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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.11.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18981124024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898112402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898112402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-11
- Tag1898-11-24
- Monat1898-11
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8824 her Herzog von Cumberland nicht schon längst auf dem braunschweigischen Throne sitzt. „Be: aufrichtigem Wille» Ware die Thronfolgefrage Wohl schau zu erledigen gewesen, Fürst BiSmarck aber wollte seinerzeit nicht." — ES ist richtig, dah bei ausrichtigem Willen die Frage hätte erledigt sein sännen, aber an diesem Willen fehlte e« nicht in Preußen und im Reiche, sondern beim Herzog. Und nicht Bismarck allein war unter den gegebenen Umständen gegen di« Zulassung des Herzogs zum Throne, sondern der braunschweigische Landtag nahm im Herbst 1885 mit allen gegen 2 Stimmen den Antrag an, daß der Herzog infolge seiner Haltung in der hannöverschen Frage vom Throne auszuschließen sei. AnS der damaligen Haltung deS braunschweigischen Landtags ergiebt sich Wohl auch zur Genüge, daß in diesem deutsch gesinnten Herzogthum welfische Sympathie» nur künstlich genährt werden können. * Berlin, 23. November. (Ueb erweisung der Wasserbauverwaltung an da- LandwirtbschaftS- ministerium.) Der Umstand, daß wieder eine officiöse Kundgebung und diesmal mit einem gewissen Nachdruck für eine Auslassung des früheren LündwirthschaflSminister- vr. v. Lucius in der Frage der Wasserbauverwaltung eintritt, welch« für die Vereinigung aller Zweige dieser Verwaltung in dem landwirthschastlichen Ressort Stellung nimmt, wird der „Nat.-Lib. Corr." dahin gedeutet, daß innerhalb deS preußischen Staatsministerium- nach drücklich dahin gewirkt werde, die Wasserbauverwaltung an da- Laudwirthschaftsministerium zu über weisen, wenn auch der Zeitpunkt der Verwirklichung der geplanten Reffortveränderungen noch nicht nabe gerückt sei. Es wird angeblich beabsichtigt, um in dieser Richtung zu wirken, die in Aussicht stehenden Canalvorlagcn im Landtage in der Hauptsache vom LandwirthschaflSministerium vertrelcuszu lassen. Dafür spricht auch die officiöse Ankündigung, daß die Beraubung der Vorlage bezüglich der Oderregulirung die Nothwentigkeit einer .Bereinigung aller Zweige deS Wasser baues und der Wasserwirthschaft in einem Ressort" — soll heißen dem der Lanbwirlhschaft — „klar darthu« werde." — Bezüglich der Zuverlässigkeit der in diesem Jahre ausschließlich von der Münchener „Allgem. Ztg." vorzeitig veröffentlichten EtatSvoranschtäge wird den „Verl. Neuesten Nachr." geschrieben: Die Münchener „Allg. Ztg." dürste sich in mehr als einem Punct mit den auS dem Etat-Voranschlag für 1899 während der letzten Wochen veröffentlichten Zahlenangaben geirrt haben: denn der Gewährsmann de- Blattes scheint nicht zu bedenken, daß der gelammte Etat nicht in derselben Verfassung dem Reichstage zugeht, wie er vor der ossicielleu Beröffentlichung den Mitgliedern des BnndeSraths vorliegt. Bekanntlich sind auch die dem BunbeSralh unterbreiteten jeweiligen Etatsexemplare schon äußerlich als solche zu erkennen. So hat auch diesmal dec BunbeSralh, wie wir hören, an einigen der EtatSvoranschläge Abänderungen beschlossen, so daß eS recht müssig erscheinen mutz, Zahlenangaben aus einem Bundesraihs-Eiat-exemplare zu veröffentlichen, di« sich später als nicht richtig erweisen können. Der Gewährsmann der „Allg. Ztg." befindet sich allem Anschein nach nur im Besitze eine- derartigen Exemplars. Unter diesem Gesichtspunkt muffen auch die neulichen Auslassungen der „Nordd. Allg. Ztg." verstanden werden, wenn sie schreibt: derartige Mittheilungen sind daher, auch wenn sie scheinbar aus osficieller Unterlage beruhen, mit großer Vorsicht aufzunehmen. — Mit der Aufforstung größerer Strecken in Kian» tschau soll im nächsten Frühjahr begonnen werden. E- sollen, wie die „Voss. Ztg." schreibt, besonder- Eichen, Buchen, Aborn, Eschen, Nüstern, Lruden, Kiefern, Fichten und Birken auSgesäet werden. Die erforderlichen Sämereien werben thcilS auS Deutschland, theil- auS Japan bezogen werben, dessen staatliche Forstculturen wesentlich nach den in Deutschland gesammelten Erfahrungen geleitet werben. — Der „N. Berl. Corr." zufolge sind die behuf» Regelung der Versorgung der Hinterbliebenen der Lehrer angestellten umfassenden Erhebungen in der Hauptsache al- abgeschlossen zu betrachten, so daß alle Aussicht vorhanden ist, daß schon in ter kommenden Session dem Landtage von der Negierung eine bezügliche Vorlage unterbreitet werden wird. — Zu dem für dir nächste Landtag-session «»gekündigten Besoldungsgesetz für die Unterbeamten wird in einer ojsicwsen Auslassung daraus hingewicsen, daß die Ver schiedenheit der Preisverhältnisse auf die Lebeiisballung dieser niedriger besoldeten Beamten sich ungleich stärker geltend mache, als bei den besser gestellten Elassen der Beamtenschaft, deshalb würden zum Ausgleich besonder- ungünstiger Theucruiigsverbältnisse Stellenzulagen in größerem Um fange, als sie bisher schon bestehen, für Unterbeamle in Aus sicht zu nehmen sein. So wenig die grundsätzlichen und praktischen Bedenken der Errichtung von Stellenzulagen zu verkennen seien, so dürfte dock notbgedrungen auf sie zur Ausgleichung zwischen dem Diensteinkommen und den Kosten der Lebenshaltung zurückzukommen sein. — Der Soifer hat, wie Wiener Blätter melden, für die vor trefflich gelungenen Arrangement- und die tadellose Durcksührung der Palästina-Reise Herrn John M. Look, de« glücklicheren „O, Lord Harrick! Schon so früh?" sagte sie unfreundlich, ohne sich zu erheben. Er sah so knabenhaft schüchtern au-, als er vcrlegen um Ent schuldigung stammelte, daß Capri lächeln mußte. „Papa ist noch nicht zu Hause." „Wenn es Sie nicht genirt, Fräulein Capri, möchte ich warten, bis der Hauptmann kommt. Ich hatte gerade Besorgungen in dieser Gegend und es lohnt sich nicht, daß ich noch zur Stadt zurückkehre." „Bitte", entgegnet« sie, sich zur Freundlichkeit zwingend, denn sie war schlechter Laune und fühlte das Verlangen, allein zu sein. Sie erhob sich und bot ihm den schäbigsten und schlichtesten der Roßhaarstühle an, m der Hoffnung, daß dies dem verwöhnten Gast dar Bleiben verleiden werde. Wie liebenswürdig Sie sind!" „Ich?" fragte sie erstaunt und nahm ihm gegenüber Platz, nachdem sie vorher Hut und Jacke abgelegt. Sie stützt« ihr .Haupt auf den Ellbogen und blickte noch immer mißmuthig drein. Er hatte sie bis zum heutig«« Tage stete heiter und sorg- los wie ern Kind gesehen; der ernst« Ausdruck ihre- Gesicht» war ihm neu und interessirte ihn ungeheuer, denn e» wurd« ihm plötzlich klar, daß er eS mit einem vollständig entwickelten, über aus schönen und eigenartig«» Weibe zu thun habe und nicht mit «inem impulsiven, anziehenden Backfisch, al» den er Capri bis lang gekannt. ES wurde ihm bei dieser Offenbarung so seltsam zu Muth«, daß er das Mädchen nur staunend anstarren konnte, waS Capri, die in Gedanken versunken vor ihm saß, gar nicht bemerkte. Auch er vermocht« nicht zu sprechen, denn sein Aug« und sein Geist waren vollständig damit beschäftigt, di« neuen Reize auf sich wirken zu lasten. Noch niemal» hatt« ein weibliche» Wesen vermocht, ihn mit solcher Bewunderung, di« an Anbetung grenzt«, zu erfüllen, wie diese» Kind de» Süden». Schon neben ihr zu sitzen, in ihr liebliche» Antlitz zu blick«», gewährt« ihm unsaa- bareS Dergnügen, ihr« Hand zu berühre«, »«rursacht« ihm «tn Wonnegefühl, da» er bislang nicht gekannt! Wi« lang« die Beiden noch stumm mbeneinander gesessen hätten, ist nicht zu sagen, zum Glück machte Capri ein« Bewegung mit dem Arm, so daß ihr Silberreif klirrend zu Boden fiel, die» bracht« sie in die Gegenwart zurück und sie erinnerte sich auch an den Geber desselben. In einer Anwandelung von Dankbarkeit bedauerte sie, ihn ßo unsreundlich empfang«» zu haben, und nahm sich vor, in Zu kunft stebknlmürdiger zu sein. Ahve schlecht« Stimmunq vrr- Concurrruteu Stangen'-, di« vollste Zufriedenheit au-gesprochrn und ihm zugleich dru prrußischto Aronen-Ordeu verlieben. — Der deutick« Botjchaster in Wten, Graf -« Lulenburg, ist au- Liebenberg hier «ingetroffen. — Der türkilcke Botichaftrr Tevfik Pascha, der den deutfcken Kaiser nach Jerusalem begleitet und d«n Rothen Adler-Orden 1. Elaste erhalten hat, verweilt zur Zett noch tn Konstantinopel bei seiner Familie und gedenkt, erst Anfang Drcember zurückzukehren. — Der erst« Milttair B'vollinäcktigie bei der hiestgen türkischen votsckast, Obrrstlieuteaaat Samy Bey, ist »nm Obersten befördert worden. * Sibtng, 23 November. Au- Vraun-berg geht der „Altpreußiscken Zeitung" eine Mittbeilung zu, der zufolge vor etwa vier Wocken, als der Zar sich auf der Rückreise pon den Kopenhagener Trauerfeierlichkeilen befand, ein Attentat gegen das Leben deS russischen Monarchen versucht worden sei. Ein Bahnwärter habe die am Wegübergange Böhmen- bösen-Lagern befindliche Eisenbabnbrücke verbarricadirt ge funden. Mit Aufbietung aller Kräfte sei e- dem Bahn wärter gelungen, das Hinderniß zu beseitigen, bevor der Schnellzug, der dem Sonderzug heS Zaren voranfuhr, die Stelle passirte. Der Bahnwärter sei infolge der Aufregung und Ueberanstrengung erkrankt und lieg« «m Krankenbause. Recherchen seien angestellt, die mit großer Heimlichkeit be trieben würden. Da- Gerüst, das als Barricade gedient bat, soll von bcn Neparaturarbeiten herrühren, die damals an der Brück: vorgenommen seien. (?) * Lrcfeld, 23. November. Der Streik bei Königs berger L Comp. und Eugen Vogelsang ist durch die Annahme der von den Arbeitern gestellten Forderungen beendet worden. * Remscheid, 23. November. Pfarrer Thümmel reichte der „Franks. Ztg." zufolge beim PreSbyteriuiu sein Abschiedsgesuch ein. Er verläßt die Stadt Ende des Jahres. * Köln, 23. November. Die Criminalpolizei verhaftete, der „Berl. Dörs.-Zlg." zufolge, den Burschen, welcher au- der Figur der Colonia ve» Kaiser-Wilhelm-Denkmals die SiegeSpalme abgeschlagen batte; der Spitzbube wollte die Gußstücke veräußern, al- sein« Verhaftung erfolgte. * Wiesbaden, 23. November. Der Zusammentritt der Commission zur Berathung einer Revision des Wrin ge s e tz e - ist, wie der „Rheinische Cnrier" meldet, neuer ding- auf Januar verschoben worden. Irgend welche Ver treter der betheiligte» Interessenten sind, abgesehen von Neustadt-Dürkheim, bisher noch nicht genannt worden. * Metz, 23. November. Der Pfarrer Lieber in St. Jure war bekanntlich wegen Beleidigung deS Heeres von der Kanzel mit 14 Tagen Gcfängniß bestraft worben. Dann hatte eS geheißen, er sei über die Grenze geflüchtet und habe in einem französischen Kloster Unterkunft gefunden. Diese Nachricht bestätigte sich aber nicht. Nach der „Metz. Ztg." sprechen zwar manche Anzeichen dafür, daß Lieber den Flucht plan gefaßt hatte; er hat ibn aber nicht ausgefübrt, sondern bereit- am 9. November seine Strafe angetrelcn und wird voraussichtlich heule wieder entlassen werden. ^V. Stuttgart, 23. November. Der König traf un erwartet beute früh au« Bcbenhausen hier ein, um dem MinisteiPräsidenten Or. Frhrn. v. Milt nacht anläßlich te- Jubiläums seiner 25 jährigen Wirksamkeit al- Minister des königlichen Hause- und al- Minister des Auswärtigen persön lich zu gratuliren. Die Königin sandte telegraphisch Glück wünsche und ließ durch ihren Kammerherrn ein Blumen arrangement überreichen. Die hier anwesenden Prinzen de- königliche» Hause- gratulirten persönlich; ebenso statteten die Präsidenten beider Kammern, die Minister, die Mitglieder deS diplomatischen CorpS und viele andere Würdenträger und Beamte Glückwunsch-Besuche ab. In großer Zahl sind von auswärts von Fürstlichkelten, Diplomaten, hohen Staats beamten, Corporation«« rc. telegraphische und schriftliche Gratulationen eingelaufen. (-) München, 24. November. (Telegramm.) Die Morgenausgabe der „Allgem. Ztg." von beute wird auS den „Gedanken und Erinnerung«»" de- Fürsten BiSmarck, die in der nächsten Woche erscheinen werden, den Briefwechsel zwischen König Ludwig II. und dem Fürsten BiSmarck und den erste» Theil de- CapitelS „Erfurt, Olmütz, Dre-deo" veröffentlichen. Oesterreich »Ungar«. Das -rutsche Katferpaar aus der Heimreise. * Laibach, 23. November. Der Hoszug mit dem deutschen Kaiser uud der Kaiserin hat um 7 Uhr 36 Min. Laibach passirt und die Wcitcrfahrt über Tarvis nach Villach fort- grsetzt. Dte Armeesprachc. * Wie«, 24. November. (Telegramm.) Die Blätter veröffentlichen eine Mittbeilung de- Tschechenclubs, nach der der Club einstimmig folgende Resolution angenommen Hal: „Der Tschechenclub spricht seine U-'berzeugung dahin au-, daß der Nötbigung tschechischer Reservisten, sich bei den Controlversammlungen ausschließlich in deutscher Sprache zu melden, den thatsachlicheu milttairiscken Vorschriften nicht entspricht und auch mit der dreißigjährigen, bi- in die jüngste Zeit geltenden Praxi- nicht übereinstimmt. Eine schwand allmählich und sie vermochte es über sich, ihr Gegenüber heiter lächelnd anzublicken. Durch diese Aufmunterung wurde auch der Lord gesprächiger: „Wissen Sie, wo ich heute war?" „Wie kann ich das?" „Rathen Sir einmal." Wie ein Blitz schoß eS ihr durch'S Hirn, daß er in der Gros- venor-Galeri« gewesen, um „Die Bettelmaid" zu sehen, aber sie sagte bloS: „Das wird schwer halt«». . . . Doch warten Sie, ich hab's, Sie waren im Hyde-Park . . Nicht? . . Nun, dann bei einem Morgenconcert . . . Auch nicht? Also in der akademischen Kunstausstellung." „Jetzt hätten Sie eS beinah« «rrathen." „In der GroSvenor-Galerie?" „Ich war neulich dort. Waren Sie befriedigt?" „Das will ich meinen; namentlich ein Bild hat e» mir an- gethan!" „Jephtha'S Tochtrr"?" fragt« st« harmlo», wartete aber ge- spannt auf die Antwort. „Daß Gemälde ist großartig; aber die Bettelmaid ist g«radezu verblüffend schön!" „Ich freu« mich, daß sie Ihnen gefällt." „Sie gefällt Jedem. Eine Meng« Brsuchrr standen vor ihr, al» ich dort war, und man hörte nur Lu»ruf« der Bewunderung." Capri klatschte freudig in die Hände und lachte vergnüg:'. Ihr silberhelles Lachen wirkt« auf d«n Lord ansteckend und er stimmt« heiter «in. Endlich sagte er: „Wer hat da» Bild gemalt?" „D«»halb fragen Sie?" „W«tl«» ein Meisterwerk tst! Und unübertrefflich!" „wi« verstehen Si« da»?" fragt« fle schtlmssch. „Run, ich meine, «»ist ... e» ist schön, reizend, wir soll ich nur sagen, «I st«-t Ihnen wunderbar ähnlich", stotterte er verlegen. „Dal Mngt ja, «H ab Sie mir Kompliment, machen wollten.... Ich wußte gar nicht, daß Sie sich dazu -ergeben." „Hab« ich da» gethan?" fragt« er naiv. .E» ist wirklich meine innerste Urberzeugung!' „Da, wieder eine»!" rief fie fröhlich. Lord Harrick war entzückt von dem Fortschritt, drn er heut« tn ihrer Gunst gemacht. Capri legte abficht-lo» ibn Recht« ans den Usch; im Nu hatte er, der im Laufe de» Gespräche derartige Eroiedriguog berührt da» nalionalc Empfinden des ganzen tschechiscken Volkes ausS Schmerzlichste, uud die- um so mehr, al» sicher gestellt ist, daß anderen Nationalitäten eine solche Erniedrigung nicht zuqefügr wird. Um eine gründ- liche Remedur zu schaffen, beschließt der Club, eine Denkschrift über die rechtlich« S«ite dieser Angelegenheit der Regierung zu überreichen. WaS jedoch die Leitung de» Krieg-ministeriums anbelangt, so wird der Club an der entsprechenden Stelle seine Eonsequenzen ziehen." Frankreich. . Ptcquart. * Paris, 24. November. (Telegramm.) Die gestrige Sitzung deS Cassationshofes dauerte bis K'/. Uhr. Nach Beendigung derselben wurde Picquart nach dem Cherche- Midi-Gefängniß zurückgebracht. Italien. Lreibu»», Anarchistcnconserenj; Kinanzeppose * Rom, 23. November. Amtliche Acußerungen stellen fest, daß der französische Hande lSver trag an der Stellung Italien» im Dreibünde absolut nicht-ändert. (Magdb.Ztg.) * Rom, 23. November. Die Conferenz gegen die Anarchisten wird ungefähr 40 Mitglieder zählen. Ihre Arbeiten düiften vor Weihnachten beendigt sein. Den einzelnen Deleginen der Negierungen wird es freisteben, Anträge einzubringen und Fragen aiizuregen, die sich nicht in dem Vorschlag der italienischen Regierung be finden. Es wird erwartet, daß die Conferenz mindesten- zu dem Beschlüsse, engere Beziehungen zwischen den Polizei behörden der Staaten behufs Ueberwachung der Anarchisten zu schaffen, sowie zu der Vereinbarung, daß alle anarchistischen Verbreche» al- gemeine zu behandeln seien, führen werde. Man hegt jedoch die Hoffnung, daß eS gelingen wird, auch bezüglich anderer Pnncte zu einen: Einvernehmen zu ge langen. Da- KönigSpaar wird die Conferenztheilnebmer empfangen, jedoch wird, der „P C." zufolge, in: Hinblick auf den ernsten Cbarakier der Conferenz von den sonst üblichen Festlichkeiten adgeseken. * Rom, 24. November. (Telegramm.) Die Bot schafter und die anderen CöesS der auswärtigen Ver tretungen stellten gestern dem Minister des Aeußeren und dem Generalsecreiatr Malvano die von ihren Regierungen zurTbeilnakme an der Conferenz zur Abwehr des Anarchismus entsandten Vertreter vor. * Rom, L3. November. Deputirtenkammer. (Schluß der Red« des Schatzininisters.) Welter« Gcjetzentwnrse würden ein- gebracht »verden behus- Abänderung der Steuer aut das Einkommen au« beweglichem Vermögen, behufs Revision der Besteuerung des Emkominen- au-Gebäudcbesitz uud Ruckernattung der wegen Steuer- rücknälcken dem FecuS zugesallenen Grundstücke. Ferner sollen Geietzcntwürfe eingebracht werben, welche oie Gründung von Gelreche-Veieibungrdanken und taiivmirthschafilichen Cossen, sowe die Urbarmachung von Uuland zum Gegenstand« haben. Ter Minister fuhr fort, er sei mit den Vor arbeiten sur eine Einkonttnen« - Ergänzungssteuer beschäftigt; dieielbe solle den Ausfall decken, der durch die Herab setzung der die VolkSernähruug am schwersten belastenden Steuern entstehen würde. Er glaube, baß durch die Vorschläge der Regierung der gegenwärtige Gcsammt-Ertrag der Steuern bnbehalten würde. Sollle dies jedoch nicht der Fall sein, so würde er nicht verfehlen, die erforderlichen Vorschläge zu macken, um die Integrität der finanziellen Lage und die Solidität des Budgets zu sichern, was er für sein« erste Pflicht halte. (Beifall auf der Linken.) Großbritannien. ägyptische Frage; Beziehungen zu den Bereinigte» Staate». * Gdindurg, 24. November. (Telegramm.) Der Schatzlanzler Hicks Beach hielt gestern hier eine Rede, in brr er sagte, eS sei kein Grund vorbanden, daß die englische Regierung sich nicht mit der französischen Regierung in vollkommen freundschaftlichen Unterhandlungen über die gegenseitige Abgrenzung der Rechte und Pflichten der beiden Mächte in Egypten begegne. Die Aussicht auf ernste Schwierigkeiten in Frankreich lei jetzt viel weiter ent fernt, als sie fett mehreren Jahren gewesen sei. * London, 24. November. (Telegramm.) Wie das „Reuter'sche Bureau" erfährt, entbehrt da- Gerücht der Begründung, daß zwischen England und den Vereinigten Staaten Verhandlungen schweben über Abtretung der Insel Sokotra (am Eingänge zum Golf von Aden) an die Bereinigten Staaten als Kohlenstation. Asien. Kaiser von China; Philippinen. * Peking, 23. November. De» Kaiser besuchte beute den Ahneasaal; demnach hat sich sein GesundhettSzustand gebessert. * Manila, 24. November. (Telegramm.) Die Ameri kaner Haden 4000 Mann Verstärkungen gelandet. näher «gerückt war, sie mit seiner Faust bedeckt und sagte scherend: „Wie klein und zierlich ist Ihr Händchen, es verschwindet ganz unter meiner Handfläche." Capri versuchte e», sie mit einem Ruck wegzuziehen, aber je mehr sie sich anstrengte, desto fester hielt er sie, bis sie sie schließ lich ruhig unter der seinigen ließ. Während sich ihre Hände be rührten, durchzuckte si« plötzlich ein Gedanke, brr ihr daS Blut inS Gesicht trieb. Wie, wenn Lord Harrick sie liebte? Bis jetzt hatte sie nie an diese Möglichkeit gedacht, sie wußte selbst nicht, wie sie gerade heute darauf kam. Schon die bloße Ver- muthung rauöte ihr beinahe den Athem. Liebt« er sie wirklich oder war sic ihm nur ein angenehmer Zeitvertreib, ein Mittel, eine müßige Stunde todtzuschlagen? War eS nur eine gewöhn liche Liebelei, die «r bald wieder vergessen würd«? Nein, nein! Diese ehrlichen, dummen Augen kannten die Lüge nicht, sie ver- riethen jhr mehr, al» Worte es vermocht hätten. Wie eine Er- leuchtung kam «S über sie, waS die ehrenhaft« Lieb« dieses Manne» — an eine ander« vermochte da» keusch«, rein« Wesen nicht zu denken — für sie bedeuten konnte! Diese verwirrende, noch in weitem Felde stehende Aussicht erschien ihr wie eine Fata Morgana, die im nächsten Augenblicke verschwinden müsse wie ein Traum, an den man keinen ernsten Gedanken ver schwenden darf. Während all' Dies in ihrer Seele vorging, veränderte sich der beinahe kindliche Ausdruck ihre» Gesichte- in einen ängstlich gespannten, da- Lächeln auf ihren Lippen «rstarb und ihre Augen glühten vor Erregung. Sie versuchte, den thörichten Gedanken, der sie so plötzlich erfaßt, zu bannen, aber vergeben», denn er hatte sich bereit» in eine schwach« Hoffnung verwandelt, die sich in ihr H«rz geschlichen und di« ihr mit einem Schlage die ganz« Welt umgestaltrtr. Sie zwang sich, wenigsten» äußerlich ruhig zu erscheinen. .Allo mein Bild gefällt Ihnen?" fuhr sie, in ihren leichten Conversationdton zurückfollend, fort, wa» ihr anfang» etwa» schwer fiel, denn ihr Herz pochte heftig und fie glaubte, daß er e» hören müsse. „Und wi« sehr!" «ntgegnrt« er -«geistert, ohne den wilden Sturm in dieser Madchrnseele bemerkt zu haben; er war mit seinen eigenen, ihm selbst fremden und doch beglückenden Ge- danken zu sehr beschäftigt. „Sie wissen, Fräul«tn Capri, daß ich nicht viele Worte machen kann, um Da» auHudrücken, wa» ich empfind« — — — aber aber" — „Ich weiß, ich weiß", unterbrach ihn diese, «n ihm au» der Lolonial-Vachrichten. lledec die Landversteigerungen in Kiau- tschau, di« am 3. Oktober d. I. ihren Anfang genommen haben, wird einem Berliner Blatte berichtet: „Zunächst kam unter den Hammer — ein solcher wurde thatsächuch dabei ge schwungen — ein Theil d«S StadtcompkxeS vom Friedentempcl westwärt» nach 'dem Brückenlager zu. DaS Land ist in Blocks H., L, 0, I) u. s. w. getheilt, und dies« sind wieder in Parcellen zerlegt. Jede Parcellr ist taxirt, Preis und Größe wie Lage werden an Ort und Stelle bekannt gemacht. Die Dcrsteigerungs- Commission setzt sich zusammen aus dem Borstand vr. Schra meier, Actuar Bergemann al» Auktionator und Cassirer, sowie den: Katastercontroleur Bödcckrr. Es wurde weit über Taxe im Allgemeinen geboten. Die Deutsch-Astatische Bank erstand zwei Blocks, die Hotelgesellschast Mandl L Co. gleichfalls große Stücke nebst einer projectirten Straße, um ein Hotel aller größter Dimension, wie man sie im Osten, z. B. in Singapur, in Gestalt des Hotel d« l'Europe trifft, zu errichten. Bischof von Anzer erwarb durch einen Missionar mehrere Blocks, und zwar in Tsintau wie in der Chinesenstadt; ebenso bestand rege Kauflust seitens der hier ansässigen Kaufleute, Chinesen und neuer Ankömmlinge aus Schanghai. Keine andere deutsche Colonie kann sich mit Kiautschau auch nur annähernd messen; denn es sind an den ersten drei Tagen, an denen ca. 25 preußische Morgen, einschließlich der Blocks in der Lhinesenstadt bei Tapautau, verkauft wurden,-etwa 125 000 eingekommen. Der Verkauf ist aber damit noch nicht beendigt, denn die großen Lagerplätze stehen noch aus und dürften einen heißen Kampf d«r Interessenten heraufbeschwören. Der Geschäftsmann scheint also doch Vertrauen zur Entwickelung unserer Colonie zu haben, und es wäre schön, wenn unsere Einnahmen bald «die Ausgaben übersteigen wollten. Aber vorläufig kostet noch Alles Geld. Straßen, Casernen, öffentliche Gebäude und Befestigungs anlagen, auch die Befeuerung zur Sicherheit der Schifffahrt wird noch manchen Dollar verschlingen. Heute gelangten die Lagerplätze westlich deS BrückenlagrrS zur Versteigerung; sie brachten dem Gouvernement wiederum eine Einnahme von ca. 33 000 Dollars." Nlllionlilliberaker Verein. Bericht des Herrn LnndtaySnbyeordneten Gontard über die Landtagssessiou L8S7/V8. -2- Leipzig, 2 t. November. Der Nationalliberale Verein eröffnete seine diesjährige politische Winlertbätigkeit mit einer auf gestern Abend nach dem Saale des Verein- Volk-Wohl einberufenen Versammlung, die von Herrn vr. Gensel um r/z9 Ubr eröffnet wurde. Der Vorsitzende begrüßte die erschienenen Herren und bedauerte eS lebhaft, daß der geringe Besuck — eS waren 40 Herren anwesend — eine wenig erfreuliche Interesselosigkeit an der gesetzgeberischen Tbatigkeit der Laude-vertretung bekunde, die um so mehr zu beklagen sei, als die letzte Landtagssession mit zu den inhalt reichsten deS letzten Jahrzehnt- gekört habe. Die Bereitwillig keit, mit der Herr Landtagsabgeordneter Gon ta rd sich zu einer Berichterstattung über seineTbäugkeit zurVerfügung gestellt habe, sei um so daukcnSwertber, als man in der Beziehung bisher in Leipzig nickt gerade verwöbnt worden sei. Hierauf nabm HerrAbg. Goutard das Wort zu folgenden Ausführungen: Wenn er eS unternommen habe, über den letztverflossenen Landtag Be richt zu erstatten, so sei er sich bewußt gewesen, daß das eine ebenso schwierige wie undankbare Aufgabe sei. Schwierig, da die Fülle deS Materials eine sehr große, kaum im Nahmen eine- einzigen Abends erschöpfend zu behandelnde sei, und undankbar, da das Meiste schon durch die Presse, insbesondere auch durch die ganz vortrefflichen Verhandlungs berichte deS „Leipziger Tageblattes", bekannt gegeben sei, so daß ibm Neues zu sagen kaum möglich sei. AIS Neuling in die Kammer eiugetrcten, babe er zunächst daS Terrain recognoscirt. WaS die Physiognomie der II. Kammer anlangr, so zähle dieselbe nach der Verfassung 82 Mit glieder, von denen 45 in ländlichen Kreisen, 37 in den Städten gewählt würden. Die vier Fraktionen deS letzten Landtages waren die konservative mit 48, die national liberale mit 2l, die Kammerfortschrittler mit 5 und die socialdemokratische mit 8 Mitgliedern. DaS Gro« der Conservativen bestand auS Abgeordneten der länd lichen Wahlkreise, die kein Hehl daraus machten, daß sie stramme Agrarier sind und jede Frage zunächst vom Standpunkte deS Bunde- der Landwirthe an- betrachtete» — etliche der ältesten Mitglieder der Fraktion möchten wobl auck noch den Ansichten huldigen, die der sächstsck« Particulari-muS Anfang- der sicbenziger Jahre im Reichstage vertrat. Wichtige Fragen politischer Natur, die einen Gegensatz zwischen nationalliberaler und conservativer Anschauung hätten zur Erscheinung kommen lassen, seien kaum verhandelt worden — die Meinung-- Verschiedenheiten betrafen zumeist Fragen rein wirthschafl- licher Natur, wobei cS mehrfach vorksm, daß die Fraktionen — mit Ausnahme der Socialdemokralen — nicht geschlossen stimmten. Der Schwerpunct der Thätigkeit eine- Abgeordneten liege in den Deputationen. Nach altem Herkommen würden neu eintretcnde Mitglieder der Kammer erst dann in die Depu- Verlegcnheit zu helfen. „Ich fürchte, Mylord, daß ich oft un freundlich, vielleicht sogar unartig gegen Sie war", fügt: sie plötzlich ganz unerwartet hinzu. „O, bitte, sagen Sie das nicht» sonst muß ich mich verteufelt unbehaglich fühlen", entgegnete er verlegen, drückte aber ihre Hand noch fester. „Sollte es der Fall sein", fuhr sie fort, als ob sie seinc^letzten Worte nicht gehört, „dann bedauere ich es lebhaft. Sie werden sich wundern, weshalb ich gerade heute meine Entschuldigung hervorbringe. Nun denn, ich verlasse dieser HauS bald, sehr bald." Sie sprach absichtlich mit leichtem Pathos und beobachtete dabei sein Gesicht. Der freudige Ausdruck, der es während ihrer ersten Bemerkung belebte, verschwand plötzlich. In seinem Er staunen gab er ihre Hand frei und lehnte sich in seinen Stuhl zurück: „Si« wollen Ihr Hein: verlassen? . . . Das ist doch wohl nur «in Scherz?" stammelte er. „Durchaus nicht. Ich bin seit heute bei einer reichen Ameri kanerin, Frau W. Achilles Lordson, als Gesellschafterin engagirt." „Und Sie wollen mit ihr nach Amerika gehen?" „Nein, nur zu ihr nach Mayfair", entgegnete sie mit einem Lächeln der Genugthuung. „DaS ist ein Unterschied!" athmete er erleichtert auf, erfaßte mit seinen beiden Händen ihre Rechte wieder und drückte sie herzlich. „Ja, ein großer", antwortete Capri lächelnd. „Nun, Mayfair ist nicht allzu entfernt", meinte er beruhigt. Er hatte im ersten Augenblick gefürchtet, sic aus dem Gesicht zu verlieren und dabei ein eigenartiges schmerzliche» Gefühl empfunden. «« „Ich werde wohl laum lange bei ihr bleiben können", sagte Capri schwermüthig; „denn sie ist Wittwe und schicklich reich; sie wird früher oder später einen Gefährten fürs Leben finden und ich werde dann wieder ohne Stellung sein." .Da» ist eine entzückende Aulsicht!" rief er erfreut und suchte dabei ihrem Blick zu begegnen, wo» ihm jedoch nicht gelang. „Daß Mr». Lordson einen Gefährten für» Leben finden wirb?" „Nein!" „Daß ich meine Stellung verlieren soll?" „Ja . . . nein! . . Ich meine nur . . . mißverstehen Sie mich nicht! . . Ich freue mich, daß Sie dann wieder frei sein werden!" (Feetsetzung folgt.)
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