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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.03.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189603295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18960329
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18960329
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- fehlerhafte Bindung: Seiten in falscher Reihenfolge
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-03
- Tag1896-03-29
- Monat1896-03
- Jahr1896
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.03.1896
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Bez«g-.Prei- d» ß«t -«»tqftxditt»» do» ft» Glotzt, tx»ak mw den Vororten errichteten An«, gabestell« «bgeholt: »trrtellLhiltch^lä^ bei »wotmolio» tsglicher Zustellung ins Ha»s^lö.S0/ Durch die Host bezogen für Deutschland und Leüenrich: oierlrljötzrlich S.—. Dtrect« täglich« Krruzbandseaoung l»S Tut land: monatlich 7 LV. Di« Morgen-AuSgab« erscheint um '/,7 Uhr. di» Abend-An-gab« Wochentag» um - Uhr. Le-artio« ««> Lrpeditto«: 2»h«mnes>affe 8. Die Expedftion ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filiale»: Dtt« Die«» » Dorti». (Alfred -atz«), UniversitätSstraße I, Louis Lösche, finthannrnstr. 14, pari, und König-Platz 7. MpMcr TaMatt Anzeiger. Nmlsösatt -es Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes «nd Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. A«S^s«öMr»is dir 8 gespaltene Petitzeile w Psg. Reklamen unter dem Rrdactioa-ftrich ^ge spalten) 50^.1, vor den Familiennachrichun (S gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- ver-eichniß. Tabellarischer und Zifferniop nach höherem Tarif. tztr«-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesördnung 6Ö—, mit Postbesörderung ^l 7V —. Äanahmeschluß für Anzeigen: Abrnd-Ausgabe: Bvrmittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je eia» halb« Stunde früher. Au-aigen sind stet« an di« Expedition zu richte». Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig SV. Jahrgang. löl Sonntag den 29. März 1896 1) Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen.mit Staaten, in denen rin börsenmühiger Trrmtnhandel'in Kammzug und anderen Halbfabrikaten der Textilindustrie besteht, Deutsche- Reich. 42. Verii«, 28. März. Ein« Wasdluag, die zum Mindesten wegen der wunderbaren Raschheit und Gründlich keit, mit der sie sich vollzöge«, Beachtung verdient, ist mit dem .Berliner Tageblatt* de« Herr» Rudolf Mofft vor sich grgaoaen. Am 1. Februar d. I. fand bekanntlich in Bersin eine „Protrstversammluug der deutschen Börsen* statt. Der Grundton der dort gehaltenen Reden war da« Gefüh er Kränkung der „deutschen Kaufmannschaft" durch die Re- ierung-vorlaae über die Börseureform und durch die agra- ischen Angriffe. Das „Berliner Tageblatt" schrieb Tags darauf über dies» Versammlung: „Wenn gestern behauptet wurde, baß nirgendwo nüchterner Geld erworben w«d«, al« an der Börse, so ist da« eia« Urbertret- »nag, obgleich auch wir di« Müh« nicht verkennen, di« die Vor bereitung eines Finanzgeschäft«« »ater Umständen kostet, und die verzehrenden Sorg«» nicht unterschätz«», mit denen sich viel« b«r i,tu«n Lintagsspeeulanten thr«n Unterhalt v«rdi«nen. In diesem llaaael o» Obteetivttät, zu d«m di« vörs« durch die r »ehässigkeit ihrer Gegner verleitet wird, unterschätzt sie auch die Schäden im Börsenverkehr. TS wird da von der Börse immer nur von einzeln«» »nlovt«ren Person«, gesprochen. Aber darüber hinaus haben sich doch schädliche Geschäftsgepflogenheiten eingrnistet, di« sich nicht blo« ganz vereinzelt« Personen < u eigen gemacht haben. E« sei in diesem Ginn« auf die -vreulationen, di« manch« Bankiers mit de» Effect«» oder auf die Engagements ihrer Kundschaft hin unternehmen, sowie auf den so genannten Börsrnschnttt verwiesen. Diese Dinge haben di« Vörsrn au« eigener Kraft nicht beseitigt »ad wohl auch nicht beseitigen können, und es ist darum doch des Versuches Werth, ob ihnen nicht auf anderem Wege »eizukommea ist. Wenn ferner dir Vörsrn anführen, daß um einzelner t lersonen will«» nicht Maßnahmen ergriffen werden dürfen, die die < )esannnth«it treffen, ko ist da« ebeafall« eine Dialektik, zu der die Börsen in ihrer Defensive ihre Zuflucht nehmen. Behaupten die Börsen doch, und mit Recht, daß sie Mancherlei an Abhilfe von Mßstäadm selber geleistet habe». Auch bei dies«» Maßnahmen aber konnten sie zwischen den gute» und schlechten Elementen nicht unterscheiden, und die Maßnahmen, di« wegen der schlechten ge- troffen wurden, sind l» gleicher Welse für Alle festgesetzt worden. Diese wenigen Bemerkungen wollen wir nicht unterlassen, um den ierlaus der gestrigen Verhandlung dem außerhalb der Börsen tehendrn Kreise unserer Leser verständlicher zu machen." So da« Orßan de- Herrn Moste am 2. Februar. Am >6. März fand ,m Hotel de Rome zu Berlin eine Gründungs versammlung des „Schutzverbandes gegen agrarische lebergriffe" statt. D«e dort gehaltenen Reden unter- chieden sich nach Form und Inhalt in nicht« von den auf dem „Börsentag«* gehörten. Trotzdem ließ sich das „Berliner Tageblatt* in einem „Ein Hoffnung-schimmer* überschriebenen Artikel wir folgt darüber au«: „Eine, verhrtßungitvvllea Anfang -um Besseren darf «an in d«m nenboaründelra Verein, in dem „Gchutzvörband gegen agrarisch« Ueberariffe" erblicken. Ma» beginnt doch wenigsten« in de» führende» liberale» Kreis«» sich «üblich wieder auf sich selbst zu besinnen. Ma» wagt doch endlich nach nur zu langer thatenloS verlebter Z«it wieder einmal, h«m unerträglich gewordenen Hochmuth der vereinigten wirthschaftlichen und politischen und gesellschaft- lichen Reactionaire gegenüber eine selbstbewußte Haltung zu nehmen. S« wäre nicht da« erste Mal, daß sich die Erkenntniß der wirthschaftlichen Noth auch auf das politische Gebiet übertragen und zu einem allgemeinen Umschwung im öffentlichen Leben geführt hätte. Wir sind freilich davon noch sehr weit entfernt. Aber ein erster Schritt zur Besserung unserer öffentlichen Zustände ist mit dem neub^ründeten Schutzverband eingeleitet. Allerdings darf die eing«leitrt« Erregung nicht verwehen: sie muß vielmehr mit allen Mitteln anaesacht werde». Der Uebermuth der Agrarier hat endlich di« Geduld aller übrige» arbeitenden Stände in der Bevölkerung erschöpft. Da- ist der Beginn einer Besserung. Maa will nicht unthätig fürder Alle« in stumpfer Resignation über sich ergehen lassen. Die nun einmal begonnene Bewegung muß in immer weiter« Kreist der tädtischen Bevölkerungen htneingetraaen, dem agrarischen „Tivoli- Programm" mnß et» antiagrarischeS Trutz.Tivoli-Pro- gramm gegenübergestellt werden." Wir wiederhole», beide Versammlungen hatten den gleichen Charakter. Wie mag es nur gekommen sein, daß in den Augen des „Berliner Tageblattes* sozusagen von gestern auf heut« nothwendige Reform sich in agrarischen Uebermuth, Mangel an Objektivität, ungerechtfertigte Empfindlichkeit und Dialektik sich in »in« schier geheiligte Abwehr gewandelt haben? Geschehen war in der Zwischenzeit nicht-, waS den Umschwung begründet erscheinen lasten könnte. Im Gegentheil war e- Gewißheit geworden, daß die Com mission sür da- Börsrngesttz da- Verbot de- börsenmäßiaen Getreideterminhandel- wieder beseitigen werde. Häßlich soll schön, schön soll häßlich sein, sagt eine der Hexen in „Macbeth*. Aber die Leute de- „Berliner Tageblatt«-" sind nicht dafür bekannt, daß sie zu den Rundtänzeu, die sie bei schickli-hrn Gelegenheit«» ja wohl vollsühre», auf Besen reiten. 6, L. Berlin, 28. März. Bon dem bevorstehenden inter- uationale» Bergarbeiter - Congrrß in London ver sprachen sich dir deutschen Bergleute recht viel, obgleich sie wußten, daß die englische» Bergleute seit Jahren mit emem gewissen Mißtrauen auf die peutschen Delegirten blicken. Auf dem internationalen Congreß in Berlin batten bekannt lich die Engländer, nachdem sie erfahrest, daß von den dreißig deutschen Delegirten alle, mit Au-nahme eine- einzigen, keine Bergleute mehr seien, sondern Budiker, Flaschenbier- Händler und Cigarren»Agent«», diesem Mißtrauen «inen deutlichen Ausdruck gegeben. Und in Paris war es 1895 nickt anders gewesen. Um das Mißtrauen ihrer Vettern jenseits des Canals zu befirgen, wollten nun di« deutschen Bergleute mindestens ein ganzes Dutzend active Bergleute nach London entsenden. Es fanden auch zahlreiche Versamm lungen statt, in denen di« Führer mit allen Kräften für den Congreß Stimmung zu machen suchten, aber obwohl beträcht liche Dchaaren von Knappen sich «infandeu, so kamen doch nur verschwindend g«ringe Summen eia, und heute sehen sich die Führer zu der Erklärung gezwungen, das Geld reich« nur au-, umzwei Deleairte zu entsenden; als der eine wird Heinrich Moller, socialkemakratischer Reichs- tagSabgeordnrter für Waldenburg, bezeichnet, der sich schon seit langen Jahren nicht mehr unter der Erde abmüht: ob der andere, H. Kämpchrn, activer ist, wissen wir nicht. Aber die beiden Herren werden auf dem internationalen Congreß jedenfalls keine beneidenswrrthr Rolle spielen und den Eng- ländern schwerlich beweise», daß auf die Meinung der deutschen Delegirten besonderer Werth zu legen sei. Eine luternasionale Verbrüderung wird also nur dan» zu Stande kommen, wenn die deutschen „Brüder* sich den englischen hübsch fügen. * Berlin, 28. März. Unter der Ueberschrist: „AuS dem Berliner eouservativea Parteilager" berichtet die.Kölnische Volks-Zeitung": „vrofeffor vr. Brecher, der anfang« der achtziger Jahre zu den Leitern der „Berliner Bewegung" gehört«, hat bekanntlich im über daS Traebniß derselben dem Reich-tage Mittheilung zu machen. 2) Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, veranlassen zu wollen, daß in den Statistischen Jahrbüchern sür da« Deutsche »eich alljährlich Mittheilungen über di« an den einzelnen deutschen Börsen zur Einführung gelangte» Werthpapier« mit lstzeichnung der EinführungSfirmo, deS EinsührungScourseS, sowie de» Betrage« und der Art dieser werthpaptere zur Veröffentlichung gelangen. — Ueber da- gegen den verantwortlichen Redakteur der „Saale-Zw." rmgeleitrte ZeuguißzwangSverfahren wird der „Nat.-sZtg." berichtet: „Da« DiSciplinarverfahren wurde gegen einen „unbekannten ReichSbramteu" eröffnet und der verantwortliche Redakteur der „Saale - Zeitung", Herr Paulu«, im Stadium der schriftlichen Voruntersuchung als Zeuge vernommen. Er gab an, daß ihm die fraglichen Mit- thrilungen von keinem ReichSbramteu, sondern von einem jande-beamten eine« kleinen deutschen Bundesstaates durch Vermittlung eine- diesem Herrn befreundeten Cor- respoodenten der „Saale-Zeitung* geworden seien. Er ver weigerte die Nennung beider Namen mit dem Bemerken, daß er aus Rücksichten der ihm gebotenen Diskretion die Namen verschweigen müsse.* — Der EtatSausschuß der Stadtverordnrten-Ver- ammlung hat in seiner gestrigen Schlußsitzung die Etat« >er Steuerverwaltung festgestellt und empfiehlt der Ver- ammlung, für da- Rechnungsiahr 1. April 1896/97 zur Er hebung zu bringen: a. Gemeindegrundsteuer 146 Proc. des voraussichtlichen Staatssolls oder 5,6 Proc. deS NntzertrageS der steuerpflichtigen Grundstücke; d. Gewerbesteuer 146 Proc. deS Normalsolls; e. Gemeinde - Einkommensteuer 97»/, Proc. de- Normalsolls. — Mit Genuathuung meldet daS „Volk", daß der konser vative Bürger - Verein „Friedrich-Wilhelmstadt" in Berlin nach Anhörung seines Vorsitzenden Ehreckr am 26. März 1896 einstimmig beschlossen hat, auS dem deutsch-konservativen Wahlverein auSzuscheidrn, da er sich dem Vorgehen eines TheileS deS Vorstandes diese- Verein« gegen den Hofvrediger a. D- Herrn Stöcker nicht anzuschließen vermag. * Thorn, 27. März. Die russische Regierung hat auf Vorstellung der preußischen Regierung di« Ausführung der neuen Flößereiverordnung für di« Weichsel und ihre größeren Nebenflüff« vorläufig vertagt. * Pose«, 27. März. Sämmtlichen hiesigen Militair- musikcapellen ist, wie polnische Blätter melden, von Berlin da- Verbot zugegaugen, polnische Weisen zu pielen. * Braunschweig, 28. Märr. (Telegramm.) Der Prinz und die Prinzessin Albrecht sind heute früh aus England hier eingrtroffen. * Cassel, 28. März. Im Schloß Wilhelm-Höhe werden schon jetzt Vorkehrungen zu einem längeren Aufenthalt der kaiserlichen Familie auch in diesem Sommer getroffen.— Die Generalyersammluug des Landwirlhschpfttichen Central vereins von Kurhessen beschloß die Auflösung des Vereins und die Uebertragung seiner Einrichtungen, Rechte und Pflichten auf die neuerrichtete LaudwirthschaftSkammer. * Barmen, 27. März. In der sehr positiv-kirchlichen „WestdeutschenZeitung" tritt rin Geistlicher der Agitation gegen die obligatorische Eivilehe sehr entschieden entgegen. In seinem Artikel heißt e« u. A.: „ES kan» da« christlich« Gewissen nicht irgendwie verletzen, wenn der Staat vor der Trauung die standesamtliche voll- ziehuag de« betreffenden Rechtlactes fordert .... Bedenken wir, daß dir Bekämpfung der Eh« durch die Scialdemokratie sich in erster Linie nicht gegen die Ehe al« religiöse Einrichtung richtet, sondern gegen die Ehe, sofern sie Staats- einrichtung ist. Die Ausführungen in Bebet's „Frau" gehen nicht dahin, die Thatsache zu beseitige», daß Christen auS religiösen Gründen die lebenslängliche Einehe für sich für verbindlich halten, sondern Bebel und die Anhänger de» Materialt-mu- in allen Parteilagern kämpfen dagegen, daß der Staat die lebenslängliche Ehe als die einzig legitim« Form deS Zusammen lebens von Mann »nd Weib bei allen seinen Bürgern, ab- gesehen von deren religiös» persönlicher Stellung aasieht. Demgegenüber mutz di« christlich« Position dir sein: Obgleich uns als Christen die Ehe etwa- viel Höhere- ist al» eine Staats einrichtung und wir dem durch die kirchliche Trauung Ausdruck geben, so betrachten wir doch auch die Ehe als ein nothwen dige« Fu n d a m « n t de« Staatswohl«« und de« gesunden Volksleben« und wünschen daher, daß der Staat dem gerade im Gegensatz zur materialistischen Bekämpfung der Ehr dadurch Ausdruck gtebt, daß er in allen Fällen, bei Christen und Nichtchnsten, die staat liche Eheschlietzung vor dem Dtandr-amt fordert. Da« Christen- thum hat ja auch di« Eh« nicht erst geschaffen, foadern sie vorgefunden al« eine Schöpfungsordnung Gotte« und nur mit höherem Gehalt erfüllt. Es beruht aus falschen Voraus setzungen und mangelnder Klarheit über daS Wesen der christlichen Ehe, wenn viele fromme Christen sich in unseren Tagen sür ver pflichtet halten, gegen die obligatorische Livileheschttevung anzu- kämvsen. E« ist damit ähnlich, al« wenn zu Jesu Zeit einzelne ängstliche gläubige Israeliten eine Verletzung ihrer religiösen Pflicht darin erblickten, den ZinSgroschen an den Staat zu zahlen, und dort wie hier lautet Jesu Entscheidung: Gebet dem Kaiser, waS des Kaiser- ist, und Gott, was Gotte« ist." * Mstnz, 27. März. Die hiesige Handelskammer bat beschlossen, weaen der Novelle zur Gewerbeordnung sich erneut an den Reich-tag zu wende», um darzuthun, daß der Weiuhandel zum großen Theil aus da« sogenannte Detailreisen angrwieseu sei. Bi« jetzt seien unbedingt keine Thalsachen vorgebracht worden, aus denen erhelle, daß irgend welche wesentliche Mißbelliakriten in diesem Geschäfts betriebe oder irgend welche Belästigung des PublicumS vor gekommen seien. Der Reichstag wird deshalb auf« Dringendste ersucht, die berechtigte» Interessen de« viele Tausende von Existenzen umfassende» Weinhaadel« und Weinbaue« nicht preiszugeben. * Karlsruhe, 26. März. Dem Bericht de« Abgeordneten WilckenS über da« Specralbudget der Eisenbahn-Ver- waltuna entnimmt die „Franks. Ztg." folgende Mitthei- lunaen über die Erfahrungen mit Kilometeryeften. Vom 1. Mai bi« zum 30. November 1895 sind 53 420 Heft« mit 1 471 111 Einnahmen abgesetzt worden. Eine Herabsetznag de« Preise« der Kilometerheftr für die dritte Wagenclaffe von 25 auf 20 glaubt die Regierung nicht befürworten zu könne», da der Einnahmrau«fall «in großer sein würde; denn 72 Proc. Rus -er Woche. K Der Entschluß brr nationalliberale» Partei, im Laufe diese- Jahre- einen Delegirtentag zu veranstalten, scheint bei den preußischen Conservativen Mißbehagen hervorgerufen zu haben. Die „Kreuzztg." nörgelt, obwohl die Sache sie eigentlich gar nicht- angrht, an ihr herum und meint u. A., man werde sie so arraagirrn, daß Alle- „klappt". DaS wird man diesmal ebenso wenig thun, al- e- bei früheren Delegirtentagrn geschehen ist oder geschehen konnte. Wenn aber die „Kreuzzeitung* glaubt, daß e- so leicht ginge, einen Parteitag zu veranstalten, ja, du lieber Himmel, warum hat sie denn nicht ihren Einfluß dahin geltend aemacht, daß die Conservativen ihre Vertrauensmänner im Reiche zusammen berufen? Die Parteileitung ist dazu doch eindringlich genug und von so angesehenen Organen, wie die „Pommersche ReichSpvst", ermahnt worden, während der nationalliberale Crntralvorstand au- eigener Initiative handelt. Die,Kreuzztg." scheint aber im directen Gegensätze zu ihrer Bemerkung über den nationalliberalen Delegirtentag zu befürchten, daß man sich im konservativen Lager zur Zeit nicht aussprechen kann, ohne sich auSrinaoderzusprechen. Da ist es allerdings nicht zu verwundern, wenn daS konservative Blatt sich darüber ärgert, daß die Nationalliberalen, trotz der unbestreitbar auch bei ihnen vorhandenen Meinungsverschiedenheiten, eine Aus einandersetzung vicht zu scheuen brauchen. Daß der Unterofficier ein Stellvertreter Gottes auf Erden sei, ist ein« Auffassuna, di« da- Eentrum einmal be kundet, alsbald aber wieder fallen gelassen hat, vermuthlich weil die Unterofficiere nicht von den Bischöfen angestellt werden. Dafür sind jetzt die Versammlungen der Partei zu dem Range einer religiösen Einrichtung erhoben worden. Wir haben bereits berichtet, daß dem Beschlüsse der Nationalliberalen im Wahlkreise Osnabrück, in der stillen Woche die Agitation ruhen zu lassen, von der gegnerischen Seite die Beantwortung entgegengeschleudert worden ist: „Unsere Versammlungen, sowohl die deutsch-hannoverischen, wie der CentrumSpartri, sind nur dringend nothwendiger Gottesdienst". Danach hat vr. Lieber, al- er dieser Tage m einer Berliner Versammlung den Ban» über ein klerikales märkische- Blatt an-sprach, da- der Parteileitung nicht immer zu pariren scheint, die Boycot- tirung dieser Zeitung celebrirt, und Herr Wamhoff, dernatio- nalliberale Candidat im Kreise O-nabrück, wird künftig in den welfisch-ultramontanen Versammlungen nicht mehr ver leumdet und verdammt, sondern „todtgebrtet" werden. Auch gegen ein Osnabrücker Eisenwerk empfiehlt sich die Abhaltung eine- Gottesdienste-, nachdem es den „Frommen" nicht den Gefallen gethan hat, seine Arbiter in gesetzwidriger Weise zu Gunsten eine« Candidaten zu beeinflussen. ES ist bereit- eine besonder- gottgefällige Handlung vollzogen worden, die aber mehr in das Gebiet des HausgotteSdrensteS fällt. Ein Wahl verein, der für den Welfen v. Schrl« agitirt, hat nämlich an eine Staatsbehörde ein Schreiben gerichtet, worin gesagt wird, auf dem betreffenden Werk« werbe auf di« Beamten eia ungehöriger Druck zu Gunsten Wamhoff- auSgeübt; fpecielle Fälle dürfe man zwar nicht nennen, aber dem Adressaten, also dem Chef der Behörde, würde e- ein Leichte- sein, sie festzustellen; unterlasse er die- und intervenire er auch bei dem Werke nicht, so werd« man sich an den Minister de- Innern wenden. DaS ist gar nicht so übel auSgesonnen. Wird Wamhoff gewählt und seine Wahl angefochten, so sind die Wahlbeeinflussungen der Leitung des Werke-, auch wenn sie nicht stattgefunden haben, „dergestalt notorisch und himmelschreiend gewesen, daß man sich ihretwegen sogar an die Behörde gewendet hatte". Daneben macht rS eine gute Wirkung, in der Wahl- prüfungScommission darauf hinzuweisen, daß die Behörde den Klagen der bedrückten welfisch-ultramontanen Partei — die nämlich in dem Bezirk, um den e- sich handelt, regel mäßig so viel wie gar keine Stimmen erhält — ihr öhr verschlossen hat. Seid klug wie die Schlangen, aber hütet euch vor der Befolgung der folgenden Mahnung! Nachdem die obersten agrarischen Führer sich «ine Weile etwa- zurückhaltend benommen, haben sie in der ver flossenen Woche wieder einen „Sturm" verursacht, der an ihre glanzvollsten Zeiten erinnert. Im Reich-tag ein uogemein frischer Vorstoß der Herren v. Kardorff, Graf Armin u. A. wegen der Beleihung der landschaftlichen Pfandbriefe bei der Reichsbank und im Herrenbause ein blindwüthige-Lo-grhen der Grafen Mirbach und Klinckowstroem, beide sehr befestigte Vertreter deS „alten und befestigten Grundbesitzes". Graf Mirbach hat inzwischen erklären müssen, daß er das unerhört aufreizende Wort von der Freude der Minister über die Vernichtung einer jeden wirthschaftlichen Existenz nur für seine Person und nicht im Namen seiner Partei gesprochen. Nun, daß die Wendung nicht in der Fraktion festgesetzt worden war, konnte man vorher wissen, die Fraktionen bestimmen überhaupt sonst nicht, wie ihre Redner zusvrechen, sondern nur, was sie zu sagen haben. Und Gras Mirbach scheint sich politisch, wenn auch nicht in der Form, im Ein- klaag mit seiner Partei befunden zu haben. Es wird mehr und mehr räthselhaft, wa« dies« Hetze von Reichbegüterten gegen Staat und Regierung bezwecken soll. Man hat zwar von Anfang an gewußt, daß der Antrag Kanitz, wie der Bund der Laadwirthe überhaupt, lediglich al- Instru mente zur Erlangung der politischen Allgewalt geschaffen worden sind. Aber daß die Conservativen durch die rück sichtslosesten und gehässigsten Angriffe gegen die Räthe des Kaiser- und preußischen Königs sich den Weg zur Macht bahnen zu können glauben, ist erstaunlich. Herbst v. I. Stöcker öffentlich de- „Mangel« an Wahrheitsliebe" beschuldigt. Der Parteirath de« Berlin» „Eonservativr» Wahlver- rins", deren Ehrenmitglied Brecher war, richtete daher an Letzteren das Ersuchen, seine Anklage in einer vertraulichen Versammlung zu begründen. Brecher lehnte ab und »klärte seinen Austritt. Die Nngelegenheit kam nun vor den „Verein deutscher Studenten", dem Brech» ebenfalls al« Ehrenmitglied angehürt. Die BiSmarck- Berehrer de« Berein« brachte» alsbald de« „Scheiterhaufenbrief" Stöcker'« zur Sprache, sie erwähnten auch dir Erklärung Brecher'«, »ad e« gelang ihnen, dir Mehrheit für einen Beschluß z« finden, wonach Stöcker zu den Festen de« Berein« nicht mehr geladen werden ollte. Die Alten Herren protesttrte» -»Mehrheit nach gegen >«n Beschluß und verlangten, daß Brecher über seine Behanptung Ausschlüsse geben solle. Dir Folge war rin« weitere Versammlung, in der auch Professor Brecher erschien. Derselbe nahm auch noch einem ua« vorliegenden officiellea Verrin«bertcht das Wort, nm u. A. Zolgeade« zu sogen: „1885 war ich Vorsitz»-» des Berliner con- ervativen Ceatracomitsö und kam zur Stichwahl mit Munckrl. Stöcker, der die Christlich - Socialen in der conservativen Partei zur Herrschaft bringen wollte, intriguirte damals gegen mich. Ich wollie ihn deshalb zur Red« stellen und begab mich in eine Wohnung. Auf dem Wege begegnete mir ein Freund, der mir erzählte, Stöcker habe mich Tag« vorher in einer Versammlung i» der Tonhalle heftig angegriffen. Ich stellt« die- Stück» vor, der Anfangs leugnete, in der Versammlung gewesen zu sein; schließ lich gestand er eS aberzu. Darumsagteich: „Stöcker hat gelogen." In der Versammlung wurde nun darauf aufmerksam gemacht, daß Stöcker schwerlich seine Betheiltguna an einer öffentlichen Ber- ammlung geleugnet habe; hier müsse ein Jrrthum vorliegrn, d» vielleicht durch eine Aussprache mit Stöcker beseitigt werden könne. Brecher sprach aber da- ausdrückliche Verlangen aus, seine Dar legung als eine vertraulich« zu behandeln und Stöcker keine Mit- theilung davon zu mache». Demgemäß wurde auch mit Mehrheit beschlösse», von einer Einladung Stöcker'« abzufehen." Die „Kreuz-Ztg." ist empört und zwar über — Professor Brecher, daß er „nur auf dir obigen Thatsachen den be kannten schwirr» Vorwurf gegen Stöcker gegründet habe". „Wir verstehen es ganz und gar nickt", so bemerkt das Blatt weiter, „weshalb ör. Brecher nicht nur jede Aussprache mit Stöcker abgelehnt, sondern auch ausdrücklich verlangt hat, daß ein« Darstellung Stöcker nicht mitgetheilt werden solle." Da- „Volk* tritt natürlich auf dieselbe Seite. Berlin, 28. März. (Telegramm.) Wie verlautet, erfolgt die kreise der K«tferi« Friedrich von Berlin am DienSiag, de- 3l. d. M Vormittags. Berlin, 28. März. (Telegramm.) Gegenüber der Meldung mehrerer Blatter, für den Geburtstag de« Reichskanzler« Karsten Hohenlohe am 31. März werde eine »esoudere Frier geplant, hört die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung/', Fürst Hohenlohe wünsche feinen Geburtstag in tiller Zurückgezogenheit im Kreis« seiner Familie zu verleben. T Berlin, 28. März. (Privattelegramm.) Die Zractionen de« Abgeordnetenhauses werden, mit Ausnahme der CentrumS und der Freisinnigen, dem Fürsten Bismarck zu seiaem 81. Geburt-tage am 1. April ihre Glückwünsche darbringen. H Berlin, 28. März. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" veröffentlicht em Gesetz, betr. die Ermäßigung der Gebühren bei der ersten Anlegung der Register für Binnenschifffahrt, vom 14. März 1896, sowie ein Gesetz, betr. die Veränderung der Gre«ze zwischen dem Land kreise Cassel, dem Landkreise Wolf-Hagen und dem Regierungsbezirk Cassel. Berlin, 28. März. (Telegramm.) Nach rin- gezogenen Erkundigungen liegt der Meldung de- „Hirsch'schen BurauS", daß an die sächsische Regierung die Verständigung gelangt sei, auf Grund einer Vereinbarung zwischen Berlin und Wien werd« im Mai «ine technische Conferenz jn Drr-drn zusammentretrn, um über da- Bauprojekt deS Donan-Vder» und de- Do«au-Clbe»C»nal« zu berathen, nicht« ThatsächlicheS zu Grunde. L. Berlin, 28. März. (Privattelegramm.) Die „Deutsche Colontalzettnng", da« Organ der Deutschen Colonialgesellschaft, bringt heute die in Aussicht gestellte AuSlassunaüber den „Kall PcterS". Sie lautet im Wesent lichen: „Man wird es begreiflich finden, daß wir uns ent halten, über einen Mann vorschnell zu urtheilen, dessen große vrrdienst« um die Eolonialbeweauna von uns stet« anerkannt sind, und der in unserer Geiellschaft eine hervorragende Stellung einnimmt. Es versteht sich von selbst, daß, wenn Alle- wahr wäre, wa- im Reichstage besonder- von Bebel gegen vr. VelerS vorgebrackt worden, wir von dem Stand punkt der christlichen Moral auS, den wir auch in den Fällen Leist und Weblan vertreten haben, vollständig in da- Ver- dammuagSurtbeil eiastimmen würden, welche- von so vielen Redner» im Reich-tag über da- Verhalte» von vr. Peter- gefällt worden ist. Aber wie die Sache jetzt liegt, nachdem vr. Peter- selbst die Einleitung einer DiSciplinaruntersuchun^ gegen sich beantragt hat und diesem Antrag stattgegeben worden ist, halten wir e- für geboten, daS Ergebniß dieser Untersuchung abzuwarten, eh« man rin abschließendes Urthei! über da- Verhalten von vr. PetrrS fällt." 0. ll. Berlin, 28. März. (Privattelegramm.) Der Vorstand deS Verein- Berliner Kaufleute und In- dustriellen hat beschlossen, ungesäumt Schritte zur Be kämpfung der Beschlüsse der Reichscommission für Arbeiter statistik, betreffeud die Reaelung der Verhältnisse der «n,eftelten tu offenen Ladengcschäste», zu thun. Eine Versammlung, in der eine Protesteingabe an den Reich-tag und die RrichSbehörde» beschlossen werden soll, ist in Aussicht genommen; desonder- soll in dieser Eingabe betont werden, daß der Ackt-Uhr-Schluß ganz unausführbar sei. (Wiederholt und berichtigt.) — Der vom Abg. Gamp verfaßte Bericht über die Ver handlungen der zur Borberatbuag de- Börsengesetz- e»t Wurf- eingesetzten ReichStag-commission ist lur Ber- theilung gelangt. Neben d» Annahme de« Entwurf- in der ihm von der Eouimissioa gegebene» Fassung brantragt die Commission beim Plenum de- Reich-tag- di« Annahme folgender Resolutionen: 1) Den Herr» Reichskanzler zu »rfnchen, mit denjenigen izug und anderen hal„, wegen Untersagung dieses Handel- in Verhandlungen zu treten und
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