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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.08.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980829012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898082901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898082901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-08
- Tag1898-08-29
- Monat1898-08
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Wt» VovglWÄ-r-aLr erscheint u« '/,7 Nh«. Pi» SibruL-Lu-gab« Wochentag« «« b Uhr. Filiale«: . vtt» Rir»»'« T«rtt«. (Alfred HahnX llniversttätsstrahe 3 (Pauliuus'), L-utS ttsche, Katharineustr. 14, Part, «d König-platz 7. Re-actto« und Erve-itio»: 2»h«uieS-aGe 8. DirEMedition ist Wochentag« au unterbrochen Wöff«t von frtch 8 bt« «bend» 7 Uhr. Bez»g-«PrE Al t« Havptexpedttio» oder den kl EtM- bezirk «ad den Vororten errichteten An», oadestellen abgeholt: vierteljährliches-Hth ort zweimaliger täglicher Zustellung tu« Han« e L.SO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteliäbrlich e 8.—. Direkte tägliche Krruzbandsrndung ins Ausland: moualltch e 7chO. Morgen-Ausgabe. MpMer.. TaMatt Anzeiger. Amtsklalt -es Aömglichen La«-- un- Amtsgerichtes Leipzig, -es Nathes un- Notizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. AnzeigenProis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reklamen uutrr dem RrdactionSstrich («ge spalten) bO/ij, vor deu Familiennachrichtei (6 gespalten) 40 Größere Schriften laut unserem Preis- vr^geichuiß. Tabellarischer und Zisfernsa- uach höherem Tarif. Extra-veil«ge» (gefalzt), uur mst der Morgen»Ausgabe, ohne Postbesörderung 80.—, mit Postbrsörderung 70.—. Änaatzmeschluß für Anzeige«: Ab end-Ausgabe: BormittagS 10 Uhr. Morgen-Ausgab«: Nachmittag- «Uhr. Lei de» Filialen und Annahmestellen je et« halb« Stunde frnher. Anzeige» smd stet« an dk Erpeditta» zu richte». Druck uud Verla- von E. Polz i» Leipzig. M. Montag den 29. August 1898. 92. Jahrgang. Amtliche^Thetl. Kur Feier des Sedautages bleibe« die Erschiifkriilm >cr KinMMamr Wie in früheren Jahre«, so auch diesmal m s. St-imdkl xiuhMiirs gtslhliffk«. Nachlaß-Versteigerung. Dien-tag, TS. August, Vormittag» IS Uhr werden auf Betreiben der Erben der Krau ReichsgerichtS-SeuatS-Präfident L-Nve, Turnerstratze 18, allhier, pari., die zum Nachlaß ge hörige» guten Sachen: Salon- und andere McudlcS, Lel- üemalde, 1 Piano, 1 Papagei, sprechend, Bücher» Betten, «leider, Pelze, Wäsche, Porzellan, «la»sachen u. s. w. und Mittwoch, »1. August, vormittags IS Uhr werden die zu diesem Nachlaß gehörigen sehr werthvollcn Brillanten» Kostbarkeiten, Schmucksachen, Äold- und Tildcr- sachen, sowie sonstige Sachen öffentlich gegen sofortige Baar zahlung meistbietend versteigert werden. Lirvdnvr, Localrichter. Bekanntmachung. Stratzenpftafteruug in Leutzsch betr. Di« Pflasterung der hiesigen Waisenhousstraße — ca. 120 .. lang mit einem Flächengehalt von ca. 1000 gm — und eines ThetleS der Hauptstraße — ca. 105 m lang mit ca. 950 gm FlSchengehalt — soll an einen Unternehmer vergeben werden. Die Bedingungen und Anschlag-formulare hierzu können gegen Erstattung d«r Auslagen an 50im hiesigen Gemeindeamt — wo selbst auch der Bauplan zur Einsichtnahme auSliegt — entnommen werd«n. Preisangebot« sind versiegelt mit der Aufschrift „Stratzeupflasteruug zu Leutzsch betreffend" bi« zum S. September d». I». hier eiuzureichen. Die Auswahl unter den Bewerbern und event. die Ablehnung der sämmtlichen Angebote bleibt Vorbehalten. Für die Ausfüllung der Kostenanschläge wird eine Entschädigung nicht gewährt. Leutzsch, den 23. August 1898. Der Gemeinderath. Uhlig. O. Ltadtebilder aus Lachsen. Wurzen. (Schluß.) ... Von dem Aufblühen einer Stadt erhält man em getreues Bild, wenn man die Verkehrszahlen im Post-, Tele graphen- und Eisenbahnverkehr vergleichend gegenüberstellt. Dies soll auch mit Wurzen geschehen; als Ver- gleichsjahre werden die Jahre 1886 und 1896 genommen, die Angaben sind dem Berichte der Handels- und Gewerbekammer zu Dresden entnommen, die eingeklammerten Zahlen beziehen sich immer auf das Jahr 1886. An Briefsendungen wurden aufgegeben: 1227 800 Stück (724 700 Stück); gingen ein: 1116 900 Stück (661 400 Stück). Packete ohne Werthangabe wurden aufgegcben: 70 687 Stück (46 278 Stück); gingen ein: 76 558 Stück (43 992 Stück); Briefe und Packete mit Werthangabe wurden aufgegeben: 5951 Stück (5418 Stück), gingen ein: 7979 Stück (6426 Stück). Po st Nachnahmesendungen wurden aufgegeben: 5876 Stück im Werthe von 51545 (3006 Stück im Werthe von 20178 -Mi gingen ein: 9789 Stück im Werthe von 127 582 (4446 Stück im Werthe von 36 990 -M. Po st aufträge wurden aufgegeben zur Geldeinziehung und Accept- einholung 3312 Stück (2085 Stück); gingen em: 2759 Stück im Betrage von 330 700 cA (1826 Stück im Betrage von 156 700 o-k). Postanweisungen wurden eingezahlt 57 987 Stück im Betrage von 3 205800 (32 855 Stück im Betrage von 1910000 ^k); ausgezahlt 50 457 Stück im Werthe von 3 484 800 (30 430 Stück im Werthe von 2199 900 <M. Telegramme wurden aufgegeben 13 498 Stück (7045 Stück), kamen an 12 605 Stück (7769 Stück). Der Güter- und Personenverkehr giebt folgendes Bild. Das Gewicht der abgegangenen und an gekommenen Güter betrug 314 664 Tonnen (242 347 Tonnen), die Frachteinnahme hierfür bezifferte sich auf 643 900 (445 084 <F); an Personen kamen an und fuhren ab 458 467 (294156); die Einnahme im Personen- und Gepäck verkehr stellte sich auf 179 329 -kl (120 767 -«). Die Zahl der gewerblichen Anlagen im Jnspectionsbezirk Wurzen stieg von 702 im Jahre 1894 auf 728 im Jahre 1896; die Anzahl der in diesen Betrieben beschäftigten Arbeiter von 8897 auf 9777. Ferner giebt der Stand der Sparcasse ein annäherndes Bild von der wirthschaftlichen Lage einer Stadt. Das Gesammtguthaben der Einleger betrug bei der im Jahre 1847 gegründeten städtischen Sparcasse am Schlüsse des Jahres 1886 : 5 389 000 1896 aber 7 205 000 Die vorstehenden Zahlen ergeben auf allen Gebieten des Verkehr- bezüglich der blühenden Industriestadt Wurzen ein erfreuliches Bild lebhaften Aufschwunges, der auch noch einer weiteren Steigerung sehr Wohl möglich ist. Den ganz bedeutenden Geld verkehr vermittelt zum größten Theile die Wurzener Bank, welche sehr gute Geschäfte macht und daher befriedigende Dividenden zahlt, ist sie eine Wohlthat für die Wurzener Geschäftswelt und ist für sie unentbehrlich geworden. Sicher würde ein noch weiterer Aufschwung Wurzens herbei geführt werden, wenn die hier in die Leipzig-Dresdner Eisen bahn einmündende Muldenthalbahn über Wurzen hinaus nach Eilenburg zu verlängert und auSgebaut würde. Dies macht sich von Jahr zu Jahr nöthiger, als ab Eilenburg an der Mulde entlang der preußische Staat das preußische Eisenbahn netz immer weiter ausbaut. Gerade aus den nördlich von Wurzen gelegenen Gebieten, die sehr reich an Stcinbrüchen sind, würde es an Frachtgut für die bis zur preußischen Grenze zu erbauende Strecke nicht fehlen, da das aus den Brüchen ge wonnene Material vorzügliche Bau- und Pflastersteine liefert, die überall hin zum Versandt gelangen. Bequemerer Anschluß an die Hauptlinien würde sicher immer noch weitere Stein brüche zum Aufschluß bringen. In neuerer Zeit tritt das Projekt Wurzen-Schildau-Torgau mehr in den Vordergrund, da durch dasselbe Wurzen auch an den Elbverkehr angeschlossen würde. Für die aufblühende Industriestadt wäre es aber von größtem Vortheil, wenn sie auf dem Wasserwege direct mit der Elbe verbunden würde, daher findet man wohl den Wunsch der Wurzener Industriellen berechtigt, der dahin geht, daß bei einem Canalbau Leipzig-Riesa die Führung über Wurzen erfolgen möge. Wurzens Schulwesen ist als ein hochentwickeltes und vielseitiges zu bezeichnen, das sich im Laufe der Jahrhunderte mehr und mehr auch den praktischen Bedürfnissen der Be wohner angeschlossen hat. Die älteste Schulanstalt ist die Domschule, die bereits 1536 eingeweiht ward, seit 1600 besitzt Wurzen auch eine Töchterschule. Das hier be stehende königl. Staatsgymnasium ward am 28. August 1873 als städtische Realschule II. Ordnung gegründet, durch Verordnung des königl. hohen Cultusministeriums vom 26. No vember 1878 in c'ne Realschule I ^>rdn !g, (Real?^ asium'> umgewandelt, 1882 zum Gymnasium erhoben "i.883 vom Staate übernommen. Die Knabenbürgerschule besteht aus einer höheren, mittleren und einfachen Volksschule, die Schüler zahl beträgt 1433. Die K n a b e n b ü r g e r s ch u l e ist Ostern 1891 als selbstständige Anstalt ins Leben getreten, das Gebäude dieser Schule ist 1890 vollendet. Die Mädchenbürger schule gliedert sich in eine mittlere und einfache Volksschule, Schülerzahl 1384. Das ihr gehörige Schulhaus ward 1881 erbaut. Während des Sommerhalbjahres wird an zwei Nach mittagen der Woche das Jugendspiel gepflegt. Im Jahre 1890 ward eine Privat-Töchterschule gegründet. Die An stalt besteht aus acht Classen, die Schlllerinnenzahl beträgt 80. Die Bauinnung zu Wurzen hat eine Schule, in der während des Winterhalbjahres Fachunterricht für die schul pflichtigen Glieder der Innung ertheilt wird. Diese Anstalt besteht seit 1895. Seit 1878 besteht in Wurzen eine land- wirthschaftliche Kreisschule mit 2jährigrm Kursus. Es ist diese Schule insofern bemerkenswerth, als es die einzige derartige Anstalt in Sachsen ist, die einen zwei jährigen Kursus hat. Die Schülerzahl beträgt 60. Vom Handelsschulverein ward 1890 die Handelsschule zu Wurzen gegründet. Der Unterricht umfaßt kaufmännische Fach wissenschaften und neuere Sprachen und wird in drei aufsteigen den Classen mit je einjährigem Kursus ertheilt. Mese Anstalt wird von 56 Schülern besucht. Die Stadt Wurzen hat infolge der vielen Brände das Bild einer mittelalterlichen Stadt zum größten Theile ab gestreift, meist gerade und breite Straßen, die zum Theil mit Bäumen eingefaßt sind, und daher allerorts Luft und Licht in ausreichendem Maße den Zutritt gestatten, sind eine Zierde der Stadt. An hervorragenden Gebäudem sind zu nennen das Rathhaus, das Schloß, der Dom, der sich durch bischöfliche Gräber und die prächtige Sohlhäuser Ca pelle auszeichnet. Um Wurzen auch zu einer gefunden Stadt zu gestalten, hat die Stadtvertretung die Errungen schaften der Neuzeit nicht unbeachtet gelassen und diese in den Dienst der Stadt gestellt. Seit etwa fünf Jahren ist eine neue Wasserleitung im Betriebe. Das Wasser ist chemisch rein und überreichlich vorhanden. Der Sammelbrunwen liegt in Dehnitzer Flur und ist über zehn Meter tief. Das Wasser wird durch zwei von der Wurzener Firma G. A. Schütz ge lieferte Maschinen nach der Stadt in das auf einem Wasser thurm befindliche Reservoir gepumpt, von wo aus es sich in einem ca. achtzehn Kilometer langen Rohrnetze durch dir ganze Stad«> verzweigt. Die öffentliche Beleuchtung ist feit der Einführung der Gasglühlichtbeleuchtuna eine sehr gute uud läßt die jetzt moderne elektrische Beleuchtung nicht vermissen. Seit dem Jahre 1880 hat die Stadt durch den Verschönerungsverein einen schönen ca. 16 Hektar großen Stadtpark erhalten. F-uilletsir. Lchönheitsseinde. Von vr. msä. B. Elchthalrr. Nachdruck verboten. Schönheitsfeinde? Wer könnte weiblicher Schönheit von Herzen feind sein? So werden Sie entrüstet ausrufen, verehrte Leserin, und ich bin fest überzeugt, daß mich, wenn ich das Vergnügen hätte, Ihnen persönlich gegenüberzustehen, einen Blick glühendsten Zornes aus Ihren schönen Augen treffen und zwar ganz un verdientermaßen treffen würde, denn weit entfernt davon, ein Feind weiblicher Schönheit zu sein, bin ich vielmehr einer der aufrichtigsten — bitte wohl zu brachten: aufrichtigsten — Freunde und Bewunderer derselben. Seien Sie versichert, Verehrteste, es ist mir diel leichter, einem schwer kranken Patienten den Todes tag vorauszusagen, als die zarten Illusionen einer schönen Frauenfreie zu zerreißen. Doch es muß geschehen. I« schneller der Schnitt geführt wird, desto weniger schmerzt er: Schönheits f e i n d e sind alle Schönheit» Verbesserer. Meine Behauptung ist kühn und ich hab« diel gewagt, doch die folgenden Zeilen sollen meine Behauptung und mein Wag nisi rechtfertigen. Der weibliche Körper ist das höchste Meisterwerk himm lischer Plastik und als solches vollendet, und jede Correctur daran ist ein Insult gegen den Meister. Als Letzt« au- des Schöpfers Hand hervorgegangen, ist di« Frau die Krone der Schöpfung, und Kronen werden entweder gewonnen oder verloren, aber nicht auSyebessert. Bei allen Derbesserungsversuchen weiblicher Schön heit, insofern sie die schöpferisch festgesetzten Formen betreffen, läßt sich die Wahrnehmung machen, daß sie erst freiwillig be gonnen werden können, dann aber je länger, desto unfreiwilliger, d. h. gezwungener fortgesetzt werden müssen, und schließlich den vollständigen Ruin Dessen herbeiführen, da« man repariren oder aufbauen wollte. Beginnen wir mit den Haaren. Welch' ein herrlicher Schmuck des weiblichen Hauptes sind sie! We viel Tausende von Männer herzen haben sich schon in diesem Netze verfangen, und selbst der Tod mußte seine ganze Kraft einsetzen, sie au- seinen Maschen zu lösen! Und nun werden sie mit „vegetabilischem Haarbalsam*, mit ck« 0»pill«", mit „Haarbalsam von Schwarzlose* oder mit „Lau äes k'öes" behandelt, um ihren Glanz und ihre Fülle entweder neu hervorzuzaubern oder zu vermehren. Nun werden sie gebadet in .^urboUv»^, in ,Lloncksur", ia ,6olck kissn >V»t«r", um sie zu — bleichen! Oder sie werden ,vorne kurz geschnitten und mit heißen Eisen gekräuselt! Oder sie werden in ätzend« Geifenlaugen getaucht, in Wasser auSge- spült und an der Sonne getrocknet, um sie weicher, wohliger zu machen! — Welch' entsetzliche Tortur für die zarten Geschöpfe! Die angeführten Haarbalsame «nthalten das schleichend giftige Bletacetat, da- sein«» süßlichen Geschmackes wegen auch Bleizucker genannt wird. Wer je «ine Prob« davon auf dir Zunge nahm, wird auch da» zusammenziehend trockene Sefühl empfunden haben, das unmittelbar auf den süßlichen Geschmack folgt. Ebenso au»trocknend wie auf die Zunge wirkt aber da« Bletacetat auch auf den Haarboden und die Haardrüsen. Zwar erhalten die Haar« durch da« sich durch Ausdünstung der Kopf haut allmählich bildende Schwefelblei eine dunklere, scheinbar sattere Färb« und scheinen daher sich und ihren Besitzer zu ver- jünaen, allenfalls »u verschönern. Aber solange di« Haare noch krSfttg sind und m ihrer ursprünglichen Farbe von unten her nachwachsen, muß auch das Verdunkelungsmittel angewandt werden, und was früher freiwillig geschah, ist dann zur Noth- wendigkeit geworden, lieber kurz oder lang vertrocknen aber die Haardrllsen, die Haare selbst werden spröde, brüchig und fangen an auszufallen. Wie lange dauert's, und dahin ist dann der Schmuck, den man verbessern wollte, und der ärgste Feind desselben war eben dieser Schönheitsverbesserer. Greift man nun in der Verzweiflung gar noch zu soge nanntem falschen Haar, um den beginnenden Schwund des echten zu verdecken, so beschleunigt man nur das Ausfallen des letzteren, denn nun benimmt man dem um sein kurzes Dasein mit d«r letzten ihm innewohnenden Lebenskraft ringenden Haar noch Licht und Luft und befördert durch den steten Druck, den die Auflage auf den erschöpften Haarboden ausübt, nur das Ab sterben der Drüsen. Die ebenfalls verhinderte Ausdünstung der durch die künstlich erregte Transpiration herbeigeführten Feuch tigkeit thut das Ihre, dem Haare den letzten Rest zu geben, und die letzte Folge der ersten Versuche ist völlige Kahlköpfigkeit. Nun muß falsches Haar dauernd das echte ersetzen. Die sogenannten Haarbleichen enthalten alle das außer ordentlich heftig wirkende Oxydationsmittel Wasserstoffsuper oxyd, eine Verbindung von Wasserstoffgas, welche vom Lichte Sauerstoff abgiebt, welcher in „statu nascomii", wie die Che miker sagen, d. h. im Augenblicke des Entstehens oder Frei werdens mit großer Gewalt das Pigment des Haares angreift und durch Oxydation bleicht. Der Stoff an sich wäre im Stande, das Haar völlig weiß zu bleichen und damit dem jugendlich üppigsten Kopfschmuck das Aussehen des Greisenhaften zu geben, ja, das Haar gleichsam kalt abzubrennen, denn jede Oxydation ist eine Art Verbrennungsproceh. Freilich wird in solcher Concentration das Wasserstoffsuperoxyd in den Haar bleichmitteln wohlweislich nicht verwandt, sondern stets in ent sprechend großer Verdünnung; allein, waS bei den Haarbalsamen schließlich zur Nothwendigkeit wurde, wird es auch bei dem Bleich mittel, nämlich die stetig wiederholte Application desselben, da dar Haar ja au- der Wurzel, so lange e- eben noch Triebkraft.be sitzt, immer wieder in seiner ursprünglichen Farbe hervorwächst. Will man daher nicht zweierlei gefärbtes Haar auf dem Kopfe haben, so muß man von Zeit zu Zeit den Nachwuchs wieder ab bleichen, wobei man alsdann gezwungen ist, sich den empfindlichen Theilen de» Haares, d. h. de» Drüsen, so sehr zu nähern, daß die ätzende Kraft des Bleichmittels auf diese Lbergreift und sie mehr oder weniger schnell zum Absterben bringt. So erkauft man sich auch die etwaige Bewunderung von Seiten d«r Welt schließlich mit Htnopserung des eigenen, in seiner natürlichen Fülle und Farbe unersetzlichen Haarschmucks, und wirft Dia manten fort, um Seifenblasen zu erhaschen. Man erhascht sie freilich, doch si« zerplatzen und lassen nichts zurück al« rin Tröpfchen Feuchtigkeit, die zu spät geweinte Thräne der — Reue. Da« Kräuseln der Haare durch Brennen wirkt einmal durch die Hitz« auf da« Haar selbst au-dörrend und durch den Zug, den man dabei mit der Brennzange auf die Haarwurzeln aus übt, auf den Haarwuchs hindernd ein. Man ziehe nur jeden Tag ein paar Mal am Stengel eine» zarten Topfpflänzchens und sehe zu, ob dasselbe wächst. Es wird abwelken, und so wird e» dem Haar auch ergehen. Je kürzer dasselbe außerdem abgeschnitten wurde, desto näher tritt di« glühende Zange der Kopfhaut, desto stärker wird der Zug, und die Folge ist auch hier da« schließliche Ausfallen der Haare. Anfangs kräuselt« man da- üppige Haar au- Eitelkeit, auS Uebermuth; jetzt muß man die dünnen Bestände deffelben kräuseln, um ihr« Mängel zu v«r. decken. Da» sogenannt« „8d»mpooin--, welch«« wir von d«n Amerikanerinnen adoptirt haben, ist ebenfalls in seiner Art für den Haarwuchs verderblich, wenn das durch die ätzende Wirkung des Alkalis der Seife völlig entfernte Fett dem Haar nicht künst lich wieder zugeführt wird. Durch das Einsalben der shampooirten Haare wird ihnen aber wieder das sanfte, wellige Aussehen genommen; das Einfetten unterbleibt also und der Haarschwund ist die Folge. Die Wissenschaft, verehrte Leserin, weiß noch heutigen Tages sehr wenig darüber, was dem Haare schadet und was ihm heil sam ist, und hat diese Unwissenheit mit einer Unzahl von Vor schriften zudecken wollen. Dennoch sollte sich die Pflege der Haare auf möglichst einfache Maßregeln beschränken, welche an zuführen Raum und Zweck dieser Zeilen für heute verbietet. Alles ist schon gewonnen, wenn Sie sich aus Obigem überzeugt haben, daß die Schönheitsfeinde des Haares eben seine Schönheitsverbesserer sind. Gehen wir nun zum Teint über, nächst dem Haar einem der schönsten Reize des weiblichen Körpers. Die Zahl der Schönheitsverbesserer und eben darum Schönheitsfeinde des Teints ist Legion. Puder und Schminken sollen sein Aussehen and seine Farbe verbessern: „k)8prit ck'^maranttis", „Oaiomi? und dergleichen sollen unfehlbar die lästigen Sommersprossen entfernen; „Lau äs LeautS" soll ihn glätten und verjüngen; die sogenannte„6rain68 cis Leuutö" und ..8ktd ^rsenio Tablets" u. s. w. sollen von innen her Fülle, Rundung und Glätte verleihen u. s. w. Ich wage es, über alle dergleichen Präparate als Arzt den Stab zu brechen; ich sage über Alle, denn nützen sie nichts, so schaden sie der Börse und leiten so über zu den schädlichen, und diese letzteren nützen nur dem Charlata- nismus. Alle Puder und Schminken, sie mögen einen Namen und eine Zusammensetzung haben, welche sie wollen, sind Schönheitsfeinde schon dadurch, daß sie die Thätigkeit der Hautporen, dieser so ungemein wichtigen Bentilatoren und AuSfuhrcanäle des peripherischen Stoffwechsels, lahm legen, wenn nicht total ver hindern und dadurch eine Verschärfung der Säfte des Organis mus erzeugen, die sich nach außen in mehr oder weniger ent fallenden Hautveränderungen kundgiebt. Durch Puder und Schminke wird auf di« Dauer also da» gerade Gegentheil Dessen hervorgerufen, das man bei ihrer anfänglichen Anwendung be zweckte, und auch hier bewährt sich die alte Erfahrung, daß der ursprüngliche freiwillig« Gebrauch graduell zur Nothwendigkeit und damit zur Strafe wird. Auch nicht eine einzige Schau spielerin besitzt, wenn si« zu Jahren kommt, einen tadellosen Teint, da» ist Beweise» genug. Doch gehören Puder und Schminke zu ihrem Metier und sind darum entschuldbar; ganz ohne Entschuldigung aber ist eine Repräsentantin d«s schönen Ge schlechtes, die Das, wa» jene al- nothwrndigc» Nebel ihres Be rufe» anwenden muß, aus Uebermuth oder Eitelkeit — denn andere Gründe giebt'» doch nicht, verehrte Leserin — ebenfalls in Anwendung bringt. Noch Niemand hat unmitteHar nach dem Baden Durst empfunden, und zwar aus dem einfachen Grund«, weil der Organismus während des Badens eben durch die Hautporen ein bestimmte- Quantum Wasser absorbirt und damit seinen augenblicklichen Bedarf gedeckt hat. Das beweist doch, daß die Haut, mithin auch der Teint, auch von außen her Stoffe aufnehmen kann. Nun wird aber doch der Puder in Staubfeinhrit aufzetragen und die Schminke, zumal die Fett schmink«, gar noch auf der Haut zerrieben; sollten da die Poren nicht ebenfalls dem Organismus zuführen, wa» ihnen in so zusagen mundgerechter Form geboten wird? Gewiß, und die Folgen davon bleiben auch nicht aus. Enthält der Puder oder di« Schminke Bleiweiß, Zinnober, Berlinerblau u. s. w., so werden diese entsetzlichen Gifte so sicher in das System über- grführt w«rd«n, al» wenn sie durch den Mund eingenommen worden wären. D«r Unterschied in der Vergiftung liegt nur in der Zeit, die vergeht, bis ihr Symptome sich bemerklich machen. Die unvermeidliche Folge unausgesetzten Puderns und Schminkens ist also entweder ein ruinirter oder verfärbter Teint. Ausschlag, Pusteln, Knötchen und dergleichen Eruptionen oder gelbes, aschfahles, leichengraues Aussehen. 8ic trausit Zloria outiouikw. Sommersprossen liegen in der unter der Oberhaut befind lichen Pigmentschicht und könnten radical nur durch chirurgischen Eingriff entfernt werden. Sie sind aber völlig harmlos, ver gehen und kommen wieder wie Winter und Sommer und sind, wenn nicht in allzu großer Menge vorhanden, «her «in Reiz mehr als eine Entstellung des Teints, denn sie lassen uns Männer verstohlen auf eine schneeige Zartheit der übrigen Körperhaut, die kaum das Licht des Mondes bewundern darf, schließen. Und wo sie in Uebersülle erscheinen, kann kein Palliativ dieser Welt zu entfernen, und alle die Hunderte von Schönheitsverbesserern sind auch hier nichts als Schönheitsfeinde, ja nur zu oft Ge sundheitsfeinde. Was sagen Sie zu Lsprit ci'^marautbe und 6elo8in? Beide enthalten Aehsublimat, eines der stärksten, fressenden Gifte, letzteres obendrein noch Chlorzink, welches ganz ähnlich wie Chlorkalk bleichend und ätzend wirkt. Sollte man wirklich eines Dutzend kleiner Sommersprößchen wegen die ganze Gesichtsoberhaut wegbeizen wollen und damit an Myriaden von Runzeln gewinnen, was man an drei oder vier Sommer sprossen verloren hat? Auch „Luu cts Leautä" kann keine Schönheit herbei führen, wo nicht Mutter Natur dafür gesorgt hat. Es enthält ebenfalls Aetzsublimat, wenn auch in großer Verdünnung, wirkt also auch beizend und damit schädigend auf die Oberhaut ein. Zuerst erscheint die Haut wohl zart und weiß, wird aber, wenn sie nicht durch Puder oder Einreiben mit milden Fetten ge schmeidig gehalten wird, in wenig Tagen dermaßen runzelig, daß die Schönheit suchende Person erschrickt, wenn sie in den Spiegel schaut. Pudert man aber und schminkt wieder, so wird die Thätigkeit der Poren inhibirt und man kommt so aus dem Regen in die Traufe. Orsänss äs Lsnutä, Pillen mit Quecksilbrrüberzug, sollen den Organismus vergiften, damit das Blut gereinigt werde und etwaige hartnäckige Hauteruptionen von „innen nach außen*, also „naturgemäß* entfernt werden. 8uke ^rssnio Tablets enthalten da» als wirksames Ratten gift bekannte weiße Arsenik, welches, in Minimaldosen genossen, allerdings der Haut Rundung, Glätte, dem Haar Glanz und den Augen Feuer zu geben vermag, aber nur dadurch, daß das Gift, welche« in größeren Gaben durch acut« Magenentzündung direct tödtlich wirkt, durch die kleine Dosis langsamer, schmerzloser diese Magenentzündung und damit ein« Thätigkeit des Magens her vorruft, die auch durch da» System dem Herzmuskel mitgetheilt wird und so den ganzen Organismus in jenen entnervenden Zustand künstlicher Aufregung, den man „Verjüngung* nennt, »ersetzt. Hört man mit dem G«brauche dieses Giftes wieder auf, dann erschrickt man. Das Feuer der Augen erlischt bis zu völliger Sehschwäch«; die Hautfülle, di« Rundung wird wachs gelb oder schiefergrün, sinkt «in und ruft Falten, tiefe Falten da hervor, wo man sie vor der „verjüngungscur" vielleicht noch gar nicht besaß. Man ist in dem Maße gealtert, in welchem man jung zu werden gedachte und — muß da» Lift weiter ge brauchen. Verehrte Leserin, Ich denke, da» ist Beweises genug für meine eingangs erwähnte Behauptung, daß alle Schönheitsverbesserer auch zugleich Schönheitsfeinde sind, und ich will nun auch di« großen Geheimmitt«! zur wahren, echten Schönheit endlich der- rathen, mit denen ich so lange hinter'm Berg« geblieben bin. E» sind drei: Licht, Luft und Boweguagi
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