01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.05.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960526011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896052601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896052601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-05
- Tag1896-05-26
- Monat1896-05
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Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherein Taris. t-rtra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbesörderung 00.—, mit Postbesörderung 70.—. Anzeiger. Nmlsvlatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Ratljes und Votizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. ÄnnatMklchluß für Anzeigen: Ab end-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgen - Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eins halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet- an dir Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig 262. Dienstag den 26. Mai 1896. so. Jahrgang.. Amtlicher Theil. Konkursverfahren. Urb« da« vermögen des Kaufmann- Curt Alfred Körding, Inhabers de- Colonialwaarengeschäfts hier, Wiesenstraße 14, wird heute am 6. Mai 1886, Nachmittags 5 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Herr Rechtsanwalt vr. Gottschalk hier, Thomasgasse 4, wird zum Konkur-verwalter ernannt. Konkursforderungen sind bi» zum 9. Juni 1896 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Ver- Walters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles üb« die in 8 120 der Konkursordnung bezeich neten Gegenstände auf den 88. Mai 1896, Vormittags 11 Nbr, und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den IV. Juni 1886, Vormittags 11 Uhr, Vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer206, Terminanberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie au- der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruchs nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 6. Juni 1896 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Leipzig, Abth. II', L. 56./9S. No. 2. am 6. Mai 1896. Bekannt gemacht durch den Gerichtsschreiber Secr. Beck. Konkursverfahren. Ueber daS Vermögen des Gastwirths Heinrich Ttammingcr, Besitzers der Gastwlrthschast „Eldorado" hier, Pfaffendorferstraße 4, wird heute, am 4. Mai 1896, Mittags 12 Uhr das Konkurs verfahren eröffnet. Herr Rechtsanwalt Rudert hier wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 8. Juni 1896 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Ver- Walter», sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eiatretenden Falle» über die in 8. 120 der Konkursorduung be zeichneten Gegenstände auf den 27. Mat 1896, vormittags 11 Uhr, und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen aus Pen 18. Juni 1896, Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer 206, Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig' sind, wird auf- gegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung m Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 4. Juni 1896 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Leipzig, Abth. II', 8. 65/96. No. 3. am 4. Mai 1896. Bekannt gemacht durch den Gerichtsschreiber: Secr. Beck. Die städtische Sparcaffe beleih» Werthpaptere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, de» 2. Januar 1896. Die Eparcaffen-Deputation. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche auf den Namen des Maurermeisters Karl Ferdinand Neumann in Eutritzsch eingetragene, in Leipzig an der Kaiser Wilhelmstraße gelegene Bauplatzgrundsiück Nr. 2974 >v des Flurbuchs und Foliuni 303 des Grundbuchs für Leipzig, Brand vorwerk, geschützt auf 766 Mark, soll an hiesiger Amtsgerichtsstelle, Zimmer 214, zwangsweise ver steigert werden und es ist der 2. Juni 1896, Vormittags II Uhr, als BersteigcrungStermin, sowie -er 11. Juni 1896, Vormittags 11 Ubr, als Termin zn Verkündung des Vertheilungsplans anberaumt worden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangvcrhältnisses kann in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Leipzig, am 23. März 1896. Königliches Amtsgericht, Abth. II". 2a. 33/96. Nr. 9. Scheid Hauer. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche aus Len Namen Les Maurermeisters Karl Ferdinand Neumann in Eutritzsch eingetragene, in Leipzig an der Kochstraße gelegene BauplatzgrNttdstück Nr. 3139 des Flur- buchs und Folium 311 des Grundbuchs für Leipzig-Brandvorwerk, geschätzt auf 2.» 666 Mark, soll an hiesiger Amtsgcrichtsslelle, Zimmer 214, zwangsweise ver- steigert werden, und es ist der 2. Juni 1896, Vormittags 11 Uhr, als Versteigernngstermin, sowie der 13. Juni 1896, Vormittags 11 Uhr, als Termin zu Verkündung des Vertheilungsplans anberaumt worden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Leipzig, am 23. Mqrz 1896. Königliches Amtsgericht, Abth. 11°. 2a. 31/96. Nr. 9. Scheidhauer. Das Jahn-Museum zu-Freyburg a.d. Unstrut. Drei ernste weihevolle Momente verknüpfen uns mit der anmuthigen Stadt Freyburg a. d. Unstrut, in welcher die deutsche Turnerschaft pietätvoll über der irdischen Hülle des unsterblichen Altmeisters der Turnkunst, Friedrich Ludwig Jahn, ein nationales Ehrenmal errichtet bat, jene Ruhmes- halle, die nicht nur als ein ideales Merkzeichen für die Turnkunst und ihren Begründer gilt, sondern die auch als Turnhalle für die Freyburger Turnerschaft einem praktischen Gedanken die Verwirklichung leiht. Es war an einem sturmdurchbrausten, regendurchschauerten Märztag, als wir die Gebeine des alten Turnvaters Jahn aus ihrer morschen Umhüllung hoben und sie dann unter dem mächtigen Nischen gewölbe der Ruhmeshalle in die neue Gruft senkten, es war später, als wir in das freudig begeisterte, von Tausenden von Turnern durchströmte Freyburg einzogen und den stolzen Bau der Turnerschaft in seiner Vollendung weihen sahen, als wir hier Las Gelöbniß treuer Arbeit im Sinne Jahn's erneut vernahmen, und es war endlich in stiller Stunde, als wir das in der Ruhmeshalle errichtete Jahnmuseum und seine Schätze in Augenschein nahmen. Die Sammlung, welche jetzt schon weit über 300 Nummern, darunter Stücke von hohem Werth und großer Seltenheit, umfaßt, beginnt mit sinnigen äußeren Beweisen ^er deutschen Turnerschaft für die Sache, wie die „Deutsche Turnzeitung" schreibt, des Museums einmal in der Ausstellung einer treff lich niodellirten Jahnbüste, welche die deutsche Tnrnerschaft zur Erinnerung an den Altmeister der Turnkunst gestiftet und diesem auf hohem Postament errichteten bildnerischen Schmuck in Gemeinschaft mit dem Leipziger Schlachtfeldgau eine gleiche, fein patinirte Büste des früheren Vorsitzenden der deutschen Tnrnerschaft Georgii zugefügt bat. Unter den Bildern Jahn's, welche je nach der »Zeit der Aufnahme, theils in Lithographie, theilS in Holzschnitt oder in Kupferstich erscheinen, ragt besonders das eine, von dem Maler G. Engelbach in Berlin kurz vor Jabn's Tode aus genommene hervor (jenes Malers, der dankbar jener bei Jahn verlebten Tage gedenkt, an denen er dessen Bild zeich nete), das den Kopf Jahn's in einer besonders lebenswahren Auffassung wiedergiebt. Selbstverständlich fehlt es nicht an anderen künstlerischen Auffassungen des Jahn'scben Bildnisses, das bald ideal, bald realer wiedergegeben erscheint. Alle diese Bilder geben davon Zeugniß, wie auch das Charakteristische feiner Erscheinung den unerschrockenen Vor kämpfer deutscher Einheit zur persönlichen Darstellung eines Stückes deutschen Strebens und deutscher Geschichte gestempelt hat. Die mächtige Gestalt zeigt den Turnvater, der weiße langwallende Vollbarl den Patriarchen und Propheten, der geschlossene Rock mit dem übergeschlagenen Hemdkragen belebt die schon historisch gewordene Erinnerung an die Befreiungs kriege, an die Lützvw'sche Freischaar, an die nationale Romantik des Wartburgfestes. Mit Jahn erscheinen in dem Museum die Bilder eines Friedrich Friesen, Arndt, GuthsMulhs, Eiselen. Der Be stimmung des Museums Rechnung tragend, schließen sich als neue an Georgii, Or. Kloß, Aug. Ravenstein, Ad. Spieß, Wilh. Albin Martens. An der Wandseite des Einganges hängt das von Hausmann in Hanau im Jahre 1848 ge malte Bildniß von Jahn's erster Frau, ein treffliches Portrait, das das hübsche Gesicht derselben mit seine» bekümmerten Zügen lebenswahr wiedergiebt. Es folgt dann eine Reihe bildlicher und photographischer Darstellungen von den Wohn stätten und Denkmälern Friedrich Ludwig Jahn's, darunter die von Jahn's Denkmal in der Hasenhaide, von Jahn's ehe maligem Grabdenkmal auf dem Freyburger Friedhöfe. Zwischen all den hier aufbewahrten bunten rothweißen Turnerschleifen, die theils bei der Einweihung der Erinnerungs turnballe, theils bei dem Besuche fremder Turnvereine an der Wallfahrtsstätte der deutschen Tnrnerschaft einst an dw nieder gelegten Ehrentränze geheftet waren, ist ein großer Stahlstich ausgenommen worden, dessen Inhalt die deutsche National versammlung in der Paulskirche in Frankfurt a. M. bildet. Aus der Zeit dieser Nationalversammlung stammt auch jenes Stück schwarz-roth-goldene Band, das Jahn nach einem be glaubigten Documeuk in der Sitzung des Frankfurter Parla ments im Knopfloch getragen. Die Sense, welche neben dem Eingang hängt, ist ein Geschenk von Hanauer Turnern an Jahn. Ringsum dann weiter Lithographien, Stiche, Bilder und Photographien in Hülle und Fülle; eine Aufnahme von Jahns Wohnhause in Cölleda, wohin er vom Jahre 1828 bis 1835 verbannt gewesen, eine Photographie der Männerriege zu Breslau vom achten deutschen Turnfest im Jahre 1894, eine wohlgelungene, von C- König in Naumburg bewirkte Auf nahme des Eiuweihungsactes der Erinnerungsturnhalle. Dem Begründer des Körnermuseums, Herrn Hofrath Or. Emil Peschel in Dresden, ist jenes werthvolle, unter GlaS und Rahmen ausgcnominene Autogramm zu danken, welches eine energische Befürwortung des Turnergrußes „Gut Heil" durch Jahn enthält. Neben einem vom Turnerbund an der Saale gestifteten quadratischen, das goldene vierfache k tragenden Stein aus der Zahnhöhle, deren Photographie zur Seite hängt, be finden sich zahlreiche auf Jahn und sein Wirken bezügliche Reliquien. Wir sehen den mit Jahn's Wappen gestickten Lehnstuhl, den einst Jahn's Töchter dem Alten im Barte zum Geburtstage überreicht, wir sehen Petschaft, Siegel und Tintenfaß, das Jahn gebrauchte, wir finden die Krieger denkmünze Jahn's, die mit der Umschrift: „Preußens tapferen Kriegern", an des wackeren Patrioten Betbeiligung an den Freiheitskämpfen erinnert. Eduard Arnold, ein Schüler Jahn's, schenkte dem Museum ein Modell des Wohn- und Sterbebauses Jabn's in Freyburg. Wir schaue» u»s weiter um, ka begegnen wir einem selt same» Stück, eines von den ledernen Turnzeichen, die von Len elf Turnern, mit denen Jahn in der Hasenhaide üble, getragen worden war, wir sehen jene Erinnerungsplatte, welche am 11. August 1878 zum 100jährigen Geburtstage Jahn's von Len Turnern in Gera-Pöppeln gewidmet worden war, wir finden weiter Büsten und Bilder in Menge. Da liegen auch zwei aus Brod geknetete Buchstaben, ein A und ein O, mit einer 8. Sie reden eine vernehmliche Sprache, die Sprache des Gefängnisses, von dem Jahn selbst einmal in einem Briefe an seine Frau sagt: „Aus dem Fenster kannst dn nach Her^. 'slr ft hinauSgncken, ohne Gefahr, hinaus zu fallen, da es durch Eisengitter und Drahtnetz so verwahrt ist, Laß kein Elephant hinaus, und kein Brummer hinein kann." Ein breites schwarz-roth-goldenes Band, welches die einzelnen Reliquien umschlingt, ist einst das Geschenk Jahn's an ein Frantsurter Mädchen, Frl. Neubaur, gewesen. Vater- Jahn war ein Feind aller Glücksspiele, namentlich des Kartenspiels, dagegen ein eifriger und ausgezeichneter Zwei- und Vierschach-Spieler. Das Rundschachspiel scheint eine Erfindung von ihm zu sein. Diese von Jahn benutzten, höchst primitiven, aus Pappe und buntem Glanzpapier ge fertigten Spiele, Zweischach und Rundschach, Hal Eduard Arnold dem Museum als Geschenk überwiesen. Und weiter streift der Blick! Hier hängt ein Haarbild von Blumen aus Jahn's Haaren, dort liegen Lorbeerblätter aus Ehrenkränzen, die in Jahn's Grab gelegen, Münzen und Medaillen in Menge, dazu Pläne und Broschüren, Schriften, Festberichte, Zeit schriften aller Art, kurz eine Turnliteratur, die Bezug aus „Loring". Bon Paul Bourget (Pari-).*) Nachdruck verboten. Wer das Wesen dieser amerikanischen Sportsbelustigungen, dieser price-LglLs, die immer mit der Kampfunfähigkeit eines der beiden Boxer enden, kennen lernen will, der muß in irgend einem atdletie-club einen regelrechten Kampf beobachten, bei dem die Hiebe gezählt und die Gänge beschränkt sind. Der interessanteste, den ich sah, fand in Washington statt. ES war die« überhaupt der erste, dem ich beiwohnte. Im dritten Stockwerk des Clubs, im Turnsaal, war eine manns hohe, mit Stricken umspannte Plattform errichtet, um diese herum saßen oder standen etwa tausend Zuschauer. An den Mauern angehängte oder angelegte Turngeräthe bildeten einen de« SchauffnelS würdigen Nahmen. Elektrisches Licht — eS war neun Uhr Abends — beleuchtete bell die Gesichter der ungeduldig Harrenden und in ihrer Mitte die Gestalt eines nervös auf der viereckigen Estrade hin- und hergehenden ManneS, des rokereo, de- Schiedsrichters. Er trug eines von jenen hypermodernen JaketS mit rundem, bequemem Schnitt, deren Fatzvn dem Panzer eines enormen Krusten- thiereS ähnelt. Endlich entsteht ein Murmeln der Be friedigung. Die beiden ersten Boxer mit ihren Trainern erscheinen. Sie haben große Mäntel um, die sie ablegen, sobald sie auf der Estrade angelangt sind. Ihre Leiber kommen nackt, mager, aber mit wulstigen Muskeln ver sehen, zum Vorschein. Sie setzen sich nieder und über lasten sich mit erstaunlichem Phlegma der Pflege ihrer Begleiter, die sie waschen, kämmen und sie wie Thiere bürsten, während der Mensch im weiten Jaquett da- Programm des Kampfes verkündet, seine Dauer, di« Zahl der Gänge oder rouucl», daß Gewicht der Champions, ihre Namen, ihre Heimath. Der eine ist aus Philadelphia, der andere aus Wilmington. Der erstere hat ein dunkles, mulattenartiges Gesicht, in dessen Mitte eine platt und krumm geschlagene Nase sitzt. Der andere ist blond, hat ein eckige« Gesicht mit gleichfall«, aber an zwei Stellen ge- brocheuem Nasenbein, wa« ihm ein todtenkopfartiges Aus- seben giebt. Er hält die Arme rückwärts auf die m einem spitzen Winkel sich kreuzenden Stricke gestützt. Seine stein- Einzig« vom verfass« autoristrt» Uebersetzung. harten Armmuskeln glänzen, während man sie ihm reibt, und dabei scheinen sie unbeweglich. Endlich ist die Toilette fertig. Man zieht ihnen beiden Handschuhe an. Man schlägt auf eine Metallplatte. Sie erheben sich, gehen auf einander zn, drücken sich die Hände und der Gang beginnt. Ein Murmeln der Freude tönt durch die Versammlung, ein Murmeln, das bald wie ein Seufzen klingt und bald wie ein Geheul, je nachdem das Tempo des Kampfes sich beschleunigt oder verlangsamt. Der Philadelphiaer greift kräftiger an, aber er ist zu hitzig. Er steht nicht fest genug auf den Beinen. Er rückt und rutscht hin und her, während sein Arm mechanisch auf und nieder geht wie ein Hebel. Sein Gegner hat eine bessere Haltung, er avancirt, er weicht zurück, ohne daß sein Rumpf sich bewegt. Die Schläge werden immer heftiger. Die beiden Männer sind in Wuth. Man hört, wie sie keuchen und wie ihre Fäuste dumpf auf das nackte Fleisch ausschlagen. Nach einigen noch kräftiger geführten Hieben fließt der „elrrret". Das Blut rinnt an den Armen, von den Augen, aus der Nase herab, es besudelt Mund und Wangen, eS färbt mit seinem rothen, warmen Naß die Fäuste, während das Publicum mit lautem Geschrei feinen nur durch das Getön der Metallplatte unterbrochenen Jubel ausdrückt. Das ist die Pause zwischen zwei Gängen. Die Boxer haben sich wiederum gesetzt und überlasten sich von Neuem den Trainern, die ihnen das Blut abwischen. Da- sieht aus, wie wenn Stallknechte Pferde striegeln. Wettende stürzen wie toll auf die Estrade, legen die Röcke ab und fragen, in Hemdsärmeln dastehend, die armen Faustkämpfer aus, die von dem Blutverlust, von den Schlägen die sie ausgetheilt und bekommen haben, und überhaupt von der nervösen An strengung des Kampfes halb ohnmächtig sind. Dann ertönt abermals ein Signal und ein neuer Gang beginnt. Vier derartige Kämpfe fanden an jenem Abend statt. Der erste mit sechs, der zweite mit acht, der dritte mit fünf und der letzte mit elf Gängen. Und wahrend der zweiundeinhalb Stunden, die die Geschichte dauerte, verließ auch nicht ein Zu schauer den Platz. Nicht eine Secunde schien das leidenschaft liche Interesse zn erlahmen, mit dem alle diese Gesichter nach der Estrade blickten. Kaum ein leiser Protest wurde hörbar, als, nachdem der rekerse die Champions des dritten Kampfe- aufgerufen hatte, zwei Knaben im Alter von je 16 Jahren erschienen, der eine robust mit untersetztem Körper, der andere schwach und schmächtig, so daß eine Stimme rief: are girls, no („daS sind ja Mädchen und keine Knaben"). DaS hinderte indessen nicht, daß man in fanatischen Jubel auSbrach, als der schwache, mager« Junge besiegt und blutüberströmt zu Boden stürzte. Man hatte ihn kaum fortgetragen, als auch schon ein neues Duell zwischen zwei alten Boxern begann, deren Körperbau merk würdig mit einander contrastirte. Der eine war klein und stämmig, fast dick; sein Leib war roth, behaart, und dicke blaue Adern schimmerten allenthalben unter der weißen Haut hervor; der andere war lang und dürr, doch knochig und sehnig. Das unheimliche glattrasirte Gesicht des letzteren zeigte ein paar verschlagene Lakaienaugen und ein trotziges Lächeln. Nach acht rounäs war dieser hagere Athlet noch ebenso trocken wie in dem Augenblick, wo er den Fuß auf die Estrade gesetzt hatte, während dem anderen der Schweiß mit Blut vermischt am Leibe herabrann. Das war eine Reibe von erstaunlichen Hieben und Gegenhieben, und als schließlich die beiden Cham pions den elften Gang beendet hatten, ohne daß einer von Beiden am Boden lag, da durchtosten die Versammlung brausende Sympathie-Kundgebungen für den Schwächeren, der sich mit solcher Tapferkeit vertheidigt hatte. Der Große ward als Sieger erklärt, aber nicht, ohne daß man lauten Protest erhob und dem anderen voll Freundschaft und Be wunderung die Hand drückte. Der Besiegte hätte von den Leuten ich weiß nicht was verlangen können, sie hätten es ikm gegeben — so sehr hatte ihnen seine Haltung Achtung eingeflößt. Eine derartige Achtungsbezeugung gegenüber professions mäßigen Boxern wird sonderbar scheinen. Sie allein erklärt das Prestige, das die Helden des Faustkampfes in den Ver einigten Staaten umgiebt. Eine meiner amerikanischen Freundinnen, der ich von diesem Enthusiasmus mit dem Ausdruck der Verwunderung sprach, erzählte mir, wie einer der berühmtesten Boxer des Westens ihr Lebensretter ge worden sei. Sie halte den Abend in dem Vororte einer großen Stadt, die sie damals bewohnte, verbracht und kehrte eben in ihrem Wagen heim, als sie plötzlich die Straße von einer drohenden Menschenmenge versperrt sah. Es handelte sich um eine Demonstration rm Anschluß an einen langen, ernsten Streik. Die Pferde müssen halten, sie steckt auS Neugierde ein wenig den Kopf zum Fenster heraus. Mit einem furchtbaren Lärm begrüßt man ihr Erscheinen. DaS elektrische Licht, daS die Straßen erleuchtet, läßt die großen Diamanten in ihrem Haar hell funkeln. Dieses Zeichen von Wohlhabenheit, sowie das elegante Gespann ruft den höchsten Grad von Unwillen unter der aus gehungerten Menge hervor. Feuste ballen sich drohend, verdächtige Gestalten, die sie beschimpfen, treten dicht an den Wagen. — „Ich hatte eme lange goldene Nadel au« dem Haar gezogrn", sagte mir di« junge Frau, „und ich war fest entschlossen, dem Ersten, der mir zn nahe käme, damit ins Gesicht zu stechen." — In diesem Augenblicke der höchsten Gefahr sieht sie, um daS Maß ihrer Bestürzung vollzumachen, wie ein kolossaler Kerl die Reihen des Volkes durchdringt und die Leute mit einer solchen Autorität bei Seite schiebt, daß sie den Mann für einen der Führer hält: „Haben Sie keine Furcht vor den Unglücklichen", sagte er; „lassen Sie mich nur machen. Nur befehlen Sie Ihrem Kutscher, vorwärts zu fahren . . . ." Die junge Frau beugt sich abermals zum Schlage heraus, ohne daß diesmal das schreckliche Geheul ausbricht, und sie giebt den Bedienten, die bleich vor Angst auf dem Bocke sitzen, ihre Befehle. Die Pferde ziehen an und die Menge macht Platz. Fort geht's in rasendem Galopp. „Sie können sich denken, daß ich zu erfahren suchte, wer mein Retter gewesen war", fuhr die Erzählerin fort. „Aber die beiden Bedienten waren erst kürzlich aus Europa herüber gekommene Irländer und kannten Niemanden. Die Be schreibung, die ich einigen über die Führer des Streikes einiger maßen unterrichteten Freunden von dem Manne gab, paßte auf keinen der Leute. Ich hatte schon alle Hoffnung auf gegeben, den Namen meines gekeimnißvollen Retters zu er fahren, den ich im Geiste noch ganz deutlich vor mir sah mit seiner hohen, herkulischen Gestalt, seinem befehlenden Blick und seinen zugleich rohen und behenden Bewegungen. Da, etwa acht Wochen nach dem Vorfall, befinde ich mich mit meiner Mutter in einer Pelzwaaren - Handlung, um Einkäufe zu machen. Auf einmal höre ich einen Heidenlärm vor der Thür. Ich blicke hinaus und sehe, wie mein Kutscher vom Bocke herunterspringt, wie eins von den Pferden am Boden liegt und wie ein total betrunkener Mensch sich mit Polizisten herumbalgte. Ich erkenne meinen Retter, erfahre seinen Namen und die extravagante Helventhat, die er soeben vollbracht hat. Es war John M .... O ...., der berühmte Boxer, der im Alkoyolrausch gewettet hatte, daß er mit einem einzigen Faustschlage ein Pferd niederstrecken würde. Der Zufall hatte eS gewollt, daß gerade mein Pferd das Opfer dieser wahnsinnigen Wette wurde. — Ich habe so wenigstens mich meiner Schuld entledigen können, indem ich verhinderte, daß man ihn weiter verfolgte. Er wäre im Uebrigen wohl kaum zu einer sehr schweren Strafe verurtheilt worden. Er war zu populär ...
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