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Elbeblatt und Anzeiger : 29.06.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666406244-187806294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666406244-18780629
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666406244-18780629
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungElbeblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-06
- Tag1878-06-29
- Monat1878-06
- Jahr1878
- Titel
- Elbeblatt und Anzeiger : 29.06.1878
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Excursiou deS Gewerbevereins „Leu» Jemand eine Ache rhut, jo kann er was erzählen." Am 26. Juni unternahm der hiesige Gewerbeverein «ine Exkursion nach Waid heim unv Krieb st ein. Früh Morgens nut dem 5 Uhr Zuge dampften ca. 80 Personen — die Frauen milgerechnet — auf der Chemnitzer Bahn ab und wurden bei ihrer Ankunft in Waidheim mit Musik empfangen und von anwesen den Vorstandsmitgliedern des dortigen Brudervereins aus's Herzlichste begrüßt. Mit Musik zog man hierauf in die Dampfstuhlbauerei der Herren Weniges Dörner. Es war höchst interessant anzuseyen, wie hier durch Kreis- und Bandsagen und andere Maschinen die ein zelnen Theile des Stuhles in einer unglaublich kurzen Zeit hergestellt wurden. Das Ausschnerden des Holzes geschieht nach Strichen, welche vorher auf das Holz gezeichnet werden. Unter Musikbegleitung marschirte man nun in die Stadt, um die Cigarrenfabrik von Rab. Bergmann zu besichtigen. Mik großer Zuvor kommenheit geleitete der Chef selbst die Gesellschaft ab- theilungsweise durch die einzelnen Räume seiner Fabrik, immer dre nöthigen Erklärungen gebend. Die impor tieren Rohtabak«, welche in Bündeln auf dem Lager platz« zu sehen waren, «erden, well sie in ihrem trockenen Zustande mcht vnarbeitet werden können, angefeuchtet und aufgelöst und dann erst verarbeitet. Aus dem ArbeitSsaal, wo der Tabak aus Füllung und Deckblatt in Formen zur Cigarre sich wandelt, ging es in den Sonir- und Zähisaal. Ueber letzterem prangte die Inschrift: „Mit Gottes Hülfe will uh zählen, daß an der Zahl kem Stück soll fehlen." Bon einem und dem selben Deckblatt können bis zu 72 Farben sortirt werden. Die Kisten aus Cedernholz, in welche die Cigarren ver packt werden, sind seit Einführung des Musterschutzes rn Deutschland in Form und Zeichnung der Etiquette viel geschmackvoller und eleganter geworden. Herr Berg mann war offen genug, den Besuchern auch den Segen des TabakmvnopolS m seiner Fabrik zu zeigen und dabei zu versichern, daß im deutschen Reiche gegen 10.000 Fabriken durch die von der Reichsregierung prvjretirte Einführung des Tabakmonopols veranlaßt größere oder geringere Ankäufe von Rohtabaken auf Spekulation gemacht hätte«, von denen nun der weitaktS letzten über das Schicksal diD Aufstandes im Rbodope- Gedirge nach Konstantinopel gelaugten Mitthellungen lauten M die Russe» imgünstig. In BurgaS forderte der russische Kommandant den englischen Konsul auf, russische Soldaten zur Einquartierung und Verpflegung bei sich aufzunehmen, ein Ansinnen, welches vou Letzterem zurückgewiejen, und mit einem Proteste beantwortet wurde. — Ein Bukarester Blatt „ShllogoS" meldet, daß ein starkes russisches Detachement, 2000 Infanteristen und 1000 Artilleristen, vor den Thoren der Stadt in Barniassa Stellung genommen habe- Zahlreiche Ge schütze gehen fortwährend nach der unteren Donau ab und sollen zur Aruurung von Ismail, Kilia und an deren strategischen Punkten verwendet werden. Für das Fort von Ismail allein sind hundert Kanonen bestimmt. Ebenso werden Tultscha, Sulina und Küstendsche stark befestigt und Reni in ein Arsenal umgewandelt- Es sind dort zu Wasser viele Kanonen, Tmpedos und be deutende Quantitäten von Steinkohlen angekommen. Griechenland. Athen, 25. Ium. Rach Be richten aus Kreta haben die Türlen Reochori und Armem in Brand gesteckt und bereiten einen Angriff auf Apo- korona vor. — Auch aus Epirus und Thesfalien liegen Meldungen vor, nach denen di« Türken an verschiedenen Orlen die christliche Bevölkerung niedermetzelu; die Christen setzen bewaffneten Widerstand entgegen und haben die,Steuererheber auS mehreren Ortschaften ver trieben. Der Ausbruch einer allgemeinen Revolution gilt als bevorstehend. Spaniel«. Der Telegraph brachte am 26. d. die Trauerkunde, daß dre Königin von Spanien ver storben ist. Ei» gastrisches Fieber, von dem dieselbe vor einigen Tagen befallen wurde, hat schnell dem jugend lichen Leben em Ende gemacht. Die Königin wurde als die drille Tochter des Prinzen Anton Maria Ludwig Philipp von Orleans, Herzogs von Montpensier, am 24. Juni 4860 geboren, Hal also nur «in Alter von genau 18 Jahre» und 2 Tagen erreicht. Die Vermäh lung mit dem König Alfons XU. fand am 23. Januar 4878 statt. Wer hätte, als er die Beschreibung deS interessanten Festes damals gelesen, geglaubt, dag diese Heldin, die damals alle Kerzen bezauberte, so schnell dem unerbittlichen Tode erliegen werde. Für den jungen, ohnedies nicht auf Rosen gebetteten König ein harter Schlag, welcher die allgemeinste aufrichtige Theilnahme verdient! Vermischtes. * Ein „Wollonkel" in den Händen von Berliner Bauernfängern. Von einem Vorfall, der sich vor einiger Zeit zwischen einein derben uckermärkischen Landwirth und zwei Berliner Bauernfängern in einem Berliner Kellerlokale in der Nähe des Alexanderplatzes abspielte und der seines drastischen Verlaufes halber Erwähnung verdient, erfahren wir heute folgende Details. Der bewußte Oeconom, eine herkulische Gestalt, hatte schon früher häufig den Wunsch geäußert, die Bekanntschaft mit Berliner Bauernfängern zu machen, um — seiner Aus sage nach — „an diesem Gelichter einmal eine exemplarische Strafe zu vollziehen." Bei Gelegenheit des diesjährigen Wollmarktes hatte er sich nun partout in den Kopf gesetzt, seinen Wunsch zu erfüllen, und das sollte ihm denn auch nicht allzu schwer werden. Bei einer Promenade in der Königsstraße wurde mit dem üblichen Entree: „Bitte um etwäsFeuer" dieBekanntschaft mit einem „feinen Herrn" gemacht, der, nachdem er sah, wie rasch der Gimpel auf den Leim ging, auch sehr bald und ohne große Um schweife den Herrn „Baron" in eine Kneipe am Alexander- platz führte, um eine „kühle Weiße" zu trinken. Der an scheinend vertrauensselige Provinziale wurde alsbald zu einem Spielchen animirt und das Kümmelblättchen in un- genirtester Weise in Gang gesetzt; ein zweiter Fremder assistirte in bekannter Manier. Mit großer Seelen ruhe verlor der Onkel einen Fünfmarkschein nach dem andern, bis die verlorene Summ« etwa 60 Mark betrug. Plötzlich springt er mm auf, packt im Nu die beiden Gauner am Kragen und schüttelt die Jammergestalten einige Minuten lang mit solcher Vehemenz, daß ihnen Hören und Sehen ver ging; hierauf den Emen in die Ecke schlendernd, hält er den andern fest und prügelt ihn weidlich durch, während der Genosse sich schleunigst aufrafft und davon eilt. Der durchgebläute „feine Herr"' mutzte zunächst die qu. 60 Mark prompt zurück erstatten, überdies noch seinen Antheil an der Zeche erlegen und dann erst löste sich die schwere Faust deS LandwirthS vom Nacken los. Tageskalender. Absahn der StsenbahnzÜae vo« Rief« NI» LreSd«: " « u. S4 «.MH, * ».50 «or«. s lo. 54 »m., — I. 2l »«., * 5 Am., * ». «5«. 1-9.17 »bds., s 11.15«acht«; - nachllelp^gr s5.U.1»R. größte Theil dem Aoucurse verfall« Witte, «am ma« chn« nicht seit« der Regienmg m irgendwelcher Form zu Hülfe kommen sollte. Während de» Frühstück», daß» dem Garten der RathSkellerrrstamation eingenommen wurde, besichtigten einzeln« die Äeräthschaften der dor tigen freiwill. Feuerwehr und deren BereinSlocal. Die Geräthschaften als auch di« ganz« Organisation de» Wald Heimer freiwill. FeumvehrcorpS sind geradezu muster gültig zu nenne». In dem Vereinslokal hängt eia große» von einem Sträfling der Strafanstalt, eine»» frühen» Falschmünzer, genial gezeichnetes Bild, welches die Ge schichte der freiwill. Feuerwehr in Zeichnung und Schrift wiedergiebt. Die Arbeit ist ei» wahres Kunstwerk. Nach eingenommenem Imbiß und Labetrunk — ja wohl Labe trunk, denn das Thermometer zeigte 22 Grad im Schatten — brach man gegen ^10 Uhr auf und bestieg keuchend und schweißtriefend die „goldene Höhe", eine Anhöhe in der Stühe der Stadt, deren Krone das in Gestalt eines massiven Thurmes von den» dortigen VerschönerungS- vereiu mit einein Kostenaufwande von 1400 Thalem erbaute Siegesdenkmal zur Erinnerung an den glon reichen Feldzug von 1870/71 trägt. Einige der Aus flügler hatten sogar die Kühnheit, trotz ihres schweiß gebadeten Körpers und des auf der Höhe wehenden scharfen NordwesteS den Thurm zu besteigen. Nach einer kurzer» „Rast ohne Ruh" bewegte sich die Colonne auf den von dem Verschönerungsverein angelegten mit — oft sehr steilen — Naturtreppen versehenen Schlangen wegen die goldene Höhe hinunterwärts. Es hatte ur sprünglich im Plane gelegen, den schattigen Waldweg am linke» User der Zschopau für den Hinmarsch »ach Krrebstein zu wählen und den Rückweg auf der am rechten Flußufer hinführenden Straße anzutreten, allein in richtiger Erwägung hatte man beschlossen, den Plan zu ändern, die Schwierigkeiten zuerst zu über winden und das Angenehme bis zuletzt aufzuspareu. So marschirte man denn, allerdings nicht in dem Geschwindschritt eines Sturmmarsches, sondern in dem langsamen Tempo einer afrikanischen Karavane, auf der staubbedecktenStraße mühsam fort, den glühenden Strahlen der Mittagssonne am wolkenlosen Himmel preisgegeben. In der Ferne aber winkten die waldumsäumlen Vesten „Kriebstein und Ehrenberg", den rnüden Wanderer zur ersehnten Ruhe und Erquickung verführerisch einladend. (Schluß in nächster Nummer.) Euch bezüglich «r tzo» der Kainmtr früher ßffchkff««, Aon der Ersten Kämper aHzelehnten CrmäMckmg der Regierung zu» Betkauf der KÜmmkrgÜter Mügeln und Lohmeü und bezüglich einer Straßenbaupeütu-n, zu welcher die Erste Kammer einen minder günstigen Beschluß gefaß hatte, als die Zweite. Berlin, 27. Juni. Ueber das Befinden deS Kaisers liegen folgende Mittheilungen vor: Wie die „N. Pr. Z." hört, soll namentlich die Beweglichkeit deS Monarchen täglich ein« leichtere sein. Der Kaiser vermag bereits das Zimmer ohne Hilfe Anderer am Stocke zu durchschreiten; auch die Bewegungen des rechten ArmeS, namentlich in horizontaler Richtung, sollen täglich weniger zu wünschen übrig lasten. Wie der „Post" von zuständiger Seite mitgetheilt wird, hat Ihre Majestät die Kaiserin bei einem Diner gegen über dem Grafen und der Gräfin v. Flandern über den Zustand Sr. Majestät sich in sehr hoffnungsvoller Weise ausgesprochen. Officiös wird gemeldet, alle Nachrichten über das Befinden deS Kaisers bestätigten einen erfreulichen Fortschritt während der letzten Woche. Dennoch inüsse allzu ungeduldigen Erwartungen gegen über immer wieder darauf aufmerksam gemacht werden, daß im besten Falle noch einige Wochen vergehen, ehe zur Urbersiedelung in ländliche Luft geschritten werden kann. Das neueste, von heute Vormittag 10 Uhr datirte Bulletin lautet: „Der Zustand Sr. Majestät des Kaisers, welcher vergangene Nacht sehr gut geschlafen hat, bietet keine Veränderung dar. vr. v. Lauer, Dr. v. Langenbeck, Or. Wilms." Sämmtliche Personen, welche unter dem Verdachte, mit Nobiling das Attentat geplant zu haben, verhaftet worden waren, sind wieder in Freiheit gesetzt worden, ausgenommen diejenigen, welche gleichzeitig auch wegen anderer Vergehen (Betheiligung an geheimen Ver bindungen, Mitwiffenschaft vom Attentat rc.) verhaftet worden waren. Der jüngere Bruder Nobilings ist auf die Verfügung der hiesigen Staatsanwaltschaft am Montag aus der Haft wieder entlasten worden. — Ande rerseits ist die Annahme, daß ein Komplott dein Nobi- lingschen Attentat zum Grunde liege, noch nicht aufgegeben, und eS finden zu diesem Zwecke noch immer Recherchen statt. Sicherem Vernehmen nach wird, wie die„N.A.Z." meldet, im Wahlkreise Sonneberg-Saalfeld der Graf Herbert Bismarck, der älteste Sohn des Reichskanzlers, dem Or. Lasker für die Reichstagsivahl als Candidat entgegengestellt werden. BomCongrcß. Die neueste halbamtliche „Prov.- Korr." kann heute den erfreulichen Fortgang der Con- greßverhandlungen bestätigen, da die schwierigste unter den Fragen, welche der Lösung durch den Congreß unter liegen, die Frage der Gestaltung der neu zu schaffenden Staaten auf der Balkanhalbinsel, namentlich des künf tigen bulgarischen Fürstcnthums, nach vorgängiger vertrau licher Berathung und schließlicher Verständigung unter den vorzugsweise betheiligten Mächten nunmehr im Congreffe selbst zu wesentlicher Vereinbarung und Feststellung gelangt sei. Der Geist allseitiger Mäßigung und ent schieden friedlichen Willens, welcher eine befriedigende Lösung dieser Aufgabe ermöglichte, verbürge — so betont daS offiziöse Blatt ausdrücklich — auch die nicht zu ferne volle Durchführung des großen Friedenswerks. — Wegen der Räumung von Varna und Schumla und überhaupt wegen eines möglichen Widerstandes der Türkei machen sich die Congreßbevollmächtigten keine Sorgen, da die Türkei einem europäischen Einverständ nisse gegenüber machtlos ist. Die letzten Sitzungen verliefen so befriedigend, daß, wie die ,Ireuz-Ztg." meldet, zum ersten Mal der Gedanke, ob der Congreß nicht innerhalb 14—16 Tagen Herr seiner Aufgaben werden würde, zum Ausdruck gelangte. — Wie „W. T. B." aus Constantinopel vom 26. meldet, verlautet dort, daß congreßmäßig die Schleifung sämmtlicher Donau- und bulgarischen Festungen beschlossen sei. P os en, 2«. Juni. Die „Ostdeutsche Ztg." meldet äu» Kalisch vom 26. Juni: Die Revolte vom 23. Juni ist durch das Militär unterdrückt. Der Gouverneur Meß einen Tagesbefehl, wonach alle Laden am folgenden Tage geschloffen bleiben und nur drei Menschen auf der Straße zusammengehen dürfe». Achtzig Personen, darunter mehrere Geistliche, sind verhaftet, und 200 zur Anzeige gebracht, welche alle vor das sofort ein gesetzte Kriegsgericht gestellt werden sollen. — Wie die „Posener Zeitung" Meldet, ist die russiche Grenzstadt Wieruszaw fast gänzlich niedergebrannt. Eine au» Konstantinopel einlaufende Meldung schildert den Gesundheitszustand der russischen Armee südlich deS Balkans in düsterem Lichte. Seit sechs Wochen find nicht weniger als 46 mit Kranken aller Art beladene Schiffe nach Rußland «xpedirt worden und da» russisch« Hauptquartier stellt soebe« wieder Nachfragen um «eitere Fahrzeuge zum Zwecke der Kranken beförderung an, jedoch mit geringem Erfolge, da die
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