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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.05.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960511010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896051101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896051101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-05
- Tag1896-05-11
- Monat1896-05
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Oeffentltche Plenarsitzung der Gewerbekammer zu Leipzig a« 5. Mat L8SS. Tagesordnung: 1) Bericht de» Ausschusses für gewerbliche Au« arlegenheiten über die Ministerial-Borlage, die organische Ber» bindung der bestehenden ArbeitSuachweisstellen betreffend. 2) Bericht de» SchulausschusseS über die Borlage de» städtischen SchulauSschusses, betreffend die von den Dirrctorrn der hiesigen Fortbildungsschulen beantragte Verlegung de» Unterrichts in die Tage-stundea. Di« heutige öffentliche Plenarsitzung wird in Anwesenheit stimmt- lichrr Kammermitglieder vom Vorsitzenden Herrn Oehler eröffnet und geleitet. Bor Eintritt in die Tagesordnung theilt derselbe mit, daß unter Bezugnahme auf den bekannt gewordenen Rücktritt des derzeitigen Secretairs ein Schreiben eingeaangeu sei, in welchen, die Kammer im Auftrage einer Anzahl Wähler ersucht wird, „bei Besetzung der Secretairstelle dahin wirken zu wollen, daß für diese Stelle nur ein. volkswirthschaftlich gebildeter Herr in Aussicht genommen werde." Aus Vorschlag des Vorsitzenden wird diese Eingabe in die nicht öffentliche Sitzung verwiesen. Hierauf bringt Herr Bicevorsteher Wilhelmy zu Punct 1 der Tagesordnung folgende Ministerial-Berordnung zum Vortrag«: „Im Königreich Württemberg ist neuerdings, zunächst versuchs weise, eine Einrichtung getroffen worden, welche die im Lande befindlichen ArbritsnachweiSstellea unter Staatsbeihilfe mit ein ander in Verbindung setzen soll. ? Durch Ministralverordnung vom 17. Decrmber v. I. ist An- ordnung getroffen, daß die ünzelnen Arbeitsämter, deren eS in WürttembrH gegenwärtig acht giebt, mit einander in tele fonischen Verkehr, und am Dienstag oder Freitag jeder Woche Nachweise über die bei dem betreffendem Arbeitsamt» nicht befriedigten Nachfragen nach Arbeitern an eine mit dem städtischen Arbeitsamte in Stuttgart verbundene Centralstellr rinsenden. ' Diese hat den Inhalt der Nachweisungen in eine gemeinsame Liste zu übertragen, deren Vervielfältigung zu bewirken und noch in derselben Nacht die Abdrücke an die einzelnen Arbeits ämter, sowie an die Gemeindebehörden der Oberamtsstädte und der Orte mit mehr als 3000 Einwohnern, auf Wunsch auch an di« Gemeindebehörden kleinerer Orte, zu versenden. An allen diesen Orten werden dann die Abdrücke schon am folgenden Mittwoch bez. Sonnabend durch Anschlag zur Kennt- »iß der eine Stelle suchenden Personen gebracht. Zur Durchführung dieser Maßregeln stehen der königlich württembergischcn Regierung etatmäßige Mttel von gegenwärtig 5000jährlich zur Verfügung, aus denen die Kosten des tele phonischen Verkehrs, die Vergütung für di« mit der Aufstellung der Nachweisungen betrauten Personen, sowie anscheinend ge wisse Portobrträge bestritten werden. Abänderungen und Ergänzungen der zunächst nur vorläufig getroffenen Anordnungen sind Vorbehalten. Bei der erheblichen Bedeutung, welche einer Förderung des Arbeitsnachweises und dessen fruchtbringender Ausgestaltung für Arbeitgeber und Arbeitnehmer beizumessen ist, wird die Auf merksamkeit der Gewerbekammer auf diesen in Württemberg unternommenen Versuch gelenkt. Dem Ministerium des Innern würde es erwünscht sein, die Ansicht der Gewerbekammer über diese Einrichtung kennen zu lernen." Der Herr Referent bemerkt hierzu, daß eine Nachahmung der in Württemberg getroffenen Einrichtung in erster Linie das Vor handensein einer allgemeinen, alle oder doch die Mehrzahl der Ge werbe umfassenden Arbeitsnachweisstelle voraussetze. Eine solche Einrichtung bestehe zur Zeit hier nicht, und dem Ver- nehmen nach sei auch nicht zu erwarten, daß eine solche in abseh barer Zeit ins Leben treten werde. Die hier bestehende Arbeitsnachweis-Anstalt sei eine Abteilung Les Armenapttes und werde in der Hauptsache von Familien zur Erlangung geeigneter Personen für Aushilfsarbeiten, Waschen, Scheuern, Dienstleistungen bet Wohnungswechsel u. dergl. mehr, genutzt. Die Anregung, «inen allgemeinen städtischen Arbeitsnachweis für alle Gewerbe zu errichten, habe, soviel dem Ausschuß bekannt geworden, an zuständiger Stelle Anklaug um deswillen nicht gefunden, weil die diesbezüglichen Vorberathungrn ergeben hätten, daß die Innungen sowohl, wie die sonstigen organisirten Corporationen die von diesen errichteten, gut functionirenden Einrichtungen in Rede stehender Art nicht aufgeben würden und, soweit die Innungen in Betracht ckämen, auch nicht ohne Weiteres aufgeben könnten, da die Errichtung und Erhaltung derartiger Nachweisstellen zu den Aufgaben gehörten, welche die Jnnungen auf Grund der Gewerbe ordnung zu erfüllen hätten. Demgemäß sei beabsichtigt, eine solche Arbeitsnachweisstelle ledig lich auf die sogenannten ungelernten Arbeiter zu beschränken. Nach Kenntniß des Ausschusses hielten die Jnnungen an der Meinung fest, daß die von diesen errichteten, fachmännisch geleiteten ArbritSnachweisstellen den praktischen, oft sehr ins Einzelne gehenden Ansprüchen ihrer Mitglieder besser zu entsprechen vermöge», als die- selbst beim besten Willen von einer großen Centralstelle würde geschehen können. Au» diesem Grunde und mit Rücksicht darauf, daß von socia- listischer Seite eifrig dahin gestrebt werde, diesen Betrieb in die Hände zu bekommen und denselben im Sinne der Partei-Interessen zu letten, sei das Verlangen berechtigt, daß die Verwaltung der ArbritSnachweisstellen nach wie vor den Jnnungen gesichert bleibe. Unter Hinweis, daß in Württemberg, wo das Jnnungswesen zur Zett noch weniger entwickelt ist als diesseits, die Verhältnisse die dort getroffene Einrichtung rechtfertigen mögen, erklärt Herr Referent, daß nach Ansicht des Ausschusses kein Äedürsniß vor liege, hier in gleicher Weise vorzugehen und beantragt, in diesem Sinne den verlangten Bericht zu erstatten. In der hierüber eröffneten Debatte bemerkt Herr Fug mann, daß die Errichtung einer Control-Arbeitsnachweisstelle die von den Innungen mit vielen Mühen und unter Opfern errichteten Einrichtungen schwer schädigen würde, ohne besseren Ersatz dafür zu birken. Möglich, daß eine derartige Vorkehrung für landwirthschaftliche Bezirke geeignet sei, für die diesseitigen Handwerksbetriebe sei den Bedürfnissen ausreichend Rechnung getragen. Herr Seyferth bezeichnet die in Württemberg getroffene Ein richtung al» zu complictrt, glaubt, daß dieselbe sich zu bureaukratisch gestalten werde und befürchtet, daß eine Nachahmung dazu führe, eine große Anzahl Arbeiter nach größeren Orten zu leiten, die, wenn daS Arbeitsbedürfniß befriedigt ist, schwer wieder fortzu bringen sein und der öffentlichen Unterstützung anheimfallrn würden. Ohne weitere Debatte gelangt der Ausschuß-Antrag zur ein stimmigen Annahme. Ueber Punct 2 der Tagesordnung berichtet ebenfalls Herr Wilhelmy, indem er zunächst folgende Zuschrift des Schulau»- schufse» der Stadt Leipzig mittheilt. Dieselbe lautet: „Seiten» der Direktoren der Fortbildungsschulen ist die Be schaffung eigener Schulgebäude für die städtischen Fortbildungs schulen und hiermit in Verbindung die Verlegung der Schul- stunden auf die Tagesstunden in Anregung gebracht worden. Bei der Berathuvg über diese Anträge ist unS eine gut- achtliche Aeußerung der geehrten Gewerbekammern darüber von großem Werthe, ob etwa die Verlegung des Unterrichtes au die Tagesstunden von nachtheiliger Wirkung auf die zweckmäßige Ausbildung der Lehrlinge innerhalb ihrer praktischen BerufS- thätigkeit, sowie auf die berechtigten Interessen ber Hand werksmeister sein möchte, wobei noch der Umstand zu berück- sichtigen ist, daß wenn die erste und dritte Fortbildungsschule, wie vorgrschlagrn wird, in daS Gebäude der dritten Bürger schule am JohanniSplatz verlegt würden, für viele Fortbildong»- fchüler der Schulweg ein erheblich weiterer werden würde, al« tt jetzt ist. Wir ersuchen daher die geehrte Gewerbekammrr ganz er- gebrnst um eine baldgefällige gutachtlich« Erklärung über obige Fragen und erlauben uu», schon im Voraus unseren verbind lichsten Dank auszusprechen." Der Ausschuß — so berichtet Herr Wilhelmy — habe die im engen Zusammenhänge stehenden Fragen zu bejahen und darau hinzuwrtsen, daß bet den meisten Handwerksbetrieben eine große Anzahl Arbeiten vorkommr, bet denen die Mithilfe der Lehrlinge um dieser selbst willen nicht zu entbehren fei. Die nothwrudige Kenntniß derartiger Arbeiten würde den Lehr- lingeu in zahlreichen Fällen verloren gehen, wenn sie dem organischen Betriebe während mehrerer Tagesstunden entzogen würden. Wrnn di« Herren Direktoren sich di« Müh« genommen hätten, »en Handwerksbetrieb nLher kennen zu lernen, würden sie wohl chwerlich dazu gelangt sein, in Rede stehende Anträge zu stellen. Zuzugeben sei, daß der Tagesuuterricht sür die Lehrlinge ein» lrlurr Gewerbe, wie Bäcker und Sastwirthe, geeigneter fei als der luterricht ia den Abendstunden. Den diesbezüglichen Bedürfnissen sei aber durch Errichtung be treffender TogrSklasfrn in zufriedenstellender Weise Rechnung ge tragen. Dagegen müsse sür die Mehrzahl der übrigen Gewerbe eine gleiche Einrichtung al» unzweckmäßig, die Lehrlinge in ihrer tech nisch«» Ausbildung hemmend und die Meister aufs Neue belastend bezeichnet und darauf hingewiesen werden, daß ia dieser Angelegen- >nt gewisse pädagogische Anschauungen nicht den alleinigen Ans chlag geben können. Bei verschiedenen Gewerben, wie Klempnern, Malern, Lackirern, Schlossern, Schmieden, Tapezierern u. a. m., müßten, wenn die vöthige Mithilfe der Lehrlinge unterbrochen würde, gewisse Arbeiten, o lange der Tagesnnterricht dauert, geradezu unausgeführt bleiben. Welche Stürungeu dies z. B. bei den verschiedenen Bauarbeiten verursachen würde, schienen die Herren Antragsteller eben so wenig für wichtig zu halten, wie die Nachtheile, welche solche Unter brechungen für die Au-führenden sowohl wie unter Umständen für die Auftrqggeber zur Folge haben müßten. Hiernach sei der Ausschuß der Meinung, daß an den be- lehenden Einrichtungen, die sich nach langen Verhand lungen und vielen Mühen eingebürgert haben, nicht gerüttelt und nicht Anlaß zu Unzufriedenheit gegeben werden möge und beantrage, dementsprechenden Bericht zu erstatten. Die Herren Uhlrmann, Nietzschmann, Simon, Grüner und Knappe ronstatiren zwar, daß der sür die Lehrlinge einzelner besonders gearteter Gewerbe eiogeführte TageSunterricht sich kehr gut bewährt hat, schließen sich aber der Ansicht des Ausschusses, daß diese für Ausnahmefälle getroffene Einrichtung für die Mehrzahl der übrigen Gewerbe ungeeignet sei, vollständig an. Nachdem Herr Seyferth noch des erheblichen Zeitverlustes gedacht, denen die Lehrlinge ausgesetzt sein würden, wenn die bean- tragte Verlegung der Schulgebäude zur Durchführung gelangte, wird der Ausschußantrag ohne Widerspruch einstimmig zum Beschluß erhoben. Hiermit ist die Tagesordnung erschöpft und e» wird das Proto- koll vorgelesen und nach besten Genehmigung zu einer nicht» öffentlichen Sitzung übergegangen. Auf Grund des Protokoll» mitgrtheilt v. Secr. Herzog. Literarische Vortrage von Emil Mauerhof.*) i. Leipzig, 9. Akai. Am gestrigen Abend eröffnete der Kunst kritiker und Literarhistoriker Herr Emil Mauerhof im Saale des Bereinshauses einen Cyclus von ästhetischen Borträgen, deren erster „Die Probleme im Hamlet" ein überaus dankbares und ost behandeltes Thema betraf. Herr Emil Mauerhof kennzeichnete zu Beginn des Vortrags die Stellung, welche Publicum und Kritik der Hamlettragüdie gegenüber einnrhmen. Daß das unbefangene, bewundernde Genießen, hier die skeptische Ueberlegung, die zu keinem rechten Genüsse kommen läßt und schließlich mit Voltaire das Drama für ein „rohes barbarische» Stück" erklärt. Es giebt nichts Ehren rühriges für einen Menschen, was nicht dem Dänenprinzen ange dichtet worden wäre und eine „Hamlrtnatur" genannt zu werden, gehört keineswegs zu den Schmeicheleien. Nur Goethe hat nach des Vortragenden Meinung das Wesen Hamlets richtig erfaßt, nur feine Hamlet-Kritik entspricht den Intentionen des großen Britten. Allerdings ist in der Kritik der letzten Jahre eine Wandlung eingetreten, aber „interessanter Schwächling" und „Hamlet-Natur" gelten auch in ihr noch als gleichartige Begriffe. In geistvoller Weise gab Herr Mauerhof im Anschluß an diese Erörterungen eine Analyse des Stückes, eine fesselnde Darstellung feines Inhalts, wobei er die Hauptpersonen in trefflicher Weise charakterisiere. Namentlich die Charakteristik des Königs Claudius war eine überaus fein sinnige. Wenn man dieser Handlung gegenüber von „Problemen" spreche, führte Redner weiter aus, so sei dies eigentlich nicht richtig, man gebrauche nur ettien landläufigen Ausdruck, denn das echte Kunstwerk kenne keine Probleme, die tiefsinnigste Kunst sei immer die offenste Natnr. Daraus hat Mauerhof auch seine ganze Art und Weise der Betrachtung des Hamlet-Dramas gekennzeichnet. Er sieht Alles darin als etwas Natürliches an. Er „arheimnißt nicht hinein", um rin Goethe'sches Wort zu gebrauchen, sondern er erklärt Alles, was geheimnißvoll erscheint, aus dem Wesen der Menschen natur. Diese natürliche Interpretation ist uns immer die liebere gewesen gegenüber der von der Shakespeare-Gelehrsamkeit angewandten gekugelten Methode. Die erste Frage, welche Herr Mauerhof be sprach, betraf die Bedeutung der Geisterscheinung im „Hamlet". Er charakterisirte sie nur als einen „dramatischen Nothbehels". Alles, was Hamlet am Hofe nach und nach erkennen und ergründen mußte, soll ihm im Augenblick durch die Erscheinung offenbart werden. Schon von den ersten Scenen an wird die Hamlet-Natur oft mißverstanden. Hamlet'» Zustand ist innerliche Gebrochenheit, die theilweise an Bewußtlosigkeit streift. Wenn man aus dem Worte vom „wunderlichen Wesen" Hamlet'» oder aus dem, was er selbst über seinen „Wahnsinn" sagt, folgert, daß er wahnsinnig sei oder den Wahnsinnigen spiele, so ist man im Jrrthum. Wenn man auf den englischen Urttxt zurückgingr, würde man finden, daß die Worte dort gar keinen Anhalt zu einer solchen Annahme geben. Redner zeigte, wie überhaupt viele irrige Meinungen dadurch hervorgerufen worden sind, daß man sich mehr auf Schlegel's Uebersetzung als auf den Urtext gestützt hat. Nach den Schilderungen Mauerhos's, die auch sür Schauspiele viel Interessantes boten, ist Hamlet klug, gewandt, witzig und immer wahrhaftig, was er sagt, sind die Offenbarungen einer kerngesunden Natur. Redner trat den Ansichten Hermann Grimm's, der denfPrinzen von Anfang an für toll hält, entgegen. Zum Schluß wandte er sich eingehend der Aufgabe Hamlet's am Hofe zu. Er soll den Vater rächen, er soll dem verrätherischen König Weib und Thron wieder nehmen, aber er soll nach des Geistes Willen und Worten sein Herz nicht beflecken, er soll nicht selbst Hand an den König legen, er soll keine Mutter schonen. Dieser Aufgabe unterzieht er sich. Diese Aufgabe aber übersteigt seine Kraft. Er zeigt sich bei ihrer Lösung als ein „höchst moralisches Wesen ohne die sittliche Stärke, welche den Helden ausmacht", wie Goethe sagt. Eine Natur, wie diejenige Ham» let'S, thut immer das Rechte, so lange sie nur betrachtet, aber sie fehlt nur zu leicht, wenn sie handelt. Das ganze Wesen des Hamlet erklärt sich daraus, daß von ihm, wie Goethe sagt, daS Unmögliche verlangt wird, nicht das Unmögliche an sich, sonder» Das, was gerade ihm unmöglich ist, das führt ihn von Zweifeln zur Verzweiflung. Er entsagt und überläßt schließlich Alles einer höheren Macht. Redner schloß seine interessanten, mit großem Beifall aufgenommenen Dar legungen mit dem Ausspruche, daß sonach Probleme in der Hamlet- Dichtung eigentlich nicht vorhanden seien, wohl aber sei die Welt anschauung, au» welcher das Stück herauSgeboren sei, ein düsteres Problem. , , S. kr. Leipziger Thierschuh-Vereiu.*) Der Leipziger Thierschutz-Bereia hatte sich vor einiger Zeit an den Rath der Stadt Leipzig mit der Bitte gewendet, im Interesse unserer Vogelwelt dem Uebrrhandnehmrn der Eichhörnchen, sowie anderer Feinde unserer Waldsänger Einhalt thun zu wollen. Hierauf ist dem Verein seitens der RathS-Forst-Deputatton folgende ent gegenkommende Antwort zu Thril geworden: „Auf Ihre Eingabe vom 25. 30. vor. Mts. erwidern wir Ihnen ergebenst, daß in den letzten Jahren von unserem Forstprrsonal in den städtischen Waldungen die Marder, wo sie ongetroffen worden, vertilgt und auch die Eichhörnchen in sehr großer Zahl abgeschossen worden sind. Eine gänzliche Ausrottung der Eichhörnchen wird durch ihre jährlichen Zuwanderungen, sowie durch die starke Ver mehrung dieser Thiere, die zweimal im Jahre je 6—7 Junge werfen, erschwert, und wenn sie auch möglich wäre, so möchten wir ihr au» ästhetischen Gründen nicht das Wort reden. Unsere Spazier gänger, die sich an den Singvögeln ergötzen, finden ebenso großen Gefallen an den zierlichen, behenden Eichhörnchen und würden r» sehr bedauern, wenn sie ihren Anblick in unseren Wäldern gänzlich missen sollten. Indessen verkennen wir nicht die Schädlichkeit dieses Raubzeuges und haben deshalb unser Forstprrsonal auch künftighin zu einem starken und ununterbrochenen Abschuß dir Eichhörnchen an- grwieseu." *) Wiederholt w«il nur in einen Thril« der Auflage. Lader, Sommerfrischen und Leisen. Schandau a. V. Dieser beliebte, im Mittelpunkt der sächsischen Schweiz gelegene Sommeraufrnthaltsort, durch seine Umgebung zu den schönsten Partien Gelegenheit, durch Concertr, RSunionS rc. reichlich Unterhaltung bietend, als Nachcurort aller böhmischen Bäder geeignet, wird auch in diesem Jahre von Seiten der Sommer- gäste wieder regen Zuspruch erhalten. Die am Ufer des Elbstromrs unmittelbar am Landungsplätze der Dampfboote gelegenen, unter Leitung des langjährigen Besitzers des Hotel Suisse in Chamonix (Mont Blanc), welcher vielen deutschen Familien, die daselbst gewohnt haben, erinnerlich sein wird, stehenden Hotel» „Zum Forsthaus" und „Deutsches HauS", welche vollständigt renovirt und mit schattigen Gärten »nd Veranden versehen sind, mögen dein sich nach Schandau begebenden Publicum bestens empfohlen sein. Bad Sachsa, die liebliche Sommerfrische am Südharz wird seinen Pflichten als ausblühender Curort immer mehr gerecht. Unter Anderem ist jetzt auch die Wasserleitung, die, von Herrn Ingenieur C. Rosenfeld in Berlin schön und praktisch erbaut, der Stadt ein krystallklares anerkannt vorzügliches Quellwasser zuführt, dein Betrieb übergeben worden. Bei dein rührigen Vorgehen der Stadtvertretung werden weitere erfreuliche Resultate nicht ausbleiben. Bad Landeck i» Schlesien. Tie im Jahre 1878 von dem Hosphotographen Paul Voelkel gegründete Cur- und Wasserheil anstalt Thalhrim ist von demselben an die Herren vr. meck. Lands berg aus Berlin und vr. weck. Sandberg' aus Breslau für den Preis von 220000 verkauft worden. Die neuen Besitzer werden die Anstalt, welche nunmehr zu einem Sanatorium sür Nerven leidende und chronische Kranke erweitert worden ist, am 1. Mai eröffnen. In Landeck selbst werden die größten Anstrengungen gemacht, zeitgemäße Einrichtungen und umfassende Renovationen zu vollenden. Die Hochquellleitung, welche Bad und Stadt mit dem vorzüglichsten Trinkwasser versieht, naht ihrer Vollendung. Der große Cursaal, dessen Restauration wieder in die Hände de» Hof- traitrurS Wierzoreck übergegangen, wird renovirt. Die Albrechts halle neu gemalt und mit einem modernen Fußboden versehen. Die Waldpromenaden nach dem Waldschlössel sind erheblich er weitert und verbessert worden. Eines der schönsten und idyllisch gelegenen Lstseebäder ist un streitig ViNj. Auch in diesem Jahre hat die Badedirection wieder viele Neuerungen und Verschönerungen vornehmen lassen, ein neues WarmbadehauS ist mit einem Kostenaufwande von 60000 er- richtet, und dürste die Frequenz, welche sich von Jahr zu Jahr ge- steigert, auch in dieser Saison groß werden. Außer einer großen Anzahl in hübschen Villen und Häusern befindlichen Privat wohnungen giebt es gute Hotels, u. a. das Strandhotel, und so ist für Komfort und Bequemlichkeit vollauf gesorgt. Der prächtige Strand mit seinem lebhaften Schiffsverkehr ist vollständig steinfrei, was sür den Badenden eine große Annehmlichkeit ist. Gleich werth voll für Kranke wie Gesunde ist die vor Winden geschützte Lage von Binz, und außer gesunder Seeluft ist Gelegenheit, in dem Wald der Granitz bei weiten Spaziergängen Waldluft einzuathmen. Lstseebad Zingst, Anfang Mai. Unser Strand wird, nach den bisherigen Anmeldungen und Anfragen zu schließen, auch in diesem Sommer eine wachsende Frequenz auszuweisen haben. Gegenüber den prunkvollen und darum theuren Seebädern bietet aber auch unser idyllisch gelegener billiger Ort allen Denen, welche wirkliche Erholung und Ruhe suchen, eine vollkommene Sommerfrische. Dabei ist man auch hier bestrebt, den Badegästen nach besten Kräften Bequemlichkeiten zu verschossen; so ist das bisher abgeschlossen gewesene Dünen-Terrain sür das Publicum freiaegeben, sowie mit Promenadensteigen und Sitzbänken versehen worden. Unsere Gäste haben daher Gelegenheit, von der hohen Düne den prachtvollen Rundblick über Meer, Binnengewässer und daS dahinter gelegene Festland voll und bequem zu genießen. Auch mit der Verbesserung der Fußsteige durch Klinkerpslaster wird weiter fortgeschritten; sogar ein elegantes neues Wiener Cafv wird diesmal die Besucher über- raschen und unter Leitung der bewährten Hotelbesitzerin Frau Wwe. Behr großstädtische Genüsse bieten. * Baß Georgenthal in Thüringen. Georgenthal, 387 m über dem Meere, zwei Stunden südlich von Gotha gelegen, „die Pforte des Thüringer Waldes", bildet den Eingang zu einem von Nordost nach Südwest sich hinziehenden Thale; auf drei Seiten von bewaldeten Höhen umschlossen, öffnet sich die Landschaft nach vorn zu einer prächtigen Fernsicht. Das Klima Georgenthals ist ein mild an regendes; die Luft ist meist leicht bewegt und besitzt, theils Infolge der Nähe der Teiche und Bäche, theils durch die reiche, den Ort umgebende Vegetation, immer einen mittleren, wohlthuenden Feuchtig keitsgehalt. Dieser im Verein mit der absoluten Reinheit der Lust (keine Fabriken), die allseiÄge unmittelbare Nähe der Tannen waldungen mit ihren theils ebenen, theils sanft oder steil an steigenden Promenadenwegen (Terraincur), welche allenthalben von Ruhebänken besetzt sind, machen Len Aufenthalt für Lungenkranke, Asthmatiker, Blutarme, Bleichsüchtige, Herzkranke, nervöse Personen (Neurastheniker), für Reconvalescenten und Erholungsbedürftige zu einem höchst erfolgreichen. Eine wohleingrrichtete, unter ärztlicher Controle stehende Badeanstalt am Hammerteich verabreicht warme und kalte Bäder. * Eine Beschreibung des RordseebadeS Helgoland ist vom Helgoländer Badecommissariat bearbeitet und herausgegeben worden. Neben einer allgemeinen Beschreibung der Insel mit Abbildungen giebt das Büchlein Auskunft über Klima, Curmittel, Badeeinrich tungen, Reisegelegenheit, Fahrpreise rc., so daß es jedem Reisenden, der Helgoland besuchen oder seinen Sommeraufenthalt dort nehmen will, die besten Dienste leisten wird. Das Buch ist gratis vom Gemeindevorsteher oder vom Badecommissariat in Helgoland, sowie von Haasenstein L Vogler A.-G. in Hamburg und deren sämmtlichen Filialen zu beziehen. Das Reisebureau von Balquv, Dresden, Struvestraße 13, unternimmt folgende Frühjahrs- und Sommerreisen: Am 2l. Mai eine Pfingstreise nach Paris mit 10 Tagen Reisedauer. Am 10. Juni nach Wien, Pest (Gelegenheit geboten zum Besuche der Millennium-Landesausstellung), Belgrad, Sofia und Konstanti- noprl; die Reisedauer beträgt 16 Tage und kostet ab Leipzig bis zurück 660 ^ll Ferner soll am 8. Juni eine Reise nach der Schweiz und Oberitalien unternommen werben; die Reisedauer beträgt 12, beziehungsweise 20 Tage, je nach dem Aufenthalte in Len ver- schiedenen Städten und Orten, die besucht werden. Die Kosten betragen 345, beziehungsweise 525 .<« ab Leipzig bis zurück. — Ferner soll am 11. Juli eine Reise nach Norwegen, Schweden, Dänemark, den bemerkenSwerthesten Fjorden Norwegens und dem Nordcap veranstaltet werden. Die Reise soll 34 Tage, bezirhongs- wrise 43 Tage dauern. — Ferner am 26. August eine Reise nach ganz Italien bis Rom und Neapel einschließlich Riviera bis Nizza, mit 25 Tagen, beziehungsweise 30 Tagen Reisedauer. Die Kosten betragen 665 .ckl, beziehungsweise 800 ./t — Am 20. Juli soll eine Ferien-Orient-Rets« unternommen werden zu einem außerordentlich billigen Preise. — Im Preise ist Alles einbegriffen, außer den Getränken. Prospecte sind durch Balquv'S Reisebureau zu beziehen. Dftseebad Wustrsw, Fischland auf einer Halbinsel zwischen der Ostsee und dem Saalrr Bodden, zeichnet sich besonders durch sein vorzügliche» Klima und die große relative Feuchtigkeit der Lust au». Bequeme Promenadenwege führen durch jungen Kiefernwald, während hohe AuSsichtspuncte hart am Meeresufer einen weiten Blick über Ost- und Binnensee bieten. Ausflüge in die nahen Waldungen, Fischerei, Segel- und Rndersahrtcn bilden für die Gäste eine angenehme Abwechselung. Wustrow ist von Berlin aus über Ribnitz zu erreichen, von wo aus jeder Zug Anschluß zum Dampfer findet. Dampferfahrt 12 üm. Curtaxe wird nicht erhoben, auch sind die Mielhsprcise sehr mäßige und erthrilt der „Gemeinnützige Verein" kostenfrei jede Auskunft. Das Lftseedad Heringsdorf, nicht mit Unrecht die Perlt der Ostsee genannt, dürfte auch in dieser Saison wieder großen Zu spruch von Badegästen finden; bietet doch die glückliche Bereinigung von ozonreicher Wald- uud reiner Seeluft den auS den größeren Städten kommenden Fremden treffliche Erholung. Zwei Badeanstalten für Damen und eine für Herren bieten Gelegenheit, bei vorzüglichem steinfreiem Badrgrunde kalte Seebäder mit starkem Wellenschlag zu genießen, selbstverständlich sind auch warme Seebäder, wie alle anderen medicinischen Bäder zu haben. Die 450 m in die See gebaute Kaiser-Wilhelm-Brücke wird mit Vorliebe al« Promenade benutzt und ist mit gutem Restaurant und eleganten VerkausSIäden auSarstattrt, erspart aber auch da» An- und Autboote», da di« Dampfer fast stet» anlegen. Eine treffliche Lur-Cap«llr giebt Früh-, Mittag- und Abrnd-Evncrrte, «nd ist überhaupt für Unterhaltung darch Reunion»» Kinderseste, Feuerwerke, mitten im Buchenwalde befindliche Lawn- Tennis-Plätze, Dampferfahrten, Segelpartien, Theater rc. bestens gesorgt. Freunde des Reitsports finden Gelegenheit, demselben zu huldigen, dcnn zwei Berliner Rritinstitute sind mit einer An- zahl trefflicher Pferde am Platze. Bon prächtigen, mit herrlicher Rundsicht versehenen Spaziergängen seien der Präsidentenberg, die Försterei, der Kulm rc. genannt; überall kann man sich in diesem, Heringsdorf einschließendm Walde gut zurecht finden, da überall Wegweiser angebracht sind. Vermischtes. — Kilometer-Photographie. Die sog. Kilometer-Photo graphie ist identisch mit den vermittelst automatischer Rotations- Maschinen hergestellten Bromsilber-Photographien. Brom- silber-Copien an sich sind ja nichts Neues. Neu ist aber die Herstellung derselben mit solcher Geschwindigkeit, die diejenige einer Lichtdruck-Schnellpresse bedeutend in den Schatten stellt. Thatsächlich handelt eS sich bei den RotationS-Photographicn der Neuen Photographischen Gesellschaft in Berlin- Schöneberg um eine Erfindung von weitgehendster Bedeutung, die mit Recht als der größte Fortschritt der letzten Zeit auf dem Gebiete der Reproductionstechnik bezeichnet werden muß. Dem Lichtdruck im Besonderen ist da ein sehr gefährlicher Nebenbuhler erwachsen. Das Beziehen des Rohpapiers mit Emulsion ist der erste und wichtigste Theil deS Verfahrens. Ist das empfindlich gemachte Papier an sich nicht tadellos, so können es natürlich auch die Bilder darauf nicht werden. Die Gesellschaft bedient sich zum Emulsioniren des Rohpapiers einer automatischen Maschine, die bis 2000 m fertigen Pa pieres per Tag liefert. Der zweite Theil des Verfahrens besteht in der Belichtung, welche bei elektrischem Licht gänz lich automatisch und daher absolut gleichmäßig vor sich gehr. Das zu belichtende Papier rollt sich auf einer Seite der BelichtungS-Maschine ab, passirt die im Copirrahmen be festigten Negative, wird dabei in der den Negativen entspre chenden Breite 2—4 Sekunden belichtet und rollt sich danach auto matisch aus, um der Entwickelungsmaschine übergeben zu werden. Diese Belichtungsmaschine liefert bis 3000 w latenter Bilder in einem Tage. Der dritte uud interessanteste Tbeil deS Verfahrens besteht in der Entwickelung der Bilder ver mittelst der automatischen Entwickelungsmaschine. DaS be lichtete Papier passirt der Reihe nach den Entwickler, das Säure-, Natron- und Alaunbad sowie eine Anzahl Waschbäder. Es wird nach Verlassen deS letzten WaschbadeS durch elektrische Wind- und Wärmefächer derartig bearbeitet, daß, wenn der Anfang der Rolle am Ende der Maschine anlangt, die nun mehr fertigen Bilder trocken ausgerollt, respective geschnitten werden können. Eine solche Maschine arbeitet mit einer Ge schwindigkeit von 5 Fuß per Minute. Dies macht in 10 Stunden 1000 m und enthält ein solcher Kilometer 40 000 Cabinetbilder. Bei einer Zusammenkuppelung ter Belichtungs- und Entwickelungsmaschine können 40 000Cabinet- Photographien innerhalb 10—12 Stunden hergestellt werden. ----- Der schlafende Fakir. Der in AHrkisch-Altofen bei der Millenniums-Ausstellung in Pest in Schlaf versenkte indische Fakir wurde heute Abend, am achten Tage nach der Ein schläferung, geweckt. Eine ungeheure Menschenmenge war in erwartungsvoller Aufregung versammelt. Der englische Im presario Fricker durchstach mit einer Nadel den Oberarm des Schlafenden, der fühlloS blieb. Ein zweiter Fakir sprach ein Gebet, welches das verabredete Wort zur Erweckung enthielt. Der schlafende Fakir begann sich zu regen unter heftiger, krampfhafter Bewegung der Brustmuskeln und Bauchmuskeln; seine Augen waren ganz verdreht und kamen erst langsam in die richtige Stellung. Die Zunge war am Gaumen fest geklebt. Die Herzthätigkeit begann stoßweise, die Glieder verloren ihre Starre, und das Bewußtsein kehrte langsam wieder. Der Fakir verlangte zuerst Milch und trank gierig, dann wurde er ausgerichtet, wobei er über Rückenschmerz klagte und erzählte, endlich sei er im Jenseits gewesen, er habe stet» an Gott gedacht und herrliche Musik gehört. Der zweite Fakir wird morgen eingeschläfert. (Wdhlt.) Literatur. Der Pilzsammler. Genaue Beschreibung der in Deutschland und den angrenzenden Ländern wachsenden Speiseschwämme nebst Zubereitung für die Küche, sowie Culturanweisung für Champignon zucht. Zugleich ein Leitfaden für den Unterricht, sowie zur Orientirung der Marklpolizei. Mit 9 anatomischen und 39 colo- rirten Abbildungen in natürlicher Größe. Herausgegeben von Carl Kloeber. 2. Ausl. Quedlinburg. Verlag von Chr. Fr. Bieweg 1896. Preis elegant geb. 2,25 .L Tie Pilz küche. Genaue Anweisung zur Vorbereitung, Zubereitung und Aufbewahrung der in Deutschland wachsenden Speiseschwämme. Dargestellt in 241 bewährten und geprüften Recepten für die einfache und feine Küche. Herausgegeben von Carl Kloeber. Quedlinburg. Verlag ebendaselbst. Preis elegant geb. 1,50 Die Geschichte der Pilze im Alterthum ist bisher noch eine ziemlich fragmentarische. Die ältesten Pflanzenkuudigen Theophrast, Dioskorides und Plinius u. A. wissen uns über die bekanntesten Basidien- und Schlauchpilze «nd ihre Verwendung nur wenig zu berichten, doch wissen wir wenigstens, daß nicht nur Griechen und Römer Trüffel und Champignon, Kaiserling und Steinpilz als Speise schätzten, sondern auch unsere Vorfahren von der Güte und dem Wohlgeschmack dieser Pilzarten überzeugt waren. Erst in der Gegenwart, nachdem Botaniker und Chemiker ihre Entwickelung?» geschichte und ihren Bau auf mikroskopischem Wege genau er- forschten und aus Grund ihrer Forschungen eine systematische Ein- theilung der verschiedensten Formen schufen, erst nachdem man ihren hohen Nährwerth feststellte, der namentlich in dem großen Stick- stoffgehalt beruht, hat sich die Aufmerksamkeit des Publicums mehr und mehr diesen Pflanzengebilden zugewandt und ihnen schließlich die Stellung unter den Nahrungsmitteln eingeräumt, die sie ver- dienen. Sie kommen jetzt in Masse auf den Markt und erfreuen sich bei Jedermann so großer Beliebtheit als pikante und nähr- hafte Speise, daß sich das Pilzsammeln bei Alt und Jung zu einer Lieblingsbeschäftigung herausgebildet hat und die Champtgnonzuckt für viele Tausende eine Quelle reichen Gewinne» geworden ist. Ta aber neben den eßbaren Arten auch viele verdächtige und giftige auftreten, so ist eine genaue Kenntniß aller häufig vorkommenden Pilzarten geboten. Zu dieser Kenntniß verhilft den Laien das erste der oben angeführten handlichen Werkchen durch vortrefflich colorirte Abbildungen in natürlicher Größe und genaue Beschreibung, in die er noch so manches Interessante an» ihrer Geschichte, über ihre Verbreitung rc. einfließen läßt. Als weitere dankenswerthc Zugaben sind ferner das ausführliche Capitel über den mikrosko pischen Bau des Piizkörpers und der am Schluffe des sehr empsehleue- werthrn Buche» anqrfügte „Pilzkalender" zu erachten. Line prak- tische Ergänzung des „Pilzsammlers" bildet daS zweit« Buch: Die Pilzküche, das für unsere Hausfrauen, Köche und Restaurateure berechnet ist und in erschöpfender instructiver Weise die Ver wendung aller eßbaren Pilze zu Suppen, Saucen, Gemüse angiebt und ferner in einer Menge bewährter Rrcepte darüber unterrichtet, welche Arten der Pilze sich besonders zum Schmoren, Dämpfen, zu Pilzpfanne, Pilzgebackenem, zum Salat und zum Einmachen eignen. Ein jeder Pilzliebhaber wird daS erstgenannte Werkchen aus seinen Wanderungen ein zuverlässiger Mentor sein, während sich das letzt- genannte Buch als überaus praktisches Geschenk für unsere Haus frauen und erwachsenen Töchter eignet. Franz Woenig. Wegweiser durch das sächsisch-böhmische Erzgebirge von Br. Beriet. 8. Auflage, bearbeitet von Ingenieur E. A. Prasse. Hermann Graser s Verlag, Annaberg. Es ist wohl der beste Beweis sür die zunehmende Bereisung des Erzgebirges, daß fast jedes 2. oder 3. Jahr ein neuer „Beriet" herausgegeben wird, daß jedes Jahr der unermüdliche Neubearbeiter Herr Prasse sich des überall willkommenen kirschrothen Buches annimint und es nach eigener Anschauung br- richtigt und ergänzt. Auf solche Weise bleibt das Buch immer der treue Führer, der eS sein soll, und bewahrt sich mit seiner Frische zualeich die Liebe seiner Leser und seiner Freunde. Der frühere „Beriet" hatte, so aut wie er auch war, zwei Fehler: ein« gewisse Gründlichkeit, dir de» Stoff nur belastet«, und de» Mangel einer guten Kart«. In d«r Neubearbeitung ist di« V«ränd«rung zu
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