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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.10.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18981018019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898101801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898101801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-10
- Tag1898-10-18
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Morgen-Ausgabe NMgcrTagMM Druck und Verlag von E. Pol» tu Leipzi, Jahrgang 52S Dienstag den 18. October 189L Fruilletsn 7" Die Morgen-AuSgabe erscheint um '/,? Uhr, dir Abend-Ausgabe Wochentags um ü UhL Sedan wurde von vom 16. bis zum der Völkerschlacht, großer Länder sich von Austerlitz und Jena zu DaS ist noch i« unser Aller sein böses Wollen die furcht- Schlacht nahmen wir gvnz andere Stellungen ein, unser Corps stund am 21. Mai in der Gegend von Baruth und Golzen dieS- seit der Elbe . . . kann ich mit gutem Gewissen nicht thun, denn mein monat liches Tractament als Unterofficier beträgt Gulden (1 Gul den altpreußisch — I -M. Hiervon werden zwar 2 Gulden für Victualien abgezogen, bleiben doch noch 6j Gulden und dazu er halte 6 Gulden Zulage, so kann ich doch mit 12 Gulden sehr gut auskommen. Aber um einige Hemden wollte ich Sie herzlich bitten, denn seit meinem Fortgang von Königsberg sind di« drei mitgenom menen schon sehr ramponirt. — Am 20. und 21. Juli hielt der König vor seinem Abgang zur schlesischen Armee über das Bülow'fthe 3. Corps hier im Thier garten große Revue und ebenso am 24. Juli der Kronprinz von Schweden mit dem englischen General M., der jetzt bei unserer Armee bleibt... hätten. Ebenso ist festgestellt worden, nachdem die Ausführung der That i» geworden war, die eingehendsten getroffen hatten, die zur Verwendung Leipzig, 20. Oktober. Nach Ueberstehung großer Gefahren eile ich. Ihnen bekannt zu machen, daß ich eine fürchterliche, wohl die größte und hoffent lich auch die letzte Schlacht überlebt habe und mich trotz großer Strapazen und vieltägiger Aufregung und Hunger bei guter Ge sundheit befinde. Nach dem Elbübergang bei Aster, von wo ich Ihnen zuletzt schrieb, marschirte unser Armeekorps in di« Legend einer länger»» Betrachtung die Parteiiagscomödie der Social« demokrarie u. A. folgendermaßen: „Nun werden sie wieder occheim bei Muttern frisch gestärkt zu „neuen Kämpfen und neuen Siegen", sie Alle, die Veteranen und di« Recruten, die alten be währten Genossen und die jungen unbewährten, die Theoretiker und die praktischen Leute, die Regisseurs und die Souffleure, die Comodianten und das beifalls freudige Publicum, Diejenigen, die da wissen, wie der Rummel gemacht wird, und ihre Hände daran haben, und Die jenigen, die ebenfalls wissen, wie er gemacht wird, ihre Hände jedoch bis jetzt noch nicht daran haben, es aber gerne haben möchten. Und schließlich Diejenigen, die als reine Thoren weder wissen, wie der Rummel gemacht wird, noch ihre Hände an irgend etwas haben, sondern in allen Lagen vertrauensvoll auf die fünf köpfige Vorsehung blicken, die von der Katzbachstraß« Nr. 9 in Berlin aus die Geschicke der Partei leitet." — Des Weiteren wendet sich das „Neue Leben" gegen die thatsächlich grundverkehrte Anschauung, auf die Meinungsverschiedenheiten der oppor tunistischen und der revolutionairen „Genossen" die Hoffnung auf eine baldige Spaltung der Partei zu gründen: „Glaube nun aber Keiner, wie etwa naive Gemüther aus dem edlen deutschen Bürgerthume es thun mögen, daß für die nächste Zeit aus diesen chronischen Differenzen und Meinungsgegensätzen eine Spaltung der Partei entstehen wird. Daran ist vorläufig gar nicht zu denken. Einmal sind die Macher des Ganzen viel zu erfahrene Routiniers, um vorhanden« Streitpuncte dergestalt ins Extreme auswachsen zu lassen, zweitens hängt man an einer Partei, und besonders an einer Partei, die, wie die deutsche Socialdemokratie, das Ansehen hat, Trägerin einer kühnen, Welt- und menschheitsbewegenden Idee zu sein, auch dann noch, wenn man sich sagen muß, daß diese Partei ihre ursprünglichen Bahnen verlassen hat . . ., und drittens sind die dem Proletariat« gerade jetzt drohenden Gefahren in hohem Grade geeignet, zusammenzuhalten, was sonst vielleicht sich trennen möchte. Wo Zuchthausmauern und Kugeln aus Gen- darmenbllchsen drohen, schweigt der innere Zwist, und die ge meinsame Abwehr gegen den zu erwartenden Angriff tritt an seine Stelle." — Schließlich aber, so meint das „Neue Leben", werden die Gegensätze innerhalb der Socialdemokratie „logischer Weise" dem Anarchismus zu Gute kommen, der „in un beirrter principiell - revolutionairer Auffassung der Dinge den politischen Schacherhandck und alle staatsmännischen Gelüste konsequent verwirft". * Berlin, 17. October. („F liegender Gerichts- stand der Presse".) Im Gegensätze zu dem Schneide mühle« Schöffengericht, welches anläßlich der Privatklage des Probstes Renkawitz in Usch gegen die „Nat.-Ztg." die Lehre vom „fliegendenGerichtsstand der Presse" verworfen hat, ist dieser von dem Landgericht zu Schneidemühl auf Be schwerde des Privatklägers anerkannt und das dortige Schöffengericht für zuständig erklärt worden. In der Begrün dung sagt das Landgericht: Das Telict der Beleidigung, um welches es sich vorliegend handelt, ist nun nach der in Rechtsprechung und Wissenschaft herr schenden Ansicht (vergl. Olshausen, TommeNtar zum St.-G.-B. Nr. 185v, Lisizt, Vehrbuch des Strafrechts, K 96) vollendet, sobald die ehrkränkend« Kundgebung durch die Handlung des Thäters zur Kenntnis irgend Jemandes, sei es des Beleidigten selbst oder eines Dritten, gelangt. Die Annahme ist o-lso unbedenklich, daß die Beleidigung dort begangen wird, wo sie durch die Handlung des Thäters irgend Jemandem zur Kenntniß gebracht wird. Be dient sich der Thäter zur Kundgebung der Aeußerung eines Mittels, welches, wie ihm bewußt, geeignet ist, die Aeußerung mehreren an verschiedenen Orten befindlichen Personen wahrnehmbar zu machen, so ist die That an allen Orten begangen, wo eine Kenntniß- nahme durch dieses Mittel stattgefunden hat. Ohne Belang ist da bei, ob die Aeußerung von der einen oder anderen Person früher oder später wahrgenommen wird. Wendet man diese Grundsätze auf eine durch die Presse ver übte Beleidigung an, so gewinnt man in liebekeinstimmung mit der vorerwähnten Reichsgerichtsentscheidung das Ergebniß, daß ein« solche Strasthat nicht nur an dem Orte, wo das Preßerzeugniß erscheint, sondern auch überall dort begangen wird, wo dasselbe -I» Wie das Niederwalddenkmal im Westen, mag es im Osten de- Vaterlandes emporragrrr, den Zusammenhang de- Be freiungskriege- mit dem EinigungSkrieze bezeugend, beide unser Volk erhebend und beide mahnend; da- Leipziger Monument vor Allem mahnend, daß Deutschland durch schwere Leiden und Mühen hindurchgehen mußte, bis es sich selbst wieder fand, daß nationale Freiheit und nationales Leben nicht vom Schicksal als Geschenk dargeboten werden, sondern erobert und, wie der Dichter sagt, täglich erobert werden müssen. Nach großen Erfolgen hat der herrliche erste Kaiser gesagt: „UnS Preußen ist eS nicht vergönnt, im ruhigen Genuß erworbener Güter zu leben." Was für Preußen gilt, gilt für Deutschland; unser Denkmal, indem es an den Abschluß trübster Zeiten erinnert, soll dem deutschen Volke Pflicht gefühl, Wachsamkeit und Opferwilligkeit predigen. osuzeigen.Preis die L gespaltene Pettkzeile ro Pfz. Reklamen unter drin RrdactionSstrich s4g» spalten) SO-H, »ar den Aamiliennachrichtrst (6-»Walten) 40 Größere Schriften laut unserem Preis, vezzeichniß. Tabellarischer und Ziffetnsatz nach höherem Tarif. Re-action und Expedition: IohauneSgasse 8. Dir Expedition ist Wochentags nnunterbrochrH geöffnet von früh 8 bis Abend- 7 Uhr. daß der Boden unter unseren Füßen erzitterte. Wir waren ein« Stunde lang auf gestürztem Acker marschirt und daher sehr fatiguirt, auch weht« der Wind uns gerade die aschig« Acker erde ins Gesicht, aber wir gingen doch mit größter Kaltblütig keit vor und erstürmten die Batterien. Der Kampf um das Dorf, das von den feindlichen Kartätschen vollständig in Brand ge schossen war, wogte hin und her. Drei Mal mußten wir mit dem Kolben drsinschlagen und, Brust an Brust kämpfend, den Besitz des Dorfes erringen, bis wir Succurs erhielten. Der Feind floh in größter Verwirrung, und da er wenig Cavallerie zur Deckung seines Rückzuges hatte, verfolgten unsere Husaren ihn stürmisch und machten gegen 8000 Gefangene. Auf unserer Seite rechnet man 4—5000 Verwundete und Tobte. Der Kron prinz von Schweden wie auch General von Bülow setzten sich dem heftigsten Kugelregen aus. Die 4 französischen Corps unter dem Oberbefehl des Marschalls Ney sehen sich jetzt an -der Saale fest. Wir stehen dicht an der Elbe und erwarten den Brückenbau zum Uebergang. Seit dem Waffenstillstand im Juli haben wir noch keine festen Quartiere gehabt, sondern stets unter freiem Himmel, manchmal bei Sturm und Regen bivouacirt. Stroh gab's auch wenig; man war froh, wenn man des Nachts sich an einen Puloerwagen oder an rin erschossenes Pferd anlehnen konnte. Meine Briefe an Sie, liebe Eltern, habe ich meist auf der Erde liegend auf meinem Tornister geschrieben. Aber alles Das will ich gern aushalten, wenn ich Aussicht habe, mein Ziel zu er reichen und die Epaulettes zu bekommen..... G * Mittenwalde bei Berlin. Von Neuigkeiten ist nur zu berichten, daß ein Waffenstill stand bis 20. Juli geschlossen. Unser König hat den Truppen diese Erholung bestimmt und sie aus dem schon stark mitgenom menen Sachsen zurückgezogen und auf die Dörfer und Städte längs der sächsischen Grenze verlegt. Das Bülow-Eorps steht größtentheils in und um Berlin, blos unser Füsilierbataillon hat d«n Dienst an der Grenze behalten. Bonaparte wünscht sehr den Frieden, man glaubt aber nicht, daß er ihm wird gestattet werden. Nach dem Gefecht bei Hoyerswerda, worüber ich Ihnen schon schrieb, trafen wir mit den Franzosen noch bei Luckau in Sachsen zusammen, das wir erst nach heftiger Gegenwehr und nachdem die Franzosen es uns zweimal wieder entrissen hatten, beim dritten Sturm in Besitz nehmen konnten. Bei dieser Affaire, als unser tapferer Eapitam Orlikofsky mit uns Tirailleuren den Berg erstürmte, um die feindlichen Geschütze zum Schweigen zu bringen, fiel er von zwei Kugeln durchbohrt ... Si« schreiben mir, liebe Eltern, ich soll meine patriotisch« Ge sinnung nicht übertreiben und mein Leben nicht muthwilliq aufs Spiel setzen. Es ist wahr, daß ein römischer Krieger Decius sich dem Tode weihete dadurch, daß er sich ohne Ueberlegung in einen Haufen Feinde stürzte. Das ist nicht Tapferkeit, denn jeder brave Soldat soll sich dem Vaterlande zu erhalten suchen, aber wo man Hoffnung hat, durchzudringen und der Gefahr zu entkommen, da erfordert es wohl auch die Ehre eines schlichten Landmannssohnes, sein Leben für den König preiszugeben und den Sieg erringen zu helfen... Sie schreiben auch, warum ich nicht Geldbedarf habe. Dieses Vor fünfundachhig Jahren. (Briefe eine» «ombattanten leone 3. preutz. Armeekorps.) Nachdruck verboten. Don den hier lebenden Nachkommen eines Ostpreußen, der als junger begeisterter Patriot freiwillig im Füsilier-Bataillon des ostpreußischen 3.Infanterie-Regiments di« Feldzüge 1813—1815, insbesondere auch di« Schlachten bei Groß-Beeren, Dennewitz und den Sturm auf Leipzig mitgemacht hat und für seine Tapfer keit mit dem eisernen Kreuz decorirt und später zum Officier er nannt wurde, werden uns nachstehend« Aufzeichnungen zur Ver öffentlichung überlassen. Diese Briefe des 18jährigen jungen Ostpreußen, unmittelbar nach den kriegerischen Ereignissen, zum Thril während der Schlachttage niedergeschrieben, geben in ihrer einfachen, schlichten Schilderung immerhin einen interessanten Beitrag zur Geschichte jener denkwürdigen Tag«. .... d. 6. Juni 1813. Liebe Eltern! Nach den heftigen Gefechten bei Magdeburg, wo es der 9. und 11. Compagnie unsere- Bataillon» gelang, 100 Gefangene zu machen und den Franzosen ein schon auf Kähnen an der Elbe ver ladenes großes Heumagazin wieder zu entreißen, wurden wir von den Russen abgelöst und gingen über die Elbe, umHallezu be setzen. Leider konnte unser Corps unter General von Bülow nicht an den schweren Kämpfen theilnehmen, die unsere Armeen in diesen Tagen bei Lützen*) zu bestehen hatten. Nach dieser *) Großgörschen bei Lützen, den 2. Mai 1813. Anzeiger. Hmtsölatt -es Höntglicljen Land- UN- Amtsgerichtes Leipzig, -es Rattzes «n- Notizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. ZUM 18. Oktober. 52 Fünsundachtzig Jahre sind eS heute, daß auf unseren Feldern in furchtbarem Völkerringen der Erbfeind mit seinem gewaltigen KriegSfürsten an der Spitze zur Räumung des deutschen Boden- gezwungen wurde. Die Erinnerung an diese Schicksalswendung geziemt sich, nicht obschon, sondern weil zahl reiche und große Gedenktage an den späteren, herrlicheren Krieg hinter uns liegen. Sedan hat Leipzig nicht in Vergessenheit gebracht, denn der Tag von Leipzig ist der Vater des TageS von Sedan geworden. Gewiß, auf Sedan folgte das Reich, die Kaiserkrone, die Wiedergewinnung von Elsaß-Lvthringeu, nach Leipzig kam der unselige deutsche Bund; Deutschen allein »geschlagen, die Kämpfe 19. Octvber 1813 führen den Namen weil an diesen Tagen die Kraft dreier eines gemeinsamen Feindes zu erwehren hatte. Nicht in den Siegesfrüchten gleicht 1813, gleichen die folgenden zwei Kriegsjahre dem Zuge von 1870. Und dennoch hat Leipzig durch Wörth, Sedan, Metz und Paris an national geschichtlicher Bedeutung nicht verloren, sondern gewonnen. Die Völkerschlacht zog die Befreiung Deutschlands von der Fremdherrschaft, von zwanzigjährigen unsäglichen Leiden nach sich. Napoleon konnte bei Hanau einen Versuch, ihn in seinem Rückzug aufzuhalten, zurückweisen, aber der Sieg sicherte ihm auch nicht- mehr, als eben den Rückzug. Er wich von deutscher Erde und seitdem hat keimeS bewaffneten Franzosen Fuß mehr den Boden unseres Vater landes betreten dürfen. Getrachtet, die Tage erneuern, hat der Erbfeind, frischer Erinnerung. Wenn bare Strafe finden konnte, die wir kennen, so war es der Sieg von Leipzig, der zu jener geeinten deutschen Kraft, die ohne fremde Hilfe Sedan zu schlagen vermochte, die Wurzeln pflanzte.' Wohl war schon vorher, besonders in Preußen, unter dem harten Drucke deS Uebermuth zur Raubsucht gesellenden Feindes die Erkenntniß der Nothwendigkeit deS Zusammenschlusses aller deutschen Stämme, der nationale Ge danke, emporgesprossen. Stein hatte zu wirken begonnen, Arndt und Rückert ihre Lieder gesungen, die, über die Abwehr der gegenwärtigen Schmach hinauSweisend, ein einiges Deutsch land priesen. Aber Fleisch gewonnen hat der Gedanke erst durch die Schlacht bei Leipzig; von diesem Tage datiren die ernsten deutschen Einigungspläne. AuS dem Siege, der Befreiung sog das Nationalgefühl reichere Säfte, als an der lähmenden Bedrückung; zum Zorn über das Erduldete gesellte sich ein wiedererwachter deutscher Stolz. Er fand lange keine Befriedigung, er konnte lange die nicht finden, die ihm mehr als ein halbes Jahrhundert später wurde. Aber die Schlacht bei Leipzig hat unser Volk aufgerichtet, bis eS so männlich und fest stehen konnte, wie es das große Jahr der Erfüllung gesehen hat. Darum sollen wir an der Er innerung deS 18. Oktobers festhalten als an der eines deutschen SegenStageS, dessen Nachwirkung wir Sedan, den Kaiser und daS Elsaß verdanken. Und darum soll das kommende Jahr hundert in seinen frühesten Tagen das Denkmal sich erheben sehen, mit dem Deutschland sein Verständniß und seine Dankbarkeit für die große Leipziger That der Väter bekundet. Armahmeschluß fiir Anzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halb« Stunde früher. Unzeiten sind stets an Hs« Grpepiki-S zu richten. Filialen: ktt« Klemm's Sortim. (Alfred Hahn)- Universitätssrraße 3 (Pauliniv), LouiS Lösche, Katharinenstr. 14, Part, und KöZigSplatz L Extrn-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung SO—, mit Postbesürderung 70.—. Bivouac beim Dorfe Aster an der Elbe, d. 16. September. Nach der mörderischen Schlacht bei Groß-Beeren, wo ich unter Gottes Schutz unblessirt davon kam, habe ich Ihnen schon ge schrieben, aber mein Brief scheint nicht in Ihre Hände gelangt zu sein. Wir marschirten nach Wittenberg, das von den rus sischen Truppen eingeschloffen wurde. Käst täglich fielen kleine Gefechte vor, denn Bonaparte setzte Alles daran, sich Berlin zu nähern und cs einzunehmen. Am 6. September erschienen die Franzosen vor Jüterbogk und dachten uns zu umgehen. Aber unser wackerer Divisions-General Tauenzien merkte ihre Absicht und vertheidigte unsere Position aufs Hartnäckigste. — Wegen der Einschließung von Wittenberg hatte unser Armeecorps eine sehr ausgedehnte Stellung. General von Bülow muhte mit 40 000 Preußen 70 000 Franzosen angreifen. Der Angriff ge schah bei dem Dorfe Dennewitz Vormittags 11 Uhr. Die Schlacht dauerte vis nach 8 Uhr AbendS. Zwei ¬ hundert Kanonen hatte der Feind a.rfgepflanzt, welche uns von der Höhe mit solcher Heftigkeit beschossen, Folge d«r zu seiner Verbreitung dienenden Veranstaltung zur Kennt- üiß von Lesern gelangt. Die Verbreitung einer Zeitung über den Ort des Erscheinens hinaus geschieht in der Regel mittels des Post- debits. Ter Redacteur weiß und will, daß durch dieses Mittel ver Inhalt seines Blattes seinen Lesern zugänglich gemacht wird, Er muß also auch damit rechnen, daß ein darin enthaltener beleidigen der Artikel an allen Orten gelesen und bekannt wird, wo sich auch nur ein Abonnent seines Blattes befindet. Dieses Bewußtsein genügt, um seine Verantwortlichkeit in dem gedachten weiteren Sinne gn begründen. Die Ansicht des Vorderrichters, dass die Wirkung der That an anderen Orten don dem Thäter ausdrücklich gewollt sein müsse, schließt «ine Verkennung des Bsgtifss des straf deren Vorsatzes durch zu enge Begrenzung in sich. Wollte man endlich auch zugaben, daß die sich aus der entwickelten Rechts- auffaffung ergebende Häufung der Gerichtsstände mancherlei Un zuträglichkeiten im Gefolge hat, und «ine Abänderung Les gegenwärtigen Rechtszustandes Wünschens werth sei-n mag, so wäre eine solche Erwägung auf die Ent scheidung ohne Einfluß, da ja lediglich das geltende Recht zur Anwendung zu bringen ist. Nach alledem bleibt nur noch die Frage zu prüfen, ob vorliegend auch in thatsächlicher Beziehung der Gerichtsstand des 8 7 Straf- Proeeß-Ordnung begründet ist. Dies war zu bejahen. Tenn eS ist gerichtslundig und auch bisher von keiner Seite in Zweifel gezogen, daß um die fragliche Zeit die „National-Zeitung" in Schneidemühl gehalten wurde, daß insbesondere auch die beiden angeblich beleidigenden Artikel zur Kenntniß hiesiger Abonnenten und anderer Personen gelangt sins. Das hiesige Schöffengericht ist somit zur .Entscheidung zuständig. Die Rechtsprechung, welche das Schneidemühler Landgericht als „gegenwärtigen Rechtszustand" bezeichnet und selbst für ab- änderungsbedürftig zu halten scheint, beruht bekanntlich nur auf der Entscheidung eines einzelnen Senats deS Reichsgerichts vom Jahre 1892. Bis dahin hat man von einem derartigen „Recht zustand" nichts gewußt. , D Berlin, 17. October. (Telegramm.) Die „Nordd. Allgem. Ztg." deftStigt die auS englischer Quelle verbreiteten Meldungen auS Alexandrien über den gegen Kaiser Wilhelm geplanten Anschlag und sagt: „Die bei den Verhafteten vorgefundenen Schriftstück« lassen über ihre Absicht, einen Mordanschlag gegen den Kaiser zu verüben, keinen Zweifel. ES steht fest, daß die beschlagnahmten Bomben eine sehr starke Ladung Schieß baumwolle und großkalibrige Revolverkugeln enthielten und zweifellos eine äußerst starke Spreng- Wirkung entwickelt daß die Verbrecher, Egypten unmöglich Vorbereitungen fertiggestellten Bomben nach Jaffa zu schaffen." — Der Gesandt« Transvaals, vr. LeydS, wurde gestern Mittag vom Reichskanzler Fürsten Hohenlohe empfangen, nachdem er am Sonnabend, wie berichtet, eine Besprechung mit dem gegenwärtigen Leiter der auswärtigen Angelegen heiten, Herrn v. Richthofen, batte. * Bon -er Nordgrenze, 16. Oktober. Von Mitgliedern der dänischen Partei war seiner Zeit, wie im „Hamb. Corr." berichtet, eine Sammlung zur Beschaffung einer Leibrente für den Reichstagsabgeordneten Gustav Johannsen veranstaltet morden. Wegen Nichtcinholung obrigkeitlicher Genehmigung ward gegen die Beteiligten Anklage erhoben. Das Schöffen gericht zu Röddiny hat nunmehr das Erkenntniß gefällt. Danach wurden zw«i Angeklagte, unter ihnen Skrumsager-Kjöbenhoveo, zu je 50 oL, ein Dritter zu 30 cA Geldstrafe verurtheilt. Sech» Angeklagte, darunter Redacteur Jessen von „Flensborg Avis", gingen wegen der für sie eingetretenen Verjährung frei aus. — Ein Gegenstück dazu bildet folgender Vorgang: Dänisch gesinnte Damen aus dem nördlichen Schleswig haben in den dänischen Bezugs-Prer? In her Haupterpedition oder den km Stadt bezirk und den Vororten errichteten Las- aabestellrn abgeholt: vierteljährlich^ 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus ^iS.LO.- Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vi»rtel;ädrlich 6.—. Directe tägliche Kreuzbandjendung in- Ausland: monatlich 7.50. Deutsches Reich. -2- Leipzig, 17. October. Der Bund der Landwirthe scheint für den bevorstehenden Winter eine noch regere Agitation für nothwevdig zu halten, als er seither schon unterhalten hat. Wenigstens dürfte ein Inserat in den „Leipziger Neuesten Nachrichten" — daS vielleicht auch in anderen Provinzialblättern erschienen ist — dahin zu deuten sein. In demselben werden vom Verlage der „Deutschen Tageszeitung" zur Agitation auf dem Lande geeignete Herren gesucht, welche in kleineren Versammlungen sprechen können. Den Anerbietungen sind Lebenslauf und Entschädigungs ansprüche beizufügen. Hiernach scheint eS als dringliches Bedürfniß empfunden zu werden, mehr Zug in die BunveS- sache zu bringen. 6. 8. Berlin, 17. October. (Eiseubahnarbeiter- bewestuug.) Im Lager deS socialdemokratischcn Verbandes der Eisenbahner Deutschlands horchte man hoch auf, als die Nachrichten von dem drohenden Eisenbahnarbeiterausstand aus Pari- hier eintrafen. Die Leiter deS Verbandes, speciell der Genosse Bürger-Hamburg, unterhalten ja nach Frankreich hin lebhafte Beziehungen und waren wohl auch durch den Generalsecretair Guörard genügend über den Stand der Sache orientirt. Man wußte hier ganz genau, daß es mit der französischen Eisenbahn-Organisation bei Weitem nicht so bestellt sei, als behauptet wird. Auf dem internationalen Eisenbahnarbeiter-Congreß in Mailand vom 29. August bis 1. September 1895 hatten die Franzosen zwar den Mund gehörig vollgenommen, waren aber regelmäßig zurück gewichen, sobald die Heißsporne in Paris und Marseille von einem allgemeinen Streik zu reden anfingen. Die Leute deS deutschen socialdemokratischen EisenbahnarbeiterverbandeS stehen den Franzosen, was die großen Worte anbetrifft, in nichts nach. Genosse Bürger bat aus einer Eisenbahn-Versammlung in Oldenburg erklärt, daß die Bewegung unwiderstehlich sei, überall glühe eS, überall erwärme man sich an dem Gedanken der Erringung einer neun- resp. achtstündigen Arbeitszeit. Wir glauben jedoch gut unterrichtet zu sein, wenn wir behaupten, daß der ganze socialdemokratische Verband noch nicht 2000 Mann zählt. Der klerikale bayerische Eisenbahner-Verband ist weit kräftiger, er hat sich jetzt auch ein eigenes VerbandSorgan zugelegt, das dem social demokratischen Verbände den Fehdehandschuh ins Gesicht geworfen hat, indem eS erklärt: „Gott, Ehe, Familie, Eigen- tbum, König und Vaterland werden uns immer als heilige Namen im Herzen geschrieben stehen. Wir meinen, daß ohne Gehorsam kein Gemeinwesen, nicht einmal eine Räuber bande bestehen kann." Vorläufig ha», wie gesagt, trotz aller großsprecherischen Worte die socialdemokratische Eisenbahn arbeiterbewegung Nicht- zu bedeuten, da» schließt freilich nicht auS, daß sie zur Macht anwachsen kann, wenn die französischen Eisenbahner irgend einen Erfolg erringen. Berlin, 17. Oktober. (Anarchistische Beur- theilung des socialdemokratischen Partei tages.) Das anarchistische „Neue Leben" verspottet in
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