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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980919021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898091902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898091902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-09
- Tag1898-09-19
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Abend-Ausgabe. 8S8. Druck und Verlag von E. Polz ia Leipzig, 92. Jahrgang Montag den 19. September 1898. 76j während in ie Ernt« bieten des Halme. AuSfehen; Hammer- » bi« zur Erzgebirge denthale ksen vom DK Morgen-AnSgab« erscheint «m ff,7 Uhr, Ur Abrnd-Au-gabe Wochentag« «n S Uhr. « belauft terbesälle Iversicke- «stensälle, Schaden, die Hast- > wurden >sb,zahlt, gust auf. n Ober- uigeS der zu ver. chlich de utschen» nnen, der reietagige lla» au« Halbjahr 1 gleichen ht«. Sie d mehr in terial, wel- inn. Sine «chtungsart Tarbidprä- « Acetylen inder wirk- g von Ace- cotzem Vor- pparat bis- cat, welches nach einer en Bureaus iraupenstein licarbid mit verwandten >ri der Ace- >ngen durch desNia - chäude, wel- t wird und jaden sollte, Patent- und treten durch etern. Durch Generatoren cgie, die das itere 50 000 lsgeographie ie iu Berlin ran und De n Frankreich mischen Zoll- Deutschland, «atemala. — in Shile. — l, Actien-Ge- k«> m»o die ein- und der ihre am er »oll- glichen, schönen «n mit im «ur- gestattet ach von lustigen wurden, Leipzig un,«. .it vom ! >88 ^tl nte rin, jährliche ch Ende Capital Unfall. 11836 628 404 vorüber, tust sich vösen Zucken in der Unterlippe, welches er noch von früher her so genau kannte. „Ja, Axel! und grüße Alle tausend mal, Hörfi Du! und dann. Du bleibst Deinem Vorsatz treu, unwiderruflich!" — „Ganz gewiß, Henny! ich freue mich ordentlich daraus! Adieu!" Er hatte ihre Hand kräftig geschüttelt. — An der Thür war es ihm gewesen, als ob Henny seinen Namen riefe; er hemmte den Schritt, schaute noch einmal zurück und da flog fie auf ihn zu, ganz bleich und Thränen in den Augen. — „Axel, Axel! grüß« Alle!" Wie «in hilfloses Kind warf sie sich ihm an die Brust und schluchzte: „Ach, wenn ich doch gleich mit könnte, Axel! ich hab« solche Angst vor dem Alleinsein!" Er fühlte sich unglaublich verlegen, er wußte gar nicht, was er mit sich anfangen sollte. Wenn ihm nur irgend etn Witz ein gefallen wäre! aber statt besten hatte er gesagt: „Das ginge ja doch nicht, Henny! was würde denn unsere ehrenwerthe Gesellschaft dazu sagen, wenn wir Beide auf dem selben Dampfer reisten." Da machte fie sich rasch von ihm lo«, versuchte zu lächeln, tonnte «S nicht und lief fort durch die andere Thüre hinaus. „SchafSlopf!" hatte er, sich vor die Stirn schlagend, gesagt. „Merkwürdig, daß ich immer dar Dümmste sage." Ja, so war «» gewesen! Unter ihm arbeitete mit regel ¬ mäßigem Schütter» di« Schiffsschraube. Rechts und link« leuch teten kein« Lichter mehr vom Lande herüber; eS war wohl Mitter nacht und empfindlich kalt geworden. — Die letzten Ausläufer der Meereswogen heben die „Hoffnung" noch rin paar Mal im sanften Wiegen und Fallen, und dann glitt das Schiff ohne jede andere Bewegung vorwärts, glatt, ruhig, wie ein« schwarze, wuch tige Macht, die sich in daS endlos« Nachtduntel hineinbohrt. Toni Sternf«ld war in ihre Pension und Hedwig nach der Stadt zurückgekehrt. ES herrschte dort Gluthhitz«, und die Schlaffheit und Mattigkeit, unter welcher Axel'S Schwester litt und welche sich nach Philipp König'S letztem Besuch noch ver mehrt hatte, machte eS ihr fast unmöglich, daS HauS zu oerlassen. Sie hatte Stunden, wo sie sich mit träumerischem Behagen auS- malte, wie es sein würde, wenn sie Philipp König'S Frau wäre; er hatte so etwa« kernhaft Männliches, MuSkelsesteS in seiner Ge stalt und im Gesicht. — Trotz aller Schüchternheit, die er ihr gegenüber zeigte, ahnt« A»nahMschl»ß für Aryei-en: Nb end-AuSgab«: vormittag» 10 Uhr. Morgen.AuSgab«: Nachmittag« 4 Uhr. Bet dm Filialen and «»aahmestellea je eine halb« Stunde früher. Anzeigen sind stet« an die Expedition z» richten. Nrdacttoir «nd Lrpe-Moa» JohanneSgaste S. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bt« Abend« 7 Uhr. Anzeigeri'Prer- die «gespalten« Petttzetle »0 Pf-, keelamen unter de« A^actiou«strich (4»> spalten) L04, vor de, FamMennachrtchiru («gepalt»,) 404. GrSßere Schriften laut unserem Preis- vrrzrichnitz. Tabellarischer und Atsiwnsatz »ach HSHerem Tarif. iNMgtrTagMM Anzeiger. Amtsblatt -öS H'ömglichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig» des Nathes «nd Volizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Filiale«: Dtt* Klemm'« Sortim. (Alfred HahnX UniversitätSstraße 3 (Paultnur»), Laut« Lösche, Katharinenstr. 14, Part, und König-Platz 7. der Wunsch durch den Kopf: könnten sie und er doch hier bleiben! Wo Niemand sich um sie kümmerte! „Wird eS Dir schwer, von hier fortzugehen?" „Nein, Axel!" Sie stand auf, trat an« Fenster und öffnete dasselbe, blieb aber dort, ihm den Rücken zuwendend, stehen. „Axel, ich habe mich so einsam gefühlt alle die Jahre hier! Mein Mann, ja, er hat «S mir an nichts fehlen lasten, an nichts, nein; auch an Liebe nicht, und ich habe ihn stets s«hr hoch gestellt und geachtet und dennoch!" Sie griff mit der Hand nach dem Fensterritgel und lehnte den Kopf dagegen, „und doch! So etwas läßt sich nicht schreiben! Es läßt sich sogar schwer einem alten Freund und Bekannten er klären. Ich habe, da ich mit Niemand davon sprach, vielleicht zu viel darüber nachgedacht! E» liegt eine ungeheure Kluft des Em pfindens zwischen «inem amerikanischen Kaufmann und einer deutschen OfficierStochter! Nicht daß wir nicht gleiche Ansichten über viel« Dinge, auch über Hauptfragen d«S Lebens gehabt hätten, da« ist eS nicht! Aber alle ine kleinen pnd täglichen Ge- müthswerthe, die wir gewohnt find auszutauschen, die die Luft bilden, in welcher daS Gemüth athmet, all« diese so schwer zu nennenden Dinge gehen vrrloren und finden kein Drrständniß und keine Gegenwerthe, und da« macht dann dar Leben so frostig, leer und kalt! Und dann, Axel, daß man sich für nicht« gemein sam begeistern und nicht» g«m«insam Haffen kann! Gerade daß ein Mann von seiner Frau hier zu Lande kein« kleinen Aufmerk samkeiten erwartet, daß er gar nicht di« Absicht verstehen würde, ihm nach der Arbeit Behaglichkeiten zu bereiten, die kein Dienst bote erfinden kann, macht «S so schwer, sich stets gleich nahe zu bleiben. — Ich weiß nicht, ob Du mich verstehst, Axel?" Sie hatte darauf geschwiegen, sich auf den Stuhl am Fenster gesetzt, den Kopf tn die Hand stützend. — Axel mußte sich Mühe geben, um genau zu begreifen, was fie meint«; er hatte nur theil- weise« Berständniß, aber ihm fiel auf einmal der ungeheure Unterschied auf -wischen der Lebensauffassung Henny'S und Ella Geefried'I, zwischen der Art und Weise, wie diese verschiedenen Frauonnaturen da« Opf«r, welch»» st« bringen wollten, auf faßten. Die Eine glaubte, für da» Opfer, ihre Jugend einem älteren Mann gegeben zu haben, Alle» erwarten und Nicht» wiedergeben zu müssen, und Vie Ander«, 'Henny, hatte vielleicht nicht einmal daran gedacht, sondern e» al» Pflicht angesehen, auch ihre Seel« zu geben, und war unglücklich geworden, weil der Mann mit diesem Geschenk nicht» anzufangen wußte. Axel schämte sich jetzt fast, damals so hart über Henny geurtheilt zu haben. — und Gerechtigkeit, die alle human denkenden Politiker der Welt zur Nachfolge angespornt, der Einleitung der Wirtb- schaftSpolitik vom Jahre 1879, ohne welche niemals ein so großer Wohlstand in Handel, Gewerbe und Landwirthsckast wie jetzt, möglich war. Bismarck'» größte« Verdienst aber . bleibe e», die deutsche Nation au» tiefster Erniedrigung zu einem selbstbewußten Volke rmporgehoben zu haben. Und so trauern wir tief, aber im Geiste des großen Mannes wollen wir auch nach dem Sachsen walde schauen, mit dem Gelöbniß, das zu erhalten und weite» zu fördern, waS er geschaffen hat, und stet« die Fahne hoch und in Ehren zu halten, unter der wir un« mit allen vater landsliebenden Deutschen einig fühlen; die Fahne mit dem Wablspruch: „Unwandelbar treu zu Kaiser und Reich". Mit diesem Gelöbniß — sehe ich — haben Sie sich zum dankbaren Gedäcktniß an Deutschland« ersten Kanzler von den Plätzen erhoben. Die Worte waren au« dem Herzen gekommen und so wirkten sie auf die Versammlung. Nach einer Pause, die der Erinnerung an Fürst Bismarck gehörte, gedachte vr. Hamm acker der kürzlich verstorbenen Parteifreunde v. Cuny, Knebel und Weber, wie sie in langjähriger Tbätigkeit als treue Kameraden und überzeugte Mitstreiter sich erwiesen. Hoffen wir, daß ein günstigeres Gesckick die Hand über unsere Parteifreunde hält, so schloß der Redner, indem die Versammlung durch Erbeben von den Sitzen den dahingeschiedenen Freunden den Zoll der Ver ehrung darbrachte. Unter dem Vorsitz des Abg. vr. Hammacher wurde darauf in die Berathung des Wahlaufrufs eingetreteu, unter dem Vorsitz des Abg. v. Eynern wurde sie zu Ende geführt. Absatz um Absatz wurde genau erörtert, und dann einzelnen Absätze und schließlich der gesammte Entwurf müthig angenommen. Der Wahlaufruf, der gedrängt doch ausführlich die politischen Aufgaben und Ziele Partei, das Arbeitsfeld der Partei in Preußezf und Stellung im Streit der Parteien umschreibt, wird DienStag den Freunden im Lande zugehen und der Oeffentlich- keit übergeben werden. Bei den nun folgenden Besprechungen über den Stand der Dinge in den einzelnen Wahlkreisen ergab sich, daß die Wahlbewegung iu den letzten Wochen erheblich vorwärts gegangen war, und eS wurde der Zuversicht Aus druck gegeben, daß nun in den nächsten Tagen überall, wo nur immer die Partei sich stark genug fühlt, mit Vertrauen aus die eigene Kraft unter Aufstellung der Candidaten vor gegangen wird. Die erfreulichen Ergebnisse der Reichstags wahlen, insbesondere der große Stimmenzuwachs in Preußen, haben die Zuversicht begründet, nicht nur den Besitzstand zu behaupten, sondern ihn auch zu mehren. Mit großer Befriedigung konnte die Landesversammlung, welche die Partei in solcher Einmüthigkeit wieder einmal gezeigt, geschlossen werden. Die gehobene Stimmung be herrschte auch daS gemeinsame Mahl, zu dem am Abend nach gethaner Arbeit im Kaiserhof sich die Theilnehmer der Tagung vereinten. Zwei Triuksprüche wurden officiell aus gebracht. Abg. vr. Hammacher toastete in markigen Worten aus den Kaiser und König, Abg. vr. Friedberg brachte den Trinksprnch auf die nationallibrrale Partei Preußen« aus. Wenn sie trotz aller düsteren Prophezeihungea von Rechts und Links ihre urwüchsige Lebenskraft bewiesen, zu deren Erklärung man nur aus die anderen Parteien zu blicken brauch«. Die radicalen Parteien folgen abstractcn, nicht dem Leben entnommenen Grund sätzen unter Nichtachtung des geschichtlich Gewordenen, andere Rich» Nachdem am Sonnabend der Centralvorstand der Partei den Entwurf des Wahlaufrufs für die preußischen Landtags wahlen eingehend dnrchberathen, traten am Sonntag Vor mittag in den Räumen de- Reichstags zur Landes- Versammlung der nationalliberalen Partei in Preußen die Obmänner der preußischen Wahlkreise, die Mitglieder der nationalliberalen Fraktion deS Abgeordneten hauses seit 1893, die neugewählten preußischen Reichstags abgeordneten und die bereit« aufgestellten LandtagScaudidatcn, so viele ihrer der Einladung hatten folgen können, zusammen. ES war eine stattliche Anzahl erschienen; über hundert Ver treter der Partei hatten sich eingefunden, auS allen Theilen der Monarchie vom fernsten Osten bis zum äußersten Westen. Die Beratbungen wurden kurz nach 11 Uhr durch den Vorsitzenden de« Centralvorstande« Herrn vr. Hammacher, BezugSPrelS A A» Hauptexp^ttlon od«r den k« Gfick«' «Gtrk «nd drü Vororte« errichteten N»«- aabestrllen abgeholt: vierteljährlich ^4L0, »ei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« SSO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich L—. Direkte tägliche Krruzbandsrndung tn« Ausland: monatlich 7.Ü0. Dte Landesversammlung der nationalliberalen Partei in Preußen. L Die gestern in Berlin abgehaltene LandeSversammlun^ der nationalliberalen Partei Preußen« hat «inen sehr befried^ genden Verlauf genommen. Der wichtigste Punct der Tages ordnung war die Beschlußfassung über den Inhalt eine« Aufrufs für die auf den 27. Oktober ausgeschriebenen Landtagswahlen, mithin über ein Programm für die nächsten fünf Jahre. Wir sind nach vereinzelten etwas befremdlichen Erscheinungen der letzten Jahre hoch erfreut, nach Mittheilungen, die unS aus Berlm werden, feststellen zu können, daß über das Wesen des CentrnmS und die einer nationalen und gemäßigt liberalen Partei vorgezrichnete Stellung zum KlerikaliSmu» volle Ein- müthigkeit geherrscht hat. Soweit wirthschaftliche Fragen in Betracht kommen, weist der nationalliberale Aufruf Aehnlich- keit mit dem am Sonnabend veröffentlichten de- CentrumS auf, und r« ist gewiß, daß beide Parteien in der künftigen Legislaturperiode auf diesem Gebiete sich häufig zusammen finden werden, wie die- auch in den verflossenen fünf Jahren oft geschehen. Wirthschaftlich, daS kann nicht geleugnet werden, bewegt sich auch da- Centrum zumeist in den Bahnen einer besonnen abwägenden Mittelpartri. Die Ausnahme, die eS in der Handwerkerfrage gemacht und noch macht, weist auf rein agitatorische Beweggründe zurück und betrifft überdies dir ReichSzesetzgebung. Bei der überragenden Bedeutung, die die WirthschaftS- fragen in Preußen thatsächlich einnehmen, ist eS mit doppelter Genugthuung zu begrüßen, daß die Nationalliberalen trotz der weitgehenden Uebereinstimmung in dieser Richtung nicht versäumt haben, in scharfen Linien die Kluft zu zeichnen, die sie vom Centrum trennt. Die Be tonung der Nothwendigkeit, den UltramontaniSmnS zu bekämpfen, bildet daS A und daS O ihre- Aufruf«. Dieser Kampf soll auf dem Boden religiöser Duldung ge führt werden, und mit Recht wird vom UltramontaniSmuS gesagt, er sei eS, der die Duldung gefährde. Da- hat neuer dings wieder die den Protestantentaz tief verletzende C-uifluS- Encyklika bewiesen, und dies beweist auch der Wahl», aufruf des Centrums durch seine mit dem kon fessionellen Frieden unvereinbaren, in der Kundgebung mehrere Male mit entschiedenen Worten zurückgewiesenen Forderungen. Mit berechtigtem Stolze dürfen die preußischen Nationalliberalen auf ihren Erfolg gegen den Zedlitz'schen Schulgesetzentwurf und auf ihre Bemühungen Hinweisen, die Regierung dem Druck de- UltramontaniSmuS zu entziehen. Wie weit sie hierin in Zukunft glücklich sein werden, hängt von den Conservativen ab, die der Wahlaufruf im Zusammen hang mit den reaktionären Bestrebungen im Allgemeinen und denen deS Klerikalismus insbesondere erwähnt. Die Haltung, die die Conservativen seit Beginn der Wahlbewegung beob achtet haben, ihre Nichtbeachtung der nationalliberalen Befürch tungen wegen einer ultramontan-conservativen Coalition zur Klcrikalisirung der Schule rechtfertigen eS vollauf, wenn derThat- sache, daß die geeinten Conservativen schon jetzt beinahe die Mehrheit im Abgeordnetenbanse Haden, als einer bedrohlichen Erwähnung geschieht. Der Keim eine« allgemeinen Wahl- bündnisieS mit dem Freisinn ist jedoch in dieser Bemerkung nicht zu erblicken. Praktisch wird sich die Sache so gestalten, daß dort, wo die Nationalliberalen nicht für sich allein im Wahlkampfe zu siegen vermögen, die Frage de- Allüren» Henny Hurrah! Roman von Ernst Elausrn. Nachdruck vertaten. Ja, Henny kam ihm mit weit vorgestreckten Händen ent gegen am Tage, wo er von ihr Abschied nehmen wollte. Seine Augen hatten jedeEinzelheit festgehallen, wie sie, aus dem dunklen Hintergrund des Zimmers heraustretend, in der schwarzen Trauerkleidung auf ihn zuging, den feinen Kopf, so wie sie «s schon als Kind that, ganz leicht zur Seite geneigt, mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. „Es ist ja nicht auf lange Zeit, Axel, wir sehen un» bald wieder und doch — merkwürdig! Es wird mir wirklich schwer!" Wie gesagt, sie, lächelte dabei, ihn an der Hand zum Sopha ziehend, und zwang ihn, dort Platz zu nehmen. — „Hast Du wirklich hier alle Verhandlungen abgebrochen?" hatte sie gefragt und dem Mädchen das Theegeschirr aus der Hand genommen. „Ja, Henny! Und e» wurde mir leicht, e» steht jetzt Alle» klar und fest vor meinen Augen; heraus will ich au» der Enge! Und davon abgesehen, schien eS mir nicht ehrlich gegen Herrn Se«fried gehandelt zu sein. Damals war ich doch froh, durch ihn mir einen guten Nebenverdienst verschaffen zu können." Er sagte das ganz einfach al» etwa» Selbstverständliche», und sie dachte, wie ein Mensch mit so feinem Ehrgefühl durch die Welt kommen wollte! Es waren doch andere Leute, die sie in Amerika kennen gelernt hatte. „DaS freut mich Axel," sagte fie. „So, hier ifi eine Taffe Thee für Dich!" ES verging einige Zeit, bis fie fortfuhr: „Und Du sagst, daß Deine Mittel auSreichen werden, um vorläufig in München ein Jahr auch ohne Verdienst leben zu können, sonst Du nimmst «S nicht Übel, nicht wahr — ich würde Euch gern helfen!" „Nein, n«in, Henny, e» langt schon." Sie schwiegen Beide. DaS Geräusch der Riesenstadt klang wie ein ferne» Summen bi» hier heraus. ES war, al» seien er und Henny ganz allein in dem großen Hause, dessen teppichbelegte Treppen und Corridore jeden Schritt der Dienstboten unhörbar machten. — Nur für einen Augenblick schlich ihm der Gedanke, in ck«r wvkr vor- -vn-cntliok ru «Icrciicit» k»e, tkr »IlmtdUck likalo »lirtc-r, r catvicknlv >.t tn<i«»» »dninum, »uk ton nickt äis- N«r f»lt r »uk an- s« ,n 1»kr«n nur von rndco, kcrvqr «rNIi-rcrlnkr« ««rkttek« Xnk- d dsut« ui. Ko- Knlknrtilivl in uckcck 40—«2 k Ll-in-Vittcn ?»t»ck»n SO di» tn. vt« U»npt l. odcrdnld üb -Ick »ned ckt- Ien »Ick lernt Köncdnvk 72 I«t»-VItt-nd«rL Li« ü»t«rr«tokl oo Lnt-n a« >r k»»oi<t«a; «« > »»cd A.o-- > »nLcrnu ltlkc- <i«r Snnl« ff» > »ued krnoktcn I«t«» I,»ltunff»n Xt-ndur» -b c<i kUr Stkckxut a» Mr MV Ke Ur <N» »n<t«r»o »»r Vood« »u«d w »ick i» 4 kUc I0V ' ' >rÄl»r I» ^oiff» Ie»m»lo»o Luk- lir»»I»n v-rä»n c»«d «ort ,»t t» kUr 6-tr»t<!« tr ckt» Pvrckirope o»t e»ff»b»n. V» o »nt»»r«o»t»kl. local entschieden wird. Grundsätzliche- hierüber enthält der Aufruf nur insofern, al- sein Wortlaut die Parole umschreibt: überall und uoter allen Umständen gegen die Ultramontanen. In wirthschaftlicher Hinsicht wird der alte bewährte Stand punkt aufs Neue proclamirt: gesunde MittelstanvSpolitik in Stadt und Land, besondere Fürsorge für das bedrängte Gewerbe, also vor Allem für dir Landwirthsckaft, aber keine Abenteuer, wie der Antrag Kanitznnd die Doppelwährung, und Bekämpfung der extremen Machtgelüste der extremen Agrarier. In daS Capitel der Mittelstand-Politik gehört u. A. die Forderung nack anderer und gerechterer Vertheilung der Gemeinden- und Schullasten, die die kleinen Existenzen zu Gunsten deS großen Grundbesitze- unverbältnißmäßig stark drücken. DankenSwerth ist daneben die Versicherung, nicht zu ruhen, bi- die Regierung ihr Versprechen, da- Einkommen ver Unterbeamten aufzubeffern, erfüllt, sowie die unter Hervorhebung der socialen Verpflichtung deS Staates zur positiven Arbeiterfürsorge erhobene Forderung hinsichtlich der Lage der Arbeiter in den Staatsbetrieben. DaS politische Gebiet im engeren Sinne betritt außer der schon erwähnten Stellungnahme gegen daS Centrum und da» extreme Agrarierthnm eine Wiederholung deS Verlangens nach Beseitigung de- dem Centrum verdankten plutokratischen Charakter» de- Wahlrecht- und die Forderung einer Ein dämmung der Polizeiwillkür. Letztere ist zwar nicht neben den Passus über die Vereinsgesetzgebung gesetzt, hängt aber eng mit diesem Stoff zusammen. Dem — bei den Nationalliberalen selbstverständlichen — Versprechen, die Unterstützung des Deutschthums gegen den polnischen Ansturm fortzusetzen, folgt der Ausdruck der Er wartung, daß auch dir Regierung in diesem Punct „konse quent und fest" bleibe. Wir ersehen daraus mit Befriedigung, daß unsere Parteigenossen in Preußen von einem sehr nöthigen Mißtrauen nicht frei sind. Auch unter den ver preußischen An gelegenheit vorangestellten Sätzen über die Sicherung einer kraft vollen Politik nach außen durch Erhaltung der Wehrfähigkeit hätteAngesicht-derneurstenVorgängeunddrvhenderWandlungen ver Ausdruck der Erwartung auf Consequenz und Festigkeit der Diplomatie nicht« geschadet. Indeffen entspringt die Erwähnung der Wehrkraft in dem Aufruf zu den Landtags wahlen offenbar lediglich dem Bedürfnis, eine Antwort auf die „Mittheilung" de- Grafen Mnrawiew nicht schuldig zu bleiben. Sie ist mit Würde und Entschiedenheit gegeben, wie auch die weitere die Reichspolitik streifende Stelle, an der die Forderung der Finanzreform erhoben wird, auf volle Zustimmung der nationalen Kreise des ganzen Reiche rechnen darf. „Ich kann nicht viel dazu sagen, Henny!" hatte er, unwill kürlich sehr leise sprechend, geantwortet — „aber ich denke, wenn Du erst einmal in Deutschland bist, unter den Verwandten und in gewohnten Verhältnissen, so wirst Du wieder die alte frohe Henny werden!" „Glaubst Du?" Sie sah zu ihm hinüber und ein flüchtiges Lächeln ging über ihre Züge. „Oh ja, es kann sein! Es ist ab scheulich, aber oft scheint es mir, als hätte ich hier nur eine Gast rolle gegeben und als hättet Ihr da drüben in der Heimath auch Rollen gespielt. Du auch, Axel!" „Ja, aber verdammt ernste!" hatte er erwidert, unwillkür lich in seine alte Sprechweise zurückfallend — „eine verdammt ernste, Henny! aber nun, nun soll es wieder anders werden. Henny, wir brauchen wieder Hurrah, was?" Er sah in der Erinnerung das sonnige Lächeln auf ihrem Gesicht, welches erst verschwand, als sie nach einer Pause fortfuhr: „ES ist schrecklich, die» Unglück mit TrüxenS! Gott sei Dank, werde ich in der Lage sein, ihnen über den Anfang hinweg zu helfen. Weißt Du, das macht mich so glücklich und zufrieden, daß ich gar nicht das Gefühl hab«, als sei ich nutzlos in der Welt, als sei es einerlei, ob ich da bin oder nicht! Es giebt so Viele, denen ich helfen kann!" „Ja, ja, da hast Du recht!" hatte er mechanisch geantwortet. Irgend etwas war in ihren Worten ungesund, schien ihm falsch zu sein, er wußte nur nicht gleich, was und weshalb? Dann hatte fie ihm gesagt, daß gestern die Testamentsvoll streckung gewesen sei, aber er wußte ja nicht, daß sie sich zurück hielt, ihm zu sagen, wie deprimirend der Umstand für sie sei, daß ihr Mann ihr nur eine große Rente auf Lebenszeit aus gesetzt halt«, so lange sie nicht wieder heirathen würde. Und wenn sie auch nicht daran dachte und es als eine Gefühlsrohheit em pfunden haben würd«, wenn sie dazu im Stande gewesen wäre, so fühlte sie doch instinctiv, wie sehr durch diese Verfügung ihre» Mann» ihr die Hände gebunden waren, und daß fie dadurch ver urteilt war, auf Lebenszeit nur ein« Eapitalanlaae zu repräsen- tiren, von welcher jährlich so und so viel Zinsen entnommen wurden. — Nein, das hatte sie nicht über die Lippen gebracht, und war dankbar gewesen, daß Axel'» Zartgefühl ihm indiScretr Fragen verbot, ganz abgesehen davon, daß «S ihm im Grunde ganz gleichgiltig war. — „Also auf Wiedersehen in einigen Wochen!" hatte er nachher aufstehend gesagt — „«» hat mich gefreut, Henny, gerade in dieser Zeit Dir nahe sein zu dürfen." Sie stand vor ihm, den Blick gesenkt haltend, mit einem ner« der auch ter Landesversammlung präsidirte, mit einer An- spräche eröffnet, die, nack Begrüßung der erschienenen Partei freunde, in erbebenden Worten den Empfindungen Ausdruck gab, welche allen patriotischen Deutscken beim Scheiden des Fürsten Bismarck gemeinsam gewesen sind: „Bevor wir zu unseren Beratbungen übergehen, lasten Sie uns deS un ersetzlichen Verlustes gedenken, welchen unser Vaterland durch den Heimgang seines größten SohneS und Staatsmannes erlitten hat, so begann der Redner, und während sich die Hörer von den Plätzen erhoben, fuhr er fort: Roch sieben wir Alle unter dem unmittelbaren Eindruck der er schütternden Bewegung, welche in Deutschland, bei ollen Völkern der Welt die Nachricht hervorrirf, daß Fürst Bismarck durch den un erbittlichen Tod zu den lichten Höhen der Ewigkeit abgerufen sei. Schmerzvolle Trauer wird noch lange die Brust des deutschen Volkes beherrschen. Wir aber empfinden die Bedeutung deS Ver lustes besonders tief. Sind wir unS doch bewußt, daß unsere Partei mit dem Dahingeschiedenen im öffentlichen Leben treu ver bunden war und ihm stet« auf seinen Wegen zur Einigung und Festigung Deutschlands mit vaterländischer Begeisterung und ver trauensvoll folgte! Und uu» zogen die Thaten, welche den Namen Bismarck in die Tafeln der deutschen Geschichte ringegraben haben, seit 1862 an den Hörern vorüber: Wie der große Mann in der Zeit der Verwirrung und des Conflictes, unbeirrt im Getöse politischer Leidenschaften, das seit Jahren gestellte Ziel verfolgte, unter Be gründung von Preußens Vormacht in Deutschland die deutsche Ein heit zu begründen; wie er mit dem Krieg mit Oesterreich für Deutschland die Voraussetzungen der Einheit und für Preußen die Gewähr des inneren Friedens schuf. - Der siegreiche Krieg gegen Oesterreich brachte Deutschland die Gewähr eines einheitlichen nationalen Zusammenschlusses, zugleich aber den für Preußens innere Verhältnisse nothwendigen Frieden zwischen dem Abgeordneten hause und der Negierung. Ich hebe den letzteren Punct in unserer Versammlung besonders hervor, weil die Bildung der national liberalen Partei mit diesen Vorgängen im engsten Zusammen hang steht. Und nun folgte eine lebendige Schilderung, wie die Ab geordneten, die ver Regierung die verlangte Indemnität freudig ertheilten, sich zur nationalliberalen Partei Zusammen schlüssen, wie daraus der Stamm der liberalen Abgeordneten erwuchs, die Fürst Bismarck in seiner nationalen Politik unentwegt unterstützt und ihm die Ausführung seiner staats männischen Pläne wesentlich erleichtert haben. Wie in meister hafter Voraussicht Fürst Bismarck den Bund mit den süd deutschen Königreichen schuf, der ihre Contmgente mit dem preußischen dann im Krieg gegen Frankreich vereinte, der den Deutscken ein einiges Reich, dem preußischen König die Kaiserkrone brachte. Hier ruht der tiefe Grund unauslösch licher Verehrung für den Hingeschiedenen HeroS. Dann ging der Redner zu der folgenden Periode der Friedenspolitik über, daß schwerlich je in eine Periode der deutschen Geschichte angesichts der Stürme der Welt der deutsche Bürger von dem Gefühl vollendeter Sicherheit erfüllt gewesen sei, wie damals, so lange man wußte, daß Bismarck mit dem vollen Vertrauen de« Kaisers umgeben, die auswärtigen Geschäfte leitete. Daß jetzt daS Reich allen Gefahren so ruhig die Stirne zu bieten vermöge, daS danke es den Ueberlieferungen dieser großen Zeit, denen unsere Staatsmänner zu folgen verpflichtet seien. Weiter gedachte der Redner der durch Bismarck inaugurirten Fürsorge für die arbeitende Classe im Dienste des socialen Friedens, der Menschenliebe
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