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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.11.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18981125016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898112501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898112501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-11
- Tag1898-11-25
- Monat1898-11
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597 Di« Morgen-Au-gabe erscheint um '/,? Uh«, di« Abeud-Au-gabe Wochentag« um S Uhr. Ne-artio« und Erveditioa: J«hanue«gasse 8. Di« Expedition ist Wochentag» ununterbrochen ««öffnet von früh 8 bi» Abend« ? Uhr. Filialen: vtt« klemm'« L-rttm. (Alfred HahnX UniversltätSsrrah, 8 (Pauliuuss'), L.uiS Lösche, Katbarinenstr. 14, Part, und KVAgSplatz 7. BezugS-Prei? dN d« tzauptexpedition oder den im ktadt- d«jlrk und den Vororten errichteten AuS» aabrstellen cbgeholt: vt«tt«!jübrlich^l4.S0, «i »ivetmaUgrr täglicher Zustellung in» Ha«» ü^O. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertel,ährlich 6.—. Direkte tägliche kreuzbandlrndun- in« Auslaad: monatlich 7.ÜO. Morgen-Ausgabe. MipMtr Tmsällall Anzeiger. AmtsvkatL des Königlichen Land- und KmLsgerichtes LeiPM -es Mathes «nd Nolizei-Ämtes der Lta-t Leipzig. Freitag den 25. November 1898. Attreigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen nnter demRedaction-strich (4g«< spalten) LO^j, vor den Familiennachrichtr» (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis« verzeichniß. Tabellarischer und Ztffrrnsatz »ach höherem Tarif. Hrtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung ^l 60.—, mit Postbesorderung > 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abrnd-Au-gabe: Bormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4UHL Bet den Filialen und Annahmestellen je eia« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet» an di« Srpedttts» zu richte». Druck und Verlag vou E. Polz in Leipzich 92. Jahrgang. Ostmarkische Industrie. v. Seitdem auch in maßgebenden Kreisen die von Jahr gn Jahr drohender werdende Gefahr einer Slawisirung immer weiterer Bezirke des deutschen Ostens, die Verpflanzung slawischer Colonien selbst nach den kerndeutschen Jndustriebezirken des Westens und der dauernde Rückgang des wirthschaftlichen, geisti gen und nationalen Lebens in der Ostmark endlich wieder klar erkannt ist. hat fast jeder Tag neue Vorschläge und neue Pläne zur Abhilfe gezeitigt, und ein erfreulicher Wetteifer aller natio nalen Kreise weit über die Ostmark hinaus in der Betheiligung an dem neuen Werke begonnen. In der Erkenntniß, daß es gilt, gleichzeitig das wirthschaft- liche, geistige und nationale Leben zu fördern, sind die ver schiedenen Maßnahmen, die vorgeschlagenen sowohl, wie die bereits in der Durchführung begriffenen, auch gleicher Weise auf diese drei Gebiete ausgedehnt. Die Förderung des Deutsch- ihums ist das oberste Ziel, die Förderung deutschen Wirthschafts- lebens und deutscher Bildung die beiden untrennbaren Mittel. Die Ansiedelung deutscher Bauern und Unterstützung des deut schen Mittelstandes in den Städten gehen Hand in Hand mit vermehrter Fürsorge für die Volksschulen, mit der Errichtung technischer Lehranstalten und großer und kleiner Büchereien. Ein vielversprechender Anfang ist gemacht. Nun aber gilt es, nicht beschaulich die Hände in den Schoß zu legen, sondern rüstig, sehr rüstig weiterzuarbeiten. Denn einmal ist der Feind, dag PoUntbum unter der Führung seines Klerus, auf der Wacht und äußerst rege bei der Arbeit, sodann dürfen wir uns aber auch nicht verhehlen, daß bisher doch erst recht wenig prak tisch erreicht ist — und auch noch nicht gar zu viel für die nächsten Jahre in Aussicht steht. Auf wirtschaftlichem sowohl wie auf geistigem Gebiete bleibt zur Hebung der nationalen Cultur in der Ostmark noch viel zu thun übrig; auf geistigem, da die ent schiedene Förderung des gegenwärtig recht mangelhaften Volts schulwesens im Osten vorläufig wenig mehr als ein frommer Wunsch ist; und auf wirtschaftlichem, da die Förderung des Deutschthums durch Ansiedelung deutscher Bauern sich natur gemäß nur sehr langsam vollzieht — und nur zu oft durch die Ansiedelung polnischer Bauern wieder wett gemacht wird. Bei der Ansiedelung deutscher Bauern darf daher nicht stehen geblieben werden. Es ist auf neue, große Mittel zu sinnen — und die scheinen jetzt in der That gefunden zu sein. Vor mehreren Monaten hatte ich bereits in einer Broschüre darauf hingewiesen, wie wichtig und von wie vielseitigem, segensreichem Einfluß die Verpflanzung von Industrie nach der O st mark sein würde. Einige Wochen darauf konnte gelegentlich einer ein gehenden Besprechung jener Schrift die „Kölnische Zeitung" be reits mit Bestimmtheit erklären, daß die Erfüllung dieses Wun sches in der That nicht mehr fern wäre, da Vorbereitungen zu entsprechenden Schritten bereits eingeleitet würden und guten Erfolg versprächen. Die Frage ruhte nun nicht mehr. Bald wurde bekannt, daß Posener und Westpreußische Banken, ins besondere die Ostdeutsche Bank und die Danziger Privat-Actien- Bank sich zu Berathungen über gemeinsame Finanzirung in dustrieller Unternehmungen in der Ostmark vereinigt hatten. Diese Berathungen führten allerdings nicht zu der geplanten engeren Verbindung, wohl aber zu dem Entschluß der Banken, die Angelegenheit energisch zu fördern. Gelegentlich sah sich wohl auch schon ein Berliner Blatt veranlaßt, vor übereilten Grün dungen im Osten zu warnen, die keinen anderen Hintergrund hätten, als eine momentane Stimmung der Regierung zu Gunsten des Deutschthums in den Ostmarken. Diese Unkenrufe störten den Fortgang des Werkes jedoch wenig, waren sie doch aus doppeltem Grunde: Erstens werden alle nationalen Kreise ge schloffen dafür sorgen, daß die endlich in Fluß gekommene Be wegung zu Gunsten des Deutschthums im Osten, auch unabhängig von momentanen Stimmungen der Regierung, nicht mehr ins Stocken geräth, und zweitens werden durchaus keine übereilten Gründungen vorgenommen; vielmehr wird bei dem ganzen Fenillrtsn. Was wissen wir von -em Äpfel in der Mythologie und im Volksglauben? Von E. Glaser. Na»dr»L »erboten. Wie schön ist im Herbst der Anblick eines Apfelbaumes mit seinen rothwangigen Früchten! Wer möchte die Früchte nicht pflücken, und wie angenehm ist der Wohlgeschmack eines Apfels! Ein Apfel ist nicht nur ein wohlschmeckendes Genußmittel, sondern spielt auch in dem Leben der Bölter eine mythische und kulturgeschichtliche Rolle. Er fördert die Gesundheit, deshalb schützt in Pommern «in Apfel, am Ostermorgen gegessen, vor Fieber. In einem Märchen empfängt der Jüngling von der Mutter GotteS einen Apfel, durch welchen die Braut des Jünglings gesund werden soll. In einem VolkSlrede heißt eS: „Was zog er auS der Tasche mit Fleiß- Ern Arpfekein, da- war roth und weiß. Er kegt'S auf ihren weißrolhen Mund, Schön' Schätz«!, bist krank, werd wilder gesund!" Nach Grimm'S deutschen Sagen steigen Kinder in Holda'S Brunnen hinab. Unter demselben liegt eine blumige Wiese, auf der Aepfel« und Birnbäume voll reifer Frucht stehen und zum Pflücken einladen. Schwäbische Reime fordern den Mai käfer auf, Früchte auS seiner himmlischen Heimath mitzubrrngen: Maikäfer flieg aus, Flieg in meimr Ahm Hau», Bring mir Aepfel und Birnen, Komm bakd wieder! AlS der Storch gefragt wird, wo er gewesen, antwortet er: „In meines Vaters Apfelgarten. Da sind Tische und Bänke, da sind Mädchen, die schenken, da sind Burschen, da sind Jung frauen, die spinnen Gold." Die alten Germanen stellten den Apfelbaum unter den be sonderen Schutz der Götter. Kein Blitz zerspaltete seinen Werke mit einer höchst anerkennenswerthen Sorgfalt vorgegangen — dafür bürgt schon der Name des Oberpräsidenten V.G oßler, der sich selbst an die Spitze derBewegung gestellt hat. Nach eingehenden Berathungen und Prüfungen hat bekanntlich der Oberpräsident von Goßler sich selbst nach Rheinland und Westphalen begeben, um dort in persönlicher Berathung mit den Großindustriellen, die sich an den neuen Unternehmungen be- theiligen wollen, die Vorbereitungen zu Ende zu führen. Wie lebhaft sich jene Großindustriellen für den ganzen Plan interessiren, davon gab ihr Organ, die „Kölnische Zeitung", Zeugniß; konnte sie vor Monaten in dem oben erwähnten Artikel bereits versichern, daß die Vorbereitungen zur Verpflanzung großer Industrien nach dem Osten im Gange wären, so schrieb sie jetzt zur Begrüßung des Oberpräsidcnten von Westpreußen: „Wir begrüßen unsererseits die Absicht des Oberpräsidenten mit großer Freude und wissen unS eins mit ihm in dem Ge danken, daß durch die industrielle Hebung der Ostprovinzen Preußens und den dadurch wachsenden Wohlstand in diesen LandeStheilen ein festes Bollwerk gegen den drohenden Polo- nismus geschaffen werden wird. — Unsere heimathliche Industrie wird, davon find wir überzeugt, die Absichten der Staats- regirrung nach Kräften fördern. Es gilt, durch westdeutschen Unternehmungsgeist, westdeutsche Industrie und westdeutsches Capital im deutschen Osten ein wahrhaft patriotisches Werk zu fördern, die Befestigung des Deutschthums in den deutschen Ostmarken." In der Thai war „westdeutscher Unternehmungsgeist" nebst westdeutschem Capital nothwendig, um in Westpreußen ent sprechende Schritte zu thun. Wie wenig sich hier der Unter nehmungsgeist industriellen Unternehmungen zuwendet, zeigt am besten die Hauptstadt der Provinz. Danzig ist, so gern es sich jetzt auch als solche aufspielt, durchaus keine Industriestadt, son dern lediglich eine Handelsstadt, und der ganze Unternehmungs geist seiner Bewohner beschränkt sich, wie mir auch von maß gebender Stelle ausdrücklich bestätigt wurde, auf den Handel. An größeren industriellen Anlagen kommen fast nur staatliche Institute in Betracht, die Danzig allerdings den Anschein einer Industriestadt gegeben haben. Da ist in erster Linie die kaiser liche Werft, ferner die königliche Gewehrfabrik u. s. w. Daneben stehen nur die Privatwerften, namentlich die von Schichau. Die Zahl der sonstigen industriellen Unternehmungen von größerem Umfange ist verschwindend. Nach einer Zählung vom 30. Novem ber 1897 bestanden in Danzig überhaupt 242 „gewerbliche An lagen", die, außer wenigen jugendlichen, rund 107 000 männliche und 1000 weibliche Arbeiter beschäftigten. Die eigentliche und einzige „Industriestadt" Westpreußens ist Elbing, wo wiederum die Schichauwerft und daneben eine bekannte Cigarren fabrik an der Spitze stehen; im Ganzen finden sich hier 169 ge werbliche Anlagen mit 6000 männlichen und 2300 weiblichen Arbeitern — im Verhältniß außerordentlich viel mehr als in Danzig. Der Einwand, daß in Westpreußen kein Boden für eine weitere Entwickelung der Industrie gegeben ist, wäre ganz un zutreffend. ES mag beispielsweise daran erinnert werden, daß rm südlichen Theile der Provinz nicht unbedeutende Braun kohlenlager vorhanden sind, die durchaus abbaufähig sind; mangelnder Unternehmungsgeist, mangelndes Capital, und der Mangel guter Verkehrsmittel haben die Ausnutzung dieser Quellen bisher verhindert. Für Westpreußen fallen die billigen Bodenprrise und billigen Arbeitskräfte namentlich ins Gewicht, auch fehlt eS ja keineswegs an Wasserstraßen und Wasserkräften, und auch der Holzreichthum sowie die große Holzzufuhr aus Polen sprechen mit. Selbstverständlich läßt sich nicht jede In dustrie nach Belieben in ferne Provinzen verpflanzen; aber In dustrien, die an den Ursprung der Rohproducte nicht gebunden sind, oder solche, die in Westpreußen gerade die nöthigen Roh produkte vorfänden (Braunkohle, Holz u. s. w.), könnten mit Dortheil dorthin verpflanzt werden. Wie viel heute halb ver lassener, verödeter, billiger Boden steht hier nicht zur Verfügung! Die erhöhten Transportkosten würden — ein erweitertes Netz von Stamm, und der Hammer des Donnerers Donar durfte ihn nicht treffen. Aus diesem Grunde pflanzte man ihn als Schutz gegen den Blitz nahe an die Hütte, so daß seine Zweige dieselbe beschatteten. Der Apfel stand bei den alten Germanen so hoch in Ehren, daß sie dessen Genuß selbst ihren Göttern und den Seligen zuschrieben. Die Götter erfreuen sich ewiger Jugend, aber dies« ist durch den Genuß gewisser Speise und bestimmten Trunkes bedingt, deren Entbehrung sie sofort den Menschen gleichstellt, sie diesen ähnlich altern läßt. Bei den Griechen war diese Speise Ambrosia, der Trank Neckar. Den germanischen Göttern standen ähnliche Speisen zu Gebote, die Goldäpfel der Iduna. Iduna wohnte in dem Lande der Jugend und hatte die Aepfel ewiger Jugend bei sich. Sie reichte diese Aepfel den Göttern, die durch den Genuß derselben in dem Besitze ihrer vollen Lebenskraft, Jugend und Schönheit blieben. Eine Dienerin der Iduna reichte den Helden bei ihrem Eintritt in Walhalla von diesen Aepfeln. Der heimtückische Gott Loki verrieth di« Göttin Iduna an den Riesenfürsten Thiassi. Er lockte die Iduna in einen Wald, indem er vorgab, daß er dort einen Baum mit herrlichen Aepfeln entdeckt hab«, und riech ihr, ihr« eigenen Aepfel mitzunehmen, um sie mit j«nen vergleichen zu können. Der Riese Thiassi, welcher in Adlergestalt hier versteckt war, ergriff sie und flog mit ihr nach seiner Burg, in welcher er die Hüterin der Aepfel gefangen hielt. Die Götter aber befanden sich übel, als Iduna verschwunden war, sie wurden schnell grauhaarig und alt, weil ihnen die belebenden Aepfel fehlten. Da Iduna zuletzt gesehen worden war, al» sie in Begleitung Loki's Asgard verlassen, wurde diesem die Schuld an dem Verschwinden der Göttin zugeschrieben und beschlossen, ihn unter Androhung furchtbarer Todesqualen zur Befreiung Jduna's zu zwingen. Loki erklärte sich dazu bereit, wenn er Freya's Falken gewand bekomme. ES wurde ihm das Gewand überreicht und nun floh er nach Riesenhrim. Als Thiassi auf den See hinaus gefahren war, flog Loki in die Behausung hinein, verwandelte Iduna in eine Nuß, die er in seine Klauen nahm, und flog nach ASgard zurück. Thiassi kam bald darauf nach Hause, vermißte sofort Iduna und sah den Falken davonfliegen. Er verwandelte sich in einen Adler und flog nach. Die Götter sahen Derkehrsanlagen zu Wasser und zu Lande vorausgesetzt — reich lich ausgewogen durch die viel geringeren Kosten der Anlage, die geringeren Löhne, billigeren Lebensmittelpreise, die günstige Ge legenheit zur Errichtung billiger Arbeiterwohnungen, die oben drein Vortheilhaft mit einer kleinen, etwa von der Familie des Arbeiters zu betreibenden Landwirthschaft verbunden werden könnten. Auch die innere Colonisation finde^in den in dustriellen Anlagen eine wesentliche Stütze, da den Bauern da durch ein großer Markt für den Absatz ihrer Produkte gewisser maßen vor die Thüre gerückt wird. Der Großgrundbesitz freilich würde, wenn dies überhaupt noch möglich ist, vielleicht noch mehr als bisher unter dem Arbeitermangel leiden — ein Uebelstand, der indessen durch das Steigen des Bodenwerthes und die günstige Gelegenheit, zu parzelliren, wieder wett gemacht werden dürfte. Für den Bauernstand ist jedenfalls der große Vortheil der unmittelbaren Nähe eines industriellen Marktes unleugbar. Während der Bauer selbst einen bedeutend besseren Absatz und höhere Preise erzielt, sind die weichenden Erben nicht mehr ge zwungen, die Heimath zu verlassen und gen Westen zu ziehen; sie finden in der heimischen Industrie Unterkunft, und viele Tau sende deutscher Bewohner bleiben im Lande, wodurch das wachsende Uebergewicht der Polen endlich stärker gehemmt wird. Ueber den mannigfachen Vortheilen, di« hier nicht im Ein zelnen aufgereiht werden können, machen sich allerdings auch zwei schwere Bedenken geltend, die nicht verschwiegen werden dürfen: DaS eine ist die Frage, ob der rechte Zeitpunt nicht bereits verpaßt ist! Man sehe die dauernde Geldknappheit auf dem großen Markte, die Uebersättigung der Börse und des Publicums mit industriellen Anlagen. Wird da für den Osten noch etwas abfallen? Wird nicht zum Mindesten das Geld für die Anlagen so theuer sein, daß ihre Lebensfähigkeit von vornherein bezweifelt werden muß? Wir können uns der Befürchtung nicht ver schließen, daß nach der ungeheuren Menge industrieller Grün dungen, die wir eben hinter uns haben, der Osten zu spät kommt. Nun ist ja freilich die Staatsregierung seit geraumer Zeit mit den Plänen beschäftigt, Oberpräsident von Goßler hat sie nach allen Seiten aufs Sorgfältigste geprüft, und die rheinischen In dustriellen haben freudig ihre Bereitwilligkeit erklärt. Sie müssen ja schließlich am besten wissen, ob und wie viel „west deutsches Capital" sie in die westpreußischen Unternehmungen auch nach der großen Grllndungsfluth noch stecken wollen und können. Dieses Bedenken steht jedenfalls zurück hinter der zweiten, emi nent wichtigen Frage: Wird die neue Industrie in Westpreußen wirklich daS bleiben, als was sie gegründet werden soll — ein Hort der natio- nalenWirthschaft.eingroßesMittelzurFör- derung deS Deutschthums in der Ostmark? Werden die nationalen Interessen nicht gar bald hinter den wirthschaftlichen zurückstehen? Wird die Zuwanderung und dauernde Seßhaftmachung slawischerArbeiter nicht noch eine bedeutende Vermehrung erfahren? Das sind in der That sehr schwere und ernste national politische Bedenken, die um so näher rücken, je schärfer die Stel lung der Großgrundbesitzer in dieser Frage hervortritt. Hat doch die ostpreußische Landwirthschaftskammer das Verlangen aus gesprochen, daß dem slawischen Zustrom Thür und Thor geöffnet werde! Ist doch der Bund der Landwirthe zu erbittertem und gehässigem Kampfe gegen den durch und durch konservativen Oberpräsidenten von Goßler ins Feld gezogen, in dem er gleich falls nach billigen Arbeitskräften für die Landwirthschaft — d. h. nach unbeschränkter slawischer Zuwanderung — ruft, und in der Verpflanzung von Industrie nach dem Osten, kurzsichtig genug, nur einen neuen Raub an landwirthschaftlichen Arbeitskräften erblickt. Die Frage ist ja in der That für die Landwirthschaft sehr schwierig, aber man wird es sich jedenfalls für alle Zukunft merken müssen, wie rückhaltslos die angeblichen „Träger der nationalen Gesinnung" im Osten sich über alle nationalen Be den Falken kommen, aber auch den Adler hinterher fliegen. Sie trafen sogleich Vorbereitung zu einem großen Feuer vor den Thoren Asgards, und gleich hinter dem Fluge des Falken zündeten sie die Holzlager an. Die Lohe schoß mächtig empor und verbrannte dem Adler die Fittige. Es fiel derselbe nieder und wurde von den Göttern getödtet, die nun wieder neues Leben gewannen. Dem Namen nach ist Iduna die Göttin, die sich immer selbst verjüngen kann. Uhland hat den Sinn dieses Märchens richtig gedeutet, indem er unter Thiassi d«n Winker, unter Iduna uno ihren Aepfeln die Vegetationskraft, daS Naturleben, welches im Winter verschwindet, und unter dem Falken, der das Falken gefieder Freya's, der Göttin der schönen Jahreszeit, trägt, den Frühling versteht. Iduna ist die immer wiederkehrende Sonne, und ihre Aepfel bedeuten auch nur diese täglich wiederkehrenden runden und goldenen Sonnen. Die Nuß läßt sich deuten als den Samenkern, auS dem die erstorbene Pflanzenwelt alljährlich wieder aufgrünt. Als Zeus seine glänzende Hochzeit mit der Göttin Hera feierte, ließ Gaia, die Mutter Erd«, der Braut einen Wunder baum wachsen mit goldenen Aepfeln, den seitdem die Hcsperiden in dem Garten der Hera fern am Rande deS OceanoS pflegten und schützten. Diese Aepfel und ihr Wunderbaum wachsen auf einem Oceanischen Eiland,« zu welchem kern Schiffer dringt, wo die Ambrosischen Quellen strömen beim Lager des Zeus. Hier hat Zeus zuerst bei der Hera geruht, und eben diese heilige Ehe der höchsten Götter des Himmels war eS, zu deren Verherrlichung die Erde jene goldenen Aepfel wachsen ließ, eS waren Symbole der Liebe und Fruchtbarkeit, wie der Baum deS Lebens im Paradiese und di« Aepfel der Iduna. Die elfte Arbeit, welche dem Herkules von EurystheuS auf getragen wird, besteht in dem Einholen der goldenen Aepfel der Hesperiden. Nach vielen Kreuz- und Qu«rzügen kam Herkules endlich zu Atla», der da» Himmel»gewölbe trägt. Dieser holte die Aepfel der HeSptrrden, während Herkule» selbst statt seiner die Last d«S Himmel» auf sich nahm. Al» Atlas mit drei Aepfeln zurückkehrte, machte er, da er kein« Lust hatte, die wohl bekannte Last noch ferner zu tragen, dem Herkules das An erbieten, er wolle selbst die Aepfel nach Mykenä zu EurystheuS denken hinwegsetzen, und wie leichtsinnig sie mit der wahrlich nicht geringen Gefahr einer immer größeren Slawisirung de- Ostens spielen. Davon abgesehen, ist aber der Kampf gegen den westpreußischen Oberpräsidenten maßlos kurzsichtig. Die Ent völkerung des platten Landes schreitet neben den gegenwärtigen Verhältnissen, in dem industrielosen Zustande, derartig vorwärts, daß eine Verschlimmerung gar nicht mehr möglich ist. Dagegen würde durch die Verpflanzung von Industrie nach dem Osten das Land ohne Zweifel wieder Arbeitskräfte ansaugen, die sich erfahrungsgemäß um die Industrie überall in größerer Menge schaaren, als die Industrie selbst sie unterbringen kann. Es würden also aus diesen überschüssigen Kräften auch wieder Ar beiter für die Landwirthschaft frei werden. Dazu kommt der große Vortheil der um die Jndustriemittelpuncte herum selbstver ständlich bedeutend steigenden Boden- und Markt preise. Die Landwirthe könnten theils ihren Boden gut ver kaufen — worauf doch wahrlich nicht wenige warten — theils ihre Produkte unvergleichlich vortheilhafter absetzen als bisher. Die Entvölkerung des Landes aber, die die Besitzer mit Recht so sehr fürchten, kann überhaupt nicht mehr anders aufgehalten werden, als dadurch, daß ein reges gewerbliches Leben in der Provinz geschaffen, und daß zugleich die innere Colonisation, die Heranziehung von Kleinbauern fortgesetzt wird. Aus den Familien dieser Kleinbauern, aus den „weichenden Erben", würde auch die Industrie ihrerseits wieder eine Menge der nöthigen Arbeitskräfte ziehen können. Eins allerdings ist noth, wenn die ostmärkische Industrie dem Vaterlande zum Segen und nicht zum Fluche werden soll: Slawische Arbeiter von jenseits der Grenze dürfen nicht mehr hereingelassen werden! Das aber gilt wahrlich nicht nur für die Industrie: Gerade die Groß grundbesitzer sind es, die auch heute schon mit allen Mitteln für die Ueberschwemmung des Landes mit slawischen Elementen kämpfen. Sie können di« deutschen Arbeiter nicht mehr im Lande halten; daS aber könnte gerade die Industrie; und da der Groß grundbesitz im Kampfe um die Arbeitskräfte nun einmal absolut nicht mehr concurrenzfähig ist, und das Land nur noch mit „slawischen Kulis" zu überschwemmen vermag, so bleibt eben nichts anderes übrig, als ihn in steigendem Maße abzulösen durch einen deutschen Bauernstand, der nicht dieser Arbeiter massen bedarf. Dieser Bauernstand aber würde einerseits der Industrie zahlreiche Arbeitskräfte liefern (die weichenden Erben), andererseits durch den großen Markt, den die Industrie ibnen bietet, blühender dastehen, als es der östlichen Landwirthschaft bisher je vergönnt war. Deutsches Reich. -2- Dresden, 24. November. (Privattelezramm.) Die Generalversammlung deS Conservativen LandeSvereinS beschloß gestern einstimmig, daö Cartell wie eS bisher von den sächsischen LandtagSabaeordnelen der Ordnungsparteien abgeschlossen war, auch in Zukunft und zwar auch in formeller Form aufrecht zu erhalten und den Borstand des conservativen Landesvereins zu be auftragen, in diesem Sinne mit dem Borstand des National liberalen LandeSvereinS in Verbindung zu treten. Berlin, 24.November. (Die Nati onalliberalen im Reichstagspräsidium.) Gleich nach den Reichstags wahlen begann die radikale Presse dagegen zu inlrigiiiren, daß daS Präsidium des neuen Reichstags anders zusammen gesetzt würde, als in der zweiten Hälfte der letzten Legislatur periode; man wollte gar zu gern den freisinnigen Viccpräsidenlen retten. Auck jetzt, nachdem man sich damit hat «(finden müssen, daß die Conservativen jedenfalls eine Stelle im Präsidium einnedmen werden, klammert man sich noch an die Hoffnung, einen fortschrittlichen Ab geordneten in daS Präsidium entsenden zu können, indem man den Nationalliberalcn die Berechtigung, am Prä sidium theilzunehmen, bestreitet. Man beruft sich zunächst bringen. Herkules ging scheinbar auf den Vorschlag ein, nur bat er den Atlas, noch so lange den Himmel zu halten, bis er sieh «in Kissen gemacht habe, damit ihn der Himmel nicht allzu sehr drücke. Atlas ließ sich überlisten; und als er an seinem alten Platze stand, nahm Herkules Pfeil und Bogen und die Aepfel vom Boden und sagte dem Getäuschten Lebewohl. Von EurystheuS erhielt er die Aepfel zum Geschenk und weihte sie der Athena, dies« aber brachte sie wieder an ihren vorigen Ort zurück, denn sie durften nicht anderswo sein. Unter diesen goldenen Aepfeln sind auch di« Sonnen ge meint, di« jeden Abend im Jahre im Westen verschwinden, um am anderen Morgen im Osten wieder sichtbar zu werden. Durch goldene Aepfel wurde die arkadische Jägerin Ata- lanta besiegt. Diese war in ihrer Jugend von ihrem Vater ausgesetzt, von einer Bärin gesäugt und unter Jägern zur Jägerin aufgezogen. Durch «inen Götterspruch war ihr vorher gesagt, sie würde die reizende Gestalt verlieren, wenn sie sich verheirathete, deswegen beschloß sie, Jungfrau zu bleiben. Um ihre Bewerber los zu werden, schwur sie, nur dem ihre Hand zu reichen, der sie im Laufen einholte. Sie übertraf darin alle Sterblichen, sie war so schnellfüßig, daß, wenn sie über ein reifes Kornfeld lief, di« Spitzen der Aehren sich nicht umbogen. Sie überwand die besten Renner im Wettlaufe, und die Besiegten mußten ihr Leben büßen. Sie ließ den Jüngling voran eilen, folgt« ihm dann mit einem Speere nach und durchbohrte ihn. Nachdem sie schon viele Freier getödtet hatte, wurde sie von Meilanion besiegt. Dieser nämlich ließ, indem er vor ihr herlief, drei goldene Aepfel, die «r von Aphrodite erhalten, in Zwischen räumen niederfallen, und während Atalante diese aufhob, er reichte er glücklich da» Ziel und gewann so die Hand der spröden Jungfrau. Die drei goldenen Aepfel waren nach Virgil im Garten der HeSperiden, nach Ovid in einem Garten d«r Aphrodite auf Cypern gepflückt. Der Apfel war auch der Aphrodite geheiligt und war ein Liebeszeichen im Verkehr zwischen Jünglingen und Mädchen. Das Apfelspiel an den Aphrodisien (Festen der Aphrodite) machte den Anfang der LiedeSwerbung und Gewährung. Philostratus beschreibt in einem reizenden Bilde genau, wie es von d«n Liebenden getrieben wird, wie Einer dem Anderen seine Lieb«
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