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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980912015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898091201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898091201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-09
- Tag1898-09-12
- Monat1898-09
- Jahr1898
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Morgen-Ausgabe Druck oud Verlag vo» E. Pol» 1» Letpzke. 92. Jahrgang Montag den 12. September 1898. F-ttilletsn Die Morgen-Au-gabe erscheint um V,? Uhu, di« Abrnd-Au-gabe Wochentag- um S Uhr. ss.so 102,10 98,70 88,20 VS,US 84,7» sö^— 06 — 171,so 22»,so 111,so SS,so 210,40 190.7» 178.80 IS»,SO 113,70 128.80 84,75 40,SO VIU olt>» j»ok 102 — 133.7» 184,10 ISS,— u O,on>. M). »'L. IS8.1S 216,— 214.— 216,10 k«r „1>oc»niL". »aireor la von IUlI.II- rrillLton" von , „liiimdv»««- örnil», „nonx i," von ^.ric». U Kovvnotl«, i nni S. Sep- 200,10 338,— 1»2,25 290.75 280.50 128,— 136,— 178.80 232.25 184.50 169 25 181,7ü 183.75 210.25 7S.S0 13S.4O 117.25 338.80 3SS,KO 2S6, - 146.80 205.25 312.50 155.25 Annah«eschl«ß fir Anzeigen: Abeud-Au-gab«: vormittags 10 Uhr. Marge n-Au«gabe: Nachmittags 4 Uhr. Bet den Filiale« und Annahmestellen j, ettM halb« Stunde fr «her. Anreise» sind stets an Hk Grpedttis» zu richten. >. L»«n/Lnkr. Nr". ckvsrbotoo.) A«zelge«'Peers Vie 6 gespaltene Petitzeile -0 Psg. Reclam en unter dem RedactioaSstrich (4 g«» spalten) bO/4, vor den Familiennachrichte, (6 gespalten) 40 Größere Schriften laut unserem Preis- ve^eichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Redaktion und Erve-Mo«: Lohannesgasse 8. Di« Expedition ist Wochentag- ununterbrach« geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: Otto Klemm's Sortim. lvlfreh Hahn), UniversitatSskraße 3 (Paulinus Lauts Lösche. Kattzarinenstr. 14, pari, und König-Platz L los,so 77,— 134 — S7,S0 soso S1- »'I. >r. Soll. No. »or» »ne. Lnl. d-kr °!So 'rioi. lviüo a Visn vrr. in t. kr. Nummer 1861. Von Henry de Forge (Pari-).*) Nachdruck «erbeten, r. Mit meinem Freunde, dem Maler Caius, saß ich an einem Tischchen vor dem großen Cafs am Boulevard und sah zu, wie die Wagenreihen an uns vorbei pafsirten. Trott, trott, — trapp, trapp, — ging es an uns vorüber in allen nur möglichen For men, vom eleganten CoupS mit Vollbluthengst bis zum Klapper lasten mit elender Mähre. Es war wirklich unterhaltend, so im Stillsitzen dies bunte Kaleidoskop an sich vorbei ziehen zu sehen. Plötzlich unterbrach mein Freund die beschaulich« Stille, die schon eine ganze Weile zwischen uns herrschte, und schlug so heftig mit der flachen Hand auf den Tisch, daß die Gläser klirr ten und der Kellner sich ganz erschrocken näherte. „Was ist denn los?" fragte ich. „Ich sehe sie! Ich sehe sie ganz deutlich!" „Welche sie?" fragte ich, und strengte meine Augen an. „Die Nummer 1861!" „Nummer 1861?" rief ich, aufs Höchste verwundert. „Ja doch, di« Droschke, die da eben um die Ecke biegt", und dabei zeigte er auf ein wahrhaft jammervolles Fuhrwerk, das höchstens noch von dem jammervollen Pferd übertroffen wurde. „Was geht Dich denn die Droschke an?" meinte ich mit leisem Erstaunen. „Diese Droschke", entgegnete CatuS in feierlichem Tone und zerrührte dabei langsam den Zucker in seinem Absinth, „diese Droschke bedeutet für mich eine der schmerzlichsten Erinnerungen meines Lebens! Höre nur, ob ich nicht Recht habe." II. „Mit dreiundzwanzig Jahren, weißt Du, zu der Zeit, wo man glaubt, die ganz« Welt gehöre Einem, war ich Kunstschüler auf der Akademie, war einer der lustigsten von allen Lustigen des Quartier latin und hatte dabei jedenfalls das allerflachste Portemonnaie, und Beides will für den Stadttheil gewiß viel sagen. Ich fand mich aber mit dem Leben ganz gut zurecht, und be sonders zu der Zeit, von der ich rede, war es wunderschön für mich, denn ich war bis über die Ohren in das entzückendste Ge schöpf der Welt verliebt. Meine Flamme war ein Stern 18. Größe an einem Vorstadttheater. Sie hatte ein feines, griechische- Profil, und Du kennst ja meine Schwäche für alles klassisch«. Di« Haare waren von einem wundervollen vlond und die Augen so blau, so blau, daß sie des Abends beim Schein der Straßenlaternen fast lila schimmerten. Leider bekam ich meine griechische Schönheit immer nur bei dieser Beleuchtung zu sehen, denn ich war zu arm, um mir den *) Einzig» vom verfass« autarksirt» Uebersetzong. Extra-Beilagen (gefalzt), aur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesördernng ^l SU.—, mit Postbesörderuog 70.—. o«d. ad. .nnlk n»dn oa ar Zslck I 3250j 3300 4700i 47SO ! 647»! — vck l'rsmoui», Na tv«rrk«a !L»a ktonasn Udern weiter Gelände gewährte seinen Truppen einen sicheren Schutz, so daß ein direkter Angriff der Sachsen und Oesterreich« unmöglich war. Diese waren daher genöthigt, die russischen Stellungen zu umgehen, was auch zum Theil gelang. Gegen die Umfassung des linken russischen Flügels wehrte sich zunächst das Corps Markos, indem es bei Poddubny den Sachsen entgegentrit. Hierher entsandte General Tormassof seine sämmtlichen verfüg ten Truppen. Lange wogte der Kampf unentschieden hin und her, beide Theil« behaupteten ihre Stellungen. Endlich gelang es dem österreichischen Infanterie-Regiment Colloredo östlich von Poddubny eine Stelle ausfindig zu machen, an der es den Sumpf durchschreiten konnte. „Nur mit unglaublichen An strengungen gelang es den Mannschaften, bis an dir Hüften im Moraste watend und mit hochgehobemn Gewehren und Patronen taschen vorwärts zu kommen, es war aber der tapferen Schaar möglich, sich durchzuarbeiten. Gleichzeitig rückte auch die säch sische Brigade von Sahr nochmals vor, welche, unterstützt vom Infanterie-Regiment Alvintzky, mit der lebhaftesten Entschlossen heit heraneilte, so daß der Feind gezwungen war, bis an dir Höhen beim Vorwerk von Poddubny zurückzugehen." Die ein brechende Dunkelheit machte dem zehnstündigen, mörderischen Kampfe ein Ende. Ueber den Kampf berichtet der General lieutenant Le Coq: „Die Truppen aller Waffen haben mit hoher Auszeichnung und mit einer ebenso großen Ruhe, Ord nung und Tapferkeit gefochten, waren aber in Folge der Hitze, Anstrengungen und des Mangels an Lebensmitteln vollkommen erschöpft." Beide Theile schrieben sich den Sieg in der Schlacht bei Poddubny zu, die Russen hatten in der Nacht ihre Stellungen geräumt und sich auf Kobrin zurückgezogen. Die Sachsen verloren 3 Officiere und 166 Mann todt, 16 Officiere und 644 Mann verwundet, 1 Officier und 50 Mann vermißt; die Russen hatten gegen 3000 Mann eingebüßt. — Die Verfolgung der fliehenden Russen wa-d am nächsten Morgen sogleich ausgenommen, bei Kobrin hatten einige zu dem Zwecke zurückgebliebene Russen die Brücke über den Murawiec angezllndet und einen Pulverwagen darunter gefahren. Unter dem Souslieutenant Grobstich gingen 20 Frei willige vor, zogen den Pulverwagen unter der Brücke hervor und löschten den Brand. Auf dem weiteren Vormarsche hatten die Truppen ungeheure Strapazen zu überwinden, das weite Sumpf- gebiet des Prtpjat lag vor ihnen. Die Russen hatten die Damm wege zerstört und oft mußten die Soldaten weite Strecken im Wasser und Schlamm waten; die Dörfer und Getreidefelder waren niedergebrannt und die Brunnen zerstört; „der Feind und die fliehenden Einwohner hatten eine Wüste hinter sich gelassen." Durch Ruhr und Fieber minderte sich der Bestand des sächsischen Corps täglich, beim Eintreffen in Tura zählte cs nur noch 268 Officiere und 8511 Mann. Ihm und dem österreichischen Hilfscorps fiel die schwere Aufgabe zu, das weit überlegene Heer Tormassof's so zu beschäftigen, daß es sich nicht gegen Napoleon's Hauptarm«« wenden könne. Da die russische Armee unter dem Oberbefehl deS Admirals Tschitschagof 30000 Mann Unterstützung erhalten hatte, so mußten die verbündeten Corps den Rückmarsch nach dem Bug antreten. Am 1. October erreichten die Sachsen bei Or- chowek das linke Ufer des Bug. Bei dem Bugübergang hatten sich die Pontoniere unter Capitain Brück besonders ausgezeichnet, «ktr. irdd. »«nb. an Inst. Lsä. rod. U«od »sU. i oion in ck«r ver ^dnltsn, »b«r >i ckeo Zotrinsn r<l«o. 01« 6«- t»«k«o Lrnt«- »rudmiir e«- itUot». In äen Ur Lnlinrnoin in vortr»«. Kaok v<l«rnnoin«l>r roll«»; imli>«r- r«olr»n »ollt«, nnerixtsn- IN ck«r krnetit- dsreit» d«nts »»cd tln-N« 10—42 -d, osctl ». nnedNi«^ 8etiSopri«»«n- ckUksrn x«v,n S^tUr lvilkr. , »t«IIt«n «cd «od 62 o»cd t-otxrss 7V r Ui« S»t«r- «o L»t«a x« >k«o Snknsn; nno» U«»«» «nck«r«n klds- Illt «>o«d bi»- in rome>I«t«n nr» 471»-«>^ <t Mr StUoLLllt r <N« »ock»r«n > ck«r nnitNni- > noed Ut »icd IN d«l onrek- Vom (jockLkr dt»o, k^r»ckc«n Brorckmi »oed 4 «or»pr»ek«n<I » var4«n Mr ck»o dloo»t »« oed«o »ok «jo« o»l ««« «»o IV. Ob der Kutscher gut geschlafen hat, weiß ich nicht. Ich weiß nur so viel, daß ich nicht geschlafen hab«, denn rath- und thatlos schritt ich in meinem Zimmer auf und ab und zergrübelte mir HA Kopst wie ich die unglückselige Droschke nun wieder los werden sollte. , Schließlich wurde ich von allem Sinnen ganz stumpf, setzte mich in meinen Stuhl am Schreibtisch nieder, stützte den Kopf in die Hände und nickte ein. Entsetzliche Träume kamen mir in diesem Halbschlummer. Unausgesetzt winkte ich nach Droschken oder ich lief hinter ihnen her, ohne sie erreichen zu können, und vergeblich war mein Be mühen, mich aus einem großen Wagenknäuel zu befreien. So war es mir denn schließlich noch eine wahre Wohlthat, als ich im ersten Morgendämmern erwachte und mir die nackte Thatsache klar wurde. Freilich, «rmuthigend war das gerade auch nicht! Ich schlich zum Fenster, spähte hinaus und richtig, da stand die fürchterliche Nummer 1861, und der Kutscher hatte die Zügel seiner Rosinante lässig in den Händen. Kutscher und Pferd schliefen friedlich und warteten auf den Fahrgast. „Da muß ein Ende gemacht werden", sagte ich laut zu mir. Dann fuhr ich mit dem Kopf in das eiskalte Wasser, und, so er frischt, raffte ich alle meine Gedanken zusammen und fing an, ein genaues Inventar meines Zimmers aufzunehmen. Je länger dies dauerte, desto leichter wurde mir zu Muthe. Hier und da ergriff ich einen Gegenstand, zum Schluß noch den gestern ge tragenen Ueberrock, und als Alles auf meinem Schreibtisch zusammenlag, machte ich verschiedene Packete davon und ging so beladen die Treppe hinab. In freundlich gönnerhaftem Tone bot ich „meinem" Kutscher rin „Guten Morgen" und nannte ihm dann als Ziel daS Geschäft eines Pfandleihers. Don dem ging's zu einem Zweiten und dann zu einem Dritten und um 10 Uhr «klärte ich „meinem" Kutscher, daß ich ihn nun nicht mehr brauche. Darauf rechnete « vom Bock herunter auf, was ich ihm schuldete: von 7 Uhr Abend- dl- Mitternacht 10 Franc- Bon Mitternacht bi- 6 Uhr Morgen- 18 Franc- Boa 6 Uhr Morgen- btS 10 Uhr . 8 Franc- Fünf Stück Gepäck 4 25 «t«.. . . 1 Franc« 85 Centime«. Summa: 37 Franc« 85 Centime«. PluS Trinkgeld!! Großmüthig gab ich die letzten 50 Centime-, die mir nach Abzug dies« Droschkenfahrt von dem Erlös meiner Sachen noch blieben, und mss einem Seufzer der grenzenlosesten Erleichterung wandte ich dem Gefährt, das mir so lange gedient, den Rücken und ging zu Fuß nach meiner Behausung zurück." „Und Pomponette?" fragte ich. „Mit Pomponette war eS aus, kann ich Dir versichern", und als Schlußwort fügte « gleichsam im Selbstgespräch hinzu: „Ja! ja! Di« Liebe ist eine sehr schöne Einrichtung, aber e» ruhen zu groß« Unkosten daraus — namentlich wenn man kein Geld hat!" , wußte ganz genau, daß ich für das berühmte Diner meine Hilfsquellen bis auf den letzten Pfennig «schöpft hatte. Also was nun beginnen? Ich gestehe, daß mein erster Gedanke Dir galt. Du wohntest zwar am anderen Ende von Paris, aber was that das! Auf Deine Freundschaft konnte ich rechnen und auch auf Deine Casse, und das war mir für den Augenblick sehr wichtig. „Kutscher", rief ich also wohlgemuth, „Marcelstraße Nr. 12." Das war weit, und das arme Pferd trabte und trabte und mußte manchen Ruck des Kutschers fühlen. Dem freilich machte die Entfernung nichts aus; er schien durch mein sicheres Auf treten zu meinen Gunsten gestimmt und rechnete wohl auch auf ein fürstliches Trinkgeld. Der Aermste! Wenn der eine Ahnung gehabt hätte! Gegen 8 Uhr hielt ich vor Deinem HauS und — erfuhr, daß Du zur Beerdigung einer Tante nach MontSlimar gereist seiest! Ich verwünschte auS Herzensgrund Dich und ganz be sonders Deine tobte Tante, die auch wohl zu einer anderen Zeit hätte sterben können! Also weiter! Aber wohin? Ich gab also dem Kutscher meine Adresse, obgleich ich ganz genau wußte, daß in all' meinen Schub laden nichts mehr zu finden sein werde, dazu kam noch der be trübende Gedanke, daß um diese Zeit alle Pfandleih-Geschäfte längst geschlossen waren. Meine Portierfrau war schlecht auf mich zu sprechen. Der hatte ich vor Kurzem in d« Nacht di« Klingelschnur abgerissen. Da war also nicht« zu wollen, und zum Nachbar hatte ich einen alten Geizhals, der sich auch mehrfach über mich geärgert hatte und mir sich« nicht zu Hilfe kommen würde. Bor meinem Haus stieg ich bedächtig auS, als wenn mir wichtige Sachen durch den Kopf gingen, rief dem Kutscher nur über die Schulter „Warten!" zu und ging dann bedächtig in dar Haus hinein. Kaum aber war die Thür hinter mir zu, da flog ich di« Treppe nur so hinan, vor mir tauchte wie ein Gaukelbild eine unverhofft« Geldsendung auf, die ja vielleicht inzwischen ein getroffen sein konnte. Damit war eS aber nichtii! Woher hätte die auch wohl kommen sollen! Rathlo» fing ich doch noch an, Alle« zu durchsuchen. Nichts, nicht«! Nur zwei ZweisouSstück« fand ich in einer Westentasche. Gott weiß, wie die sich da hatten verbergen können! So gering die Summe auch war, so sollte sie mich doch aus der allerersten Verlegenheit retten, denn nun nannte ich mit dem, wa» ich noch im Portemonnaie hatte, ja ganz« 75 Centimes mein. Ich stieg also die Treppe wieder hinab und trat an den Kutsch«, der mich ziemlich ungnädig ansah, heran. Mit Grandezza reichte ich ihm die fünfzehn SouS und sagte: „Hier, lassen Sie sich dafür nebenan rtwas zu essen und zu trinken geben und warten Sie dann auf mich. Es kann aber etwa» lange dauern." Der Mann kletterte von seinem Sitz herunter, murmelte «inen unverständlichen Lank und fügte hinzu: .Na. wenn'« langt dauert, mach« ich «ben ein Schläfchen." Die sächsischen Truppen in Rußland.*) (18121») Nachdruck verbot«». Nach der durchgreifenden Neugestaltung der königlich sächsischen Armee im Jahre 1810 ge hörten die sächsischen Truppen zu den besten, die Napoleon gegen Rußland führte. Am Ende deS Jahre« 1810 zählte die säch sische Armee 31500 Mann, unter den Fahnen befanden sich zwei Drittel. Das Officiercorps hatte eine vollständige Ver jüngung erfahren, im Laufe von 1j Jahrne traten 85 höhere Officiere in Pension, so daß sich zu Anfang des Feldzuges das Durchschnittsalter der Obersten auf 46, der Stabofficiere auf 38 bis 40 und der Capitains auf 35 Jahre stellte. Die Armee war mit neuen Suhl« Gewehren bewaffnet, deren Tragweite sich auf 300 Schritte erstreckte. In einem vorzüglichen Zu stande befand sich auch die Cavallerie, so daß Napoleon die sächsischeCaoallerieder französischen gegenüber wieder holt als überlegen bezeichnete; sie verfügte über ein ausgesucht gutes Pferdematerial. DaS Chevauxlegers-Regiment Prinz Clemens ward Ende 1811 mit Lanzen bewaffnet. Auch die „zu sehr verbürgerte" Artillerie erfuhr eine Umgestaltung, statt der bisher vorhandenen zehn verschiedenen Modelle von Geschützen traten zwölf-, sechs- und vierpfündige Kanonen und eine achtpfündige leichte Haubitze. Eine vollständige Neu gestaltung der Armee-Oekonomie ward vorgenommen, indem der Staat die Löhnung, Verpflegung und Bekleidung übernahm und nicht mehr den Compagnieführern überließ. An Stelle der bisherigen Werbung trat die Landrecrutirung. Nach Durchführung der Neuorganisation befand sich die säch sische Armee in einem solchen Zustande, der als ein vorzüglicher bezeichnet werden mußte. Die Mobilmachung der königlich sächsischen Armee zur Theilnahme an dem Feldzuge gegen Rußland erfolgte am 15. Fe bruar 1812, zu Anfang März betrug die Gesammtstärke der mobilen sächsischen Truppen 642 Officiere, 20 640 Mann und 7013 Pferde ; den Oberbefehl darüber führte der Generallieute nant Edler von Le Coq. Die sächsischen Truppen bildeten mit der 21. und 22. Division das 7. Armeecorps, welches dem fran zösischen Divisionsgeneral Graf Reynier unterstellt war. In der nördlichen Oberlausitz bei Guben und Cottbus vereinigicn sich die sächsischen Truppen in der oben angegebenen Stärke. Bei der Reise durch Sachsen bildeten zwei EScadrons des Chevaux- legers-Regiments Prinz Johann die Escorte Napoleon's, die vorzügliche Haltung derselben, sowie das ausgezeichnete Pferde material veranlaßten Napoleon, den Wunsch zu äußern, dieses Regiment bei der Armee zu haben, welchem Wunsche auch ent sprochen ward. Ferner wurden Anfang Mai 1812 der großen Armee noch nachgesandt die Infanterie-Regimenter von Rechten und von Low, im August auch das Infanterie-Regiment Prinz *) Als Hauptquellc fllr Nachstehendes wurde mit Genehmigung der Verlagshandlung benutzt das vortreffliche, nach amtlichen Unter lagen bearbeitete und mit Skizzen und Plänen versehene, sehr vm- pfehlenswerthe Werk des Herrn Oberstlirutenant a. D. Moritz Exner „Antheil der König!. Sächs. Armee am F el d z u g e g e g e n M u tz l a n d 1812.« Leipjig, Verlag von Duncker L Humblot. Besuch deS Theaters gewähren zu können. So begnügte ich mich denn damit, getreulich an der Ausgangsthür Posten zu stehen, um meine Angebetete wenigsten« einen Augenblick zu erspähen, und immer mehr von ihrem Reiz entzückt, entwarf ich rin kleines Aquarell, daS so recht ihr schönes Profil zur Geltung brachte, und schickte es ihr mit einem glühenden Herzenserguß zu. Ich erhielt auf einem duftenden, malvenfarbenen Blättchen «ine sehr liebenswürdige Antwort, und im Taumel meiner Freud« raffte ich Alles zusammen, was ich mein Baarvermögen nannte, und lud meine schöne Freundin ein, am folgenden Tage mit mir zu dintren." „Ja aber — wa« hat denn das mit der Nummer 1861 zu thun?" erlaubt« ich mir einzuwenden. „Warte doch nur «inen Augenblick, das Berhängniß kommt gleich", meinte CatuS in feierlichem Tone, und ohne weitere Unterbrechung von meiner Seite fuhr er fort: „Der für mich so hochwichtige Moment kam. Mit frischer Cravatte angethan und einer Tuberose im Knopfloch meines noch leidlich guten Ueberrockes, so führt« ich meine Schöne in «in Restaurant an den Boulevards. Das klassische Profil war so klassisch wie nur möglich, ich war rettungslos verliebt in Pomponette — so hieß sie nämlich — di« sehr zutraulich war und sich all die feinen Gerichte, die ich auftragen ließ, sehr gut schmecken ließ. Ich hatte die Sach« auch ganz üppig arrangirt! Zum Dessert gab es dann noch feine Früchte, — gerade diese liebte Pomponette besonders, wie sie mir anvrrtraute. Was wogen auch alle AnanaS der Welt und ihr etwaiger Preis im Vergleich zu meinem Glück. Aber Alles hat einmal ein Ende, und so auch dieses Din«. Plötzlich stieß Pomponette einen erschreckten kleinen Schrei auS und erklärte mir, daß sie sofort aufbrechen müsse, wenn sie nicht zu spät zur Vorstellung kommen woll«. Um jede Aufregung zu ersparen, verlangte ich die Rechnung, zahlte, ohne mit der Wimper zu zucken, obgleich mir mehrere Posten bedenklich hoch «schienen, und winkte «in« Droschke, um uns zum Theater fahren zu lassen. ES war di« Droschke Nummer 1861. In langsamem Tempo, daS mir viel zu rasch war, kamen wir auch glücklich noch zur Zeit beim Theater an, und Pomponette sagte mir mit einem entzückenden Lächeln „schönen Dank"." III. Ich hatte beabsichtigt, langsam zu Fuß nach Hause zu schlen dern, aber im Moment, al» ich den Kutsch« bezahlen wollte, bemerkte ich, daß mir gerade noch 55 Centime» im Portemonnaie blieben. Die Dinerrechnung hatte alle» Andere verschlungen! 55 Centime» genügten doch nie und nimmer, um di« Fahrt zu zahlen! Der Rosselenk« saß unbeweglich auf seinem Bock und wartete. Ich blteb anscheinend ganz ruhig. Mit der Miene eine» Grandseigneur stieg ich wieder ein und rief dem Kutscher ganz laut zu: „Auf Zeit!" „Auf Zettl" Da» war «in» prachtvoll« Idee! Einfach groß artig! Leider war nur damit noch nicht Alle» gethan. Ich VezrrgS-Prel? tz» der Hauptexpeditton od« den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten AoS- aaoestrllen ab-ieholt: vierteljährlich ^44.50, bei zweimaliger täglich« Zustellung in» Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteyährlich >1 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandieuduog in- Ausland: monatlich 7.50. zu bilden. Bei B r «st stießen vorrückende schwache Abtherlungen sächsisch« Ulanen zuerst auf einen sehr st a r k e n F e i n d Mit 40 Mann Ulanen warf sich Rittmeister Heymann auf den Feind, doch erlag er der Uebermacht, er selbst und Lieutenant von Salza und Lichtenau sowie 26 Ulanen geriethen in Gefangenschaft; Lieutenant von Bärenstein erreichte mit dem Reste des Deta chement» am 26. Juli Bulkowo, wo die sächsische Infanterie lagerte. Beim weiteren Vormarsch traf die Infanterie bei Iwanowo abermals auf den Feind, er ward geworfen, aber auf sächsischer Seite blieben 15 Mann. Nach diesen kleinen Scharmützeln erfolgte am 27. Juli der erste größere Zusammenstoß mit den Russen in dem Gefechte bet Kobrin, wo untre dem General von Klengel sich 2433 Sachsen dem Ansturm von 12 000 Russen heldenmüthig entgegenstellten. Ein mörderischer Kampf entbrannte, mit bewundernswürdiger Tapferkeit schlugen sich die sächsischen Truppen; die Infanterie hatte die gesammte Munition verschossen, die Artillerie hatte noch 50 Schuß; schon rückten die russischen Sturmcolonnen gegen die bei Kobrin befindliche von den Sachsen mit großer Zähig keit vertheidigte Schanze vor, schon waren sie im Begriff, die zerschossenen Wälle zu ersteigen, da ließ General von Klengel „Wirbel schlagen", um dem mörderischen Gefechte ein Ende zu machen. Der Verlust auf sächsischer Seite stellte sich auf 13 Officiere und 260 Mann, in die Gefangenschaft geriethen 62 Ofsiciere und 1992 Mann. Die Russen verloren über 600 Mann. Den Officieren ward von dem commandirenden rus sischen General Tormassof der Degen mit den Worten zurück gegeben: „Ein solch braves Benehmen verdiene eine besondere Auszeichnung." Dieses Lob galt aber nicht nur den Officieren allein, sondern auch den Mannschaften, lieber das ausgezeich nete Verhalten der Sachsen berichtet der russische General Bog danowitsch: „Die Sachsen, welche mit ungewöhnlicher Hart näckigkeit kämpften, mußten endlich die brennende Stadt räumen und sich unter dem lebhaftesten Feuer in das kleine Fort zurück ziehen; von allen Seiten vurch russische Truppen eingeschlossen, sahen sich die tapferen Vertheidiger genöthigt, die Waffen zu strecken." Nach dem unglücklichen Kampfe bei Kobrin erfolgte der Rück marsch auf Slonim, in 42 Stunden legte das 7. Corps einen W g von 14 Meilen zurück und zwar bei drückender Hitze. Bei Slonim erfolgte die Vereinigung mit dem öster reichischen Armee-Corps. Ueber dies« Vereinigung berichtet der österreichische Generalmajor Baron von Stutter- heim: „Die Vereinigung beider Corps bei Slonim erfüllte Alles mit der größten Freude. Sachsen und Oesterreicher umarmten sich auf der Straße. Erstere verkannten nicht den Eifer, mit welchem letztere ihnen zu Hilfe eilten und diese schätzten sich glück lich, jenen, obwohl in einer beiden fremden Sache, Beistand leisten zu können. Von dem ersten Augenblicke an herrschte unter den deutschen Truppen die größte Einigkeit, welche bei den ein zelnen bald in Vertraulichkeit und Freundschaft überging." Durch die Vereinigung mit dem österreichifchen Corps war die Lage des 7. Armeecorps eine bessere geworden, so daß es einen Vorstoß gegen die Russen wagte. Am 12. August kam es zur Schlacht bei Poddubny. Der russische General Tormassof nochm Stellung an der Gorodeczna, das sumpfige Maximilian, so daß sich die Zahl der sächsischen Truppen, die an dem Feldzuge gegen Rußland th«ilnahm, auf 810 Officiere und 27 707 Mann stellten. D« Ausmarsch «folgte am 27. März au» der Umgebung von Guben, am 9. April bereit» war Kalisch erreicht; in vier zehn Tagen hatten die sächsischen Truppen eine Entfernung von 48 Meilen ohne Rasttag zurllckgelegt. In Kalisch ward ein Theil der sächsischen Truppen nach Posen abcommandirt, so daß beim 7. Armeecorps nur noch 19 313 Mann, 4996 Pferde und 50 Geschütze blieben. Den Oberbefehl über den abcommandirten Theil der sächsischen Truppen übernahm der Grnerallieutenant von Thielmann. DaS 7. Armeecorps setzte seinen Marsch nach Osten fort und erreichte am 24. April Radom, e» ward dem Oberkommando des rechten Flügels der großen Armer unterstellt. Je weiter die Armee nach Osten vordrang, desto schwieriger ward die Verpflegung, da die Gegend arm und fast menschenleer war. Die Truppenführer erhielten unterm 17. Mai folgenden charakteristischen Befehl: „Derjenige Regiments- oder Bataillon-commandant, bei dessen Abtheilung es nur einen ein zigen Tag an Lebensmitteln fehlt, wird sofort, als unfähig zu dienen, nach Hause geschickt. Wie er sich die Bedürfnisse ver schafft, ist seine Sach«, für jeden Exceß aber wird er bestraft und die Brigadiers sind fllr beides verantwortlich." Den Kriegsschauplatz bildete das Gelände, das östlich de» Bug und der Narew liegt. In seinen Erinnerungen schildert es der General von Funck folgendermaßen: „Selten fließen die Ströme und Bäche in ihren Usern, sie verbreiten sich über das Land und machen es zu einem undurchdringbaren Bruch. Die Moräste sind durch Waldungen und Gebüsch verdeckt, jeder große Baum bildet eine Art Insel — hart am Stamme steht man auf fester Erde, zwei Schritte davon versinkt man tief in den Boden." Dieser Landstrich war nur wenig besiedelt, aber die Brutstätte von Myriaden lästiger und giftiger Jnsecten. Eine einzig« Straße, von Kamenetz über Dubno und Ratno führend, durchschnitt die sumpfige Gegend. In den sumpffreien Land strichen ward Ackerbau und Viehzucht getrieben, die Gebäude waren meist aus Holz errichtet. Vor dem Rückzug hatten die Russen sämmtliche Brucken zerstört, ebenso die festeren Gebäude: Mühlen; selten ward einiger Vorrath von Lebensmitteln ange troffen. Groß war der Mangel an Trinkwasser, da alle Brunnen vom Feinde verschüttet worden waren. Die Bewohner jene: Gegend waren hauptsächlich Juden, welche, wenn sie streng ge halten wurden, den Truppen manchen Dienst erwiesen. Die sächsischen Truppen hatten bei Lublin daS Eintreffen des österreichischen HilfScorps erwarten und durch einen theilweisen Abmarsch nach dem Süden dir russisch« Heeres leitung über die beabsichtigten Bewegungen täuschen sollen. Von dieser Bewegung nahmen die Russen gar keine Notiz, sondern marschirten in gerader Linie auf Brest-Litowsk. Daher mußte daS 7. ArmeecorpS sich in Eilmärschen auf Warschau zurück ziehen, um sich dann mit dem 5. und 8. CorpS bei Nieswicz zu vereinigen. Dieser Marsch war äußerst beschwerlich, denn die Hitze stieg bis 25 Grad, 100 Mann erlagen dem Hitzschlag, Pferde stürzten, Kosaken beunruhigten das Corps fortgesetzt. Am 15. Juli erfolgte die Vereinigung mit dem 5. und 8. Corps; die Vereinigung dauerte nur einen Tag, da dem 7. Corps dir Aufgabe ward, den äußersten rechten Flügel der großen Armee v« K»re. oiüo s»t, tloat»»- ,»d. r<t«d. -«llk »»»d. oa >»«l. »«Im KiMer TllgMaü Anzeiger. Hmtsvlatt -es Königliche« Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes ««d Molizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. Lrisr 6SV0 — — 6550 > » — 4800 »37» »425 — 307» i3sc>c> . - 2735 2775 3825 387» 4200 4250 2875 2800 4825 4850 II450 11550 13650 13750 135S0 13650 8850 8800 ^7850 7925 4000 4040 — 52» 850 875 3225 1700 17SO 2400 2400 2800 — 14600 8600 9350 — 4250 »35 »60 — 3375 1950 210 225 25400 25600 — 13» 2490 320c 3250 325 13150 — 830 ——
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