bestimmter Anlaß für die Entstehung dieser ihrem Charakter nach so verschieden gearteten Meisterwerke bekannt; wir wissen nicht einmal, ob Mozart sie überhaupt jemals auf geführt und gehört hat. In einer Zeit schwerster Existenzsorgen geschaffen (gerade vom Juni 1788 liegen uns verzweifelte Briefe des Komponisten vor), hat die in ihrem Grundton heitere, dem Leben zugewandte Es-Dur-Sinfonie, die später von unbe kannter Seite die durch nichts zu rechtfertigende, romantisierende Be zeichnung „Schwanengesang“ erhielt, immer wieder Erstaunen erregt. „Wenn wir sie als Ausdruck von Mozarts persönlicher Stimmung betrach ten dürfen, so war die Zeit, wo er diese Sinfonie schrieb, eine sehr glück liche“, bemerkte der Musikwissenschaftler Hermann Kretzschmar. Aber einerseits ist es natürlich denkbar, daß das Werk in der schöpferischen Phantasie Mozarts bereits vor der Zeit der eigentlichen Niederschrift ent standen ist, andererseits wies auch der Mozart-Biograph Hermann Abert darauf hin, daß sich die Alltagsbedrängnisse, und Sorgen keineswegs immer unmittelbar im Schaffen des Meisters abzeichneten. Und selbst, wenn wir nicht soweit gehen wollen, hier jeden Zusammenhang zu leug nen, finden wir doch auch in dieser Sinfonie trotz der dominierenden idyllischen Anmut und Daseinsfreude durchaus Kontraste, sinnend-elegi- sche wie auch heroisch-pathetische, ja selbst finstere Züge. Einer spannungsvollen, feierlich-prächtigen Einleitung in straffem, punk tiertem Rhythmus, die deutlich spürbar „Don Giovanni“-Töne anklingen läßt, folgen im anschließendem Allegro als Hauptthema ein singendes, sehnsuchtsvolles Thema der Violinen, dem Hörner und Fagotte antworten, darauf ein energisches Tutti mit mehreren neuen Motiven. Die ungewöhn lich kurze Durchführung dieses Satzes, für den plötzliche Stimmungsum schläge charakteristisch sind, wird von der Reprise jäh durch eine General pause abgebrochen. — Das in As-Dur stehende Andante, mit einem ein fachen, marschartigen Thema beginnend, entfaltet sich in durchsichtiger Instrumentation von fast kammermusikalischem Gepräge zu kunstvollem, vielstimmigem Spiel, doch weist auch dieser Satz einige heftig-leiden schaftliche Ausbrüche auf. — Der dritte Satz besteht aus einem kräftig einsetzenden, tänzerischen Menuett und einem von den Klarinetten getra genen lieblich-idyllischen Trio. — In dem in Thematik und Form Haydn nahestehenden, dahinwirbelnden Finale schließlich, das uns unwillkürlich auch an den letzten Satz von Beethovens 8. Sinfonie denken läßt, herrscht übermütige, heiter-ausgelassene Stimmung. Ganz aus einem einzigen Hauptthema heraus entwickelt, das zu Beginn leise in den Violinen er klingt, ist dieser Schlußsatz von sprühendem Humor und immer neuen überraschenden Einfällen erfüllt. Einen besonderen Effekt bringen sogar noch die letzten Takte: indem auf die üblichen Schlußakkorde verzichtet wird, jagt in den Streichern noch einmal der Anfang des Hauptthemas vorüber. Urte Härtwig Vorankündigung : Nächste Konzerte im Anrecht B 18./19. April 1964, jeweils 19.30 Uhr Einführungsvorträge jeweils 18.30 Uhr: Dr. Dieter Härtwig 25./26. April 1964, jeweils 19.30 Uhr 12. Außerordentliches Konzert Dirigent: Gerhard Bauer Solist: Boris Gutnikow, Leningrad Werke von Beethoven und Brahms Freier Kartenverkauf! III 9 14 EMZ 364 2 It-G 009/20/64