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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.10.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18981018019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898101801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898101801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-10
- Tag1898-10-18
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77V6 Zeitungen zur Einsendung von Beiträgen für einen silbernen Kranz, der auf den Sarg der verstorbenen Königin von Däne mark gelegt werden soll, aufgefordert. Der Oberpräsident, Staatsminister v. Köller, hat nun den Frauen Asmussen in Hadersleben und Andresen in Apenrade folgendes Schreiben durch die Landräthe übermitteln lassen: „Schleswig, 7. Oktober 1898. Sie und mehrere Tomen fordern in den Zeitungen „Tannevirtc" n»o „tzejmdal" unter dem :>». v. M. zur Einsendung von Geldbeiträgen aus, welche für einen sildcrnen tiranz auf dein sarge der Königin Luise von Tänemart verwendet werden sollen, und erkläre» sich bereit, diese Beiträge in Empfang zu nehmen. Derartige d'ollecteu bedürfen meiner Er- wubckiß zufolge tz 1 der Polizeivervrdnung vom M. Januar 1892. Ta Sie, wie ich annehmcn will, nur aus Berschen meine Ein willigung nicht nachgcsuchl haben, so will ich sic Ihnen hier mit n a ch t r ä g l i ch e r t h c i l e n.« Diese Art, die Uebertretung von Verordnungen zu rügen, findet sogar Anerkennung in der däniscken Heupresse. * Hamburg, 16. Oktober. Dem Ausschuß für die Er richtung eines BisniarckdenkiualS in Hamburg sind au Beiträgen bisher nicht weniger als 134 628,07 .L zugegangen. Der Platz, auf dem das Denkmal errichtet Werder soll, ist noch nicht bestimmt worden, vorgeschlagen sind verschiedene. Man hofft die Summe der Beiträge auf eine halbe Million ;n bringen. ft Pose», 16. Oktober. Wenngleich den g r o ß p o l n i s che n Agitatoren die vom Kultusminister I)i Bosse verfügte Fernhaltung der Socialdemokratie von der Schulaufsicht ganz willkommen ist, so wollen sie doch für sich selber um keinen Preis auf die Schule als Werkzeug der Polonisirung verzichten. In diesem Sinne verlangt der „Goniec Wielkopolski", „daß die Schule von Leuten geleitet werden müße, die deren hohe Aufgabe kennen, die da wissen' daß die Schule nicht eine Sclavindes Staates, sondern e i n K i nd d e r K i r ch e ist, daß Vie Kinder nicht wie die Thiere dressirt werden, daß das erste Anrecht auf die Schule nach Gott die Eltern besitzen, die nicht haben wollen, daß der Geist in ihren Kindern getödtet und ihnen die Germanisirung ringrimpft werde, wie dies in unseren polnischen Gegenden der Fall ist." Daher sich denn Vas Blatt auch keineswegs etwas Gutes für die polnische Sache davon verspricht, „wenn bei uns erst damit begonnen wird, durch das Regierungssicb die Spreu und allerlei Unreinigkeiten durch zuschlagen und die Schäflein von den gehörnten Böcken abzu sondern" Vor noch nicht langer Zeit wurde im preußischen Abgeordnetenhause von antimonarchistischen Bestrebungen des polnischen Volkes gesprochen, und der H.-K.-Tismus betrachtet die Polen als ein staatsfeindliches Element. Seien wir daher auf unserer Hut!" 6. «cincn (Westfalen), 17. October. (Prioattele - gramm.) Graf Friedrich von Landsberg- Velen, Vorsitzender der Rheinisch-Westfälischen Malteser genossenschaft, der Vater 'des jetzigen Vorsitzenden des West fälischen Bauernvereins, ist im Alter von >84 Jahren infolge eines Herzschlages gestorben. (Wiederholt.) * hrlbcvfel-, 16. Oktober. Wie es mit der freisinnigen Lehrerfreundlichkeit in Wirklichkeit bestellt ist, hat sich auch hier kürzlich gezeigt. Der hiesige Rectorenverein richtete eine Eingabe, betreffend die Benutzung der Schulhöfe zu Spiel plätzen, an die städtische Schuldeputation und späterhin auch in Abschrift an die Stadtverordneten. Ueber diesen Vorgang hat sich am 27. September der bisherige Licepräsident des Reichs tages, Herr Reinhard Schmidt, als Mitglied des Stadt oerordnetencollegiums in dessen öffentlicher Sitzung folgender maßen dahin geäußert: „Mir ist auch eine solche Zuschrift zugegaugen, und Ich habe mich nicht wenig darüber gewundert, daß, wenn hier in der Stadtver- Lirdneten-Versainmlung über etwas verhandelt worden ist, dann gleich ein Verein von Personen, welche von der Stadt angestellt und besoldet sind, sich für berufen erachtet, uns gute Rathschläge z» geben. Ich Bin der Meinung, daß wir «ine solche Zuschrift nicht im „Tagt. An;." veröffentlichen, sondern die Herren aus den Instanzenweg verwaisen. Die Lache wird von der Verwaltung untersucht werden und dann hier zur Sprache kommen. Wir Haden keine Veranlassung, jetzt in Betracht zu »ziehe», was die Herren schreiben.« > , Der Elberfelder Rectorenverein hat gegen die tact- und halt lose Auslassung des freisinnigen Führers eine öffentliche Er klärung zur Abwehr erlassen. * Düsseldorf, 16. Oktober. Zn einer socialdemokratischen Versammlung Hierselbst nahm Herr Lütgenau als Redner Veranlassung, seine früheren Bemerkungen über die Prügel strafe in allerdings sehr gewundener Form zurückzunehmen. Er erklärt sich jetzt für einen Feind der Prügelstrafe und wird nun als reuiger Sünder nicht aus der Partei „stiegen". * Aus der Rheinpfalz, 16. Oktober. Die für die Rhein pfalz geplanteNeuorganisation deruationalliberalen Partei ist nunmehr fast vollständig zum Abschluß gebracht. Fast in sämmtlichen Bezirken der Pfalz ist die Begründung von Cantonalvereinen erfolgt. Nur einige Eantone stehen noch auS, doch darf angenommen werden, daß bis Ende dieses Monats, wo der mit Rücksicht auf die noch nicht beendet ge wesenen Vorarbeiten schon einmal verschobene Parteitag der pfälzischen Nationalliberalen in Neustadt a. H. stattfindet, die BereinSbegründungen in allen Bezirken erfolgt sind. Leider wird die Neuorganisation — die bisher unter zu den besten Hoffnungen berechtigender reger Betbeiligung von Wählern in Stadt und Land glatt und ohne jede Störung vor sich ging — keine ganz einheitliche werden, indem der Nationalliberale Verein für den Bezirk Zwei brücken die von der Parteileitung vorgeschlagene Begründung von Cantonalvereinen nicht gutgeheißen, sondern sich ein stimmig für Beibehaltung der seit 28 Jahren bestehenden alten Organisation ausgesprochen hat, die sich im Zwei brücker Bezirke allerdings nicht bloS bei den letzten, sondern auch bei früheren NeichStagSwahlen vorzüglich bewährt hat. Da sich indeß auch der Zweibrücker Verein der Parteileitung in jeder Beziehung unterordnen und insbesondere auch in den einzelnen Cantonen des Bezirkes Vertrauensmänner aufstellen wird, girbt der von den dortigen Parteigenossen gefaßte Beschluß zu keinerlei Bedenken Veranlassung. Die neue Organisation ist so ge dacht, daß in den einzelnen Cantonen Ausschüsse gebildet werde», die ihren Sitz unv die Vorstandschaft im CantonS- hauptort haben, zu denen die OrtSgemeinden aber, je nach ihrer Größe, die entsprechende Anzahl von Mitgliedern stellen. Der Statutenentwurf liegt bereits vor und läßt erkennen, daß die CantonauSschüsfe schließlich wieder in einen Haupt- auSschuß für den RrichStagSwablkreiS zusammengefaßt werden solle». Aus diesen Ausschüssen für die sechs Wahlkreise bildet sich daun der leitende Ausschuß für die ganze Pfalz. * Nürnberg, 17. Oktober. (Telegramm.) Gestern Nachmittag stellte hier eine größere Anzahl von Motor wagenführern und Schaffnern der elektrischen Straßenbahn die Arbeit ein, wodurch eine größere Ver kehrsstockung verursacht wurde. ES blieb nur eine Linie im Betrieb. Die Führer der Motorwagen wurden von Civil- perjonen zur Niederlegung der Arbeit angcfeuert. Am Spät nachmittage führte eine Besprechung zwischen der Straßen- bahndirection und einer auS acht Mann bestehenden Abord nung der Wagenführer und Schaffner zu einem friedlichen Vergleiche. Es wurde den Wagenführern und den Schaff nern eine Erhöhung ihres Tagelohnes von 2,50.^ aus 3 bez. 3,50 „L zugestanden. Die zehnstündige Fahrzeit wird bei- behalken, weil nach einem ärztlichen Gutachten die Gesundheit durch eine zehnstündige Arbeitszeit nicht gefährdet wird. >V. Stuttgart, 16. Oktober. Der württcmbergische Landtag wird in der ersten Hälfte des nächsten Monats wieder zusammentreten. — Zn den Hochzeilsfestlichkeiten am hiesigen Hofe trifft in der letzten Octoberwoche die Königin Wilhelmine von Holland hier ein. — Die Arbeiten an der Bodenseegür trlbahn sind auf der württembergischcn und auf der bayerischen Seite so weit vorgeschritten, baß der Betrieb der Linie Friedrichshafen-Lindau mit 1. Juli 1899 ausgenommen werden kann. Oesterreich-Ungarn. Tschechische Hetze. * Wien, 17. Oktober. (Telegramm.) Gestern erfolgte die feierliche Eröffnung des ersten tschechischen VereinShauseS, wobei über hundert Wiener slawische und viele auswärtige Vereine vertreten waren. Das Hauö war innen und außen mit tschechischen Fahnen und Wappen der „Länder der Wenzelskrone" geschmückt. Der Jungtscheche Abg. Prof. Kurz sagte in der Festrede: Die Wiener Tschechen hätten ein Nationalbaus, aus dem sie Niemand hinaus drängen könne. Jeder Wiener Tscheche solle sichö zur Pflicht machen, nur bei Gesinnungsgenossen zu kaufen, nur bei ihnen Arbeiten besorgen zu lassen, dann werde sich die tschechische Bevölkerung Wiens mehren wie der Sand am Meer und sich in der Neichshauptstadt als Nation fühlen. Die nächste Volks zählung werde zeigen, daß sich die Tschechen in Wien in er freulichstem Maße vermehren. Der Redner forderte die tschechischen Frauen Wiens, deren Zahl 80 000 betrage, auf, nur bei Gesinnungsgenossen zu kaufen, dann könnten jährlich ungezählte Millionen dem gemeinsamen Feinde entzogen werden. (Boss. Ztg.) Zum Ausgleich. * Pest, 17. Oktober. (Telegramm.) Abgeordneten haus. Das HauS lehnt mit großer Mehrheit den Antrag Les Ab geordneten Polonyi (unabhängig) aus Rückverweisung des Jndemuitätsantrags an den Finanzausschuß ab. Polonyi beantragt, Len Bericht des Finanzausschusses als Zeichen Les Miß trauens gegen das Cabinet an die Sektionen zu leiten, und sordert die Regierung auf, ihren Standpunkt in Bezug auf die Rede Bi- linski's im österreichischen Ausgleichsausschuß seilzustellen und die Quotenvorlage zu unterbreiten. Abg.G ul luer erklärt im Namen der Natioualpartei, jetzt sei die Stunde der Abrechnung gekommen; die Nationalpartei werde, um ihr Mißtrauen zu zeige», für Len Antrag Polonyi stimmen. Koloman Tisza erklärt in einer per sönlichen Bemerkung, er habe stets verkündet, daß Ungarn aus Grund des Selbstbestimmungsrechtes gegebenenfalls auch Zoll schranken errichte» könne. Ministerpräsident Baron Banffy führt, von lärmenden Zwischenrufen der Linken unterbrochen, aus, er lasse sich Lurch die ungerechten Angriffe der Opposition nicht von denr Standpunkte der Mäßigung abbringen. Es handele sich gegenwärtig nicht um den Ausgleich; daher ersuche er, die Vorlage mit Umgehung der Sektionen aus die Tages ordnung zu setzen. Er habe den Muth, im Interesse des Landes die Verdächtigungen, VerlenmdungeMund Bedrohungen mit Selbstbewußtsein zu ertragen. Nicht die Opposition trage die Verantwortung für die Gestaltung der Ereignisse, und die Regierung sei sich dieser Verantwortung bewußt. Im Sinne dieser Verantwortung habe die Negierung vom Ge sichtspunkte Les Vorlheils für das Land aus zu benrthcilen, wann sie, und ob sie sich äußern wolle. Die Regierung habe, indem sie sich die Interessen des Landes vor Augen halte, den Muth, Len Provokationen standzuhalten. Die Regierung sei sich bewußt, im Interesse Les Landes zu handel», und sei sich bewußt, daß die überwiegende Mehrheit im Parlamente und im Lande ihr Vorgehen billige. In diesem Bewußtsein würde die Regierung die Interessen des Landes auch gegen die Opposition vertheidigen. „Sie können Obstruktion treiben", schließt Banffy, „aber die Regie rung wird auch fernerhin Las Interesse des Landes wahren." (Lärm links, stürmischer Beifall rechts.) Der Präsident schließt die Debatte. Die Opposition verlangt namentliche Abstimmung und deren Ver tagung bis morgen, ein Verlangen, dem der Geschäftsordnung ge mäß entsprochen werden muß. Die Abstimmung wird also aus morgen auberaumt. * Hermannstadt, 17. Oktober. (Telegramm.) Der griechisch-orthodoxe Metropolit vr. Miron Noma», der Erzbischof von Siebenbürgen und Ungarn, ist gestorben. Frankreich. Ende -cS Streiks; AbrüstnngS-Conferenz. Paris, 17. Oktober. (Telegramm.) Der AuSstand der Bauarbeiter ist heute vollständig beendet. Die Arbeitsbörse ist fast leer. Die Truppen sind auS den Werkstätten zurückgezogen. Die Bahnhöfe gewähren ihren gewohnten Anblick. * Parts, 17. Oktober. (Telegramm.) Wie der „GauloiS" zu melden weiß, Ivird der russische Minister deö Auswärtigen, Graf Murawjew, sich von Paris nach Brüssel begeben, da dcr russische Kaiser zu wissen wünscht, ob König Leopold zustimmen würde, daß die Frievens- conferenz in Brüssel abgehalten werde. (Wiederholt.) Schweiz. . Anarchistisches. * Vern, 17. Oktober. (Telegramm.) Der Bundes präsident Russi hat vor einiger Zeit anarchistische Droh briefe erkalten, worauf polizeiliche Maßnahmen ergriffen wurden. DaS eidgenössische Polizeivepartement beruft eine Conferenz der kantonalen Polizeidirectoren behufs Besprechung eines einheitlichen Vorgehens in Sachen der Fremden polizei ein. Die Conferenz wird nach der bevorstehenden Herbsttagung der Bundesversammlung znsammentrcten. Niederlande. * Haag, 17. Oktober. (Telegramm.) Die Königin Wilhelmine und die Königin-Mutter werden sich am 24. d. M. nach Arolsen und am 26. d. M. von dort nach Stuttgart begeben. Am 31. wird die Königin nach dem Schlosse Loo zurückkehrcn. Rußland. * Petersburg, 17. Oktober. (Telegram m.) In Nikolajew wurde dieser Tage die Kiellegung des großen, für das Schwarze Meer bestimmten Panzerschiffes „Fürst Potemkin von Taurien" vollzogen. Das Schiff soll 16 secbs- zöllige und 14 dreizöllige Geschütze erhalten. — Großfürst und Großfürstin SergiuS Alexandrowitsck sind am Sonnabend Abend von Moskau in das Ausland abgereist. — Der Minister für Verkehrswege, Fürst Chilkow, wird morgen ins Ausland abreisen. (Wiederholt.) Orient. Kaiscrreisc; Kreta * Konstantinopel, 17. Oktober. (Telegramm.) Die Zeitung „Sabah" hat beute zu Ehren des Besuchs des deutschen KaiserpaareS eine illustrirte Beilage auSgegeben, in der eS heißt: Die Hauptstadt des osmanischen Reiches sei glücklich über die Ankunft des glorreichen Kaiserpaares. Die Geschichte beweise, daß zwischen beiden Reichen beständig freund schaftliche Beziehungen geherrscht hätten/ Die Mitglieder des Hohenzollernbauses hätten sich stets aufrichtige Freund schaft im Orient erworben; so Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III. Auch das jetzt erwartete Kaiserpaar sei durch den Besuch vor neun Jahren in unvergeßlicher Erinnerung geblieben. Alle Osmanen begrüßten einmüthig den Kaiser Wilhelm und die Kaiserin Auguste Victoria, und wünschten dem Kaiserpaare bestes Wohlergehen und dem deutschen Volke, das unter dem Schutze seines Kaisers sich glücklich fühle, das höchste Vvlkerglück. Die Kaiserreisc werde in den Herzen der Osmanen eingegrabcn bleiben. * Konstantinopel, 17. Oktober. (Telegramm.) Wie hiesige Blätter melden, wird derStadtpräfect im Namen der Bevölkerung Konstantinopels dem deutschen Kaiser paare eine LuxuSvase und eine silberne Blumenvasc mit einer Inschrift überreichen, die die Freude der Bevölkerung über deu zweiten Besuch deS deutschen Kaisers in Kon stantinopel Ausdruck verleiht. * kauca, 17. Oktober. (Telegramm.) Es ist bestimmt worden, daß die int ernationalen Truppen außerhalb Caneas ein Lager beziehen und daß am 18. d. M. mit der Blockirung der Stadt begonnen wird, falls bis dabin die Pforte die Forderungen der Mächte nicht angenommen hat. DaS französische Sladtcommando nnd die Gen darmerie sind nach Halepa versetzt worden. Sämmtlicke Ebristen, sowie die fremden Staatsangehörigen haben die Stadt verlassen. Militair und Marine. — Berlin, 16. Oktober. Aus den jüngsten Personalver änderungen im Heere ist zu entnehmen, daß von den vier ältesten Obersten der Jnsanlerie, welche als Vorstände von Corps- Bekleidungsämtern verwandt und bei der Beförderung zum Generalmajor übergangen wurden, drei den erbetenen Abschied mit Pension unter gleichzeitiger Verleihung des Charakters als General major bewilligt erhalle» haben. Hiernach kann es als Grundsatz angesehen werden, daß die Vorstände der Bekleidungsämtcr, die den Rang und die Gebührnisse der Regimentskommandeure habe», über deu Grad eines Obersten nicht ausrücken können. T Berlin, 17. Oktober. (Telegramm.) Der Kreuzer „Arcona", Coi»dt. Corv.-Capt. m. Oberstltsrg. Rcincke, ist am 16. October in Manila eingelroffen. — Dec Ablösungstransport sür deu Kreuzer „Geier" ist unter Führung des Unterstellt, z. S. Kohl am 16. Lctober per Dampfer „Cheruskia" der Hamb.-Amer.- Lillie in New Orleans eingetroffen. — Dcr Kreuzer „Kaiserin Augusta", Comdt. Capt. z. S. Köllner, ist mit dem Ches der II. Division des Kreuzergejchwaders, Contre - Admiral Prinz Heinrich von Preußen, an Bord am 15. Oktober in Tientsin eingetroffen. — Der Panzer „Aegir" ist ain 14. October nach Kiel zurückgekehrt. — Der Kreuzer „Olga" ist gestern in Vlissingen eingetroffen und beabsichtigt am 17. October wieder in See zu gehen. — Der Ablösungstrans- port für die Schiffe des Kreuzergeschwaders ist unter Führung des CapitainlieutenantS von Burski am 16. October mit dem Neichspost- Lampfer „Bayern" in Genua eingetroffen und will am 18. October die Reise nach Neapel fortsetzen. Unterrichtswesen. * Nerchau. Je mehr mit dem Beginn dec EonfirmatconL- vorbereitung unserer Jugend Ostern und damit die Schul entlassung herannaht, um so wichtiger wird für viele Eltern die Frage: „Welchen Beruf lassen wir unseren Sohn an besten ergreifen?" Es wird allen Eltern deshalb nicht unangenehm sein, wenn ihre Aufmerksamkeit auf Sie 1892 gegründete und seitdem in erfreulichem Wachsthum begriffene städtische Beamtenschule zu Nerchau gelenkt wird. Sie bildet junge Leute sür den Verwaltungsdienst, Gemeindeverwaltungen, Steuerämter, Amtsgerichte, Krankenkassen, Standesämter, Polizeiämter u. a. in. aufs Gründlichste und gewissenhafteste in zweijährigem Cursus vor. Da die genannte Anstalt keine auf Gewinn zielende Privatspeculation, sondern eine von der Stadt Nerchau ins Leben gerufene und unterhaltene Schule ist, so ist ihr Fortbestand und die Gediegenheit ihrer Leistungen durch Anstellung erprobter Lehrkräfte unbedingt sicher gestellt. Das Hauptgewicht wird auf Deutsch und Rechnen gelegt, di« mit je 6 Stunden wöchentlich den Mittelpunkt des Unterrichts bilden, Als fremde Sprache wird Französisch gelehrt Neben Unterricht in Gesetzeskunde und Einführung in den Verwaltungsdienst ar beiten die Schüler praktisch im Stadthause zu Nerchau unter persönlicher Leitung des Bürgermeisters. Besonderer Werth wird bei den Zöglingen auf die Gewöhnung an ein pünctlicheS, gefälliges rind wohlanständiges Verhalten gelegt und auf die Aneignung derjenigen allgemeinen Kenntnisse, deren Besitz in ge bildeten Kreisen nothwendig ist. Wie mannigfaltig ferner die Unterrichtsfächer sind, wie sorgfältig die geeignetsten und noth- wendigsten ausgewählt wurden, das ersieht man aus den Jahres berichten, die gratis und portofrei jederzeit durch die Direktion und das Curatorium der städtischen Beamtenschule zu Nerchau auf Anfordern zugeschickt werden. Der Gesammt-Auflage der vorliegenden Nummer liegt ein Prospekt der Deutschen Malton-Gesellschaft Helbing L Co., Wandsbek, bei, betreffend: „Malta» Tokahcr", woraus wir hierdurch aufmerksam machen. Lrösstvs Lrst65 Notel 06utsoklLv68 ssalenller«. Xeiilieiteii f. 18SS «inxetEii. Decorat. Art., «lasmalerei, Lampenschirme, AllmmS, Srlbst- bcschäftigunasmittct, Bilderbücher, Theaterboarn, Spiele. Alle Schreibmaterial., Schul- n. Voutor-Reanis., Öscschenkart. Boni Renen -asRenestc inPapirrart., Karten, Knallbonbons, «l. Lpmn-Kennovritr, L'''m'NLL Central-Hotel, Berlin. 500 Amme«' von 3 M. — 25 M. LM" tteiseullder tdntrnlbuknbok ki icckrlebstrasse. "D>8 u»d jederart bergen unter WEw>vl»eretion »»die kür den »pscielien Xvreeli bsztxeeignstv befördert »nd einlLufeodv Otferldrieks tiizlicli der» Austra ggeder ruzvsandt von der iiu In- und Ausland« «eit vielen dskren bekannten vsotr»! Lnuonosn-LLpsdtttoii * von ti. I dk Q». Vertrete» in allen xröaaereu Ltadteu. Luroau in I-eipriß: t'etvrsstr. 34. Tel.-.Vmt 1, 1423. tWW WtchchW Spare» an« falsche» Ort der Verdauung und Ernährung unbeachtet bleiben, anstatt die kleine Ausgabe zum Ankauf einer Schachtel Apotheker Richard Brandt's Schweizerpilleu (erhältlich nur in Schachteln zu ./» I.— in den Apotbeken) zu machen und durch deren Gebrauch eine geregelie LeibcSöffnung zu erzielen und so event. langwierige, unangenehm« und kostspielige Cur re. zu vermeiden. Die Bestandlheile der ächten Apotheker Richard Brandt'schen Schweizerpillen sind Extracte von: Silge 1,5 Gr., Moschusgarb«, Aloe, Abiynth, je 1 Gr., Bitterklee, Gcntian je 0,5 Gr., dazu Gentian- und Bitierkleepulver in gleichen Theilen und im Quantum, um daraus 50 Pillen im Gewicht von 0,l2 herzustellen. dear« 8p,rit»!,-I.amn« der kVelt, iu all I I r»krUi m Vr-«.I-n-4 ' enret-r ees s Luer-kLSKlüdlivdt Hultiplox-Kaskornrüncker kV V. vaiUlllLllser, Weststraße 12. Fernspr. 2053. Justanvüaltuna im Abouneincnt. Für die bekannten „koMMut-kigmen" habe ich seit Jahren den „Allein-Verkauf" im ganzen deutschen Reich. Ich empfehle dieselben allen Ranchern einer milllkN, dabei vollaromatische» Cigarre. 6 Sorten von 7 bis 10 OsnI Iiuport-V«8vliü1t, Goetheftratze 5, Lortzingstr. I, Peterssteiuweg 1v. von Dessau und Cöthen; hier vereinigten wir uns mit der in- I zwischen aus Schlesien herangerückten Blücher'schen Armee, die am I 26. August eine große siegreiche Schlacht an der Katzbach über den I französischen Marschall Macdonako geliefert, worüber Sie Näheres aus den hier beigelegten Berlinschen Nachrichten ersehen tönnen. Wir schnitten den Franzosen die Communicationen mit ihrem verschanzten Lager bei Dresden ab, das sie wegen Mangel an Lebensmitteln verließen, und gegen Leipzig marschirten. Hier hatte Napoleon seine ganze Macht am 15. October zu sammengebracht, um von diesem Puncte aus den Entscheidungs kampf gegen die Verbündeten zu führen. Gegen 1 Million Men schen standen sich im Kampfe am 16. October früh gegenüber und mehr als 1000 Feuerschlünde spieen fortdauernd ihre Geschosse gegen einander. Wir drängten die Franzosen auf allen Linien zurück und nahmen ihnen 43 Kanonen und 2 Adler ab. Am 17. October fanden kleinere Gefechte statt. Aber am 18. October früh begann der Kampf mit erneuerter Heftigkeit; wir drangen mit Ungestüm vor, denn heute sollte cs zur Entscheidung kommen. Wir beteten und stürmten muthig auf die feindlichen Colonnen, die wir bald aus einer Stellung in die andere drängten und ihnen ein« Anzahl Geschütze abnahmen. Zwei württcmbergische Kavallerie- und zwei sächsische Husaren-Regimenter sowie 7 sächsische Füsilier- Bataillone mit 4 Batterien unter General v. Rüffel's Beseh! schlossen sich an diesem Tage den Verbündeten an, während ein großer Theil der französischen Armee seinen Rückzug über Erfurt antrat, um den Uebergang am Rhein zu decken. Der Feind hatte noch am 18. eine feste Position in dem hart vor Leipzig liegenden Dorfe Sellerhausen. Unser Bataillon erhielt den Befehl, es zu nehmen. Es gab ein heftiges blutiges Ringen. Mit dem Säbel oder dem Bajonett mußte Haus für Haus erobert werden. Hierbei hatte ich ein von Kriegsglück begünstigtes Abenteuer, das ich Euch erzählen muß, da es mir für meine Besonnenheit das eiserne Kreuz einbrachte. Ich verfolgte mit meinem Zuge eine Anzahl Franzosen, bis wir uns plötzlich von einer ganzen Compagnie umzingrlt sahen und den Rückzug über eine Garten mauer nehmen mußten, sollten wir nicht Gefangene werden. Ich rief meiner Corporalschaft zu, beim Uebersetzen über die verhält- nißmäßig hohe Mauer das Gewehr nicht fortzuwerfen. Als ich bemerkte, daß die uns verfolgenden Franzosen, um schneller über die Mauer zu springen, ihre Gewehre auf der anderen Seite gelassen, formirtc ich meine kleine Schaar, bildete QuarrS und gab Schnellfeuer. Was nicht fiel, wurde überlaufen uno zu Gefangenen gemacht, wohl an 50 Mann. Diese That belobte mein Compagniechef, Hauptmann Steinäcker, und notirte mich für die Decoration des Kreuzes. Nachts campirten wir am Dorfe Sellerhausen auf freiem Felde auf sumpfigem Erdboden; es war bitterkalt und wir muß ten mit einem Stück Commißbrod unseren Hunger stillen, denn im Dorfe war nichts Eßbares mehr aufzutreiben. Am 19. October mit Tagesanbruch behauptete der Feind nur noch wenig Terrain außerhalb Leipzig. Der allgemeine Angriff würbe um 7 Uhr erneuert und der Feind nach Leipzig geworfen. Bonaparte war noch mit dem König von Sachsen, seinen hohen Generalen und seiner Garde in Leipzig, welches Überbein noch sehr stark von anderen französischen Truppen besetzt war. Der König von Sachsen erklärte jetzt Bonaparte, daß es nicht mehr möglich sei, sein Land länger zu beschützen, daher sei er entschlossen, sich in Leipzig den Verbündeten zu übergeben. Bonaparte suchte Zeit zu gewinnen, diesen Vorsatz zu ver eiteln; er schickte Parlamentaire zu uns mit dem Anträge, den Rest der sächsischen Truppen unter der Bedingung zu überliefern, daß die Stadt mit der Beschießung verschont und der fran zösischen Besatzung mit allem noch in derselben befindlichen Armeegut freier Abzug gewährt würde. Dieser Antrag wurde von unseren Heerführern abgelehnt, es mußte also die Stadt mit Sturm genommen werden. Es wurden Batterien gegen die mit starken Manern befestigte Stadt aufgefahren und dieselbe einige Stunden beschossen. Dann wurden gegen jedes Thor drei Bataillone geschickt, um sie zu stürmen. Wir gingen vn colonn« im Sturmschritt auf das so genannte Grimmaische Thor vor. Als wir uns näherten, fielen Vie feindlichen Gewehrkugeln wie ein dicker Hagel auf uns nieder. Die eine durchbohrte meinen Czako und riß mir meine schönste Haarlocke vom Scheitel, aber sie war so gnädig, mich nicht weiter zu belästigen. Als wir an das stark verpallisadirte und mit um geworfenen Wagen verrammelte Thor kamen, entdeckten wir nicht weit davon in der Mauer eine kleine Thür, welche unseren Kolbenstößen nachgab und uns Eingang durch die Gärten in die Stadt verschaffte. Die anderen Bataillone hatten sich unter dessen einen Weg durch das Hauptthor gebahnt. Die Franzosen vertheivigten sich anfangs sehr hartnäckig und mußten von Straße zu Straße zurückgetrieben werden. Selbst französische Kürassiere warfen sich uns in den Weg, wurden aber, da preu ßische Infanterie inzwischen auch durch die anderen Thore ein gedrungen, von diesen im Rücken beschossen und mußten sich, wie alle übrigen BesatzungStruppcn, die nicht schnell genug aus der Stadt entfliehen konnten, uns ergeben. Beinahe hätten wir auch den französischen Kaiser zum Gefangenen gemacht. Die Einwohner Leipzigs empfingen uns mit Heller Freude und ohne Mißtrauen. Sie hatten selbst wohl unter der Fran- zosen-Herrschaft sehr zu leiden gehabt, denn überall zeigte sich Hungersnoth und Pestilenz. Ich kam zu einer Familie ins Quartier, wo ein kleines Kind am Mülliorbe saß und an Gemüse abfällen herumnagte. Fremdes Diebsvolk hatte sich eingeschlichcn und raubte, was es erwischen konnte. Uns fiel eine große fran zösische Kriegsbeute in die Hände und die französische Officiers- bagage wurde uns zum Plündern kreigegeben. An Kleidern, Wäsche, Geld und Silbersachen kam Vieles in die Hände der Russen, aber auch gegen 1000 Stück Rindvieh konnten wir der französischen Armee auf ihrer Flucht abnehmen und schafften sie in die Ställe der Leipziger Bürger, die uns, so lange wir noch in Leipzig blieben, gastlich bewirtheten. Ich habe nur zwei Napolconsd'or erbeutet, die ich unter dem Bezüge eines fran zösischen Czakos fand und die mir gut zu Statten kamen, da ich seit zwei Monaten keinen Pfennig Tractament gesehen hatte. Bei der Erstürmung Leipzigs wurde unser Divisions-Com- mandeur Prinz von Hessen-Homburg blessirt und mein guter Bataillonschef, der brave Major v. Gleißenberg, erhielt, als wir das Stadtthor stürmten, zwei Kugeln, die ihm das Bein total zerschmetterten; auch mancher brave Kamerad und Lands mann mußte bei dieser Schlacht sein Leben einbüßen und hat sein Blut für die Freiheit des Vaterlandes fließen lassen. Deutschland ist jetzt bis auf wenige Festungen vom Feinde be freit. Möge es doch so bleiben und mögen doch unsere Fürsten ihren Landrskindern diese Opfer an Gut und Leben durch höhere Volksrechte vergelten! * * * Münden, 6. November. Die französische Armee floh nach der Schlacht bei Leipzig über den Rhein und unser Vortrab ist ihr schon nach. DaS 3. preußische Armeecorps nahm seinen Marsch über Weißenfels, Langensalza hierher. Wir werden über die Weser in sechs Tagen hoffentlich auch am Rhein und in nicht zu langer Zeit in P a r i s sein. Allerwärts werden wir mit Jubel und Glockengeläut« empfangen. Jetzt, liebe Eltern, macht es mir große Freude, Ihnen noch mittheilen zu können, daß ich für meine Tapferkeit und gute Führung zumPortepSe-Fähndrich avancirt und oom Ofsiciercorps auch zum Officier vorgeschlagen bin L. 8—v.
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