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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.12.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18981213011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898121301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898121301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-12
- Tag1898-12-13
- Monat1898-12
- Jahr1898
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Di* Vorgrn-Au-gabe erscheint um V,? Uhr, Hi« Abeud-Au-gabe Wochentag- um ü Uhr. Ne-artio« vnö Erve-Uio«: JohanneSgasse 8. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen grLffnet von früh 8 bi- Abends 7 Uhr. Filiale»: Ott» Klemm'» Eortim. (Alfred Hahn)» Uuiversltütsslratze 3 (Paulinuss'), Louis Lösche, Katdarinenstr. 14, part. und KöAgSplatz L BezvgSPE Gi der Hauptexpeditio» oder den im Ltadt. bezirt nud den Bororte« errichtete« A»S- aaorstellen abgeholt: vierteljährlich^14^0, ort »weimaltger täglicher Zustellung tn« Oau- LckO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertestäbrlich ^l 6.—. Lirect« tägliche Kreuzbandiendung in» AuLland: monatlich ^ll 7.50. Morgen-Ausgabe. MpMerIllMalt Anzeiger. Amtsblatt des Hömglicheu Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes nnd Motizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-PreiS He -gespaltene Petitzeile SO Pfg. Reklamen unter demRedaction-strich (4ge< spalten) 50-H, vor den Familiennachrichte» (6gespalten) 40^. 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Für den verantwort lichen Leiter der preußischen Politik war selbstverständlich das zu letzt bezeichnete Ziel das erwünschteste, aber ob es erreicht werden würde, hing nicht von ihm allein ab. Die öffentliche Meinung, selbst in Preußen, wo sie in der Presse und im „Hause der Phra sen" zum beredten Ausdruck gebracht wurde, sprach sich fast ein stimmig für das Recht des Augustenburgers aus, so wenig ein solches nach dem auf einen Verzicht hinauslaufenden Vergleichs verträge mit Dänemark vom Jahre 1852 geltend gemacht werden konnte, und fand am preußischen Hofe einen warmen Fürsprecher in dem Kronprinzen und seiner Gemahlin, die unter englischem und coburgischem Einflüsse allen Erwägungen der politischen Seite der Frage vom preußischen Standpunkte aus sich ver schlossen. Bismarck stand mit seiner Ansicht, daß Preußen den Tod des Königs von Dänemark und die dadurch eröffnete Erb folgefrage, wenn möglich, zur Erwerbung der Herzogthümer be nutzen müsse, allein; auch bei dem Könige fand er keine Neigung zu einer solchen Lösung, als er ihn in einem Conseil bald nach dem Tode des Königs Friedrich VII. daran erinnerte, daß jeder seiner Vorfahren bis zum Großen Kurfürsten hinauf für den Staat einen Zuwachs gewonnen habe, und ihn ermunterte, ein Gleiches zu thun. Der König trug Sorge, daß die, wie er meinte, unter den Nachwirkungen eines allzu starken Frühstückes gethane Aeußerung seines auswärtigen Ministers aus dem Proto kolle wcggelassen wurde, doch bestand Bismarck auf der nachträg lichen Einschaltung. Selbst die seinem Ressort unterstellten preußischen Gesandten hatten für die Auffassung ihres Chefs kein Verständniß, ja, einzelne, wie Graf Goltz, durchbrachen die Schranken der dienstlichen Disciplin so weit, daß sie in Immediateingaben dem Könige Ansichten vortrugen, die denen des leitenden Ministers diametral entgegenstanden. In dieser Lage mußte Bismarck auch die anderen Möglichkeiten erwägen; er *) Ich bitte die Besitzer der „Gedanken und Erinnerungen" von folgenden Berichtigungen Kenntniß zu nehmen: Bd. I S. 236 Z. 8 v. o. lies Thrombus statt Trombus, S. 263 Z. 14 v. u. lies Paris statt Berlin. Bd. II S. 105 Z. 8 v. u. lies pompous statt pompons, S. 138 Anm. *) Z. 2 lieS 1873 statt 1872, S. 183 Z. 9 v. u. und S. 184 Z. 3 v. o. lies BUlow statt Roon, S. 206 Z. 3 v. u. lies Reichs- Eisenbahnbeamte. — Tie deutschen Zeitungen würden sich ein Verdienst erwerben, wenn sie viese Berichtigungen aufnehmen und dadurch für ihre Verbreitung sorgen wollten. H. X. that es, ohne das höchste Ziel aus den Augen zu lassen. Die eine war die Einsetzung des Augustenburgers, dem die Sympathien der deutschen Bevölkerung der Herzogthümer und der Souveräne der deutschen Mittel- und Kleinstaaten gehörten, die andere die Herstellung einer Personalunion, die den Herzogthümcrn unter Aufrechterhaltung des politischen Verbandes mit Dänemark die dem „up ewig ungedeckt" entsprechende Sonderstellung gewähr leistete. In die Bildung eines neuen Mittelstaates konnte Preußen nur einwilligcn, wenn die preußischen und deutsch nationalen Interessen sichergestellt wurden in dem Umfange, wie sie in den sogenannten Februarbedingungen nochmals normirt worden sind; die Personalunion mit Dänemark fordern hieß der aufgeregten öffentlichen Meinung gegenüber die Sache des Dänenthums vertreten — und doch empfahl sich gerade dies als der gangbarste Weg, um ein« anderweitige, den deutsch-nationalen Interessen mehr entsprechende Lösung vorzubereiten. Die Rechte der Herzogthümer waren durch das Londoner Protokoll gewähr leistet, Preußen und Oesterreich gehörten zu den Garanten des Vertrages und hatten gar nicht das Recht, sich ohne einen stich haltigen Grund von den Londoner Abmachungen loszusagen, wohl aber als Schutzmächte des deutschen Bundes die Pflicht, Dänemark zur Erfüllung seiner Pflichten gegenüber den Herzog- thümern anzuhalten, deren eines zum Verbände des deutschen Bundes gehörte. Lehnte, wie der dänische Chauvinismus er warten ließ, der neue König unter dem Drucke der populären Agitation die Zurücknahme der Gesammtverfassung ab, so waren Preußen und Oesterreich vollberechtigt, an Dänemark den Krieg und das Londoner Protokoll fortan für unverbindlich zu erklären. Voraussetzung einer solchen Politik war unbedingte Einigkeit der beiden deutschen Großstaaten, da sie in ihrer Verbindung eine Macht darstellten, die jeder Eventualität einer europäischen Coalition gewachsen war, ferner die Ausschließung des deutschen Bundes, der die ohne seine Mitwirkung zu Stanoe gekommenen Beschlüsse der Londoner Conferenz nie anerkannt und, ohne Rücksicht auf die europäische Situation, sich für Begründung eines Großherzogthums unter einer neuen Augustenburgischen Dynastie präjudicirt hatte. Die Freundschaft Preußens und Oesterreichs zu gemeinsamer Großmachtspolitik herzustellen, gelang unter den Nachwirkungen des mißglückten Frankfurter Fürstentages leichter, als Bismarck erwartet haben mochte, und die Ausschließung der deutschen Mittel- und Konstanten entsprach dem österreichischen Interesse, den Kleinen, oie sich eben noch so unfügsam gezeigt hatten gegenüber den Wünschen der Präsidialmacht, einen hand greiflichen Beweis ihrer politischen Nichtigkeit in Fragen von europäischem Gewicht zu geben; sie entsprach nicht minder dem Interesse der Herzogthümer selbst: „Ich habe nie", sagt Bismarck, „in der Ueberzeugung geschwankt, daß Preußen, gestützt nur auf die Waffen und Genossen von 1848, öffentliche Meinung, Land tage, Vereine, Frrischaaren und die kleinen Contingente in ihrer damaligen Verfassung, sich auf ein hoffnungsloses Beginnen ein gelassen und unter den großen Mächten nur Feinde gefunden hätte. Ich hätte den Minister als Schwindler und Landes- verräther betrachtet, der in die falsche Politik von 1848, 1849, 1860 zurückgefallen wäre, die uns ein neues Olmütz bereiten mußte. Sobald aber Oesterreich mit uns war, schwand die Wahrscheinlichkeit einer Coalition der anderen Mächte gegen unS." Die Befreiung der Herzogthümer von dänischer Herrschaft war der Preis des Sieges; nun aber heischte die Frage Antwort, was aus dem gemeinschaftlich erworbenen Besitzthum beider deutscher Großmächte werden sollte. Bismarck trat bei dem Könige lebhaft für die preußische Annexion ein, stieß aber auch jetzt noch auf harten Widerstand. Der König behauptete, kein Recht auf die Herzogthümer zu haben, fürchtete sich auch vor der Mißbilligung, die er, wenn er den Augustenburger aufgab, bei seiner Gemahlin, bei dem kronprinzlichen Paare, bei verschiedenen Dynastien und bei Denen zu erwarten hatte, welche damals in seiner Auffassung die öffentlich« Meinung bildeten. Erst die Mißhelligkeiten, die der Gemeinbesitz herbeiführte, zwangen ihn, der Frage einer Besitzergreifung näher zu treten; die Ver- waltungstheilung, die der Gasteiner Vertrag herstellte, konnte di« Bahn für eine Erwerbung wenigstens von Schleswig ebnen. Die Antwort des Königs auf Bismarck's Brief vom 1. August 1866 — beide Stücke sind den „Gedanken und Erinnerungen" einverleibt — zeigt einen bedeutenden Fortschritt von der Augustenburgischen zur preußischen Auffassung hinüber, lehrt freilich auch, wie schwach sein Glaube an eine wirkliche Eigen- thumstheilung auch damals noch war. Der Gasteiner Vertrag, der Preußen das Herzogthum Lauenburg gegen eine Geldzahlung zum Besitz überwies, bedeutete «inen Wendepunct rm Empfindungsleben deS Königs Wilhelm. Nach Bismarck's Wahrnehmung fand nach der Besitznahme von Schleswig und Lauenburg ein psychologischer Wandel, ein Geschmackfinden an Eroberungen statt, wenn auch mit vorwiegender Befriedigung darüber, daß dieser Zuwachs, der Hafen von Kiel, die militairische Stellung in Schleswig und das Recht, einen Canal durch Holstein zu bauer;, in Friede und Freundschaft mit Oesterreich erworben worden war. Während der König den großen Erfolg seines auswärtigen Ministers durch seine Erhebung in den erblichen Grafenstand ehrte, schmähten ihn die preußischen Liberalen; ihr Haß gegen Bismarck war stärker als das Interesse für die deutsche Flotte, mnd es schien fast, als ob „die Fortschrittspartei die neu er worbenen Rechte Preußens auf Kiel und die damit begründete Aussicht auf unsere maritime Zukunft lieber in den Händen des Auctionators Hannibal Fischer als in denen d«S Ministeriums Bismarck gesehen hätte". Auf ihren Antrag lehnte das Haus der Abgeordneten die Vorlage, betr. eine Anleihe zur Verstärkung der preußischen Marine, ab. Die Betrachtung, die Fürst Bis marck an die damalige Haltung ferner parlamentarischen Gegner knüpft, berührt «inen der wundesten Puncte unseres deutschen Parieilebens und einen der schwersten Fehler unseres Volks charakters und verdient darum ganz besonders beherzigt zu werden: „Es liegt im Rückblick auf diese Situation ein be dauerlicher Beweis, bis zu welchem Maße von Unehrlichkeit und Vaterlandslosigkeit dir politischen Parteien bei uns auf dem Wege des Parteihasses gelangen. Es mag Aehnliches anderswo vor gekommen sein, doch weiß ich kein Land, wo das allgemeine Nationalgefühl und die Liebe zum Gesammtvaterlande den Aus schreitungen der Parteileidenschaft so gering« Hindernisse be reitet wie bei uns. Die für apokryph gehaltene Aeußerung, welche Plutarch dem Cäsar in den Mund legt, lieber in einem elenden Gebirgsdorfe der Erste als in Rom der Zweite sein zu wollen, hat mir immer den Eindruck eines echt deutschen Gedankens ge macht. Nur zu Viele unter uns denken im öffentlichen Leben so und suchen daS Dörfchen, und wenn sie es geographisch nicht finden können, die Fraction, resp. Unterfraction und Coteri«, wo sie die Ersten sein können. Diese Sinnesrichtung, die man nach Belieben Egoismus oder Unabhängigkeit nennen kann, hat in der ganzen deutschen Geschichte von den rebellischen Herzögen der ersten Kaiserzeitrn bis auf di« unzähligen reichsunmittelbaren Landesherren, Reichsstädte, Reichsdörfcr, -Abteien und -Ritter und die damit verbundene Schwäch« und Wehrlosigkeit des Reiches ihre Bethätigung gefunden. Einstweilen findet sie im Parteiwesen, welches die Nation zerklüftet, stärkeren Ausdruck als in d«r rechtlichen oder dynastischen Zerrissenheit. Die Parteien scheiden sich weniger durch Programme und Principien, als durch die Personen, welche als Condottieri an der Spitze einer jeden stehen und für sich eine möglichst große Gefolgschaft von Abgeordneten und publiciftischen Strebern anzuwerben suchen, di« hoffen, mit dem Führer oder den Führern zur Macht zu gelangen." Die Einsetzung deS Augustenburgers hat Bismarck anfangs als eine der Möglichkeiten ernstlich erwogen, ohne auf die Rechtsfrage dabei Gewicht zu legen. Denn daß die Augustenburger ein juristisches Recht nicht geltend machen konnten, war ihm un bestreitbar. Wenn aber die preußische Annexion nicht zu er reichen war, so konnte die augustenburgische Dynastie bei der Ver gebung des eroberten Landes berücksichtigt werden, wenn sie Preußen gewisse Hohheitsrechte ein räumte. Dazu hatte aber der Erbprinz Friedrich keine Neigung. Ohne irgend etwas für die Wahrnehmung seines Rechtes gethan zu haben, verlangte er die volle Souveränität und sträubte sich vor Allem gegen jede Land abtretung an der Bucht von Kiel, die Preußen zur Anlage von Befestigungen forderte. Er erscheint so recht als der Typus des deutschen Kleinfürsten, der dem großen preußischen Nachbar sich als Fürst „von Gottes Gnaden" ebenbürtig dünkt und doch in beständiger Angst lebt, von den Krallen des preußischen Adlers zerfleischt zu werden. Seit der Unterredung vom 1. Juni 1864, in der der Erbprinz sich den preußischen Forderungen durchaus unzugänglich erwies, war er aus den Bismarck'schen Combina tionen ausgeschlossen. Die Bedingungen, die Preußen im Februar 1865 formulirte, deckten sich im Wesentlichen mit denen die der treue Freund des Augustenburgers, der Kronprinz von Preußen, in seiner Denkschrift vom Februar 1864 als sachlich begründete Forderungen anerkannt hatte, galten aber nicht mehr für ihn, sondern für etwaige andere Prätendenten: Feuilleton. Eine buchhändlerische That. Vor mir stehen siebzehn über tausend Seiten starke sckön gebundene Bände. Ihre Rücken enthalten eine ganze Anzahl Worte au- allen Disciplinen menschlichen Wissen». Astrachan — Bilk, Caub — Deutsche Kunst, Elektrodynamik — Forum, Lebensversicherung, Leber — More, Perugia — Rudersport, Social — Türkei lese ich auf einigen und sitze nachdenklich da. Mein Auge erfreut sich an den goldenen Buchstaben, an der Eleganz des Einbands, aber die Freude an der Aeußerlichkeit hält nicht lange Stand. Ich lehne mich in den Stuhl zurück und zähle nochmals 1, 2, 3 bis 17. Und nun überschlage ich, wie piel wohl in diesen Bänden bedruckte Seiten sind, wie viel jede Seite Spalten bat, jede Spalte Zeilen, jede Zeile Worte und jedes Wort Buchstaben, und rechne nach, wie viel Tausende von Stunden an diesen Büchern gesetzt worden ist, wie viel Material zum Papier gebraucht wurde, wie viele Bogen durch die Maschinen gingen und komme bei dieser Rechnung auf die Tausende und Abertausende, auf Millionen. Welche immense Hand- und Maschinenfertigkeit, welches Capital steckt in diesen siebzehn Bänden. Aber diese Hand arbeit, diese Maschinenkraft ist nicht» ohne den Geist, leistet nicht» ohne den Willen. Und nun wandern meine Gedanken in die stillen Stuben der Gelehrten, die Baustein auf Baustein, Zeile auf Zeile berzutrugen zu diesem gewaltigen Bau, in di« Werkstätte de» Kopfe», der Alle» die» anregte, veranstaltete, leitete, und in da» Contor de« Besitzer», der mit entschlossenem Muth eine gewerbliche That vollbrachte, der sein Wollen, sein Capital an ein Werk setzte, da» seit Kundert Jahren der Stolz de» Hause», da» Kleinod de» Geschäfte» ist, da- den Namen der Firma und der Familie auf dem ganzen Erdenrund zu einem berühmten machte — BrockhauS. Wa» da vor mir steht, stumm und doch mit tausend Zungen redend, da» ist die neueste Auflage von Brock bau»' EonversationSlexikon. Di« neueste Auflage? höre ich fragen, die ist doch schon längst beendet, wozu also dir Betrachtung. Gemach, gemach, der neuen Auflage, der IubiläumSauslage au» dem Jahre 18S7 folgt» binnen Jahres frist die neueste und dies« neueste ist eine That, «ine buch händlerische That ersten Ranges. Man bat daS Conversations- lexikon oft mit besonderen Kosenamen belegt. Der treue Freund, der Helfer in der Noth, der Berather, die Fundgrube, kurz man hak sich Mühe gegeben, die Summe von Wissen und Können, die auf nahe an 20 00V Seiten aufgespeichert ist, mit einem Worte zu bezeichnen. Ich weiß nicht, ob man ein durchaus passendes gefunden bat, ich glaube eS kaum, denn eS konnte nicht zutreffend sein. Der gute Freund ließ manchmal im Stich, ohne seine Schuld, der Helfer in der Noth schlief schon, die Fundgrube war seit einigen Jahren verschüttet, kurz und gut, trvtz seiner Neuigkeit war daS Lexikon in gewisser Beziehung veraltet, weil eS lieferungsweise erschien und weil die ersten Bände schon vier Jahre alt waren, als der letzte die Presse verließ. Und vier Jahre sind eine gewaltige Menge Zeit in der Gegen wart. So kurz diese Jahre im Leben des Einzelnen zäblen, im Leben der Gesammtheit, im Leben der Millionen cidili- sirter Menschen, die alle denken, handeln, arbeiten, erfinden, die ihren Geist gegenseitig ergänzen und fördern, die sich dauernd anregen und mit einander auf» Innigste verkehren, die damit den Verstand, den Willen, da» Schaffen de» Ein zelnen vielfach potenziren, sind vier Jahre schon viel, viel Zeit, und wer die verschläft,' holt sie nimmer wieder ein. Bier Jahre! Viermal dreht sich die Erde um die Sonne, viermal kehrt da» fröhliche Weihnacht-fest wieder, viermal ruf:n wir Prosit Neujahr und merken dabei, wie unsere Kräfte langsam abnehmen, wie die junge Generation heranwächst und wenn wir am Schlüsse des Jahres da- Leben, da» öffentliche Leben, da- Leben in seiner ganzen Ausdehnung, nicht unser eigene« armselige» Dasein, unsere Statistenrolle in der Weltgeschichte, überblicken, dann merken wir Wohl, wieviel sich zugetragen bat, wie stolz der Bau. den man Civilisation und Entwickelung nennt, wieder gewachsen ist, wieviel Geschehnisse in der Politik, in der Geschichte, in der Naturkunde, in der Technik, in der Wissenschaft, auf rein geistigem Gebiete den Mörtel zu diesem Bau bilden. Wir merken aber auch,wieviel wir vergessen haben,wieviel un« unklargeblieden ist, wieviel wir zu wissen nöthig haben, um unsere Zeit zu verstehen, die geistige Arbeit der Menschen in ihrer ganzen Größe und in ihren einzelnen Zweigen zu würdigen. Da» ConversationSlexikon ist un» dabei immer das beste Hilfs mittel zur schnellen Orientirung gewesen, aber «S verließ un», wenn wir etwa» au» der jüngsten Vergangenheit wissen wollten, weil seine Erscheinungsweise zeitlich auf vier oder fünf Jahre vrrtheilt war. Da» neueste Brockhauü'sche Lexikon, da« jetzt vor mir steht, hat diesen Mangel überwunden, der buchbändlerische Unternehmungsgeist bat die Vergangen heit besiegt und mit einem Schlage, an einem Tage alle seine geistigen und technischen HilfStruppen ins Feuer geführt und die Schlacht glänzend gewonnen. Die Tag- und Nackt gleiche deS Jahre» 1898 ungefähr ist der Markstein, bis wohin unS der neueste BrockhauS führt, bi» wohin wir ihm unbedingt vertrauen können. Bi» dahin reichen' seine Daten und Alles, was sich bis zu diesem Tage im Leben der Völker abgespielt hat, das hat er treulich in seinen einzelnen Bänden verzeichnet, daS bat er gewissenhaft bei jedem Stichwort nolirt und uns dami des doppelten Nachschlagens beim Stichworte und im Er gänzungsband enthoben. Wer den tapfern Sirdar Kitckener auf seinem Zuge gegen den Mahdi verfolgt, findet ihn schon als Sieger m der Schlacht bei Omdurman am 2. Sep tember, einem zweiten Sedan der Weltgeschichte, und die Biographie der Kaiserin Elisabeth endet mit ibrem Tode durch Mörderhand am 10. September. Wa» die Geschichte, die Technik, der Forschergeist Neue» krackte ist eingereiht worden, soweit e» buchdrucktechnisch möglich war und soweit hier die Kraft de» Setzer» und der Maschinen, die Zulänglichkeit der Seiten de» Buche» nicht ausreichten, sind die neuen Artikel in einem Ergänzung-band, dem sieb zehnten, beigegeben. Weil aber der ErgänzungSband zualeich mit den sechszehn Hauptbänden erschien, ist er eia Theil de» Standardwerkes, gehört er zu ihnen, wie die Hand zum Körper, da» Gehirn zum Kopse. Alle« Denken, alle« Wissen, soweit e» sich in siebzehn Bände vertheilen läßt, haben wir in abgerundeter Form vor un» und da» macht den großen Werth de- Ganzen au». Welche Summe von Kraft, von technischen Schwierig keiten in diesen siebzehn Bänden steckt, da» kann nur der voll ermessen, dem da« Getriebe der Maschinen, de» Buch drucks nicht fremd ist. Wenn ich einen Jahrgang unsere» Tageblatt«» mit seinen zwölf gewaltigen Monat»bänden vor mir sehe und verfolg-, wie Tag für Tag, am Tage und in der Nacht Hunderte fleißiger Hände an seinem Zustande kommen arbeiten, welche gewaltige Massen Papier die großen mächtigen Maschinen durch ihre gewaltigen Leiber zogen, Papier, daS, nebeneinander gelegt, gerade den Erdball auf dem Aeauator umspannt, dann bekomme ich Respect vor der Leistungsfähigkeit de» Hause» F. A. BrockhauS, wie e» diese siebzehn Bände in der kurzen Spanne eine» Monat» zum großen Theil setzen, aber vollständig drucken, falzen und binden mußte. Daan freu« ich mich, dieser alten Firma auf einem neuen Wege zu begegnen, sie völlig „modern" zu finden und sie mit ihrer neuesten Auflage de» ConversationSlexikon« an der Spitze des Buch handels marsckiren zu sehen. Es ist nicht billiger Local- patriotismuS, der mich angesichts dieser Leistung mit Freude erfüllt. Wenn ich dabei an eine ebenfalls große Leistung unsere» DruckgewerbeS, an die Herausgabe von Bismarck's Memoiren denke, so erfüllt mich ein berechtigter Stolz auf Leipzigs typographische Wirksamkeit und die Gewißbeit, daß dieser Gewerbezweig unserer lücktigen und guten Stadt in kräftigster verheißungsvoller Blükhe steht. Soll ich noch sonst Worte verlieren über den Inhalt des ConversationslexikonS? Es hieße, meine vorhergehenden Worte Lügen strafen, wenn eS bei unserem reichen geistigen Leben noch der Inhaltsangabe eine» ConversationslexikonS be dürfte, denn heute weiß Jeder, der lesen kann und der auch nur ein wenig den Pulsschlag der Zeit spürt, w.rs rin ConversationSlexikon ist. Er weiß, daß er hier alle» zusammengetragen findet, um seine Kenntnisse ui jeder Hinsicht zu bereichern, er weiß, daß er auf jede Frage sich Rath und Antwort erholen kann, er weiß, daß ein solches Buch eia Schatz ist, der sich tausendfältig lohnt, dessen Pfund wuchert und der daher auf keinem Büchertische, in keiner Familie fehlen sollte. Der einsame Junggeselle, der Abend» allein in seinem öden Heim sitzt, nennt ihn ebenso seinen Freund, wir dir wissen-durstigen Kinder, die geistig angeregte Familie, der er rin williger Berather ist. Ter Gelehrte, der Kaufmann, der Handwerker, der Beamte, der Arbeiter, alle greifen sie nach den Bänden, wenn ihnen eine Frage rrörterungSwerth erscheint, wenn sich ihnen eine Lücke ihre» Wissen» — und wer empfände sie nicht — darbietet. Der Durst nach Wissen wächst, je reicher der Tisch mit Wissen besetzt ist. Und wenn diese» Wissen, wie hier, in knapper Form und doch erschöpfendem Gehalt dargeboten wird, so wird Jeder gern zugreifen und sich diesen reichen Tisch sichern, er wird gerade an gesichts de» Weihnacht-feste» sich selbst und seinen Lieben dieseu Born reiner Freude am Wissen erschließen, ibn sich oder den Seinen bescher«». Die Tausende von Artikeln, mit den dazugehörigen Hunderten von Karten und Tausenden von Bildern, die diese siebzehn Bände bergen, sind eine unerschöpfliche Fundgrube von Kenntnissen, wie sie kein andere» Volk der Erde darbirtet, eine frisch sprudelnde Quelle geistiger Anregung und damit rin vollendete« Werkzeug zur Bildung und Hebung unsere» brutschen Volke». G. H.
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