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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.10.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18981017027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898101702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898101702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-10
- Tag1898-10-17
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Direete täglich« KreuzbandsruduNG dv» Ausland: monatlich 7.S0. »M» > Dle Morgen-Au-gabe erscheint mn '/.7 Nht^ di« Abend-AuSgabe Wochentag« um b Utz, Redaktion rmd LrvedUlon S Johanne«gasse 8. Di« Expedition ist Wochentag« ununterbrochen Wbffuet vou früh 8 bi« Wend« 7 Uh» «qoc». - /Malen: vtto Klemm'« Gortim. (Alfred Hahnk U»iversttät«strab« 3 (Paulinum), Lonis Lösche, Katharinenstr. 14, Part, «ud KvnigSpla- 7, 528. Abend-Ausgabe. MpMer TaMM Anzeiger. Amtsblatt des LSnigkichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Nolizei-Hmtes der Stadt Leipzig. » Montag den 17. Octobcr 1898. SS—s ...... i»!--!L AuzeigettPreiS die 6 gespaltene Petttzeile 20 Pf-.' Reklamen unter dem RedactionSstrich (4ge- spalten) üO^, vor den Familiennachrichtra (6 gespalten) 40 >4- Größere Schriften laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer und Ziffrrnsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderun? 60.—, mit Postbrförderung 70.—. Annahmeschluß fir Anzeigen: Ab end»Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Margen»Ausgabe: Nachmittags 4Uhn Lei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet« an die Oxpebitis» zu richten. «- Druck uud Verlag von S. Bolz in Leipzke. S2. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig, 17. October. Mit begreiflicher Erregung werden in Deutschland und weit über seine Grenzen hinaus die Nachrichten über ein gegen «en deutschen Kaiser geplantes Attentat besprochen. Wieder waren eS Anhänger jener Mordbande, die sich Anarchisten nennt, und deren „Idealen" vor wenigen Wochen erst die edle Gemahlin des Kaisers Franz Joseph zum Opfer gefallen ist. Grauen- und entsetzenerweckend ist der Gedanke, daß ein gleiches Schicksal unserem Kaiserpaare auf seiner Fahrt nach dem Orient widerfahren konnte, um so inniger aber ist auch der Dank gegen die Vorsehung, daß der Anschlag jener entmenschten Verbrecherbande noch rechtzeitig entdeckt wurde. Leider fließen die Nachrichten über die in Egypten vorgenommenen Anarchistenverhaftungen sehr spärlich. Es wird aus Alexandria gemeldet: Am Donnerstag Abend verhaftet« die Polizei hier drei Anar chisten und während der Nacht sechs weitere Personen, alle Italiener- Der erste Verhaftete ist ein Caföbesitzer in Moharren, welcher der Polizei alS Anarchist und Verbreiter anarchistischer Literatur wohl bekannt war. In seinem Hause wurden zwei sehr ge- sährlich« Bomben gefunden, gefüllt mit Kugeln und stark mit Draht umwickelt, um größeren Widerstand zu sichern. Die englische Polizei hatte die Anarchisten lange beobachtet und mit der ita lienischen Polizei Verbindung gepflogen. Alle Verhafteten sind ihrer Person nach bekannt außer einem, der wahrscheinlich ein neu einge« troffener Sendling ist. DemAnsckzein nach beabsichtigten die Anarchisten zuerst, die Bomben im Abdin-Palast in Kairo gegen Kaiser Wilhelm und vielleicht zugleich gegen den Khedive zu benutzen. Nach dem Verzicht auf den Ausflug nach Egypten änderten sie jedoch ihren Plan. Am Donnerstag erhielt die Polizei in Alexandria rin Telegramm vom italienischen Generalconjul in Kairo, daß zwei verdächtige Anarchisten von Kairo via Suez nach Port Said abgereist seien. Denselben Abend verhaftete die Polizei den erwähnten CafStier, nachdem si« entdeckt hatte, daß er den Steward eines am Freitag von Alexandria nach Port Said und Syrien gehenden Schiffes bestochen hatte, eine Kiste mit Bomben an Bord zu nehmen. Die beiden Männer auS Kairo sind noch nicht verhaftet, aber daS Attentat ist vereitelt. Das deutsche Generalconsulat in Kairo hat seine größte Befriedigung und aufrichtigen Dank für das erzielte Resultat aus- gesprochen; das Verdienst hieran gebührt dem Ches der Alexandriner Polizei, Harrington Bey. Bei den Verhafteten wurden Schrift stücke vorgefunden, aus denen der Plan, ein Attentat aus den deutschen Kaiser auszusühren, ersichtlich ist. * Alexandrien, 16. Oktober. Die hier in einem Cafö be schlagnahmten Bomben sollten auf ein Schiff gebracht werden, daS heute nach Jaffa in See geht. Einer der verhafteten Anar chisten war alS Kellner für ein Gasthaus in Jerusalem engagirt. * Alexandrien, 16. Oktober. Gestern sind weitere Ver haftungen von Anarchisten vorgenommen worden. Di« beschlag nahmten Bomben waren mit knallsaurem Quecksilber gefüllt und wurden in dem CasS auf einem Tisch« in einer hölzernen Büchse vorgrfunden, neben der zwei Flaschen Wein lagen, so daß das Ganze wie Rriseproviant aussah. Es ist anzunehmen, daß die Schritte des deutschen Kaisers von den berufenen Organen nun mit um so größerer Wach ¬ samkeit werden begleitet werden, wenn auch die Sorge ganz Deutschlands um das Leben des kaiserlichen Paares dadurch nicht vermindert wird. Ein Gutes wird der neue Anschlag voraussichtlich im Gefolge haben: die Beschleunigung der ge planten internationalen Maßregeln gegen den Anarchismus. Nach der Entrüstung, welche in der Londoner Presse über daS Attentat laut wird, darf man auch an nehmen, daß England seinen passiven Widerstand gegen internationale Maßnahmen endlich aufaeben wird. Ein Theil der englischen Presse spricht sich bereits in diesem Sinne aus. Der „vaticattische Zwischenfall' wird in eine ganz eigen- thümliche Beleuchtung gerückt durch einen aus Nom stam menden Artikel des Pariser „Figaro", der „Wilhelm II. und Leo XIII." überschrieben ist und in dem der Papst rück haltlos als Parteigänger Frankreichs dargestellt, der Cardinal Nampolla als von heißen Sympa thien sür Frankreich erfüllt geschildert und endlich gesagt wird: „Wenn Preußen Herrn von Bülow abberust, ohne ihm einen Nachfolger zu geben, so wird Frankreich sich dieser Unter brechung der Beziehungen nur freuen können. Das Centrum würde dann vom Kaiser Rechenschaft fordern wegen dieser „Rache", trotz seiner, des CentrumS, vertrauten Beziehungen zur Regierung. Wir würden dann nahezu allein in Nom sein, und die- wäre reiner Gewinn für das Uebergewicht Frankreichs." Die „Nat.-Ztg." meint, dieser Artikel enthülle möglicher weise eine Intrigne, die im Zusammenhänge mit der Auf werfung des Protectorats - Anspruches betrieben worden sei, und ein römischer Correspondent der „M. N. N." glaubt sogar, diese Intrizue vollständig enthüllen zu können. Nach seiner Ueberzeugung ist die Abberufung deS preußischen Gesandten beim päpstlichen Stuhle das eigenste Werk Rampolla's, dessen Hauptbestreben vom ersten Tage seiner Amtsführung dahin gegangen sei, das mit großem Aufwande an Gkduld, Klugheit und Ge schmeidigkeit hcrgestellte gute Einvernehmen zwischen Berlin und Nom zu zerstören. Lange habe der Papst, unter stützt durch Herrn v. Schlözer und die Cardinale Galimberti und Battagliani, dem Drängen Nampolla's und seiner jesui tischen Freunde widerstanden; dieser Widerstand habe sich jedoch mit der Zunahme seiner Altersschwäche gemindert und in den letzten Jahren habe er in wachsendem Maße den Einflüsterungen Gehör geschenkt, „die ihm Deutsch land und Italien als die gefährlichsten Gegner des Papstthums, Frankreich alS die beste Stütze und einzige Hilft gegen die ketzerische und freigeistige wie gegen die „kirchen räuberische Nation" schilderten und — eine Verminderung des PeterSpsennigS in Aussicht stellten, wenn nicht Frankreich zufriedenaestellt werde/ So habe sich Leo XIII. erst unbedingt der Republik in die Arme geworfen und jetzt in der Frage des Schutzrechts im Orient Deutschland offen den Fehdehandschuh hingeworfen. Nampolla habe also ge siegt. Es komme ihm aber nicht nur darauf an, Preußen- Deutschland mit dem Batican zu entzweien und der preußischen Regierung mit Hilfe des Centrums im Innern Verlegenheiten zu bereiten; er habe vielmehr noch den weit höheren Zweck, sich den Weg zum päpstlichen Stuhle zu ebnen und seinen Mitbewerber, den Cardinal Parocchi, in den Schatten zu stellen. „Man weiß, daß der jetzt 55jShrigeCardina1staatsse cretairzu den Eandidaten der Jntransigentenpartri > sür da-nächste Conclave ge hört. Daß «r ehrgeizig ist, weiß man ebenfalls, und schon das Vcr- hällniß Deutschlands und Frankreichs zu Italien läßt nicht daran zweifeln, daß viel eher die Stimmen der französischen als die der deutschen Eminenzen für den Candidaien der italienfeind lichen und jesuitischen Intransigenten zu haben sein werden. Nampolla handelt also im wohlverstandenen eigenen Interesse, wenn er an Frankreich einen starken Rückhalt sucht und zu diesem Zwecke die ganze Autorität des greisen Papstes in die Waagschale wirft. Es ist gewiß kein zufälliges Zusammentreffen, wenn ganz gleichzeitig, beinahe am nämlichen Tage, ein anderer ernstlicher An wärter auf die dreifache Krone gleichfalls entschieden für Frankreich und gegen Italien Position genommen hat. Schon dies allein könnte das gegenwärtige Uebergewicht der Unversöhnlichen, der Dunkelmänner und der Französlinge in Rom beweisen. Bei dem großen Pilgersestmahl am Tage nach der Pavstandienz hat der Bicar des Papstes in Nom, Cardinal Parocchi, eine Rede gehalten, die von Manchen geradezu als eine Anrufung auswärtiger Hilfe zur Wiedereinsetzung des heiligen Vaters in die Herrschaft über Nom betrachtet worden ist. Wenigstens hat er darauf hingewicsen, daß statt der Waffen daS einmüthige Wollen der französischen Katholiken, der christlichen Demo- kratie in Frankreich, genügen werde, nm den Papst seiner Fesseln ledig, ihn wieder zum Herrn in seinem Hause zu machen. Der Cardinal Parocchi hat nach dem Papste die erste Stelle in der Hierarchie inne. Er ist Bischof von Porto und Santa Rusino und vertritt den heiligen Vater im römischen Bifchofsamte. Schon über 2t Jahre trägt er den Purpur. Man hält ihn für den kenntuißreichsten, geistvollsten und begabtesten unter den Kirchensürsten; jedenfalls ist er mit Rampolla und Oreglia di S. Stefano einer der entschlossensten und ehrgeizigsten. Bekannt sind die opportunistischen Schwenkungen, die er gemacht hat. Als Pfarrer im Mantuanischen sprach er alS patrio- tischet und national gesinnter Mann Gottes in schönen und beredten Worten von dem italienischen Vaterlande, dem „Lande der Helden, der Heimath der Heiligen", beugte sich vor dem „hoch herzigen Könige", rühmte die monarchischen Einrichtungen und segnete die Gesellschaft. Als Bischof von Pavia und Erzbischof von Bologna hatte ec alle derartigen Anwandlungen überwunden, uud als Pio Nono seine Bannstrahlen gegen das osficielle Italien schleuderte, suchte Parocchi eS ihm an Schärfe und Un versöhnlichkeit noch zuvorzuthun. Geschmeidig und klug, wie er ist, von gewinnenden Formen und äußerster Selbst, beherrschnng, bequemte er sich unter Leo rasch der stilleren und sanfteren Tonart an, welche LaS Gepolter Pio Nono'S ablöste, und er wußte in den amtlichen Berührungen mit dem osficiellen Italien ausgezeichneten Tact und Umblick zu bethätigen. Hört man jetzt aus des Generalvicars Munde die Aufforderung zu einem französisch- christlich-demokratischen Kreuzzuge gegen Italien, fo wird man zu dem Verdachte gezwungen, er wolle sich ebenso wie Rampolla eine Basis für künftige Ereignisse und Bestrebungen sichern. Beide haben erkannt, daß „Frankreich" Trumpf ist, und sie wollen ihre Deutschland- und Italien-Feindschaft über jeden Zweifel erheben, der ihnen im Conclave hinderlich sein könnte." Wäre diese Darstellung richtig — und wer jemals ver sucht bat, sich in den Irrgängen römischer Diplomatenkünste zurecktzufinden, wird die« wenigstens für möglich halten —, so wäre die Abberufung des Herrn von Bülow ein übereilter Schritt gewesen, der nickt rasch genug wieder gut gemacht werden könnte. Wäre aber die Darstellung falsch und nur zu dem Zwecke in ein deutsches Blatt geschmuggelt worden, um rie Abberufung rückgängig zu machen, so würde di« schleunige Ersetzung des Herrn von Bülow durch «inen andern Diplomaten ein Triumph der Väter der Intrigue sein. Auf alle Fälle wird bei der durch das Alter deS Papstes ge gebenen Lage der Dinge die preußische Regierung darauf Bedacht nehmen müssen, durch einen der erfahrensten und energischsten Männer beim päpstlichen Stuhle vertreten zu sein. Ob der Freiherr v. Rotenhan dieser Mann ist, muß dahingestellt bleiben. Auffallend wäre eS unter allen Umständen, wenn ein Bayer in ein specifisch preußische-Amt versetzt würde. Unter dem Titel „Die nationale Gefahr" veröffentlicht der greise General Brialmont soeben eine neue Flugschrift in Sacken der belgischen Lanvesvcrthetvignn«. Die Schrift, die großes Aufsehen hervorruft, beschuldigt die klerikale Re gierung, den Abrüstungsantrag deS Kaisers Nicolaus zur Hinausschiebung der HeereSreform zu benützen, obwohl sie wisse, daß der Antrag deS Zaren bei der gegenwärtigen politischen Lage keine Aussicht auf Verwirklichung habe. General Brialmont erbebt nochmals seine warnende Stimme und fordert: l) Die Einführung des persönlichen Heeres dienstes, 2) die Verstärkung des belgischen HeereS auf 300 000 Mann im Kriegsfälle und 3) die Vervoll ständigung des belgischen Befestigungssystems durch den Neubau der Antwerpener Festungswerke und durch die Befestigung der Ardennenpässe. Wenn die Regierung sich trotz der nachdrücklich betonten Forderungen des Königs und des Generalstabs noch immer weigert, den Militair- kreisen Genugthnung zu geben, so schreibt dies General Brialmont hauptsächlich dem Parlamentarismus zu, wir er in Belgien geübt wird. Während nämlich die Verfassung die Negieruuasgewalt unter drei gleichwerthize Faktoren, die Krone, den Senat und die Kammer, getheilt bat, hat die letztere im Laufe der Zeit die unbeschränkte Alleinherrschaft an sich gerissen und die Krone, sowie das Oberhau» völlig an die Wand gedrückt. General Brialmont fordert daher die Wiederberstellung deS Gleichgewichts in der Regierungs gewalt. Man vermuthet allgemein, daß der berühmte belgische FestnngSerbauer seine neueste Schrift mit Billigung deS Königs Leopold II. geschrieben bat, der sich schon lange gegen die ihm von den Klerikalen aufgedrängte Rolle sträubt. Die Franzose» haben im West Tuba» Glück. Samory, der mächtigste Häuptling im Nigerbsgen und seit 1883 der schwarze Störenfried im Hinterland« der französischen Zahn küste, ist, wie gemeldet, mit seinem ganzen Troß an Officieren, Weibern und Kriegern durch den Hauptmann Gourand gefangen genommen worden. Nach einander schlugen sich französische Truppen- und Expeditionsführer wie Gallieni, Archinard, Combes, Montcil mit diesem Neger fürsten herum, der bald hier, bald dort austauchte und unfaßbar schien. Wie erinnerlich, wurde Samory Ende Mai dieses Jahres aus seinem Hauptquartier Kong, an der Ostsritt der französischen Elfenbeinküste, vertrieben. Er marschirte allmählich durch das Hinterland dieser Cvlonie in westlicher Richtung mit 10 000 Kriegern und einem ungeheuren Troß. Im Hoch sommer war Samory vollständig umzingelt. Gegen ihn standen die Garnison der Elfenbeinküste im Süden, im Westen Lieutenant Woelffel, der Verstärkungen erhalten hatte, und im Norden M. de Lartigues im Felde. Vor Kurzem hatte Woelffel dem Sohne Samory'S eine blutige Niederlage beigebracht. Samory wird nun wie der Loitilletsn. Die kleine Lulu. 12j Seeroman vor» Clark Russell. Nachdruck verlöten. „Hol mich der Teufel, wenn sch jetzt nicht glaube, daß Du rin verkappter Schulmeister bist. Wo hast Du so gut sprechen gelernt, Kerl?" „Pah, was Du sagst! Kann «in gescheidter Kopf nicht auch mit rauhen, schmutzbedeckten Händen und theerbefleckten Hosen in der Welt Herumlaufen? Du mein Gott, ich habe schon klügere Männer, als ich einer bin, vor dem Mast getroffen, Kerle mit reicher poetischer Empfindung, die «S prächtig verstanden, ihre Gedanken wohlgsformt zum Ausdruck zu bringen und genug Gelehrsamkeit besaßen, einen Lehrstuhl der Ekchik auf einer Uni versität einnehmen zu können." Nach diesen Worten versank er in ein stille-, finstere- Brüten. „Kannst Du ein Geheimniß hüten?" fragte er plötzlich. „Nanu?" „Ich spreche im Ernst.* „Großer Gott, da kann Einem ja ganz gruselig werden, Deine Stimme klingt ja wie die eines malayischen Papagei-. WaS hast Du denn nur wieder? Na, schieß doch loS." ES vergingen einig« Augenblicke, ehe er begann; dann aber flüsterte er mit ungewöhnlichem Ernst: „Wenn ich Dir da- Geheimniß meine- Leben- verrathe, schwöre mir auf Dein Wort al- Tischmaat, daß Du unver brüchliche- Schweigen darüber bewahren willst." Ich erhob den Kopf, um ihn anzublicken, und sah in Augen, welche wie die einer Katz« leuchtet«». Sie empfingen keinen Glanz von dem Schein der Sterne, sondern glühten von innen heraus. „Wenn Du gemordet hast, mein Bester", sagte ich, „dann behalte Dein Geheimniß für Dich. Ich habe kein« Lust, von grausigen Blutthaten zu hören." „Mord! verflucht, Du bist ein netter Maat, so etwa- von einem Mann« zu denken, der Dir sein ganze» Vertrauen schenken will. Mord! weißt Du, eigentlich müßte ich Dir dafür eine Tracht Prügel geben, Du Narr Du, aber" — er sprach nicht weiter, sondern stierte plötzlich wie abwesend vor sich hin, dicke Dampf- Wolken schnell hintereinander au-stoßend. »Die kann ich wissen, wa» Du gewesen bist; wer soll au- Dir klug werden", sagte ich. „Weshalb könntest Du nicht auch Blaubart sein, wo Du hier plötzlich die Verpuppung abwirfst und über Ethik und weiß der Henker über was sonst noch Alle» sprichst und so gelehrt in Schifffahrtskunde bist." „Das ist nicht wahr." „Nun, dann wenigstens in nautischen Kunstausdrücken; ein Kenner des Französischen, kurz, «in weiser Mann in schmutzigem Hemde. Und Du solltest keine Geschichte hinter Dir haben? Dos glaub' ein Anderer. Ist es aber eine blutbefleckte, dann, ich sage es noch einmal, mag ich sie nicht hören. Und mit Flausen, wie Deinen Erzählungen vom schwarzen Dan, dem Schmuggler und rochen Jim, dem kühnen Piraten, die Du den Anderen als selbst erlebt auftischst, da laß mich auch zufrieden. Nur wenn Dich wirklich etwas drückt, woran kein Blut klebt, will ich es anhören, mit einer Mordgeschichte aber kannst Du Sud- beglücken, der wird Dir mit offenem Maule zuhören; er liebt ja blutige Sachen, vor Allem aber, wie er noch gestern sagte, Blutwurst." „Gott bewahre, rede Du noch einmal Lb«r mein Mundwerk; so eine Spinnmaschine wie die Deine habe ich doch noch nicht gehört; spinn Dein Garn aber nur ruhig weiter, ich habe Zeit; denk' nicht, daß ich Eile habe. Dir meine Geschichte zu erzählen. Ich habe schon Wochen damit gewartet und kann noch weiter warten. Schon seit wir Bayport verließen, lag e» mir im Kopf, ob ich Dich zu meinem Vertrauten machen sollte. Ich faßte Dich dafür in» Auge einerscitS, weil Du mir daS Leben gerettet hast, andererseits, weil ich gleich erkannt hatte, daß Du «in gebildeter Mann wärst. TS kam mir der Gedanke, wenn wir Beide unsere Köpfe vereinigten, dürften wir eS am Ende zu Stand« bringen." „WaS zu Stand« bringen?" „Warte, Du sollst eS hören." ' i „Weißt Du, ich möchte Dir aber doch gern bei Lampenlicht inS Gesicht sehen, eh« Du anfängst; hier kann ich Dich nicht recht erkennen. Grinst Du etwa?" „Ich schwöre Dir, nie war ich ernsthafter", sprach er mit tragischem Pathos. „Du argwöhnst, ich wolle mir einen Scherz machen; aber bei Gott, ich sage Dir, der Entschluß, Dich in mein Geheimniß nnzuweihen, hat mich schweren Kampf gekostet." „Na, dann erzähl«; ich werde ehren, wa» Du mir mittheilen wirst, e» sei, wa» e» sei." „Komm' zuerst «inmal mit mir in die Luke", flüsterte er, „wir werden sogleich zurückkehren." , Er stand auf und ging voran. Wenn ich ihn auch neckte, so konnte ich doch an seinem Ernst keinen Zweifel hegen. Ich muß gestehen, meine Neugierde, zu hören, wa» er eigentlich hatte, war in Wirklichkeit hoch gespannt, und, behutsam über unsere im Wege liegenden, schlafenden Leute steigend, folgte ich Deacon. Liverpool-Sam saß schnarchend auf einer Kiste, sein Mund war weit offen, seine herabgesunkenc Hand hielt die schmutzige Pfeife. Jimmy, der auf einer der oberen Pritschen lag, accom- pagnirte ihn. Die übrige Mannschaft war auf Deck. Die schwache Bewegung der Brigg machte dis Lampe langsam schaukeln und manchmal knarrte ein Balken. Ich blieb dicht unter der Luke stehen, um Luft zu haben; denn nach dem an genehmen Zug auf Deck schien mir die Atmosphäre hier unten geradezu beängstigend. Daß Sam und Jim im Stande waren, in derselben zu schlafen, zeigt, wie ein echt durchgesalzener See bär eben überall exiftiren. Alles ertragen kann und abgestumpft ist gegen DaS, war ein anderer gewöhnlicher Mensch unerträglich findet. Deacon schlich an seine Kiste und kramte darin herum. Nach dem er eine Weile in seinen Kleidern gewühlt hatte, zog er unter diesen ein sonderbares alte» Taschenbuch oder vielmehr ledernes Futteral hervor, welches sorglich mit einem Bindfaden um schlungen war. Er brachte daS Ding an di« Lampe, um den Knoten zu öffnen, und ich war überrascht, zu sehen, wie stark dabei seine Hände zitterten. Wahrhaftig, al» ich dieses Zittern, sein gelbes zuckendes Gesicht, die glühenden, funkelnden Augen und daS «igenthllmliche Aussehen bemerkte, welcher sein schwärzet Haar bei dem düsteren Scheine der Lampe hatte, da war ich ganz darauf vorbereitet, daß mir nunmehr eine entsetzliche Blutthat enthüllt werden würde. Mit einem gewissen Schauder blickte ich auf den Lederumschlag; ich sah genau, wa» kommen würde; mit rollenden Augen sah ich ihn schon vor mir, in der einen Hand ein blutgetränkte- Taschentuch, in der anderen einen rostigen Matrosendolch und dabei heiser flüsternd: Dies ist daS Werk zeug des Mordes, siehe den Beweis der unglückseligen, schrecklichen That! Herrgott, Ich schwitzte ordentlich in dieser Vorahnung. Was kam, war aber ander-. AuS dem Behältniß entnahm er das zusammengefaltete Stück einer Zeitung, welches mit einem grünen oder blauen Bändchen zusammengebunden war. Er streifte dieses ab, entfaltete die Zeitung, legt« einen Finger auf ein« Stelle derselben und forderte mich flüsternd auf, der Lampe näher zu treten und zu lesen. „WaS zum Henker zitterst Du denn so?" zischelte ich. „LieS", murmelte er mit einem sonderbaren Flackern seiner Augen. Di« Zeitung war ein Exemplar der Londoner „Times" vom Februar 1840; sie war vergilbt, fettig und zerknittirt; ihr Aus ¬ sehen verrieth, wie unzählige Male sie geöffnet und wieder zu sammengelegt worden war. Die Stelle, auf die er gezeigt hatte, stand unten in der Ecke und war überschrieben: „Die KönigS-Eichr. Alle Hoffnung auf die Erhaltung diese» Schiffes ist auf gegeben. Es ist jetzt bereits Uber elf Monate verschollen. Dieses schöne Fahrzeug, Eigenthum des Messieurs Spiers in Liverpool, wurde in Sunderland 1838 gebaut und verließ Sydney am 1. December. Seine Ladung bestand in Wolle, zwanzigtausend Sovereigns und Goldbarren im Werthe von vierzigtausend Pfund. Die Zahl der Seelen an Bord betrug sechzig, darunter waren zehn Eajütcn- und neunzehn Zwischen deck-Passagiere. E» wurde vier Tage nach dem Verlassen des Hafens von der Neuseelands-Barke „Emilie" fignalisirt, welche das Schiff unter 40° 15' Breite und 160° 3° Länge getroffen hatte. Seitdem wurde nichts mehr von ihm gehört." Als ich von dem Blatte wieder aufsah, fragte Deacon leise: „Hast Du gelesen?" Ich nickte und gab ihm die Zeitung zurück; er packte sie sorg sam zusammen und verbarg sie in den Tiefen seiner Kiste. Als er hiernach wieder auf Deck stieg, folgte ich ihm, ver wundert über sein geheimnißvolle» Benehmen und in hohem Maße neugierig, war er mir nun wohl erzählen würde. Achte» EapNel. Wir gingen auf den Platz zurück, den wir vorher verlassen hatten. Es war jetzt etwa» mehr Wind, die Segel standen voller, rauschend schlugen die Wellen gegen die Backen, die Mafien hatten eine hübsch« Neigung angenommen. Die» war doch wenigstens „segeln" zu nennen. Noch einige Tag« solche Fahrt weiter, und die südöstlichen Paffatwinde mußten unS durch daS Takelwerk pfeifen. „Hast Du Dir den Namen des Schiffe» gemerkt?" fragte Deacon. „Gewiß, die „KönigS-Eiche" war e» genannt." „Ich war HochbootsmannS-Maat an seinem Bord." „Du?" „Ja, ich; warum nicht? Ich war damals vierundzwanzig Jahre alt." „Die Zeitung sagt, daß man niemals wieder von ihm hörte, nachdem die NeuseelandS-Barke „Emilie" eS getroffen hatte. Du wurdest also gerettet und hast den Rhedern niemals Bericht erstattet?" „Da» ist mein Geheimniß", sprach er feierlich.
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