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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.05.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960501018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896050101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896050101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-05
- Tag1896-05-01
- Monat1896-05
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3270 T Gesetzentwurf beseitigt da» Nebeneinanderbestehen der milita,rischen und Civilstelleninhaber an der Centralstelle und in den Colonien. Die der Schutztruppe zugetheilten Militair- personeu scheiden aus dem Heere und der Marine ans, vorbehaltlich des Rücktritt» unter der Wahrung de» Dienst alter» bei Würdigkeit und Dienftfähigkeit. Die Vorschriften über die Schutztruppen-Organisation erläßt im Uebrigen der Reichskanzler. G Verlt«, 30. April. (Telegramm.) Bon einer Zurückziehung der preußischen Handelskammer-Vorlage ist an maßgebender Stelle, der „N. A. Z." zufolge, nichts bekannt. D Berlin, 30. April. (Telegramm.) Zum Besuche de» Fürsten Ferdinand am Berliner Hofe bemerkt die »Norddeutsche Allgemeine Zeitung": Der heute hier ein treffende Bulbarenfürst wird eine Aufnahme finden, die seiner persönlichen Stellung und den guten Beziehungen Deutschlands zu Bulgarien entspricht. Deutschland verfolgt in Bulgarien keine eignen politischen Interessen und wünscht die Erhaltung guter Verkehrsbeziehungen zu Bulgarien und eine weitere stetige friedliche Entwickelung de» strebsamen bulgarischen Volke«. D Berlin, 30. April. (Telegramm.) Der „Kreuzztg." zufolge telegraphirte der Kaiser der Familie v. Treitschke, er nehme an dem schmerzlichen Verluste den wärmsten An- theil und werde nie vergessen, wie der Verewigte als gott begnadeter Geschichtsschreiber, begeisterter Patriot und be geisternder Führer der deutschen Jugend für Kaiser und Reich wirkte. Der Name Heinrich v. Treitschke sei durch die „Deutsche Geschichte" mit der Wiederaufrichtung deS Reiches auf daö Engste verbunden; er werde dem Vaterlande allezeit theuer sein und sein Andenken werde in Ehren bleiben. — Im Auf trage derKaiserin sandte Graf Keller ein Beileidstelegramm, ebenso condolirte der Großherzog von Baden und seine Gemahlin. — In der „Franks. Ztg." lesen wir: „Wer Krisen prophezeit, wird mit der Zeit auch einmal Recht behalten und kann sich dann darauf berufen, daß seine früheren falschen Nachrichten nur verfrüht gewesen seien. Thatsächlich aber wissen die nächstbetheiligten Personen von der acuten Krisis, von der in den letzten Tagen einzelne Blätter ge sprochen haben, nicht». ES ist das ganz leicht vereinbar mit der längst bekannten Thatsache, daß die Reform der Militairstrafproceßordnuvg auf Hindernisse in der Um gebung de» Kaiser» und wahrscheinlich bei diesem selbst gestoßen ist. Diese Hindernisse sind all- mahlrch beseitigt und reducirt worden, und die in erster Linie betheiligten Persönlichkeiten waren der Meinung, daß sie die Reform durchsetzen würden, und sind auch jetzt noch dieser Meinung. Der Reichstag hat auf diesen Zustand auch Rücksicht genommen und, um durch. Uebereifer nicht zu schaden, den Kriegsminister, von dessen gutem Willen man überzeugt ist, nicht gedrängt. Es ist rmmer noch nicht genügend aufgeklärt, zu welchem Zweck die Existenz einer acuten Krisis m bestimmten Blättern be hauptet und geschildert worden ist. Es ist möglich, daß von irgend einer Seite dadurch eine baldige Entscheidung provocirt werden sollte." — Zur Börsenreform-Debatte schreibt der „BLrs- Cour.": „In der vorgestrigen Sitzung des Reichstags warf ver Abg. Singer dem Abg. von Plötz, der zugleich Präsident de» Bunde« der Landwirthe ist, vor, daß er selbst in SpeculationSbeziehunaen zu einem hiesigen Bank haus« stehe. Herr von Plötz bezeichnete diese Aeußerung al» „gemein und lügenhaft". Herr Singer warnte ihn, eine Thatsache, die er beweisen könne, so zu nennen. In der Thal hat Herr Singer bei seiner Aeußerung nur einen formellen Fehler gemacht, indem er von solchen Beziehungen al» gegenwärtigen sprach. Die Verbindung des Herrn v. Plötz mit einem hiesigen Bankhause zum Zwecke von Börsenspekulationen hat allerdings bestanden und zwar Jahre hindurch, und damit nicht auch dieser Behauptung wider sprochen werden kann, führen wir den Namen dieses Bank hauses, der uns mitgetheilt wird, ausdrücklich an. Es ist da» Bankgeschäft Jean Fränkel Hierselbst, doch hat das letztere bereits seit mehreren Jahren jede Verbindung mit Herrn v. Plötz gelöst." — Der Generaloberst und Generaladjutant deS Kaisers, commandirender General des 9. ArmeecorpS Graf Waldersee, hat sich nach kurzem Aufenthalt nach Neu- Strelitz begeben. — Zum XIII. Congreffe ladet gegenwärtig der deutsche Verein für Kuaben-Handarbeit für die Tage vom 29.—31. Mai nach Kiel ein. — Zu dem Maurerausstande, in dem die Gesellen neunstündige Arbeitszeit und 55 Stundenlohn verlangen, hat eine zahlreich besuchte, außerordentliche Sitzung des „Bunde» der Bau-, Maurer- und Zimmermeister Berlins" beschlossen: „1. An der zehnstündigen Arbeitszeit unbedingt festzuhalten. 2. ES jedem einzelnen Mitglied« zu überlassen, wie er sich zur Frage deS von den Gesellen ge forderten Stundenlohnes stellt. 3. Jeden Gesellen und Arbeiter, welcher den 1. Mai als Feiertag begeht, auch am 2. Mai nicht wieder zu beschäftigen. — Der EisenbahnfiScuS ist ein schlechter Zahler. Er ist bei der Commnnalverwaltung zu Liebstadt in Ostpreußen mit Steuern tu Höh» von 320 rückständig, die bisher nicht einzutreiben waren. Di« Stadt schritt in Folge dessen, dem„B.'T." zufolge, zur Pfändung, und^war wählte sie hierzu, in Ermangelung anderer Pfandobjecte, die Pacht de- Bahnhofsrestaurateur» zu Liebstadt. — In E oncnr» grratheu ist der frühere socialdemokratische Reichstagscandidat im dritten Berliner Wahlkreise und nachmalige Führer der Unabhängigen Earl Wildberger, der hier ein Tapeziergeschäft betrieb. * Memel, 29. April. Eine littauische Abordnung War bekanntlich neulich beim Kaiser wegen Erhaltung ihrer littauischen Muttersprache. Ueber den Empfang, den die Littauer in Berlin hatten, haben wir seiner Zett berichtet; von dem Führer der Abordnung wird noch nachträglich mit- getheilt, daß sie im Schlöffe von einem höheren Beamten in littauischer Sprache angeredet worden ist. Auch hörten die littauischen LapdeSleute ihre Muttersprache in voller Reinheit von dem Wache stehenden Gardisten. Au» der Unterredung sei hervorgegaugen, daß diese Art deS Empfanges der Ab ordnung zur Freude und Littauen zur Ehre angeorduet (?) gewesen war. * Stargard, 30. April. (Telegramm.) Nach amt licher Feststellung erhielten bei der Landtagsersatzwahl im 4. Wahlbezirk de» Regierungsbezirk» Stettin (Pyritz- Saatzig) von 317 abgegebenen Stimmen von Schmidt- Hirschfelde (conservativ) 315 Stimmen, Krüger (confer- vativ) 2 Stimmen. Schmidt ist somit gewählt. -l- Lübeck, 30. April. (Privattelegramm^ Die Arbeitgeber in der Industrie-Brauche beschlossen, alle Theilnehmer an der Maifeier zu entlassen. Eine Wider einstellung der Entlassenen soll kemeSfall» vor 1897 erfolgen. * Hamburg, 29. April. Der InaungSauSschuß be schloß, alle Arbeiter, die am Freitag wegen der Maifeier auSbleiben, abzulohnen und vor acht Tagen nicht wieder ein zustellen. * Altana, 89. April. Der Margarinefabrikant Herr A. L. Mohr 1, Bahrrufeld bet Altona sendet dem „vorwärts" folgende Berichtigang: „Sie bringen die Notiz, daß in meiner Margarine fabrik in Bahrenfeld der Streik anst Rene an-gebrochen, weil ich die vereinbarten Bedingungen nicht gehalten. In dem betreffenden schriftlichen Protocoll über die verhaudlangen der Lermittlungs- commtffio» heißt es „daß ich mich verpflichte, den größeren Theil der Arbeiter znm Montag wieder einzustellrn, Rest nach Bedarf". Gestreikt hatten 285, neu eingestellt 245 wegen flauen Geschäfts gänge», um» de« AuSschnß auch bekannt war. Ich wollte nun ca- 178—IS0 «iuflall«, den Rest in de» »iichften Machen, wen» Alle» gut ginge. Der Ausschuß verlangte, ich sollte sofort 200 einstrlle» und ihm die Auswahl der Leute überlassen, wa« ich ablehnte, sondern dieses Recht für mich beanspruchte. Maßregelungen, d. h. Aus schließung der Streiksührer sind von mir und meinem Personal nicht beabsichtigt, ich wollte nur die Verheiratheten zuerst einstellen, während der Ausschuß nach der Reihenfolge, wie sie in der Fabrik eingetretra, gleichviel ob verheirathet oder nicht, eingestellt sehen wollte. Dies ist die Ursache zu dem erneuten Streik." * Braunschweig, 29. April. Die braunschweigische Rechtspartei hatte gegen die von uns gemeldete Zurück weisung zweier Telegramme an den Herzog von Cumber land Beschwerde erhoben. DaS hiesige Telearaphenamt hat darauf erwidert, daß diese Beschwerde mit Rücksicht aus 8 1 III der Telegraphenverordnung vom 15. Juni 1891 und Artikel 7 des internationalen Telegrapheuvertrages zuriick- zuweisen sei. Zur weiteren Erörterung der Angelegenheit liege kein Anlaß vor. * Barmen, 28. April. In einer christlich-socialen Ver trauensmänner - Versammlung wurde folgende Resolution angenommen: „Die am 28. April vereinigten Vertrauensmänner der Christlich- Socialen in Rheinland und der Mark erkennen einstimmig die geschehene Drennung von der konservativen Partei als noth- wendig an, ebenso die klare Scheidung von der Naumaun'schen Richtung, wie sie durch die Aufstellung eines eigenen Programms, wie durch die selbstständige Bildung der christlich-socialen Partei vollzogen und aus dem Parteitag in Frankfurt a. W. ausdrücklich ausgesprochen ist." Mit der Hauptsache, der geplanten Organisation für Nordwestdeutschland, hat eS jedenfalls, meint die „Rh.-Westf.- Ztg.", noch gute Wege. * Coburg, 30. April. (Telegramm.) In der heutigen Sitzung des Special.Landtages hat der Staatsminister v. Strenge die Forderung deS Landtages, die vom Landtage für verfassungswidrig erklärte Ministerial-Jnstruction zurückzuziehen, sowie die Bethciligung an der allgemeinen Verhandlung hierüber abgelehnt. * Stuttgart, 29. April. Zur Verschleppung der Milita ir- strafproceßreform bringt die „Württ. VolkSztg.", das officielle Organ der Deutschen Partei, einen bcmerkens- werthrn Artikel, in dem eS heißt: „In der Seele zuwider ist der Deutschen Partei das öde Geschimpfe der Demokratie wider den „Militarismus". Angesichts aber des langjährigen passiven und jetzt, wie eS scheint, sogar activen Widerstandes, der in der Umgebung deS Kaisers der Militairstrasproceß- reform entgegengesetzt wird, den der preußische Kriegs minister trotz der Verpfändung seines Wortes und Amtes zu überwinden nicht im Stande ist, angesichts dieses Widerstandes möchten wir doch an jene Kreise die An frage richten, ob sie sich der Gefahr bewußt sind, daß sie damit die besten Freunde unseres deutschen Heeres gewaltsam in die Opposition drängen? Wollen sie darauf bincinhausen, daß unsere Partei dock immer wieder, soweit das Heer in Frage kommt, um der Sache willen sich fügen werde? Ist man in diesen Kreisen so sicher, daß nicht ver nächsten Heeresvorlage, die vielleicht nicht allzulange auf sich warten läßt, die Bedingung gegenübergestellt werde: „Keinen Mann und keinen Groschen ohne die Reform des MilitairstrafproceffeS"? Was wir von unserem Posten aus thun können, eine solche Formulirung herbeizuführen, das werden wir thun." * München, 30. April. In der Kammer der Ab geordneten wurde die Novelle zum Heimathsgesetze in der Ausschußfassung in namentlicher Abstimmung mit 101 gegen 24 Stimmen angenommen. Oesterreich-Ungarn. * Wien, 30. April. (Telegramm.) Ueber das Befinden deS Erzherzogs Carl Ludwig werden keine Bulletins ausgegeben. Wie verlautet, leidet der Erzherzog an einem älteren, neuerdings wieder hervortretenden Darmkatarrh, der jedoch zu keinerlei Besorgniß Anlaß giebt; immerhin verbrachte der Erzherzog die letzte Nacht weniger ruhig. * Pest, 30. April. (Telegramm.) Die Kaiserin Elisabeth ist heute Vormittag 8>/r Uhr hier eingetroffen und vom Kaiser am Bahnhofe herzlich begrüßt worden. Eine zahlreiche Menschenmenge brachte beiden Majestäten begeisterte Huldigungen dar. — Erzherzog Ludwig Victor trifft heute Abend hier ein. Im Laufe des Freitags werden die Erz herzogin Maria Theresia, sowie die Vertreter des diploma tischen Corps erwartet. Frankreich. Die nenen französischen Minister. Das Cabinet Möline zählt mehrere Männer, die in der polk- tischen und parlamentarischen Geschichte Frankreichs schon längere Zeit eine hervorragende Rolle spielen. Da ist vor Allem Herr Möline selbst, der durch seine Schutzzollpolitik sich weit über die Grenzen Frankreichs hinaus einen Namen gemacht hat, wenn dieser Name auch nicht überall einen guten Klang hat. JuleS Mölme ist am 20. Mai 1838 geboren, wird also nächstens 58 Jahre alt. Er ist von Hause aus Jurist, war schon Mitglied der National versammlung und gehörte dann fortwährend der Kammer an. In dem ersten Cabinet Grevy's, unter Waddington, war er Unterstaatssecretair des Innern, und in dem zweiten Cabinet Ferry, das über zwei Jahre dauerte, Ackerbauminister. Als Floquet, der bisher Kammerpräsident war, an die Spitze der Regierung trat, wurde Möline von den Opportunisten als Candidat für die Präsidentschaft ausgestellt, während die Radikalen für Clömenceau stimmten; beide erhielten 168 Stimmen, worauf Möline al» der ältere zum Präsidenten proclamirt wurde (4. April 1888); er blieb Kammerpräsident bis zum Ende der Legislaturperiode, worauf wieder Floquet (12. November 1889) an seine Stelle trat. Die wachsende schutzzöllnerische Bewegung gestattete ihrem Führer nicht, auf dem Präjidentenposten zu bleiben. Eine bekannte Persönlichkeit ist ferner der Minister des Aeußern, Hanotaux, der diesen Posten schon unter zwei früheren Ministerien, nämlich unter Dupuy und Ribot, bekleidet hat. Die Franzosen halten sehr viel von ihm als Leiter der auswärtigen Politik, und zwar nicht blos die Gemäßigten, sondern auch die Radikalen. Als das Ministerium Ribot fiel und Bourgeois sein Cabinet bildete, war es seiu eifrigstes Bemühen, Hanotaux zu behalten, aber eS gelang ihm nicht. Hanotaux wurde von seinen gemäßigten Freunden bestürmt, das radicale Schifflein nicht zu besteigen, und er selbst glaubte auch nicht, daß das Cabinet Bourgeois länger als zwei Wochen leben werde. Er blieb daher bei seiner Ablehnung, da er gewiß war, daß da» nächste gemäßigte Cabinet ihn doch wieder an die Spitze de» Auswärtigen Amte» stellen würde. Diese Voraussicht hat ihn denn auch nicht getäuscht. Herrn Bourgeois gegenüber gab er als Grund seiner Ablehnung an, daß er dessen Madagaskar-Politik nicht billigen könne. Er hat seither auch ein größeres Werk über Madagaskar geschrieben, da- eine Art Blaubach des Ministers Hanotaux ist und die Rechtfertigung seiner Politik enthält; das Buch ist erst dieser Tage im Buchhandel erschienen. Ein bekannter Name ist ferner der des KriegSministerS General Billot, der jetzt im 67. Lebensjahre steht und in Algier und Mexiko, sowie im deutsch-französischen Kriege gekämpft hat. Er war Mitglied der Nationalversammlung und ist Senator, und zwar gehört er zu den noch von der Nationalversammlung 1875 gewählten Unabsetzbaren. Er war Kriegsminister im Cabinet Freycinet, da nach dem Sturze Gambetta'S (27. Januar 1882) gebildet wurde, und blieb e» auch im nächsten Cabinet Doclerc. Er trat zurück, als nach dem Tode Gambetta'S auf das Manifest deS Prinzen Napoleon die Agitation gegen di» Prätendenten begann und er den Prinzen von Orleans ihre Grade in der Armee nicht nehmen wollte. Au» diesem Umstande wahrscheinlich ist das Gerücht entstanden, das Cabinet Möline werd« die Prinzenverbannungsgrsetze aufheben. Bon den übrigen Ministern ist noch am bekanntesten der Finanz minister George- Eochery, der Sohn des noch bekannteren viel maligen Ministers LouiS Adolphe Sochery. Lochery Sohn ist erst 41 Jahre alt; er gehört der Kammer seit 1885 an und war unter seinem Vater mehrmals Unterftaatssecretar der Posten, sowie der Finanz«». Zuletzt war er Präsident der Budgetcommission und kämpfte mit dieser auf Tod und Leben gegen die Einkommensteuer pläne de» Cabinet» Bourgeois und der Kammrrmehrheit. In einem gemäßigten Ministerium ist er daher ganz an seinem Platze. Ebenso Barthou, einer der jungen Führer jener Gemäßigten, die sich Progreffisten nennen, die aber namentlich vöm Fortschritt, der Ein kommensteuer heißt, nicht» wissen wollen. Barthou war Arbeits minister im zweiten Ministerium Dupuy und übernimmt jetzt da» Innere. Auch Admiral Besnard ist schon einmal Marineminister gewesen, nämlich im letzten Cabinet Ribot. (Frkf. Ztg.) Italien. * Rom, 30. April. (Telegramm.) Au» Anlaß der Publication deS jüngsten Gründliche« behauptet die Oppo sition, die Regierung habe schädliche IndiScretionen begangen. (Nat.-Ztg.) Großbritannien. * London, 80. April. (Telegramm.) Krüger'» Gnadrnact hat die erregte Stimmung etwas beschwichtigt. Gleichwohl dringen die meisten Blätter fortgesetzt auf die beträchtliche Milderung der übrigen Strasurtheile und unter schieben der Transvaalregierung die Absicht, das ganze Eigenthum der UitlanderS einzuziehen. „Daily chronicle" empfiehlt beiden Seiten, die Vergangenheit zu vergessen; England möge einen Ton fallen lassen, der einer großen Nation nicht würdig sei und überdies den Nachtheil habe, daß er nicht in wirksames Handeln übertragen werden könne. (Voss. Ztg.) Rußland. * Petersburg, 30. April. Der Comniandeur des Regi ments „Wilhelm, König von Preußen", Wolkow, ist zum Chef des Generalstabes der Truppen im Bezirk von Ussuri, an der koreanisch-chinesischen Grenze, ernannt worden. Orient. Die türkische» Wirre». * Konstantinopel, 30. April. (Telegramm.) Die türkischen Truppen, welche das im Kloster Preveli sich aufhaltende Comitö der Aufständischen aufheben wollten, wurden rurückgeschlagen. DaS Comitö flüchtete und wird verfolgt. Afrika. Ter Matabelcanfstand. * Bulnwayo, 30. April. (Telegramm.) Earl Grey, der neue Chef der Verwaltung für Rhodesia, ist hier ein- getrcffen. (Wiederholt.) Colomal-Nachrichten. td. Bon», 29. April. Professor Dr. Wohltmann ist von seiner Forschungsreise uns Kamerun am Montag glücklich znrück- gckehrt. Die Ergebnisse seiner Reise sind nach der „Bonner Ztg." außerordentlich günstige, insbesondere in Bezug aus den Plantagenbau. Auch die Gewinnung von Mineralien scheine nach seinen Untersuchungen im Kamerungebiete eine große Zukunft zu haben. * Aus dem Bismarck-Archipel, 10. März, erhält die „Nordd. Allg. Ztg." eine Zuschrift, die zum Theil eine Erklärung mit dafür geben kann, warum unsere Colonialverwaltung sich mit der Absicht trägt, Las Schutzgebiet der Neu-Guinea-Compagnie der Reichsverwaliung zu unterstellen. Es heißt in dem Briese: „Der kaiserliche Schutzbries vom 17. Mai 1885 verpflichtet die Neu- Guinea-Compagnie „die von ihr übernommenen staatlichen Ein richtungen zu treffen und zu erhalten." Allerdings hat die Compagnie diese Verpflichtung zur Ausführung gebracht, aber größtentheils nur in solchen Fällen, wo sie sich dadurch eine Einnahme beschaffte. Elwaige Einrichtungen zum allgemeinen Wohl traten stets erst dann in Kraft, wenn in erster Linie La- durch das Wohl der Compagnie befördert wurde. So ist cs auch mit den sanitairen Einrichtungen gewesen, und die Folge wird zeigen, daß auch diese, in erster Linie nur zum Schutz der Compagnie erlassen, später so nachlässig gehandhabt wurden, daß augenblicklich der Archipel aufs Ernstlichst« gefährdet wird. Als vor Jahren die Hauptverbindung der Compagnie in Neu-Guinea über Cooktown in Australien ging, war die Gefahr, ansteckende Krankheiten einzuschleppen, keine besonders große. Erst als diese Route aufgegcben wurde und die Verbindung über Nieder- ländisch-Ostindien und später über Singapore ging, rührte sich die Compagnie, umcinQuarantainegesetzzu erlassen. Der damalige Kanzler, spätere Landeshauptmann Schmiele arbeitete ein Quaran- tainegesetz aus, das den Grund bildet zu der heute bestehenden Einrichtung. Ich will gegen diese Quarantaineordnung nichts sagen, sie scheint für hiesige Verhältnisse vollkommen ge- nügend zu sein; dagegen läßt sich gegen ihre Handhabung in Kaiser Wilhelmsland sehr viel einwcndcn, und eine Folge der laxen Handhabung ist, daß augenscheinlich der Bismarck-Archipel einer Ealamität gegenübersteht, deren Folgen sich nicht absehen lassen. Laut Beobachtungen, gemocht durch S. M. S. „Möwe", sind die Blattern jetzt bis zur Gegend der Willaumez- Halbinsel auf Neupommern fortgeschritten, und aus der Gazelle- Halbinsel bereitet man sich allen Ernstes vor, den schlimmen Gast in nächster Zeit zu empfangen. Wie sind nun die Blattern nach Neupommern gekommen? Vor etwa zwei Jahren brachte der Postdampfer eine Anzahl asiatischer Arbeiter für Kaiser Wilhelmsland mit. Während der Reise starb ein Kind an den Pocken; der Postdampfer lief unter gelber Flagge in Friedrich-Wilhelmshafen, die an Bord befind lichen Arbeiter wurden gelandet, und die Quarantaine bestand darin, daß in dem damals noch nicht ganz fertigen Lagerschuppen der Compagnie ein Drahtzaun von etwa acht Meter im Geviert hcrgestellt und darin die Arbeiter auf einige Tage iuternirt wurden. Als sich dann keine Todesfälle zeigten, wurden die Arbeiter nach den Pflanzungen gesandt und die Pocken traten alsbald mit verheerender Gewalt auf. Der Landeshauptmann Schmiele, dessen Pflicht es doch wohl gewesen wäre, den Postdampfer mit Quarantaine zu belegen, hielt dies nicht für nothwendig, sondern erlaubte, daß er nach dem Bismarck-Archipel weiterging, und nur wie durch ein Wunder ist zu jener Zeit der Archipel verschont geblieben, obgleich viele der Ansiedler das Schiss zu jener Zeit bordeten. Leider sollten die Folgen jener Nachlässigkeit der Behörden in Kaiser Wilhelmsland zwei Jahre später im Archipel verspürt werden. In Kaiser Wilhelmsland trat die Seuche zunächst auf der Tabakspflanzung Stephansort auf, wo sie zahlreiche Opfer forderte, trotzdem ihr Director, Herr o. Hageu, dem die sanitairen Zustände seiner Pflanzung stets in erster Linie auf dem Herzen lagen, alles Erdenkliche aufbot, um die Verbreitung zu hemmeu. Lewer konnte trotz aller Maßregeln nicht verhindert werden, daß die Pocken sich von der Pflanzung nach den Dörfern der Etn- geborenen verbreiteten. Mitte 1894 hatte sich die Seuche bereits nach der Langunock-Bucht und der Mijsionsstaiion Simbany ver breitet. Anfang 1895 trat sie in Bcrlin-Hafen aus und dort gebrauchten die Eingeborenen als schreckliche Radicalcur das Mittel, ihre er krankten Landsleute zu tödten, um der Seuche Einhalt zu thun. Bereits Ende 1895 verlautete, daß die Pocken in Neu- Pommern am westlichen Ende beobachtet seien. Sie sind dorthin von der gegenüberliegende» Küste Kaiser Wilhelmsland eingeschleppt worden. Jetzt bringt eine Mitthrilung S. M. S. „Möwe" die Bestätigung, daß die Seuche in ihrer schlimmsten Form als „schwarze Pocken" in der Nachbarschaft in der Willaumez-Halb- insel beobachtet ist und demnach ihren verheerenden Zug über den Bismarck-Archipel angctreten hat. Wenn nicht besonders günstige Verhältnisse eintreten, läßt sich fast mit Bestimmtheit der Zeitpunkt berechnen, wo der arge Gast auch auf der dicht- bevölkerten Gazellehalbinsel seinen Einzug halten wird, und von da seine Wanderschaft nach Ncn-Lauenburg, Neu-Mecklenburg rc. Allerdings lassen sich ansteckende Krankheiten nicht unbedingt ver- hüten, aber in diesem Falle sagt sich Jeder, daß der Nachlässigkeit der Compagnie die Verbreitung der Pocken nach Neu-Pommern zu verdanken ist. In Deutschland wird man die Größe der uns drohenden Gefahr nicht ohne Weitere- verstehen. Die dort ge- troffenen sanitairen Einrichtungen sowohl wie das Klima ver- hindern eine rapide Verbreitung von Seuchen. Hier in den Tropen gestalten sich di» Verhältnisse wesentlich anoerS. Ich erinnere nur an die Verheerungen, welche die Masern vor etwa 20 Jahren in den Fidschi-Inseln anrichteten, wo innerhalb weniger Monate etwa 40000 Eingeborene dahingrrafft wurden; und um ein Beispiel aus eigenster Nähe zu nennen, an die durch Arbritrrschisfe aus Queensland vor etwa zehn Jahren eingeschleppte Dysenterie, welche auf der Gazelle-Halbinsel viele Dorsjchaften fast decimirte. Wie viele Opfer die Pocken bereits in Kaiser Wilhelm-land ge- fordert, läßt sich nicht annähernd angeben. Der von der hiesigen Behörde an die Firmen ergangene Mahnruf sagt, daß laut Bericht s. M. S. „Möwe" viele der zahlreichen Inseln an der Südwest- spitze von Neupommern durch die Seuche entvölkert worden sind. Wie e» auf der dichtbevölkerten Hauptinsel auSsieht, davon hat man keine authentische Nachrichten, obwohl der Bericht von einer Sterb lichkeit bi» zwei Drittel der Bevölkerung spricht." Ueber eine große Feuersbrunst in Kete im deutschen Togogebiet entnehmen wir der „Kreuzztg.: AIS gegen End« deS Jahres 1892 Salaga, die große Handelsstadt im neutralen Gebiete nordwestlich von Togo, bei Annäherung des Feindes von seinen Bewohner» verlassen wurde, traten dir meisten aus deutsches Gebiet über und siedelten sich daun bei Kratji-Kete an. 1894 wurde BiSmarckburg im Adelelande als Europäersiation aufgegeben und die neue Station Kete-Hedwigswart errichtet. Neuerdings hat eine stark« Feuersbrunst einen großen Theil von Kete zerstört und be deutenden Schaden am Eigenthum der Bewohner angerichtet. Der Wiederaufbau der vom Feuer zerstörten Hütten dürste dagegen wenig Schwierigkeiten begegnen, so daß noch im Laufe dieses Jahre- Alles wieder hergestellt sein dürste. Meteorologische Leobochtnngen ank cker 8ternwartv in Velprtg. Löke 119 Llcter Uber äom btoers llaximum cker Temperatur — -s- 15°,1. Llioiwam -s- 6',8. Löbs cker Niederschläge — 0,7 mm. 2oit dm Beobachtung. tiarow. r-ä. »at l'U.rillo- wetsr. Uslsttv« t>sk. wma- riedtuüs a. Stärk«. Lusleät. 29.äpril äb.8v. 745,3 -s-11,7 70 80 2 wolkig 3O.äpril Llg.8- 745,2 -i- 9,5 86 8LW 2 trübe - Nm. 2 - 746,2 -i- 9,7 75 NW 2 trübe Wetterbericht ck«> L. 8. VIvtvvrologluvttv» lautttnt«» to Okemnltr vom 30. 8 Okr ilorgeus. Witraroogsverlauk io Lacdsso »w 29. ^pril 1896: Ltations-Nams. ö s c- a » L 8 Lichtung and StLrko des Windes Wottm. L Z 8 öodü .... 751 0 ieickt wolkenlos -i- 4 Laparanda . . 751 080 Ieickt bedeckt -i- 3 Lkudesnäs . . 750 NNW Ieickt kalk bedeckt -i- 6 Ltockkolw . . 750 8W Ieickt wolkig -i- 8 Kopenhagen . 753 W8W Ieickt bedeckt -i- 7 Uemel . . . 754 0 Ieickt bedeckt -i- 9 Lwinemüvds 754 8W sckwack wolkig -i- 9 Lkagsn . . . 750 W Ieickt wolkig -i- 6 8xit .... 752 8W mässig wolkig -1- 7 Hamburg . . 755 W mässig bald bedeckt -i- 8 Leider . . . 756 W Ieickt wolkenlos -i- 8 Okerbourg . . 758 NNW mässig bald bedeckt -i- 11 Lüoster . . . 755 8W leickr wolkenlos Berlin.... 755 W sckwack bedeckt -i- io Kaiserslautern . 756 still bedeckt -i- 9 Bamberg . . 756 NW sckwack Legen -i- 7 Zlülbauscn i. V. 756 NO sckwack Legen -si 9 Limeben. . . 756 8W mässig volkig -s- 10 Okemuits . . 756 WNW Ieickt Legen -I- 8 Wien .... 756 still kalb bedeckt -t- 12 Prag . . . ^ 756 NW Ieickt liegen -i- 9 Krakau . . 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Dresden .... 115 -BN,9 -i- 9,7 W 2 8,6 Deiprig .... 117 -s-ii.s -i- 8,8 W8W 3 16,6 Oolditr .... 175 -i-11,6 -i- 8,2 W8W 2 10,2 Bautren . . . . 211 -B1l,0 -i- 8,7 8W 2 5,7 Zittau 258 -i-I0,5 -i- 8,3 880 2 4,0 ObemnitL.... 310 -i- 9,6 -i- 7,4 W8W 2 8,5 Blauen .... 378 -i- 9,7 -i- 8,3 8W 3 7,2 Breiberg . . , . 398 -B 9,3 -i- 7,6 W8W 4 7,5 8cboeeborg ... . 435 -s- 9,6 7,4 W8W 4 13.8 Lltenberg . , . 75 l -B 7.2 -i- 6,1 NW 4 3,8 Lcitrenbain . , . 772 -i- 6,0 -s- 5,6 W8W 2 6,4 Biebtelberg . . . 1213 -i- 3,3 -s- 2,6 W 5 7,9 ver 29. ^pril verlief bei mässigen südwestlichen Winden vor- wiegend trllde unä regnerisch, aber mild. Im Baute des Nach mittags trat jedock mehrfach Aufheiterung ein. Vic Tagcswitte! lagen Zwischen 12" (Dresden) unä 3" (Bicktelkcrg). Las klaxi- mum betrug 15,1" (Leipzig). Lekneetiefen im Oedirge 8—30 cm. vobsrniokt cker Wetterlage in Luropa deute trild: ver grösste Tdeil Biuropas wird von einem ausgedehnten De- prsssionsgediet bedeckt, welches Oentren im N Uber Dänemark (750 mm), sowie iw 8 über Ladern uvck Oesterreich (756 wn>) aufweist, ver koke Druck Kat sied dagegen vollständig vom Bestland fort nach ckew W Orosskrikanoiens verlegt und erreicht sein ilaxiwum wit 764 mm über Irland. Lelativ Kock ist der Luftdruck ausserdem neck im 80, über Liekendürgen (758 mm). Diese Druckvertkeiluug verursacht auk dem Bestlaud vielfach eins Drehung cker Winds nach W und 81V. In Lachsen herrscht dabei etwas kälteres Wetter mit Niederschlägen. Line Lende rung der Wetterlage ist noch immer nickt wahrscheinlich. voinpl. Apparat S; VItittttttrpvr 2. Ecntralhalle, Frrnspr. 1998 u. Kohlgartenstr. 57, Fernspr. 2705, Bertreter ver Tentschen Pasglühlicht-Prscllschaft. Wir warnen vor werthlosen Nachahmungen der Auer'jchen Patenke. Orösstvs, behaglichstes, erstes Hans. 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