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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.10.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18981012020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898101202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898101202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-10
- Tag1898-10-12
- Monat1898-10
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7SS2 < *) aur abgerei' schlingernde in die See, der Bli >i abm! beendet vH ne m durch besetzt verwa tragei theilt« Berw 18. L * neuge Amt Postei der d geblie rung und ander! Genei 18. I VI. A der 1! Como der L und l ist »' «et« * ! amtlick sich 38 beding kehrt d, 22. d. iibernii auslän geblich! * l Alex eine tii für d wesend betreff Gerück Specu Vcrtra * j; auS R der Ge großes wird ultra- ans do französ der K Vaticai Unzusr gegebe» durste seinem jedoch I weigert erwachsen bedeutend man in daß, wenn sie sich erhob, wahre Wasserfälle aus ihren Gossen stürzten. Bald bildete das Deck weitab zu meiner Rechten einen steilen Abhang, bald war es unter mir, bald zu meiner Linken. Der Rumpf stöhnte, die Spieren ächzten und das Schlagen der Leinwand gegen die Masten klang wie das Geknatter von Klein gewehrfeuer. Nachdem die Arbeit beendet war, stiegen wir wieder auf Deck herunter. Das große Segel war mittels der Gordingen und der Gei taue so fest als nur möglich aufgegeit, die Klüver waren nieder geholt, das Gaffelsegel gerefft und mit seinen hölzernen Bügeln am Schnaumast fest angcholt worden. Alle übrigen Segel in dessen bis hinauf zu den Reuls wurven vorläufig unverändert gelassen. Als ich nach vorn ging, blickte ich auf die See und war be troffen von der wunderbaren Majestät des Bildes. Die mächtige Dünung, geräuschlos und unter ölglatter Oberfläche heran gleitend, hob mit unwiderstehlicher Gewalt die Brigg so hoch, daß man plötzlich meilenweit sehen konnte, während man im nächsten Augenblick so tief hinabfuhr, das; hoch Lb-c uns nur die Kämme der ungeheuren Wogen sichtbar wurden. Es war schwierig, den Thee aus der Küche zu holen. Schnarch-Jimmy, welcher übrigens seinen Spitznamen insoweit mit Unrecht trug, als er nicht mehr schnarchte wie alle Uebrigen, verbrühte sich dabei ganz gehörig die Hand, erhob aber auch ein so fürchterliches Geschrei, daß Einige von uns aus der Luke auf Deck sprangen, im Glauben, es wäre ein Mann über Bord ge gangen. Als wir erst bei der Mahlzeit saßen, machte uns das Schlingern keinen Kummer mehr. Der alte Sam aber, welcher eine fünfzigjährige Erfahrung hinter sich hatte, und dessen Aeußerungen wir deshalb stets mit großer Achtung entgegen nahmen, bemerkte, daß eine aus Stückgütern bestehende Ladung bei solchem Schlingern immer in Gefahr schwebe, Uberzuschießen; er wolle zwar hoffen, daß wir vor solchem Unglück bewahrt blie ben, träte es aber ein, dann könnten wir nichts Besseres thun, als uns Hinsehen und beten und unsere Seele Gott empfehlen. „Na, wenn de Brigg unnergaht", meinte Einer, „denn will ik blot hopen, dat sei den ollen Windwärts un den Schipper mit nahm' deiht, mir äwrr laben lät, dormit ik taukieken kann, wo sei ersupen." „Müßt Ji", rief Klein-Welchy, „Oll Windwärts is en so schandbar häßlichen Kierl, as ik kein onnern up See seihn hew, un dorbi was sin Modder en staatsche, smucke Fru." „Wat writst Du gräun Jung von sin Modder?" warf der alte Sam verächtlich hin. lick HM wärtigkl Frankre! „Dat will ik Jug verteilen. Oll Windwärts' Badder was en Kierl ut Sherneß, dat weiß hei. Hei hadd blot en Og, en schewes Mul un en Näs, de dörch dat Drinken so grot as en Räube worden was. All Lüd säden, hei wirr de häßlichst Mann up de Welt. De Frugenlüd versierten sik Lmmer, wenn sei em sahn. Mien Modder ded dat ok, füll de Kellertrepp runner, brak en Bein un set'te mi Lorup in de Welt." „Mi dücht, Du bllst ut Wallis", unterbrach Suds. „Na, un kann en Walliser ken Modder hebben, de mal in Sherneß lewt het?" schrie Welchy. „Du oll Schapskopp kannst en Minschen doch nich rauhig verteilen laten. Also, eins Dags was hei so utverschamt, en Staatsmäten, ik segg Jug Maats, en Mäten, rein taum freien, un mit en Haarzopp, de ehr twei Faden Lwer den Puckel dal hung, en Andrag tau malen/ „Seggt sei: Du Kameel-Ap Du, wat willst Du von mi?" „Seggt Oll Windwärts' Badder: Mien hübsch Kindting, ik hew en Idee. Du bllst en sauber Mäten, hest äwer nich vel Grötz in dien lütt Kopp; ik bün häßlich, äwer klauk. Wenn wi uns fliegen däden, würd' uns' Kinner von mi den Brägen un von Di de Schönheit kregen. Wat meinst Du, mien Snuding, würd dat nich fein sien, Kinner tau hebben, llm weck all Welt uns be- niedcn würd?" „Na, also de Sak lücht ehr nau woll in; sei läd sik ehr Frünschaft tau Thee un Abendbrot in, beratslagt d« Angeligenheit mit ehr, un richtig, de Hochtied kam tau stan. Nu kemen de Kinner, ward Ji denken; frielich se kemen, äwer blot eins, nämlich uns' Oll Windwärts. Wat de Badder seggt hadd, würd ok richtig, blot dat't verkihrt kam. De Sähn hadd dat Apen- gesicht von sien Badder, un den Verstandskasten von sien Modder arbr. Dit Maats, is, bi mien Seel, de wahrhaftige, unverfälschte Lewensgeschichte von Oll Windward." Wenngleich jeder der Zuhörer ganz überzeugt war, daß Klein- Welchy das Geburtsland vom alten Windwärts auch nie nur mit einem Auge gesehen und lediglich eine reine Erfindung zum Besten gegeben hatte, so fand seine 'Geschichte doch viel Beifall und gab Anlaß zu Schmähungen, deren gröbste noch lange nicht den Haß auszudrllcken vermochte, den die gesammte Borderdeck- Gesellschaft für ihren Peiniger, den ersten Maat, empfand. — Da ich keinen Gefallen daran fand, mich an den echt see männischen Segenswünschen zu betheiligen, die noch fortgesetzt den Lukenraum durchschwirrten, zündete ich mir meine Pfeife an und ging auf Deck. — Bald darauf kam mir Deacon nach. Er setzte sich neben mich, indem er sagte: „Der Himmel will- mir nicht gefallen, er deutet auf schlimmes Wetter, vielleicht Sturm. Ein so trügerisches Blau habe ich auch schon in Weiberaugen ge funden, die mir Unheil brachten." bat ff staut in hiersell * < Füsil mit dem Rücken an die Außenwand der Küche, wo er sich in der frischen Luft allmählich wieder erholte. Da der Befehl gegeben war, das Vorbram - Leesegel ein zuziehen, stiegen der glückliche Billy und ich die Wanten hinauf, um die Spiere desselben einzuholen. Ich war gewöhnt, Masten zu erklimmen, die sehr viel höher waren als die der „kleinen Lulu", mich auf Raaen auszulegen, welche noch einmal so dick und lang waren als die ihrigen, und Segel zu handhaben, von denen eins groß genug war, die ganze Brigg damit zuzudecken; aber niemals, so lange ich auf See war, batte ich einen so schwierigen, unangenehmen und gefährlichen Aufstieg unternomen wir den, welchen ich jetzt wagte. Bei einer steifen Kühlte oder starkem Winde holt ein Schiff niemals weit nach windwärts über; infolge dessen bildet das Takelwerk auf der Wetterseite immer «inen mehr oder weniger stumpfen Winkel mit der See und bietet daher eine Leiter, welche sich gut zum Klettern eignet. Aber jetzt ging die Brigg ebenso stark nach Back- wie nach Steuer-Bord über, so daß, wenn sie sich nach meiner Seite hin neigte, sie mich, wenn ich so sagen darf, auf den Rücken legte wie eine Fliege, die an der Decke kriecht; in dieser Lage glitten oft meine Füße von den Webelinen und ich hing frei mit den Händen über Wasser. Billy wäre um ein Haar aus der Fockmars gestürzt. Als wir auf der Raa angelangt waren, fanden wir in ihr die reguläre Schaukel. In einem Augenblick wurden wir gen Himmel geschleudert, im nächsten flogen wir wieder zurück. Wir batten nur eine Hand zum Gebrauch frei, denn mit der anderen hingen wir an der Jackstag; wir brauchten daher mehr Zeit, den Baum «inzuholen, als wir bei gutem Wetter bedurft hätten, beide Leesegelspieren zu bergen. Während dieser ganzen Zeit schrie uns der alte Windwärts fortwährend an und schalt uns faule Lümmel; er fand offenbar einen Genuß darin, mich vor Miß Franklin zu demüthigen; ich erkannte recht gut, mein Lachen bei ihrer Frage, ob er ver- beirathet sei, war mir nicht vergessen. Mochte er jedoch brüllen, so diel er Lust hatte, wir überstürzten uns deshalb doch nicht, ihm zu Gefallen wollten wir nicht den Hals brechen. Don der Fockmars aus warf ich einen Blick umher. Nichts war in Sicht; der Himmel wölbte sich in reinem Blau über uns, trotzdem aber war der Horizont von einem scheinbaren Nebel verschleiert. Dieser Umstand und die Farbe des wolkenlosen Himmels erzeugten in mir das starke Vorgefühl eines Wetter wechsels. Meinem Dafürhalten nach mußte derselbe eintreten, noch ehe die Sonne aufs Neue der See entstieg. Don meiner Höhe aus war der Blick auf die Brigg ein ganz eigenartiger. Sie tauchte so tief * « samn eine 3 tra u * ! „Tinn bat si klärun einige Minis * Pa arbeitet« „Liberl« in der s verstand bedien Einberu und H Zu samn die Ge alljährli Verschie die Heu veransto A usst o letzten » AnSscku scheint , -I P lcute bastener slande ; würde. Ob er auch m kommerzieller Hinsicht wäre, läßt sich noch nicht sagen. Möglich, daß der Wüste neue Producte für den Handels verkehr entdeckte. Naturkundige nehmen an, daß eS im Herzen der Sahara, in ASben, bedeutende Schichten von Nitraten geben müsse, da die Sahara, was geologische Be schaffenheit, Klima und Lage betrifft, viel mit der berühmten Wüste Atacama in Chile gemein hat, welche ausgedehnte Nitratlager birgt. Jedenfalls gicbt es in der Wüste Salinen, deren Producte im Sudan einen lohnenden Absatz finden würden. Bor der Anlegung der Bah» müßte aber die Besitz ergreifung der Oase von Tuat bewerkstelligt werden, um die Tuareg zu bezwingen. ES kommt den Amerikanern offenbar sehr ungelegen, daß der ungestüme Führer der Aufständischen aus den Philippinen, Aguinaldo, die Republik hat proclamiren und sich als Präsi denten hat bestätigen lassen. Sehr entrüstet spricht sich namentlich auch die „New Yorker H.-Ztg." auS, welche zu siirchten scheint, daß dadurch die amerikanischen Aussichten auf die Philippinen ungünstiger geworden sind. Sie führt unter Anderem aus: „Aguinaldo hat die Philippinen-Republik proclamirt und sich als Präsident bestätigen lassen. Dieser eilige Borstoß ist in einer höchst unpassenden Zeit geschehen. Er bedeutet vorerst nichts als eine theatralische Action ohne alle Rechtswirkung. Gerade an demselben Tage vorgenommen, an welchen, die Friedenscommission in Paris znsammengetreten ist, um die Philippinensrage unter großen Schwierigkeiten zum Austrag zu bringen, ist durch das un gestüme Verfahren des Befehlshabers der Insurgenten die Angelegenheit noch verwickelter geworden. Es ist bekannt, daß die spanischen Commissare die Anweisung erhalten haben, die Philippinen womöglich für Spanien zu retten. Ebenso steht es fest, daß die amerikanischen Commissare von der diesigen Regierung angewiesen worden sind, mindestens die Insel Luzon als erobertes Gebiet für die Bereinigten Staaten unter allen Umständen in Anspruch zu nehmen und möglicher Weise die ganzen Philippinen abgetreten zu erhalten,falls sich die spanischen Commissare, waS übrigens höchst unwahrscheinlich ist, zur Abtretung der ganzen Inselgruppe herbeilassen werden. Das Friedensprotokoll hat die Frage offen gelassen, und Spanien hat daher eine starke Trumpskarte in der Hand. Unter diesen Umständen läßt cS sich nicht Voraussagen, wie die Würfel bezüglich der Philippinen fallen werden. Die Souveränetät Spaniens in den Philippinen ist weder durch die Eroberung Manilas, noch die Erfolge der Insurgenten erschüttert. (Das ist ein sür Spanien sehr werthvolleS Zugeständniß, das man bisher vergeblich in der amerikanischen Presse gesucht hat. D. Red.) Sie — die Souverainetät Spaniens — besteht zur Zeit in vollen, Maße, und ohne einen förmlichen Verzicht der spanischen Commissare ist es nicht abzusehen, wie die Bereinigten Staaten mit rechtlichen Mitteln die spanische Oberhoheit auf den Inseln auslöschen können. Nur die Wiederauf nahme des Krieges kann daher den Rechstitel Spaniens aufheben. Dazu wird es aber wohl hoffentlich nickt kommen. Ob die diplomatische Befähigung der amerikanischen Commission im Stande sein wird, die Spanier zum Nachgeben zu ver anlassen, muß vor der Hand dahingestellt bleiben. DaS schärfste Argument, welches den Amerikanern zur Verfügung steht, ist der Hinweis auf die Unmöglichkeit der spanischen Regierung, die Insurgenten auS ihren, Besitzstände zu ver drängen. Es wird daher der Entscheidung der spanischen Regierung anheimgestellt werden müssen, ob sie in der Zukunft Gut und Blut in dem anscheinend aussichtslosen Kampfe gegen die Revolutionsarmee (aber gerade jetzt sind die Spanier ,n diesem Kampfe sehr glücklich. D. Red.) opfern will. Inzwischen muß die amerikanische Commission unter dem Protokoll sich enthalten, die Insurgentenrepublik anzuerkennen, und eS kann, wenn die Dinge in den Philippinen sich weiter entwickeln, leicht zu einem feindlichen Zusammenstoß zwischen den Truppen der Vereinigten Staaten und denen Aguinaldo's kommen." Deutsches Reich. iS. Berlin, 11. October. (Eine Lücke in der Reichs verfassung?) Anläßlich der Reise deS Kaisers nach Palästina hält die „Freisinnige Zeitung" an und für sich die Einsetzung einer Regentschaft für angezeigt, sieht aber von diesem Gedanken ab, weil eine solche Regentschaft in der Reichsverfassung überhaupt nicht vorgesehen sei. Da aber Reisen des Kaisers, die in andere Erdtheile sich erstrecken, für absehbare Zeit nicht ausgeschlossen wären, so empfiehlt das Organ des Herrn Richter, in der nächsten Reichstagssession auf eine Regelung der RegentschaftSsrage zu dringen. — Wir lassen un untersucht, ob schon jetzt die Einsetzung einer Regentschaft ersprießlich wäre oder nicht, und gehen nur auf die staats rechtliche Seite des Vorschlages der „Freisinnigen Zeitung" ein. Die deutschen StaatSrechtSlehrer sind getbeilter Meinung darüber, ob der Regent in Preußen als solcher ohne Weiteres zur Regentschaft im Reiche berechtigt ist. von Rönne und von Mohl bestreiten dieS; Laband, Seydel, Held Stolbergischen Consistorien nachstehende Verfügung, die an eine in Bayern kürzlich ergangene erinnert, erlassen: Aus Anlaß der unter Theilaahme von Vertretern der gesummten evangelischen Kirche stattfindenden Feier der Einweidung der Erlöser- Kirche in Jerusalem wolle da« Königliche Consistorium die Geist- lichen seines Aussichtsbereichs auf die von der vierten ordentlichen Grneralsynode gegebene Anregung, ia einem Gottesdienst, dieser Feier zu gedenken und sür Jerusalem zu werben, Hinweisen und sie veranlassen, in dem dem 31. Lctober d. I. vorangehenden öffent lichen Haupt- oder Abend-GotteSdienst dieses Ereignisses und der evangelischen Liebeswrrke in Palästina unter Dank und Fürbitte zu gedenken. Gleichzeitig wolle das Königliche Consistorium veranlassen, daß die Anjpracve des Curatoriums der Evangelischen Jerusalem- Stiftung vom 25. Juli d. I. in dem betreffenden Gottesdienste durch Verlesen von der Künzel zur Kemitniß der Gemeinde gebracht werde. — Zu der Consereuz von Bibliothekaren und Ge lehrten, welche in diesem Monat in Mailand Zusammen tritt, hat nach der „Krcuzztg." auch das deutsche Reich drei Vertreter bestimmt. Bei den Berathungen handelt es sich darum, über die Gefahren für die Erhaltung der ältesten und werthvollstcn Handschriften der Welt die fachmännischen Erfahrungen auszutauschcn und womöglich Mittel zur Ab hilfe anzugeben. — Eisenbahnfragen in den deutsch-afrikani- schen Colonien. Die wichtigen Eisenbahnfragen in dem deutschen Besitz in Afrika werden einen wesentlichen Theil der Berathungen des deutsche» Colonialratbes ausmachen. In erster Linie kommt die Fortsetzung der Bahn von Swakop- mund nach Windhoek in Betracht, die für die wirthsckaft- liche Erschließung von Deutsch-Südwestafrika sehr bedeutsam zu werden verspricht und deren Gesammtkosten von sach verständiger Seite aus etwa 5 Millionen Mark veranschlagt worden sind. Weiter wird der Bau einer kleinen Feldbahn im Togogebiet zwischen Klein-Popo und Lome ge fordert. Endlich wird die „Sanirung" der Usambara- Bahn in Angriff genommen werden. Es ist bekannt, daß die Gesellschaft, die diese Eisenbahn zu bauen ange- sangen hat, vor Beendigung dieses Werkes, nachdem sie nn- gcsähr 40 Icm mit einein Aufwande von 3'/? Mill. Mark ferliggestellt hatte, ihre verfügbaren Mittel erschöpft sah. Auch die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft, an die sie sich um eine entsprechende Unterstützung zur Fortführung und Beendigung dieses Unternehmens gewendet hatte, war nicht in der Lage, eine nennenSwerthe Hilfe zu leisten, so daß, wenn das bereits vorhandene Stück dieser wichtigen Eisenbahn nicht nutzlos verfallen soll, das Reich einzuspringen genöthigt sein wird. Der vorige Reichstag hat sür diesen Zweck bereits 72 000 bewilligt, diesmal dürfte ein den Anforderungen mehr entsprechender Ansatz im Colonialetat zu finden sein. — Der General-Landschafts-Director von der Osten auf Blumberg, Mitglied des preußischen Herrenhauses, ist am 8. d. Mts. gestorben. Derselbe war am 27. Januar 1839 zu Blumberg bei Casekow geboren und hat dort aus seinem landtagssähigen Rittergut gewohnt. Ec war außer Gcneral-Landjchasts-Director noch in seiner Heimath Kreisdeputirter und Ämtsvorsteher. Auf Präsentation des Ver- bandes des in Pommern angesessenen Geschlechtes von der Osten war er durch Allerhöchsten Erlaß vom 25. Octobcr 1878 aus Lebens zeit ins Herrenhaus berufen worden. — Ter deutsche Botschafter in Wien, Graf zu Eulenburg, ist nebst Gemahlin gestern aus Liebenberg angekommen und im Centralhotel abgestiegen. * Kiel, 10. October. Die „Kieler Ztg." ist in der Lage, die durch das Wolff'sche Bureau verbreitete Nachricht, daß die Reise der Prinzessin Heinrich nach China neuerdings in Frage gestellt sei, als jeder Begründung entbehrend ;u bezeichnen, sie sei einfach aus der Luft ge griffen. Die Abreise nach Ostasien werde, wie bereits ge meldet, in der zweiten Hälfte dieses Monats erfolgen. An fang nächster Woche kehre die Prinzessin Heinrich von Livadia nach Kiel zurück. * Burgsteinfurt, 11. October. Enthüllung des Schorlemer-Denkmals. In Anwesenheit des Fürsten- paareS von Bentheim, des Oberpräsidenten Studt, des Regierungspräsidenten Gescher, des Dompropstes Parmet als Vertreters des münsterschen Bischofs, zahlreicher Adeligen, Abgeordneten und einer großen Volksmenge fand heute hier die Enthüllung deS Schorlemer-Denkmals statt. Deckant Uppenkamp hielt die Gedächtnißrede, Landrath Plenio brachte das Kaiserhoch aus, Landrath Schorlemer dankte Namens der Familie. * Magdeburg, 11. October. Hinsichtlich der Errichtung von Handwerkskammern für die Provinz Sachsen erfährt die „Magdeb. Ztg", daß man sich über die Ab grenzung der einzelnen Handelskammerbezirke bis jetzt noch nicht schlüssig geworden ist. Es dürfte aber als sicher an genommen werden, daß je eine Handwerkskammer für die Regierungsbezirke Erfurt, Merseburg und Magdeburg er richtet wird. , * Aus dem Wahlkreise TuiSburg-Mülheim-Ruhrort- Esse», 11. October. Zu Ehren des aus seiner langjährigen parlamentarischen Thärigkeit ausscheidenden Dr. F. Häm in ach er, der den Wahlkreis seit 1863 im Landtage und den Wahlkreis Duisburg-Mülbeim-Nuhrort seit 1881 rm Reichs tage vertritt, findet am nächsten Sonnabend in Duisburg ein „Du kannst recht haben, und ich wundere mich schon lange, wie der Capitain bei diesem furchtbaren Schlingern des Schiffes noch einen solchen Thurm von Leinwand stehen lassen kann." Meinen Worten wurde in diesem Augenblicke durch ein ganz außergewöhnlich starkes Ueberholen der Brigg rin gewisser Nach druck gegeben. Die Segel schlugen dabei so wüthend gegen die Masten und das Takelwerk, daß ich vor Schreck einen Moment ganz starr war, denn ich dachte nicht anders, als wir gingen ganz über. „Donnerwetter, das war nicht übel", ri«f ich aufathmend, als sich die Brigg wieder hob. „Sag' mal, dies ist wohl Deine erste Reise, die Du auf dem Vorderdeck machst?" „Ja." „Verstehst Du die Schifffahrt?" „Gewiß." „Auch Alles, was dazu gehört? z. B. Längen- und Breiten- Bestimmungen zu machen?" „Du stellst mir ja wahrhaftig Fragen wie ein Examinator beim Steuermanns-Examen", lachte ich und sah ihn überrascht an. „Wahrscheinlich verstehst Du von der Seefahrkunst mehr als ich." „Glaube das nicht", antwortete er, „ich habe mich niemals mit der Rechnerei recht befreunden können, von Logarithmen ver mochte ich mein Lebtag weder Kopf noch Schwanz zu finden. — Könntest Du ein Schiff nach irgend einem Theile der Welt bringen?" „Mit einer guten Karte, — warum nicht? — Vielleicht würden mir in der chinesischen See Schwierigkeiten erwachsen, so um Loo-Choo herum z. B., und den Insel gruppen " „Ach was, wer will denn so weit nördlich?" fiel er mir ins Wort, mich dabei mit einem sonderbaren Ausdruck seiner Augen anstarrend. „Der stille Ocean, das ist das richtige Wasser, — da ist Platz, sich zu bewegen, — Abenteuer zu erleben, — neues Land zu entdecken, Land, mit Gold in seinen Eingeweide», mit neuem glänzenden Gold, — vielleicht sogar gemünztem, — wer weiß! — Kennst Du das Wetter am Cap Horn?" „Ich segelte vor einigen Jahren einmal, im April, bei starkem Westwind um das Cap." „Wie mag es mit dem Eise im August dort stehen?" „Das weiß ich nicht, ich war damals noch zu jung, um mich um so was zu kümmern, und später kam ich nicht mehr in die Gegend, da führten meine Reisen mich nach Indien «nd China." (Fortsetzung folgt.) Thudichum, von Kirchenheim und H. Schulze sind der entgegengesetzten Ansicht. Letzterer führt in seinem Lebrbuck des deutschen Staatsrechtes u. A. Folgendes auS: „Der Kaiser stirbt nicht. Dagegen kann der Fall Vorkommen, daß der Kaiser regierungsunfähig ist oder wird, und zwar wegen mangelnder Alter-reife oder auS anderen Gründen. In solchen Fällen hat eine Regentschaft eiuzutreten. Auch über diese verfügt die Neichsverfassunz nicht-; sie muß ebenso gut wie die Thronfolge nach preußi schem Staatsrcchte beurtheilt werden. Der preußische Regent ist von Rechtswegen deutscher Reichs» Verweser ... Nach richtigen staatsrechtlichen Grundsätzen ist der Regent in Preußen interimistisches Staatsoberhaupt und übt ohne Ausnahme die volle preußische Staatsgewalt auS. Gerade weil diese als die untrennbare Grundlage ver deutschen Kaiserwürde gedacht ist, muß auch der preußische Regent von Rechtswegen interimistisches deutsches Staats oberhaupt sein, so lange die Verhinderung des zum Throne berufenen Monarchen dauert. Dem Regenten geht von den kaiserlichen Befugnissen nichts ab als der Kaiscrtitel, welchen der zur Ausübung der RegierungSrechte unfähige, auf den Tbrou berufene Agnat in Verbindnng mit dem preußischen Königstitel zu führen hat. Es ist ebenfalls keine Lücke, kein Uebersehen der Ncicksverfassung, daß sie keine Be stimmungen über Minderjährigkeit, Negierungsunsähigkeit und Regentschaft ausgenommen Hal, sondern eine noth- wendige Conseguenz ihrer ganzen staatsrechtlichen Struktur. Würde sie eine, nur irgendwie von der preußischen Verfassung abweichende Bestimmung enthalten, so wäre es möglich, daß eine andere Person in Preußen zur Regentschaft gelangen könnte, wie im deutschen Reiche, wodurch der Grundgedanke der ganzen Reichsverfassung, die untrennbare Verbindung der preußischen Staatsgewalt mit den Befugnissen des Reichs oberhauptes, wenigstens für eine Zeit lang in Frage gestellt werden könnte. Es ist nicht eine Zurücksetzung des Bundes- rathes und deS Reichstages, daß der preußische Landtag den Regenten zu wählen hat, wenn nicht vorher ein preußisches Gesetz Vorsorge getroffen hat,daS daö prcußischeMinisterium die Regierung weiter zu führeu hat, bis derRegent den Verfassungs eid geschworen hat, sondern eine unabweisbare Conseguenz des oben festgestellten Fundamentalsatzes, daß die deutsche Kaiserwürde untrennbar mit der preußischen KönizSkrone verbunden ist. Auch genügt der Verfassungseid des Regenten im preußischen Landtage. Als deutscher Reichsverweser hat er ebensowenig einen solchen zn schwören, wie der Kaiser selbst." — Hiernach scheint uns eine Regentschaftsfrage für das Reich um so weniger zu existiren, für je selbstverständ licher man cs im Jahre 1878 erachtet hat, daß nach dem Nobiling'schen Attentate dem damaligen Kronprinzen von Preußen mit der Regentschaft in Preußen auch die Regent schaft des Reiches übertragen wurde. — Deutsch-englische „enge Freundschaft"? Ein Londoner Mitarbeiter der „Birmingham Daily Post" erfährt, der deutsche Kaiser habe ein eigenhändiges Schreiben andieKönigiu gerichtet, worin er den lebhaften persönlichen Wunsch auödrückt, die Völker beider Länder in den Banden enger Freundschaft miteinander verknüpft zu sehen und binzufügt, er beabsichtige Alles, was in seiner Macht stehe, zur Erreichung dieses Zwecks zu thun. Weiter kündigt der Kaiser seine Palästinareise an und sagt, er werde die heiligen Orte besuchen mit Gedanken des Friedens und der Freundschaft für die ganze Menschheit, ins besondere für die edle Nation unter der Herrschaft seiner be wunderten und geliebten Großmutter. — Die „Voss. Ztg.", der diese Meldung deS englischen Blattes telezraphirt wird, schreibt dazu, sie gebe die Nachricht mit allem Vorbehalt wieder, wenn auch nicht gerade der Umstand stutzig mache, daß eine so wichtige Thatsacke auf dem Wege über Bir mingham den Weg in die Oeffentlichkeit gefunden haben soll — sei doch Herr Chamberlain Vertreter von Bir mingham im Unterhause. — Der Präsident deS ObertirchenratheS D. Dr. Bark hausen hat die Reise nach Palästina ebenfalls begonnen. Er benutzt die Gelegenheit, um auf der Fahrt nach der Küste des Mittelmeeres noch einige Besuche zu machen. Zunächst wird er sich in die Schweiz begeben, und dort die Evange lischen begrüßen, die aus Anlaß der Einladung zur Einweihung der Erlöserkirche in Jerusalem sich außerordentlich entgegen kommend erwiesen haben. Dann wird er die deutsch-evan gelischen Gemeinden in Mailand und in Genua besuchen. Als Vorsitzender der Evangelischen Jerusalems-Stiftung hat Dr. Barkhausen daS ganze Programm für die kirchliche Feier in Jerusalem ausgestellt. Er hat auch die Einladungen an die deutschen Kirchenregierungen erlassen, nur die an die aus wärtigen Regierungen sind durch daS Auswärtige Amt er gangen. Da die Evangelische Jerusalem-Stiftung den Bau der Kirche geleitet hat und überhaupt mit der Verwaltung aller Angelegenheiten in Jerusalem betraut ist, so wird Präsident Barkhausen dort als der Wirth erscheinen und den Kaiser daselbst begrüßen. Er hat auch die Vereinbarungen mit Stangen über die gemeinsame Pilgerfahrt getroffen und wird eine Art Führung auf dem Dampfer behalten. — Der Evangelische Ober-Kirchenrath hat an die Consistorien der neun älteren Provinzen und die fürstlich Festessen und am Tage darauf ebendort eine große politische Versammlung statt. Leider wird auS dem Grunde eine Be theiligung an der Sitzung deS CeutralcomitsS der national liberalen Partei der Rheinprovinz, die auf nächsten Sonntag in Elberfeld anberaumt ist, von hier auS schwerlich zu er möglichen sein. D Kamenz, 11. October. Heute Abend 9 Uhr erfolgt in aller Stille die Uebersübrung der Leiche der Prinzessin Albrecht von der Schloßcapelle nack der hiesigen evangelischen Kirche, woselbst während der Nacht Förster die Wache halten. Zahllose Beileidstelegramme und Kranzspenden sind bereits eingetroffen. An der morgigen Trauerseier werden Abgesandte fast aller deutschen Höfe tbeilnehmen. Die Leiche wird vor läufig in dem nach dem Schloß zu gelegenen Seitenportal der evangelischen Kirche beigesetzt. r. Kamenz, 12. October. (Privattelrgramm.) Heute Vormittag trafen hier zur Theilnahme an den Bei setzungsfeierlichkeiten ein der Großberzog von Baden, der Erbgroßberzog von Oldenburg, Prinz Adolf von Schaumburg-Lippe nebst Gemahlin, der Schwester des Kaisers, die Herzogin Alexandrine von Mecklenburg. Kurz vor zehn Uhr kam Vas Kaiserpaar an und fuhr direct nach der Kirche, wo um zehn Uhr die Trauerfeier stattfand. Oberhof- und Domprediger D. Dryander hielt die Predigt. Der Kaiser trat nach dein Gottesdienst sofort die Weiterreise nach dem Orient an. * Hirschberg, 10. October. Auf dem gestern in Schreiber bau abgchaltencn 25. Abgeordnetentage deS XIH. Bezirks des Deutschen KriegerbundeS wurde zu den Bestrebungen der Umsturz part eien in den Militairvereinen Stellung genommen und beschlossen, den einzelnen Vereinen folgende Resolution zur Annahme zu empfehlen: „Jeder, der sich zu socialdemokratischrn Lehren bekennt und diesen Anschauungen durch die Thal in irgend einer Weise Vorschub leistet, kann als Mitglied nicht ausgenommen werden; jedes Mit glied, das sich zur socialdemokratischen Partei bekennt, ist sofort ans dem Verein auSzustoßen." Gießen, 11. October. Der christlich-sociale Partei tag begann gestern Hierselbst seine Verhandlungen. Es waren etwa 200 Delegirte auS allen Tbeilen des Reiches und über 100 Gäste erschienen. Hofpredigrr a. D. Stöcker gab ein Referat „Zur socialpolitischen und kirchenpolitischen Lage". Graf zu SolmS-Laubach sprach über die Stellung der Partei zu den anderen Parteien. Oesterreich-Ungarn. Wiener Gemeinderath; Zum Ausgleich. * Wien, 11. October. In der heutigen, ohne ernsten Zwischen fall verlaufenen Sitzung Les Gemeindera thes theilte Bürger- meister Or. Lueger mit, er werde den Protest der Minderheit gegen den neulichen Beschluß in der Angelegenheit des Vororts- Vertrages mit der englischen Gasgejellschast der Statthalterei und dem niederösterreichischen Landtage unterbreiten, den fraglichen Beschluß jedoch nicht sistiren, da er denselben für vollkommen gesetz mäßig halte. * Pest, 11. October. Der volkswirthschaftliche Aus schuß des Abgeordnetenhauses stimmte dem Gesetzentwurf über das Zoll« und Handelsbündniß zwischen Oesterreich und Ungarn im Allgemeinen zu. Im Laufe der Debatte erklärte der Minister präsident Baron Bansfy, wenn das 1867er Gesetz jetzt anders ge- deutet werde, als es seit dreißig Jahren geschehen fei, so möge man sich nicht -wundern, wenn möglicherweise eine Er schütterung des constitutionellen Lebens eintreten, oder auch die durch das Zollbündniß gesicherten Vortheile verloren gehen könnten. Die Minderheit könne wohl die Majorität am Schaffen hindern, aber etwas gegen Len Willen der Majorität zu Stande zu bringen, sei unmöglich. Dies wäre kein verfassungs mäßiges Leben mehr, dies wäre eine parlamentarische Revo lution. Die Ausgleichsvorlagen bedeuteten gegen das bisher in Geltung Gewesene eine große Besserung; er bitte, die Vorlagen anzunehmen. Galizien; Socialistischer Excctz. * Wie», 12. October. (Telegramm.) Die „Wiener Zeitung" veröffentlicht eine Verordnung des Gesammt- ininisteriumS, durch die die für 33 politische Bezirke Ga liziens getroffenen Ausnahmeverfügungen hinsichtlich von zehn dieser Bezirke vom 11. October ab aufgehoben werden. * Pest, 12. October. (Telegramm.) In der Ortschaft Lepseny im Verzprimer Comitate verursachten gestern be trunkene Socialisten Raufereien und versuchten, den einschreitenden Gendarmen die Gewehre zu entreißen. Einer der bedrohten Gendarmen machte von der Feuerwaffe Ge brauch; die Kugel verwundete einen Arbeiter schwer und tödtete ein hinter diesem stehendes kleines Mädchen. Mehrere Personen wurden verhaftet. Frankreich. Faschoda. * Paris, 11. October. In einer Besprechung des englischen Blaubuchs über die Faschoda-Frage sagt der „TempS", der wichtigste Punct in demselben sei, daß England seine^ Ansprüche auf Faschoda nicht mehr auf frühere Rechte des Khedive oder des Sultans stütze, sondern auf da-Recht der Eroberung. Diese Frontveränderung sei für die Beweisführung Frankreichs von beträchtlichem Nutzen. Hoffentlich werde die Frage güt-
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