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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.06.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960606019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896060601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896060601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Bindung fehlerhaft: Seiten in falscher Reihenfolge
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-06
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At b« H«ptqp,dVto« oder d« im Stabt» beztrk mck den Vororten errichteten An«- ^l 6.—. Dirrcte tägliche Sreu-bandsendun, hx «u»lanbHoiuMch 7ch0. DK Rorgea-Alltgabe «scheint »m '/,? VhL dt« Abeäd-NuSgaL« Sochentag» nm S Uhr. ' 0MP > RrLvtto« »»> Trpedhio»: Ä*DeMH«»t<D- 8, LK«M»itimi ißt »-ch«kG» vnnntr^rockm, »sfsnttd°« stütz 8 bi» »«d» 7 Uhr. Glitte«! vtto Me»»'« E-rti«. (Alfred Hahn). Universitüt-straß» « (Panlinum), 8o«t« Lößche. Kathattnnssw. 14, »art, und sttznig-platz f. Morgen-Ausgabe. KWMrNllgMaü Anzeiger. ÄMtsklatt -es Hömgkichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes und Notizei-Ämtes -er Stadt Leipzig. Slnzeigen.Prei» die 6 gespaltene Petitzeile SO Psg, veclamen unter dem Redoctivnsslrich <4ge» spalten) üO^z, vor Pen Familiennachrichlen («gespalten) 40 »h. Größere Schriften laut unterem Preis- verzetchniß. Tabellarischer und jjifferniatz nach höherem Tarif. Ertrs-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen - Auoaabe, ohne Postbesörderung vy.-, mit Postbesorderuag 7t)—- Rnnahmkschluß für Artigen: Uhend-AuSgabe: Bormittag» 10 Ubr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» »Uhr, Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anreigen sind stet» au die lßxpeSition zu richten. Druck und Verlag von L. Pol» in Lelvsiq Tonnabend den 6. Juni 1896. Sv. Jahrgang. bereits durch die Forschungsreisen der Herren v. UeckN^, Or. Dow?, Schinz, I)r. Hindorf, Or. Sander u. A, sonve durch die praktischen EultivationSversucke von E. Herman» besitzen, scheinen für diese „phantasievolle Art" der Peuribe,- lung Deutsch-Südwestafrika» gar nicht zu existiren. T e „Freisinnige Zeitung" übersieht ganz, daß für weite Strecken des Schutzgebietes und vor Allem für die zunächst für ric Besiedelung durch Europäer in Betracht kommenden Gegenden die Grundlagen für die Lösung der Bewässerungsfrage bereiis gegeben sind, da sowohl die Reichsregierung wie die be- theiligten Gesellschaften gerade dieser Frage naturgemäß seit Jahren besondere Aufmerksamkeit zugeweudet baben. Hier wird e» sich in der Hauptsache nur noch um die Feststellung der besten Methode der Wasser gewinn» ng bandeln, und dazu sind 40 000 schon eine erkleckli.be Summe. Daß die Aussichten für eine günstige Losung der Be- wässerungssrage durchaus vorbanden sind, wird in jedem sachverständigen Bericht aus Deutsch-Südwestafrika betont. Mit Sammelbecken, Fangdämmen und Tbalsperren, für die nach Vf. Hindorf sich „sozusagen überall günstige Oert- lichkeiten finden lassen", wird sich in unserem Schutzgebiete, da» sich durch seinen vertikalen Aufbau, die natürliche Anlage seiner Flußlbäler und die Tauer der Regenzeit in den meisten Gegenden für die künstliche Bewässerung vorzüglich eignet, zweifellos mindestens AehnlickeS schaffen lassen, was die künst liche Bewässerung in der Eapcolonie und in Australien zu Wege gebracht hat. Selbst in dem regenarmen Küsten gebiet sind nach vr. Hindorf die dort fallenden Regenmengen groß genug, um Sammelbecken selbst mit sehr großer Fassungskraft, wenn sie nur richtig angelegt sind, bald zu füllen. Wenn eS gelingt, die großen Wassermengen, welche in den freilich wenig zahlreichen Flüssen in der Regen zeit ungenützt verströmen, nutzbar zu machen, so wird für weite Strecken des Gebietes die BewässerungSsrage gelöst sein, und daß dies nicht unmöglich ist, beweist die Feststellung vr. Dcwe's, wonach bei Klein-Windhoek Gelegenheit geboten ist, in einem kleinen Flusse 1 000 000 Kubikmeter Walzer mit einem nicht sehr großen Damme abzufangen. Auf den Hock flächen im Innern wird es sich, soweit die vorhandenen „VleigS", „Bankwässer" und „PutS" nicht ausrcichen, darum handeln, künstliche Brunnen zu graben. Auch hier wird man an das Vorhandene anknüpfen können, da namentlich auf der Hoch fläche des eigentlichen DamaralandeS die Herero in dieser Be ziehung mit Erfolg vorgearbeitet baben. In vielen Fällen wird nur eine Berbesserung der primitiven Schöpsmetbode der Ein geborenen nöthig sein. Bei einigerKenntniß ter wirklichen Sach lage würde sich demnach die „FreisinnigeZeitung" den Spott über das Borgehen der Deutschen Eolonialgesellsckaft wohl versagt haben. Daß mit der in Aussicht genommenen Summe für Deutsch-Südwestafrika die Erledigung der BewässerungSsrage selbst, d. h, die Schaffung der nothwendigen Anlagen für eine künstliche Bewässerung, nicht durchzuführen ist, ist selbst verständlich. Für eine ersprießliche Wetterführung der Bor arbeiten zu diesem Zwecke, für die Erforschung der besten Bedingungen für die künstliche Bewässerung des Landes aber dürften 40 000 immerhin eine Summe darstellen, mit der wesentliche Leistungen zu erzielen sind, und nach ihrem Standpunkt zur Eolonialpolitik im Allgemeinen und zu Deutsch-Südwestafrika im Besonderen sollte die „Freisinnige Zeitung" da» letzte Blatt sein, dem die Aussicht auf die Möglichkeit einer solchen Beschränkung in finanzieller Hinsicht unangenehm ist. Sociale «ad rvirthschMiche Probleme in Frankreich. 6. Virt», g, Juni. Di« Aufregung her Moskauer Krönungßtag, ist vorüber, nur hier und da kommen poch Nachklänge von hem Festesjubel, (die Katastrophe auf dem Chodynskifelde wird nur flüchtig er wähnt) und Parlamentarier pph Journalisten kehren zu deS TageS Arbeit zurück. Zwei Sachen sind e«, die augenblicklich im Vordergründe de» Interesse» sieben: di, Vorgänge im Lager der Socialisten und da» Project einer Renten steuer, welche» da» neue Ministerium dem Einkommens),uer- gesetzde» ExministerS Doumrr entgegengesetzt hat. Man weiß, daß die Verhältnisse bei der französischen Socialdemokrati« wesentlich ander» siegen al» bei der deutschen. Bei unS bilden die Socialisten eine einheitliche compacte Masse, von der sich nur wenig« mit der Parteileitung un zufriedene Elemente losgesagt haben, in Frankreich giebt eS eine ganze Anzahl verhaltnißmäßig selbstständiger Schattirungen, und GueSdisten, Allemanisten und Millerandisten haben sich oft grimmig befehdet. Andererseits ist in Frankreich die Zahl der bewußten Revolutionaire weit geringer als bei uns, dafür aber sind die Elemente, die mit der Socialdemokratie heimlich liebäugeln oder offen sympathifiren, ja sogar sich socialistische Radicale nennen, um so zahlreicher. Ein ausgezeichnete» Bild dieser Zustände bot in diesem Frühjahr die Deputirtenwahl in einem säst ausschließlich von Arbeitern bewohnten Vororte von Pari». Dort standen sich nicht weniger al» neun verschiedene socialistische Candi- daten vom allemanistischen Rrvolutionair bis zum zahmen, nur socialistisch angehauchten Radicale» gegenüber, während die übrigen Parteien gar nicht erst Candidaten aufgestellt batten. So lange daS Ministerium Bourgeois qm Ruder war, gingen Radicale und Socialisten brüderlich Hand in Hand, indeß jetzt empfindet man e» doch al» eine Nothweudigkeit, nach der fortwährenden Betonung der einenden Elemente auch da» einmal offeli anszusprechen, was die Parteien von einander scheidet- Herr Bourgeois will doch nicht ein für alle Mal mit den Eollectivisten reinster Observanz zusammen in einen Topf geworfen werden, und Herr Jaurö» möchte nicht gerne gerade ftir ministerreif gelten. Der ehemalige Ministerpräsident hat ja seinen,,fortschritt lich-demokratischen" Standpunkt neulich in Melun klar gelegt, nun haben zu ähnlichem Zweck» auch die Social demokraten Ende letzter Woche zwei zahlreich besuchte BanketS gegeben, bei deren einem GueSde'S Anhänger unter sich waren, während zu dem andern, dem Millerand präsidirte, sich auch die GueSdisten eingefunden hatten. Man fragt sich, warum GueSde zwei Tage vor dem allgemeinen Feste (dem Banket der socialifsischen Ge- memderäthr) «ine engere Versammlung einberufen hatte. Traute er seinen Freunden nicht, fürchtete er sich vor Com- promiffe» und Ketzereien dem drei Mal heiligen cosiectivistischen Dogma gegenüber und wollte er deshalb seine» eigenen unumwundenen, „sivuobewonG soeialistischen Standpunkt vorher festlegen? Wenn dem so ist, so haben ihm die Er eignisse Recht gegeben. Den gewundenen Erklärungen der Genossen JaurS» und Millerand gegenüber machen seine klaren, zielbewußten Wort« einen geradezu wohlthuendrnEindruck. Er will die „Dictqtur de» Proletariats", herheigeführt wissen, wenn möglich, durch da» allgemeine Stimmrecht; nur wenn hie» nicht möglich sei, besonder» wenn man das allgemeine Stimmrecht abschaffen sollte, durch andere Mittel, schlimmsten Falls durch Gewalt. Und seine Gegner? (oder Freunde vielmehr, denn an Freundschaftsversicherungen und EinigkeitSbetheurrungen fehlte «S bei dem zweiten alsi gemrinen Banket durchaus nicht). Ja, wenn e« so leicht wäre, dq- zu durchschauen. Unterdrückung der individuellen Freiheit, Unterdrückung des Eigenthums, Vaterlands losigkeit wirft man im Allgemeinen dem EollectiviSmuS vor. Da» genaue Gegentheil ist die Wahrheit, sagt Herr Millerand; wir würden ja sonst allen unseren Principien untreu werden. Die freie Entwickelung de« In. diyiduumS ist erst dann möglich, wenn es aus den Banden der Sklaverei erlöst ist, mit denen e» der CapitaliSmu» ge fesselt halt. Von einer Unterdrückung des EigentbumS kann ferner keine Rede sein. Jetzt ist der weitaus größte Theil de» Volkes enterbt; erst wenn aus dem kapitalistischen Eigen- tkmm, dem Eigenthum Weniger, sociales Eigenthum, das Eigenthum Aller geworden ist, wird man überhaupt von /Ligenthum sprechen können. Und Vaterlandslosigkeit kann man daS doch nicht nenne«, wenn Frankreich in sich geeint, aber zugleich in Verbrüderung mit den übrigen Völkern um di« höchsten Ziele der Menschheit ringt. Aber, wirst man ein, all' Das wird sich doch nur mit Gewalt erkämpfen lassen! Weit gefehlt! Der CapitaliSmus arbeitet, ohne es zu wollen, mit Riesenschritten dem CollectiviSmuS entgegen, jeder Tag bringt un» ihm näher, an den Socialisten aber ist eS, auf friedlichem Wege, nur durch da» Mittel des allgemeinen Stimmrecht», die Macht in ihre Hände zu bringen. Die Herren socialistischen Gemeinderäthe, denen zu Nutz und Frommen da» Banket abgehalten worden ist, werden mit offenem Munde diesen lieblich tönenden Phrasen gelauscht haben, aber -IS sie nach Hause kommen, werden sie so klug gewesen sein wie zuvor. Während so tue Socialdemokraten sich durch die Hervor- kebrung des collectivistischen Momente- gegen andere Par teien und Pseudosocialisten reinlich abzuscheiden trachten, im engeren Lager aber klaffende Lücken zu überkleistern suchen*), herrscht bei de» anderen Parteien grimmige F,hd, über den vom neuen Ministerium eingebrachten Gesetzentwurf einer Rentensteuer. Der Finqnzmiuister Cochsry wird mitseinem Entwurf wohl noch weniger Freunde finden wie sein Vorgänger mit dem seinigen, wenn auch die Socialisten, denen ja Alle» recht ist, wa» den Anderen unbequem, sich für ihn erklärt haben. Die Anhänger de» verflossenen Ministeriums Bourgeois wollen natürlich nichts von dem neuen Entwurf» Wissen, schon deshalb nicht, weil er von einem heftig be kämpften Gegner herrührt. Aber auch von anderer Seit, erhebt sich erbitterter Widerspruch. Eine schreiend» Un gerechtigkeit! so zetert man. Al« der Staat di, Anleihe *) Bekanntlich hat sich die socialistische Gruppe der Devutirten- kammer am Donnerstag zu einer geschlossenen einheitlichen parlamentarischen Action insofern geeinigt, al« sie für di» Eroberung der politischen Gewalt durch da» Proletariat und den llollertiviSmu« kämpfen will; allein di» Annahme des betreffenden Beichluffe« er folgte mit nur 18 gegen 14 Stimmen bei acht Stimmenthaltungen. Thatsächlich sind von 40 socialistischen Abgeordneten pur 18 Collecttvistei», dt» UL Uebrigen wollen jedoch aus politischen Gründen die Zersetzung d,r Partes vermeiden unh geben nach, weil sie in direktem Gegensatz zu den deutschen „Genossen" die Eigenthumssrage ohnehin für r«m theoretisch halten. (Die Red- de« „Leipz. Tagebl. ) ausschrieb, hat er den Zeichnern den vollen Ertrag der Rente zugesagt; er kann nicht plötzlich eidbrüchig werden. Aber dann wäre doch jede Cvnvertjrung ein himmelschreiendes Unrecht. Dieses Argument ist natürlich unhaltbar. Allein eS erbeben sich in der That gegen die Rentensteuer schwer wiegende Bedenken. Ein großer Mangel ist es, daß die Steuer nickt progressiv sein soll. Also sollen die kleinen Leute, die sich mit ihren paar sauer ersparten Staatspapieren zur Rube^esetzt haben, ebensoviel Procente abgeben wie der, der über Nacht in den Besitz eines riesigen Vermögens ge langt ist! Und dann, warum sollen die Rentner allein be steuert werden, während das Einkommen des Bankier» oder Großindustriellen au» seinen Geschäften steuerfrei bleibt? Dazu muß man die französischen Verhältnisse kennen. Es giebt für den Angehörigen de» Mittelstandes keinen höheren Ehrgeiz, keinen lieberen Wunsch, als sich ein keines Vermögen zu ersparen, e« in sicheren Papieren anzulegeu und dann von dem Ertrage bescheiden, aber behaglich seine alten Tage zu verleben. Diese Rentner haben eine Eonver- tirung nach der anderen mit ansrhen müssen, jetzt bringen ihnen ihre Papiere nur noch 3 Proccnt, und schon redet man von einer neuen Convertirung, und nun sollen sie auch noch ein Siebentel Procrnt für Steuern hergeben. Entweder alles Einkommen besteuern oder nur indirekte Steuern! Ein großer Theil de» französischen Volke», wohl zum Theil aus Mißtrauen gegen di« Regierung und das Beamtenthum, hofft ohne alle Einkommensteuer auch weiter wirtkschafen zu können, die Klügeren, und sie vermehren sich rastlos, sehen schon lange rin, daß Frankreich auf die Dauer nicht allein hinter den anderen Eulturvölkern zurückstehen kann. Deutsche- Reich. * Leipzig, 5. Juni. Die von einem Berliner Blatte vor einiger Zeit verbreitete Mittheilung, der in die Nancyer Spronen-Affaire verwickeite Metzer Einwohner Schmidt- konz befinde sich bereit» in Leipzig, bestätigt sich nach der von un» eingezvgenen Erkundigung nicht. Die Vorunter suchung ist noch nicht abgeschlossen, wenn auch ihr Abschluß nahe bevorsteht. Nach Allem, wa» über die Angelegenheit verlautet, erscheint e» nicht zweifelhaft, daß die Anklage gegen Schmidtkonz erhoben wird und dieser sich vor dem NeichS- gerickt zu verantworten hat. Berlin, 5. Juni. Die Hauptversammlung der Deutschen ColynialgeseUschaft bat bekanntlich beschlossen, die Summe von 20 000 für Vorarbeiten zur Lösung der Bewässe rungsfrage in Südwestafrika unter der Bedingung zur Verfügung zu stellen, daß daS Reich den gleichen Betrag für den gedachten Zweck aufwende. Die „Freisinnige Zeitung" glaubt nun Grund zu haben, sich über die „phantasievolle Art der Eolonialgescllschaft" lustig zu machen, welche mit 40 000 die Vorarbeiten für die Bewässerung eine» Gebiete» bewerkstelligen zu können vermeine, das um 00 Procent größer sei al» das deutsche Reich. Diese Art der Behandlung der Angelegenheit charaktermrt wieder einmal d e Oberflächlichkeit deS yolkSparteilichen Organ» in colonial politischen Dingen, jene Oberflächlichkeit, welche es beute noch fertig bringt, von Südwestafrika als einem „wüsten Sandloch" zu reden- Die werthvollen Aufschlüsse über die meteorologischen, geologischen und hydrographischen Verhält nisse unsere» südwestasrikanischen Schutzgebiete», welche wir Di<^ anseile« las daß wir »iS 11 Fanillston. Ser-jkgers Hochzeitstag. Novellette von Arthur Achleitner. Nachdruck verbot«». Auf Grund eine- R-tztzppfeS. daß im Bergrevier der Teufelshörner der GamStod durch Steinadler rapide Fort schritte mach« und ein Iungadler auf dem Horst aq der „Thal wand" sich zum ersten Flug rüste, ist der Forstmeister von Berchtesgaden in der yorstwartei zu St. Bqrthölymä erschienen, um mit dem Forstwart da« Nähere zu einer HorstauSnehmuna zu besprechen. Den Jagdgehilfe« der königlichen Leibgehege ,st „eingesagt'« worden, sie Harpe« t«r bestimmten Stunde vor der Forstwartei der Befehl«. „Wer meldet sich freiwillig, den Jungen autzzunehmen?" fragt der Forstmeister. So schneidig« Burschen die König-see-Jäger sind — und nicht minder find'» di« zur Wart,i gehörige« Holzer —, hie zu übernehmende Arbeit ist tzirect ttbenSgefShrlich, fie kan« beim giringsten Perseben deq Tod bringen. „Wer tzqt di« nöthige Schneid?" Noch stehen die Gehilfen ««schlüssig, ha tritt Frquzl ypr, em kleiner sehniger Hofjaadaztffeher mit funkelnden Auge«, ein Wildererfäpger, wie e« »ine« zweiten zieht in» Hochland. „La»? Pu, KranK? . ^Aber ^sranzl, Ä^/Drinnn Hochzeifyag Willst Pq Dich ans,,len lassen? Ich kapn D,r la gar nicht garsntiren, daß nur bis 11 ytzr herunter sinh. H« mpßt doch «m diese Stunde am Lrqpqltar stehe« t" „Mit Verland, Herr Forstmeister. WkNN Wir gleich atz- marschirrn und die Geschicht' kräfttg ««gepackt Wird, stutz wsr um zehn Uhr leicht wieder herunter fgmmt d,m Junge«, und aste» (hernach) kann mich der Pfarrer copülire«. -Nein, «em, Franzl! Aq Hochzeitstage nimmt man licht Adler aus! Ich kann dq» nicht verantworte« I" . Her* Fvrstmkister! Nutz Wenn'« arad' sein kan«, fpendiren V nnr hqlt 'n Ehr«"tr«uk nachher beim Hochzeitsmahl für de« Adler.'' k' "Künd' " I Eh»» t«i vernünftig, daß AuSnrhme« ist Ma, 's wird so gefährlich nicht werden! Hab' schon schiefer« Sschichten dnrchgemacht! Und für'« Trunk >rn Voran» ödsten Sanßp Hm -inbanm fährt di« Gesellschaft über de« im Dunkel da» grauead». Morgen» liegenden Königsee, der Forstmeister, „Wir gehen mit!" ruft der Forstmeister ihm nack. Ist oaS eine Freude auf der Rückfahrt im Kahn über den See! „Franzl, daS HochzeitSmahl bestreit' ich!" sagt der Forst meister, dem ein Stein von der Brust gefallen ist. Und der Forstwart meint, so eine Angst hätte er in seinem wild bewegten Leben noch niemals auSgestandcn, wie am heutigen Tag», al» e» den Franzl in der Luft wirbelte. Auf den Abschuß der alten Adler ist gern verzichtet worden: die Hauptsache ist ja doch die Rettung Franzl's, und der Jung adler eine angenehme Dreingabe. „Herr Forstmeister! Mit Verlaub: darf ich den Adler behalten al« — HochzeitSgefckenk?" „Gern, Franzl, und ein Goldstück geb' ich dazu!" Ist da» ein Gesckau in Berchtesgaden, wie der Jäger Franzl stolz den Iungadler trägt an der Seite der glück lichen Braut! Vor der Kirche giebt Franzl den Jungatl^ einem Knecht zum Halten, dann gebt's zur Trauung ins Gotteshaus mit den Zeugen und hinterdrein die Forstbeamleu und da» wie immer neugierige Volk. Ergreifend spricht der Priester und fragt das am Altar kniend« Paar, ob e» gewillt sei, einzugeben den Bund fürs Leven. Laut klingt das „Ja" deS JagerS, leise flüstert ibr „Ja" di« bleich» Braut mit einem angstvollen Blick aus die knisternden Altarkerzen. Hell flammen diese auf des Bräutigam» Seite, zuckend und flackernd unregelmäßig brennen die Lichter auf der Seite ter Braut, bis eine Kerze zischend erlischt. Ein Schrei des Entsetzen« tönt durch die Kirche, «nd okn mächtig sinkt die Braut auf den Steinflie» nieder. Er schrocken beugt sich der Priester nieder, Franzl bemüht sich durck Schläfereiben die Braut zum Bewußtsein zu bringen. Ein Wispern gebt durch die Sckaar der Kirckenbesucher: „Die Kerze ist erloschen, d»S bedeutet Unglück!*) E« ist alle» Bemühen vergeben«, da» Leben ist entflohen, «m Traualtar ist Franzl Wittwer geworden. Draußen aber bat der junge Adler energisch den Kampf gegen den ibn haltenden Holzer ausgenommen — ein kraft volles Lüften der Schwingen — der erste Flug bringt die Freiheit. Stolz zieht hoch in den Lüften der Adler, dem deimathlichen Horst zu. Gefangen und freigeworden an Bera- jäger's Hvchze«t»tage! " *)Wn alt,, Aberglauben ist e«, bei Trauungen da« Brennen der «ltarkertsu zu verfolgen, «u« dem siärkre, odor schwacher.., Leuchten derselben zieht da« Volk Schlüffe auf di» Zukunst der Reuvermählten. Sin Srlöjchen bedeutet baldigen Tod de« lunaen Gatten, aus dessen «lwrseitr di« «losch«,» «er», tzeht. * der die Expedition feittnde kvnigliche Forstwart, Franzl und eini« H,lzkn,cht« mit dem ArbritSzcug. Knirsch,np fährt d,r Kqbp an de, Kaunerwand qn Land «Nd wird sofort geborgen; schweigend geht« dann im Zickzack da» Kannßrstkigl empor im wachsenden Licht. H,ll erstrahl«« dir Wqtzmannspitz,« im jungen, flammrnde« Morgenrot-, r» leucht,t und flimmert auf tze« Höben, e« glühen die Matten, p«h tief unten wnst n»ch daß Nebelch-p» über d,n dunklen Flüthen de» Königsee» und Oberste» Starr «nd unheim lich rage« die Teufettlhyrner auf, di« noch im Schatten sieben gespenstisch. Immer «äb«r rücke« die Leute der „Thalwqnd", hie ,m furchtbaren Steilstprz senkrecht sich erhebt und nur von wenige«, v-n Krüpp,llärch,n und Wetterfichten bestan denen Fel-bändern durchzogen ist. Felsbrüche und Risse habe« tsef, Furch,« in» Gestein gezoge«. Auf einem Riß in schwindelnder Höhe horstet »in Adlerpaar, dq» im Gemsen- stand diese» wild,« Repi,r» b,wif» stark, Lücken geriff»« hat pqd dem dq» Jung« genommen werden soll. Nach dem Plan de» Forstmeister» soll dgß J«ng, durch ,ine Kett» am Fang im Horst »sichert und sodann versucht werd,«, die heim kehrenden Alten durch wohlHezieltt Kugelschüffe zu erlegen. Dem Franzl ohlirgt di, gefährliche Ausgabe, angeseilt d,n Horst zu besuch,«, den Jungqdlrr zu sichern «nd sich dann Wieder auszieh,n zn l«ff,n. Di« B,amten hingegen wollt,» di« Schützenarbeit »ollfühwn, sofern di, Alt,« zu erwarte« sein werden. An einem Fel«köpf, der den Lyrst gut überblickbar macht, fassen die Forstleute Pofio, indeß Franzl und die Knechte vollend» auf dj« Kupp« steigen, di» di« Thalwand krönt. Ohe« «ngrlapgt. Wird per Flqschenzug an der kräftigste« Fichte befestigt, MSN prüft sorgfältig di« Seil, ans ihr, Haltharmt und knüpft st» fest ineinander, Franzl ist guten Muthe», er spottet gutmüthia darüber, daß er am Hochzeit«- tan« ein Familien,reigniß »ei den Adlern herbeizuführeq tz,d,^ und stopft sichln »»rwitterten Hut mit Mo»» voll, auf daß ahspripgrntze Steine sein Schädeldach nicht zu unsanft herübre« mögen. Sodann bindet man ihm da» Sejseude um den Leib, sorgsam und bedächtig, denn am Knoten hänat da» -eben Franzl-«. St««« gebt'» an die Fahrt zur Tiefe, nur der heisere Schrei d^ jungen Adl,r« tönt durch di« sonnen« «füllte pust. Schon lüftet tzrr Junge di« Schwingen, gelüstet »HNtden ersten Flug zn wagen und selbstständig nach »er Alten Muster auf Raub auSzuzieben. Franzl hat den Kuppenrand verlasse«, er schwebt am Seile frei in der Luft. In der einen Hand hält er den Hake«, mit de« ,, sich zu« Horst zizhrn muß qus der grausig«« Fahrt, und mit der linken Hand hält er sich fest am immer tiefer gehend,« Seil. Steine saufta atz uqd stürz,« prasselnd m di, gähnende Tiefe. Er schrocken duckt sich der junge Luftkönig, und unwillkürlich steckt auck Franzl d,n Kopf in di, Schulter«. Doch springen die Steine im weiten Pogen üb,r ihn hinweg. Tiefer und tiefer a,ht«: schon kann Franzl den Horst genau überblicken, ein GamSkitz liegt neben dem Jungadler zur Aesung. Sind recht fürsorglich dir Alten: „GamSkitze sind ein leckere» Mahl!" Jetzt gilt's! Franzl ist in gleicher Höhe mit dem Horst: der Hafen greift in da» Reisig, kraftvoll zieht sich Franzl bin, sein Fuß tritt auf den Horstranh, gellend klingt der Rus; „Halt!" Der über den Besuch erschrockene Iungadler duckt sich erst, dann aber sucht er sich zu wehren. Franzl lacht: „Dummer Teufel! Bist noch zu jung und unerfahren!" Und flugS hat der Junge di, Kette am Fang, der Pursch ist gefesselt im eigenen Horst. „Aus! Straff spannt sich tzg» Seil, «in Ruck, Franzl hängt wieder frei in der Luft, ein Wirbeln — ein rasend Drehen — ei« Aufprallen des Körper» an der Felswand — ein Schrei d,S Entsetzen«! Der Forstmeister brüllt aus Leibeskräften hinauf zu den Knechte«: „Seil nach!" Schier betäubt fährt Franzl wieder tiefer, und wieder zieht er sich mit hem Haken in den Horst. „Birg' den Adler, Franzl, im Rucksack!" schreit her Beamte zum Horst hinunter. Rasch ist der zappelnd« Adler versorgt und geborgen in, Rzicksack- „Schneller ziehen!" tönt da» Eommqndo hinauf zu den Knechten. Fr-nzl ruft: „Auf!" Wieder schnellt e» de» Jäger i>« weiten Bogen in die Luft und dreht sich der Körper im Kreis», doch i»tzt riehen di« Holur au« LribeSkrästen. Höher geht di« Himmelfahrt, immer höher, schon taucht Franzt « Kopf am Kuppenrand auf — „Achtung!" — «in Ruck — »ranzl liegt heil auf dem kurzarqsige« Kuppenrand. Hellauf jauchzen di« Knecht« über da- Gelingen der grausigen Fahrt, und auck Franzl athmet auf: «Sakra, bald wä? ich damisch word,n!" Mit berrchtigttm Stolz wird der Iungadler betrachtet und g«m«ff«n: er klaftert schier zw«i Meter in den Schwing««, ei» Prachtkerl! Franzl wirst nun einen Blick auf seine Taschenuhr. „Höchste Zeit!" ruft er, dirat den Adler im Rucksack und rill in raschen Sprüngen da« Kaunersteigl hinunter.
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