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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960619019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896061901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896061901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-06
- Tag1896-06-19
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45VV * Vkdenbuv«, 17. Jüdi. In dem soeben erschienenen I Landtags-Abschied, unterzeichnet von dem Großherzog I und gegengrzeichnet von den Ministern Jansen, Flor und I Heumann, heißt eS: Bon den Beschlüssen deS Landtag- in Betreff der Leitung des I BolksschulwrfenS und der nothwendig gewordenen Mehrverwendungen I für den Bau der Eisenbahn Oldenburg-Brake haben Wir nur mit I Bedauern Krnntniß nehmen können. Wenn der Landtag diesen I Beschlüssen die im Versassungsleben der deutschen Staaten un-1 bekannt» Form von allgemeinen Mißtrauensvoten gegeben! hat, so muß dies mit Entschiedenheit zuriirkgewiesen werden, so-1 fern in der Wahl dieser Form die Tendenz einer maßgebenden I Einflußnahme des Landtags auf Unsere Landesherrlichen Ent-1 ichUrßungen in Betreff der nach dem Staatsgrundgrjetz Uns aus-1 schließlich zustehendeu Ernennung und Entlassung der Minister zu I befinden ist. Wir halten es, zumal auch im Hinblick ans die all« I gemeinere Bedeutung dieser Frage für alle monarchischen Staaten I Deutschlands, für Unsere Pflicht, in diesem Anlaß Unsere verfassungs-1 mäßigen Rechte in ihrem gelammten Umsang» entschieden zu wahren, I wie auch Wir die dem Landtage znslehenden Rechte während Unserer I mehr alS dreiundvicrzigjährigen Negierungszeit stets gewissenhaft! beachtet haben. * Posen, 17. Juni. In Sachen des Propstes! SzadzynSki in WitaSzyce veröffentlicht das „Posener Tageblatt" eine Zuschrift deS nach Jaratschewo versetzten Lehrer- Wenzel, in der Letzterer erklärt, er halte gegen über der vom Propst SzadzynSki an den „Kuryer PoznanSki" gesandten Berichtigung seine Aussagen ausrecht und nehme nichts zurück. Wenzel schreibt am Schluß, der Propst habe seinem Nachfolger in WitaSzyce, dem Lehrer WuefowSki, bei dessen Bisite gesagt: „Wenn Ihre Behörde von Ihnen etwas verlangt, was sich nicht mit der Religion verträgt, so müssen Sie es nicht sofort thun, wie eS der Wenzel that." Ob die Regierung wohl nunmehr zu der Erkenntniß gelangen wird, daß die schleunige Entfernung dieses Geist lichen eine Forderung der Würde des Staates ist? m. Weimar, 17. Jnni. Unter Vorsitz des Professors vr. Wendt-Jena wurde heute die Hauptversammlung deS Evangelischen Bundes im Großherzogthum Weimar hier abgehalten. Professor Wendt gedachte in seiner Begrüßungsansprache mit warmen Worten des früheren, nach Bonn verzogenen Vorsitzenden Professor Frhr. v. d. Goltz und regte an, demselben in einem Schreiben noch den Dank deS Bundes zu übermitteln, womit man allseitig einverstanden war. Der von vr. Kötschau-Jena verlesene umfangreiche Jahresbericht gab zu anregenden Aussprachen Anlaß, auch wurden verschiedene Fälle ultramontaner Uebergriffe mit- getheilt. Ueber die Wirkungen deS neuen Mi sch eh en ge setz eS im Großherzogthum wurden verschiedene Mitthei- lnngen gemacht, auch wurde an einem concreten Fall dar- gethan, daß in dem Gesetz Übergangsbestimmungen für Kinder, welche bei Erlaß des Gesetzes über 12 Jahre sind und weder gefirmt noch consirmirt sind, fehlen. Für nächstes I Jahr ist eine festliche Hauptversammlung in Aussicht ge- I nommen und zwar soll sie in Apolda abgehalten werden, I vorausgesetzt, daß die jetzt dort bestehenden Schwierigkeiten bi- dahin beseitigt werden. * Ratibor, 15. Juni. Ein hier zur Uebung einberufener Vicefeldwebel N., so wird der „BreSl. Ztg." geschrieben, wollte sich am Sonntag Abend an einem Tanz betheiligen, durch welchen der Radfahrerverein „Wanderer" das Fest seiner Bannerweihe in Hausmann'S Etablissement beschloß, wurde jedoch abgewiesen. Der Vicefeldwebel begab sich nun sofort zur Hauptwache, requirirte daselbst zwei mit Gewehr be waffnete Soldaten und drang mit diesen in den Saal, um den Herrn, der ihm das Mittanzen verboten batte, zu ver haften. Ein Ofsicier des hiesigen Bataillon-, bei welchem der Vicefeldwebel seine Uebung absolvirt, war anwesend und veranlaßte ihn, sich mit den von ihm requirirten Mann schaften zu entfernen. * Würzburg, 18. Juni. (Telegramm.) Gestern Abend fand in den festlich geschmückten städtischen Sälen die Be grüßung der Delegirten zum VerbandStage der deutschen Frauen-HilfS- und Pflegevereine unter dem Rothen Kreuz, sowie der hiesigen Vereinsmitglieder statt. In der heutigen Sitzung begrüßte Bürgermeister vr. v. Steidle die Versammlung Namens der Stadt; der Delegirte des Preußischen Vaterländischen Frauens-Vereins Geheimer RegierungSrath vr. Hassel dankte im Namen deS VerbandStageS. Zn Präsidenten wurden gewählt Geheimrath vr. Hassel-Preußen, Generalmajor z. D. Keim-Bayern und Geheimrath Sachs-Baden. Der preußische Staatsminister a. D. Hoffmann begrüßte die Versammlung im Namen der Kaiserin, Generalmajor Keim im Namen der Prinzessin Ludwig von Bayern und Geheim rath Sachs im Namen der Großherzogin von Baden. StaatS- minister Hoffmann wurde zum Ehrenpräsidenten gewählt. Die Versammlung beschloß, an die Kaiserin und an den Prinz-Regenten Luitpold Huldigungsielegramme zu richten, sowre an die anderen hohen Protectorinnen telegraphische Grüße zu senden. Sodann wurde die Aufnahme der Ver treter deS Mecklenburgischen Frauenvereins in den ständigen Ausschuß, sowie die Anbahnung von Maßnahmen zum Schutze deS Rothen Kreuzes gegen ReclameauSnutzung beschlossen. Ferner stimmte die Versammlung den An regungen zur Organisation der Frauenvereinshilfe bei Unfällen in Verbindung mit den BerufSgenossenschasten und den Anregungen zur Begründung von Volksheil stätten za. Oesterreich-Ungarn» * Wien, 18. Juni. (Telegramm.) „Das Vaterland" meldet, Erzherzog Otto werde nack Wien übersiedeln; der Kaiser habe behufs Schonung des Gesundheitszustandes des Erzherzogs Franz Ferdinand Este bestimmt, den Erzherzog Otto zu den bisher von den Erzherzog Carl Ludwig versehenen Geschäften sowie für einen Theil der ehe maligen Repräsentationspflichten deS Kronprinzen Rudolf heranzuziehen. Frankreich. * Paris, 18. Juni. (Tesegramm.) Der Minister- rath beschloß, vor dem Auseinandergehen des Parlaments eine Vorlage einzubringen zum Schutze der ourch die Gesetz gebung verschiedener Länder bedrohten Interessen der Zucker industrie, und beschloß ferner, in Folge der Untersuchung über die Frohnleichnamsumzüge den Erzbischof von Cambrai wegen Amtsverletzung vor dem StaatSrath zu belangen uud die Auszahlung der Gehälter der Geistlichen auözusetzen, welche trotz deö Verbotes an den Umzügen theilgenouimen haben. * Paris, 18. Juni. (Telegramm.) Minister Barthou bestätigte den Beschluß deS Pariser Stadtrarbes nicht, den ausständigen Porzellanarb eitern von Limoges zehntausend Franken zuzuwenden. — Eine „Havaö"-Meldung, wonach der Marquis Moros in der Südsahara von Senussis ermordet worden 'wäre, ist bisher unbestätigt. !— „Evönemcnt" enthüllt eine neue erschreckliche Ver schwörung gegen die Republik. Poincarö wollte ins Mini sterium Meline nicht treten, weil er sich in der nächsten Tagung zum Kammervorsitzenden wählen lassen will; die Rechte soll für ihre Hilfe bei der Wahl die Aufhebung des Ver bannungsgesetzes gegen die Prinzen zugcstanden be kommen. Ein Wahlfeldzug soll dann zunächst auf den Namen des Prinzen Heinrich beginnen, um das französische Volk wieder an den Namen Orleans zu gewöhnen, und die derart geschaffene Stimmung soll dann Herzog Philipp zu I einem Unternehmen benutzen. Tas einzig BemerkenSwcrthe I an diesem kindischen Hirngespiunst ist, vaß es aus der I Umgebung des Kammer-Vorsitzenden Brisson hcrzustammen I scheint. (Voss. Ztg.) Belgien. I * Brüssel, 17. Jnni. Der socialvemokratische Gc- Imeinderath von PLturageS hatte zur Feier des I. Mai I die Kirchenglocken läuten lassen wollen, der Pfarrer hatte I aber der Ausführung dieses Beschlusses thätlichcn Wider- ! stand entgegengesetzt und schließlich die Kirchenlhür ver- I rammeln lassen. Die Regierung hat nun auf die Beschwerde I des Pfarrers hin den Beschluß des Gemeinderathes als un- I rechtmäßig aufgehoben, mit der Begründung, daß^ wenn auch I zweifellos nach den vorliegenden gerichtlichen Erkenntnissen I dem Gemeinderathe als Eigenthümer der Kirche das Recht I zustehe, über die Glocken der Kirche auch zu profanen Zwecken I zu verfügen, dieses Recht sich doch aus Fälle zur Sicherung I der öffentlichen Ordnung und Hilfeleistung bei Gefahr be- I schränke. Die Maifeier der Socialdemokraten stelle aber ' keinen solchen Fall dar. Nachdem die Regierung im Grund sätze das Recht des Gemeinderathes über die Kirchcnglocken anerkannt hat, hängt diese Deutung jedenfalls nur an einem seidenen Faden, und wenn der Gemcindcrath von PLturageS seinerseits den weiteren gerichtlichen Instanzenweg beschreiten sollte, so dürfte die letzte gerichtliche Entscheidung noch fraglich sein. Die Maifeier mit Kirchenglocken wäre jedenfalls ein Bild, das prächtig aus die belgischen Zustände paßt. (K. Z.) Schweiz. * Bern, 18. Juni. (Telegramm.) Der Ständerath stimmte den Beschlüssen des Nationalrathes zum Bundes bankgesetz zu und nahm das Gesetz mit 20 gegen 17 Stimmen an. Hiermit ist das Gesetz von der Bundes versammlung festgesetzt und kann vorbehältlich des Referen dums in Kraft treten. Italien. * Rom, 18. Juni. (Telegramm.) GeneralDalverme, Unterstaatssecretair im Kriegsministerium, hat gestern seine Demission eingcreicht und sich sofort nach Mailand begeben. Großbritannien. * London, 18. Jnni. (Telegramm.) Nach amtlicher Mittheilung wird der Proceß gegen Jameson nicht vor dem 20. Juli verhandelt werden. Die Verhandlung wird vor dem Obersten Gerichtshof stattfinden. Rußland. * Petersburg, 18. Juni. Der feierliche Einzug des Kaiserpaares ist auf den 17./29. Juni verschoben worden. Die Majestäten treffen am 15./27. Jnni in Zarskoje Szelo ein, wo sie bis zum Tage deS Einzugs verbleiben. Am Einzugstage werden die Majestäten die Kasan-Kathedrale und die Peter - Pauls - Kathedrale besuchen, wo sie an den Gräbern der Ahnen beten werden. Nach einem sehr kurzen Aufenthalte im Winterpalais bezieht sich das Kaiserpaar zum Sommeraufenthalte nach Perterhof. Orient. Die Unruhen auf Kreta. * Athen, 18. Juni. (Telegramm.) Die griechische Regierung hat die gerichtliche Verfolgung mehrerer Journalisten wegen polemischer Artikel über die Lage au Kreta angeordnet. Die gerichtliche Verfolgung ist bereits eingeleitet gegen den Director Drossinis und den Nedactenr SotiriadiS vom Journal „Hestia". Die gesammte Presse be trachtet daS Jrade des Sultans als einen schlechten Scherz. Die officiöse „Palingenesia" sagt, die Gewehre der Kretenser würden die Antwort aus das Jrade geben. DaS Blatt „Asty" sagt, der Aufruf des kretensischen Comitss in Athen sei eine indirecte Antwort auf die lächerliche Maß nahme der Pforte. Die übrigen Blätter sprechen in dem selben Sinne. Afrika. * Eapstadt, 18. Juni. (Telegramm.) Meldung des „Neuter'schen BureauS". Nach hier eingegangenen Nach richten ist unter den zwischen Umtati uud Salisbury ansässigen Eingeborenen eine neue aufständische Be wegung auSgebrochen. Der Häuptling Makoni hielt am 9. b. eine Versammlung der Führer der einzelnen Stämme ab, in welcher er eine allgemeine Erhebung empfahl. Ein Theil der Häuptlinge weigerte sich, der Aufforderung Folge zu leisten, die übrigen stimmten zu. Es sollen mehrere Weiße ermordet worden sein. Colonial-Nachrichten. * Gouverneur v. Wisfmann hat. wie das amtliche „Col.-Bl." berichtet, wegen des Gerichtsverfahrens gegen Eingeborene einen Beiehl erlasse», dem mir Folgendes eiitnchiiien: Im Anschluß an die allerhöchste Verordnung vom 25. Februar d. I. und die Beringung des Herrn Reichskanzlers voin 27. Februar bemerke ich, daß in allen Fällen, worin in dem von einem euro päischen Beamten geleiteten Gerichtsverfahren gegen Eingeborene ohne Unterschied, ob es sich um einen Civil- oder Strafproceß handelt, zur Herbeiführung von Geständnissen und Aus sagen andere Mittel als die nach den deutschen Proceßordnnngen zngelasjenen Maßnahmen angeweudet oder außerordentliche, ins besondere bloße Berdachtsstrasen verhängt worden sind, in Gemäß heit der 88 818 und 845 St.-G.-B. unnachsichtig voegcgangen werden muß. Geständnisse von Angeklagten oder Aus- sagen von Zeugen dürfen nicht durch unzulässige Maß nahmen wie Körperstrafen erpreßt, und Strafen nur verhängt werden, wenn der Richter von der Schuld des Angeklagten überzeugt ist. Ans den bloßen Verdacht hin sind Strasen ausgeschlossen. Außerordentliche Strafen sind sowohl solche, welche bezüglich des Strafgrundes als auch solche, welche bezüglich der Art uud Weise der Vollstreckung weder in den Gesetzen und Verordnungen noch nach der für das Gerichtsverfahren zu lässigen Uebung vorgesehen sind. Ferner hat der Gouverneur zur Schonung des Wildstandes in Deutsch-Ostasrika und zur Vermeidung des Aussterbens vieler Wildarten einen Ruuderlaß an die Bezirksämter gerichtet, durch den in besonders wildreichen Gegenden als Zusluchts- und Erholnngsort des Wildes Jagdrejervationen geschlossen werden sollen. Weiter hat Herr v. Wissmann im Mai d. I. ein Rundschreiben an die Stationen und Bezirksämter erlassen, das den Zweck hat, die Truppe im Innern möglichst billig nach Möglichkeit zu ver- tärkcn, für Kriegsfälle eine landes- und sprachkundige Auf klärungstruppe zu bilden, eine spätere umfassendere Rekru- lirung von Eingeborenen der Colouie für die reguläre Truppe vorzubereiten, den jetzt bestehenden Schwierigkeiten mit Trägern, besonders für kriegerische Expeditionen, abzuhelfen und den Stations chefs Winke zu einer angemessenen Beschäftigung ihrer Truppe zu geben. Ueber die friedliche Unterwerfung deS von englischem auf deutsches Gebiet übcrgetretenen Häuptlings Mbarnk bin Raschid hat Major v. Wissmann einen Bericht eingesandt, dessen Schluß lautet: „Ich habe nunmehr Mbarnk nach Tar-es-Salaam kommen lassen, um wegen der cndgiltigcn Ansiedelung seiner Leute dessen Wünsche zu Horen und bin zu dem Entschlüsse gekommen, daß cs am zweck mäßigsten ist, wenn die jämmtlichen Mbarnkleute zunächst nach Tnr-cs-Salaam verbracht werden. Hier finden sie für's Erste aus reichende Arbeit uud Beschäftigung vor. Ihre späteren Wohuplätze denke ich ihnen in dein dünn bevölkerten, aber fruchtbaren Süd- Usaramo, specicll in Len Pugubcrgen und bei Masijisähre, zuznweisen. Einmal sind in dortiger Gegend jene Leute von hier ans leicht zu beaufsichtigen; sodann finden sie auch dort die günstig sten Vorbedingungen für ihren ferneren Lebensunterhalt. Ein kleiner Theil Mbarnkleute, der sich freiwillig entschlossen hat, in Tanga zu verbleiben, wird dorlselbst angesicdelt werden, sofern sich die Leute nicht als Plnntagenarbeiter verdingen wollen. Ich gebe mich somit nicht nur der Hoffnung hin, daß es gelungen ist, die Ange- legeuheit in einer unserem Ansehen entsprechenden Weise zu er- ledigen, sondern ich setze auch mit Bestimmtheit voraus, daß unsere Colouie von dem in vieler Beziehung wünscheuswerthen Bevölkerungs zuwachs Nutzen uud Vortheil ziehen wird." MilitamschtS. Nordamerika. Das Nordatlandische Geschwader unter Rearadmiral Bunce wird seinen Stationsort von Hampton Rvads in die New-Porker Bucht verlegen. Dasselbe wird, wie dem „Militair-Wochenblatt aus Clevcland, Ohio, gemeldet wird, von Mitte Juni folgende Schisse umfassen: Schlachtschiffe 1. Classe „Indiana" und „Mnssachuscts", Schlachtschiffe 2. Clafse „Texas" und „Maine", Knsteujchutzmonitors „Terror" und „Amphitrite", Panzerkreuzer „New-Port", Kreuzer 1. Classe „Columbia", Kreuzer 2. Classe „Newark", Kreuzer 8. Classe „Naleigh", „Cincinnati" und „Montgomery", Rammschiff „Kathadin" und die Torpedo boote „Ericsson" und „Cufhing", sowie das Depeschenboot „Dolphin". Die Flotte reprnjenti'rt demnach eine Stärke von 15 Kriegsschiffen, mit einer Armirung von 346 Geschützen (einschließlich Schnellfinergeschützen) und einem Tonnengehalt von 72 066 t. — Im Beisein Les Oberbefehlshabers der Bnndcsarmee, Generals Aki les, und einer Anzahl anderer höherer Osficiere fanden kürzlich auf Mattinock Point am Long Jsland-Sund Schiebversuche mit einem neuen Geschütze statt, von dessen Verwendung in der Küstenvertheidigung der Erfinder großen Nutzen erwartet. Tas Geschütz, bei welchem Pulver und com- primirte Lust zur Anwendung gelangen, wird von der „Sims-Dudley- Tesenje - Company" hergestcllt; auch die Schießversnche, welche durch die Explosion eines Geschosses einen unerwarteten Abschluß erhielten, waren von dieser arrangirt. Dieselben waren durchaus privater Natur und General Mills nur als geladener Zuschauer anwesend. Das in Frage stehende Geschütz ist ein pneumatisches, bei welchen! das Geschoß durch comprimirte Lust getrieben wird, doch unterscheidet sich das Dudley-Geschütz von anderen seiner Art dadurch, daß die Compression der Luft nicht durch eine besondere Maschine, sondern Lurch die Explosion einer Pulverladung ini Ge- schütze selbst bewerkstelligt wird. Es besteht auS drei 'Rohren, die varallel nebeneinander angebracht sind. Das mittlere Rohr, welches nur 250 Pfund wiegt, dient zur Aufnahme des Geschosses. Die beiden Seitenrohre sind durch eine Luft« kammer miteinander verbunden, aber an den vorderen Enden geschlossen. Das Hintere Ende des linken Seitcnrohres, das ebenfalls verschlossen ist, steht mit dem Hinteren Ende deS Milteirohrs in Verbindung; dieses und das rechte Seitenrohr haben Verschlüsse wie die Hinterlader. Die Handhabung des Geschützes ist eine überaus einfache. In Las rechte Seitenrohr wird eine Messing patrone mit Pulverladung eingeführt und das Rohr verschlossen, worauf das mittlere Rohr mit einem Torpedo geladen wird. Als dann wird die Pulverpatrone abgefenrrt, wodurch ein Druck von 850 Psund erzeugt wird. Die also comprimirte Lust schleudert den Torpedo mit großer Gewalt aus dem Rohre, wobei nur rin geringer Knall hörbar ist, aber weder Rauch noch Flamme sichtbar werden. Der Rückstoß, der nur ein sehr geringer ist, wird dnrch Federn aufgehoben. Das Geschütz hat ein Kaliber von 4 Zoll und wiegt mit Lasfette 2000 Pfund. Di« mlk 32 Psund Dynamit geladenen Torpedo- haben «Ine Lange von 52 ^>ou uno .^coeu mit sogenannten Merriamzündern zur Explosion gebracht. Zum Abseuern der Pulverladungen dienen Patronen, di« mit 15 Unzen rauchlosen LupontpulvrrS geladen sind. Die neuen elektrischen Straßenbahnlinien. ick. Leipzig, 18. Juni. Der bereits erwähnten, den Stadt verordnete» zugegangenen Vorlage über dje Concessionirnng sechs neuer Straßenbahnlinien an die Leipziger Elek trische Straßenbahn entnehmen wir daS Folgende: Auf Grund der tztz 3 bez. 8 der Verträge mit ver Leipziger Elektrischen Straßenbahn und mit der Großen Leipziger Straßenbahn haben beide Gesellschaften um die Genehmigung neuer Straßenbahnlinien nackgesucht. Ihren diesbezüglichen Ge suchen entsprechend, bat der Rath jeder der genannten Gesell- fchaftcn bestimmte Linien zur Genehmigung angeboten. Bei Ver- theilung dieser im Interesse des Verkehrs für wünschenSwertb er achteten Linien unter die beiden Gesellschaften war naturgemäß das Augenmerk darauf zu richten, daß sie im Anschluß an die bereits von der betreffenden Gesellschaft hergestellten Linien erfolgte, weshalb für die Leipziger Elektrische Straßen bahn wesentlich der Osten und Norden, für die Große Leipziger Straßenbahn der Süden und Westen in Frage kommen. Während nun die Verhandlungen mit der letzteren wegen einiger noch schwebender, jedoch voraussichtlich zu beseitigender Differenzen noch nicht zum Abschlüsse gekommen sind (es dürfte bis zur endgiltigeu Vereinigung noch einige Zeit ver gehen), hat sich der Rath mit der Leipziger Elektrischen Straßenbahn über folgende Linien geeinigt: 1) JohanniSplatz-Täubchenweg-Niebeckstraße und in dieser bis nabe an die Mündung in die Reitzenhainer Straße einerseits, und von der Riebeck-Straße abzweigend durch die Stötteritzer Straße nach Stötteritz andererseits. 2) Ostplatz-Oststraße, bann getheilt durch a. die Josephinenstraße, s Stötteritzer Straße- d. die Riebcckstraße, / Stötteritz; 3) Marien platz-Lange Straße-Ranft'sche Gasse-Kohl gartenstraße-Bergstraße-Kirchstraße nach Schönefeld einrr- leilS, unv durch die Wurzener Straße bis zur Ecke der Dorf und Kirchstraße in L.-Sellerhausen andererseits. 4) Für den Fall, daß die Bedenken gegen die Benutzung der Liebigstraße zur Einlegung elektrischer Straßenbahn gleise nicht fallen gelassen werden, beziehentlich bis zur Er- theilung der Genehmigung hierzu für die Liebigstraße. die Strecke Bayerischer Platz-Windmühlenweg (im Windmühlenweg eingleisig, mit einer Weiche etwa in der Mitte der Strecke Jvhanniü-Allee-Ostplatz). 5) Gohliser Mühle-Nosenthalstraße in L.-Gohlis- Schniiedcstraße-Untere Gcorgslraße-Lauae Straße, und zwar westlich bis zu derenMüriduugin dieMöckeruschcStraße einerseits, und östlich bis zur Liudenthaler Straße uud durch diese nach den neuen Easernen in Möckern andererseits; 6) Berliner Bahnhof-Wittenberger Straße und deren Verlängerung (früher Lange Straße) bis zur Gartenstraßc in L.-Eut risch. Die Bedingungen der für diese Linien zu ertheilendcn Concessionen sollen im Allgemeinen dieselben sein, wie die jenigen sür die früher schon genehmigten Linien, nur soll das gegenseitige Mitbenutzungsrecht der Gleise für beide Gesellschaften auf 500 m erhöht werden. Da die Leipziger Elektrische Straßenbahn Werth daraus legt, daß die Arbeiten für diese neuen Linien ohne Unter brechung an die Arbeiten der nunmehr nahezu fertigen ge nehmigten Linien angeschlvssen werden, hat der Rath schon jetzt die Concessionirung beschlossen und bittet die Start verordneten um ihre Zustimmung. Vermischtes. ----- Hamburg, 18. Juni. (Telegramm.) Der „Ham burgische Correspondent" meldet: Die schwedische Bart „Thrine", von Kamerun kommend, wurde heute in Cuxhaven eingcschlcppt und in Quarantaine gelegt, weil an Bord derselben eine Krankheit herrscht, an welcher der Capitain, der Steuermann, der Schiffszimmermann und ein Matrose verstorben sind. Die Art der Krankheit ist noch unbekannt, wahrscheinlich handelt es sich um Malaria. Alle erforder lichen Vorsichtsmaßregeln sind getroffen. Heute Abend kommt das Schiff mit Bewachung zur hafenärztlichen Untersuchung nach Hamburg. ---- Ter freundliche kasfirer. Aus Wien wird berichtet' Der Nudolphsheimer GeselligkeitSverein „Ziehrer-Club" hielt im Nachfasching einen Ball ab. Während die Gäste zu strömten, setzte sich in die Entrßccasse ein freundlicher Herr, der mit Zuvorkommenheit die Beträge für Ballkarten cin- cassirte und dann.auch Blumensträußchen zum Cotillon ver kaufte, die ihm ein eifriges EomitSmitgcied zur Casse gebracht hatte. Die Herren vom ComitS dachten nämlich, der fremde Herr sei vom Obmanne des Clubs als Cassirer angestcllt worden und der Obmann wieder glaubte, daß daö Comitö den Herrn zu diesem beschwerlichen Dienste ausgenommen habe. Der Cassirer war unermüdlich thätig — doch plötzlich war er verschwunden, nicht ohne vorher noch von dem Restaurateur fünf Gulden für einen Moment „zum Wechseln" entliehen zu haben. Und erst als der Obmann zu dem freundlichen Cassirer beglückwünscht wurde, zeigte eS sich, daß ein origineller Gauner den „Ziehrer-Club" genarrt habe. Einem findigen Polizisten gelang es nun, den falschen Cassierr in der Person eines gewissen Franz Schwarz zu entdecken, und Freitag sollte sich dieser vor dem Bezirksgericht Rudolpks- heim verantworten. Schwarz batte sich jedoch auch hier unsichtbar gemacht, und da der Schaden deS „Ziehrer-Clubs" 25 fl. übersteigen dürfte, wurde der Act dem Landesgericbt abgetreten. beschrankt. Außerdem hatte er einen Sparren zu viel. Seine Sucht, Instrumente zu sammeln, ging nämlich wirklich ein bische» zu weit, und um ein« alte Pauke zu bekommen, konnte er Opfer über Opfer bringen, waS also konnte er nicht alles thun, um in den Besitz einer Trompete von Wicherts zu gelangen! Sein Glück, al« er hörte, in Madrid sei eine solche zu finden und „vielleicht" billig zu haben, kannte daher keine Grenrr, und er giug auf ave- ein. Er ließ sich in dem Speisehause einsühren und der „Schwiegersohn", denn als solchen betrachtete Donna Agonia ihn eben, sand eine geradezu festlich« Aufnahme. Zoilo, Donna Agonia und ven beiden Studenten wurde aus begreiflichen Gründen be sonder« servirt. Herr Gott, war da« ein Essen! Gericht folgte auf Gerecht und ein« immer bester und saftiger al« da« andere. So hatten die beide» seit dem Tag« ihrer Geburt noch nicht gelebt, und sie segneten Wichert« und seine Trompeten, ohne welche sie »»mal« da« Paradir« auf Erden durchkostet hätten. Und e« war «in Paradie« . . . gerade darum aber kam die Zeit, wo sie schließlich daraus verjagt werden mußten. Immer schwieriger und schwieriger wurde e«, da« Gespräch harmlos zu gestalten. Immer deutlicher wurden die An spielungen, bald auf die Trompete, bald auf da« Mädchen und beide, Eanete wie Eocolativo, sahen mit Schauder ein, daß die Situation nicht länger zu halten war und die Bombe zum Platzen kommen mußte. Und st« kam zum Platzen Douua Agoina meinte nämlich, Don Zoilo Contracto hätte i» sechs Dachen gerade Zeit genug gehabt, ihre Sanft- muth kennen zu lernen und seine Furcht vor der Schwieger mutter zu verlieren, und beschloß mit Her Farbe herauS- zurücken. „Junger Mann," sagte sie denn eines Tages, als sie mit ihm allein war, „ich begreife zwar Ihre Zurückhaltung, allein ich denke, wir könnten uns doch über die Sache verständigen. Ich kenne nämlich Ihre Absichten, und — ich kann es offen sagen, ich wünsche mir gar nichts Besseres, denn Sie haben in der Zeit, da ich Sie kenne, mein ganzes Herz gewonnen." „Ist es möglich?" frohlockte der junge Mann. „So darf ich wirklich hoffen?" „Sie dürfen «S; ich weiß ja, daß ich bei Ihnen mein Kleinod in die besten Hände lege." „O, davon können Sie überzeugt sein. Ich verstehe ja ihren Werth bester zu schätzen, als jeder andere. Und wann, wann werden Sie sie mir geben, wenn werde ich sie besitzen?" „O, nicht so stürmisch junger Mann. Es muß alles seinen geregelten Gang gehen." „Aber sehen kann ich sie doch, sehen?" „Ja bald, ich werde sie dieser Tage holen." „So haben Sir sie nicht hier?" „Sie wissen e« doch." „Aber eine« . . . eine- darf ich doch fragen: Ist sie noch in gutem Zustande?" „Mein Herr!!" Und die Donna erhob sich in ihrer ganzen beleidigten Würde. „O ... ich zweifle ja nicht daran, aber seien Sie mir nicht böse, sagen Sie mir nur noch einS: bat sie ein gute« Mundstück, ja?" „DaS — bat sie gewiß." „Und die Schlüssel?" „Die Schlüssel habe ich." „Sie haben sie ibr abgenommen? Nun, daS thut nichts. Aber nicht wabr, sie ist echt und trägt den Stempel ihres Erzeugers an sich!" „Ja", sagte Donna Agonia gerührt, „sie ist ihm wie auS dem Gesicht geschnitten." „Wa . . . wa . . . WaS?" stammelte Don Zoilo Contracto. „Sie ist ganz daS Ebenbild ihres VaterS". „Die — Trompete?" Da aber hätte man Donna Agonia sehen solle». „Waas?! Trompete nennen Sie meine Tochter?! Trom .... Hinaus, oder ich vergesse mich ... Trom .... Trompete, er nennt meine Tochter Trompete!" „Aber zum Teufel, wer redet denn von Ihrer Tochter! Was weiß denn ich von einer Tochter! Die Trompete will ich, die Trompete von WicherlS." „Wicherts? Trompete? Junger Mann, sind Sie verrückt oder ich?" „Ich nicht, aber ich glaube Sie!" schrie Don Zoilo, dem nun auch die Galle stieg. Da hatte er da« aber Richtige getroffen. „Zu Hilfe, zu Hilfe!" schrie Donna Agonia. „Er bat mich verrückt genannt! Zu Hilfe, zu Hilfe!" Und in Er mangelung eines Besseren sank sie ihm ohnmächtig inZdie Arme, aber nur, um im selben Augenblicke sich wieder auf- znrichten und ibn zurückzustoßen: „Zurück, Elender, wage nicht, mich zu berühren." Und nun stand sie mit hoch gezücktem Brodmeffer da, wie sie es einst von Lucretia oder sonst einer Heroine auf der Bühne gesehen hatte. Don Zoila aber rief: „Ich weiß gar nicht was Sie wollen. Canete und Eocolativo haben mir gesagt, Sie haben die Trompete von . . ." Er konnte aber das Wort nicht zu Ende sprechen, denn: „Canete!" rief sie, während das Brodmeffer ihren Händen entfiel. „Canete und Eocolativo? O, dann sind wir schänd lich betrogen! Junger Mann", und sie schritt auf ihn zu und packte sein Handgelenk. „Sie haben nie an meine Tochter gedacht?" „Niemals!" beschwor Don Zoilo. „Waß haben Sie dann bei mir gesucht?" „Eine Trompete von Wicherts." „Und ich habe nie — eine Trompete gehabt." „Wirklich nicht??" „Niemals!" „Und dafür habe ich zwei Monate hier essen müssen!!!" „Und dafür habe ich so viel und so Gutes gekocht!" „ES ist infam!" „ES ist empörend!" „Rachel" „Ja, Rache, aber wie k wie sollen wir un« rächen?" . . . Don Zoilo sann nach. Eine ganze Weile. „Wissen sie was?" sagte er dann; „geben Sie einem von den Beiden Ihre Tochter zur Frau und werden Sie seine Schwiegermutter!"
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