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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.05.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960502022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896050202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896050202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-05
- Tag1896-05-02
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101.10 96.40 102.25 103,75 96.40 102.25 103,75 97,50 103.10 122,75 285,— 187.— 142,— 138,50 21«,— 85,— 72,50 145,— 200,— 153,— 288.50 130,— 125 — 111.50 217,— 124,— 348,— 67,— 75,50 102,— 102,75 I. 7056. S/588L. 14». 6. 8. L ». v. L. U. 6. 8. b-8. 8. 8 idtdLr. u 6. 6. 6. 02,908. 8. 6. 8- 6. 6. 8. 6. 6. 8. 6. l». 1103,75 8. 8. 6. 6. 150 557 540 750 642', l 50S 108,00 103,75 99.80 88.70 52,30 58.90 83,20 79,40 107,75 76,50 140 25 138 40 121^25 91,70 143,75 105.50 120,75 158.50 122,2p 203,10 8525 165,90 100.— 87,— WH 183.10 152,— 123,— 189,— 121,— 309,40 216.15 214,05 216.15 154.l!0 166,60 154,40 175,75 112,75 84,— 98,30 216,50 109.25 103,50 96,25 ! 58.75 ! 107,75 odvLeti. !«n 17,25 >sr 3aU 1. «»i tuvr Bill, axspors pkvr; iv r»v in >Q- von Abend-Ausgabe Axziger TagMalt Druck und Verlag von E. Polz in Leivjig Sonnabend den 2. Mai 1896. Die Morgen-Ausgabr erscheint uin '/..7 Uhr» die Abeud-Au-gabe Wochentag» um 5 Uhr. Ännahmeschluß für Änjeizen: Abenv-Nnsgab«: Vormittag» 10 Uht. Morgr »»Äusgabr: Nuchmittag« 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine Halde Stunde früher. Anzeigen sind stet» an di» EpPrßition zu richten. Nr-sction und Lrpeditisa: Sortmnssgsffe 8. Dir VkpediUVn ist Wochentag» unantert>roch»n geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. An-eigen'Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter deckt RrdactwnSftrich <4ga- jpatten) 50^, vor de» Famitieauachrichteo (6 gespalten) 40^. «roher» Schrisien laut unserem Preis- vetjeichaih. Tabellarischer und Ziffernsah nach höhereui Tarif. Anzeiger. Ämtsölatt -es Königlichen Land- «n- Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes «nd Polizei-Amtes -er Lta-t Leipzig. Filialen: Dtto Klemm'« Portim. «Alfred -ah«), UniversitätSstrahe 3 (Paulinum), Lo«i« lösche, Katharinenstr. 14, Part, und Königsplatz 7. Tie Weisung, welche an die serbischen Vertreter in Wien und Pest ergangen ist, sich der Tdeilnahme an der ungarischen Jahrtauseudfeier zu enthalten, ist dadurch begründet werden, daß sich unter den Fahnen der Völker, die Ungarn unterwerfen gewesen sind und die in dein historischen Festzuge auftrelen sollen, auch die serbische Fahne oder doch ein Emblem derselben befindet. Es haben dabei aber auch andere Gründe mitgeipielt, in erster Reibe die wieder lauter werdenden Klagen der ungarländischen Serben übet schlechte Behand lung. Unwillen hat auch die Art und Weise erregt, wie man ungarischerseitS in Belgrad selbst für Vie Aus stellung Propaganda zu machen versucht Hal. Da hat sich in Belgrad ein ausschließlich üus Ungarn zusammen gesetzter Ausschuß gebildet, dessen Mitglieder den Leuten geradezu die Thüren einranuten und Pester Blättern spalten lange Berichte über den für die Iabrtausendfeier in Serbien herrschenden „Enthusiasmus" sandten. Bemerkenswerth ist, daß sich die zankende» Parteiführer in dem Zwischenfalle mit Ungar» im Nu die Hande gereicht und erklärt haben, daß sie das Vergehe» NowakoWitsch's in jeder Hinsicht billigten. Wenn daher die fortschrittliche Regierung in absehbarer Zeit entlassen wird, so geschieht dies keinesfalls, wie man in Pest glauben machen möchte, wegen dieses Verbotes, zumal da der König Nowakowitsch erst vor wenigen Tagen zu seinem Auf treten in dieser Angelegenheit beglückwünscht hat. Nowa kowitsch hat übrigens bisher aus den von Rumänen, Slowaken, Deutschen, Serben und Ruthenen bewohnten Gegenden Ungarns, dann aus Wien, Prag, Bukarest, Cettinje und auch aus Deutschland zahlreiche Zustimmungskund- gebnngen erhalten. Viel bemerkt wurde, daß, während die meisten Pester Blätter eine große Gereiztheit an den Tag legten, der Gesandte Oestrrreich-UngarnS, v. Schießl, in seiner Unterredung mit dem serbischen Ministerpräsidenten den denk bar versöhnlichsten Ton anscklug. Nowakowitsch erklärte, Serbien sei diesmal von de» Veranstaltern der Feier muth- willig berausgefordert worden, und man muß ihm darin rück haltlos beislimmrn. Tie Rolle, welche Ungarn in der serbi schen Fahnenfrage spielt, ist durchaus keine würdige und zeigt, daß der Chauvinismus der Magyaren in seiner Üeberhebung mißhandelten Landsleuten zu ihrem Rechte und zu einer menschenwürdigen Stellung zu verhelfen, jetzt ist es klar, daß eS sich um einen ganz gemeinen RaubZug einer gewinn gierigen, gvldlüsternen englischen Gesellschaft gehandelt hat, der zu Liebe die Unabbätigigkeit eines freien Landes ange- tasiet wurde. Mitte deS vergangenen Jahres zählte die Ge- sellschaft 14 781 Artionaire, die sich in ihre 2 000 OVO Aktien theilten. Mehr als ein Viertel der Inhaber waren Aus länder. Unter den Ausländern sind 450 Deutsche mit 38 370, 3000 Franzosen mit 252 437, 500 sonstige In haber verschiedener Nationalität mit 53 920 Aktien ver treten. Der ganze Rest entfällt auf englische Besitzer. Unter ihnen findet sich der Marquis of Lorne mit 5, Sir FraneiS Knollys, Cabinetssecretair des Prinzen von Wales, mit 95, der Herzog von Fife mit 3835, die Herzogin von Devonsbire mit 117, Sir Somers Vine mit 100, General Carrington, der gegenwärtig als Befehlshaber für Makabeleland unter wegs ist, mit 45, Baren Leopold Rothschild mit 754V, der Herzog von Abercörn mit 5419, der Graf Coventry mit 220, Lord Gifford mit 1115, John Robbins (Doctor der Theologie) mit 2000, Graf Grey mit 5084, Lord E. G. Cecil mit 50, Cecil I. Rhodes mit 51 783, Alfred Beit mit 25304, Hauptmann Rhodes mit 73 Aktien rc. Dazu kommen die Parlamentsmitglieder Sir James Kitson mit 2000, Wootton Isaacson mit 3000, Sir John Lubbock mit 25, Scot Montag» mit 50 und viele andere. Namen und Zahlen machen weitere Bemerkungen überflüssig. Mit einem Scklag ist der Ton der Londoner Presse wie umgewandelt, und selbst die „Times" können nicht umhin, Cecil Rhodes fallen zu lassen, wenn ihre moralische Entrüstung auch nicht ernst zu nehmen ist. Die Echtheit und richtige Uebertragung der Cbiffredepeschen wird von keiner Seite angezweifelt. Die „Times" geben zu, daß Rhodes von allen Abmachungen in Betreff des Ausbruches Jameson's von Pitsani verständigt worden sei. Immerhin suchen die „Times" diesen zu entschuldigen, indem sie erklären, " könnten sich Umstände denken, die es rechtfertigen würden, daß Rhodes mit voller Billigung der englischen Regierung (!!) die Vorbereitungen selbst leitete, wenn er auch in seiner Eigenschaft als Premier -er Cap-Colonie und als Director von der Chartered Company besser von der An gelegenheit ferngeblirben wäre. Der „Standard" giebt zu, daß die Fabel, der Einfall Jamesvn'S sei durch Er wägungen der Ritterlichkeit und Menschlichkeit veranlaßt worden, nicht mehr aufrecht zu halten sei, und daS konservative Blatt hebt hervor, daß das Verhalten Rhodes' den Versiche rungen widerspreche, die er Chamberlain gegeben habe. Auch „Daily Chrouicle" bemerkt, bei den Verhandlungen in Pre toria und in London fehle der Hauptschuldige, nämlich RhoteS, und „Daily News" sehen nicht ein, warum Jameson zum Sündenbock für Rhodes gemacht werde. Beide liberale Blätter fordern eine sofortige Untersuchung über den Antheil der Company a» den Vorgängen. Der allgemeine Eindruck ist, daß die Folgen der Veröffentlichung unberechenbar seien und Niemand vor weiteren Compromittirungen sicher sei. Von dem Pariser ,,TrmpS" wird der ehemalige Premier der Capcvlonir Sir Henry Lock angesckuldigt, die Invasion angestiftet zu haben. Er hat sich im Unterhaus« (siehe unter Afrika) in einer langen Erklärung zu rechtfertigen gesucht, aber man hat nicht den Eindruck, als ob es ihm gelungen sei. Die Meisten Blätter trösten sich damit, daß nicht die Chartered Companv als solche, als Ganzes, an dem Einbruch schuldig sei; viele von den zu Gefängniß Verurtheilten hätten nicht gewußt, um was es sich handelte, weshalb das strenge Urtheil gegen sie aufgehoben oder bedeutend gemildert werden müsse. Es . L-lUts. u. politische Tagesschau. * Leipzig, 2. Mai. Rascher, als erwartet werben konnte, bat der Reichstag die zweite Lesung de? BörfettgesetzeS erledigt; sie ist gestern mit sichtlicher Eile zu Ende geführt worden, nachdem eine längere Debatte nur »och übet die Frage des Lerboies des börsrnmäßigeu Terminhandels in Getreide und Mühlenfabrikaten sich entsponnen batte. Ihr Resultat war die Annahme des vom Centrum beantragten Verbotes mit der erdrückenden Mehrheit von 200 gegen 39 Stimmen. Der Reichstag hat damit auf den von seiner Commission in erster Lesung gefaßten Beschluß zurückgegtiffen. Die große Mehrheit, die das Verbot fand, mag sich zum Theil daraus erklären, daß Abgeordnete, die der überaus schwierigen technischen Frage mit einem .,uvn liquet" gegenüberstanden, sich für daS Verbot entschlossen, nach dem vorgestern der preußische Handelsminister gegen dassetbe lediglich daS Interesse der Landwirthschaft ins Feld geführt hatte uud gestern der Standpunkt der Regierungen nur noch durch den UnterstaatSsecretair Rothe vertreten worden war. Da die Landwirtbschaft sich durch daS Fortbestehen des Terminhandels geschädigt glaubt, so lag es nahe, in einer Frage, die nach der Auffassung des Ministers nur mit Rücksicht auf die Landwirthschaft gelöst werden sollte, Vas Urtheil dieses Gewerbes zur Richtschnur zu nehmen. Diese Erwägung ist etwas Anderes als die Berücksichtigung der agrarischen Agitation gegen den Terminhandel, von der sich seiner eigenen Aussage gemäß der Abgeordnete Bachem (Centrum) mit einem Theil seiner schwankenden Fractionsgenosten bat beeinflussen lasten. Der Abgeordnete v. Bennigsen (nat.-lib.) hatte dem Vie Erklärung entgegen zusetzen, daß an dem gleichfalls rinmüthigen Votum seiner Freunde die Agitation keinen Antheil habe, deren Abstimmung vielmehr der in eingehenden Erörterungen in der Fraktion gewonnenen Ueberzeuguna entspreche, daß die Schäden deS Terminhandels größer seien, als die möglichen Gefahren seiner Beseitigung. Der Rest der Vorlage wurde dann, wie gesagt, mit sichtlicher Eile nach den Vorschlägen der Commission erledigt, galt es doch, dem nach der Sitzung zusammentretenden Seniorenconvente, der den Arbeitsplan für Vie nächsten Wochen festsleUen sollte, Grund zur Annahme zu geben, daß bis Pfingsten der größte Theil des Arbeitspensums — mit Ausnahme natürlich des Bürger lichen Gesetzbuches — erledigt werden und dann das HauS getrost in die Ferien gehen könnte. Der festgestillte Arbeits plan geht denn auch, wie der Bericht unseres Berliner tztz-Cor- respondenten beweist, von einer sehr optimistischen Voraus setzung bezüglick der Leistungsfähigkeit des HauseS und seiner Neigung, überflüssige Debatten zu vermeiden, aus. Wie eS in Wirklichkeit mit der Leistungskraft beschaffen ist, wird sich ja Herausstellen; auf alle Fälle aber wird, da außer der zweiten und dritten Lesung der Justiznovelle auch noch andere zweite und dritte Lesungen für den Herbst zurückgestellt werden sollen, der Abschnitt der Tagung im Herbste ein arbeitsvoller und langdauernder sein. Nachdem das Ansinnen, daS Sherecht -es Bürgerlichen Gesetzbuches nach den Grundsätzen der römischen Kirche zu gestalten, zurückgewiesen ist, versucht das Centrum, durch Hinterthüren den klerikalen Charakter in daS Gesetz hinein» zutragen. Zu dem Stärksten, was in dieser Richtung pkobirt worden ist, gehört der bereits von uns gekennzeichnete Antrag, gewisse Ehescheidungsgründe, so z. B. die Zerrüttung der Eh« durch rhrloses und unsittliches Verhalten des «inen Bezug-.Prei- i» der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus- aabfftrlifn abgehvlt: vierteljttdrtich./»4.Ü0, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Hau« 5L0. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbanpsendung in» Ausland: monatlich ./i 7.50. TheileS, nicht gelten zu lasten, wenn daS Paar sich hatte kirchlich trauen lasteU, mithin der Ehe durch die geist liche Amtshandlung den Stempel einer Besonderheit aufzudrücken. Die Versuche dieser Art sind bisher in der Commission glücklich abgeschlagen worden. Besonders er freulich ist es, daß das gleiche Schicksal einem Anträge widerfahren ist, der anfänglich einen Theil der sonst auf dem Standpunkte des Entwurfs stehenden CommissivnS- tnitglieder zu blenden schien und auch von dem Vertreter der bayerischen Regierung nicht ungünstig beurtheilt worden war. Det Abgeordnete Bachem hatte einen neuen Paragraphen heantragt beS Inhalts: „Ein Ehegatte kann auf Scheidung klagen, wenn der andere Ehegatte die zugesagte kirchliche Trauung verweigert. DaS Gleiche gilt, wenn die Ehe gatten derselben Religionsgesellschaft angehören und aus Ver langen des einen Theiles der andere Theil die kirchliche Trauung verweigert." Ueber die Tragweite des zweiten Satzes war man sich sofort allseitig klar, aber der erste» scheinbar lediglich gegen den Bruch einer gegebenen Zusage gerichtete, wurde von nichtklerikalen Commissionsmitgliedern für unverfänglich, wenn nicht gar für nothwendig gehalten. Die Abgg.v.Bennigsen und v.Cuny und Geh.Rath Plancklegten jedoch dar, daß er weder das Eine, noch bas Ändere ist. In der Tbat würde die vorgeschlagene Bestimmung Geistlichen ein ausgezeichnetes Mittel, durch den einen Ehegatten eine Pression auf den andern ausühen zu lasten, gegeben haben. Aus Reminiscenzen aus dem Verkehr während des Braut standes eine „Zusage" zu construiren, könnte einem eifrigen und gewandten geistlichen Beratber der Frau nicht schwer fallen. Der Bräutigam braucht nur einmal seiner Braut gesagt oder gar geschrieben zu haben, wie sehr er sich auf den Augenblick freue, wo er sie „zum Altar führen" werde. Er hat dabei vielleicht so wenig an eine kirchliche Trauung gedacht, als der vermögenslose Inhaber einer Mielhswohnung einem Mädchen ein eigenes Wohngebäude zu versprechen vermeint, wenn er ihr verheißt, er werde sie „in sein Haus führen". Aber dir Zusage im Sinne des An trags Bachem wäre fertig und der Ehemann hätte, wenn seine Frau gedrängt wird, auf Erfüllung zu be stehen, keine andere Wahl, als fick zu süßen oder geschieden zu werden. Und die Frau würde gedrängt werden. Ist der Antrag mithin ein Mittel, die Einsegnung zu erzwingen, so ist er andererseits unnöthig, um den Bruch des bewußt abgegebenen Versprechens der kirchlichen Trauung zu ahnden. Wer eine solche Zusage nicht hält, bändelt, wie Geh. Rath Planck hervorhob, ehrlos und zerrüttet die Ehe, solches Ver halten begründet aber nach dem Entwurf des Gesetzbuchs die Klage auf Scheidung. Merkwürdiger Weise wird also daS, was das Centrum mit seinem Antrag zu wollen vorgab, mit einer Bestimmung erreicht, dir die Klerikalen zunächst ganz beseitigen und weiterhin sür die große Mehrzahl der ge schloffenen Ehen nicht gelten lasten wollten. Wie ein Donnerschlag hat in England die von der Transvaal-Regierung im rechten Augenblick vollzogene Veröffentlichung der zwischen Jameson, Cecil RhodeS und dem „Reform"-ComitS in Johannesburg gewechselten Depeschen gewirkt, aus denen unzweifelhaft hervorgeht, daß die Süd afrikanische Gesellschaft und an ihrer Spitze Dir Cecil RhodeS, der Premierminister der Cap-Colonie, der Vertraute deS englischen Auswärtigen Amtes, um die Jameson'sche Invasion von Änfang an gewußt und sie begünstigt hat. Jetzt ist es vorbei mit der heuchlerischen Versicherung, Jameson habe, seinen Zug nur unternommen m der feurig-übereilten aber anrrkennenSwerthen Absicht, seinen bedrängten, Extra-Beilagen (gesalzt), »nr mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung M.—, mit Postbeförderuag Ä).—. SV. Jahrgang W. . i» .... >1. » scheint aber, daß nian in Pretoria anderer Ansicht ist und die Gefängnißstrafe aufrecht erhalten will, wobei man sich natür lich auf vollgiltige Beweise stützen wird. Wir erhalten dazu folgende Nachricht: * Loudon, 2. Mai. (Telegramm.) Die „Times" melden aus Capstadt unter dem 30. v. M.: Nachrichten aus Pretoria zufolqe ist bis jetzt lediglich die Beschlagnahme des Eigen- thums der in Haft befindlichen Mitglieder des Reformaus- fchusses ausgehoben worden, ausgenommen im Falle Karl Leonard's und I)r. Wolff's. Die strenge Durchführung des Urtheil» bedeutet ja voraus sichtlich eine neue Gefahr für Transvaal, da zu viel einflußreiche Leute betroffen sind, deren längere Gefangenschaft ein Stocken der Geschäfte und der Arbeit zur Folge haben könnte, allein wenn die Schuldbeweise so schwer sind, daß eine wesentliche Milderung des Unheils nicht ktiöglich ist, läßt sich nicht leicht etwas thun. Jedenfalls muß man die Entscheidung ganz der Klugheit der Transvaal-Regierung überlasten. Wie man sonst in Süd afrika die Chartered-Company ansieht, ergiebt sich aus einem uns heute aus Bloemsontain zugehcnden Telegramm, wonach der Präsident der Ora ngesreista aten im Volksraad er klärt hat, er sehe sich veranlaßt, alle Verträge mit der Compagnie aufzuheben, da diese eine Gefahr für Süd afrika sei. FeeeiHetoir Greville vorher begrüßt worden Die Tochter -es Millionärs. Lj Roman aus dem Englischen von L. Bernfeld. <N-chdruck verboten) „Ich kenne hier fast noch Niemand, Helene, wir sind erst seit acht Tagen in London, und dies ist heute mein erster AuSflug in die Welt. O, ich finde AScot entzückend, Du nicht auch? Aber es wäre nicht halb so hübsch für mich gewesen, wenn wir nicht Cousin Leonard getroffen hätten, welcher mit seinem Freunde, Capitain Seudamore, in unsere Loge kam; Beide führten mich dann hierher. Ich sehe. Du kennst den Capitain, Helene, findest Du nicht, daß er ein hübscher Mann ist?" setzte sie flüsternd hinzu. „Sehr!" erwiderte Helene trocken. „Nicht wahr? Und er ist auch ebenso nett und liebens würdig." Jetzt mahnte Lady Greville zum Aufbruch. „Wie schade, liebe Helene", sagte Beatrix, „daß wir unS schon trennen müssen. Jedenfalls mußt Du mich besuchen. Vergiß nicht, Prinzeß Gate 113 — es ist das große Eckhaus. Ich erwarte Dich ganz bestimmt." Helene versprach zu kommen und verabschiedete sich. Als sie fort war, wandte sich Trixie, ganz aufgeregt, zu ihrem neuen Freunde und sagte: „Wie sonderbar, daß Sie Helene kennen? Sie war meine beste Freundin in der Schule, und ich babe mehrmals meine Ferien in Greville Court verlebt, welches, wie Sie vielleicht wissen, nahe bei Brighton liegt. Ich habe Helene flange nicht gesehen und freue mich unendlich, daß ich sie hier getroffen habe. Finden Sie nicht, daß sie rin reizendes Mädchen ist, Herr Eapitaiu?" In fast demselben Tone, wie ihr Miß geantwortet hatte, sagte auch er: „Sehr!" Leonard, der von einigen Bekannten , war, trat jetzt wieder zu den Beiden und fordert» sie auf, mit nach dem Sattelplatz zu kommen, um die Pferde vor dem nächsten Rennen in Augenschein zu nehmen. Trixie erhob sich hastig in der Hoffnung, neue Wunder und Herr lichkeiten zu schauen. Gerade al» sie den Eingang zum Sattelplatz erreichten, sanden sie sich fast vir-L-v» von Ladv Greville und ihrer Tochter, welch« im Begriffe waren, zu ihre» Plätzen zurück ¬ zukehren. Beatrix beeilte sich, zu den Damen zu gelangen, um noch einige Worte mit ihnen zu wechseln, doch zu ihrer unendlichen Ueberraschung sagte ihr in diesem Augenblick Capitain Seudamore hastig: „Bitte, diesen Weg, Miß Hop- ley!" und wendete auf diese Weise den Damen fast den Rücken. Beatrix, welche bemerkt hatte, daß ihr Cousin in dem Gewoge um sie her von ihnen getrennt worden war, konnte nicht umhin, Pkilipp zu folgen, obgleich eS ihr nicht entging, daß er einen Umweg machte. Trixie wurde nachdenklich. Als sie auf dem Sattelplatz waren, sagte sie ru ihrem Gefährten: „Ich möchte Sie wohl um etwas fragen." „Ich stehe ganz zu Diensten, Miß Hopley!" „Wollten Sie Lady Greville und ihrer Tochter soeben aukweichen? Es schien mir, als ob Sie sich absichtlich ab wandten?" „Lady Greville?" wiederholte er, als sei er von der Frage überrascht, „wo war sie?" „Gerade als wir uns dem Eingang näherten und Sie mich in einer anderen Richtung sortfübrten, kamen uns die Damen entgegen; sahen Sir das nicht?" „Nein, Miß Hopley, denn meine Gedanken waren einzig und allein mit Ihnen beschäftigt!" Diese Schmeichelei überhörte sie absichtlich. „Sagen Sie mir die Wahrheit!" drang sie in ihn. „Mißfällt Ihnen Helene Greville? Ich kann mir gar nickt denken, daß irgend Jemand sie nicht gern haben konnte — sie ist so schön und aut und dennoch bilde ich mir ein .. „Machen Sir sich keine unnützen Gedanken, Miß Hopley; wenn Sie eS wünschen, will ich alle hübschen Damen gern haben", setzte er flüsternd hinzu und blickte ihr mit bedeut samem Blicke in die Augen, „heute möchte ich mich aber nur einer einzigen ganz widmen!" Trixie erröthete; obgleich seine Worte ein eigenes Gefühl der Erregung in ihr wachriefen, fühlte sie sich nichtsdesto weniger unbefriedigt von seiner ausweichenden Antwort. Sie war zu feinfühlend, um weiter in ihn »u dringen, aber im Grunde ihres Herzens dockte sie: da ist irgend etwa«, was er mir nickt sagen will, ich glaube, er und Helene mögen sich grgenseitia nicht leiden; es ist recht schade, da sie dock Bride meine Freunde sind. II. Lady Greville und ihre Tochter waren zur Zeit die Gäste deS ebenso liebenswürdigen, wie gastfreien Colonel Durch, der für dir Dauer per Rennen in seiner Billa, welche dickt an die Haide von Ascot grenzte, eine größere Gesellschaft um sich versammelt batte. Entgegen den sonstigen Gewohn heiten in den Landhäusern zu Ascot, duldete der Major nicht, daß seine Gäste sich Abends dem Spiel Hingaben, er pflegte zu sagen, sie hätten TagS über Geld genug gewonnen und verloren. So wurde denn Abends musicirt, manchmal getanzt, immer war eine anregende Unterhaltung unter den Gästen des alten Colonel zu finden. Bei dieser Gelegenheit machte Lady Greville, da Colonel Durch Junggeselle war, die HonneurS als Dame deS HauseS. Nach dem heutigen etwas ermüdenden Tage wollte die Unterhaltung nicht recht in Fluß komme», die Herren gaben sich länger als sonst dem Genuß ihrer Cigarre hin, während die Damen theils lasen, theilS müßig in beauemrn Polster stühlen von den Anstrengungen deS heutigen Renntages aus ruhten. Helene Greville konnte daher unbemerkt in den vom Mondlicht erleuchteten Garten hinausschlüpfen und erleichtert athmete sie auf, als sie endlich mit sich und ihren Gedanken allein war. In geringer Entfernung befand sich eine andere größere Villa, in welcher ebenfalls während der Rennen von Ascot, viele Gäste sich aufhielten. Aus den offenen Fenstern tönte durch daS Schweigen der Nacht Tanzmusik und fröhliches Lachen bis zu Helene herüber. Doch dies störte die einsam Wandelnde nicht. Sie ging in dem breiten Gartenweg mit einer Schnelligkeit auf und ab, welche die Erregung ihres GemüthS genugsam verrieth. Wie in Verzweiflung rang sie bisweilen die Hände, und ab und zu entschlüpften ihren zitternden Lippen halblaute Worte. „Warum kann ich ibn nicht hassen?" sagte sie mehr als einnial. „Gott weiß eS, wie verächtlich er ist! Und dennoch liebe ich ihn noch immer!" Nach einigen Augenblicken des Stillschweigens fuhr sie fort: „Mein Gott, waS habe ich gethan, um solch' eine harte Strafe zu verdienen? Nicht allein, daß ich den Mann, den ich liebe, verachten muß, nein, ick muß auch jeden Augenblick befürchten, daß die Sckmach, die mir angethan wurde, der Welt offenbar wird." Sie verbarg ihr Antlitz in den Händen und weinte bitterlich. In diesem Augenblick wurde Helen« einer dunklen Gestalt ansichtig, welche rasch auf si, zutrat. »Dlutter!" „Mein liebes Kind, ich h-be Dick überall vergeblich gesucht, bist Du ganz allein?" „Ja, Mutter!" Die Stimme klang ruhig und gefaßt, wie mit einem Zauberschlage schien alle Erregung derselben geschwunden. „Ich fürchte, mein Kind, daß das plötzliche Zusammen treffen mit diesem schurkischen Seudamore Dich von Neuem in Äusrcgung versetzt hat." „Ja — ein wenig — ich kann's nicht leugnen", erwiderte Helene, sich bemühend gleichgiltig zu erscheinen. „Liebe Helene, könntest Du dock endlich etwas ruhiger über die Sache denken. Wenn auch die Welt die lächerliche Ge wohnheit bat, über ein junges Mädchen, welches in einer solchen Weise wie Du hintergangen worden ist» zu spotten, so dürfte doch die leidige Angelegenheit nur wenigen Men- scheu bekannt geworden — „Mutter, ich bitte Dich, rufe die Erinnerung nicht wach!" rief Helene in unsagbarer Pein. „Nein, nein, mein Liebling, wir wollen nicht davon sprechen", sagte Lady Greville, die Hand ihrer Tochter liebe voll streichelnd. „Doch Kind, zu Deiner Beruhigung kann ich Dir daS Eine sagen: Wie man auch über die Sache denken mag, Ditz kann kein Tadel treffen. Wenn ich damals in Schottland gewesen wäre, hätte ich Dir vielleicht von einigem Nutzen sein können. Ich würde möglicherweise durchschaut haben, daß Seudamore in Dir eine reiche Erbin vermutbete, und hätte Dich davon überzeugt, ehe er entdecken konnte, daß Du nur ein armes Mädchen »seiest. Auf diese Weise wäre wenigstens Deine Würde gewahrt worden. Aber leider fügte eS der Zufall, daß ick gerade damals abwesend sein mußte, denn ich mußte dock Deinem schwer erkrankten Bruder meine Pfleae angedrihen lasten". Helene war eine einzige selige Woche hindurch die Ver lobte Philipp Seudamore« gewesen, sie lernte denselben im Hause von Bekannten in Schottland kennen, wo sie mit ihrer Mutter zu Besuch weilte, und Philipp hatte gehört, daß sie die einzige Tochter und Erbin de« verstorbenen Lord Greville sei. Eine« Tages wurde Helene« Mutter per Telegramm zu ihrem Sohne gerufen, welcher in Wien schwer erkrankt war. Lady Greville reiste ab und Helene verblieb in Schottland. Aus diese Weise erfuhr Philipp von der Existenz de« jungen Greville und daß Greville Court Sir Viktor und nicht Helene gehörte. Philipp und Helen, waren sich gegenseitig in großer Liebe zugethan, aber trotzdem löste Philipp kurz ««tschlostea das Band, welche« sie mit einander vereinigen sollt» und Beide verließen in kurzen Zwischenräumen »a« Heu«.
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