, das Wasser läßt e» nicht durch. Höchste» Erstaunen, Auf- und Niederschwimmen: Es wird oben versucht, es wird unten versucht, rechlS probirt, links probirt, Zauberei, e» geht nicht, c» ist kein Durchlaß vorhanden. Nun wird auch da» Weib chen unruhig über das Ausbleiben ibreS Galans. Da siebt e« ihn deutlich vor sich, e» schwimmt auf ihn zu, — dalto lit, on oe passe pas! DaS Weibchen ist ebenso verdutzt wie da» Männchen und wiederholt dieselben Manöver diesseits der GlaStafel, die das Männchen jenseits exercirt. Die Sache wird ihnen immer unbegreiflicher: sie sehen sich doch deutlich vor sich, und doch, und doch, da ist ein Etwas, was sie trennt. Das geht über den Horizont der Fassungskraft eines Fisch- gehirnS. Die Glastasel wird weggenommen, beide Gatten können zu einander und schwimmen sofort schleunigst und offenbar nicht wenig erschreckt unter ihren Stein. In ein Aquarium, in dem ein Männchen von Llennius Llontagui ein Nest bewachte, that Guitel ein Männchen einer anderen Art von Schleimfisch (Llsunius pavo), daS noch einmal so groß als jenes war; da der Stein, unter dem sich daS Nest befand, der einzige geeignete Schlupfwinkel im ganzen Aquarium war, zog sich der Neu ankömmling sofort unter ihn zurück. Da kam er aber schön an! Wie rasend stürzte sich sein kleiner Vetter, der im Besitz des Vormiethrechtes war, auf ihn, biß ihn heftig bald hier, bald da, und eS gelang ihm, den Goliath in die Flucht zu schlagen. Zwar setzte sich dieser zur Wehr und machte auch Gebrauch von seinen Zähnen, aber nichts vermochte den kleinen, tapferen Kerl zu imponiren und schließlich blieb er Herr der Situation. Dem Pavo - Schleimfisch wäre eS doch am Ende ein Leichte» gewesen den winzigen Wicht zu ver jagen oder gar zu tödten, wenn er ernstlich gewollt hätte. Warum wollte er nicht? Es klingt vielleicht paradox, wenn ich sage, er muß, da doch ein physischer Zwang zu solcher feigen Rücksichtnahme im Grunde nicht vorlag, wohl einem moralischen gefolgt sein. Du lächelst, lieber Leser? Ja, hast Du denn noch nie gesehen, wie ein großer Hund, der sonst wahrlich genug Haare auf den Zähnen hat, sich von dem kleinsten Kläffer verjagen läßt, wenn er unbefugter Weise in ein fremdes Anwesen geratben ist, wo jener herrscht, und hast Du noch nie da« Sprichwort gehört, daß jeder Hahn am tapfersten auf seine» Hofe» Mist ist? Mit einem Stück Spiegelglas kann man die Leidenschaft der kleinen Fischchen» gar leicht entflammen. Man hält e« dem au» dem Eingang seine» Neste» aufmerksam und kämpf- bereit hervvrlugenden Wächter vor die Schnauze, zieht e« langsam zurück und nährt e» ihm wieder. Sobald da» s. lilllllt Expedition Redaktion ! Buchdrucker LouiS Lösch Katharinen lltkli Tachvc Wer dc nur durch die qcgcn Kopssch LSarnniig, daß norden sind. — L-erwendung ein fortan cmpwhlc klnSkiinstSstel Relief-Wettka Packhofstr. 11 tags 9—12 ! Patent-,«Icbr (Tuchhalle), l Leffcntliche 2 Un ivrrsitc tagen aeöf abends) N Nachmittai Bücher-Au (mit Ausi für Büche täglich geb ktadtbibl übrigen T Biblivthel und 4—6 Volksbibli Mnsikbibliotl tagen von 1 und Musik; resp. gelesen Pädagogische bau», Krame Lesehalle voi Bibliothek d Freitag von Cchwcizrrhcii (Kaufhalle), „Volksvurea und ähnlich von 5'/, bis Städtisches 2 Sonn- und den übrigen Asylverein für Obdachlose. -e- Leipzig, 22. April. Gestern Mittag hielt der Asylvercin für Obdachlose unter dem Vorsitz des Herrn Stadtraths Vollmann seine diesjährige Generalversammlung im Asylgebäude ab Nachdem der Vorsitzende die Versammlung eröffnet hatte, brachte er den von Herrn Archidiakonns vr. Bin kau verfaßten Jahres- bericht zum Vortrag, in dem zunächst darauf hingemiejen wird, daß der Bericht über das verflossene Geschäftsjahr hätte sehr kurz gefaßt werden können, da das Jahr ganz schlicht im bisherigen Geleise für den Verein dahingegangen ist, wenn der Verein nicht im Lause desselben einen überaus schmerzlichen Verlust zu erfahren gehM hätte. Seit seiner Begründung im December des Jahres 1875, also nahezu seit 20 Jahren, hatte Herr Justizrath vr. Zenker den Vorsitz in ihm geführt und in dem Verein ganz dieselbe schlichte Treue, ganz dieselbe, lediglich auf die Förderung einer guten Sache gerichtete Hingebung bewiesen, wie in jo vielen anderen öffentlichen Aemtern, zu denen ihn daS Ver trauen seiner Mitbürger berufen hatte. Die Mitglieder des Vor- standes, denen durch eine so lange Reihe von Jahren die Freude und Ehre zu Theil geworden war, mit dem unerwartet aus diesem Leben abgerusenen Freunde zusammen zu arbeiten, werden sein Ge- dächtniß allezeit in dankbaren Herzen bewahren. In einer am 27. Juni des verflossenen Jahres abgehaltenen Versammlung über- trug der Vorstand dem bisherigen stellvertretenden Vorsitzenden, Herrn Stadtrath Vollmann, das Amt des ersten Vorstehers und wählte Herrn Geh. Rath Professor vr. Hofmann zu dessen Stellvertreter. Im Uebrigen wird berichtet, daß die Besucherzahl im Männerasyl sich in diesem Jahre um 3052 Personen ab- gemindert, demnach also nur noch 11793 betragen Hal. Dem entsprechend hat sich auch die Zahl der verabreichten Bäder um 1178 vermindert. Im Frauenajyl ist die Frequenzziffer fast ganz die gleiche geblieben und hat 255 Personen — gegen 258 im Vorjahre — betragen. Auch die finanzielle Lage deS Verein» hat keine wesentliche Veränderung erfahren. Entsprechend der verminderten Besucherzahl sind die Betriebskosten um 444,80 abgemindert worden, aiso aus rund 5475 herabgegangen. Die Mitgliederbeiträge haben im verflossenen Jahre wieder eine kleine Steigerung von 4830 aus 4924 also um 94 erfahren. Nach Vortrag des Jahres- und Cassenberichts wurde die Jahresrechnung für 1895 einstimmig richtig gesprochen und dem Cassirer, Herrn vr. Abraham, Entlastung ertheilt. — Zu Rech nungsprüfern wählte die Versammlung sodann die Herren Franke, Eckhard und Stadtrath Ludwig-Wolf. —Die satzungsgemäß ausscheidenden fünf Vorstandsmitglieder, Herren Archidiakonns vr. Binkau, Geh. Medicmalrath Professor Vr. Franz Hofmann, Rector Professor vr. Jungmann, Stadtrath Pohle ntz und Commerzienrath vr. Schwabe, wurden wiedergewählt. An Stelle des Heimgegangenen Henn Justizrathes vr. Zenker wählte die Ver- sammlung Herrn Juslizraih Röntsch iu den Vorstand, der sich zur Annahme der Wahl bereit erklärte. Hierauf erfolgte der Schluß der Generalversammlung, der sich zur Erledigung verschiedener interner Asylangelegenheiten noch eine Vereinsversammlung anschloß. lich auS dem Schutt aufgeleseu habe, diese Angaben worden aber durch die Beweisaufnahme widerlegt. E» wurde festgestellt, daß H iu der Zeit bis zum 9. März gebrauchte gußeiserne Rohre vom I 'scheu Lagerplatz gestohlen und hinter der alten Gasanstalt z«. schlagen hat. H. ist bereits vier Mal wegen Diebstahls vorbestraft Der Gerichtshof nahm ober Rücksicht darauf, daß H. ohne Arbeit gewesen ist und sich in Noth befunden Hot, sowie daß ihm durch eine Verletzung der rechten Hand daS Fortkommen erschwert wird. Unter Zubilligung mildernder Umstände und unter Anrechnung vo» 3 Wochen erlittener Untersuchungshaft wurde H. zu neun Mouateu Gesängniß und drei Jahren Ehrverlust verurtheist, Strafkammer m. 6. Leipzig, 22. April. Vom Jahre 1891—1893 betrieb dir jetzige Bierverleger Karl Ludwig Hermann K. in Gemeinschaft mit dem Kaufmann Sch. ein Sptrttuosengeschäft tn Leipzig. Dassels scheint aber nicht sonderlich proSperirt zu haben, denn K, welcher bei dem Restaurateur S. im September 1892 Wohnung genommen hatte, konnte die Miethe nicht zahlen und war S. bis zum De- cember gegen 100 schuldig geworden. AlS S. drängte, gab K ihm als Sicherheit einen von der Frau A. in Kattowitz acceptirtea DreimonatSwechsel über 451,60 S. hegte zwar Mißtrauen, La wenn der Wechsel gut gewesen wäre, K. ihn wohl bereit» selbst um- gesetzt hätte, nahm indessen das Papier au, da K. ihm ausdrücklich versickerte, Frau A., mit der er Geschäfte machte, sei zahlungsfähig. Am Verfalltage stellte es sich aber heraus, daß das Accept auf dem Wechsel gefälscht sei. K. hat später die Forderung S.'s bis aus 7 gedeckt, auch dieser Restbetrag ist, nachdem die Fälschung zur Anzeige gelangt war, beglichen worden. K. leugnete, das Accept gefälscht und dem Wechsel S- als Sicherheit übergeben zu haben, behauptete vielmehr, S. habe den Wechsel in seinem (K.'s) Portefeuille gesehen und von ihm als Sicherheit verlangt. Der Wechsel sei — ohne Acceptvermerk der Frau A. — von ihm aus Grund einer von Letzterer gemachten Bestellung angefertigt, später aber, als die Bestellung ab- geändert wurde, bei Seite gelegt worden. Wer den Acceptvermerk darauf geschrieben, vermöge er nicht anzugeben. Auf Grund der Beweisaufnahme gelangte indessen der Gerichtshof zu der Ueber- zeugung, daß K. das Accept entweder selbst geschrieben habe oder sich durch eine dritte Person habe anfertigen lassen, daß aber die Fälschung nicht begangen worden sei, um K. einen Vermögens- vortheil zu verschaffen, bez. S. zu schaden. Es wurde daher K. vom Gerichtshof wegen einfacher Urkundenfälschung zu vier Monaten Gesängniß und 2 Jahren Ehrverlust verurthrilt, wobei straf- schärfend erwogen wurde, daß K. wegen Wechselfälschung bereits mehrfach vorbestraft ist. Äus dem Geschäftsverkehr. k Zu den bekanntesten und beliebtesten Concerthallen Alt- Leipzigs gehört zweifelsohne Stadt Mannheim, Burgstraße 13, woselbst allabendlich während der Messe, wie wir bereits berichteten, die so beliebte Sängergejellschaft C. Schröder aus Leipzig concertirt. Das Programm ist mit Geschmack gewählt und läßt an Ab wechselung nicht» zu wünschen übrig. Die Vorträge werden gut zu Gebör gebracht, besonders aber finden die Nummern der jugend lichen Chansonnette Fräulein Toni Prager allabendlich den größten Beifall. — Für dir Güte des edlen Gerstensaftes sorgt Herr Kretzfchmar. Männchen sein Spiegelbild erblickt, wächst seine Aufregung beträchtlich, seine Färbung wirb fast schwarz, es „erschwarzt" vor Zorn, wie Menschen vor ihm erröthen. Aber eS ist schlau, denkt sich dsati possickontes, wer's hat, bat's, und beißt zwar wütbend nach dem Gegner, von dem eS nur den Kopf gerade so weit sieht, wie eS seinen zum Neste her vorstreckt. Will man sich da» Schauspiel eines ergötzlichen Zweikampfs verschaffen, muß man da» Fischchen aus seiner Klause herauS- jagen und zwischen ihren Eingang und den Zurückkehrenden den Spiegel halten. Sobald e», sein kleines Herz schon so voll Aufregung und Aerger durch den Gewaltact, sein Theuerstes auf der Welt wieder aufsucken will, erblickt eS sein Spiegel bild, wird über und über schwarz vor Entrüstung, sträubt die Rückenflosse und stürzt sich wüthend auf den Spiegel, um den vermeintlichen Widersacher, der ihm mit genau der selben Wutb entgegenzustürzen scheint, anzugreifen und zu beißen. Die Heftigkeit, mit der eS sich dabei selbstverständlich an den Spiegel stößt, entmuthigt es ganz und gar nicht: es wiederholt Stoß auf Stoß und oft mit solcher Gewalt, daß man den Anprall seiner Zähne an daS Glas deutlich vernehmen kann. So lange dem tapferen Vertheidiger seiner Habe der Spiegel vorgebalten wird, hört er nicht auf, sein eigene» Bild zu verfolgen, und beruhigt sich erst nach und nach, wenn e» ver» schwunven ist. Aber die seinem Besitzthum von Fischen seiner oder an derer Art drohenden Gefahren sind e» nicht allein, die ihm Sorge macken, e» giebt auch noch andere Lauerer, mit denen er in fortwährender Febde liegt. Da» sind namentlich die ebenso schlauen wie unverschämten Garneelen. Wenn ibn der Hunger zwingt, auf die Nahrungssuche zu gehen unv seiner Nachkommenschaft den Rücken zu kehren, ist eine lüsterne Garneelc gleich bei der Hand, steckt eine ihrer be weglichen, geschickten Scheeren in das Nest, pflückt den Laich ab und führt ihn mit vielem Behagen zum Munde: Es kann der Beste nicht in Frieden leben. Wenn e» dem böse» Nachbar nicht gefällt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder