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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.12.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18981209014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898120901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898120901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-12
- Tag1898-12-09
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Er steht im scharfen Gegensätze zu der Anschauung der Demokraten und der fortschrittlichen Kryptorepublikaner, daß die deutsche Einheit nicht da» Werk dynastischer Politik, sondern da» Ergebniß der auf Turner-, Schützen- und Sängerfesten gepflegten deutsch-natio nalen Gesinnung sei, daß, wie Liebknecht vor einigen Monaten einmal im Kreise seiner Parteigenossen sagte, nur zufällig Bis marck dem Drangt nach Einheit den Sieg verschaffte, doch ohne jedes persönliche Verdienst: „denn wäre Bismarck nicht gekommen, so hätte irgend ein Müller oder ein Schulz« dasselbe gethan." Aber BiSmarck steht das Zeugniß der Geschichte zur Seite. Er hat mit vollem Bewußtsein für di« Herstellung der deutschen Ein heit unter preußischer Führung gearbeitet, seitdem er sich von der Unmöglichkeit einer dualistischen Leitung der im deutschen Bunde vereinigten Staaten überzeugt hatte. Aber niemals hat er dabei von der Mitwirkung der in Parlament und Presse thätigen Kräfte etwa» erhofft, sondern nur von dem Könige von Preußen und seinem schlagfertigen Heere. Denn deutscher Patriotismus ist von andrer Art als der Patriotismus anderer Nationen. Er bedarf, um thätig und wirksam zu werden, der Bermittelung dynastischer Anhänglichkeit; unabhängig von letzterer kommt er praktisch nur in seltenen Fällen zur Hebung, wenn auch theoretisch täglich, in Parlamenten, Zeitungen und Versammlungen. Fürst BiSmarck führt diesen Gedanken weiter au», und wer die Ent wickelung der deutschen Geschichte kennt, wird um Beweise für die Richtigkeit seiner Behauptung nicht verlegen sein. Wir Deutsche sind ausgeprägte Particularisten; unser Patriotis mus trägt immer in erster Linie die Farbe des Staates, dem wir durch di« Geburt angehören, und di« Farbe der Dynastie, die über uns herrscht. Die Anhänglichkeit an die Dynastie erweist sich bei uns stärker, als das Stammesgefühl, stärker als das national deutsche Bewußtsein. Das bayerische Volk setzt sich aus Bruch stücken verschiedener Stämme zusammen, aus Bajuvaren, Schwa ben, Alemannen und Mainfranken, aber Alle nennen sich mit Genugthuung Bayern, weil sie durch eine gemeinschaftliche Dynastie verbunden sind. So ist «» auch anderwärts in Deutsch land: Die deutsche Vaterlandsliebe bedarf einesFürsten.aufdensichihreAnhänglichleit concentrirt. Würden sämmtliche deutsche Dynastien plötz lich beseitigt, so wäre eS wahrscheinlich vorüber mit der Existenz einer selbstständigen deutschen Nation; in den Friktionen euro päischer Politik würden di« Deutschen an ihrem Nationalgefühl keinen Halt finden. Und nicht einmal dir bisher in staatlichem Verband« vereinigten deutschen Gebietstheile würden Zusammen halten, wenn man sich die Dynastien verschwunden denkt. Dieses Vorwiegen der dynastischen Anhänglichkeit und die Unentbehrlich keit einer Dynastie al» Bindemittel für da» Zusammenhalten eines bestimmten BruchtheileS der Nation unter dem Namen der Dynastie ist eine specifisch rrichsdeutsche Eigenthümlichkeit, kein anderes europäische» Volk bedarf für seinen Patriotismus und für sein Nationalgefühl einer solchen Vermittelung. Spanier, Franzosen, Italiener, Polen, Ungarn würden auch ohne Dynastie sich in ihrer nationalen Eigenart fühlen und Zusammenhalten; die Deutschen aber würden diesen fester geschmiedeten Nationen zur Beute fallen. Weil aber der Deutsche im Wesentlichen dynastisch empfindet, so läßt er sich auch leicht bestimmen, mit dem Lands mann auf Leben und Tod zu kämpfen^ „wenn in Folge von Streitigkeiten, die ihm selbst unverständlich sind, der dynastische Befehl dazu ergeht." Wie urtheilt nun Fürst Bismarck über den dynastischen Sinn der Deutschen? In ihm selbst ist jeder Zeit ein starkes Gefühl für die Dynastie der Hohenzollern lebendig ge wesen; er stand zu seinem Könige und Herrn immer mit der Treue der Lehnsmannes. Deshalb mußte ihm die gleiche Ge sinnung sympathisch sein, wo er ihr bei Anderen begegnete. Und so verhehlt er nicht, daß er für dir Anhänglichkeit der heutigen welfischen Partei an di« alte Dynastie volles Verständniß habe. Aber in Concurrenz mit dem dynastischen Gefühle ist bei Bis marck von Jugend auf daS deutsch-national« Gefühl vorhanden gewesen, und dieses Element fehlt ihm in der kurbraunschweigi schen Vasallentreue. Er sieht in dem deutschen Nationalgefühl immer die stärkere Kraft überall, wo sie mit dem Particularismus in Kampf geräth, weil der letztere, auch der preußische, selbst doch nur entstanden ist in Auflehnung gegen das gesammtdeutfche Gemeinwesen, gegen Kaiser und Reich, im Abfall von beiden, ge stützt auf päpstlichen, später französischen, in der Gesammtheit welschen Beistand, die alle dem deutschen Gemeinwesen gleich schädlich und gefährlich Warrn." Dynastischen Interessen erkennt er in Deutschland nur insoweit Berechtigung zu, al» sie sich dem allgemeinen, nationalen Interesse anpassen; wo das nicht ge schieht, wo uns dynastische Interessen mit neuer Zersplitterung und Ohnmacht der Nation bedrohen sollten, da müssen sie auf ihr richtiges Maß zurückgeführt werden, denn „daS deutsche Volk und sein nationale» Leben können nicht unter fürstlichen Privat besitz vertheilt werden." Es war eine providentielle Fügung, daß Fürst BiSmarck in König Wilhelm I. «inen Monarchen fand, der trotz seine» starken dynastischen Bewußtsein» doch immer wieder den nationalen Erfordernissen sich zugänglich zeigte, so hart und schwer auch in einzelnen Fällen, wie z. B. in NikolS- burg, der Kampf war, den der leitend« Minister gegen die von allen Seiten geltend gemachten particubaristischen Strebungen zu führen hatte. Noch im Kriege von 1866 zeigte sich daS dynastische Gefühl in Deutschland stärker als da» zur Einheit drängende Nationalgefühl, das in der Presse und den Parlamenten hier und da zum Ausdruck kam: das sächsische, hannöversche, hessische Blut floß nicht für die deutsche Einheit, sondern es ward im dynasti schen Kampfe gegen du deutsche Einheit vergossen. Im 14. Capitel (ConflictSministerium) lernen wir die Herren näher kennen, mit denen zusammen Herr v. BiSmarck den Kampf für die Rechte der Krone gegen die Herrschafts bestrebungen deS Abgeordnetenhauses unternahm. An dir Spitze des Finanzministeriums wurde Karl v. Bodelschwingh gestellt, Bruder des im März 1848 abgetretenen Ministers Ernst v. Bodelschwingh. Da er schon unter Manteuffel sieben Jahre lang die Finanzen geleitet hatte, hätte man meinen sollen, daß er seine Befähigung dazu bereits erwiesen hätte. Aber er war in keiner Hinsicht seiner Aufgabe gewachsen. Seine Räthe wußten in allen Fragen der Finanzverwaltung genauer Bescheid als er selbst; er fand demnach seine Aufgabe im Wesentlichen darin, zu unterschreiben, was ihm von den Decernenten seines Ministerium» vorgelegt wurde, und die Divergenzen möglichst auszugleichen, i» die die Beschlüsse „der theilS liberalen, theils in engen Reffort- gesichtspuncten befangenen Räthe mit der Politik des Königs und des Staatsministeriums gerathen konnten." Da die Mehrzahl der Räthe der liberalen Opposition zugeneigt war'und ihre Anschau ungen ihrem Ches gegenüber bei dessen mangelnder Sachkunde oft siegreich vertraten, so geschah das Unerwartete, daß Herr von Bodelschwingh, der unter den Ministern seiner persönlichen Stel lung nach die äußerste Rechte darfiellte, mit seinem Votum meist die äußerste Linke bildete." Graf Jtzen plitz, der Handels minister, war seinem Vielverzweigten Amte noch weniger ge wachsen, als der Finanzminiper: er befand sich stets in der Ab hängigkeit von seinen technischen Benutzern, vornehmlich Del brück, und wagte in dem Bewußtsein der eigenen Unfähigkeit nicht, gegen verdächtige Beamte seine» Ressorts einzuschreiten, weil er ihrer technischen Leistungen nicht entrathen zu können meinte. Für BiSmarck'S Politik hatten beide Männer kein son derliche» Verständniß, noch für ihn selbst persönliche» Wohl wollen, da sie ihn als Eindringling betrachteten, und sich nur ungern dem jüngeren Manne fügten. Der Minister des Innern, Herr v. Jagow, der anfänglich auch dem Ministerium Bis marck angehörte, mußte bald durch den Grafen Friedrich zu Eulenburg ersetzt Warden. Es war «ine glückliche Wahl, zu der Bismarck dem Könige rieth. Denn wenn Eulenburg auch zu Zeiten arbeitsscheu und vergnügungssüchtig war, so war er doch auch gescheidt und schlagfevtig und darum für den Kampf gegen die Worthelden des Abgeordnetenhauses wie geschaffen. Nächst Roon, dem Kriegsminister, war er BiSmarck'S treuester Gehilf« und ihm auch persönlich ein ergebener Freund. In besonders warmem Ton« ist di« Charabteristik Roon' s gehalten: „Er war unerreicht in der Treue, Tapferkeit und Leistungsfähigkeit, womit er vor und nach meinem Eintritt die Krisis überwinden half, in die der Staat durch das Experiment der neuen Aera gerathen war; er verstand und beherrschte sein Ressort, war der beste Redner unter uns, ein Mann von Geist und unerschütterlich in der Gesinnung eines ehrliebendon preußischen Officier»." Es blieb immer eine schmerzende Wunde im Gemüthe BiSmarck'S, daß eS tn späteren Zeiten, da Roon innerlich nicht mehr dem Hochflug der BiSmarck'schen Politik zu folgen vermochte, ehrgeizigen und intriganten Strebern, wie Herrn v. Arnim, gelang, die Saat d«S Mißtrauens auszustreuen, so daß sich der alte „Freund und Kamerad" von dem treuen Genossen der Conflictsjahre mehr un'.' mehr zurllckzog. Herr v. Mühler, der Cultusminister, war nicht ganz Herr seiner Entschlüsse: er stand unter der Herrschaft seiner „gescheidten, und, wenn sie wollte, liebenswürdigen" Frau Adelheid, die in den ConflictSjahren durch ihr energisches Ein greifen in das Ressort ihres Gatten dem Kladderadatsch ein will kommenes Stichblatt für seine neckischen Angriffe bot. Das wär« an sich nicht bedenklich gewesen, wenn Frau v. Mühler ihren Einfluß auf den Gatten immer zu Gunsten der von Bismarck vertretenen Politik des Königs geltend gemacht hätte. Allein sie empfing ihre politische Direktion von der Königin Augusta; durch Liebenswürdigkeit leicht gewonnen, wurde sie eine bereitwillige Dienerin der „persönlichen, der Staatsraison gewöhnlich zu wider laufenden Politik" dieser Frau, zu deren Vertretung im Ministerium sich Herr v. Mühler im Interesse des Hausfriedens bestimmen ließ, selbst auf Kosten der Staatspolitik, wenn es in unauffälliger Weise geschehen konnte. Am wenigsten sympathisch muthet der Graf zur Lippe als Justizminister an. Er konnte „daS Schärfite mit lächelnder Miene" sagen, „mit einem höhnischen Ausdruck von Ueberlegenheit", der die Collegen und die Parlamente verstimmte. In seinen politischen Ansichten stand er auf der äußersten Rechten, brachte sie auch in seinem Ressort zur Geltung, da seine Sachkunde ihm gestattete, seiner persönlichen Ueberzeugung zu folgen. Aus eine Darstellung des C o n fli c t e s selbst läßt sich Fürst BiSmarck in seinen „Gedanken und Erinnerungen" nicht ein. Das Material zur Beurtheilung der staatsrechtlichen Frage und ihrer Auffassung seitens des Ministeriums, speciell Bismarck's, liegt in den Reden vor, die Herr v. Bismarck in den Jahren 1862—1866 im Abgeordnetenhause und im Herrenhause gehalten hat. Er hätte darüber nichts sagen können, was er nicht früher schon gesagt hat — wozu Eulen nach Athen tragen? Die lln belehrbaren würde er nie belehren, die Lernbegierigen aber haben schon früher eingesehen, wo im Conflicte das höhere Recht lag, und viele der streitbarsten Gegner haben durch ein ehrliches Mer peconvi ihre damalige Schuld getilgt. Daß Bismarck in diesem Streite aber nicht blos seine persönliche Meinung vertrat, wie seine fortschrittlichen Gegner so gern glaublich zu machen suchten, indem sie a rege male ivtormnto aä regem melius inkormanäum appellirten, beweist das in den „Gedanken und Erinnerungen" abgedruckte Schreiben des Königs an den Oberst lieutenant Freiherrn v. Vincke-Olbendorf vom 2. Januar 1863: der König gab zwar zu, daß der von den Gegnern immer wieder herangezogene 8 99 der preußischen Verfassung zu Recht bestehe, betonte aber scharf, daß er wegen des Verhaltens des Abgeord netenhauses in Sachen der Armeeorganisation gezwungen sei, „al» guter Hausvater" das Haus auf eigene Verantwortung weiter zu führen, um später Rechenschaft zu geben. Horst Kohl. ^ririlletsn. Der Hausschwamm. Seine Entstehung und Fernhaltung. Don vr. Max Baumgart (Berlin). Nachdruck verbot-u. Zu den Verheerungen, die der HauSschwamm im Holzwrrk der Gebäude anrichten kann, kommt, daß seine Keime sich nach neueren Wahrnehmungen auch in den menschlichen Körper über tragen, beziehungsweise daselbst ZerstörungSvorgänge Hervor rufen, mithin für die Bewohner der schwammhaltigen Gebäude in doppelter Hinsicht gefährlich werden können. Hiernach sind es triftige Gründe, die ein näheres Studium de» Hausschwam mes nothwendig machen. Die Wissenschaft hat sich freilich erst in neuerer Zeit mit seinem Wesen ernster beschäftigt und den Be- dingungen seiner Entstehung und Fortpflanzung nachgeforscht. Wenngleich diese Untersuchungen bi» jetzt zu einem endgiltigen Abschlüsse noch nicht geführt haben, so sind die Ergebnisse immer hin wichtig genug, um auch in weiteren Kreisen Interesse zu er regen. Da» Wesen de» Hausschwamme», auch Holz-, Gebäude- und Mauerschlpamm genannt, besteht aus einer Pflanze, die in die Classe der Pilze (mzmetva), und zwar tn die der Familie der Löcher- und Röhrenpikze gehört und die botanische Bezeichnung „merulius laerimanz" führt. Der Gattungsname „meraliuz" entstammt anscheinend der amselartigen Färbung de» reifen Pilze» und da» Wort „I»oriw»ns" der thränenähnlichen Feuch tigkeit, die sein Fruchtkager absonderk. Die Fortpflanzung de» Pilzes erfolgt durch winzige, länglich-runde, halbmondförmige Samensporen von weiß, bi» graugelber Farbe. Diese werden von der reffen Pilzpflanze in großen Mengen erzeugt, abgestoßen und in Folge ihrer außerordentlichen Leichtigkeit von der Lust zum Theil in weite Entfernungen fortgesührt. Au» diesen Sporen bilden sich, sobald sie feste Grundlagen und die übrigen Bedin gungen zu ihrer Entwickelung, nämlich ausreichende Feuchtig keit, verbunden mit Mangel an Luftwechsel und Licht, finden zarte, weiße Fädchen (mzreslinm), die auf Holz und anderen organischen Stpffen nach allen Richtungen Wetter wuchern, sich zu feinem, spinnengewebeähnkichem Gefpinnste verdichten und bei weiterem WachSthum den eigentlichen Pilz («troma) hervor bringen. Zur Ernährung de» Schwammpilzr» dienen Vorzugs- weise die wässerigen und stickstoffhaltigen «estandtheile de» Holzes, die er in großen Massen aufiaugt. Zu diesem Zwecke dringen die Sporen durch die Holzporen zunächst in die Mark- strahlenzellen ein und gehen von diesen unter Durchbohrung der Zellenwande als reichgegliederte Pilzfäden in die Nachbarzellen (Trachelden) über. Während der Pilz in seinem ersten Stadium sich vorzugsweise im Dunkeln hält, sucht er im Stadium der Fruchtbildung Luft und Licht zu gewinnen. Die ursprünglich weiße Farbe der Pilzfäden geht in gelbliche, violette, rosen- bis purpurrothe und endlich — nach der Sporenbildung — in zimmtbraune Farbentöne über, die einen überraschend schönen Anblick gewähren. Indem die Pflanze dem Holzwerk, in dem sie keine Feuchtigkeit vorfindet, solche durch ihre Absonderungen zuführt, erfährt auch dieses Holz Umwandelungen, die eS der Zerstörung durch den Schwamm zugänglich machen. Die Sporen und Pilzfäden besitzen eine merkwürdige Zähinkeit und erhalten sich, fall» die Bedingungen zu ihrer Weiterentwickelung fehlen, im Holze und in der Erde oft Jahre lang keim- und fortpflanzungs- fähig. Dagegen ist der reffe Schlammpilz schnell vergänglich und verfault, sobald er die erzeugten Sporen abgestoßen hat, aller dings unter Zurücklassung seiner weiterwuchernden Wurzelfäden. Da» völlige Absterben de» Hausschwammes tritt ohne hemmende Wirkung von außen erst nach vollständiger Vernichtung deS Holz werke» ein, da er die Fähigkeit besitzt, die Hindernisse, die seiner Ausbreitung entgegenstehen, mit Erfolg zu umgehen. Kein Mauerwerk vermag ihn auszuhalten; er wuchert selbst auf Ziegelsteinen, besonder», wenn diese schlecht gebrannt sind, und gelangt oft durch die schmälsten Ritzen, vom Holze auf Mauerwerk, und von diesem wieder auf Holz überspringend, in unglaublich kurzer Zeit von Geschoß zu Geschoß der von ihm be fallenen Bauwerke. In der Regel beginnt der Pilz seine Lauf bahn im Erdgeschoß, namentlich an solchen Stellen, wo daS Holz von Mauerwerk umgeben, keinem Luftzug auSgesetzt oder in bloße Erde eingebettet ist. Er ist demzufolge zumeist in den Keller balken, unter den Dielen, hinter den Verschalungen de» Mauer werke», besonder» auch hinter Paneelen und Fußleisten anzu treffen. Die Wirkung de» Schwammpilze» auf da» Holzwerk ist überall verderbenbringend. Im klebrigen verbreitet sich der Schwammpilz nicht an jeder Holzart gleich schnell, kräftig und üppig; an den vorwiegend mit harzigen und öligen Bestand- theilen durchdrungenen Hölzern kommt er erfahrung»mLßig weit seltener vor al» an den überwiegend wässerige Säfte führenden Holzarten. Di« Schwammbildung kann sowohl durch einen ungünstigen Baugrund al» auch durch ungeschickte Anlegung und Unter haltung de» Bauwerke», vorzugsweise aber durch Verwendung ungeeigneten Baumaterial» hervorgerufen und gefördert werden. Da Feuchtigkeit das Lebenselement des Hausschwammes bildet, so muß zu seiner Fernhaltung in erster Linie auf die Wahl eine trockenen, möglichst frei gelegenen Bauplatzes Bedacht genommen werden. Ist eine entsprechende Auswahl des Baugrundes nach Lage der Verhältnisse ausgeschlossen, so muß dieser durch gründ liches Ausschachten und durch Anbringung eines anderen, die Grundfeuchtigkeit abhaltenden Baumaterials trocken gelegt und in allen Theilen überkrllert werden. In zahlreichen Fällen ist der Hausschwamm lediglich durch ungeeignetes Füllmaterial, namentlich wenn dasselbe auS altem, mit organischen Stoffen ver mischtem Bauschutt, dem eigentlichen Herde der Schwamm bildung, besteht, in Neubauten übentragen worden. Es wird deshalb stets zweckmäßig sein, wenn die Grundmauern durch Asphalt oder sonst geeignete Zwischeezlagen von dem darauf stehenden oder liegenden Holzwerke isoÜrt werden. Auch da» zu schnelle Bauen, daS da» nöthige Austrocknen de» Bauwerke» verhindert, sowie das vorzeitige Anstreichen der Wände und Fußböden mit Deckfarben, die die Feuchtigkeit im Holze und Mauerwerk zurückhalten, mutz wegen der dadurch ein tretenden Begünstigung der Hausschwammbildung vermieden werden. Das sicherste Mittel, um diese jern zu halten, ist indeß , in der Herstellung solcher Einrichtungen zu erblicken, die einen fortwährenden Umlauf trockener Luft, womöglich in allen Theilen des Bauwerke», jedenfalls aber unter den Fußböden der Erd- geschoßräume, sei e» durch Anbringung vom Luftcanälen in Ver bindung mit den Schornsteinen, oder auch besonderer Luftabzug röhren veranlassen. Neben derartigen baulichen Maßnahmen ist der Schwamm bildung durch Verwendung gediegenen BdumaterialS entgegen zu wirken. In dieser Beziehung kommt besonders das Bauholz in Betracht. Im Allgemeinen eignet sich zum Bauen nur ausge wachsene», gesundes und kernige» Holz. DaS im Saft gefällte Holz muß wegen seiner großen Empfctnglichkeit für den Schwammpilz grundsätzlich von der Verwendung zu Bauzwecken ausgeschlossen werden. Im Uebrigen muß alle» Bauholz mit Rücksicht auf die Erfahrung, daß die an die Oberfläche de» Hölze gelangten Pilzfäden absterben, sobald da» Hmlz den Einwirkun gen der Luft und de» Lichte» auSgesetzt wird, ferner, daß di« im Innern deS Holzes vorhandenen Pilzfäden und Sporen nur so lange lebensfähig bleiben, als das Holz Feuchtigkeit besitzt, und daß diese weder durch die sorgfältige äußere Reinigung noch durch die technische Bearbeitung del Holze» zu beseitigen sind, vor der Verwendung längere Zeit in geschützter, lufti^yer Lage gründlich auSgetrocknet werden. Die Wiederverwendung von Holzwerk au» solchen Gebäuden, in denen Schwammbildungen wahrgenommen worden sind, muß, selbst wenn einzelne Theile noch gesund erscheinen, vermieden werden, weil eS unmöglich ist, etwa in seinem Innern vorhandene Pilzftiden von außen zu erkennen und zu beseitigen. Zur Ver hütung weiterer Schwammbildung in den vom Schwamm an gegriffenen Räumen erübrigt nur, das gesammte Hol.zwerk durch Feuer zu Vernichten. Nicht selten wird die Schwammbildung auch durch Unreinlichkeit beim Waschen und Scheuern, sowie durch un genügendes Lüften und AuStrocknen der Wohnräume herbei geführt. Vor derartigen Vernachlässigungen der Unterhaltungs pflicht ipuß daher dringend gewarnt werden. Da der Schwamm pilz nur im Dunkeln, vorzugsweise unter den Dielen u. s. w. keimt und von innen nach außen wächst, so gewahrt ihn das Auge erst, wenn die scheinbar unverletzten Dielen zusammenbrechen und die Tragfähigkeit der Balken verloren ist. Das erste äußere Merkmal für das Vorhandensein des Hausschwammes in einem Gebäude bildet der ganz eigenthümliche, scharfe Geruch, den er verbreitet. Dieser Geruch macht sich längere Zeit vor dem Ein tritt ernsterer Gefahren bemerkbar und dient den Bewohnern der betreffenden Gebäude als Warner. Im Uebrigen ist das vom Schwamm befallene Holzwerk auch von außen durch den dumpfen Klang, den eS beim Anschlägen ergiebt, als krank Pi erkennen. Die Beseitigung des Hausschwammes aus einem Bauwerke be gegnet nicht unerheblichen Schwierigkeiten und ist überhaupt nur durch sorgfältiges Entfernen aller angegriffenen Holz- und Mauertheile zu erreichen. Zu diesem Zwecke muß vor allen Dingen der Herd der Schwammbildung ausgesucht und das ganze, mit Pilzfäden bezogene Mauerwerk, sowie alles Holzwerk des betreffenden Raume» herauSgenommen, beseitigt und durch neue» Holz- und Mauerwerk ersetzt werden. Demnächst ist für die thunlichste Trockenlegung deS betreffenden Gebäudetheiles, nach Umständen durch Unterkellerung u. s. w., sowie für einen möglichst beständigen Luftwechsel zu sorgen. Diese Maßnahmen haben in zahlreichen Fallen zur Ausrottung des Hausschwammes genügt. Die zum gleichen Zwecke aus gewerklichen Kreisen empfohlenen chemischen Mittel find dagegen nicht immer von dem gewünschten Erfolg« begleitet gewesen. Nur da» unter dem Namen „Carbo- lineum" in den Handel gebrachte Schwammmittel, das im Wesent lichen aus kreosothaltigem Theeröl besteht, hat sich bisher als aute« Präservativ gegen die zerstörende Wirkung des Holz schwamme» -rwiesen. DaS einzig sichere Mittel zur Bekämpfung des Hausschwammes besteht vorläufig in einer geschickten, die LebenSbedingungen de» Schwammpilze» auSschließenden Bau weise.
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