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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.05.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960511010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896051101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896051101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-05
- Tag1896-05-11
- Monat1896-05
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beschlossen, die unter dem Titel „In Freud und Leid" in nahe Zeit ebenfalls bei F. A. Brockhans erscheinen werden; wir sind überzeugt, daß des Dichters Schwanengesang allgemeine Aufmerk samkeit erregen wird. Königreich Lachsen. -x- Leipzig, 10. Mai. Se. Majestät der Kaiser reiste in vergangener Nacht, von Dresden kommend, mittelst Sonderzuges über den hiesigen Uebergabebabnhof nach Frankfurt a. M. Der Sonderzng bestand auö acht Wagen. — Heute Abend 6 Uhr 12 Min. traf Se. königliche Hoheit der Prinz Albert Herzog zu Sachsen, begleitet von seinem Adjutanten, Premierlieutenant von Schönberg, wieder hier «in. U Leipzig, 10. Mai. Der Erbprinz von Neuß j. L. nebst Gemahlin passirten gestern Abend auf der Rückreise nach Gera, von Dresden kommend, unsere Stadt. — Ebenso trafen gestern Abend der Erbprinz und die Erb- Prinzessin von Sachsen-Meiningen von BreSlan hier ein und fuhren alsbald weiter nach Meiningen. H Leipzig, 10. Mai. Der heute Morgen von hier nach Jena abgelassene Extrazug war von 300 Turnern besetzt. — Zn einem Caf6 am Kvnigsplatz entstand gestern Morgen eine Schlägerei, in deren Verlaufe einem taubstummen Schablonenschneider daS Nasenbein zerschlagen wurde. Der Thäter ist leider unermittelt geblieben. — Gestern Abend scheute in der Kleinen Burggasse das Pferd eines ein spännigen Geschirres und ging durch. An der Ecke der Harkortstraße prallte cs an eine entgegenkommende Droschke an, wobei beide Wagen stark beschädigt wurden. Personen wurden zum Glück nicht verletzt. — Zn der Delitzscher Straße in Eutritzsch lief gestern Mittag ein neunjähriger Knabe in ein Fahrrad hinein; er wurde überfahren und leicht verletzt. * Leutzsch, 10. Mai. Der kiesige Grund- und Haus- besitzer-Verein brachte beim hiesigen Gemeinderath den Antrag ein, daß bei Berechnung der Gemeinde-Einkommen steuer künftig von dem steuerpflichtigen Einkommen die Gemeinde-Grundsteuer gekürzt werden möge. Der Gemeinde rath überwies die Eingabe zunächst dem VcrfassungSauSschuß zur Vorberathung. Bei etwaiger Annahme dieses Antrages müßte dann eine Aenderung des hiesigen Steuer regulativs eintreten. — Unser Ort, der bereits eine vor zügliche Eisenbahnverbindung mit der Großstadt besitzt, wird in absehbarer Zeit auch durch den Anschluß an die elek trischen Straßenbahnen überaus begünstigt sein, da be reits Abschlüsse mit den betreffenden Straßenbahngesell- schaften getroffen sind, nack> welchen sowohl durch den Wald, als auch über Lindenau Anschlüsse in Aussicht genommen sind. Auch dem neuen Projekt Merseburg-Leipzig will man näher treten. Man hat zunächst beschlossen, Herrn Zngenieur C- Witte-Weißenfels zu ersuchen, hier einen öffentlichen Bor trag über dieses Project zu halten. Zn Frage .könnte jedoch nur eine Linie durch die Barnecker- und Hauptstraße kommen, da die Bahnhof- und Lindenauer Straße bereits vergeben sind. Wie wir hören, soll der Güterverkehr auf der neu- projectirten Linie Merseburg-Leipzig überhaupt nur bis zum Bahnhof Leutzsch geführt werden und von da aus durch die Staatsbahn nach Leipzig erfolgen. * Leutzsch, 10. Mai. Die alten Klagen über die durch den Lindenauer Bauern graben hervorgerusenen Belästigungen und Schädigungen der hiesigen Einwohner sind neuerdings wieder gewaltig erhoben worden. Obwohl durch die Lin denauer Schleußenbautcn in Leu Vorjahren die Wassermenge in genanntem Graben eine geringere geworden ist, so sind die üblen Gerüche doch dieselben geblieben. Vielfach ist auch von dem Leipziger Publicum über diese Zustände geklagt worden. Die hiesige Gemeidevcrwaltung ließ es sich an gelegen sein auf die Beseitigung dieser Uebclstände bedacht zu sein. Sie faßte daher den anerkennenswerthen Be schluß, den Bauerngraben rechts und links an den Verkehrswegen — so am Leutzscher Wege, am Hintern Eingang in den Waldhof, unter der Eisenbahnbrücke, an der RathS- sörsterei, sowie am Wahreuer Wege an der Burgaue, so weit mit starken Pfosten überdecken zu lassen, daß dem Auge das unschöne Bild vollständig entrückt und zugleich die üblen Gerüche abgehaltcn werden. Seitens des Herrn Ober bürgermeisters vr. Georgi, als Vorsitzenden des Flußregnli- rungsverbandes, sind gegen diese Abdeckungen keine principiellen Bedenken erhoben worden, so daß schon in den nächsten Tagen mit diesen Arbeiten begonnen werden kann. Die hiesige Ge meindeverwaltung bringt damit der Allgemeinheit ein ziem lich großes Opfer, da Leutzsch freiwillig auf eigene Kosten ans städtischem Areal diese Arbeiten unter Aufsicht eines städtischen Ticfbaubcamten ausfiikren läßt, sowie außerdem die Verpflichtung übernommen hat, jährlich die überdeckten Stellen des betreffenden Grabens aus eigene Kosten räumen zu lassen, was bisher auf städtische Rechnung erfolgte. Man oarf wohl hoffen, daß diese Opferwilligkeit der Gemeinde Leutzsch nur Anerkennung finden wird. r. Riesa, 10. Mai. Der 7. Verbands tag dcS sächs. Schubinacher-Znnungs-Verbandcs wird den 26. und 27. Zuli d. I. im Hotel zum Kronprinz abgehalten werden. Auf der Tagesordnung befinden sich folgende Gegenstände: l) die Militairwerkställeu und der daraus entstehende Schaden sür das Schuhmacherhandwerk; 2) Ausdehnung der Znvalidi- täts- und Altersversicherung aus das Handwerk, event. auf 'rille Neichsangehörigen mit einem Einkommen unter 2000^; 3) über Zwangsinnungen und deren Werth gegenüber den freien Innungen; 4) Fachzeichnen und den Rückgang des WinkelsystemS; 5) über ZnnungS - Krankencassen. Mit dem VerbandStag soll eine Ausstellung von 1) Fachzeichen schulerzeugnissen und Lehrmitteln, 2) LehrlingSarbeiten, 3) Roh materialien, Bedarfsmitteln, und Hilfsmaschinen stattfinden. Anmeldungen zu diesen Ausstellungen sind bis spätestens den 1. Zuli zu bewirken und die Ausstellungsgegenstände bis zum 24. Zuli franco an Herrn Obermeister Äug. Götze in Riesa einzusenden. Zu Prämiirunge» für Fachzeichnen und Lehr mittel, sowie für die Lehrlingsarbeiten ist eine StaatSuntrr« stützung von 300 gewährt worden. -. Dresden, 10. Mai. Die Frage wegenEgänrlicher oder theilweiser Aufhebung der Dresdener Jahrmärkte beschäftigte die Stadtverordneten in längerer Berathung. Daß dieselben infolge der veränderten Verkehrsmittel eine Existenzberechtigung nicht mehr haben, darüber sind die meisten einig, aber eS sind Gründe materiellerer Natur vorhanden, welche das Fortbestehen der Märkte stützen. So wurde denn auch in der gestrigen Abendsitzung'der Stadtverordneten nur der einstweilige Fortfall des ZohanniSmarktes beschlossen und zwar vom Zabre 1898 ab, jedoch ohne daß daS der Stadt gemeinde hierauf zustehcnde Recht aufgegeben werde. Bei der lebhaften Entwickelung des Straßenverkehrs kann aber in einzelnen Theilen der inneren Stadt die Ausstellung der Budenreiben nicht mehr genehmigt werden, und eS wird des halb schon vom nächsten Markte ab ein Theil der Verkaufs stätten in die Alleen und stilleren Plätze verwiesen werden. DaS Stättegcld angemessen zu erhöhen, wurde mit 3l gegen 29 Stimmen angenommen. — Zn Zukunst sollen auf Beschluß dcö Stadtverordnetcncollegiums alle Rückschreiben des Rathes den Mitgliedern desselben gedruckt zugehen. Die Stadtverordneten werden sich demnächst wieder mit der Wahl eines StadtratheS zu befassen haben. Herr Stadtrath vr. Faul ist von der Dresdener Ballgesellschaft zum VorstandSmitgliede erwählt worden und hat um Ent lassung aus seinem Dienste für den l5. Znni gebeten. Der Rath willigte ein und die Stadtverordneten werden das Weitere wegen Besetzung der erledigten Rathsstelle treffen. — Ein schauriger Mord und Selbstmord setzte gestern Abend die Bewohner der Großen Planerischen Gasse in Aufregung. Eine dort wohnende, mit Nahrungssorgen kämpfende 34 Jahre alte Wittwe durchschnitt sich die Kehle und tödtete sich hier durch, nachdem sie vorher ihr 5 Monate altes Kind er drosselt hatte. 2. Dresden, 10. Mai. Deutschlands zweite Berg- schwebebahn soll, wenn die Behörden die Genehmigung bald ertheilen, noch in diesem Zahre in dem nahen Loschwitz entstehen. Etwaige Ueberraschungen und Störungen bei dem Bau dieses Systems sind nicht zu erwarten. Eine Versuchs strecke dieses Systems ist bei Deutz bereits im Betriebe, eben wird in Elberfeld-Barmen eine derartige Schwebebahn an der Wupper entlang geplant. Diese Schwebebahn ruht auf einer Reibe von eisernen Stützen, an denen oben aus gekragte Consolen nach unten geöffnete Gitterbalken tragen. Auf den Untergurten der letzteren liegen die Laufschienen, welche daS eigentliche Babngleis darstellen. Auf dem Gleis innerhalb des Gitterbalkens bewegen sich zwei Drehgestelle mit Elektromagneten (sogenannte Laufkatzen). Von diesen hängen federnde Zapfen herunter, die zu einem Gestell verbundene Querstücke tragen, an denen der Wagen angebracht ist. Da der Wagen mindestens 5 m über dir Straße schweben muß, so erhalten die Stützen eine Höhe von rund 8 m. Zede Art der Entgleisung fällt fort und Abstürze auS dem Wagen werden durch die nöthigen Sicherheitsmaß regeln zur Unmöglichkeit gemacht. Mit diesem System glaubt man 30—40 km in der Stunde zurücklegen zu können. Die An lagekosten berechnet man mit 250—300 000 für den Kilometer. Das Project dieser Berzschwebebahn nach der „Schönen Aus sicht" in Loschwitz liegt dem königl. Ministerium des Znnern gegenwärtig vor. Wie wir hören, würde, wenn sich das System bewähren sollte, durch Weiterausdehnung der Schwebe bahn die Stadt Dresden mit den waldreichen Höhen deS so interessanten Hochplateaus auf die geeignetste Art verbunden werden können. Die Ausführung des Projektes würde die Continentalgesellschaft für elektrische Unternehmungen in Nürnberg sein. Das zu dem Betriebe der Schwebebahn uothwendige Elektricitätswerk wird in Loschwitz errichtet und so umfangreich angelegt werden, daß es Licht- und Kraftstrom auch noch anderweitig abgeben kann. Die Con- cessionSdauer ist auf 50 Jahre berechnet. Dresden, 10. Mai. Se. Majestät der Kaiser bat dem Oberbürgermeister Beutler gegenüber seine hohe Befriedigung und seinen kaiserlichen Dank auS Anlaß des glänzenden Empfanges in unserer Stadt ausgesprochen. Se Majestät hat auch, wie der „Dresdner Anzeiger" hört, die zweite internationale Gartenbau-Ausstellung als allen Lobes würdig bezeichnet, namentlich was das Arrangement und die Reich haltigkeit derselben anlangt. Die Stadt Dresden beglück wünschte der Monarch mehrfach zu dem vollendeten Bau der prächtigen Ausstellungshalle. Auch Ihre Majestät die Kaiserin hat ihrer Freude über das auf der Ausstellung Gesehene wiederholt Ausdruck verliehen und ihren Dank für den Empfang dem Oberbürgermeister ausgesprochen. Dresden, 10. Mai. Der Kriegsminister Generallieutenant Edler von der Planitz hat sich heute früh in Begleitung des Oberstlieutenants und Abtheilungschefs im Kriegs ministerium Franke, sowie seines Adjutanten, des Rittmeisters Graf Vitzthum von Eckstädt zur Orientirung über die vberschlesischenEisenbahnlinien und zumBcsnchederMilleniums- LanbeSausstellung über Breslau nächtest begeben. Die Rückkehr nach Dresden erfolgt am 15. Mai. Festfeier -es Sachfischen Ingenieur- und Ärchitekien-Vereius. Dresden, 10. Mai. AuS Anlaß deS 50jährigen Bestehen des Vereins war eine Festfeier in der Aula der Technischen Hochschule veranstaltet worden, welcher Se. Majestät König Albert und Prinz Friedrich August durch ihre Theilnahme besondere Weibe verliehen. Eine hochansehnliche Versammlung hatte sich in der reich geschmückten Aula, m welcher auch die studentischen Corporationen der Hochschule durch Fahnendeputationen vertreten waren, ringefunden. Die Herren Staatsminister v. Metzsch, v. Nostiz-Wallwitz, v. Seyde- witz, v. Watzdorf, die Spitzen der RegierungS- und Militair- behörden, Vertreter der städtischen Corporationen, auswärtiger Vereiue, sowie des Verbandes deutscher Architekten und Ingenieur- Vereine füllten den Saal mit den zahlreich erschienenen Mit gliedern an. Nach Eröffnung Lurch den Gesang des BundeS- liedeS von Mozart hielt Herr Oberbaurath Waldow, der derzeitige Vorsitzende des Vereins, die Festrede; er proclamirte zunächst die Ernennung der sieben noch lebenden Gründer deS Vereins, nämlich Oberbaurath v. Hänel in Stuttgart, Maschinenverwalter Hager in Dresden, Baurath Hofmann in Pirna, Oberfinanzrath Nowotny, Eisenbahndirector Poege, Oberfinanzrath Schmidt und Geh. Finanzrath Schulze, sowie deS Geheimrath Prof. Köpcke zu Ehren mitgliedern und sprach dann über die Cult urarbeit technischer Wissenschaften. Ausgehend von den großen Kraftleistungen früherer Zeiten, besonders auf dem Gebiete der Baukunst, wies er daraus hin, daß in der technischen Wissen schaft sich der Geist die Kräfte untertban gemacht habe, schilderte den Einfluß der Naturwissenschaften, Mathematik, und Mechanik auf die Entstehung der Technik, welche sich in den verschiedenen Gebieten des modernen Lebens zur Herrscherin emporgeschwungen. Auf den Einfluß der technischen Bildungsanstalten eingehend, verband er mit der Darlegung deS hohen Aufschwunges derselben den Wunsch, daß auch der Einfluß der Techniker selbst wachsen möchte, uns ließ die Freude über die Hebung der durch die Technik geförderten Cultur, nicht znm Wenigsten auch durch Einfluß, welchen der Verein hat auSüben dürfen, besonders in unserem Vaterland, ausklingen in einem dankerfüllten Hoch auf seinen Monarchen, worin die Versammlung freudigst einstimmt. Der Secretair des Vereins, Herr Straßen- und Wasser- bauinspeclor Grosch gab eine gedrängte Geschichte des Vereins, schilderte seineGründung,seineEntwickelung, seine Organisation, dieVersainmlungen,Excursionen, litlerarischen Unternehmungen, seinen Einfluß auf die Gesetzgebung, seine Theilnahme an dem Verband, die von ihm ausgegangene Einrichtung der Heizer schulen, Dampfkesselrevisionen und dergl., wie nicht minder den Werth seiner Bibliothek. Der Vorsitzende des Verbandes deutscher Architekten und Jngenieurvereine Geh. Baurath Hinckeldeyn aus Berlin entbot dem Znbilarvereine einen herzlichen Glückwunsch und den Dank für seine fleißige treue Mitwirkung an den Ver- bandSaufgaben. Der Gesang der Sachsenbymne nach Composition des Dirigenten vom Ereto H. Jüngst ausgezeichnet, von den Eretonen zum Vortrag gebracht, schloß dieFeier wirkungsvoll ab. Der heutigen Feier iu der Aula der Hochschule war die eigentliche Hauptversammlung des Bereius voraus gegangen, bei welcher die notbwendigen geschäftlichen An gelegenheiten zur Erledigung gelangten. Der Vorsitzende, Herr Oberbaurath Waldow, bekundete auch an dieser Stelle nach Mittheilnng der Veränderungen im Mitgliederbestände durch den Vereinssecretair Herrn Wasserbauinspector Grosch den schmerzlichen Verlust, welchen der Verein in letzter Zeit erlitten hat durch das Ableben der zwei Geh. Hosräthe Fränkel und v. Oer, welche sich als Vorsitzende um den Verein große Verdienste erworben hatten. . Die 17 zur Aufnahme in Vorschlag gebrachten Herren Würden mit überwiegender Mehrheit zu Mitgliedern ernannt und hierauf die 7 noch lebenden Gründer des Vereins (ein 8. Mit glied ist bereits dazu ernannt) zu Ehrenmitgliedern ernannt; die Ernennung fand ebenso einstimmige und freudige Zustimmung als der Vorschlag des Verwaltungsrathes Herrn Geheim rath Köpcke auS Anlaß deS heutigen Jubiläums zum Ehren mitglied zu ernennen. Die Wahl eines stellvertretenden SecretairS an Stelle des von Dresden versetzten Inhabers dieses Postens und die Rechnungsprüfung für das Jahr 1895 gaben zu keiner längeren Verhandlung Veranlassung. Das wesentlichste Interesse bot der Bericht deS Herrn Baurath vr. Ulbricht über die Umgestaltung des Vereinsorgans („Civilingenieur"). Nach langen Verhand lungen hierüber ist mit dem Hannoverschen Architekten- und Ingenieur-Verein eine Vereinbarung getroffen worden, nach welcher der „Civilingenieur" mit dem Hannoverschen VereinS- blatt verschmolzen und die Erhebung der daraus entstehenden Zeitschrift zum Organ des Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine der Verbandsversammlung in Vor schlag gebracht werden soll. Der Dresdner Zweigverein hat die Errichtung von Tiefbauschulen zur Anlernung vou tech nischen Unterbeamten analog den bestehenden Bauzewerken-, Maschinenmeister- und ähnlichen Schulen in Vorschlag ge bracht; eine Eingabe hierüber an die Regierung fand Zu stimmung der Versammlung. Als besondere Festgabe zu der heutigen Jubelfeier konnte der Vorsitzende melden den heute gerade erfolgten Eingang der bronzenen Medaille von Chicago für Ausstellung des heutigen TageS, sowie deS ersten Druck-Exemplares der Arbeit über Rauchverbrennung, welche mit Unterstützung der Re gierung der Verein durch eine Commission hat bearbeiten lassen und welche Angelegenheit viele Zahre den Verein be schäftigt hat. Ein Concert in den Räumen der Harmoniegesellschaft hakt; am gestrigen Abend die Mitglieder und ihre Damen längere Zeit zusammeogehalten; ein zahlreich besuchte« Festessen da- elbst bildete am heutigen Nachmittag eine weitere VereinigungS- irlegenheit. Für morgen ist Besuch der Gartenbau-AuS- tellung, deS Zoologischen Garten und ei» gemeinschaftliches Mittagessen daselbst geplant. Der Sächsische Zngenieur- und Architekteu-Verein hat bei seinem 50jährigen Jubelfest vielseitige Anerkennung seiner stets unverändert gebliebenen Bestrebungen erhalten und selbst au- allerhöckstem Mund Glückwünsche zu seinem .weiteren Blühen und Gedeihen empfangen. Mochte er in seinem zweiten Halbjahrhundert gleiche Fortschritte zu verzeichnen haben. Odol. Neuerdings kommt dieses ausgezeichnete Präparat auch m kleineren Flacons zum Preise von 85 Pfennigen in den Handel. Das Dresdener Chemische Laboratorium Linauer in Dresden hat dieses kleinere Flacon crrirt, um auch solchen Leuten, die nicht Lust haben, sür einen Versuch anderthalbe Mark auszugeben, aus billigere Weise Gelegenheit zu bieten, sich von den vielgerühmten Wirkungen deS Odols selbst zu überzeugen. - . I? giftfreie Rutz-Haarfarbe, amtl. attest., bestes N iKlIlIlI Mittel, krr. 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Nr. 4) ist an allen Wochen- tagen geöffnet: von 9—1 Ubr und lmit Ausnahme deS Sonn- abends) Nachmittags von 3—5 Uhr; Lesesaal von 9—l und Nachmittags (mit Ausnahme deS Sonnabends) von 3—6 Uhr; Biicher-AuSgabe und -Annahme von 11—1 und Nachmittags (mit Ausnahme des Sonnabends) von 3—5 Uhr. Filiale für Biicher-AuSgabe und -Annahme (Grimm. Steinweg 12) täglich geöffnet von 11—1 Uhr. Stadt bi bliothek Montag« und Donnerstag» 11—1 Uhr, dir übrigen Tage 3—5 Uhr. Bibliothek der Handelskammer (Neue Börse) 10—12 Uhr und 4—6 Uhr. LolkSbibliothek N. (I. Bürgerschule) 7V«—9'/« Uhr Abends. Bier zehn Groschen von der Biersteuer bis auf Weiteres erlassen wolle. Auch für die Zeit der Messen wurde den Bürgern der Preis des aus dem Burgkellcr geholten BiereS ermäßigt, lieber den Verkauf im Einzelnen wissen wir, daß bis zum 4. April 1603 die Kanne Torgauer Bier acht, von da an neun Pfennige, am 21. Mai 1631 (bei drohendem Kriege) 12 Pfennige, die Kanne Eilenburger aber 10 Pfennige kostete. Die Kanne Leipziger Bier wurde vom 16. Septem ber 1605 an wegen Erhöhung der Biersteuer um einen Pfennig theurer als bis dahin, nämlich um sechs Pfennige verkauft. Wie viel dem Rath daran gelegen war, sein Privilegium von 1459 zu wahren, geht aus folgendem von Wustmann (AuS Leipzigs Vergangenheit) mitgetheilten Umstande hervor, daß der kurfürstliche Förster des RosenthaleS, dem 1588 von dem Kurfürsten Christian I. die Erlaubniß gegeben worden war, jährlich 40 Faß fremden BiereS zu seinem Hausbedarf einzulegen, der aber offenen Schank damit hielt und darüber seit 1608 mit dem Rathe in Streit lag, endlich im Zahre 1634 nach einem Uebereinkommen mit dem Kurfürsten Jo hann Georg I. seine Besoldung selbst zahlte, wenn ihm nur verboten würde, fremde Biere zu verschänken. Auf diesen Förster bericht sich vielleicht auch die am 23. März 1626 er folgte Einschärfung deS Mandats, daß Niemand ohne Er laubniß deS zum Burgkeller deputirten RathSmitgliedeö Bier einlegen und öffentlich verzapfen dürfe. Im October desselben ZahreS ließ der Rath den Burgkellcr durch eine Wand in zwei Hälften theilen: auf der einen Seite wurde TorganischeS nnd BelgrischeS Bier für einen Groschen die Kanne, Zerbster Bier und Brochan, auf der anderen Seite Eilenburger und Wurzener die Kanne für zehn Pfennige verschänkt. Als der Rath 1634 jenes Abkommen mit dem Kurfürsten wegen deS Rosenthal-ForsterS traf, ließ er sich zugleich gegen eine Zah lung von 12 000 Gulden sein Privilegium von 1459 er neuern. Am 20. December wurde die Urkunde darüber aus gefertigt. Es habe der verbotene Bierschank an vielen Orten, in und außerhalb der Stadt, in Flecken und Dörfern allzu sehr überhand genommen, die Bürger, die fremdes Bier gegen Entrichtung einer Gebühr als Tischtrunk sich zulegen dürften, verzapften dies andern Leuten über die Straße, besetzten wohl auch drei und noch mehr Tische in ihrem Hause mit Bier gästen, trieben also öffentliche „Kretschmarey", die Gesellen. Knechte und Mägde aber liefen Sonn- und Werktags auf die Dörfer, ins Rosenthal, auf daS Vogelische Vorwerk (Schimmels Gut), um dort zu zechen und zu schwelgen. Dadurch hätten in diesen schwierigen Zeiten Burgkeller so wohl wie brauberechtigte Bürger große Schmälerung er litten. Der Kurfürst habe nun auf des RatbS Bitte dessen Privilegium „confirmirt, ratificirt und bestätigt". Daher wurde jeder verbotene Schank, Verzapfen aller frem den Biere, heimliches Gästesetzen, Auslaufen auf die Dörfer bei Strafe verboten. Als die Belegung von 1637 glücklich vorüber war, batte der Burgkeller seinen Ver kauf fremder Biere längst schließen müssen. Stadtbier gab eS zwar noch, wurde aber theuer, die Kanne um 8, 9 Pfen nige, ja einen Groschen verkauft, bis der Rath, was dann noch vorhanden war, an sich kaufte und im Burgkeller zu 8 Pfennigen die Kanne auSschänken ließ. Dieser Verkauf fand unter großem Zudrange nur während der Essenszeit eine Stunde lang statt. Im weiteren Verlaufe deS 30jährigen Krieges hatten die Schweden Leipzig inne und verließen eS erst am 1. Juli 1650 wieder. Unter den von ihnen erhobenen KriegSsteucrn befand sich auch die vom Commandanten Otto Schulmann im Januar 1645 am Rathhause, an der Waage und an den Thoren bekannt gegebene, daß von jedem Fasse Bier ein Tbaler Steuer erhoben werden solle. Fremde- Bier aber wurde am 22. Avril verboten. Am 1. März 1652 wurde der „Bierthaler" ausgehoben, so daß die Kanne Tor gauer Bier, die bis dahin einen Groschen, und die Kanne Eilenburger und Wurzener Bier, die 11 Pfennige gekostet hatte, um einen Pfennig billiger wurde. Im Zahre 1684 schlug das Bier wegen der großen Dürre auf: daS Eilen burger kostete im October 11, der Raster 8 Pfennige. Der Hobe Preis der Gerste (der Scheffel 2»/r Thaler) veranlaßte 1693 ein Steigen der Bierpreise. Es kostete auf dem Burg keller daS Wurzener Bier 10, der „Keiterling" (aus Wettin, vergl. oben das Gedicht) und daS Löbiginiscke (auS Löbichau bei Ronneburg?) 13 und der Raster 7 Pfennige. Im 18. Jahrhundert war besonders daö Merseburger Bier in Leipzig beliebt. Daß dasselbe schwer war, dafür giebt unö außer Goethe in Wahrheit und Dichtung auch Hölty ein Zeugniß. Hölty fuhr mit seinem Freunde Miller im Jahre 1774 von Göttingen nach Leipzig. „Wir aßen zu Mittag in Merseburg," schrieb er, „und tranken gewaltig viel Merseburger. Klopstock nennt es den König unter den Bieren. Es ist das wahre Dinberium Ol. Ich glaube steif und fest, daß Wodan mit seinen Leuten in Walhalla Merseburger trinkt. Wir tranken des Göttertrankes so viel, daß unsere Gesichter so feuerrotb wurden als Uzons, da er zur Gottheit aufflog." Zn der Mitte dieses Jahrhunderts, wenn nicht schon eher, kam die Gose nach Leipzig und errichtete ihren Herrschersitz namentlich in Eutritzsch, als dessen Vorzüge „Gose wie Wein" und frische Bratwurst der Verfasser dcS „Lustigen Leipzigs" rühmt. Im Zahre 1780 singt ein be geisterter Localdichter ein Lied auf die Gose. DaS Merse burger Bier machte allmählich anderen Sorten Platz. Trem- nitzer Bier verschänkt man im Reichischen Garten an dem Ranstädter Thore. Daö Wurzener war bitter, aber galt sür gesund. Milder waren die Biere aus Güldengossa, Gautsch und Mannheim. DaS Erlanger stand in dem Rufe, Hitze zu machen und zum Trinken zu reizen. Im „Elysium" vor dem Grimmaischen Thor gab eS außer Braunbier Kirch berger Weißbier. Nach den napoleonischen Kriegen finden wir in Leipzig außer den bereit« erwähnten Sorten Bornaische«, Breiten ¬ felder, GerSdorfer, Hennersdorfer, Köstritzer, Kötzschwitzer, Reibersdorfer, Schönauer, Störmthaler und Zöbigker Bier. Die Lagerbiere verdrängten die Braunbiere, auch die bayerischen Biere tauchten schon auf, wie z. B. bei Rehhahn in der PeterSstraße im Zahre 1829. Höhere Ansprüche machten sich nach den Aushören deS Bierzwanges aiy 1. Januar 1830 geltend, die Bierstuben wurden glänzender auSgestattet, GaS eingeführt und bald standen die „Drei Rosen" in der PeterSstraße mit ihrer Talglichtbeleuchtung allein, und mußte sich gleichfalls dem neuen Brauche fügen. Zn den vierziger Zähren tauchten auch vereinzelt „echte" bayerische und thüringische Kellnerinnen auf, deren erste die Bayerin im Pelikankeller bei Werthmann (im Hofe des großen ZoachimstbalS) gewesen sein soll. Die letzten Häuser mit Braugerechtigkeit lagen in der PeterSstraße, Nicolaistraße, Fleiscyergasse, im Schubmachergäßchen, in der Burgstraße, Hallesche und Grimmaische Gasse, die ersten größeren Brau häuser in der Windmühlenstraße (Lochmanns Erben) und in der Münzgasse (Heinrich Reimwarth in „Stadt Alten burg"). Im Zahre 1853 gab es in Leipzig 8 bayerische Bierstuben: in der PeterSstraße (von Karl Traugott Groh- mann), in der Nicolaistraße (von Christian Friedrich Hart mann), auf dem Neumarkt (von Karl August Mey nnd Schneemann), auf der Ritterstraße (von Karl Friedrich Schatz), auf der Katharinenstraße (von Johann August Schumann), in der Kleinen Fleischergaffe („Zum bayerischen Brauer", von Gottlieb Vogel und von Friedrich Ernst Eduard Mahler). Bierbrauereien existirten damals am Täubchenweg (Traugott E. Berge), in der kleinen Funkenburg (K. W. Naumann), auf der Tauchaer Straße (Christian Gottlieb Thieme), in der Nicolaistraße (Karl Friedrich August Lange) und auf der Windmühlenstraße (Ephraim Wölbling). v-a.
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