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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.06.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960617020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896061702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896061702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-06
- Tag1896-06-17
- Monat1896-06
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4Ü20 An der Vereitwilligleit Mac Kinley'», sich den Goldlcuten zur Verfügung zu stellen, ist nach Folgendem un» auS Loudon, l7. Juni, zugeheuden Telegramm nicht zu zweifeln: Nach einer Meldung der „Time»" au» New-Iork nahm Hanua, der Geschäftsführer Mac Kinley'S, de» Beschlußantrag der Goldpartei an, in welchem erklärt wird, daß di» Republikaner, vml einem internationalen Uebereinkoinme« abgesehen, gegen die frei« Silberau-präguag sind, und daß bi» zur Erreichung eine» solche» Ueberelnkommen- der Gold-Staudard erhalten bleiben muß. Daß, nachdem Mac Kinley als Candidat der Republikaner iü Aussicht genomnrra ist, der Protektionismus neben der Goldprägung die Hauptrolle in dem Programm spielen würde, war vorauSzuseben. Gerade in dieser Frage hat sich die Zahl der Anhänger Mac Kinley'S, auch unter den Demo kraten, bedeutend vermehrt und daher wird wohl auch Schutz zoll, nickt Goldwährung, die Wahlparole werden. Die deutschen Interessenten worden schon jetzt mit dieser Thatsache rechnen müssen. Bon Bedeutung ist endlich das offene Hervortrete» des Vorsitzenden zu Gunsten der kubanischen Insur genten. Die Frage der Autonomie Cubas ist in den Ver einigten Staaten populairer al» je und es wäre «in geschickter Schachzug, wenn Mac Kinley durch «ine entschiedene Erklärung im Sinne der amerikanischen Sympathien für die Cubaner dem zögernden Cleveland den Wind aus den Segeln nähme. Da die Wahl Mac Kinley'S zum Präsidenten als ziemlich sicher gilt, fallen die Chance» Spaniens auf Null. Deutsche- Reich. * Leipzig, 17. Juni. Wie wir erfahren, hat da» Reichs gericht die Anklage gegen den geflüchteten Buchbinder Machuer in Freiburg r. B. und den Schuhmacher Schenkel wegen Aufreizung zu hochverrätherischeu Handlungen rc. fallen gelassen: rS hat sich demnach, wie bereits ge meldet, nur der Buchbinder Jacobi au» Freiburg in der gleichen Sache vor dem Reichsgericht zu verantworten. * Berlin, 16. Juni. In der von dem klerikalen Professor Einig in Trier herauSgegebenen Zeitschrift „kastor donus" brach kürzlich ein vr. Müller eine Lanze für die deutschen Classiker. „Man gefällt sich jetzt", so schrieb er, „so gern in fromme» Lameutativnen über die Uuchristlichkeit und Gefährlichkeit der modernen Literatur und möchte am liebsten Goethe und Schiller auf den Index setzen. Wäre es aber nicht besser und ersprießlicher, statt wie Baumgartner und Sebastian Brunner jeden Flecken im Leben und in den Werken unserer großen Dichter aufzuspüren und bämisch darüber zu Gericht zu sitzen, lieber da» Edle, Große und Erhebende derselben ins Licht zu stelle»? Ick dächte sogar, es wäre christlicher. Wenn wir jeden Dichter, jedes Buch verwerfen, die nicht bis in den kleinsten Zug christlich, ja katholisch sind, was bleibt denn da »och übrig? Es hat sich, offen gestanden, feit etwa zwanzig Jahren ein so engherziger, liebloser und kleinlicher Zug in die katholische Journalistik eingebürgert, daß es sich bitter rächen muß, wenn solchem Treibe» nicht endlich Einhalt gethan wird. Unwissenheit wird nicht schöner, wenn sie sich in das Gewand der Religion hüllt, oder wenn sic vielmehr frevelhaft hinter diesem erhabenen Schild sich versteckt." Diese verständigen Worte rufen aber sogleich die Jesuiten auf den Plan. Der vielgewandte Jesuit v. Hammerstein kanzelt den Freund der Classiker in der nächsten Nummer dcS Blattes alsbald folgendermaßen ab: „Also, „Man möchte am liebsten Goethe und Schiller auf de» Index setzen." Aber weiß denn der Herr Verfasser nicht, daß Goethe ielbjt jenem italienischen Bischof Recht gab, der feinen „Werther" für ein nach katholischen Begriffen schlechtes Buch erklärte und dem gemäß die italienische Ueberietzung in seiner Diöccse verbot? Weiß der Verfasser nicht, daß zahlreiche andere Werke Goethr's, auch einige Schillcr'S, ganz entschieden von den allgemeinen Regeln dcS Index getroffen werden?" In der bentigen römischen Kirche ist jedenfalls die Auf fassung des Jesuiten v. Hammerstci» eiuslußreicher, als die des vr. Muller. — Von parlamentarischer Seite wird der „Post" mit- getheilt, daß die conservative, die freiconservative und die nationalliberale Fraction des Abgeordnetenhauses dahin iibcreiugckommen sind, die Besprechung dcS Falles Szad- zyuSki bis zur nächsten Tagung im Herbste zu verschieben, weil die amtliche Untersuchung noch nicht abgeschlossen sei und daher für ein baldiges Vorgehen die richtige Grundlage fehle» würde. Es sei auch nicht zu befürchten, daß durch die Verzögerung die parlamentarische Action irgendwie an Kraft einbüßen könnte. Zu derselben Angelegenheit schreiben die „Berl. Polit. Nachr.": „Wenn in der Presse die Erörterungen über den Vorgang mit dem polnischen Propste in Jarotschin und dem deutschen Lehrer daselbst einen breiten Raum »innehmen und auch bereit» die Aufmerksamkeit der parlamentarischen Parteien aus sich gezogen haben, so wird man vertrauen können, daß auch die Staatsregierung demselben nach allen Richtungen hin ihr volle» Interesse zuwendet. In wie hohem Grade die» der Fall ist, mag die Thatsache zeigen, daß, wie verlautet, von dem Kaiser aus Grund des ihm vorgelegten Zeitungsausschnittes der Berichtdes Staat-Minister tum» über die Sache eingefordert worden ist. Noch bedarf der Lhat» bestand in einigen Puncten der Aufklärung. Es darf aber mit Sicherheit erwartet werden, daß da» Staattintrresse von Seiten der Regierung in vollstem Umfange gewahrt werden wird." Staatsminister vr. von Boetticher hat, einer parla mentarischen Eorrespoudeuz zufolge, mit den Präsidien de» Landtages die Vereinbarung getroffen, daß am Sonnabend der Landtag geschlossen werden soll. — DaS vom Abgeordnetenbause ohne den Assessoren- »araaraphen an da» Herrenhaus zurückgelaugtr Gesetz über die Regelung der Richtergehälter wird von diesem nicht mehr zur Berathung gezogen werden. Die StaatS- regierung hat selbst den Rath gegeben, die Vorlage einfach nicht mehr zur Berathung zu bringen, da auf eine Ver ständigung mit dem anderen Hanse nicht zu rechnen sei. — Gegen die Giltigkeit der Wahl de» freisinnigen Abg Lessing für Ruppin-Templin soll, der „D. TageS-Zeitung" zufolge, u. A. wegen eines gefälschten Flugblattes Protest eingelegt werden. — Der Umstand, daß dem chinesischen Vicekönig Li tz una-T sch an g der Oberst Liebe rt als militairiscker Ehrenvegleiter beiaegeben ist, hat in militairischrn und poli tischen Kreisen die ErmnerunL an eine vor mehreren Monaten durch die Blätter gegangene Nachricht wachgerufen, daß Oberst Liebert mit der Reorganisation der chinesische» Armee auf Wunsch der chinesischen Regierung beauftragt werden solle. Wie die „Nat.-Ztg." erfährt, sind über eine solche Mission de» Oberst Llebert allerdings Verhand lungen gepflogen worden. Ob diese indeß zum Abschluß ge führt haben, vermochte das genannte Blatt nicht festzustellen. ES unterliegt wohl keinem Zweifel, daß Oberst Liebert sowohl wegen seiner militairischen Eigenschaften als auch seines all gemeinen Interesses für die Entwickelung der politischen und wirtbschaftlichen Verhältnisse al» dir geeignete Persönlichkeit zur Lösung der Aufgabe betrachtet werden muß. — Bei den schon mehrfach erwähnten Verhandlungen über die reichsgesetzliche Regelungde-Apothekenwesea- ist, wie der amtliche Bericht mittheilt, eine ganze Anzahl noch nickt bekannt gegebener Klarstellungen erfolgt. So war die Lommission einstimmig der Ansicht, daß die Er- theilung der Eoncesston an andere atS physische Personen (approbirte Apotheker) für die Zukunft nicht zuzulassen sei, während gegenwärtig noch derartige Apothekenberechtigungen vereinzelt vor kommen, so z. B Apotheken, welche für Rechnung de» FiScu» von landesherrlichen HauS- und Hofverwaltungen (Hofapotheken), von Gemeinden, Stiftungen (z. B. die Apotheke der Francke'schen Stiftung in Halle) betrieben werden. Dir Commission war ferner einig darin, daß dir Möglichkeit, mehrer« Concrssionen in einer Hand zu vereinigen, ausgeschlossen werden müsse. Bezüglich der Borschrist für die Ertheilung der Concession einigte man sich auf eine Fassung, nach welcher, wenn mehrere Bewerber auftretcn, die Erlaubnis demjenigen zu ertheilen ist, welcher nach erlangter Approbation die längste Zeit im Inland« im Apotheker berufe thätig gewesen ist. Unter mehreren hiernach gleichstehenden Bewerbern soll die Behörde nach eigenem Ermessen wählen können. Dir Anfrage eine» Vertreter» auS dem Apotdckerstande, ob eS zu lässig sein solle, die Ertheilung der Erlaubniß zum Betriebe einer Apotheke von dem Besitze eines Hausgrundstückes abhängig zu machen, wurde von den Vertretern der Reichsverwaltung ver neint, weil eine solche Vorbedingung für den Betrieb einer Apotheke nirgends vorgesehen sei. Schließlich wurde eine Anfrage, ob auch die homöopathischen Apotheken unter dir Neuregelung fallen würden, als selbstverständlich bejaht. Namentlich gilt Re- auch von homöopathische» Apotheke», welche unter einem andern Namen, z. B. unter der Bezeichnung Dispensiranstalt, betrieben werden. — Eine Volksversammlung der Frauen will in Berlin noch einmal gegen die Behandlung im Bürger lichen Gesetzbuch Stellung nehmen. Verschiedene Redner und Rednerinnen werden Ansprachen halten über die Beschlüsse der ReichStagScommission, welche die Forderungen der Frauen und ihre Rechtsstellung im Bürgerlichen Gesetz buch betreffen. — In der letzten Zeit haben häufig Ausständige ver haftet werden müssen, weil sie NichtauSständigr an der Arbeit zu verhindern suchten. Gestern sind wiederum fünf Maurer ver- haftet worden, die eine Anzahl College» zum Niederlegen der Arbeit zwingen wollten. —Der socialdemokratische Tanzmeister- Verein Hal fünfzehn Locale mit vorwiegendem Arbeiterverkehr boycottirt, weil in denselben nicht socialdemokratischeTanzmeister beschäftigt sind. — vr. Bumiller, der Adjutant de» ReichScommIsiarS von Wissmann, welcher mit diesem zum Cnrgebrauche in der Nerven- Heilanstalt de» Herrn vr. Binswanger bei Konstanz weilte, ist nach Mannheim abgrreist. — Der Staattsecretair de» ReichS-Marineamt», Admiral Holl mann, hat Berlin verlassen. * Schwert» t. M., 16. Juni. Der Großherzog hat den Herzog Heinrich mit seiner Vertretung bei der EnthüllungSscier deS KysfhäuserdeakmalS betraut. * Bremen, 16. Juni. Der Bürgerschaft ist «ine Vor lage zur Schaffung einer großen GetreideverkehrS- anlage im Freihafen zugegangen; 1 122 000 sollen dafür bewilligt werben. * Meiningen, 15. Juni. Da« Ministerium hat in einem AuSjchreiben vom 13. d. M. Bestimmungen über die Ver einfachung deS Geschäftsgang» bei den Behörden, die Verminderung des Schreibwerks und die Abstellung un- nöthiger Förmlichkeiten getroffen. * Karlsruhe, 16. Juni. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer wurde die NothstandSvorlage, betreffend die durck da» Hochwasser im März anaerichteten Schäden, einstimmig angenommeu; alsdann genehmigte die Kammer die Vorlage, betreffend den KarlSruber Rhein canal und Rhein haf«n, «utsprecheud den Commission»- anträgrn, mit 3S gegen 29 Stimme». * München, 16. Juni. Der Prinzregen» empfing heute den Flügrladjutanten deS Kaiser», Obersten v. Kalckstrin, der die Glückwünsche de» ReichSoberhauptes anläßlich der 25jährigen Zugehörigkeit de» Prinzregenten zur preußischen Armee überbrachte. Außerdem empfing der Pnnzregent eine llborduungdesMagdeburgischeti Felvartlllerie-RegmientSNr. 4, dessen Chef der Regent ist. * Areisins, 16. Juni. Am Sonntag tagte in Freisings Nauer» die Generalversammlung des Bayerischen Bauernbund«». Aus Vorschlag de« Freiherrn v. Tbüngcn wurde N. A. folgende Resolution einstimmig angenommen: „Die heutige Generalverlamnilung deS Bayerischen Bauernbundes pricht der ReichSregiernng, m«il sie seit Beginn de» letzten Zahrzehnt«: 1) nach außen «tn« Politik der Muthlostgkett und Schwäch«, deS Nachaebens und Zurückweichens, 2) nach inne» eine Politik des ManchesterthumS, Le» Freihandel» und Capi- talt-mu» geführt hat, l urch welch« der Mittelstand in Stadt und Land vernichtet wird, 8) insonderheit die landwirthschafttreibende Bevölkerung durch ihre verkehrte WirtbschastS- und Handels politik zurrst an den Rand de« AbgrnndeS gebracht hat und nun die allein helfenden Mittel: Antrag Kanitz, Währungsänderung, hartnäckig verweigert, — ihr unbegrenztes Mißtrauen aus und fordert alle ländlichen Abgeordneten auf, dieser Regierung, owett e» gesetzlich zuläsftg ist, dl« Mittel zur Fortführung hrer Geschäfte zu verweigern." yrhr. v. Tbuagen, der bekanntlich au» Gesundheits rücksichten den Vorsitz hatte nirderlegen wollen, erklärte sich schließlich auf Drängen der Versammlung bereit, provisorisch die Leitung de» Bauernbundes wieder zu übernehmen. Oesterreich «Ungar«. * Neunkirchen (Niederösterreick), 16. Juni. Der BezirkS- hauvtmann v. S1 eindl hat seine ÄermittelungSverhandlungen »wischen den hiesigen ausständigen Arbeitern und den Fabrikanten abgebrochen, da die letzteren erklärten, sich auf weitere Verhandlungen nicht einlassen zu köunen, so lange nicht jeder TerroriSmuS der Arbeiterschaft aufgehört hätte. Der Negierungsvertreter bezeichnete als das Haupt- hinderniß einer friedlichen Beilegung des ConflicteS die Thätigkeit des socialistischen Agitator- Berste!. ES sei daher Sache der Arbeiter selbst, auf ihre Führer in friedlichem Sinne einzuwirken. Die Fabrikanten haben beschlossen, morgen mit einer neuen Kundgebung an die Arbeiterschaft hervor zutreten. * Pest, 16. Juni. Die klerikale Volkspartei hält zahlreiche Volksversammlungen in slowakischen und magyarischen Gegenden ab. Graf NicolauS Esterhazy erklärte in einer Hetzrede, die Partei werde eine starke Action einleiten und im MagnatrnhauS den vom Abgeordnetenhaus bereits an genommenen Paragraphen über die Kanzelagitation der Geistliche» zurückweisen. (Der sogenannte Kanzel paragraph steht in dem Gesetzentwürfe über die Gerichts barkeit in Wahlsachen und bestimmt, daß der Geist liche, wenn er in einer für kirchliche Zwecke bestimmten Lokalität oder kirchlichen Versammlung eine die Wahl be- einflufsende Erklärung abgiebt, mit Gefcingniß bis zu einem Jahre bestraft werden kann; die betreffende Wahl soll an- »ullirt werde». Die internationale Telegraphen con fe re uz wurde heute vom HandelSmiiiister Daniel er öffnet. DaS Präsidium wurde der ungarischen Verwaltung übertragen. Nachdem der Minister seinerseits den Vorsitz dem Präses deS DirectionSauSschusseS Peter Sralay über tragen sollte, wurden die Tagesordnungen festgestellt. Den Hauptgezenstand der Berathungen bildet ein vom deutschen General-Postmeister ausgegangener Vorschlag allgemeiner Er leichterungen und Vereinfachungen des gesammten europäischen und, wenn möglich, auch de- trauSoceanischen telegraphischen Verkehr», sowie Beseitigung der verwickelten Verhältnisse des jetzigen Abrechnungswesen«. Vom NeichSpostamt in Berlin sind der Ministerialdirector Fritsch und der Geheime Postrath Billig al» Abgeordnete zu dieser Eonserenz entsendet worden. Sine Dreibund-Debatte. * Pest, 16. Juni. In der heutigen Plenarsitzung brr öster reichischen Delegation wnrd« da» Budget de» Ministe rium« des Aeußeren beratMn. Der Berichterstatter Dumba leitete die Verhandlung eia. Kramac (Iungtscheche) sprach sich gegen den Dreibund au»; derselbe habe trotz der Bersicherunc von seiner Unveränderllchkelt eine Wandlung durchgemacht. Mi der ganzen europäischen Politik sei er tu die Weltpolitik hinauf gerückt. Europa werde zur Weltpolttik getrieben; eine neue Welt- läge sei zu Tage getreten, welche auf den Dreibund und die Orirntpolitik Einfluß übe. Di« Weltgeschichte drehe sich nicht mehr um Bulgarien und Slsaß-Lothrtngen. Die Entwickelung der Dinge in Bulgarien habe gezeigt, wie wenig der Dreibund und sein« freundschaftliche Unterstützung Oesterreich-Ungarn geholfen habe. Auch die Defensive gegen Rußland sei abhanden gekommen. Deutschland suche um jede» Pret» die Freundschaft Rußland«. Der Dreibund habe mehr eine theoretische Bedeutung für Europa. Oesterreich - Ungarn wolle nicht-, al« den Frieden. Nachdem die Balkanfrage weniger gefährlich geworden sei, sei e« ganz gut möglich, im Ein vernehmen mit Rußland und in freundschaftliche» Verhältnissen zu da, nicht gezuckt! Hörst Du, kein Recht! Wofür Du klopfst, Vas ist Unsinn, wahnsinniger, alberner Unsinn, hörst Du?" Langsam, mit bleichem Antlitz steht er auf und bleibt vor eineni kleinen Regal seiner Apotheke stehen. „Wird wohl schlecht gehen mit dem Schlafen, diese Nacht." Er entnimmt einer Schachtel ein kleines Packetchen und geht in das an grenzende Schlafzimmer, leise Worte vor sich hinmurmelnd, wie er eS sich angewöhnt hat in seinem einsamen Leben. Zwei Tage später trifft er Kurl Hansen am Eingang der Potsdamer Straße, gerade auf die Ringbahn wartend. „Nun, wie geht's, Harald? Ich hatte gestern keine Zeit, bei Dir vorzusprechen." „Mir gebt eS gut. Ich bin auf dem Wege zu Karch- Husens, die Präsidentin will mich noch einmal sprechen." „So — kommt dort nicht die Ringbahn? Ja, richtig. Du, ich habe mich entschlossen, eine andere Wohnung zu nehmen. Der Weg ist doch gar zu weit inS Amtsgericht. Auf Wiedersehen, ich komme vielleicht heute Abend zu Dir." Nasch springt der Assessor auf den Wagen, noch einmal mit der Hand znrückwinkend. Doch RaßmuS steht es nicht, da er schon eilig dem Thier garten zuschreitet. Dieser Maun ist fertig mit sich selbst geworden nach seiner Meinung und doch, als er dem anmeldenden Diener die Treppe hinauf zu dem Zimmer der Frau Päsidentin folgt und unten eine Thür sich öffnet, schrickt er zusammen und eilt ungewöhnlich hastig, ze zwei Stufen auf einmal nehmend, weiter. „Ah, da sind Sie, Herr Doctor! Leider ist Eva nicht zu Hause. Ich wollte Sie gern noch einmal um Rath fragen, ob Sie wirklich einen Sommeraufentbalt außerhalb BerlinS fnr unbedingt erforderlich ansehe».' Sie blickt ihn freundlich an, mit der Hand auf einen Stuhl deutend. „Sie haben wohl einige Minuten Zeit?" „Ja, gewiß", sagt er nur. „Eva erzählte mir, Sie riethen zur Insel Wight." „Ja, das thue ich entschieden." „Ich weiß nicht, mir wird eS so schwer, mich zu ent schließen. Die lange Reise und dann — mein Mann, — er bleibt ganz allein zurück —- und wird sich höchst unbehaglich fühlen." „Es hilft nicht«, gnädige Frau. Reisen Sie so bald wie möglich. Heute ist der 15. März, als» spatesten- Anfang April," Seine Art zu sprechen erscheint ihr ander» al» gewöhnlich. „Gut, gut, Herr Doctor, ich will mich fügen. Nun ja, vielleicht hat unsere Cousine, Frau Mohlen, die Freundlich keit, während der Zeit hier Hau« zu halten. Da« wäre ein Ausweg. Mindesten« wird sich mein Mana nicht zu ver einsamt fühlen." Sie hält ein und legt lauschend da» Ohr zur Seite, um gleich darauf etwa« enttäuscht den Kopf zu schütteln. „Nein, sie ist e« doch nicht, Eva nämlich — ich glaubte ihren Schritt zu hören. UebrigenS, lieber Doctor, fehlt Ihnen etwas? Sie sehen nicht sehr wohl aus. Sind da« die An strengungen de« BallfesteS?" fügt sie lächelnd hinzu. „Ich glaube kaum, gnädige Frau, ich befinde mich aus gezeichnet." „DaS freut mich zu hören. Eine Bitte, mein lieber Doctor, und zwar eine sehr anspruchsvolle. Kranke werden egoistisch, und zudem habe ich ein unbegrenzte- Vertrauen zu ihnen. Wenn ich wieder die alten Sckmerzen fühlen sollte, würden Sie eventuell aus meinen Ruf selbst die weite Reise machen?" Harald, beide Ellenbogen auf die Knie stützend, starrt eine Weile mit gesenktem Kopfe auf das Muster deS Teppich-, Wenn dieser Fall nun wirklich einträte, geht e- ihm durch den Sinn, dort, — dort, -— mit den beiden Damen ganz allein! „Sie sind erstaunt über meine Zumuthung?" „Nein, nein!" Er richtet sich rasch auf. „Ich glaube keine-fall- an eine derartige Möglichkeit, — jedoch —" „Nun, Herr Doctor?" Er schaut der gütigen Frau iu die großen Augen, welche mit einem Gemisch von Erwartung und fast zärtlichem Wohl wollen auf ihm ruhen. Eva hat doch genau solche Augen, auch die Stirnwölbnng an den Brauen ist dieselbe. „Nun, Herr Doctor?" Hastig ausstehend und nach dem Hut greifend, sagt er: „Ja, ich — würde kommen, gnädige Frau, wenn — e- meine Zeit erlaubt." „Wie freundlich von Ihnen!" Sinnend schaut sie ihm nach. Wa- war nur mit ihm? Früher schien er herzlicher, scherzte auch wohl, immer wvhlgemuth und thatkrastig. Und heute? — Schien e- doch, als ginge er nicht gerade rur Thür hinaus, nicht mit ver ihm eigenthümlichen Starrheit de» Rücken-. Ob Eva r- wohl bedauern wird, ihn nicht getroffen zu haben? „Ja, i», ich glaube doch, daß später die Schmerzen zurück ¬ kehren werden", sagt di« Kranke, müde lächelnd, sich in ihren Lehnstuhl lehnend. Eva, die seit dem Ballabend auffallend vergnügt und fröhlich war, trat kurz darauf in- Zimmer. „Ach, liebe Mutter, hast Du auch Dein Frühstück richtig bekommen? Es war so herrlich, im Thiergarten umher zu schlendern! E- liegt wie tausend Hoffnungen in den Äaumwipfeln. Grün ist e- noch nicht, aber man ahnt fast wie ein Geheimniß da« Werden unter Rinde« und Knospenhüllen." Sie sieht blühend au«, dort am Fenster stehend und die Handschuhe von den schlanken Fingern streifend. „vr. Raßmn- war hier vor einer Viertelstunde, Evchen." „So, — sieh nur, wie herrlich, die Hyacinthen zwischen den Doppelfenstern! — Bleibt er bei seinem Vorschlag?" „Ja, er wünscht entschieden, daß wir Anfang April ab reisen sollen." „So bald schon? Kommt vr. RaßmuS vorher noch ein mal zu Dir, Mutter?" „Ich glaube kaum, er sagte nichts davon. Irgend etwas ist mit meinem Doctor nicht so, wie eS sein sollte. Er war zurückhaltender und kälter al» gewöhnlich. Ich weiß nicht, — vielleicht überarbeitet er sich in seinem Berufe. WeS- halb er sich wohl ausschließlich der Armenpraxi» widmet?" „Ist VaS nicht gerade herrlich, Mutter? Um so mehr, al» er fast berühmt schon ist al- Chirurg. Wie schwer findet sonst em Armer de» Weg zu einem al- besonder- befähigt bekannten Arzt! Die Honorare stehen an den Glockenzügrn und der Arme kann seine Hand nicht darnach ««»strecken. Wenn ich nicht» weiter von jenem Manu« wüßte, so würde da- allein genügen, um ihn fiir mich au- der Masse herau» zu heben. Al- Arzt natürlich, — nur al- Arzt", fügt sie tief erröthend hinzu, fast selbst erstaunt über sich, daß sie so in Eifer gerieth. „Äa- heißt: alt Arzt, Eva? Kannst Du einen Mensche» in rwei Theile spalte» und jeden einzeln für sich beurtheilen, hoch oder gering schätzen? Kann Dir Ein- glerchgiltig, da- Andere btwundero-werkh erscheine» ? Hat Einer große Ziele und strebt denselben ohne unerlaubte» Eaoi-mu- zu, dann ist er ein ganzer Mensch oder ein ganzer Man»! — Wa« sonst zu ihm gekört, sind Kleinigkeiten, Nichtigkeiten. Und ich glaube, solch em Man» ist Doctor RaßmuS." Eva antwortet sicht. Am Fenster sitzend blickt sie hmau- in den Garten, sieht hinaus, ohne etwa« Bestimmte» zu be trachten, nur den Sonnenschein scheint sie mit weit geöffneten 7vr»,el leit zu Zeit etwas von der kochenden * Pete, eingetroffer — Die K sowie der Erbgroßhei lande abg Alexander der deutsc Erbgrofihe Caprtain l Grenze ge zu Schiff Dänemark Pöbelhau^ selben mitzu abgesetzt bet war, gab di Ausdruck. ' Straße beg< schrei. Die det ganzen dieselbe wi derselbe Fle tiren ließ, proclamirt au- Asmara General Bai daß die pl 29. Februar, immer maßv der Centro zukommen, « * «-», l am 24. d. N von dort uai * Sofia Bande, d die Land« Räuberb zwei Raul wurde. 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Roumaiae" der Agitatio langen sowl hinsichtlich d verloren, gla Iu riesigen sprachen, w> »en Balkanstaaten den Frieden am Balkan zu bewahren und mit Rußland gemeinsam für dir verbefleruna der Laa« der Lhristen in d«r Türket zu arbeiten, wa» heilige Pflicht der christlichen Mächte sck. Redner fordert«, daß ein« Verständigung mit Rußland über die Balkanfrage, und ferner, daß die LSsung der böhmische» Frage erfolge. Gras Wurmbrand entgegnete dem Vorredner, zum Glück für Oeslerreich-Ungarn sei seine Orientpolitik in Uebercknstimmung mit de» Anschauungen der Deutschen, der Polen «nd der Ungarn, nur di» Tscheche« feie» gegen de» Dreibund. Di» Orientkrage sei al« Weltfrage viel zu brdeutaud» als daß Deutschland ihr gegenüber einen ileichgiltigen Standpunkt aus die Dauer «tuuehmen iüiine. Uebrigens müsse da« große, für die ganz« europäische Politik ausschlaggebende Büildniß der Eentralmächte sich über alle wichtigsten Fragen insoweit einigen, daß ihr Ge- ichtSpunct die Grundlage de» Frieden- ist. Für Oesterreich- Ungarn sei der Dreibund «in große» Fundament, von All«n werde auch die Richtigkeit der Politik anerkannt, welche dir Balkanländer sich selbstständig entwickeln läßt und die Türkei erhält. Die größte Garantie de» Kckedens wäre eine vollständige Uebereinstimmuoa Innerhalb de« Drei bundes über die Zukunft der Balkanstaatert, wöbet eine Verständigung mit Rußland vollkommen möglich sei. Grßmann (Antis.) erklärte zunächst, die Delegationen seien eine bloße Abstimmung-Maschine (Widerspruch), welch« auf dt« auswärtige Politik keinen Einfluß übe; sodann besprach derselbe dt« Frage der Au »fuhr der inländischen Production iu» A»»land und beantragte eine Resolution über diesen Gegenstand. Der Deutschnationale Bareuther erklärte, er bringe al» Vertreter des deutschen Volkes nur dem Dreibunde seine Sympathien ent- gegen. Deutschland hab« sich seit d«r Begründung d«» Drei- Imnde» immer als treuer verläßlicher Freund Oesterreichs bewährt. Der österreichisch« Minister de» Lu»wärtigen könnte daher nichts Bessere» thun, al» bei allen wichtigen auswärtigen Fragen sich immer de» Einverständnisses des deutschen Reiche» zu versichern. Der Iungtscheche Schwarz be- prach die Bedeutung der böh mische« Frag« sür die äußere Politik und erklärt« r» sür ungewiß, ob Oesterretch-Ungarn im Fall« einer Krise im Orient sich aus den Dreibund ver lassen könne. Redner protesttrte argen das Vorgehen Oesterreich- Ungarns io der Dongolaaffarr«. Die Tschechen sehnten jsich nach Frieden, welcher durch di« allgemeine Abrüstung «ud Schiedsgerichte erhalten werden würde. ZaleSkt erklärte Namens der Polen, der Tur» der Politik, mit welcher die Polen tet» einverstanden warrn, sei derselbe gebliebe« und werd« auch weiterhin derselbe bleiben, nur die Bewegungen der da- Schiss der Politik treibenden Gewalt seien kräftiger geworden. Die Polen billigten da», da «iu entschiedene» zielbewußte» Aus. treten im wichtigen Momente ebenso der Würde und dem An- ehen der Monarchie entspreche (Beifall), wie auch geeignet sei, daS Hauptziel der Politik Oesterreich - Ungara-, di« Sicherung deS Friedens, zu fördern. Redner verwies auf da» volle Ver traue» zu dem Minister de» Auswärtigen Grafen Goluchowskt und beglückwünschte denselben zu der ihm feiten» der maßgebenden Factoren gewordenen Anerkennung. Dt« Polen stimmten unbedingt der Dreibunopolltik zu und begrüßten als eine weitere Friedensgarantie mit Genugthuung die Versicherung von den freundschaftlichen Beziehungen zu allen Mächten, sowie die Versicherung, daß die Unabhängig- leit der Balkanländer rin Hauptprogaminpunct der Politik bleibe. (Lebhafter Beifall.) Di« Debatte wurde sodann geschlossen. Kramac polemisirte hieraus gegen die Behauptung Wurmbraud'S, daß Ungara die Brücke zwischen Orient und Occident sei, und erklärte, die Böhmen seien für ein Ei nverstäudniß mit Rußland al» den einzigen Weg zur Erhaltung deS Friedens. Böhmen habe von Rußland nicht» und verlange auch nichts von ihm. Die Böhmen fühlten sich aber al« Slawen und suhlte» für alle Slawen gleich, sür Polen wie sür Russen, für Serben wir sür Bulgare» und Kroate». Der Ruthen« ÄarwinSki erklärte, der Dreibund habe sich al» wirksam« Desensivorganisation erwiesen, der die Erhaltung des europäischen Frieden» zu ver danken sei. Er bezweifle nicht die Aufrichtigkeit der fried lichen Bestrebungen der gegenwärtigen russische» Regie- rung, zumal da der jetzige Zar, sowie der Leiter de» russischen auswärtigen Amte» als Friedensfreunde gelten; es gebe jedoch ein- slußretchr Elemente in der russischen Gesellschaft, welche ihre Feindseligkeiten gegen di« Säule» im Westen und de» Fried« nsbund offen bekennen. Es wurde sodann da« Eingehen in dir Specialdebatte beschlossen. Nach eiurm Schlußwort des Referenten Dumba wurde da§ Budget des Auswärtigen sammt den NachtragScrediten genehmigt und die von Gebmann beauiragt« Resolution abgelehnt. Frankreich. * Paris, 16. Juni. Angesichts ver Erhöhung der Zuckerprämie» in Deutschland fand heute Abend eine Versammlung von Senatoren und Deputirteu statt, die sich über einen Gesetzentwurf einigten, der wahrscheinlich in der Kammer wird eingebracht werden. Aehulich wie Deutschland soll danach Frankreich die Ausfuhrprämie auf 4,50 FrcS. für rasfinirle Zucker und 3,50 FrcS. für Rohzucker festsetzen. Die gegenwärtig bestehende Zoll- freih eit für Zucker, der aus den Colonien fremder Staaten zum Zwecke der Raffinirung nach französischen Häfen gebracht wird, soll aufgehoben und für denselben der gleiche Zollsatz von 1,50 FrcS. entrichtet werden, der Zuckersorten auS dem europäischen AuSlande gelegt ist. h besondere Bestimmungen sollen den Raffineuren in Hafenvlätzen bestimmte Vortheile eingeräumt werden. Durchführung des Entwurfs würde eine einmalige Aut- von 16 Millionen Franc- verursachen. * Part», 16. Juni. Der Minister deS Aeußeren gab Augen einzusaugen. Ihre Lippen lächeln, nicht vergnüg, nicht fröhlich, nein, glücklich, sonnig glücklich. * * * Die Präsidentin nebst Eva und dem Onkel Carl sind in dem behaglichen Wohnzimmer versammelt. DaS Wasser singt in dem silbernen Kessel über ver bläulichen SpiritnSflamme und Eva gießt von Zeit zu Zeit etwas von der kochenden Flüssigkeit in einen Porrellantrichter, auS dessen Innern der würzige Geruch guten Kaffees durch den Raum zieht. Eva thut da» jeven Nachmittag, wie sie angiebt, mit Selbstüber windung, weil e- ihr nie gelänge, jedeSmal Kaffee von der selben Güte herzustellen. Aber sie unternimmt eS doch immer von Neuem, nur, um da» Problem der Gleichmäßig keit zu lösen. Heute Nachmittag werden vr. RaßmuS und Assessor Hansen zu einem Plauderstündchen erwartet. Die Damen wollen in zwei Tagen abreisen und der Doctor soll noch seine letzte Entscheidung geben, ob da» Befinden der Präsidentin die Reise gestatten wird. Frau von Karchhusen siebt viel Wohler au-, al- ihre An gehörige» sie seit Jahren gekannt haben, und die früher so melancholischen Augen schauen mit einem leichten Anflug fast jugendlichen Frohsinn- in die Welt. Onkel Carl geht mit großen Schritte» auf und ab und planderl kranS durchein ander, ReminiSceuzen und Berliner Beobachtungen anS- kramend. Jetzt schwatzt er gerade über die Berliner: „Ich habe früher diese Leute gern gehabt, da- heißt vor 1870. Jetzt widert e- mick an, auf die Straße za gehen. Keinem ordentlicken Kerl begegnet man inehr? Alberne Simpel, sogenannte Gigerl und freche Straßenjuugengesichter über weißem Kragen und modernem Shlip- irritireu mich überall. Schon wenn mich solch ein Mensch mit seine» halb »»geklappten, geistlosen Augen ansieht, zuckt- mir in allen Finger». Und wa- die Weiber anbelaagt, na, — stille bist du alter Bostelk Jedenfall- umgebe» sich die sogenannten vornehme» Damen mit denselben abenteuerlichen Geschmack losigkeiten ohne Unterscheidung von den andere» Frauen zimmer»". „Carl!" uiahut seine Schwester. „Na ja, bin ja schon stille. — Dem Mana erscheint heute Nachmittag nicht?" „Nein, er hat zu arbeiten." „Glaube r-, wer kann! Gereizt ist er, wüthend, weil seine Reformvorschläge sich all Schlag in- Wasser aus- gewiesen haben." (Fortsetzung folgt.)
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