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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.04.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960415017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896041501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896041501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-04
- Tag1896-04-15
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BezmgS-Prei- Lie Vrorgen-Uu-gab« «fchesick «n '/.? UhL bie Abe^An-gab« rSvchnU«G» «» 1 Uh». Nedartioa ,«tz Lrvediti-nr 2»hannr»«»G« 8. DieUMbltlon istvocheatag- «nmiterbkoch«» geöffnet vo» früh 8 bl- Abends 7 Uhr. Filiale,»: vtt» Klemm'» Torti«. (AlfreB Hahn), U»i»«rsitä1Sstraß« I, L«»tS Lösche, st-itbarinenstr. 14, vart. und SSnkgSdlatz 7. Morgen-Ausgabe. MpMcr„ TagMM Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Raches und Rolizei-Ämtes der Stadt Leipzig. 188. Mittwoch den 15. April 1896. AnzeigeuPreiS die dgsspattsm Petitzeil« A) Ps^ «ret-mss nakr dem tzkrtz-tAsii-stAch (s§^ fp-ltt») 50^, vor dett FamiliertkwchAchku (sgefpaltri») 40><. S»»ßere Schriften lau» verzetchniß. Labellarilcher ut» gtff«ns«tz »ach »»Herrin Tarif. Prte«»-eNaam (g-falzy, nur «u Nr vtvrgeN-AuSaat», »ha» Postteförderm^ ^l «X—, ml» Peslbrfmdenia- ^kl 70.-^. ^nnahmrschlnß filr An-eißea: Abend-Au-gabe: BonnitlagS 1g Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei de» Filialen und Anuahmestrlle» j» «Ute halb« Stund« ftuhrr. Anzeigen sind stet- a» di« Grpedilteii zu richt«». Druck und Verlag von L Polz kn Leivzig SV. Jahrgang. Die Verlegung -er Industrie aufs Land. mm. Der Zua vom Laude in die Städte scheint in Baden seinen Höhepunkt überschritten za haben, denn die Ergebnisse der letzten Volkszählung geben den Beweis, daß derselbe innerhalb der letzten Zählperiode hinter früheren Perioden zurückdlieb. Wenn auch die kleinsten Gemeinden des Großherzvgthum» in-gesammt «ine Abnahme von 3788 Per sonen ergaben und die Hälfte der Gesammtzunabme der Be völkerung auf die fünf größten Städte entfällt (32 854 von 67 603), so haben doch weder die kleinen noch mittleren Ge meinden (von 2 bis 5000 Einwohnern) insgesamt»! abgenommen. DieZadlen der vorläufigenZusammenstellung der Volkszählung vom 2.Dezember 1895 ergeben Folgendes: Die Gesammtbevölke- rungSzahl stieg von >890—1895 von 1 657 867 auf 1 725 470. Don den 11 Kreisen haben 9 zugenommen, 2 etwa» abge nommen und von 52 Amtsbezirken nahmen 15 ab und 37 zu. Bon den Gemeinden nahmen 805 zu, 775 ab und 26 blieben unverändert. Es sind also nur Verschiebungen im Allgemeinen und nicht speciell vom Lande in die Städte zu verzeichnen und es haben sowohl Städte wie Landgemeinden inSgesammt zugenommen. Die 116 Städte stiegen von 590789 Personen auf 642788; die 1490 Landgemeinden von 1 067 081 auf 1 082 682. Einige Stadtgemeind-'n blieben bei ihrem WachSthum gegen den Durchschnitt des Landes zurück, einige andere hingegen überschritten ihn erheblich. In rein landwirthschaftlichen Orten ist keine Beschäftigung für den Zuwachs der Bevölkerung und er wird in Invuitrie- orte oder Städte getrieben. Wo aber auch auf dem Lanke Industrie neben der Landwirthschaft betrieben wird, findet kein Abzug überschüssiger Bevölkerung start. Sehr erheb lichen Einfluß übt hierbei die Cigarrenindustrie, die in der Zählperiode stetig ausgedehnt wurde. Die Jahresberichte der Fabrikinspection bestätigen, daß deren WachSthum den Landgemeinden zu großem Segen gereicht. Auch der l 895er Bericht erwähnt wieder, daß diese Industrie, die größtenlheilS auf dem Lande durch zahlreiche Filialen betrieben wird, den Bevölkerungsüberschuß festhält, beschäftigt und ernäbrt. Sind die gezahlten Löhne auch niedrig, so kommen dieselben den kleinen Landwirthen, deren Familienangehörige, weil im Land- wirthschaftSbelrieb überflüssig, in Eigarrensabriken arbeiten, sehr zu statten, ja bewirken sogar nach und nach einen gewissen Wohlstand. Und nicht nur der Lohn an sich, der den Familien zu besserer Lebenshaltung zufließt, ist eS, der die betreffenden Gemeinden wirthschaftlich emporbringt, sondern auch der LandwirtbschaslSdetrieb wird durch die Industrie im Orte ertragreicher. Man wirthschaftet intensiver, man producirt für die Arbeiterbevölkerung Milch und Milchprodukte, Geflügel, Eier und Fleisch, sowie Gemüse und vermag am Orte die Produkte zu gutem Preise abzusetzen, die man sonst an Händler billig abgeben ober unter erheblichem Zeit aufwand und etwas Uilkosteu nach der Stadt bringen müßte. Wer also den Abzug vom Lande nach der Stadt verhindern will, der fördert die Verlegung der Industrie nach den Dörfern, wie daS in Baden thatsächlich fürsorgliche Gemeinde verwaltungen häufig gethan haben. Hat doch im 1894er Bericht die Fabrikmspection erzählt, Laß manche Gemeinden den Cigarrenfabrikantea entweder Arbeitsräume umionst oder zu mäßigen Mieth-preisea stellten, um Fabriken in ihren Ort zu bringen. Uebrigen- dürften hei der steten Verbesserung der Ver kehrsmittel manch« Industrielle auS eigener Einsicht für ihre Interessen mehr und mehr zur Errichtung von Fabriken auf dem Lande schreiten, da namentlich di« thrueren Bauplätze ebenso wie die höheren Arbeitslöhne der städtischen Arbeiter dazu drängen. Der Industriearbeiter auf dem Lande und ganz besonders, wenn er auf dem Lande aufwuchs, ist immer zugleich etwas Landwirth, bebaut ein Stückchen Feld, hält etwas Vieh und vermag die Arbeit, die das erfordert, noch neben der Be rufsarbeit zu leisten. Ist der Arbeiter nicht von HauS auS im Besitz eine» Grundstückes, so sucht er zu pachten, sucht aber auch zu sparen, um l ei Gelegenheit ein Stück Feld zu er werben. Die Theilbartrit d. r Grundstücke kommt ihm hierbei zu statten und nur r u Mißstand kommt hier bereit- in Erscheinung, daß die Grundstücke durch dir vielfache Nachfrage ost weit über ihren Werth bezahlt werden. Ein bemerkenS- werther Fall von Verlegung einer Industriruntrrnehmung von der Stadt auf da» Land ist die Verlegung des Eemrut- werkeS Heidelberg nach dem etwa 7 bi- 8 Kilometer ent fernten Dorfe Leimen. Die Stadt Heidelberg hat der Unter nehmung den Grundbesitz zu hohem Preise adgekauft, al- die Werke thrilweise durch Brand zerstört waren, um Bau gebiet zu gewinnen, die Fabrik hat aber zu verhältnißmäßig sehr niedrigen Preisen Baugrund auf dem Dorfe erworben, wo ihre Steinbrüchr liegen. Dabei wird die Wasserkraft de- Neckar» nach wie vor zum Betriebe verwendet werden, indem sie elektrisch überaelrstrt wird. Es unterliegt keinem Zweifel, daß bei dieser Verlegung alle Theile, sowohl die Ge meinden wie Unternehmer und Arbeiter, nur gewinnen, und Nachahmung ist sicherlich, wo irgend angängig, zu empfehlen. Moltke's rnilitairische Lorrespondenz. Dem Bande der Moltkr'schen militairischen Corrrspondenz, welcher da- Jahr 1866 umfaßte, ist rasch ein weiterer gefolgt: „Au- den Dienstschnften de- Kriege- 1870—71; erste Abtheiluna: Der Krieg bi- zur Schlacht bei Sedan".* Naturgemäß können die auf diesen Krieg selbst bezüg lichen Schriftstücke nur wenig Neue- dringen: hat doch Moltke selbst ihn beschrieben und sind doch auch sonst zahlreiche officielle Veröffentlichungen darüber erfolgt. Für weitere Kreise interessanter sind eine Anzahl in diesem Baade vorliegender Moltke'scher Entwürfe au- der Zeit vor 1870. B,« in da- Jahr 1857 gehen sein» Denkschriften über die Aufstellung der preußischen, rrsp. deutschen Streit kräfte für den Kall eine- französischen Angriffs zurück; alle tragen fie den alrichen Stempel de- Patrioten, der immer an da- ganze Deutschland denkt, und de- kühnen Strategen, der allezeit den letzten Zweck im Auge hat und *) Verlag von T. S. Mittler u. Sohn in Berlin. ihm alle untergeordneten Erwägungen opfert. So zieht er in der ersten veröffentlichten Denkschrift, vom 28. November 1857, trotz der damaligen BundeStags-Misöre, in erster Reihe den Schutz Süddeutschlands, als des zunächst bedrohten TheileS de- Bunde-, in Betracht. Er schreibt: „Deutschland- rnilitairische Grenze gegen Frankreich zer- ällt in zwei Hauptabschnitte, die durch ihre Festungen außer ordentlich starke Rhein-Linie von Wesel bis Mainz und die durch Germer-Heim, Rastatt und den Schwarzwald geschützte Strecke von Mainz bis zur Schweiz. In einem Kriege Frank reichs gegen Deutschland bleibt es immer wahrscheinlich, baß der Hauptangriff auf der Linie Straßburg- Ilm geführt werben wird, während man versucht, die preußischen Streitkräfte durch eine untergeordnetere Machtentwickelung, von Metz und Valenciennes auS, am unteren Rhein zu beschäftigen. Denn abgeieben von der Neutralität Belgien- und dem Verhalten des Königreichs der Niederlande stellt dem weiteren Vordringen in Norbdeutsch- anb der Festungsgürtel am Rhein ein schwer zu über- chreitenkes Hinderniß entgegen.- Die Leichtigkeit hingegen, mit welcher Frankreich eine sehr bedeutende Truppenmasse bei Straßburg versammeln kann, selbst der beabsichtigte Bau einer lebenden Brücke dort über den Rvein, die Zersplitterung SüvbeutschlanvS in kleine Staaten und vor Allem die Isolirthcit beS 7. und 8. deutschen BundeSeorps lassen anfängliche Er- olge gerade auf diesem Kriegsschauplätze nicht bezweifeln. Das Verhalten Preußen- bei einem Angriff Frankreichs ist durch die Verhältnisse ziemlich fest vorgeschrieben. Zwei Armeecorps, deren rechtzeitige Mobilmachung vorausgeietzt wirb, werden das vortbeilhasle Terrain des linken Rheinufers dem Gegner streitig machen, bis die Masse unserer Streit raste und da- 10. Bundescorps zwischen Köln und Mainz cvncentrirt sind. 200 000 Mann geben dann die Möglichkeit, Jülich und Saarlouis zu entsetzen und eine Offensive zu ergreifen» sei es auf dem rechten oder linken Rheinufer, welche sogleich jedem Vordringen des Feindes in Südveutschland Halt gebietet ... Ist Frankreich zu einem Angriff aus Deutschand entschlossen, so wirb dieser auch den Charakter ver Ueberraschung tragen. Zwischen Paris und der Nordoslgrenze garnisoniren schon im Frieden gegen 150 000 Mann, Straßburg steht mit Metz, Paris und Lyon in Eisenbahnverbindung und liegt fast nur bald so weit von Stutt gart wie München und Nürnberg. Die südliche Cemral- tellung zwischen Stuttgart und Rastatt-Germersheim dürfte daher als Sammelpunkt viel zu nahe der feindlichen Grenze gelegt sein. Nur wenn Oesterreich schon vor oder doch bei AuSdruch des Krieges ein Heer am oberen Nbein ausstellt, können die süddeutschen Staaten hoffen, ihr Ländergebiet direkt zu schützen. Findet eine solche österreichische Aus stellung nicht statt, so kommt die Rückwärtsdcwegung beS 7. und 8. deutschen BunbeScorpS günstigenfalls bei Ulm, vielleicht erst hinter dem Lech oder weiter rückwärts zum Stehen. Eine leidenschaftslose Erwägung dürfte daher auch die süddeutschen Regierungen zu der Ueberzeugung zurück führen, baß Vie nächste Hilfe bei Preußen liegt, und daß der nächste Rückzug nicht östlich, sondern nördlich nach dem Main gerichtet sein muß." Dir Grundgedanken deS Mollkc'schen Feldzugsplans von 1870, so weit sie rin Jahrzehnt vor der Bildung des nord deutschen Heere- und den Schutz- und Trutzbünrnissen mit den süddeutschen Staaten möglich waren, treten schon hier hervor, wo noch auf eine Mitwirkung der damaligen Bundcs- Präsidialmacht Oesterreich gezählt werden konnte. Tann kommt die Entscheidung von 1866, und in einem nach Be sprechungen mit den Vertretern brr süddeutschen Heere ver faßten Plane von >869, der mit der möglichen Unterstützung Frankreichs durch Oesterreich rechnet, schreibt Moltke: „Falls Oesterreich sich au einem Kriege Frankreichs gegen Preußen bethätigt, würben wir durch Gleichtheilung un,erer Kräfte nach keiner Seite eine Ueberleaenhrit zur Geltung bringen. E- entsteht also zunächst die Frage, gegen welchen Feind wir vorerst mit schwächeren Mitteln die Devensive führen wollen, um möglichst stark und offensiv gegen den Anderen aufzulreten. Unstreitig gewährt unS der Rhein mit seinen Festungen eine ungleich haltbarere VerlheidigungS- linie gegen Frankreich, al- wir sie gegen Oesterreich besitzen. Wir können mit Sicherheit daraus rechnen, daß diese Schutzwehr, unterstützt durch >00 000 Mann, sech- bis acht Wochen halten wird, allein wir würden dann Süddeutscbland wenn nicht gegen, so gewiß nicht mit un- baben. Die Franzosen würden unsere Rhein-Front über WormS u. s. w. umgeben und durch Franken argen Berlin operirea; nur eine Offensive mit starken Kräften von der Pfalz auS kann sie daran hindern. Dazu kommt, daß dir Oesterreichrr in Böhmen oder Mähren vielleicht gar keine Schlacht annehmen, sondern di« Wirkung einer französischen Invasion im verschanzten Lager von Olmütz oder hinter der Donau abwarten, wo dann leicht unsere Offensive zum Steden käme. Oesterreich, zur Zeit mit Bataillonen von 100 Mann, wird, wenn wir bei einem doch unvermeidlichen Krieg rechtzeitig mobil machen, schwerlich so bald fertig sein, und leicht können wir jene sech» bi- acht Wochen hindurch ohne Weitere- frei« Hand haben. Frankreich ist nicht allein der gefährlichste, sondern auck der bereitest, Feind. Rücken wir aus französischen Boden ein, so wird der französische Hochmuth nicht auf Oesterreich warten, sondern man wird un» sofort angreifen. Mit überlegenen Kräften dürfen wir hoffen, schon in den allerersten Tagen »inen Sieg zn er fechten. Ein solcher wird vorausichtlich «inen Dynastiewechsel in Frankreich hrrdriführrn. Da wir nicht- von Frankreich wollen, so wird sich mit den neuen Machthabern vielleicht eia baldiger Friede abschlirßen lassen. Wenn wirklich inzwischen Oester reich Schlesien, die Marken und di« Hauptstadt besetzt hätte, unser schwäre- Defeasion Heer aber, ohne gänzlich geschlagen zu sein, auSgewichrn wär«, s» ist noch nicht- zu unserem Nachtheil deftniti» entschieden. Dazu kommt, daß wir im Westen kein» fremd» Unterstützung zu gewärtigen haben, folglich selbst stark sein müssen, während im Osten doch voraussichtlich Rußland einen mehr oder weniger aktiven Beistand leisten dürfte. Rücken wir gegen Wien vor, so bat wohl Rußland kein direktes Interesse, lins dabei zu belfen; anders aber, wenn di- Oesterreichrr Berlin bedroben. Aus diesen G'ünden würd ich Vorschlägen, zehn ArmeecorpS zur sofortigen Offensive n der Pfalz zu concentriren, drei Armeekorps gegen Oesterreich auszustellen, welche durch die !. und 2. Laubwedr-Dioisio verstärkt auf etwa 120 000 Mann gebracht werben würben. Die Vertbeidignng der an sich wenig bebiobten Oslseeküste muß in diesem Falle aufgegeben werden." Es folgt eine ausfübrlicke Darlegung der Desensiv Opera- tionen, wie sie gegen Oesterreich zu führen wären, um in zwischen bie Franzosen zu schlagen; darin finken sich folgende charakteristische Sätze: „Um inbeß Berlin so lange wie möglich gegen Insulten, wenigstens feindliche Detachirungen, zu schützen, mützte „eben der meiner Ansicht nach so außerordentlich vortyeilt>aften Flankenverlbeidigung doch eine Altheilung direkt aus die Hauptstadt zurückgehen. Dazu ist die >. Division bei Görlitz bestimmt, zugleich um über das Vorbringen des Gegners völlig orienlirt zu bleiben Nicht leicht wird übrigens der Feinv mit schwachen Kiäfren in eine Stabt von einer halben Million Eiuwobner einrücken, so lange noch ein Kern be waffn eter Macht zum Anschluß ihres Widerstandes zur Stelle ist." Im Winter >868/69 arbeitete Moltke wiederum eine Denk schrift aus, in welcher er die erste Aufstellung der Armee in einem Kriege sowohl gegen Frankreich und Oesterreick gleich zeitig, als auch gegen ersteren Siaat allein einer eiiigebenben Erwägung unterzog. Diese — bereits in dem GeneralstabS- werk über den Krieg l 870/7 l thrilweise abgedruckie — Arbeit trägt den eigenhändigen Vermerk MolUe's: „Auch >870 giltig". Sie ist >869 und >870 mehrfach übeiarbeitei worben und zwar zuletzt im Juli >870. Sie beruht auf denselben Grundgedanken, welche in den vorhcrgegangenen Entwürfen enthalten sind, und sie ward für den Beginn des Feldzuges von 1870 maßgebend, dessen weiterer Verlauf dann durch die deutschen Siege und bie dadurch bedingte Neutralität Oester reichs bestimmt wurde. Deutsche- Neick. * Leipzig, >4. April. Herr Oberlankesaericktsrath v. Hassell in Stettin ist zum Reichsaericktsraih er nannt und wirb am >. Mai sein neues Amt antreren. * Berlin, 14. April. AuS dem Duell Kotze-Schrader will auch die „Nat.-Ztg." Folgerurigen von unrnitt lbar praktischer Bedeutung für bas öffentliche Leven gezogen wissen: „Zunächst, daß dir Reform der Militärgerichtsbar keit im Sinne der Oeffentlichkeit unv Unabhängigkeit keinen Aufschub mehr duldet und im Reichstag mit veistärltem Nach druck verlangt werten muß. Kein Zweifel, baß brr tragische Ausgang, den berbriznführen Herr von Kotze sich genotbigt glaubte, seinen Ursprung in jenem militairgcrichtlicheu Ver fahren Halle, weiches eines TageS in ungewöhnlicher Form, unter Äußerlichkeiten, die an die Zeit der Bastille erinnerten, begann. BiS zu diesem Augenblicke ist der Eindruck von Rechtsuusicherbeit, der damals bervorgerufen warb, nicht beseitigt; er ist vielmehr durch eine Reihe wechselnder Be stätigungen und Nichtbestätigungen militao» und ehren gerichtlicher Unheil«, durch Abschiedsbewilligungen und Ver setzungen immer von Neuem verstärkt worden. Wa- lag als Anlaß zu einem militairgerichtlichen Verfahren vor — neben bei bemerkt gegen einen Mann, der bereit- aus der Armee auSgeschieden und nur nachträglich wieder auS einem Officier a. D. in einen Officier z. D. verwandelt worben war —, wenn nicht der Verdacht bloßer Privatbeleibigungen, die, sie mochten noch so nicht-würdiger Art sein, doch nach unseren Gesetzen kein hochnothpeinlickes Verfahren begründen? Möglich, daß eS sich auch um Frechheiten gegen Perjönlichkeiten handelte, welche unter einem besonderen gesetzlichen Schutze stehen. Aber von alledem warb nichts AutbeuiischeS bekannt. Männer in brr im Frieden uichl- militairifcken Stellung des Herrn von Kotze gehören natur gemäß auch nickt vor reformirte Militair-, ivukern schlecht hin vor bürgerliche Gerichte; vor solchen oder vor ständigen, unabhängigen, möglichst öffentlich verfahrenden Militair- grrickten verhandel», hätte der Proceß Kotze, wenn denn koch ein solcher anerläßlich war, die Verantwortlichkeit unv bi« Genug- tduung gerecht vertdeilt, er bälir den allgemein entstandenen Eindruck von Recht-Unsicherheit verhütet, und wahrscheinlich wären auch nicht die „gesellschaftlichen.' Voraussetzungen ent standen, au- denen rin Duell wie daS jüngste hervorging. Wie die Frage der Militairgerichtsbarkeit, so kann die de« Durlls nach solchen Vorgängen nickt auf dem alten Flecke bleiben. Der principielle Streit über dasselbe wird freilich auch nach dem Tobe des CeremonlenmeisterS von Schrader kaum eine neue Wendung erhalten; aber der in Folge neuer rings gehäufter Zweikämpfe allgemein enlsianrene lauidruck, daß da- Gesetz unv vie Achtung vor >bm in einer ft über so nicht vagewrsenen Art verletzt w>rv, ist durch da- Duell Ko e- Schrader in unerträglicher Weise verschärft worve». Es war vor diesem Falle schon unverkeunl ar, daß vie früher auch von principiellen Vertheidigern des Tu lls al- einer angeblichen Notbwendigkeit doch gehegte Scheu vor der thatsäcklichen Ver letzung de- Gesetzes bedenklich abgenommen hatte; jetzl ist dem Gesetz in- Angesicht geschlagen Worten durch die öffentliche Vorbereitung eine- beabsichtigten Mordes. So tars e- nicht weitergehen, wenn die Staatsordnung nach irgend einer Seite hin, siegen Soc>aldemokrat»n oder andere ihrer Verächter, anders als durch bloße Gewalt aufrecht erhalten werden soll. Man bat von einer norbwrnkiaeu Verschärfung der Straf bestimmungen gegen kaS Duell gesprochen, und manche gerichtliche Erkenntnisse können allerdings die Frage nahe legen, ob nicht da- Mindestmaß der Strafe zu verschärfen sei, um Urtbeile zu verhindern welche von Reirrveofficieren, nicht von Richtern gefällt er scheinen. Aber in dieser Hinsicht wird wahrscheialich ein nachdrücklicher Hinweis der veulschen Iuftizrmmstrr an die Staatsanwälte, daß da- Gesetz aagefichiS d«r Er scheinungen der Gegenwart gegen Duellanten mit Strenzc -.»gewendet werben muffe, genügen; energische Strafanträge, ie von der öffentlichen Meinung getragen werden, fiureu die Zustimmung ver Gerichte, unv daS Strafmarimum der Tue» - P -ragraphen — Festungshaft von fünf Iabren im Falle der Töbiuug ves Gegners — ist, wenn es wirklich droht, Wohl geeignet, von Herausforderungen abzuschrecken. Aber wann droht es bei uns wirtlich? Vollend- wenn die heutigen Mililairgerichle zu urtheilen haben unv im Hinblick auf daS Begnadigungsrecht? Hier vor Allem ist der kritische Punkt. Wir haben vor Kurzem Angesicht- eines Falles, der dazu herauoforderte, von der Verantwortlichkeit der Justiz- und Kriegemimster für vie Anwendung beS Be° gnariguiigSrechts gesprochen. Diese Verantwortlichkeit ist geuau dieselbe, wie für irgend eine Regierungshandlung der Monarchen, denn bie Begnadigung ist nichts Anderes als eine Negier» ngsbandluu g. Wenn der Reichstag unv rie Eiu,ellalivtage der immer schärfer sich äußernden Volks meinung üb r die Begnadigung von Duellanten den ent- tpreckeuben Ausvruck geben, wirb das Unheil der überhand- nehuieuven Zweikämpfe wieder eingebämmt werden. D Berlin, 14. April. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" melcet: Dem Bundesrat he ist vom Reichskanzler ver Entwurf einer Bekanntmachung, betr. die Einrichtung und beu Betrieb der Vuchdruckereieu unv Schriftgießereien, zugcgangen. O Berlin, 14. April. (Telegramm.) Die Commission für Arbcltcr-Ltatistik trat heule unter dem Vorsitz des Uuter- staalssecretairS Lovmann zusammen. Comuussare kes Reichs kanzlers und kes Handelsministers wohnten der Sitzung bei. Die Tagesordnung belriffl bie Vornahme müntlicver Ver nehmungen von Ausluuflspersonen über bie Verhältnisse in ter Kleiber-Consecuon. Ucber die Vernehmungen wirb ein stenographisches Protokoll geführt. (-) Verl»«, 14. Apiil. (Telegramm.) Wie die „Nordk. Aügem. Zig." hört, ist die Meldung der „Voss. Zlg.", baß Ende Mai oder Anfang Juni im Reichsamt des Innern ein« abermalige Conferenz in Sachen der Arbeiter - Ber- sicherung-gese-e slalifinbrn werde, nicht richtig. L. Brrlin, 14. April. (Privattelegramm.) Die „Nai.-Zlg." berichtet: Die Anordnungen für die Bestallung res EetriuonitnnieisterS v. Lchraver baden im letzten Angenbucke noch eine Abänderung erfahren. Es war zunächst bie Fried ens kl rche in Potsdam für die Feier bestimmt, bie Enaubniß ist jeboch zurückgezogen n ocb n. Darnach tollte tie Trauerseier in ter Potsdamer Garnlsonklrcke stallsinben. Hierzu war die Ge nehmigung des Kaisers nothwenbiz. Der Kaiser jeboch Hal bie Genehmigung versagt. Montag gegen Abend er hielt der Commanbant von Potsdam, Generalmajor v. Bülow, Cominankeur der 1. Garde-Infanterie-Brigade, von dem Militaircabinet des Kauer« auS Venedig ein Telegramm, in welchem tie Willensmeinung des Kaisers zum Auscruck ge langte. Die Feier findet nun in der Leichenhalle kes Neuen rtirchbofs statt. Tie Bestallung erfolgt auf dem Fanillien- gule bei Ratzeburg. ö. Berlin, >4. April. (Privattelegramm.) Es kann jetzt sestgestcUt werden, daß die deutsche Presse aller Parteien mit Ausnahme der agrarischen „Deutschen TageSztg.", welche auch jetzt den Zweikampf vertheidigt, und einiger wenigen Blätter, dir auf beiden Schultern tragen oder schweigen, einmüthig ist in der Verdammung des unheilvollen Unfug-, zu welchem daS Tuellunwefen sich in neuerer Zeil in Deutschland entwickelt Hai; von allen Seiten wird verlangt, baß ter Reichstag nach seinem Wieder zusammentritt der öffentlichen Stimmung Ausdruck gebe, daß von oben her gegen bas Umsichgreifen der Duelle im OfficiercorpS eingeschritten werbe unv baß die Gerichte fortan bie erforderliche Strenge walten lassen. — Zum Besuche de» Kaisers in Wien schreibt die „Norbb. Allg. Zlg." u. A.: „Diese neue Besiegelung der Waffenbrüderschaft zwischen dem deutschen und de« öster reichisch ungarischen Heere kann nur dazu beitragen, die zu versichtliche Hoffnung auf Erhaltung des Friedens bei den Völkern Europas zu kräftigen. Der defensive Zweck des Bunde-, welcher die beiden mächtigen Herrscher der mittel europäischen Reiche unter einander und mit dem König von Italien vrreinigt, ist längst aller Welt klar und vor Ver dunkelung geschützt. So ost die Macht deS Dreibundes und die unerschütterliche Festigtest desselben ker Welt vor Augen geführt wirb, muß da- Vertrauen neue Kraft gewinnen, daß hrer eine sichere Bürgschaft gegeben ist für den Frieden und damit für vie P.lrge jener hohen Güter der Culmr, bie nur im Licht« de- Vvlkerfrieden- gedeihen können." — Den Hinterbliebenen de- Freiherrn von Schradei sind zahl,eiche Beileidekundgebungen zugegange». In einer d.r ersten Depeschen, welche eingingen, gab die Kaisern. Friedrich ihrer Tdeilnabme Ausdruck; weitere Telegramme waren abgesanbt von Krau Prinzessin Friedrich Karl, von dem Herzog Einst Günther von Schleswig-Holstein, dem Großherzog von Mecklenburg, dem Prinzen Mar von Baden, rem Erbprinzen von Oldenburg, dem Fürsten Fürsteuberg und vielen andere» hochgestellten Persönlichkeiten. Dagegen ist vom Kaiser, dem von dem Ableben des CeremonienmeffterS telegraphisch Mittheilung gemacht würbe, bisher ein Telegramm nicht «ingrtroffeu. Auch ist die Meldung verschiedener Blätter, nach der der Kaiser un mittelbar nach dem Zweikamps Herrn von Schrader sein Mitgefühl habe zum Ausdruck bringen lassen, nicht zu treffend. — Freiherr v. Schrader hat, dem „B. L.-A." zufolge, bevor er sich zum Zweikampf begab, einen Brief an den Kaiser geschrieben. Nach letztwilliger Bestimmung Schrader'- ist der Brief dem Kaiser zugestelll worben. — Von dem Director h«i de« Reichstage, Herrn Ge heimen Regieruug-r-th Knack, ist während der Osterpause wiederum eine Zusammeaffrllung der noch unerledigten verathungsmaterial,«» de- Rrich-tag- auSge- arbeitrt worden. An Regierungsvorlagen steht noch au- die erst« Berathuna de« Gesetzentwurf«, betreffend den Abgaben tarif für den Kaiser Gilhrlm-Eanal, die zweit« Berathung
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