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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.10.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18981025015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898102501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898102501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-10
- Tag1898-10-25
- Monat1898-10
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Wie Morgen-Au-gabe erscheint um '/.? Uhr. di« Abend-Ausgab« Wochentags um b Uhr. Filiale«: vtt« Klemm's Lortim. (Alfred Hahn), Universitätsslraßr S (Paulinuss'), LeutS Lösche, Katharlnenstr. 14, part. und Körtgsplatz L Nedaciion «nd Lrveditio«: Johannes,ässe 8. Wie Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. BezugS-Prei? I» der Hau-texpedttion oder den im Stadt, bestrf und den Vororten errichteten Aus» aabestellrn ab geholt: vierteljährliche4.50, vet zweimaliaer täglicher Zustellung int HauS e 5.ÜO. Durch die Post bezogen sür Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich e . Directe tägliche Kreuzbandieudung in» Ausland: monatlich e 7.bO. Morgen-Ausgabe. Uchügcr TaMM Anzeiger. AlfttMatt des Königlichen Land- und AOtsMichles Leipzigs des Nathes «nd Polizei-Amtes der Lindt Leipzig. Dienstag den 25. October 1898. Rrrzeiaen-Prels die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem NedactionSstrich (4ge- jpalleii) öO^, vor den Familienuachrichtel (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- ve^eichuiß. Tabellarischer und Ziffernsag nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbeförderung ^il 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Ännahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je eine halb« Stunde früher. Anzeigen sind stets an di« Sr-ehitiaw zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig Eisenbahn-Streik und Organisation der Eisenbahner. U. Der Plan eines allgemeinen Effenbahnstreiks inFrank- rrich ist zwar gescheitert, aber vielleicht nur, weil die innere politische Krise bereits den Höhepunkt überschritten hatte und das Feld für Umstürzler und Hetzer aller Art nach einer gewissen «rngetretenen Ernüchterung nicht mehr so günstig war wie kurz zuvor. Die Vorkommnisse geben jedenfalls eine hochernste Mahnung. Gußrard, der Führer des französischen Eisenbahn- Syndicats, hat in einer Versammlung zwar die Niederlage rinyestaüden, feuerte jedoch nun «rst recht dazu an, sich zusammen- zuschließen, zahlreiche Vereinigungen und Gruppen zu bilden, damit der Fachoerein «in anderes Mal um so bester bereit sei, den Ausstand zu insreniren. Bisher ist allerdings die Betheiligung der französischen Eisenbahner an dem socialistischen Syndikat im Derhältniß zu der Gesammtzalhl nicht groß; aber wer weiß, wir bei günstiger Gelegenheit, zumal bei den leicht erregbaren Franzosen, wenige Chauvinisten und Hetzer die große Menge mitrrißen können. Di« Gefahr wird denn auch in Frankreich kineSwegs verkannt. Schon seit Jahren sind die präcisesten und umfassendsten Anordnungen getroffen, um bei einem drohenden Eisenbahnstreik die Bahnhöfe rc. militairisch zu be setzen; thatsächlich wurde das jetzt alsbald mit großen Truppen mengen ausgeführt. Dir Truppen können aber vielleicht Un ordnungen und Verbrechen verhüten, nicht aber den gestörten Eisenbahndienst versehen. Der Grundfehler liegt Larin, daß in Frankreich überhaupt die Organisirung der Eisenbahn- Angestellten unter socialistischer Aegide gestattet wurde. Das führt ein interessanter Artikel des früheren Handelsministers Jules Roche, der selbst Eisenbahnfachmann war, im „Figaro" drastisch aus. Wie kann man nur, so ruft Roche aus, leichtfertig das Gesetz über die professionellen Syndikate auf den allerwichtigsten öffentlichen Dienst, die Eisenbahnen, anwenden und auf diesem Gebiete «ine Organisation gestatten, welche den allgemeinen Streik zum Programm hat? Das sei nur der Schwäche der radical-socialistischen Regierung, die jetzt mit Brisson wieder am Ruder ist, und der parlamentarischen Liebedienerei gegen die Wähler zu verdarben. Herr Roche hält entgegen, wie er als Minister rm Jahre 1891 Streikversuche der Post- und Telegraphenbediensteten im Keime rücksichtslos erstickt habe und seither in diesem Ressort nichts Aehnliches vorgekommen ist. Um seinen Landsleuten dir eminente Gefahr klar zu legen, faßt er sie an der schwächsten Seite, der nationalen, und führt aus, wie ein Eisenbahnstreik die Wehrkraft, die Mobilisirung ungeheuer gefährde und eine Kriegserklärung in einem solchen Moment zweifellos Deütschland den Erfolg sichere. Da Frank reich jetzt überhaupt keine feste, verläßliche Regierung habe, müsse die öffentliche Meinung alarmirt und so ein Schutz gegen die Möglichkeit eines allgemeinen Eisenbcrhnstreiks geschaffen werden. In England, wo, wie überhaupt die Arbeiterschaft, so auch die Eisenbahner mehr wie anderwärts organisiri sind, haben sich — England hat nur Privatbahnen — die Eisenbahngesell schaften so viel als möglich gegen diese Organisation gesträubt. Es ist charakteristisch, daß einer der größten Streiks, die dort stattfanden, gerade — wie der bekannte englische Eisenbahn schriftsteller Acworth ausführt — eine Gesellschaft betraf, bi- welcher notorisch di« Arbeits- und Lohnbedingungen verhältniß mäßig recht günstig lagen; der Streik wurde aber gerade hü iüscenitt, nicht wegen der Nothlage der Arbeiter, sondern weil sie in dem betreffrüoen Landestheil am besten organisirt warn, also auch die beste Aussicht auf Erfolg hatten! Das beleuchtet doch wohl genügend den Zweck und die Gefährlichkeit solcher Eiscnbahn-Syndicate. Auf seinem letzten Kongreß, der Aufai g Oktober abgehalten wurde, hat der Verband der englischen Eisen bahner mit ungefähr 70 000 Mitgliedern als nächstes Zukunft - Programm die Forderung von Minimallöhnen und Herabsetzung der Dienststunden aufgestellt. Wenn wir in Deutschland bisher von nennenswerthen Eisenbahnstreiks,dieinEngland, Frankreich, der Schweiz, Italien, Belgien, Oesterreich-Ungarn rc. schon in erheblicher Anzahl vor gekommen sind, verschont blieben, so verdanken wir das gewiß zum großen Theile der Energie, mit welcher unsere Staats- bähnverwaltungeN den socialdemokrattschen Versuchen, eine Centralorganisation der deutschen Eisenbahner in Hamburg zu schaffen, entgegengetreten sind und auch locale Vereinigungen in gewissen Grenzen zu halten wußten. Vor etwa zwei Jahren machte die Socialdemokratie und der damals ins Leben gerufene Hamburger Centralverein starke Anläufe; auch ein eigenes Organ, der „Weckruf", wurde begründet. Gerade in Sachsen entstanden verschiedene locale Verbände, und «ine Zeit lang erregte diese Bewegung wirkliche Besorgniß. Sie ist thatsächlich ziemlich in den Anfängen stecken geblieben und bietet zur Zeit kein« erheb liche Gefahr. Dieser Tage hat sich der „Vorwärts" wieder ein mal entrüstet über einen Erlaß der Betriebsinspection Magde burg, der aus einer Arbeitseinstellung der Rangirer der Station Buckau hervorging. Diesem Erlaß zufolge sollen alle vereideten Arbeiter mit Einschluß der Hilfsunterbeamten (Hilfsweichen steller, Hikfswärter rc.) darauf aufmerksam gemacht werden, daß jeder vereidete Staatsbahnbedienstete, welcher sich an einer Streik bewegung jemals wieder betheiligen würde, als eidbrüchig an gesehen, sofort des Dienstes entlassen und niemals wieder an gestellt werden soll. Die neuerlichen Vorgänge in Frankreich können wahrlich bei uns die leitenden und verantwortlichen Stellen nur anfeuern, auf dem beschrittenen energischen Wege der Repression zu verharren, natürlich unter Gewährung ver nünftiger Ansprüche und auch einer maßvollen Vereinigungs freiheit für die Eisenbahnangestellten, soweit das möglich ist. Die Eisenbahnen mit ihren öffentlichen Aufgaben lassen sich eben nicht mit jeder anderen Privatindustrie auf eine Stufe stellen. Ein Eisenbahnstreik schädigt nicht nur Handel und Verkehr in höchstem Maße, sondern gefährdet auch die öffentliche Sicherheit, über die der Staat zu wachen hat. Deutsches Reich. /S. Berlin, 24. October. (Katzbalgereien in der „idealen" Partei.) Die Freisinnige BolkSpartei nimmt mit der größten Gewissenhaftigkeit davon Notiz, wenn innerhalb irgend einer anderen Partei sich auch nur der kleinste Conslict zeigt, und sie betont ferner mit besonderem Nachdruck, daß sie den gesammten deutschen Idealismus in Erbpacht genommen habe. Da lohnt es sich denn doch einmal, eine kleine Katzbalgerei zu verfolgen, die sich die Freisinnige Volkspartei dort, wo sie ihres Besitzes sicher ist, gestattet. Der Candidatenkampf um den ersten Berliner Wahlkreis ist wohl ein weder bei Reichstagswahlen noch bei Landtagswahlen jemals vorgekommenes Unicum. Von rund 30 Bewerbern hat eine Urwählerversammlung leben ausgesucht, unter denen die Wahlmänner aussuchen sollen. Mit dieser „lustigen Sieben" ist eS aber noch nicht abgethan; eine Anzahl von Stadtbezirken benennt zwei andere Candidaten, und Herr Vollrath, Chefredakteur der „Volksreitz." und früherer Reichstagsabgeordneter, candidirt auf eigene Faust. Der letzterwähnte Herr hat den Streit noch dadurch verschärft, daß er den Hvchstcomman- direnden der Partei angegriffen und der letzerischen Meinung Ausdruck gegeben bat, man sollte neben Herrn Richter eine selbstständige Meinung als freisinniger Mann eigentlich haben, aber man dürfe sie nicht haben. In der Ver sammlung, in der Vollrath die Richter'sche Unfehlbarkeit au- zutasten wagte, erhielt er lebhaften Beifall, der immerhin bewies, daß es in der Freisinnigen Volkspartei noch Männer giebt, die eine so kühne Meinung zwar nicht selbst zu äußern wagen, aber doch billigen. Diese Aeußerung Vvllrath's hat aber bei de» Getreuen Entsetzen und Zorn erregt. In einer späteren Versammlung suchte Herr Munckel den Nachweis zu führen, daß Herr Richter gar kein solch schlimmer Thrann sei, denn man dürfe nicht nur ihm gegen über eine eigene Meinung vertreten, sondern er gebe sogar nach, wenn er von der Mehrheit der Fractionsgenossen überstimmt werde. Dieser Bedingungssatz ist ein aus gezeichneter Witz. Darum hält ja eben Herr Richter mit solcher Hartnäckigkeit daran fest, daß die verwitterten Parteiruinen immer wieder in die Volksvertretung ge wählt werden, damit er nicht etwa von selbstständig denkenden Parteigenossen überstimmt wird. Wer aber selbstständig ist, wird möglichst abgewimmelt, wie es mit Harmeninz und Vollrath geschehen ist und wie eS am 6. Mai 1893 mit den sechs freisinnigen NeichstagSabgeordneten geschah, die für die Militairvorlage zu stimmen wagten. Uebrigens giebt die „Freisinnige Ztg." indirect selbst zu, daß Eugen Richter und die ganze parlamentarische fortschrittliche Fraclion ein «nd dasselbe sind. Sie sagt, der Angriff Voll- ralh'S habe ihr Veranlassung gegeben, „außer Zweifel zu stellen, wie in; der parlamentarischen Fraction eine Wahl Vollrath's aufgenommen werden würde". Die parla mentarische Fraclion der Freisinnigen Volkspartei verträgt eü also offenbar nicht, wenn in sie ein selbstständiger Mann einträte, ein Mann, der eine gewisse Controle über die Gefügigkeit der fortschrittlichen Abgeordneten gegenüber dem Parteihäuptling ausüben würde und der vielleicht so rücksichtslos sein könnte, aus der Schule zu plauder». Das Licht der Oeffentlichkeit verträgt die doch sonst sür die Oeffentlichkeit so begeisterte Partei anscheinend recht wenig. Daß in dem Streite Herr Vollrath den Kürzeren ziehen wird, ist als sicher anzunehmcn, denn Eugen Richter hat den ganzen Apparat der Bezirksvereine und Wahlvcreine in der Hand, und diese Vereine werden schon dafür sorgen, daß Wahlmänner gewählt werden, die mit dem Ketzer Voll rath nichts zu thun haben wollen. Herr Richter sieht lieber 10 Conservative mehr in das Abgeordnetenhaus einziehen, als einen selbstständigen Parteigenossen. * Berlin, 24. October. (Gutachten über die lippe'schen Tbronfolgestreitigkeiten.) Das von der „AUg.Ztg." veröffentlichte Gutachten des Staatsrecbts- ! ehrerS v. Seydel, welches von diesem für die fürstlich Lippe'sche Regierung ausgearbeitet und dem Bundesrathe zugestellt ist, gipfelt in nachstehenden Schlußfolgerungen: „Jedenfalls könnte eine Entscheidung, die den Söhnen des Der-- maligen Graf-Regenten die Thronfolgefähigkeit abspricht, dein Fürsten von Schaumburg-Lippe unmittelbar nichts nützen. Denn auch dann blieben die Brüder des genannten Regenten als thron- folgebcrechtigte Agnaten noch übrig. Daß nämlich Modeste v. Unruh in ihrer Eigenschaft als Ahnfrau des gegenwärtigen Gras-Regcnten ebenbürtig, in ihrer Eigenschaft als Ahnfrau der Brüder des Regenten unebenbürtig gewesen sein soll, ist doch ein Gedanke von nicht zu denkender Absurdität." Bezüglich der Thronfolgefähigkeit der Söhne des Graf-Regenten wird in dem Gutachten ausgesührt, daß auch diese durch den Schiedsspruch vom 22. Juni 1897 im be jahenden Sinne entschieden sei. Das unter dem Vorsitz des Königs von Sachsen abgehaltcne Schiedsgericht habe den Graf-Regenten trotz der Zugehörigkeit der Modeste von Unruh zum niederen Adel für tbronfolgefähig erklärt. Nach dieser nunmehr allein maßgebenden Rechtsanschauung seien auch die Söhne LeS Graf-Regenten unter allen Umständen thronfolge fähig, wenn auch ihre Mutter, geb. Gräfin Wartensleben, ebenfalls von Geburt zum niederen Adel gehört habe. — Das Gutachten spricht weiter dem Bundesralh die Zuständigkeit zur Erledigung der lippe'schen Thronfolge slreitigkeiten mit aller Entschiedenheit ab. In Äe tracht komme, wie Seydel nachweist, nur Art. 76 Abs. 1 der Reichsverfassung, welcher lautet: „Streitigkeiten zwischen verschiedenen Bundesstaaten, sofern die selben nicht privatrechtlicher Natur und daher von den competenten Gerichtsbehörden zu. entscheiden sind, werden auf Anrufen des einen TheileS vom Bundesrath erledigt". Es ist, wie Seydel ausführt, unbedingt zuzugeben, daß auch Thronfolgestreitigkeiten in der Form von Streitigkeiten zwischen verschiedenen Bundesstaaten auftreten können. Es mag dahingestellt bleiben, ob diese theoretische Möglich keit sich leicht auch in die Wirklichkeit des politischen Lebens übersetzt. Indessen ist ohne Weiteres klar, daß von einer Anwendbarkeit des Art. 76 Abs. 1 der Reichsverfassung auf den vorliegenden Fall schlechterdings keine Rede sein kann. Dies aus einem doppelten Grunde. Fürs Erste liegt zur Zeit gar keine Streitigkeit vor, sondern nur die Möglichkeit einer künftigen Streitigkeit. Denn über die Thronfolgeberechtigung des gegenwärtigen Fürsten von Lippe und seines unmittelbaren Nachfolgers obwaltet kein Zweifel. FerriU-ton. Schnee- und Moorhühner. (Nachdruck verbot«,.) In der Morgennummer des „Tageblattes" vom Donnerstag, 13. Octoder, fand ich die interessante Notiz, daß man in der Lüneburger Haide mit Erfolg Moorhühner ausgesetzt hab«. Da «S nicht ganz unwahrscheinlich ist, daß manche Leserinnen und Leser des „Tageblattes" von der Naturgeschichte dieser Vögel nur sehr allgemeine Vorstellungen haben werden, dürfte eine nähere Darstellung ihrer Körperbeschaffenheit und Lebensweise nicht völlig unangebracht erscheinen. Die Schnee- und Moorhühner (L-axopus) bilden eine Gattung von Hühnervögeln, deren nahe verwandte Arten und Localrassen in ihrem Vorkommen aus dir nördlichen und nördlichsten Theile der nördlichen Erdhälfte beschränkt sind. Der englische Ornithologe Ogilyin-Grant unter scheidet: 1) aeotious, das großbritannische Schneehuhn: k. die rothr Form, ganz ohne Weiß, bewohnt das Tiefland von Irland, die äußeren Hebriden und West- schotkland, h. die schwarze Form, unter der vorigen, «. die weiß scheckige Form, auf der Brust und dem Bauche, bisweilen auch am Kopf und auf dem Rücken weiß gefleckt; Nordschottland. 2) albus, das polare Schneehuhn, rm Winter rein weiß, di« Schwanzfedern, mit Ausnahme der beiden mittelsten weißen, schwarz mit tvrißem Wurzelthcil und weißer Spitze; Norwegen, Lappland, Archangrl, Nordfibirien, Alaska, Kanada; mit der Unterart ^.llsui, im Winterkleid wie vorig« Form, nur mit schwarzen Schäften der Schwungfeder; Neufundland. 3) mutus, da» Alpenschneehuhn, im Winter rein weiß, mit einem bei Männchen wohl entwickelten, beim Weibchen rudimentären oder gänzlich fehlenden schwarzen Fleck vor dem Auge, di« beiden mittelsten Schwanzfedern weiß, die übrigen schwarz mit wenig Weiß an der Basis und Spitze; Pyrenäen, Alpen, Ostpreußen, baltischen Provinzen, Lappland, Norwegen, Schottland und Sibirien. 4) rupeatrls, da» Felsenschnerhuhn, kaum von der vorigen Form zu unterscheiden; Ural, arktische» Amerika, Grön land und Island. 5) b^porboreus, da» Spitzbergen«! Schneehuhn, hat mchr Weiß an der Bast» der Schwanzfedern; blo» auf Spitz bergen. 6) laueruru«, da» weißschwänzige Schneehuhn; im Sommer und im Winter mit weißen äußeren Schwanzfedern; Felsengedirge, Colorado. Man si^ht, daß die verschiedenen Arten außerordentlich nahe verwandt sind, ja, daß e» sehr problematisch ist, ob man die ver schiedenen Formen auch mit Recht artlich trennt. Dazu kommt noch, daß die Thierchen unter einander bastardiren, so z. B. mutus mit ulbus und sootiaus, wodurch die Sache noch verwickelter wird. Jedenfalls wollen wir uns durch diese Artenmacherei nicht irre machen lasten und fämmtliche Schneehühner als eine zoolo gische Einheit betrachten. Vielleicht verfällt noch einmal ein Ornithologe darauf, die Schneehuhnformen dem Geschmack ihres Fleisches nach, der ja gewiß auch ein natürlicher Charakter ist, als Arten cullinarisch-zoologisch zu begründen. Norden- skiöld hat gewissermaßen schon 'den Anfang damit gemacht. Nach ihm ist das Schneehuhn von Spitzbergen sehr fett und schmeckt ganz anders als das skandinavische: „Der Geschmack seines Fleisches steht zwischen dem des Birkhuhnes und einer fetten Gans; man kann danach ermessen, welch' ein Leckerbissen dieses ist." Uebrigens will ich bemerken, daß die Schweizer Jäger noch weiter gehen als naturfoeschende Engländer und von ihrem Alpenschneehuhn oder „Weißhuhn" zwei Formen unter scheiden: eine größere und eine auffallend kleinere, die im Winter weißer wird und sich nur in den wildesten Gebieten aufwärts von der Schneegrenze aufhält. Wir wollen zunächst die Verhältnisse der Verbreitung und des Vorkommens unserer Thiere einmal schärfer, als da» in obiger Liste geschehen konnte, in das Auge fassen. Das Alpenschneehuhn bewohnt di« Pyrenäen, die Schweizer, Pirmonteser, Oberbayerischen, Salzburger und Kärnthener Alpen, aber nicht den Jura und di« Karpathen. Die auf dem Schwarzwalde beobachteten Schneehühner waren gewiß keine Standvögel, sondern nur verflogene Jrrgäste. Im Kaukasus und den mittelasiatischen Gebirgen scheint das Thierchen zu fehlen. In den Schweizer Alpen sind die „Weißhühner" am häufigsten im Bündnerland. Am liebsten Hausen sie auf der Nordseit« der Gebirge zwischen Feksenstücken und Alpenrosen büschen, oder zwischen verkrüppelten Latschföhren und Schnee feldern. Im Spätherbst ziehen sie sich langsam tiefer auf die Almenmatten und an die Poststraßen. In Ostpreußen findet sich der Vogel in den bruchigen, moor reichen, wilden Forsten von Samayten, um Tilsit, Ragnit u. s. w., am Memelstrom, und war schon zu Johann Samuel Bock'» Zeit (1784) nicht häufig. Weiter nach Norden wird er immer häufiger, so daß bei Tromsö rin tüchtiger Jäger gewiß über 100 Stück an einem Tage erlegen kann. Auf den Lofoden ist oder war wenigstens der Vogel geradezu gemein. Bote sah auf RamSvik auf einem Raum etwa vom Umfange einer Stunde Gehens mehr als 100 nistende Pärchen, und in dem Winter 1815/16 brachte ein einziger Wildprethändler von dieser Inselgruppe 40 000 Stück nach Dronthrim zu Markt«. Noch im Jahre 1869 wurden hier gegen 2000 Stück gemordet. Es ist klar, daß bei einem so irrationellen Jagdbetried in einem so beschränkten Gebiete die Schneehühner ihrer sicheren, baldigen Ausrottung entgrgengehen. Auch in Schottland hat sich der Vogel immer mehr in die Berge gezogen. Früher kam er viel weiter südwestlich vor. Di« letzten in den höheren Bergen von Kells wurden1818, inGalloway 1820 und in Dumfriesshire 1823 geschossen. Im Winter thun sie sich in Schottland, wenn Schnee gefallen ist, in Schaaren von 60—100 Stück zusammen, die aber sofort wieder auseinander laufen, sobald der Schnee anfängt zu schmelzen. Sie finden sich hier von der Küste bis zu einer Höhe von 2000 Fuß in den Bergen hauptsächlich im Westen und Norden, und sie sino in den öden, mittleren Theilen der Grampians ebenso häufig wie auf den Hebriden. Merkwürdiger Weise ziehen in Schott land die auf den Bergen wohnenden im Winter ins Thal, ver halten sich also wie die Alpenschneehühner, aber nicht wie die isländischen. In Island sind sie auf den Hügeln, so weit die Birken wachsen, keine Seltenheit. Hier ist der Bogel noch sehr häufig; die Isländer machen sich nicht viel aus dem Fleische des Schneehuhnes, sie ziehen das fettere der Seevögel, besonders des Eissturmvogels, weit vor, und daher mag es rühren, daß es sich in verhältniß- mäßig gutem Bestände gehalten hat. Sie finden sich im Sommer und Herbst im Tiefland und gehen im November in die höchsten Berge, wo sie den ganzen Wnter über bleiben. Alo in sehr strengen und sehr schneereichen Wintern, wenn sie des Schnees wegen nicht zu ihrer Nahrung gelangen können, werden sie gezwungen, die subalpine Region aufzusuchen, wo sie sich dann von Weiden- und Birkenknospen ernähren. Unter Um ständen werden sie ganz in die Thäler bis in die Nähe der menschlichen Wohnungen getrieben. In dem fürchterlich kalten Winter 1880/81 starben die isländischen Schneehühner stellen weise aus, und manche sahen sich, wie früher schon gelegentlich, veranlaßt, nach der Nachbarinsel Grimsö, die selten von hohem Schnee bedeckt ist, über eine sechs Meilen breite Meerenge zu fliegen. Auf Spitzbergen ist daS Schneehuhn der einzige Vogel, der sich das ganze Jahr über findet. Es bewohnt hier aus schließlich die nördlichen und westlichen Theile der Hauptinsel und zieht hohe, trockene, mit Felsentrümmern bedeckt« Halden jedem anderen Terrain vor. Radde sah in den Gebirgen des südöstlichen Sibiriens die ersten Nester b«i 8000 Fuß, sie brüteten aber bis über die Schneegrenze hinaus, bis 9700 Fuß. In Grönland ist das Schneehuhn weder in den nördlichen noch in den südlichen Gegenden der Ost- und Westküste eine Seltenheit. Es wohnt während des Sommer» im flachen Lande oder in den tiefen Gebirgsthälern, und verschiedene Pärchen nisten selbst auf den kleinen Inselchen vor der Küste und in den Fjorden. Doch findet Man sie auch auf den mittel hohen Bergen. Hierher ziehen sir im Herbst völberweise, nur in ausnahmsweise milden und schneefreien Wintern bleiben sie in den Lhälern. Nachmittags ziehen sie in der Regel von den Bergen nach der Küste und Abend» zurück. Ein großer Theil von ihnen wandert im Winter, besonder» bei herrschendem Nordwinde südwärts, und dann sind die Thierchen lm Süden von Grön land allerdings häufiger als im Norden, obwohl hier immer noch eine Anzahl überwintert. In Nordamerika bewohnen die Vögel die sog. Pelzländrr zwischen dem 50. und 70. Grad nördlicher Breite und streifen außerhalb der Brütezeit in diesem Gebiete hin und her. Sie brüten in den Thälern Les Felsengebirges und auf den Barren Grounds entlang der arktischen Küste. Beim Herannahen oes Winters thun sie sich zu Flügen zusammen und wandern südwärts, finden sich aber nur selten westlich und südlich vom Winnipeg - See, aber in allen Landstrichen nördlich und östlich von ihm. In den Bergen des nordwestlichen Amerikas gehen sie allerdings bis zum 39. Grao nördlicher Breite. In Alaska sind die Schneehühner häufig von Fort Aula bis an das Meer. Hier sammeln sie sich im Februar in gewaltigen Massen und sind mit einmal alle verschwunden, Niemand weiß wohin, und Mitte März erscheinen sie ebenso plötzlich wieder. Im Jahre 1867 verschwanden sie bei Fort Aula am 15. Februar und kamen am 1. April zurück, 1868 gingen sie am 10. Februar weg, kehrten am 21. März zurück und begaben sich am 28. April in die Berge, um zu brüten. Die Verbreitung der Schneehühner in Europa, Asien und Nordamerika ist interessant genug und fordert zu einem Vergleich auf. In Europa sind dir südlichsten Puncte ihres Vorkommens in dem von Osten nach Westen verlaufenden latitudinalen Ouergebirgszug, von dem nördlich sie erst unter dem 55. Grad n. Br. wieder auftreten, es befindet sich mithin zwischen diesen beiden Gegenden ihres Vorkommens ein Gebiet von mehr als 7 Grad Breite, in dem sie vermißt werden. Die Verhältnisse liegen also ganz ähnlich wie bei der Verbreitung des Eishasen, und wir haben es in beiden Fällen in den Alpen mit Ueberbleibseln aus der Eiszeit, mit sog. glacialrelicten Thieren zu thun. Während der Eiszeit bewohnten sie das ganze nördliche Europa, und ihre Reste sind in den pleistocänen Schichten, besonders in den Höhlen, keine Seltenheit. Nach oder mit dem Aufhörcn der Eiszeit zogen sie sich nach Norden und in die ähnliche Lebens bedingungen bietenden hohen Gebirge zurück und ihr Ver breitungsgebiet erfuhr eine Unterbrechung. Das war für die Schneehühner in Asien zufolge des Urals und in Nordamerika zufolge der Rocky Mountains nicht nöthig, denn diese, als longitudinale Gebirge, schließen sich Mit dem Vogel zusagenden Verhältnissen unmittelbar an das nördliche Gebiet seines Vor kommens an: er geht daher entlang des Urals vom karischen Meer bis zum 55. Grad n. Br. und in Ostasien vom Ost cap entlang des Stanowoy- und Apfelgebirges bis fast zum 50. Grad n. Br. Und ähnlich liegen die Sachen in Nordamerika, wo die Schneehühner dem Felf«ngebirge von Alaska bis zum 39. Grad n. Br. folgen. Die Nahrung entnehmen diese reizenden Vögel fast nur dem Pflanzenreiche, obwohl sie und namentlich in der «rsten Jugend auch Jnsecten fressen. Eigentlich sind die Hühnervögel gemischte Kost verzehrende Thiere, sie scharren aus dem Boden nicht blos Pflanzenkörner, sondern erst recht Würmer, Larven und Käfer hervor, sie sind di« Scharrvögel, die rasores schlechthin. Wenn das beim Schneehuhn weniger bemerkbar ist und oieser
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