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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.12.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18981216017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898121601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898121601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-12
- Tag1898-12-16
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94S4 drn Widerstand der Radziwill'schtn Familie, der Kaiserin Augusta und de» unter ehelichem Einflüsse unfreien Minister» Mühler durch; der letztere mußte bald nachher seinen Abschied nehmen: „zur dekorativen Platirung seine» Abgänge» wurde eine Differenz über eine die Verwaltung der Museen betreffende Plrsonalfragc benutzt; in der Thal fiel er über Krätzig und den Polonismus, trotz des Rückhaltes, den er und seine Frau durch Damenverbindungen am Hofe hatten". Die Ultramontanen nennen Bismarck gern den „Vater der Maigesetze"; mit Unrecht: die „juristische Detailarbeit der Mai gesetze" war das Werl Falk's, der sein Cultusreffort mit voller Unabhängigkeit verwaltete und Eingriffe in dasselbe jederzeit mit Empfindlichkeit zurückwies. Zudem hatte Bismarck als Kanzler in der Wahrnehmung des auswärtigen Dienstes und im inneren Ausbau des Reiches wahrlich genug zu thun, um nicht das Bedürfniß zu fühlen, einem so fähigen und tapferen Genossen im Kampfe für die Rechte des Staates, wie Falk es war, durch Controle oder Correctur das Amt zu erschweren. Erst durch die Praxis überzeugte sich Bismarck, „daß die juristischen Einzelheiten psychologisch nicht richtig gegriffen waren". Als Falk, durch Kränkungen, denen er und seine Frau am Hofe ausgesetzt waren, bewogen, den Abschied nahm, trat au Bismarck die Frage heran, „ob und wie weit er bei der Wahl eines neuen Kultusministers die mehr juristische als politische Linie Fall's im Auge behalten oder seinen mehr gegen PoloniZmus als gegen Katholicismus gerichteten Auffassungen ausschließlich folgen sollte". Maßgebend für die Entscheidung war die parlamentarische Lage. Seitdem die Fortschrittspartei mit fliegenden Fahnen ins Eentrumslager übergegangen war, mit Ultramontanen, Polen, Welfen und Franzosenfreunden aus den Reichslanden im Bunde eine Opposition bildete, die die Re gierungspolitik auf Schritt und Tritt lähmte, seitdem die Conservativen immer dringender den Frieden mit der römischen Kirche forderten, weil sie — in hochkirchlich-protestantischen An schauungen befangen — nanchem der kirchenpolitischen Gesetze innerlich fremd gegenüberstanden, war Bismarck verpflichtet, zu erwägen, ob der nationale Schaden bei Fortdauer deS Cultur« kampfes nicht größer werden könnte als bei Verzicht auf den seiner Ansicht nach entbehrlichen Theil der Falschen Gesetzgebung. Für nicht entbehrlich hielt er die durch Gesetz vcm 18. Juni 1875 erfolgte Beseitigung der Artikel 15, 16, 18 der preußischen Verfassung, die Kampfmittel gegen den Polonis- mus und vor Allem die Herrschaft des Staates über die Schule. Die Verständigung freilich über die Grenze, bis zu der der Curie cntgegengekommen werden dürfte, war nicht so leicht. Herr v. Puttkamer, wenn er auch im Princip mit Bismarck einig war, hatte doch gegen die „culturkampfgewöhnten" Räthe seines Ministeriums einen schweren Stand, nicht minder gegen die hohe evangelische Geistlichkeit, deren Einfluß auf Se. Majestät damals stärker war als vordem der katholsirende der Kaiserin. Nach jahrelanger Arbeit gelang es, ohne neue Cabinetskrisen Vic Revision der Maigesetzgebung einzuleiten und bis zum Jahre 1886 durch Beseitigung der „maigesetzlichen Verbote geistlicher Thätigkeit" und des „juristischen Fangapparates für wider strebende Priester" „den nockus vivonäi zu erreichen, der immer noch, verglichen mit dem Status guo vor 1871, ein für den Staat günstiges Crgebniß des ganzen Culturkampfes aufweist". Natürlich lebte Fürst Bismarck nicht in der Illusion, daß der Friede von ewiger Dauer sein werde. Alles Leben ist Kampf, und auch der Streit der beiden Gewalten wird niemals ganz zum Abschluß gelangen, so lange nicht eine die andere definitiv ihrer Herrschaft unterworfen hat. Insonderheit protestantischen Staaten gegenüber kann Rom wohl auS politischen Gründen zu Zeiten den Kampf ruhen lassen, „bei jedem ruoäus vivendi aber wird eS eine evangelische Dynastie und Kirche al» eine Unregelmäßigkeit und Krankheit betrachten, deren Heilung die Aufgabe der Kirche sei". „Ein ewiger Friede mit Rom liegt nach den gegebenen Lebensbedingungen ebenso außerhalb der Möglichkeit, wie ein solcher zwischen Frankreich und dessen Nachbarn". ' In einem letzten Abschnitt dieses Capitels widerlegt Bismarck , die Behauptung der „Germania", daß er es gewesen sei, der den Widerstand des Kaisers gegen die Civile he gebrochen habe. Die Zustimmung zur Einführung der Civilehe wurde dem Kaiser abgedrungen durch die Majorität der unter Roon's Präsidium versammelten Minister zu einer Zeit, da BiSmarck in Darzin weilte. Vor die Frage eines Ministerwechsels gestellt, entschied sich der KaiseMuf Bismarck's Rath nach dem Beschlüsse der Mehrheit seiner Minister. Principieller Gegner der Civilehe war Bismarck allerdings nicht; er „hielt mit Luther die Ehe schließung für eine bürgerliche Angelegenheit" und sein „Wider stand gegen Anerkennung dieses Grundsatzes beruhte mehr auf Achtung vor der bestehenden Sitte und der Ueberzeugung der Massen als auf eigenen christlichen Bedenken". Horst Kohl. Deutsches Reich. 6. 8. Berlin, 15. December. (MilitairgenesungS- heime.) Es ist scdon bekannt, daß bei Biesenthal ein MilitairgenesungSbeim für die Garden geschaffen werden soll. MilitairgenesungSbeime besteben seit 1895 beim 6.» 15. und . 16. ArmeecorpS und die über diese Anstalten beim Kriegs- Ministerium eingegangenen Berichte lauten außerordentlich günstig. ES bat sich beim Militair berau-gestellt, daß es für einen Tbeil der ReconvaleScenten nicht zweckmäßig ist, die volle Genesung im Lazareth abznwarten. Ader weder die Ueberfübrung in die Revierbebandlung der Caserne Lietet für sie die geeignete Gelegenheit zu voller Kräftigung, noch führt die Beurlaubung in die Heimath dahin, daß sie bald die volle Dienstsähigkeit wieder erlangen. Denn ab» aeseben davon, daß für viele wegen Entfernung von der Heimatb, Ungunst der häuslichen Verhältnisse oder Mangel» eines Unterkommens die Entsendung auf einen Er holungsurlaub überhaupt nicht angängig ist, lehrt die Erfahrung, daß auch bei der Ermöglichung eine» solchen durch ungeeignete Verpflegung und unzweckmäßiges Verhalten der Zweck deS Urlaube» häufig vereitelt wird und Rückfälle oder Verschlechterungen deS Zustande» eintreten. Fast immer aber find solche Leute nach längerem Lazaretd- aüsrntdalt und Abwesenheit auf Urlaub de- Dienste» entwöhnt und müssen zunächst geschont werden, damit sie nicht bei der ersten großen Anstrengung versagen und von Neuem durch Marscherkrankungen, Hiyschlag,c. Schaden erleiden. Dem beabsichtigt also di« Militairverwaltung durch Ueberfübrung in Genesungsheime vorzubeugen. Hier sollen die RrconvaleS- ernten bei guter Unterkunft und Körperpflege nicht nur die durch die Krankheit verlorenen Kräfte wieder erlangen, sondern gleichzeitig allmählich eine Gewöhnung an militairische körperliche Leistungen, die dem Zustand jede» Einzelnen anaepaßt und nach und nach gesteigert werden, erfahren, so daß sie dieust» und widerstandsfähig zur Truppe zurücktrhrrn können. L verkitt, 15.December. (Die Kündigung-Verhalt- «iss« der Betriebsdeamtea, Werkmeister und Technikers Der im Wortlaut bereit- mitgetheilte Antrag de« Abg. Bassermaan, betreffend die Ergänzung und Abänderung der Bestimmungen der Gewerbeordnung über die Kündigung-frist bezweckt, die KündigungSverbältnisse der Betriebsbeamten, Werkmeister und Techniker in Uebrr- einstimmung mit den in - da» neue Handelsgesetzbuch ausgenommeuen Vorschriften über bie gleichen Verhältnisse bei den Handlungsgehilfen zu bringen. BiSber bestimmt der tz 133s der Gewerbeordnung in dieser Hinsicht nur Folgende»: „DaS Dienstverbältniß der von Gewerbe-Unternehmern gegen feste Bezüge beschäftigten Personen, welche nicht lediglich vorübergehend mit der Leitung oder Beaufsichtigung deS Be triebe- oder einer Abtbeilung desselben beauftragt (Betriebs beamte, Werkmeister und ähnliche Angestellte) oder mit höheren technischen Dienstleistungen betraut sind (Maschinentechniker, Bautechniker, Edemikrr, Zeichner und dergleichen), kann, wenn nicht etwa» Andere» verabredet ist, von jedem Theile mit Mlauf jede» Kalender-Vierteljahre- nach sech- Wochen vorder erklärter Kündigung aufgehoben werden." Diese Bestimmung und der ganze auf die BetriebSbeamten, Werkmeister und Techniker bezügliche Abschnitt der Gewerbe ordnung sind erst durch die Novelle vom 1. Juni 1891 in die etziere eingefügt worden und seither unverändert geblieben. Nachdem sich aber bezüglich der Handlungsgehilfen die Noth- wendigkeit ergeben bat, ausgiebigere Sckntzbestimmungen hin- ichtlich der Kündigungsfristen einzuführen, namentlich auch ür die nicht mit einem Koben Gebalt bedachten Angestellte» ine Minimalkündigungsfrist von einem Monat und die Gleich et der Vertragsbedingungen in dieser Hinsicht für !>eide vertragschließende Tbeile gesetzlich fcstzulegen, wird man auch den gewerblichen Angestellten, welche, sei eS vermöge ihrer wiffeiischaftlich-technischen Ausbildung, sei e» vermöge der Dienstleistungen, mit welchen fie betraut sind, «ine ködere ociale Stellung einnebmen, al» die große Masse der Arbeiter, die gleichen Rechte einräumen müssen. Die Motive, welche die Novelle vom 1. Juni 1891 begründeten, durch welche die genannten Angestellten in der Gewerbeordnung einen be- onberen Abschnitt überwiesen und so an- der Allgemeinheit »erauSgehoben wurden, gelten auch für die jetzt von national liberaler Seite vorgescklagenen Aenderunzen. Die letzteren chließen sich dem Wortlaute der Bestimmungen de« HandelS- iesetzbuchS, wir sie die tzß 67 bis 69 aufweisen, an. L Berlin, 15. December. (Fortschrittler, Social demokraten und Polen.) Ein socialdemokratischer Ab- > eorvneter hat in einer Versammlung den Fortschrittlern den Borwurf gemacht, daß sie die Wabl Schippel'S zum Schriftführer vereitelt und Kwilecki unterstützt hätten. Die „Freis. Zeitg." beeilt sich, frstzustelleu, daß die Volks partei für Schippel gestimmt hat. Der Zweck der Zettel wahl, daß nämlich die Abstimmung der Einzelnen geheim bleiben soll, wird durch solche Erklärungen zwar vereitelt, aber das ficht Herrn Richter nicht an, wenn e» sich darum bandelt, sich gegenüber der Socialdemokratie von einem un angenehmen Verdachte rein zu waschen; weiß er doch am besten, wie viel er der freundlichen Unterstützung der Socialdemokraten zu verdanken hat. Allerdings befand sicv bei dieser Erklärung die „Freis. Ztg." in einem gewissen Dilemma, denn der siegreiche Gegner Schippel'S bei der Bewerbung um da- Schnflsübreramt war ein Pole, und auch den Polen ist die freisinnige Volkspartei, in-beiondere für Unterstützung bei den preußischen LandtagSwablen (vergl. Posen und Thorn), zu Dank verpflichtet. Der Ausweg aus dem Dilemma ergab sich dadurch, daß die socialvemokratische Partei für die freisinnige VolkSpanei denn doch eine weit werlbvollere Bundesgenossin ist, als die polnische Partei. Wurde man also vor die unangenebme Wahl gestellt, die eine oder die andere der beiden Parteien zu verschnupfen, so empfahl eS sich, die Socialdemokraten zu contentiren. * Vertin, 15. December. (Besetzung von Unter- beamtenstellen bei den Communalbehörden.) Der BundeSralb ist, wie berichtet, mit einer Vorlage, betreffend die Besetzung von Subaltern- und Unterbeauurnstellen, bei den Eommunalbehörven beschäftigt. Hierbei handelt e« sich aber nicht um einen dem Reichstag zu unterbreitenden Gesetzentwurf, sondern lediglich um die Ausführung einer bereu» 1893 erlassenen Vorschrift in der Novelle zum MilitairpeusionSgesetz, die damals wegen der unmittelbar bevorstehenden Auflösung deS Reichstage- an einem Tage in zweiter und dritter Lesung odne Discussion angenommen wurde. Bei einer bald darauf von der ReichSregierung ver- austalteten Umfrage über die Ausführung jener Vorschrift erhob sich in Sübveutsckland gegen die Neuregelung ein harier Widerstand. Diesem wurde in der Session 1896—1897 von mehreren Abgeordneten Ausdruck gegeben. In Südbeutschland wollte und will man den Gemeinden eine möglichst freie Auswahl ihrer Beamten gewahrt wissen. Die Mehrheit deS Reichstage» nahm damals eine Resolution an, in der vor Allem gesagt wurde, daß bei der Feststellung der AnstellungSgrunbsätze der Militairaowärter in den Gemeinden eine wesentliche Einschränkung des Selbst- verwaltungSrechteS der Gemeinden vermieden werden möchte. Bei den jetzigen Verhandlungen im BunveSrath dürfte e» sich nun in erster Reibe um die allgemeinen Grundsätze für die Anstellung der Militairanwärter, in zweiter Reihe um die Berücksichtigung der vom Reichstage gefaßten Resolution bandeln. Der Reichstag wirb, nachdem daS Gesetz vom Jahre 1893 einmal angenommen ist, mit der Materie nicht mehr befaßt werden. (-) Berlin, 15. December. Der VuntzeSrath überwies in seiner heutigen Sitzmig die Vorlage, betreffend die allgemeine Rechnung über den LandeSbauShalt für Elsaß-Loth- rzngen für das EtatSjahr 1894/95, dem zustäudigen Aus schüsse. Dem AuSsckußdericht über die Vorlage vom 5. No vember 1898, betreffend die Ertbeilung der Befugniß zur Zollabfertigung von Wollengarn al» Hartkammgarn, wurde die Zustimmung ertheilt, ebenso dem AuSschußbericht über die Vorlage, betreffend die anderweite Festsetzung der Gebühren für Postanweisungen und für Sendungen von Maaren» proben. (-) Berlin, 15. December. (Telegramm.) DaS „Reichs gesetzblatt" veröffentlicht eine MllttairstrafgerichtsarSuung vom 1. December 1898, da» EinfübrungSgesetz zur Miiitair- strasgerichlSordnung vom 1. December 1898 und ein Gesetz, betreffend Dienstvergeben der richterlichen Militair-Justiz- deamten und unfreiwillige Versetzung derselben in eine andere Stelle oder in den Ruhestand, vom 1. December 1898. (-) Berlin, 15. December. (Telegramm) Auf ein Huldigung-teltgramm, da» der am Mittwoch in Berlin unter dem Vorsitz de» Erbprinzen zu Hodenlohe-SchillingSfürst zu einer Sitzung versammelt gewesene Vorstand deS deutschen Flottenvereins an den Kaiser gerichtet hatte, ist vom ktatser nachfolgende« Antworttelegramm an den Vorsitzenden eingegangen: Springe» 14. December. Dem zum ersten Mal versammelten Vorstand de» deutschen FlottenvcreinS danke ich herzlich für den mir gewidmeten Huldigung-groß. Möge die patriotische Thütigkeit de» Verein» und aller seiner Glieder dazu beitragen, daß die Uebrr» zeuguiig von der Nothwendigkeit einer kräftigen Entfaltung unserer Kriegstüchtigkeit zur See im deutschen Volke immer tiefere Wurzeln fasse, und daß eine starke Flotte eine der wichtigsten Grundlagen für die Erhaltung der Größe und de» Ansehen- de» Reiche« und für die gedeihliche Entwickelung unserer wirthfchaftlichen Interessen bildet. Bez. Wilhelm. — An die Nachricht von der Entsendung deS Kreuzer- „Hertha" nach Lstasien war die Mittbeilung geknüpft > worden, Prinz Heinrich werde mit diesem Schiff im Lause ' de« nächsten Jahre» znrückkehren. Diese Vermulhung ist > nach den ,B. N. N." unrichtig. Mit der Eutiendung der „Hertha" ist nur eia Austausch gegen die alte „Arcona" > beabsichtigt, um die Station möglichst mit modernen, > leistungsfähige» Schiffen zu besetzen. — Der „ReichSanzetger" meldet: De« Vortragenden Rath tm Ministerium für öffentlich» Arbeiten vr. von Leyen ist der Charakter al» Wirkt. Geh. LberrrgiernngSrath mit dem Range eines Rothe» I. Clafse verliehen worden. * Posen, 14. December. In dem Rücktritt de» bisherigen Präsidenten der Bromberger Generalcommission, Beutner, erblickt der „Dziennik pozn." „einen ueuen Sieg der H.-K.-Tisten, die ihm zum Vorwurf gemacht hätten, daß er den Polen gegenüber zu gerecht sei". Da» „Pos. Tagebl." weist diese Bemerkung mit Recht zurück, indem eS schreibt: „Nicht seine „Gerechtigkeit den Polen gegenüber" ist Herrn Beutner zum Vorwurf gemacht worden, sondern daß unter seiner Leitung die königliche Generalcommission geraume Zeit ohne die mindest» Rücksicht darauf thätig gewesen ist, ob sie mit der Er ¬ ledigung der ihr von polnischer Seite zugegangenen Anträge im Sinne der Antragsteller der AnsiedelungScommiision geradezu ent- gegrnarbeite. DaS Rentengütergesetz soll selbstverständlich de« Polen ebenso zu Gute kommen wie den Deutschen, aber eS läßt sich in dem großen Wirkungsbereich der Bromberger Generalcommission unschwer so handhaben, daß deutschen Siedelungen der Ansiedelung»» commission nicht durch daneben und dazwischen geschobene polnisch« Siedelungrn auf Grund de» Rentengütergesetze» mit staatlichem Lredit »ntgegengearbeitet wird." * Braunschweig, 15. December. Der Landtag überwies gestern der Regierung ein« Petition um Zulassung der facultativen Feuerbestattung mit großer Mehrheit zur Berücksichtigung. — Heute wurde der Landtag bi- zum 19. Januar vertagt. (-) Saupark, 15. December. Der Kaiser kehrte nach Beendigung der Jagd, die bei äußerst günstigem Wetter vor sich ging, am Nachmittag zu Fuß in das Jagdschloß zurück. * Breslau, 14. December. Die socialvemokratische „Volksmacht" batte vor einiger Zeit die ArbeitSverhält» niffe in den schlesischen BergwerkSbezirken beleuchtet und in einer dieser Ausführungen mit Bezug auf die Bereinigte Königs- und Laurabütte von einer Ausbeutung der Ar beiter im Prämienwesen gesprochen. Generaldireckor Jung bann in Berlin und Direktor Gellborn - Laurahütte stellten Strafantrag wegen Beleidigung. Der verantwortliche Re dakteur der „Volksmacht" führte vor der Strafkammer aus, daß der Ausdruck „Ausbeutung" in der Nationalökonomie ganz gebräuchlich sei und daß er, der Reoacteur, die Absicht einer Beleidigung nicht gehabt habe. DaS Gericht nahm eine Beleidigung an und erkaunte auf 400 Geldstrafe. --- Altenburg, 14. December. Der Landtag hielt heute zwei Sitzungen ab. In der ersten beschäftigte man sich haupt sächlich mit dem Gesetzentwürfe über die anderweite Regelung der Besoldungs- und Dienstverhältnisse der Volksschul lehrer. Durch die Commissionsberathungen war auch die Regierung überzeugt worden, daß die vorgelegte neue Gehalts staffel nicht ausreichend sei, weshalb sie eine neue Scala auf gestellt hat, wodurch das Höchstgehalt nicht mehr 1800, sondern 1900 betragen und bereits nach 28 Jahren erreicht werden ollte. Auch damit waren die Abgeordneten nicht einverstanden, andern wünschten zum Theil ein höheres Anfangs-, zum Theil ein bedeutenderes Höchstgehalt. Es waren daher zwei neue Staffeln beantragt worden. Abgeordneter Kresse empfahl ein Mindestgehalt von 1100 und 7 Alterszulagen, steigend in vierjährigen Zwischenräumen auf 1250 oft, 1400 1550 1700 <^, 1750 -A, 1850 oA bis 1950 ckk. Dieser Antrag wurde schließlich einstimmig angenommen. Ferner erhalten die Lehrer, welchen die innere Leitung einer Landschule übertragen wird, eine Functionszulage von 100 cki und als Entschädigung für den Kirchendienst 50—150 ungeachtet der Stolgebühren und sonstigen Bezügen von kirchlichen Casualfällen. Diese Zu lagen werden den ländlichen Schulgemeinden aus der allgemeinen Schulcasse vergütet. Die Bezüge der Bicare, welche die Re gierung auf 900 normirt hatte, wurden auf 840 skk erniedrigt; für den Kirchendienst erhalten sie die Hälfte der Bezüge eines LehrerS. Nach den weiteren Bestimmungen des Gesetze» beträgt da» Geholt für die seminarisch gebildeten Lehrerinnen drei Biertheile des Lehrergehaltes, mindestens jedoch 840 Ein Antrag der Socialdemokraten, Lehrerinnen und Lehrer in gleicher Weise zu besolden, wurde abgelehnt. Dasselbe Schicksal widerfuhr auch dem anderen socialdemokratischen Anträge, wonach eine Schulstelle mit Kirchendienst oder die Leitung einer ländlichen Schule auch Lehrerinnen übertragen werden könnte. Die Be soldungsverhältnisse der städtischen Dolksschullehrer sind nach dem Alterszulagensystem durch Ortsstatut zu regeln. — In der Abendsitzung beschäftigte sich der Landtag zuerst mit den Besoldungsverhältnissen der Geistlichen. Die von der Re gierung vorgelegte Gehaltsstaffel beginnt mit 2100 und reicht bis 4000 Die Alterszulagen werden in Zwischenräumen von 5 Jahren gewährt. Die Annahme der Vorlage erfolgte mit 23 Stimmen. — Darauf erfolgte die Berathung und einstimmige Annahme des Gesetzes über die Aufhebung der Befreiung von Kirchen- und Schullasten, wie sie die Geistlichen, Lehrer und Gendarmen noch genießen. r. Erfurt, 15. December. Der Dekorationsmaler Hasert ersucht den „Allg. Anzeiger" um die Aufnahme einer Erklärung, in welcher es heißt, er habe den Minister des Innern nicht um Aufschub seiner Ausweisung gebeten unter dem Versprechen, sich ferner nicht mehr am agitatorischen Leben zu betheiligen, sondern einen anderen Grund angegeben; er sei auch nie Anarchist gewesen. r. Gera, 15. December. (Privattelegramm.) Der Landtag nahm einen Antrag auf Anstellung einer Assistentin des Fabrikinspectors an, v. Hildburghausen, 14. December. Der seit Anfang August in der hiesigen Glashütte von vr. v. Ried, Genßler L Lorbach bestehende Streik zeigt den socialdemokratischen Terrorismus in hellstem Lichte. Die Inhaber der Fabrik ent ließen einen socialdemokratischen Arbeiter, was die übrigen dort beschäftigten Socialdemokraten veranlaßte, ebenfalls die Arbeit niederzulegen. Wie die streikenden „Genossen" ihre arbeits willigen Kollegen tyrannisiren, zeigte eine Verhandlung vor dem Schöffengericht hier. Das Streikcomitß schickte zwei Briefe nach Gerresheim, in welchen den von der Firma der Glashütte neu angenommenen Glasbläsern erklärt wurde: Ihre Namen würden im „Fachgenossen", dem auf allen Glashütten Deutschland» gelesenen socialdemokratischen Fachblatt, bekannt gegeben und die Träger derselben auf diese Weise an den Pranger gestellt werden. Das Schöffengericht dexurtheilte sechs dem Comitß angehörende Glasarbeiter, von denen zwei die Briefe geschrieben, die übrigen aber Mitwisser waren, zu je 5 Tagen Gefängniß. (-) Darmstallt, 15. December. (Telegramm.) In der Zweiten Kammer, die heute zu einer kurzen Sitzung ^u- sammentrat, widmete der Präsident dem Fürsten Bismarck, dessen Tod einen schweren Verlust für das ganze deutsche Volk und Vaterland bedeute, einen warmen Nachruf. * Au» der Pfalz, 14. December. Die Verhaftun g de» socialistischen RedacteurS der „Pfälzischen Post" und „Mannbeimer Volksstimme" wegen Beleidigung de kadischen LandwirtbsckastSratbS-MitglieveS Scipio schließt den Kreis der in die Untersuchung gezogenen Personen noch nickt ab. ES ist nack den „Münck. N. N." jetzt auch Anklage gegen den verantwortlichen Redakteur de« politischen Tbeil» de« zweiköpfigen Blatte», Gustav Jaeckh, erhoben worden. Wie die „Pfälzische Post" mittbeilt, ist Jaeckh der Mit- tbäterschaft bei der Abfassung und Verbreitung de» Artikel beschuldigt. V/. Stuttgart, 14. December. In der Verfassungs- Commission der Abgeordnetenkammer brachte der Centrumsführer Gröber einen Eventualantrag ein, der für den Fall des Scheiterns der Nerfassungsrevision im Ganzen einzelne Punkte, über die kein Meinungsstreit besteht, au» dem Reformwerk herausgreift. Der Eventualantrag Gröber's wurde von der Mehrheit der Commission abgelehnt, da er im jetzigen Augenblick nur verwirrend wirken könne. Die Entscheidung über die Derfassungtrevision wie auch über di« Steuerreform soll noch vor Weihnachten fallen. In der gestrigen Sitzvag hat die Abgeordnetenkammer einen Centrumsantrag, wonach sogleich Geldmittel zur Förderung und Weiterbildung von Handwerker-Organisationen bereit gestellt werden sollten, abgelehnt und damit drn schon früher geltend gemachten Gründen gegen eine StaatSunterstützung im Stadium der Schaffung einer Organisation zugestimmt. (Für den nächsten Etat sind bereits Existenzen für die Kosten der Einrichtung der Handwerkerkammern und für die Durchführung des neuen Handwerkergesetzes eingestellt.) — Justizminister v. B rei t l i n g ist von der juristischen Facultät der Universität Tübingen zum voetor juris tionoris oauss ernannt worden. — Der „Staatsanzeiger" veröffentlicht ein Schreiben, welches der König an den Ministerpräsidenten gerichtet hat und den Dank des Königs für die Beileidsbezeugungen au» dem König reich« anläßlich der Todesfälle in der königlichen Familie aus spricht. Der Minister wird ersucht, das Schreiben zur all gemeinen Kenntnitz zu bringen. * München, 14. December. Die „Münch. Fr. Pr." erklärt die Meldung, sie werde am 1. Januar zu erscheinen aushören, für unzutreffend. Schweiz. Bundespräsident * Vern, 15. December. (Telegramm.) Die Bundes versammlung wäblte zum Bundespräsidenten für 1899 den ki-beritzen Bicepräsidenten Müller in Bern (radikal), zum Bicepräsidenten der BundeSrath Hauser in Zürich (radical). Ruhland. Deutschland» internationale Politik. »Petersburg, 15. December. (Telegramm.) Die „Nowosti" ziehen an- der Ansprache de» deutschen Kaiser» an das Präsidium de» Reichstag» und au» der Rede deS Staat-- secretair» v. Bülow drn Schluß, daß die auswärtige Politik DeutjchlaudS sich nicht geändert hab«, sondern nur noch fester und consequruter geworden sei. Aus eine vorzügliche Arme« und auf den Dreibund gestützt, streb» Deutsckland nach der Sickerung feiner Weltinterrssen, da e» jetzt eiur Weltmacht sei. StaatSsecretair v. Bülow habe seine Gedauken an der Stelle der Rede, di» England gewidmet sei, vortrefflich zum Ausdrucke gebracht. In vielen Fragen könne Deutschland mit England Haud in Hand gehen. Bon einem Bündnisse fei ketu Wort gesprochen worden. Orient Kreta; Türkische Flotte. * Konstantinopel, 15. December. (Telegramms Wie au» Kreta gemeldet wird, beschloß der AdmiralitatSrath, dem Prinzen Georg vorzuicklagea, 13 vom internationalen Kriegsgerichte zum Tobe Verurtbeilte zu FreiheitSstrafeu zu Ke gnädigen. Die Avmirale werden am 21. d. M. Kreta verlassen. — Wie verlautet, ist der Vertrag mit einer Genueser Schiffswerft ia Betreff der Reconstruirung türkischer Kriegsschiffe ohne Vorwiffen de- Marine ministerium» erfolgt. * London, 15. December. (Telegramm.) «Daily Mail" erfährt, die gegenwärtige britische Besetzung von Kreta werde wahrscheinlich dauernd we^en, obwohl sie nicht gleich sei mit der britischen Stellung in Egypten. Man hatte zuerst gehofft, (?) Kreta baldigst räumen zu können, aber nun sei man der Ansicht, die gegenwärtigen Zustände dürften eine Besetzung zur Folge haben, die viel« Jahre dauern dürfte. (Voss. Ztg.) * Sofia, 15. December. (Telegramm.) Unterrichts minister Bazow hat die eingerenhte Demission zurückgezogen. Asien. Die Ereigutsse in Peking. * Peking» 15. December. (Telegramm.) Di« Kaiserin» Wittw« empfing gestern die Gemahliuneu der Gesandten der europäischen Mächte. Di« Damen versammelten sich in der englischen Gesandtschaft und begaben sich von dort in den kaiser- lichen Palast, wo feierlicher Empfang stattfand. Der Kaiser saß zur Linke» der Kaiseriu-Wittwe. Die Gemahlin de» englischen Gesandten, Lady Macbouald, verla» alS Doyrnnr eine Adresse in englischer Sprache, ia der die Kaiserin im Naaien der Damen zu ihrem Geburtstag« beglückwünscht wird. Di« Kaiserin zeigte sich außerordentlich huldvoll »ud herzlich. Philippinen. * New Park, 15. December. (Telegramm.) Einer Meldung der „Tribuna" au» Washington zufolge hat der Hilfskreuzer „Aosemite" Befehl erhalten, über den Suez- Eaual nach Man, la zu gehen, um sich dem Geschwabe«- Dewey'S anzuschließen. Südsee. Samoa. * Au» Berlin wird dem „Hamb. Corr." geschrieben: Die wiederhollrn Erörterungen der Samoa-Angelegenheit im Sinne «ine» vorherrschenden Einflüsse» Deutschland» können die wirkliche Sachlage nur verdunkeln. Bekannt ist, daß di« Samoa^Iouveation, di« infolge de» vour früher«« deutschen Lousul vr. »uapp« auf eigen« Faust proclamirtrn deutfcheu Protektorat» über Samoa ab- geschlossen wurde, voa der R«ich»regirrung nicht al» eiur »udgiltige Lösung der Frage angesehen wird. Eine Abänderung der Conven- tiou zu Bnosteu DeutschlaudS kaua aber selbstverständlich nur mit Zustimmung Euglaud» und der Bereinigten Staaten erfolgen und wird ohne Zweifel tu absehbarer Zett erreicht werden. Zur Zeit aber find dahingehende Verhandlungen nicht im Gauge. Man kaau nur darauf rechne», daß di« llahaltbarkeir der gegenwärtigen Verhältnisse di» Betheiligten zu einer ander- wettigea Regelung der Liag« veranlaßt. Marine. T Berlin, 15. December. (Telegramm.) Der abgelöste BesatzungSlheil von der „Hertha", TrouSportführer Lieutenant zur See Eägel», hat am 14. December von Genua au» mit dem fahrplanmäßigen ReichSpvsidampfer dte Heimreise augrireten. — Der Reich-postdampser „Preußen" mit der Ablösung für da» Vermessungsschiff „Möve", TranSportführer Uuterlieutrnant zur See Kuth«, ist am 14. December iu Neapel an- gekommen und am selben Tage uach Port Said weiter gegangen. — Da» Schulschiff „M oltke", Commandant Fregatten- Capitaiu Schröder, ist am 14. December ia Port au Prince ein- getroffen und will am 19. December aoch Kingston (Jamaica) in See gehen. — Der Kreuzer „Bussard", Eommandaar Corvetlen- Capitain Mandt, bat am 14. December von Sidney au» die Heimreise nach den ThurSday-Inseln fortgesetzt. — Der Kreuzer „Habicht", Commandant Corvettra-Copitaia Graf v. Oriola, ist am 14. Dr- cember ia Loanda riag,trofft» und will am 16. December aach Capstadt ia See gehea. — Der Panzer „Beowals" ist am 14. December nach beendeter Schießübung ta WtlhelmShavea ein- gelaufea. Ans dem Geschäftsverkehr. k Zum bevorstehenden Weihnacht-feste muß jede Hausfrau darauf bedacht sein, wo sie ihren Feiertag»bratra am vortheilhastesten «inkaust. AlS ein renommirteS Geschäft empfehlen wir die WtlS- dandltiiis von vtt» Baske. Markthalle Kl--4. Durch große günstige Abschlüsse ist Herr O. Baake ia der Lage, vorzügliche Waare zu ganz soliden Preisen abgebe» zu können. ES ist somit jeder Hausfrau dir Gelegenheit geboten, jeden, auch den kleinsten Bedarf in Hasen, Rehwild »c. billig and gat in obigem Geschäft zu kaufen. Nähere» wolle man auS der Anzeige in heutig« Nummer ersehen.
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