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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.06.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960606028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896060602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896060602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-06
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M»ß!wW»«iGM «chchewt «» '/.? Uh«, ht» Wvch^-gß «» - Uhr. R^tttt-u m»ß LrsEs«: H*G»MDGOG» 8. PDCtz^esizw» Ist Wpchruta-s unuuterbrocheu MsHwt »au früh S HB Abneds 7 Uhr, FiUßle«: Wts Ms»«'» Gartt». (Alftes Hstzn). U-wmsiMsstraß, 3 (Paulin«,), Sanis Sssthe. Katharwmstr. 14, part. und König-Platz 7. Abend-Ausgabe. MpMerTagMatt Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- «nd Amtsgerichtes LeWg, des Mathes «nd Nolizei-Ämtes der Stadt Leipzig. «azei-ea-Prei» die 6 gespaltene Petitzeile L0 Pfz, Reclamea unter dem Rrdaction-strich (4gr- fpalteuj 304, vor de, Aamtltmuachrichttu (6 Malt«) 404. Größer» Gchrijten laut unserem Prei«. »erzetchuiß. Tabellarischer «ud Zifferafatz »ach höherem Larff. Extra-Vellas« (MW, nur mit der Morgen-Autaabe, ohne Postbeförderoug vÖ.—, mit Postbeförderuug uE 70.—» Ammhmeschluß für Äuzeizru: Abend-A«-gab«: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Au-gabe: Nachmittag- 4 Uhr. Vei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anteile» sind stet» au die Expeditta» zu richten. DtUck «nd Verla-, von T. Pol» in Leipzig SV. Jahrgang Sonnabend den 6. Juni 1896. entlassen werden würde. Darauf antworteten die Ofsiciere, daß dieser Erlaß ihrem Eontract mit der chinesischen Regierung widerspräche und sie ihn der deutschen Gesandtschaft in Peking unterbreiten würden. Die Londoner Mittheilung, daß inan darauf bestehe, den deutschen Ofsiciere» solle ihr Gehalt für die ganze vertragsmäßige Dienstzeit auSgezahlt werden, kann man so lange auf sich beruhen lasten, als überhaupt noch nicht feststeht, ob sie den chinesischen Dienst guittiren werden. Deutsche- Reich. v. 8. Berlin, 5. Juni. Die Entsendung des Kreuzers II. Elaste „Prinzeß Wilhelm" und des Kanonenbootes „Iltis" nach Nanking in Folge dort vorgekommener Unruhen und Aufläufe lenkt wiederum den Blick auf unsere in den ostasiatischen Gewässern befindlichen Kriegsschiffe. Bei der Lage der Dinge in Ostasien ist eS für Deutschland un bedingt notbwendig, daß es dort über genügend starke maritime Streitkräfte verfügt, und darum wird die Kreuzerdivifion wohl noch auf lange Zeit in den ostasiatischen Gewässern stationirt bleiben. Das Commando der Division ist von dem Contreadmiral Hoffmann jetzt an den Eontreadmiral Tirpitz, den ehemaligen Ehef deS Stabes de» Oberkommandos und bekannten Reorganisator und Förderer de» Torpedowesens, übrrgrgangen. Schon öfter ist in den maßgebenden maritimen Kreisen die Rückberufung des Panzerschiffes II. Elaste „Kaiser" (zur Zeit Flaggschiff), au» der Kreuzerdivision, zu der r» ;a eigentlich nicht gehört, erörtert worden; man »st jedoch immer wieder davon zurückgekommen, da dir deutsche Marine noch einen Kreuzer II. Elaste „Kaiserin Augusta", eins der schnellsten Schiffe, zur Verfügung hat; immerhin bleibt es mißlich, wenn alle Kreuzer II. Elaste sich im AuSlande be finden. Zu der Kreuzerdivision, die sich zusammensetzt aus dem Panzer II. Elaste „Kaiser", den Kreuzern II. Elaste „Irene" und „Prinzeß Wilhelm" und dem Kreuzer III. Elaste „Arcona", können eventuell noch stoßen, resp. sind gestoßen die beiden auf der ostafrikanischen Station befindlichen Schiffe: der Kreuzer IV. Elaste „Eormoran" und das Kanonenboot „Iltis. InSgesammt haben diese Schiffe 1886 Mann an Bord und können also nöthigen Falls die deutschen Interessen genügend schützen. Die Eommandos der Kriegsschiffe in den ostasiatischen Gewässern haben in der letzten Zeit mannigfachen Wechse erfahren. Den nach Nanking beorderte Kreuzer „Prinzeß Wilhelm" commandirt noch der Eorvettencapilain v. Ho tzendorff; er wird aber jetzt durch den Eorvettencapilain Thiele (Adolf) abgelöst. Den „Kaiser" commandirt der kürzlich zum Capitain zur See beförderte Zehe, „Irene" Eorvettencapilain du Bois, „Arcona" Capitain zur See Sarnow, der ! rangälteste Capitain zur See in den ostasiatischen Gewässern, „Eormoran" Eorvettencapilain Brinkmann und „Iltis" Capitaiulieutenant Braun. ' i Berlin, 5. Juni. Die amtliche Statistik versetzt heute Herrn Eugen Richter in die ihm gewiß höchst peinliche Lage, seinen Lesern in der „Freis. Ztg." von einer beträchtlichen Verminderung des Betrieb» der Kartoffel brennereien Kenntniß zu geben. Herr Richter ver gleicht nur da» BetriebSzahr 1894/95 mit dem BetriebSjabre 1893/94, aber schon in dieser kurzen Aufeinanderfolge von zwei Jahren hat der Betrieb in der Kartoffelbrennerei sich um 15,8 Procent vermindert. Die Statistik der letzten fünf zehn Jahre belehrt un» aber de» Weiteren, daß in den ersten sieben Jahren nach Einführung der Liebesgabe", verglichen Interesse au den politischen Ereignisse» im Orient hat, und daß di» deutsch« Politik dort nur im Anschluß an die zunächst bethriligtrn Mächte da» Ziel verfolgt, Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten und damit den europäischen Frieden zu schützen. Wir sind Jahre lang den fortwährenden Wiener Versuchen entgegrngetreteu, Deutschland und den Dreibund als auf di« österrrichischeBalkan- po link verpflichtet hinzustrllen, und habe» «s un» stets angelegen sein lassen, nachzuweisrn, daß diese Auffassung mit dem Bündnißver- trage, wen» er nicht geändertsri, unvereinbar wäre. E-gereicht uns zur Befriedigung, den Ausführungen der „Köln. Ztg.", wenn sie osficiö- sind, entnehmen zu können, daß der Vertrag in seiner ursprünglich«» Begrenzung fortb«st«ht, daß rr sich nach fünfzehnjährigem Bestand« nach allseitiger lieber- zeugung für alle verbündeten Reiche wie für den europäischen Frieden so gut bewährt hat, daß kein Grund vorliegt, ihn über diese Grenzen hinaus auszudehnen und ihn dadurch auf eine schwankende und unsichere Grundlage zu stellen. ES war vorauSzusehen, daß die „Hamb. Nachr." sich in dieser Weise äußern würden. BeachtenSwerth ist übrigens die Andeutung, daß in FriedrichSruh Besorgniß bestanden hat, der Wortlaut de» Dreibundvertrags könne nach der Demission Bi-marck'S einer Arnderung unterzogen worden sein, eine Besorgniß, die nunmehr beseitigt erscheint. Auf die deutschen JnstructionSofficiere in chinesischen Dienste» ist die Aufmerksamkeit durch die Meldung des Londoner „Bureau Dalzirl" von der Ermordung des Lieutenants Krause in Nanking wieder in höchst peinlicher Weise gelenkt worden. Die Meldung deS als unzuverlässig bekannten Bureaus ist zwar unbestätigt geblieben, aber es scheint doch zu einem Gewaltact gegen den deutschen Officier gekommen zu sei», denn unterm 5. Juni aus Shanghai m London eiagetroffene Nachrichten besagen, Krause lebe noch, sei aber schwer verletzt, viele deutsche Ofsiciere ver ließen Nanking, eS seien deutsche Kriegsschiffe dort an- gekommen, für die brutale Ausschreitung werde von deutscher Seite Genugthuung und Schadenersatz gefordert werden und der Vicekönig habe bereit» sein tiefste» Bedauern aus gesprochen. Etwa» muß also geschehen sein. Wie dem aber auch sei, jedenfall» ist die Lag« der deutschen Ofsiciere in China eine höchst unerquickliche. Zur Ausbildung der chine sischen Truppen befinden sich in Nanking rin deutscher Major, 11 LientenantS und 20 Unterofficiere. Der jetzige VicekLnig ist den fremden Militair» nicht geneigt. Er gewährt den Leuten keine Unterstützung in Bezug auf den Dienst, wahrt dagegen seine äußerlichen Verpflichtungen, um nach oben hin gedeckt zu sein. In der Bevölkerung ist eine starke Miß stimmung gegen die Deutschen vorhanden. Vor Kurzem hatte die Regierung an die Ofsiciere die Aufforderung gerichtet, zu einer bestimmten Zeit zur Besichtigung von Kasernenbautrn auf dem Wege von Nanking »ach dem Ufer dorthin zu kommen. Als die Ofsiciere kamen, fanden sie einen BolkS- haufen vor, der sie mit Steinwürfeu empfing und mit Bambusstäben auf sie eindraug. Keiner von den Ofsiciere» war bewaffnet, doch gelang e» allen, sich freizumachen und davonzureiten. Der Major und eine Anzahl Ofsiciere hatten unerhebliche Verwundungen davongetragen. Zwar wurde in einer Bekanntmachung vor Wiederholung solcher Aus schreitungen gewarnt, doch war der Eindruck gering, und di« erbitterte Stimmung des Volkes giebt sich immer noch in Steinwürfen kund, mit denen einzelne der Militair» von versteckten Leuten belästigt werden. Den deutschen Ofsiciere» wurde überdies verboten, Waffen zu tragen, und ihnen mitgetheilt, daß sie keinerlei BefehlSbefugniß über ihre chinesischen Soldaten haben sollten, daß sie aber für die Ausbildung verantwortlich wären und daß Jeder, der eine der vorhergehenden Bestimmungen nicht befolgte, sofort V Politische Tagesschau. * S. Juni. Der Reich»tag hat gestern di« dritte Lesung der VärftnNmrkasr mit einer Generaldebatte eröffnet, die heute fortgesetzt werden wird. Solche Erörterungen un letzten Stadium einer Angelegenheit fördern regelmäßig Neue- für den Iuformirten nicht zu Tage, uud die gestrige Debatte machte keine Ausnahme von der Regel. Für die Aufklärung weiterer Kreise war die Verhandlung jedoch insofern nicht werthlos, als der nationalliberale Abgeordnete Dr. Paasche den Unterschied zwischen dem von dem Gesetz un» berührt bleibenden Zeitgeschäft uud dem börsenmäßi- geu Termingeschäft, das für Getreide verboten werden soll, noch einmal scharf und gemeinverständlich darlegte und auch sonst die Berurtheilung des Verbot», wo es nicht au» rem manchesterlicken Anschauungen hervorging, überzeugend auf unrichtige Vorstellung zurückführte. Die doctriaairen Gegner desVerbots hatten,wie in zweiter Lesung, das Mißgeschick, de» Redner der stärksten in dieser Angelegenheit ihnen ver bündeten Gruppen mit einem Argument operiren zu sehen, das in ihren, der Dectrinairen, Augen sich auf dem „Gipfel" der Thorheit bewegt. Herr Singer bekämpfte nämlich da» Verbot ausschließlich mit dem Satze, der Börsenterminhaudrl wirke preiSdrückend, also brodverbilligend. Ein Theil der Zeit wurde mit Untersuchungen darüber au-gefüllt, wann der Abg. v. Ploetz zum letzten Male an der Börse speculirt hat. Wie der „Borw." mittheilt, wird für die dritte Be ratung de» au» der Anregung der Reich-tagscommissiou her- voraegangenen veretns-efetzes ein sogenanntes Nothgesetz vorbereitet, durch welche- das von allen Parteien verurtheilte Verbot, daß Vereine untereinander in Verbindung treten, auf gehoben werden soll. Für ein solches Vorgehen seien außer dem Eentrum und der Linken auch die Nationalliberalen ge wonnen »nd «an hoffe, daß sich auch die (konservativen an schließen. Hierzu bemerkt die „Freis. Ztg": Wir möchten wünschen, daß der „Voav." auch in Bezog auf dm Anschluß des Erutrnms Recht hätte. Alsdann würde für «tu solch«» Nothgesrtz eine groß« Mehrbett gesichert sein, auch wenn di« Lonsrrvativeu sich nicht anschlirß«» sollten. Die frei- finnige Volk-Partei hat von Anfang an d«a Erlaß eines solchen NothgrsetzeS in Aussicht gmommen uud hatte deshalb ihren Antrag in dt«ser Richtung von vornherein beschränkt. Di« Eommtssioa des Reichstag» hat aber dies« Tactik gekreuzt durch die «ater dm obwaltmdm Verhältnissen durchaus unpraktische Ausarbeitung eine» vollständigen Gesetzes. Jetzt ist die Möglichkeit gegebm, in der dritten veraHung dies« Fehler wieder gut zu machm, wm« ander» di« Lmtrumspartri hierbei mitgeht. Die Eentrum«. «artet kömtte auch uur durch Gründ«, die außerhalb der Sach« rlbst liegen, veraulaßt werden, sich einem Rothgeseh z» wider- etzen. Sogar di« Eonservativm haben all, Ursache, «in olches Rochgrsetz zu wünsch«». Dm« »hu« ei« solch«» G«s«tz ist die jetzt « nuhrrreu Provinzen aepliut« organisch« VnLtodung d«r Laudwtrthschaft»kamm«ru mit laudwirthschast- lichrn Verein-u absolut unmöglich. Auch würden bet eia» gleichmäßig« «ud durchgreifenden Ausführung des bestehenden Lereiusgesetzes di« Führ« der landvirthschastlichrn Verein« 1« erster Reih« wegen Verletzung der Bestimmungen des verrinsgrsetzes durch Erörterung politischer Fragen strafrechtlich »erfolgt werdea müssen. Wm» die Regier«»g nicht «ach vorgefaßten Meinungen, sondern nach dm praktischen Erfahrung« der Verwaltung «rthetlte, so müßt« sie selbst dringend dm Erlaß «in«s solch«» Nothgesrtz«« wünsche«. Andernfalls kmmnm di« Behördm tu der nächst« Zett t« eine Un summ« praktischer Schwierigkeiten auch für dir Durchführung der grltmdm Vrntusgrsetz« «ach anderen Richtungen hin. De» von der „Freis. Ztg." ausgesprochenen Zweifel an der Zustimmung des Eentrum» will der „Borw." nicht gelten lasten. Er glaubt, wie er sagt, Gründ zu der An nahme zu haben, daß auch die Centrumspartei sich dieser im Interesse aller Parteien liegenden Forderung anschließeu werde. Auch wir glauben das; jedenfalls ist die Zustimmung des Eentrum» wahrscheinlicher, als die der verbündeten Re gierungen, die, wie behauptet wird, gegen jede Regelung de» BereinS- und Versammlung-recht- von ReichSwegrn sind. Ueber den vielbesprochenen unerhörten Vorfall in Iarotschia, wo der palntfche Geistliche das Beten de» Vaterunser» in deutscher Sprache für eine Sünde erklärt und den deutsch« Lehrer vor den Schulkindern auf da» Rücksichtsloseste behandelt, trotz alledem aber die Leitung de» Religionsunterricht« behalten haben soll, während der Lehrer versetzt worden sei, kommt endlich eine amtliche Mit theilung. Der Telegraph meldet un» nämlich au» Posen: „Da- „Posener Tageblatt" veröffentlicht eine Zuschrift der hiesigen Regierung, betreffend den Vorfall im Kreise Jarotschin, in welcher die Richtigkeit der Schilderung de» Vorfälle- nicht in Abrede gestellt wird. Dem Probst sei ol-bald die Leitung dr- Religion-uuterricht- entzogen und der Lehrer sei auf seiue» «ig«uen Wunsch versetzt wordm- Da- erzbischöflich« Lousistortum hab« der Regierung mit getheilt, daß der Probst auf eine andere Pfarre versetzt worden sei; auch dort sei ihm von Seiten der Regierung di« Erlaubniß zur Erthetlung de- Religionsunterricht versagt worden." Da diese Meldung so spät kommt, so liegt die Bermuthung nicht allzufern, daß erst da« Aufsehen, welches dir Berichte über den Vorfall erregten, zu einem Einschreiten gegen den Probst geführt habe. Jedenfalls ist dir Strafe, di« ihn für sein unerhörte- Verhalten getroffen hat, eine so milde, daß da- von unserem Berliner ^-Eorresponvrnten dieser Tage geäußerte Verlange«, die Staatsanwaltschaft möge ex vkSolv gegen den Probst die Anklage wegen öffent licher Beleidigung des Lehrers erheben, vollauf gerecht fertigt erscheint. Aber auch das würde schwerlich genügen, ähnliche Vorfälle für die Zukunft zu verhüten. Da der niedere polnische Klerus der Hauptträgrr der polnischen Bestrebungen ist, wird di« preußische Regierung nur dann diesen Be strebungen erfolgreich entgeaentreten können, wenn sie durch Verhandlungen mit der römischen Curie die Ersetzung de» niederen polnischen Klerus in den östlichen Provinzen durch deutsche Geistliche, die in polnischer Sprache zu predigen ver stehen, durchzusetzen versucht. Zu dem Don der „N. Fr. Pr." erfundenen Aktions programm des Lretbunse» im Orient ergreifen» wie zu erwarten war, auch die „Hamb. Nachr." das Wort. Das Organ de» Altreichskanzlers bestätigt, daß in Oesterreich die BiSmarck'sche Auffassung des Dreibundes als einer „Ver sicherung nur für den Fall eine- Unglücks immer auf Wider stand gestoßen sei, und fährt dann fort: Es sollt« «n» freue», wenn wir in dem vom officiöseu Telearaphrn weiter verbreiteten Artikel der „Köln. Ztg.", der gegen die Deutung der Wort« de» Kaiser» von Oesterreich durch die „Neue Freie Presse" Verwahrung einleate, sich mit der amtlichen deutschen Auffassung deckte. Wir halten mit dem kölnischen Blatt« au der Ansicht sest, daß Deutschland kein dtrecte- FsreUleto«. " Vie Tochter -es Millionärs, üoj Rom« aus d«m Englischen von L. Verufeld. kRa»dnnr »er»»te») Wenn Beatrix i« der Stickmung, i« welcher sie sich augr»blicklich befand, mit de« Grafe« zusammeutraf, wer konnte wisse«, wie di« Unterred««- endige« würde! Mög licherweise mit der Auflösung des Verlöbnisses I Das mußte jOaffalls v«rhindrrt werde«! Mr». Hopleh nahm sich vor, alle chr zu Gebote stehende« Mittel a«z»W«uden, um Trixie pt überred«, di« Wünsch« ihrer Elte« und ihres Verlobte» za erfülle«; sie mußt«, wenn si« sich erst «m wenig mehr erhM hatte, einsehea l«ra«n, daß sie durch ihr verspreche« g««dea sei, gleichviel, ob sie sich eriimere, dasselbe gegeben za Heck« »der nickt. Jedenfall« durfte Beatrix heute nicht mit dem Graf« zusammentrifft«. W«w sie in der Genesung erst «in weina weiter vorgeschritten wär», so würde fi, sich a« dm Geda»ken schon gewöhn«, «nd wenn «an ihr daun gut «redet«, ohne Zweifel «hu«, was «an dmt ihr verlaaate. Cs müßt« wahrhaft schrecklich sei«, jetzt, wo man sich assen Frmnd« »ad Bekannt«» gegenüber gerühmt hakt«, daß Beatrix im Begriff sei, «inen Grafen z» heiratben, and nachdem man m «llm Zetttmgm die Verlobung veröffentlicht hatte, diese Parti« in Nichts zerrinnen zu sehen. Mrs. Hopley fühlte, daß ^^kau» fähig sei« witttz«, «ine solch« Vewüthigung zu Als Mrs. Hsplw ihre« Gatte« ihre Befürchtung«, mit- aetheitt hatte, »«schlossen sie, für heut« jedmfalls eine Zu- sam»«A«st pvifchrn vmtrir «Nd Sanfoitft zu verhindern. Zn diesem Zweck »al Mrs. Hoplrp den Graf«, mit dem VormittagsM« »sch Nizza z« fahr«, um dort einig« zur Bequemlichkeit der Kranken erforderliche Gegenstände zu -«- sorg«, «Ach« in Mttttmn Sicht aufzutrribea war«. ^SAdchftu d«ft ich, daß wir di« Zusammmkmst mit Si, Victor gestaftru «an«", sagt« Mr. Hopletz, „damit äMo Vir rouHcha lWW stmrn WruttV TUG nicht.dsrssa«, bat er «Ns dnchwtt der größt« Lirbäns- wtttvigkm sei» Zimmer znr Bttfügmig gestellt.*^ FV«H<* daß ich ihn gm> ooa vrstrix fern- „Aber, meine liebe Tilda, ich glaube gar nicht, daß Sir Victor ein wärmeres Interesse für Trixie hat. Wie kommst Du auf solche Gedanken, so viel ich weiß, kennt er unser Kind kaum!" „Du hast mir aber doch gesagt, daß Greville damals ebenfalls iu Highmoor bei den Larcombes weilte." „Ja Wohl, das ist richtig, aber damals war ja dieser schreckliche Mensch, dieser Seudamore, immer in ihrer Nähe, und Sanfoine machte ihr ebenfalls den Hof. Es ist also kaum möglich, daß Greville irgend welchen Eindruck auf Trixie gemacht bat. Es hat vom ganz den Anschein, als ob er sie nur zu sehen wünscht, um eme Botschaft seiner Schwester Helene an sie auSzurichten." ,Hw, hm, weim das nur nicht ein bloßer Vorwand ist. Diese jungen Leute, die kein Vermögen besitzen, besinnen sich nicht lange, wenn es gilt, eia reiches Mädchen zu gewinnen. Denke nur an Seudamore, uud wie sehr Du in der ersten Zeit von ihm eingenommen warst." „Nun, ja, meine Lieb«, ich gesteh« das zu. Aber wie koaut« ich ahnen, daß ich eia« so gewissenlos« Mensch« vor mir hatte. War er dock von meinem eigen« Neffen bei mir riagrsührt Word«, und schien dieser doch sehr befreundet Mit ihm zu sei«. Aber Tilda, mache Dir keim unnützen Gedanken, der jung« Mann hat nicht einmal dir Absicht, hier zu bleiben. Wie an, unser Wirth sagt, ist «r im Begriff, Nach Rom abzureis«; es liegt also gar Irin Grund vor, sich seinetwegen zu beunruhig«. Und was nun Sanfoine an betrifft,^» müssen wir sehr vorsichtig b«i unserer Trixie zu Werk« geh«; wir köan« sie nur ganz allmählich dah,n bringen, ihn als ihr«» Verlobt« zu betrachte«. Ich bitte Dich, lieb« Tilda, geb« recht behutsam mit dem arm« Kind« Nm, dran, wie D». Bruce sagt, ist sie noch sehr schwach nud j«d« Anfregnng muß von ihr fern -«halt« werd«.' Beatrix, welcher der Anftnthalt im Frei« off«bar wohl zn »Han schien, hatte gißet«, sie «in w«ia sich selbst zn über- lass«, »,d man »ar bestrebt, ihr« Wunsch za erfüll«. Di« Bättoti» mußte ins Hans znrückkehr« »ad Caroline war Noch Wit »nn Einräum«« d«r Sach« ihrer i««g« Herrin bffchäftigt. Nieman» hatte daran -«dacht, Beatrix etwas vv« d«, bevorstehend« Besuch« Mr Victor Greville'» zn ftgen. Mrs. Hopletz hatte sich immer noch der Hoffnung hingegeb«, twß «r Nicht komm« würde; sie sah diese Lu- ftmmwtnuft eitnnal mit mißtrauisch« Rüg« an. Watz mn All« tu w, WA« stmnw »ieser Gewiss« der Vttlodt« des Grafen von Sanfoine ru sagen hab«? Man hätte gar nicht auf sein Gesuch eingehen sollen. Beatrix blickte auf die herrliche Welt ringsumher und athmete mit Wohlbehagen die sie umgebenden lieblichen Düfte. Plötzlick kehrte die Erinnerung an das, was ihre Mutter heute Morgen gesagt hatte, in ihr Gedächtniß zurück. Sie hatte versprach«, den Grafen v. Sanfoine zu heiraten. Nach und nach wurden die traumhaften Bilder, die ihr vor der Seele schwebten, deutlicher, wie ein Schleier fiel e» von ihren Augen. Sie erinnerte sich jetzt plötzlich an Alles. An die Beharrlichkeit und treue Ergebenheit, mit welcher sie Sanfoine wochenlang umworben hatte, an die Mühe, welche sich ihre Eltern gegeben hatten, sie zu überreden, die Hand de» Grafen anrunehmen, au die aufrichtige Hochachtung, welch« ihr selbst sein rücksichtsvolle» Benehmen ringeflößt batte. Und dann war der Tag gekommen, wo ihr das Zeitungsblatt in die Hände gefallen war, welche- Kunde davon gab, daß Victor Greville England auf unabsehbare Zeit verlassen habe. Das war der Tropfen gewesen, der den Krug zum Ueberfließrn bracht». Verzweiflung-voll hatte sie den Kampf aufgegeben und die Hand des Grafen ange nommen. Ja, ja, es war Alles Wahrheit, was ihre Mutter heute Morgen zu ihr sagte, jetzt wußte sie Alles. Sie hatte vrrsvrochen, Sanfoine zu heirathen und sah ein, daß dies Versprech« gehalten werden müsse. Ihre Krankheit konnte sie vv» d« Verpflichtungen, die sie -ege» ihn ringrgangen war, nicht entbinden, wir schwer es ihr anch werd« mochte, diestlb« zu erfüllen. Traung sagte dje arme Trixie zu sich selbst: „Ich muß doch anerkennen, wie «del Sanfoine handelt, indem er ein Mädchen, d«m man solche Dinge nachsagt, heirathen will. Der Mann, den ich liebe, hatte nicht das rechte Vertrau« »u mir, er alaubte nicht au meiue Unschuld; er war mit der Antwort zufrieden, die ich ihm auf seiuen Brief gab, ja, «r was vielleicht froh, daß er auf diese Weise der Gefahr ent- ainL ein Mädchen Heirathen zu müssen, auf dem r,n solcher Verdacht ruht«. Wi« ganz anders hat sich dageae» Sanfoine vensm««. Nichts ist im Staad« gewesen, sei» Zutrauen « wir zN «rschüttera, Nicht ein« Augenblick hat er gezögert, mir sein« HaNd zu biet«. Ja, er hat sich als treu und »del erwirs«, unv schon di« Dankbarkeit Gebiet«» mir, ihn glücklich zn mache», so W«it es in mein« Kräft« steht." Veütnx lag noch immer ganz r«hi- in ihr« Kiss«; hätte sie sick in diese« Augenblick umgew«ad«t, so würde fl« be- wmr hab«, daß sich ffrmand de« Platze, wo si« sich befand, näherte. Der Weiche Rasen, über den Victor hinwegschritt, um zu ibr zu gelangen, machte seine Schritte unhörbar, und al» er sich ihr so weit genähert hatte, um ihr Gesicht sehen zu können, blieb er unter den herabhäugeuden Zweigen eines Baume» stehen und betrachtete sie. Bei ihrem Anblick schien sein Herz stillzustehen, und all' sein froher Muth und seine Zuversicht verließen ihn. O, wie verändert sie war, wie bleich und elend sah sie au». Die Erinnerung an den Tag, wo er sie zuerst erblickt hatte, stieg plötzlich in ihm auf. „Da» Hochlandsmädchen", wie er sie in seinem Innern genannt hatte, stand wieder klar vor seiner Seele. Er sah sie in der Hütte der Hoch- land»bäuerin auf dem Moore vor sich, der Schein de» Herd feuer» fiel auf ihr lieblickes Gesicht, al» sie schüchtern in der Thür stand; er sah den kurzen groben Rock und die zarten weißen Füßchen, welche wie Elfenbein unter demselben her vorschimmerten. Wie süß und entzückend sie damals auS- geseben hatte, wie fröhlich ihre Augen blickt«, wie rosig ihre runden Wangen waren und welch' süße» Lächeln den kleinen Mund umspielte. Sie war rin Bild vollkommenster Ge sundheit und blühendster Jugend gewesen. Und jetzt — letzt? Konnte dies Trixie sein — diese bleiche, überzarte Gestalt mit dem schwtrmüthigen Ausdruck im Gefickt, deren Augen so traurig auf der herrlichen Landschaft vor ihr ruhten? Schmerzlich berührt zuckte er zusammen. WaS war in den wenigen Monaten, wo er sie nicht gesehm hatte, mit ihr geschehen! Wa» konnte im Stande gewesen sein, eine solche Veränderung hervorzurufen! Victor war allerdings von Mr. Hopley darauf vorbereitet worden, daß er nicht mehr da» blühende jung« Mädchen, welche» i» seiner Erinnerung lebte, vorfinden würde; aber seine schlimmsten Befürchtungen war« durch den Anblick, den Beatrix bot, bei Weitem über troffen. Thränrn traten in seine Augen, er konnte die tiefe Bewegung, die ihn übermannt hatte, nicht unterdrücken. Ohne eine Ahnung von seiner Nähe zu haben, ruhten di« Blicke de» kranken Mädchen» «och immer auf dem lieblichen Gemälde vor ihr. Ein weiße» Leinendach schützte sie vor den Strahl« der Sonne, der leise Wind, der von der See berüberwehte, spielte mit ihren Locken, und müßig «Hirn die Hände in ihrem Schoost Ein herrlicher Veilchenstrauß, «in« Gehe des Graf« von Sanfoine, la- unbeachtet in den Falten »« weiß« Battistkleid», welches »i« zarte Gestalt umgab. Gelb blühende Mimoseabllsche, rosa »nd dnnkelrsthe Ane monen bildeten den Hintergrunv, und eine Fülle von weiß« Lilien hob sich von dem zart« Grün des Laubwerk« ad.
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