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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.05.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189605178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18960517
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18960517
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Bindung fehlerhaft: Seiten in falscher Reihenfolge
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-05
- Tag1896-05-17
- Monat1896-05
- Jahr1896
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.05.1896
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Rcclamru unter dem RedactionSstrick (»ge spalten) 50^, vor den Kamiliennachrichtrn (6 gespalten) 40 Größere Schriften laut unserem Preis- verzrichnib- Tabellarischer und Ziffernsatz »ach höherem Tarif. Extra-V ei la gen (gefalzt), nur mit de, Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbefvrderung -M 70.—. Annahmeschluß fir Anzeige«: Abend-Ausgabe: Bormittag» 10 Uhr. Morgen- Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je eine halb« Stunde früher. Anzeige» sind stets au di« Expeditiau zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig ^ 248. Sonntag den 17. Mai 1896. Sv. Jahrgang. Aus der Woche. s. Der Reichstag geht jedenfalls Mitte dieser Woche in die Ferien und noch ist das Programm für den Sommer- Abschnitt der Tagungen nicht fest bestimmt. Es werden ernste Anstrengungen, eS so zu gestalten, daß das Bürgerliche Gesetzbuch noch vordem Herbst verabschiedet werden kann, nicht nur von der Regierung, sondern auch von einzelnen Parteien, der nationalliberalen voran, gemacht. Aber principielle Abneigung gegen das Werk, die Unlust, bis in den Hochsommer vinem zu arbeiten, und die liebe Juristen eitelkeit, die noch recht lange, möglichst bis rum Sommer künftigen Jahre», ihr Licht über diesen Gegenstand leuchten lassen möchte, bilden einen gefährlichen Dreibund gegen die Vollendung in diesem Jahre. Ihr Sieg ist wahr scheinlicher als das Gegentheil. Während vom Reichstag wenigstens so viel gewiß ist, daß er nach Pfingsten wieder zusammentritt, weiß man heute noch nicht, ob daS preußische Abgeordnetenhaus geschloffen oder ebenfalls nur über das Fest vertagt werden wird. Wie es heißt, wird das Staatsministerium morgen darüber Beschluß fassen. Bekanntlich ist die gloriose Idee aufgetaucht, daS Abgeordnetenhaus wieder zusammentreten zu lassen, auf daß die Mitglieder de» Reichstags, die ihm angehören, in den dort gewährten Diäten einen Anreiz finden möchten, hier den Sitzungen anzuwohnen. Der Plan hat eine moralische Seite, über die aber schonungsvolles Schweigen beobachtet sein mag. Er taugt aber auch praktisch nichts. Man hat gegen ihn eingcwendet, daß es nicht in der Ordnung sei, wenn nur die preußischen ReichStagSkinder Aepfel bekommen, damit sie hübsch zn Hause bleiben. Dem ist beizu stimmen. Wenn noch weiter gesagt wurde, die Regierung würde, indem sie NeichStagSabgeordnete durch preußische Diäten an Berlin „fesselte", anerkennen, daß mit der Diätengewährung die Präsenz- oder richtiger die Absenzfrage des Reichs- parlamentS gelöst sein würde, so ist das freilich nicht richtig. Es würde sich vielmehr Herausstellen, daß die Tagegelder nichts nützen. Da» preußische Abgeordnetenhaus erweist sich oft genug beschlußunfähig und würde sich noch öfter so erweisen, wenn man sich hier nicht viel weiter gehende Zurückhaltung im Anzweifeln der Beschlußfähigkeit auf erlegte, als un Reichstage. Das macht, die preußischen Abgeordneten erhalten die Diäten, auch wenn sie nicht den Sitzungen de» Hause» beiwohnen, und da man sie ihnen natürlich w'-h weniger abziehen kann, wenn sie den Be- rathungen e.nes anderen Parlament» fern bleiben, so hat der schöne Plan keinen anderen Werth als den eines Kriteriums für den Geschichtschreiber des Parlamentarismus am Aus gang deS IS. Jahrhunderts. Die morgen im Reichstag beginnende erste Berathung über die vierten Bataillone wird mit der Verweisung der Vorlage an eine Commission enden, so daß die zweite Lesung erst nach Pfingsten stattsinden kann. DaS Ver fahren ist unnöthig, denn technisch und finanziell liegt die Sache sonnenklar, und eS ist bedauerlich, weil eS die unfruchtbaren Preßerörterungen über die Verkoppelung der Frage der Reform de» Militairstrafverfahrens und der zweijährigen Dienstzeit mit der Formationsangelegenheit um Wochen verlängert. Der endgiltige Beschluß des Reichstags wird aber ohne Zweifel der von Vernunft und Gewissen gebotene sein. DaS Urtheil im Stolper Bernsteinmonopol-Proceß ist gesprochen und kautet so, wie es nach den Berichten zu erwarten war. Haben die Letzteren nun auch ein im Ganzen nicht unzutreffendes Bild der Verhandlungen gegeben, so wird doch erst die Kenntniß deS Wortlautes eine den verschiedenen Fragen, die der Proceß aufwirft, gerecht werdende Betrachtung ermöglichen. Der Kläger ist ver- urtheilt, soviel kann schon jetzt gesagt werden, aber das Maß seiner — moralischen — Schuld wird sich erst schätzen lasten, wenn man weiß, zu welcher Ueberzeugung das Gericht hinsichtlich der — mehr noch vom Kläger Becker als dem Beklagten Westphal — gegen Stäatbeamte ge schleuderten Anklagen gelangt ist. „Opal" — was ist Opal? Unsere Gewerbe treibenden verrathen eine feine Kenntniß der Menschenseele, indem sie dafür sorgen, daß ein großes Unbekanntes zuerst auftaucht, ohne sein Wesen zu offenbaren, dann häufig aber flüchtig den Mantel lüftet, ohne seine Art wahr nehmen zu lasten, und so am Ende die volle Erkenntniß eine hochgespannte Wißbegierde befriedigt. Herr Eugen Wolf, der in Afrika Gewesene, ist zum Adepten dieser Kunst, die Aufmerksamkeit zu erregen, geworden. Er hat vor geraumer Zeit in einer Berliner Zeitung er klärt, er wisse etwas Schlechte» von dem nach Ostafrika entsandten Lieutenant Wer '-er. Darauf lange Kunst pause. Jetzt drei und eine halbe Spalten mit viel Durch schuß und Fettschrift — ein mit Druckerschwärze hergestelltes Sonnensystem, in dem sich Alles um Herrn Eugen Wolf dreht und auf weitere erschütternde Mittheilungen vertröstet wird. Au» dem Klatsch über Lieutenant Weither geht Greifbares kaum hervor. Er soll auf einer früheren Expedition ohne Noth „Krieg gemacht" haben, aber e» wird nicht bewiesen, daß er in der That den Gebrauch der Waffen hätte ver meiden können. Dann soll Werther Frauen und Kinder von Eingeborenen mit sich fortgeführt und einmal seine Karawane im Elend verlassen haben. Die beiden letzteren Angaben waren ernst zu nehmen, wenn die ganze Redeweise de» Erzähler» nicht den Eindruck hervor brächte, daß e» ihm um nicht» Andere« zu thun sei, als sich selbst in Scene zn sehn. Wir bezweifeln keinen Augenblick, vaß Opal da» beste Fleckenwasser der Welt ist, was aber Herrn Eugen Wolf angeht, so können wir un- einen bessern Gewährsmann über afrikanische Dinge vorstellen. Deutsche- Reich. O Berlin, 16. Mai. Auf dem zweiten Eongreß der soeialistischen Gewerkschaften Deutschlands, der vor Kurzem hier abgehalten worden, hatte der Einberufer desselben, Rrich»tag»abgeordneter Legien, mitgetbeilt, daß außer einem Vertreter der österreichischen Gewerkschaften auch die Franzosen Delegirte gesendet haben würden, wenn sie die Einladung zum Eongreß nicht zu spät erhalten hätten. Wie nun der „Socialist" mittheilt, hat die b'6<lvration äesRonrseg cku travail äs Francs ot Ü68 Lolouiog an den Eongreß ein vom 2. d. M. datirtes Schreiben ab gesandt, das zweifellos in die Hände des Abgeordneten Legien, gewesenen Präsidenten des Congresses, gelangt, von diesem aber — verloren worden ist. Die genannte Föderation erklärt in dem Schreiben, daß sie, um sich ver treten zu lassen, die Einladung zu spät erhalten habe. Ueber ihre Gesinnung und ihre Ziele, die sie erstrebt, läßt sie sich folgendermaßen aus: „... Während die Vereinigung der Arbeitsbörsen von Frankreich, die revolutionair, kom munistisch und staatsfein blich ist, gegen den Patrio tismus kämpft, verkündet sie die gewerkschaftliche Arbeiter organisation zu einem doppelten Zweck: 1) Um einem Generalstreik in den für die Existenz der Nationen wichtigsten Industriezweigen die Wege zu bahnen, einem Streik, der schließlich die Capitalistenclasse zur Verzweiflung bringt. 2) Um den Arbeitern die Mög lichkeit zu geben, nach erfolgter Umwälzung die Pro duction zu organisiren, ohne eine Centralgewalt nöthig zu haben, die unter dem Deckmantel einer „rein verwaltenden Controls" die schon zerstörte Autorität wieder Herstellen würde. Genossen! Die Arbeitsbörsen Frankreich« haben dieses Programm nicht gleich am Tage ihrer Entstehung aufgestellt. Sie haben lange geglaubt, das einzige Mittel, um die Umgestaltung der Gesellschaft ins Werk zu setzen, sei die systematische Eroberung der öffent lichen Gewalten. Heute bekennen sich noch einige (vier oder fünf) halb zu dieser Meinung. Aber die große Mehr heit ist durch den fortwährenden Bankerott des Parla mentarismus eines Besseren belehrt worden und hat sich endlich zum wirthschaftlichen Kampf entschlossen und, ohne aufzuhören, dem Staat, um ihn zu schwächen, möglichst viele Reformen zu entreißen, sich auf die wirthschaftliche Schlacht vorzubereiten, die die Schmarotzer der Arbeit unschädlich machen wird durch das Aufhören der Arbeit selbst. Diese Ideen, die vor Euch zn erklären einzig der Mangel an Zeit unS gehindert hat, wird die Vereinigung der Arbeitsbörsen Frankreichs auf dem Londoner Internationalen Eongreß dar legen, und da sie die Hoffnung hat, Euch da vertreten zu sehen, leHt sie Eurer Prüfung den folgenden Plan vor: AuS Sparsamkeitsgründen und um die wechsel seitigen Beziehungen der Arbeiter aller Länder zu erleichtern, soll an demselben Ort und zur selben Zeit, wo zeweil» der internationale Eongreß derArbeiter- vereine und politischen Gruppen stattsindet, ein internationaler Eongreß von jeder einzelnen Branche stattfinden. ..." Dieser anarchistische Erguß der französischen Gewerkschaften berechtigt zu der Annahme, daß die Marxisten auf dem internationalen „Arbeiter"- Congreß in London mit ihren Gegnern nicht so leicht werden fertig werden wie aus dem Züricher Eongreß, zumal da es bereits fest steht, daß die anarchistisch-communistische Richtung diesmal sehr stark vertreten sein wird. 6. II. Berlin, 16. Mai. In Versammlungen der Schneider und der Schneiderinnen ist festgestellt worden, daß stellen weise die jetzigen Lohnsätze niedriger sind, als vor dem Streik, und die Lage der Mäntelnäherinnen und anderer Arbeiterinnen in der Herrrn-ConfectionSbranche viel trostloser ist, als vor der FrühjahrSbeweaung. An einen neuen Streik ist nach Lage der Verhältnisse kaum zu denken, die bürgerlichen Kreise, die sich um den Professor Schmoller, den Pfarrer v. Soden und den Generalsuperintendenten Faber gruppiren und wesentlich bei dem letzten Streik in vermittelndem Sinne thätig gewesen sind, widerstreben einem neuen Streik mit allen Kräften. Der Führer der ganzen Bewegung, Timm, weiß auch sehr wohl, daß er ohne die Sympathie der human denkenden bürgerlichen Gesellschaft nichts durchsetzen kann; die pecuniäre Unterstützung der Social demokraten reichte noch nicht aus, um die Streikenden einen Tag über Wasser zu halten. Der Geschäftsgang in der Confection ist zur Zeit ein ganz gewaltiger; die FrübjahxS- saison ist zwar vorbei, aber die Herbstsaison erfordert die umfassendsten Vorbereitungen. Die Herbstlager der vorigen Saison sind ausnahmsweise geräumt, und mit großer Be stimmtheit erwartet man ein blühendes Herbstgeschäft. Massenhafte Bestellungen liegen bereits au« dem Auslände, namentlich aus England vor, eine einzige englische Firma hat 7000 Mantel in Auftrag gegeben. Nächst England ist es Amerika, daS unseren Eonfectionairen Aufträge ertbeilt, und neue Absatzgebiete sind in Schweden und Rumänien erschlossen. Aber während die Confrctionaire auf große Einnahmen rechnen dürfen, muffen die armen Arbeiterinnen weiter darben. Nach den neuesten Aufstellungen nimmt man an, daß in der gejammten Confection 200 000 Personen in Berlin thätig sind, der Gesammtlohu wird auf 100 000 000 Mark geschätzt, «S kommen also auf einen Arbeiter resp. eine Arbeiterin 500 »N! im Jahr, also eine Summe, die zum Leben nicht ausreichend ist. Die Herrenconfectionaire, die bekannt lich von den vor dem Einigungsamt abgeschlossenen Be dingungen zurückgetreten sind, stützen sich in erster Linie darauf, daß sie damals ihre Calculationen bei den Sommer und Herbstgeschäften bereit» gemacht und zwar auf Grund der alten Löbne; der neue Lohntarif sei viel zu spät gekommen und könne deshalb nicht anerkannt werden. DaS dürfte im Großen und Ganzen doch nicht zutreffend sein; denn zur Zeit der Verhandlungen waren die Reisenden noch nicht auf der Tour. Jene Kreise, die bei dem Streik im Frühjahr so lebhaft für die Mäntelnäherinoen «iogetreten sind (Geistliche aller Richtungen und Politiker aller Schattirungen), gehen nun mit der Absicht um, neue Versuche zur Verbesserung der Lage der Arbeiter in der Confection zu machen. Eine evangelisch.sociale Frauengruppe hat seiner Zeit Tausende von Mark gesammelt und die Bedürftigsten unterstützt; auch eine BetriebSwerkstätte ist von dieser Seite eingerichtet worden. Aber daS Alle» war nur ein Tropfen aus den heißen Stein. Die Noth ist großer, als je, und erfordert umfassendere Hilfe, sei eS mit den Eonfectionairen, sei e« ohne sie. * Berlin, 16. Mai. Die „Nationallib.-Corr." schreibt: „Eben erst werden wir auf einen vor acht Tagen erschienenen Artikel der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung" auf merksam gemacht, der sich mit der „Lage der »ationalliberalen Partei" und mit der „Nationallib. Corr." beschäftigt. Er liest sich wie die Beschreibung eines fernen Landes, verfaßt von einem Scribenten, der es nie betreten und sick auch nicht die Mühe genommen hat, Andere, die etwas darüber wissen, zu befragen. Eine so umfassende Unkenntniß der Dinge und Personen, wie sie in dieser Zeitungsbetrachtung zu Tage tritt, ist im Kreise auch nur einigermaßen mit Politik vertrauter Leute, auch solcher, die der national liberalen Partei ganz fern stehen, nicht zu finden. Die gegnerische Presse, sonst sehr bereit, Ungünstiges über diese Partei zu verbreiten, hat denn auck, so weit wir sehen können, von den Offenbarungen der „Rd. Westf. Ztg." keine Not,z genommen, vermuthlich weil ihr der Ehrgeiz fremd ist, ,n den Ruf einer Publicistik zu gerathen, die Offenkundiges nicht weiß und Lächerliches behauptet. Wir empfinden nicht das Bedürfniß, die falschen Vorstellungen des Essener Blattes zu berichtigen, wollen aber zur Kennzeichnung der Ausdehnung seiner Unkenntniß und Leichtfertigkeit einige Puncte bervorheben. Es wird erzählt, der Abg. vr. Hammachcr habe, als „Führer der freihändlerischen Gruppe in der Partei", in einer Fractionssitznng den Antrag gestellt, die Vertreter der Partei in der Commission für Las Börsen gesetz abzuberufen. Das ist weder durch vr. Hammacher, noch durch ein anderes FractionSnntgliev geschehen.^ Weiter wird behauptet, „Herr vr. Hammacher und dessen Freunde" hätten vor der Abstimmung über das Verbot Les börsen mäßigen GetreideterminhanLelS den Sitzungssaal deS Reichs tages verlassen. Auch das ist unwahr. Kein einziges Mitglied der nationalliberalen Partei hat sich vor der Abstimmung entfernt. Ter Abg. vr. Hammacher war in der betreffenden Sitzung gar nicht anwesend gewesen und dies aus Gründen, die mit der Entscheidung über den Terminhandel außer allem Zusammenhang standen. Eine dritte Unrichtigkeit der „Rh.-Westf. Ztg." legt Zeugniß von deren beinahe imponirender Ungenirtheit im Behaupten ab. Das Blatt theilt als etwa« „höchst Befremdliches" mit, die „National liberale Correspondenz" habe sich nicht gescheut „in einem Artikel die Abstimmung der Mehrheit (dek nationalliberalen Partei über den Getreideterminhandel) zu bemängeln." In Wahrheit hat die „Nationalliberale Correspondenz" nicht in einem, sondern in mehreren Artikeln den Beschluß der Fraction gerechtfertigt und niemals sich gegen das Verbot des Terminhandels gekehrt. Ihre Auslassungen sind Gegenstand der Kritik anderer, das Verbot mißbilligender Organe geworden, es konnte also ein Mißverständnis nicht entstehen. Angesichts ihrer so beschaffenen Unterlagen wird es Lie „Rh.-Westf. Ztg." nicht Wunder nehmen, wenn wir uns mit ihren Schlußfolgerungen nicht abgeben. Unsere politischen Freunde in Essen und Dortmund bitten wir aber, wenn sie — wie vorauszusehen — nächstens einmal in diesem Blatte lesen, der Abg. vr. Hammacher habe die Einführung des Milizsystems oder die „Natlib. Corr." habe die Beseitigung des Jefuitengesetzes empfohlen, bei glaubwürdigen Personen Erkundigungen einzuziehen, ob sich wirklich Derartiges zn- getragen hat." Berlin, 16. Mai. (Telegramm.) Prinz Heinrich von Preußen trifft heute Nachmittag um 4 Uhr 33 Min. in Berlin ein. Um 7 Uhr 15 Min. Abends setzt er die Reise nach Moskau fort. 0. 11. Berlin, 16. Mai. (Privattelegramm.) Die vielfach verbreitete Nachricht, daß an zuständiger Stelle die Absicht bestehe, den besoldeten klinischen Univerfitäts- Profcfsorcn das Halten von Privatkliniken und die direkte oder indirekte Betheiligung an solchen zu untersagen, ist unwahr. — Der „Leipz. Ztg." wird aus Berlin gemeldet, auf Befehl des Kaisers dürfe die „Kölnische Zeitung" wegen ihrer jüngsten Artikel gegen hochgestellte Personen in des Kaisers Umgebung in den königlichen Schlössern nicht mehr gehalten werden (?). — In der neuesten Nummer der „Deutschen Juristen- Zeitung" lesen wir: „Die Reibe von Vorträgen in der Juristischen Gesellschaft zu Berlin über daS Bürgerliche Gesetzbuch schloß am 2. d. MtS. Professor Vr. Strohal aus Leipzig mit einem Vortrag über das Erbrecht des Entwurfs des Bürgerlichen Gesetzbuchs in der Fassung der dem Reichstage zugegangenen Vorlage. Redner gab in fesselnder Redeweise einen cursorischen Üeberblick über die erb rechtlichen Principien des Entwurfs, die er als befriedigend bezeichnete, und ging sodann aus die einzelnen erbrechtlichen Be stimmungen ein, wobei er sich meisten« mit den, Entwurf einver standen erklärte und nur hier und da seinen abweichenden Stand- punct bei Specialbestimmungen, insbesondere in dem Abschnitte über die Vermächtnisse und das Pflichtteil, betonte und durch Beispiele erläuterte. Zum Schluß hob er hervor, daß er auf alle seine Einwendungen verzichte, wenn der Ent wurf in seiner jetzigen Gestalt Gesetz werbe. Die NechtS- rinheit sei ein zu kostbares Gut und mit den Mängeln des Gesetzes, die niemals fehlen, werde sich eine aufblühende Recktswiffenshaft und eine gesunde Praxis schon vortrefflich abfinden." — In einem Leitartikel der „ Nordd. All g. Ztg." gegen die Christlich-Socialen ist zu lesen: „Welcher Gewinn für eine Demagogie, die sich den Mächten der modernen Bildung gegenüber um jeden Preis durchsetzen wollte, wenn e» gelang, daS Princip der Menschenfreundlichkeit und Barmherzigkeit selbst, wenn es gelang, die christliche Liebe zu „verstaatlichen" und damit zum Hilfsmittel politischer HerrschaftSpläne zu machen. Um dies durchzu führen, brauchte eS weiter nichts als den Unterschied zu ver schleiern zwischen freiwilliger Gabe und gewaltsam entrissenem Raub. Wo eS sick um Begriffsver dunkelung in weltlichen Angelegenheiten handelte, hat dir Fachgelehrsamkeit deS Priester» sich von jeher auf der Höhe der Aufgabe gezeigt." — Die „Germania" spricht sich mit großer Entschieden heit gegen die Vertagung der Entscheidung über da« Bürger liche Gesetzbuch auS; sie sagt: „Der Seniorenconvent schien in der letzten Sitzung, die er ab» gehalten, die» allgemein al- unvermeidlich und unbedenklich anzu» sehen. Man war der Ansicht, daß die Commission vor Pfingsten die erste, nachher die zweite Lesung, einschließlich der Bericht erstattung, fertig stellen, das Plenum aber erst im Spätherbsle die zweite und dritte Lesung vornehmen solle. Inzwischen ist nicht blos der Bundesrath gegen diese Geschäftseintheilung ausgetreten, von Tag zu Tage mehren sich auch im Reichstage die Bedenken dagegen. Vorab aber sind es die Mitglieder der Commission und die maßgebendsten Parteien und Persönlichkeiten in derselben, welche je länger um so entschiedener für die un unterbrochene Lösung der wichtigen Aufgabe eintreten. Es ist zu hoffen, daß auch jetzt noch Widerstrebende die theilweise sehr berechtigten Gründe gegen die dadurch gebotene Verlängerung der Arbeiten in Berlin zurücktreten lasten werden hinter der vollen Er kenntniß der Bedeutung des Werkes und des Vorzuges gerade „dieses Reichstages", dasselbe ohne Aufschub unter Dach und Fach bringen zu können. „Es wächst der Mensch mit seinen größeren Zwecken." Aber auch für die Erfüllung dieser Hoffnung ist uner läßliche Vorbedingung die zuverlässige Gewähr, daß mittlerweile die Berufung in Strafsachen nicht» vielleicht auf Nimmerwiedersehen, unter den Tisch falle." * Priikclwitz, 16. Mai. (Telegramm.) Der Kaiser ist heute früh 8 Uhr 10 Min. hier eingetroffen. Fricdrichsruh, 16. Mai. (Privatteleqramm.) Die Ueberaabe des Den kma l-Modells an den Fürsten Bis marck erfolgte mit einer Ansprache des Drostes Balck - Güstrower der Fürst erwiderte dankend in einer längeren Rede, M > er die guten Beziehungen Preußens zu Mecklenbu Königin Luise betonte und des seligen Großherzogs ge dachte, der ihm immer ein außerordentlich liebenswürdiger Herr gewesen sei. (Wiederholt.) * Bremen, 16. Mai. Die Commission der Bremer Bürgerschaft hat in der Angelegenheit des KrankenhauS- direclors vr. Sckolz Bericht erstattet und beantragt, wie wir der „Weser-Ztg." entnehmen, Folgendes: „Die Bürgerschaft wolle ihrerseits sich mit der Bewilligung eines lebenslänglichen Ruhegehalts für Director vr. Scholz nach Maßgabe der gesetzlichen Bestimmungen über das Ruhegehalt der Bremischen Beamten einverstanden erklären; 2) dieselbe wolle dem Anträge des Senats auf Niedersetzung einer Deputation zur Er- örteruug über die Stellung uud Organisation der Krankenanstalt zustimmen." Die Eommissare de» Senats erklärten sich mit der Ge währung des Ruhegehaltes einverstanden. * Forst i. L., 15. Mai. Eine von etwa 1000 Textil arbeitern und -Arbeiterinnen besuchte Versammlung batte am 20. April d. Js. beschlossen, dem hiesigen Fabri kantenverein folgende Forderungen zu unterbreiten: 1) Die Arbeitsdauer in den Fabriken darf nur in der Tageszeit von früh 6 Uhr bis Abends 7 Uhr festgesetzt werden. 2) In allen Betrieben ist eine 1'/-stündige Mittagspause einzuführen. 3) In denjenigen Fabriken, wo genießbares Trinkwasser nicht vorhanden ist, hat der Arbeitgeber durch Beauftragte für ausreichend frisches, der Gesundheit unschädliches Wasser während der Dauer der Arbeits zeit Sorge zu tragen. 4) Aufbesserung der Löhne für Stu.den arbeiter, insbesondere der Wolfer, Ausputzer, Färberei- und Walkerei- Arbeiter, sowie der Kremplerinnen. 5) Die Herren Arbeitgeber haben streng darauf zu achten, daß sich deren Werkmeister einer humanen Behandlungsweise den ihnen unterstellten Personen gegen über befleißigen. Der Fabrikantenverein bat jetzt, wie die „Voss. Ztg." be richtet, beschlossen, den Mitgliedern zu empfehlen, den Forderungen unter 1) und 2) stattzugeben. Tie übrigen Forderungen wurden den Mitgliedern zur wohlwollenden Berücksichtigung empfohlen. * Aus Lberschlefien, 15. Mai. Ueber die polnischen Hetzereien gegen die deutschen Katholiken in Ober schlesien beschwert sich die klerikale „Scbles. Volksztg."; sie veröffentlicht eine Zuschrift, welche wie folgt beginnt: „In welcher Weise die polnischen Hetzblätter zeitweise gegen die deutschen Katholiken vorgeben, zeigen wieder Artikel der „Gazeta Opolska" und des „Katolik". In diesen wird die erste Communion der Kinder besprochen und das Verhalten des Ortspfarrer« sowie der Lehrerschaft hiesiger Parocbie einer maßlosen Kritik unterzogen. Der Bericht der „Gazeta Opolska" sagt: Wahrend vom Altäre nur so das Deutsche stoß, kamen vom Chore schreiende, lustige Lieder, welche auf va« Volk, daS an seine ehrwürdigen, schönen polnischen Gesänge dachte, einen peinlichen Eindruck machten, al« wenn man irgendwo, aber nicht in der Kirche sich befände . . ." Die „Echtes. BolkSztg." bemerkt dazu: „Darnach dürsten sick Diejenigen, welche so leicht geneigt sind, die Vorgänge in Oberschlesieu optimistisch zu betrachten, recht arg getäuscht haben. Wie neben zahlreichen anderen AuSlaffungen Vorstehende« sattsam beweist, wird die MaulwursSarbeit gegen die Autorität des oberscklesiscken Klerus unentwegt fortgesetzt." — Helfen werden diese Beschwerden nicht», denn wie auf dem Centrums jubiläum der Abg. Lieber auSgeführt hat, sind die Polen die besten Freunde de« Centrum« und verfolgen, wie Fürst Radziwill bestätigte, auch dieselben Grundsätze. tk. Weimar, 16. Mai. (Privattelegramm.) Der Gebeime Staat«ratb von Boxbe'rg hat wegen schwerer Krankbeit Pensionirung nachqesucht. An Stelle de« er krankten Geheimen Kirchenrath« Förtsck ist Superintendent Spinner in Ilmenau für die Generalsuperintendentur de« Großherzogthums ausersehen. * Aachen, 15. Mai. Die Gewerbegeri chtSwablen ergaben einen Sieg der Christlich-Socialen. (Frkf. Z.) * Darmstadt, 16. Mai. (Telegramm.) Der Groß- bcrzocz und die Großherzogin sind mit der Prinzessin Elisabeth heute Vormittag nach Moskau abgereist. * Aus Württemberg, 15. Mai. Die Kammer der StandcSherrrn beschäftigte sich jüngst mit der Feuer bestattung. Der Berichterstatter der Commission, Präs. Or. von Silcher, beantragte, dem di« Feuerbestattung befür wortenden Beschlüsse der Kammer der Abgeordneten nicht beizutreten. Die Ausführungen de« vr. von Silcher waren durchaus sachlich. Dagegen sprach Fürst Hohenlohe- Jagstberg laut dem „Merkur" sich wie folgt au«: „Er wolle als Gegner der Feuerbe-attuug, al» Gegner dieser heidnischen Sitte, nur seine Freud« darüber auSdrücken, daß im anderen Hause von den Gegnern so wvhlbegründet und über- zcugungsvoll gegen diese Petition gesprochen worden fei. Seiner Uebcrzeugung nach solle man nicht di« Leichen, sondern di«
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