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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.08.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980825020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898082502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898082502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-08
- Tag1898-08-25
- Monat1898-08
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Vezug-,Pre1- i» der Hanptexpedttio« oder de« do Stab», bezirk md d«l Vororte« errichteten «n«- aabestellr» abgeholtr vierteljährlich v«i zweimaliger täglicher Zustellung ins Hans KLO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertel,ährlich «^i 6.—. Direkte täglich« Areuzbandsendung d>s Ausland: mouallich 7LO. Di« Morgen-Ausgabe erscheint um V,? Uhr, die Lbeud-AuSgabe Wochentags um b Uhr» > Ledactio« und Erve-Ms«: Johauuesguffe 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbroch« geöffnet vou früh 8 bis Abeuds 7 Uhr. Filiale«: Ott» Klemm'» Lortim. (Alfred Hatz«), UniversitätSstraße 3 (Pauliuur»), Laut» Lösche, Datharinenstr. 14, Part, und Kö«iL»platz 7. Abend-Ausgabe. UMM,Tageblatt Anzeiger. Amlsvtatt -es Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes nn- Notizei-Amtes -er Lta-t Leipzig. M. . . " ' - - M, Donnerstag dm 25. August 1898. Anze1gen.Pret» ble 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg? Nrclame« unter dem Redactionsstrich (4«e» spalten) 50^, vor den Familiennachrichteu (6 gespalten) 40^. Gröbere Schriften laut unserem Preis» vrrzrichmb. Tabellarischer und Zifferusatz uach höherem Tarif. Ertra-Veilagen (gesalzt), nur mit der Morgen «Ausgabe, ohne Postbeförderung ^l 60.—, mit Postbesörderung 70.'-. Äunahmeschluß für Anzeigen: Ab eud-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Dsrgr u-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei de« Filialen und Annahmestelle« je ein« halb« Stunde früher. Anzeigen sind stet» an die Expedt tta» . zu richten. Druck uud Verlag von E. D olz in Lei.pzig. SL Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig, 25. August. Die Meldung von sehr beträchtlichen Mehrsorderungen für »en nächste« Wtlitatretat ist noch keineswegs bestätigt. Die „Kreuzztg." kann sogar mittheilen, daß sie vor mehreren Wochen über die schon damals durch die Blätter laufende Nachricht, die Regimenter mit zwei Bataillonen sollten das dritte erhalten, Erkundigungen an maßgebender Stelle eingezogen und einen „verneinenden Bescheid" erhalten habe. Da» Blatt fügt allerdings hinzu, das schließe nicht auS, daß jene Absicht jetzt wirklich vorliege. Wie dem sei, für Politiker, die in Militairfragen nichts weiter als einerseits die Wehrhaftigkeit deS Reiches uud andererseits die Leistungsfähigkeit der Bevölkerung in Betracht ziehen, empfiehlt eS sich, abzuwarten, ob „Be trächtliches" gefordert wird. Herr Richter gehört natür lich nicht zu den Leuten, die ihr Urtbeil aufsparen, bis eine Grundlage dafür vorhanden ist. Er bekam in der vor gestrigen socialdemokratischen Versammlung zu Berlin, die über die Betbeiligung an den Landtagswablen verhandelte, zu hören, daß der linke Freisinn noch immer nicht oppo sitionell genug sei, und da er sich vielleicht doch drei, vier Landtagsmandate von der socialdemokratischen Unterstützung verspricht, so „schießt er los". Der eintönigen Ablcierung der stereotypen Sätze: „DaS und da» hat der Kriegsminister da und dort für unnöthig erklärt, eS ist also überflüssig, die Regierung kann sich nicht genug lhun im Fordern" — läßt er die Drohung mit „lebhaften Kämpfen" und die Bekundung der Absicht folgen, die Dinge bis zur Nothwendigkeit einer Reichstagsauflösung zu treiben. Dazu ist aber Herr Richter mit seinem Anhang zu schwach und wir glauben auch nicht, daß e- ihn nach einem neuen NeichStagSwahlkampf gelüstet. Herr Richter ist schon längst kein „überlustiger", sondern ein recht trister Gesell, und da er in den Jahren 1887 und 1893 übel heimgeschickt worden, so wird ihm kaum „zum dritten Mal das Fell jucken". In dem westpreußischen Wahlkreise Schlochau-Konitz- Tuchel hat der Bund der v««dn»trthe beschlossen, sich für die LandtagSwahlen mit dem Cent rum zu verbünden und so daS bereits abgeschlossene konservativ-liberale Einvernehmen unwirksam zu machen. Es mag sein, daß daS Vorgehen des Bundes den gewünschten Erfolg bat. Aber waS wird die Folge davon sein? Die Freisinnigen werde» aus dieser Haltung des Bundes den Grund hernehmen, in Westpreußen bei künftigen ReichötagSwahlen nicht, wie sie eS dies mal gethan haben, für den nationalen Candidaten gegen den polnischen Bewerber zu stimmen. Dank dem Zu sammengehen aller Deutschen sind gerade in Westpreußen bei de» letzten ReicbStagSwahlen große hocherfreuliche Er folge gegenüber den Polen erzielt worden; nicht weniger als vier Wahlkreise wurden ihnen abaenommeu. Solche Erfolge sollten doch wahrlich allen deutschen Parteien die Augen darüber geöffnet haben, daß nur eia gemeinsames Vorgehen der deutschen Parteien die polnische Propaganda niederwerfen kann, und eS sollten deshalb in der Ostmark alle egoistischen Parteiintereffen zurückgedrängt werden. Ganz besonder» zu ver dammen aber ist eS,wenn garuoch einBündniß mit dem Centrum abgeschlossen wird, denn diese» hat in den östlichen Provinzen stet» zur Stärkung deS PolentbumS beigetraaen. Kräftigt man also in der Ostmark die Position deS CentrumS, so kräftigt mau zugleich die Position des PolentbumS. Wer be hauptet, eine nationale WirthschaftS Politik zu erstreben, der muß auch eine nationale allgemeine Politik treiben. Die von dem Bunde der Landwirthe im Wahlkreise Könitz- Tuchel beliebte Wahlpolitik aber wird man auch bei wohlwollendster Beurtheilung nicht Nationalpolitik nennen dürfen. Kürzlich ist der BiSmarck'sche Ausspruch in Erinnerung gebracht worden, wenn man einem Franzosen Fünfundzwanzig aufzähle, gleichzeitig aber die französische Freiheit preise, so sei er zufrieden. Aehnlich scheinen die socialdemokra tischen Führer die „Genossen" zu taxiren. Der „Vorwärts" muß die Thatsache melden, daß auf der schon erwähnten vorgestrigen Parteiversammlung zu Berlin, die sich mit den preussischen LandtagSwahlen beschäftigte, widerspruchslos behauptet wurde: „Wenn eS hoch kommt, kann die Social demokratie ein Fünftel aller Berliner Wahlmänner erreichen; daß sie auch nur in die Stichwahl kommt, ist ausgeschlossen." Diese Bitterniß glaubt daS Centralorgan versüßen zu können, indem eS schreibt: „So lange die Bourgeoisie mit sich den Kamps um die Landtagssitze auszufechten hat: tödtliche Oede und Langeweile. Nun, wo die Social demokratie nur erst erörtert, ob und wie sie sich an der Wahl betheiligen soll, weht erfrischende Kampfeslust. WaS wäre die deutsche Politik ohne Socialdemokratie?" Gut gebrüllt, Löwe! Aber die „Bourgeoisie" macht die Landtagswahl doch wieder unter sich auS, die Social demokratie erörtert nur, ob sie als Staffage mit dabei sein will oder nicht, und sie behandelt das praktisch gleichgiltige Thema so weitschweifig, daß sie eS ist, die „Oede und Langeweile" in die Wahlbesprechungen bringt. Was Berlin angeht, so haben wir bereits gemeldet, daß die „Kampfeslust" zu nichts Weiterem, al» dem allgemeinen Rufe: „Anton, steck' den Degen ein!" begeistert hat. Herr Bebel und der „Vorwärts" erleiden damit eine gediegene Niederlage. Noch nicht zehn Tage, und der „Vorwärts" schrieb, in Berlin werde die Partei die LandtagSwahlen „jedenfalls" zu einem Protest gegen daS „elende Wahlrecht" benützen, und vorher hatte daS Organ der Parteileitung bemerkt, nachdem die Socialdemokraten einer großen Stadt wie Breslau sich für die Wahlbetheiligung erklärt, würde man anderwärts sich nicht lange besinnen und nach folge». Nun, Berlin ist eine größere Stadt als Breslau und in der Landeshauptstadt hat mau die Theilnahme an den Wahlen nicht etwa nur „angebrachtermaßen" abgelehnt, sondern sie grundsätzlich verurtheilt. Die angenommene Resolution sieht, im Gegensätze zu einer daneben beantragten, von allen localen Erwägungen ab und hat eine Fassung, die für das ganze Land gelten soll. Und obwohl gegen sie nicht unzutreffend eingewandt worden war, mit der Annahme dieser Resolution erhebe sich die Berliner Versammlung zu einer über dem Hamburger Parteitag stehenden Instanz, fand der Antrag eine große Mehrheit in der, wie der „Vorwärts" behauptet, „imposanten" Ver sammlung. Die Frag«: ob für Berlin oder überhaupt ablehnen, bildete den einzigen Gegenstand der Meinungsverschiedenheit. Die Betheiligung in Berlin kam gar nicht in Frage, kein Redner trat für sie em. Die „Kampflustigen" hatten die Flinte offen bar schon vorher ins Korn geworfen. Inwieweit der Berliner Beschluß für andere Wahlkreise Bedeutung gewinnen wird — in Berlin spielt das Element der „Jungen" noch eine Rolle — steht dahin, ist aber auch gleichgiltig, denn die Frage der Wahlbetheiligung der Socialdemokratie, da» kann nunmehr als sicher gelten, ist überhaupt gleich giltig für da» allgemeine Ergebniß. In kaum sechs bisher ander» al» freisinnig vertretenen Wahlkreisen ist eS nicht ganz ausgeschlossen, daß die Theilnahme socialdemokratischer Urwähler an der Wahl die künftige Zu sammensetzung des Abgeordnetenhauses zu Gunsten des Freisinns beeinflußt, und auch dort nur, wenn die nicht demokratischen Wähler wieder der herkömmlichen Wahlfaulheit fröhneu. Die beiden freisinnigen Gruppen zusammengenommmen, zählten aber in der abgelaufenen Legislaturperiode 19 Mitglieder. Wenn die socialvemokratische Betheiligung wirklich diese Zahl um ein halbes Dutzend vermehren sollte, dann würde der jetzt unter ungeheurem Getöse kreisende Berg so viele Mäuse gebären, daß eS die Linke richtig auf 25 Ab geordnete — unter 433 — gebracht hätte. Dann würde selbst der „Vorwärts" nicht den schlechten Geschmack haben, noch einmal zu fragen: „Was wäre die deutsche Politik ohne Socialdemokratie?" Vorläufig ist sie ohne die Socialdemo kratie genug, um eS den Berliner „Genossen" rathlich er scheinen zu lassen, aus Furcht vor einem gewaltigen FiaSco bei den Landtagswahlen nicht mitzuthun, nachdem, wie in der Berliner Versammlung festgestellt worden, die Partei sogar bei den letzten RcichStagSwahlen einen Rückgang der Werbekraft gezeigt hat. Zur Frage eines Bündnisses zwischen Griechenland und der Türket wird uns aus Athen geschrieben: Herr Rallis hat sich gegenüber zahlreichen Politikern und Zeitungs vertretern eingehend über die Zwecke des durch seinen Besuch beim Sultan angeregten griechisch-türkischen Bündnisses ausgesprochen. Er erklärte, den Empfang im Uildizpalast des halb nachgesucht zu haben, weil er von diplomatischer Seite sehr wichtige Mittheilungen über die Absichten Rußlands hinsichtlich Griechenlands und Kretas erhalten habe. Die russische Regierung wünsche dringend, eine auf be stimmten Bündnißverpflichtungen beruhende Verständi gung aller Balkan st aaten untereinander herzustellen, deren Schutzherr selbstverständlich der Zar sein wolle. Ebenso solle der Prinz Georg, wenn er durch die Verwendung Rußlands den kretischen Gouverneurpostrn erhalte, lediglich ein Vasall des Zaren werden, da der letztere bereits bestimmt habe, daß ein russischer General (etwa nach der Art des Herrn Kaulbars) dem Prinzen als Bevollmächtigter Rußlands und demnach als eigentlicher Verwalter Kretas zur Seite stehen solle. Nach der Ansicht Rallis' bedeute jedoch eine derartige bedingungslose Unterwerfung Griechenlands und der Kreter unter den Willen Rußlands den politischen und geistigen Tod des Hellenenthums, das seinem individuellen Charakter nach eine Gleichstellung mit Bulgarien und Montenegro nicht vertrage. Deshalb sei Rallis zu dem Entschlüsse gekommen, durch eine direkte Verständigung mit dem Sultan Griechenland das demüthigende Joch der russischen Schutzherrschaft zu ersparen, und aus Grund der ihm vom Sultan gegebenen Versicherungen hoffe er, daß ein auf richtiges, für beide Theile vortheilhaftes Bündniß zu Stande kommen werde. In militairischer Hinsicht würde dasselbe be stimmen müssen, daß Griechenland darauf verzichte, sein stehendes Heer zu verstärken und Grenzbefestigungen in Thessalien an zulegen, wogegen die griechische Flotte neu in Stand zu setzen sei und die doppelte Stärke erhalten müsse, so daß sie zugleich als Vertheidigungsmittel für die türkischen Küsten dienen könne. Als Gegenleistung werde der Sultan in den Anschluß Kretas an Griechenland einwilligen und den Griechen Makedoniens eine erweiterte Gemeindeautonomie zugestehrn. — Daß derartige Vorschläge in weiteren Kreisen Griechenlands nicht gerade Zurückweisung erfahren, zeigt die ablehnende Haltung der Presse gegenüber dem angekündigten B e - suche des Fürsten Ferdinand von Bulgarien, dessen etwaige Anträge betreffs Einziehung Griechenlands in einen sogenannten Balkanbund schon jetzt heftig bekämpft nrerdcn. Während sich der deutsche VolkStag in Asch in wür digsler Weise abspirlte, haben die Tschechen vor einigen Tag«.» eine Rohheit begangen, die wohl der Erwähnung werth ist, nick t weil eS sich um eine große Revolte handelte, wie et.'.r>a tic Ausschreitungen in Prag oder Pilsen eS waren, sonder n weil sie für tschechischen Charakter und Bildungsgrad bezeichnend ist. Vor einigen Tagen waren aus der Citativ» Hullein der österreichischen Nordbahn einige 100 So kolistcu (Mitglieder tschechischer Turnvereine) versammelt. ?kls der Zugführer „Abfahrt" rief, erhoben die Tschechen ein wüstes Gebrüll. Sie würden nicht dulden, daß deutsch ges prochen werde. Als ei» Conducteur deS Zuges zu sagen w> rate, er kenne seine Instruction, spuckten die tschechischen Turner den Conducteur an. Als der Zug in Prerau hielt, gingen einige Knaben den Zug entlang und« boten frisches Wasser an. Einige von ihnen »baten dies in d eutscher Sprache. Plötzlich sprang einer der Tschechen auf en «en arg losen Knaben, der eben rief: „Frisches Wasser", los und versetzte ihm eine heftige Ohrfeige, indem rw dabei rief: „Ich werde dich tschechisch lehren." ES handelt sich, wie erwähnt, hier um kein welterschütternd eS Er- eigniß, aber doch zeigt der Fall zweierlei: einmal, w:e die Tschechen die Gleichberechtigung der deutschen Sprache auffassen, und zweiten» wie roh und hinterlistig die feS Volk ist, denn in großer Uebermacht einen Beamten rrnspuckcn und einen kleinen Knaben ohrfeigen ist ebenso br utal wie feige. Auf solche Leute stützt sich nun die öfter neichischc Regierung uud WaS noch schlimmer ist, mit solche n Leuten geht der Feudaladel deutscher Abstammung und diet > eutsche klerikale Partei zusammen. Wenn die Tschechen das von ihnen anscheinend mit Meisterschaft geübte Metier deS An- spuckeoS diesen Bundesgenossen gegenüber üben würden, so wäre eS immerhin noch begreiflicher al» daß sie einen harm losen Bahuschaffner in solcher Weise behandeln. In Krankreich verfolgt George» ThiSbaud, der ehemalige Vertrauensmann de» Prinzen Plon-Plon (Jerome B vnaparte) und „Erfinder" Boulavget'S, mit den Antisemiten seine Parallel - Action gegen die Protestanten. Er versichert, wie der „Frauff. Ztg." auS Paris geschrieben wird, im „Eclair", der DreyfuShandel habe in Frankreich gewirkt, wie daS Koch'sche Tuberkulin, vaS die Existenz de,: latenten Tuberkulose in unwiderleglicher Weise enthüllte. DaS „Drey- fusin" habe überall enthüllend gewirkt, wo Frankreich vom Protestantismus angefressen war, so daß man jetzt den ganzen Umfang der „hugenottischen Ausschläge" ermessen könne. Die Intensität des DreyfusiSmuS stehe in einem direkten Verhältnisse zu der Zahl der Protestanten, die sich seit 20 Jahren in allen Organismen de- Staate» einaeschlichen haben. Der Senat, der 18 Procent Protestanten austveist, sei mehr „ärezckusarä", al» die Kammer mit 12 Prvcent. Die Gerichte haben stets entsprechend der Zahl der Protestanten ge- urtheilt: für DreyfuS, wo sie die Mehrheit bildeten, gegen DrryfuS, wenn die Hugenotten in der Minderheit waren. Der Cassation-Hof, dieser Senat der Gerichte, wo die protestantischen Richter untergebracht wurden, habe eineAnstrenguugzuGunsten DreyfuS' gemacht. Der Richter, der Iudet so eingesalzen Hal, sei — ThiSbaud will 100 FrcS. gegen 18 Sous wetten — ein Protestant, der protestantische „TempS" sei für DreyfuS, gleich den panamistischen „DöbatS", und Clemenceau wie Ranc, die beiden Leader der DreyfuS-Preffe, feien protestantischen Ur- In -er Lran-nng -es Lebens. 17s Roman an» dem amerikanischen Westen. Bo» Theodor Eicke. Nachdruck »erbot««. Antoine ließ das Ende der Schnur fallen. „Ist mir ganz einerlei", sagte er hartnäckig; „ich glaube es doch nicht, ehe Brant eS selbst eingestecht!" „Recht so!" sagte JarviS zustimmend. „Sie sind die Sorte von Freund, wie man sie in der Noth haben muß! Aber hier haben wir nichts mehr zu entdecken; kommen Sie her und lassen Sie unS ein GlaS zusammen trinken, dann können Sie mir auch noch etwas von dem Einbruch erzählen. Die andere Geschichte steckt mir so im Kops, daß ich nicht recht dahinter ge kommen bin." „DaS Trinken wollen wir lassen", sagte Antoine, als sie draußen auf der Straße waren und JarviS auf ein Restaurant zeigte. „Kommen Sie mit nach meiner Wohnung, wenn Sie Lust haben; da will ich Ihnen Alles erzählen und Ihnen Alles zeigen, waS zu sehen ist." JarviS fügte sich brummend, und der Burrauchef hielt Wort. UebrigenS hatte da« Zusammentreffen mit JarviS und das Ex periment in dem Spielzimmer sein Zutrauen doch etwas ge dämpft und sein Glaube an Brant'S Unschuld hatte einen kleinen Stoß erlitten. Dennoch blieb er fest. „Sie wollen auS ganz allgemeinem Interesse der Sache auf den Grund kommen, nicht wahr?" fragte er, al» er den Reporter hinauSbegleitete. „Gewiß." „Nun, dann arbeiten Sie weiter auf der Annahme, daß Brant unschuldig ist; Sie werden dann wahrscheinlich leichter zum Ziele kommen. Gute Nacht!" 7 „Sie find ein Dickkopf!" sagte der Reporter lachend, al» er die Treppe hinabstieg, um zur Redaction zu gehen, wo er mit seinem Chef, dem Nachtredacteur, noch eine längere Unterredung über den Fall Brant hatte. XXV. Nachdem Antoine am Sonnabend für seinen Freund gethan hatte, waS in seinen Kräften stand, glaubte er mit gutem Ge wissen den Sonntag Nachmittag für sich verwenden zu können; er fuhr deshalb, sobald sei« Sonntagsdienst erledigt war, nach Altamont Terrace hinaus. Er kam etwas später als gewöhnlich, und nachdem Isabel eine halbe Stunde vergeblich gewartet hatte, wurde sie ärgerlich und ging mit MrS. Hobart aus. Dorothy, die Antoine gerade am Thore traf, als sie zur Sonntagsschule wollte, wußte nicht, wohin sie gegangen waren, und frug, ob er nicht hineingehen und warten wollte. Antoine schaute enttäuscht d'rein. Er hatte heute wirklich die Absicht gehabt, seine alten Beziehungen zu Isabel wieder her zustellen; und er hatte geglaubt, ihr damit entgegenzukommen. Aber wenn sie nicht wollte — Ehe er noch den Gedanken zu Ende gedacht hatte, wanderte er mit Dorothy schon zur Stadt zurück. An der Ecke mußten sie etwas auf den nächster; Wagen warten. „Ich habe Zeit genug; wir können weitergehen, bis ein Wagen unS einholt, wenn eS Ihnen recht ist", sagte Dorothy, die ihre eigenen Gründe hatte, weshalb sie eine ungestörte Unterredung mit ihrem Begleiter haben wollte. „Ich gehe viel lieber", erwiderte Antoine, dem in seiner Stimmung Alle» recht war. Sie gingen zusammen weiter, ohne daß zuerst ein Wort zwischen ihnen gewechselt wurde. Dorothy war schließlich die Erste, die da» Wort nahm. „Sind Sie — find Sie bei Mr. Brant gewesen seit — seit —" Sie wußte nicht, wie sie sich ausdrücken sollte, aber Antoine kam ihr zu Hilfe. „Jawohl", fiel er rin; „ich war gestern Nachmittag eine halbe Stunde bei ihm." Dorothy wollte eigentlich direct auf ihr Ziel losgehen, doch der Muth fehlte ihr und sie half sich mit einem Gemeinplatz. „Ist e, nicht schrecklich?" sagte sie. „DaS kommt darauf an, wie Sie die Sache ansehen", er widerte Antoine, der ganz vergaß, mit wem er sprach. „Ich glaube nicht an Brant'» Schuld." „Aber, Harry!" Dorothy stand still und di« Thränen blendeten fie. Antoine wurde sich mit einem Schreck seiner Gedankenlosig keit brwußt und beeilte sich, den Fehler wieder gut zu machen. „Sie dürfen darau» nicht schließen, daß ich Will beschuldig«. Ich lasse ihn überhaupt ganz außer Frage und beurtheile Brant nur nach Dem, wa» ich von ihm weiß. Er würde eine solche That ebenso wenig begehen wie ich." Dorothy konnte von dem scheinbar unvermeidlichen Schluß zwar nicht so schnell loskommen, aber fie wurde doch von freudiger Begeisterung erfaßt bei diesem Urtheil über den Mann, den P« liebte. ... „Ich möchte ja auch so denken, Harry — 0, so gern! Aber Papa sagt, er bestreite eS selbst nicht." „Das thut er allerdings nicht; aber er giebt es ebenso wenig zu. Und so lange er daS nicht thut, glaube ich es nicht." Bei dieser Wendung des Gespräches kam Dorothy der Ge danke, daß Antoine sich doch sehr edel zeigte gegen seinen erfolg reichen Nebenbuhler, und sie gab diesem Gedanken Ausdruck. „Es ist sehr edel von Ihnen, Harry", sagte sie, „nach Dem, WaS vorgegangen ist, so zu denken. Ich fürchtete. Sie könnten vielleicht ein wenig rachsüchtig sein." „Rachsüchtig? Sie wissen gar nicht, was ich ihm schuldig bin, Dorothy. Ich würde ihm Alles dafür geben." „Und Sie haben ihm Das geben müssen, was Sie am höchsten schätzten!" sagte Dorothy mit herzlicher Theilnahme. „Arme Isabel! Es ist ein furchtbarer Schlag für sie, aber sie erträgt ihn mit seltsamer Festigkeit." Antoine wußte nicht, was er denken sollte, doch er sagte nur: „Isabel? Ich ftrchte, ich versteh« Sie nicht ganz." „Sie hat es Ihnen doch sicher gesagt!" meinte Dorothy, die sich das bei ihrer offenherzigen Schwester nicht anders denken konnte. Nun hatte Isabel ihm nur ein Ding von Wichtigkeit mit- getheilt, und Antoine dachte natürlich daran. „O ja", erwiderte er, indem er versuchte, einen leichten Ton einzuschlagen, „sie hat mir ein- für allemal'den Laufpaß ge geben, aber das —" „Ich wußte, daß sie es Ihnen sagen würde", unterbrach ihn Dorothy, „und jetzt ist dieses Schreckliche zwischen sie getreten. Ich glaube, «S würde sie tödten, wenn sie ihn verlöre; sie ist oft so seltsgm." Antoine klopfte das Herz zum Zerspringen, doch er bezwang sich und sagte möglichst ruhig: „Sie hat Ihnen also erzählt, daß sie — Brant—liebt?" Dorothy hielt halbes Vertrauen nicht für angebracht. „Ja, aber da» ist nicht das Schlimmste. Sie hat ihn fortgeschickt, weil fie ihr eigene» Herz nicht kannte. Ich habe ihr gesagt, er würde wiederkommen, und jetzt kann er eS niemals. Ist «L nicht zu jammervoll?" Antoine dachte bei sich, da» wäre e» wohl in mehr al» einer Hinficht. Aber andererseits war r» ganz unglaublich. Konnte er denn so blind gewesen sein, daß er nicht sah, wa» gerade vor seinen Augen vorging? Die Bernunft sagte nein, aber ein Jrrthum, der einmal zum Leben erwacht ist, findet sicher Nahrung genug; und so sammelten sich allerlei beweisende Einzelheiten um den Kern von Dorothy'» Erklärung. Deshalb hatte Brant so genau Bescheid gewußt über Jsabel'S Neigung — und getäuscht hatte er sich trotz alledem. Deshalb war er nicht mehr zu Langfords gegangen, und deshalb hatte er so nachdrück lich selbst die Spur einer Liebesangelegenheit mit Dorothy in Abrede gestellt. Und Isabel? Hatte sie sich nicht beständig ge weigert, ihm zu erklären, daß sie keinen Anderen liebte? Unter dem ersten Druck des neuen Unglücks hätte Antoine fast seinen Freund der Unzuverlässigkeit beschuldigt, aber er er kannte noch zur rechten Zeit, wie ungerecht das gewesen wäre, und an die Stelle des Grolles trat Bewunderung. Wie selbstlos hatte Brant seine eigene Person bei Seite gestellt, und wie schnell war er bereit gewesen, seinem Nebenbuhler Hilfe und Trost zu bieten! Auch daS schien fast unglaublich, selbst Brant'S bestem Freunde; aber Unglaubliches war ja nun einmal auf der Tagesordnung, so sagte Antoine zu sich selbst mit aller Resignation, die er auf bringen konnte. Aber dieser letzte Schicksalsschlag war ihm doch wie ein Blitz aus heiterem Himmel gekommen. Inzwischen hatte ein Wagen sie eingeholt und sie waren eingestiegen; damit hatte das intime Gespräch ein Ende. Als sie Dorothy's Haltestelle erreicht hatten, hatte er den Kampf ausgekämpst und gewonnen, den härtesten und den unnöthigsten, der ihm je auferlegt worden war. „Wir dürfen nicht muthlos sein und müssen weiter hoffen", sagte er beim Abschiede zu Dorothy. „Es ist eine schwere Prüfung, und ich sehe noch kein Ende davon, aber auf einS dürfen Sie sich verlassen — was ein Mensch für Brant thun kann, geschieht. Sie haben mir Verschiedenes erzählt, das ich noch nicht wußte, aber das wird mich nur noch mehr anspornen; wenn Sie glauben, daß e» Isabel wohlthun könnte, so erzählen Sie eS ihr." Damit verließ er sie und ging zu seinem Bureau. Und al» er begonnen hatte, die scharfe Kante des neuen Kummers auf dem Schleifsteine der Arbeit abzustumpsen, öffnete sich die Thür und Forsyth trat ein. „Gestatten Sie einem Manne, die Sonntagsruhe zu ver letzen?" fragte er. „Wenn der Mann ein guter Freund ist, wie Sie, gewiß. Setzen Sie sich." „Ich komme Brant'S wegen, sonst würde ich Sie nicht stören", sagte der Journalist. „Ich war wieder bei ihm, aber er ist hartnäckiger als je — wenn das überhaupt möglich ist. Er sagte mir. Sie wären gestern bei ihm gewesen; ich wollte Sie deshalb einmal fragen, ob Sie etwas auSgerichtet haben?" „Nicht»!"
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