01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960623016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896062301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896062301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-06
- Tag1896-06-23
- Monat1896-06
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Morgen-Ausgabe KiMer Tageblaü derlei» Druck und Verlag von E. Polz in Leivsig Jahrgang Dienstag den 2Z. Juni 1896. Uoiivii. Niisr- »ttttvtt. t s o. 6. 0. ö Die Morgen-AuSgabe erscheint um '/,? Uhr, die Abend-AuSgabe Wochentags um 5 Uhr. xL AS Anzeigen'PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclam en unter dem Redactionsstrich (4 ge spalten) 50^, vor den Jamitiennachrichten sbgespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis, verzeichuiß. Tabellarischer und Zijserasas nach höherem Taris. denn sie ist ein und Vernichtung, zur Krone und Alle« überragen kleinlicher Tinge was ich eben an- was ich hier an dieser Stelle Ihnen und dein Redaktion und Expedition: JohauneSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen grdsfnet von früh 8 bis Abend» 7 Uhr. Annahmeschlnß fnr Anzeigen: Ab end-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Marge n-AuSgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen j« eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets au die Expedition zu richten. Filialen: Ott« Klemm's Sortim. (Alfred Hahn). UuiversitätSslraße 3 (Paulinum), LoniS Lösche. Katbartnenstr. 14, pari, und Königövlatz 7. u o. e»>. llv0,U0L er 6 n u. «. n. tU-I- s t 6. o. ü «s. ». s. «. br » V. 11 O. u. tt. ui tt 6. U. O. <s. « b»„100.L0L t» U. o. «s. s. cr. s. 'S. v. ». ». IS. it. u. L. ü. u. I!. o. «. iS. o. <s. o. u. lS iS IS o. tt. s. o. cs. (S. u. vor Mangel an Lieb«, di« Nur durch Lieb« können wir un« ratschlagen; da» ist e», mein« Irrunde, geführt, ganzen Militairvcrein-verband zukus«: Haltet Such getreu und fest an Einem, das Ihr seiner Zett errungen habt: an dem deutschen Vaterlande; helfet, damit das, nm« Ihr selbst erlebt und geleistet habt, als Vorbild der jüngeren Generation dien», damit sie erkenne, worin die Freihrit und worin die Ordnung ruht. Diesem müht Ihr Euch mit ganzem Herzen hingeben. Freiheit ist Ordnung. Ich betone dies um so fester, al» wir Alle wissen, daß sie heutzutage angegriffen wird. Nur Achtung und Hingebung gehört dazu, das zu verstehen, was LaS Reich sein soll: Zusammen- fassüNg aller Deutschen in gemeinsamer Arbeit zur Erhaltung de« Reiche«. Hierzu bedarf e» der Opferwilligkelk, Henn ohne diese giebt eS keine Macht. Macht ist nut NiSgllch, wenn man sich Ihr von ganzem Herzen hingiebt bi» zu drM Zeiihuitctr, an dein wir hossentlich noch lang» nicht ongekommen sind, wiedernm da« Schwert zu ziehen und für La« Reich »inzutreten. Damit wü Anzeiger. Amtsblatt des Äömgkichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Nolizei-Ämtes der Stadt Leipzig. Blattes, der auf dein hiesigen Haupttelegraphenaint täglich zu thun hat, der Berliner „Volksztg." geschrieben: „In seiner Beantwortung der Bashsord-Jnterpellation hat der Staatssecretair des NeichSpostamts an erster Stelle erwähnt, daß er im Interesse der Absender von großen Telegrammen, insbesondere also der ZettungScorrespondrnten, ungeordnet bade, daß das vor- herig« Zählrn der Worte bei solchen Telegrammen unter bleiben könne, sofern der Auflieferer de« Telegramm- eine dem Beamten bekannte Persönlichkeit fei. Er — Herr von Stephan — habe diese Anordnung getroffen, dainit die Beförderung großer Telegramm» keine »nnöthige Verzögerung erleide. Es ist mit Befriedigung anzuerkennen, daß Herr von Stephan sich in dieser Weise der Zeitungen angenommen hat. Seine durchaus löbliche Anordnung muß sich jedoch durch ein bisher unaufgeklärtes Versehen aus dem Wege nach unten verflüchtigt haben. Wenigstens ist.an derjenigen Stelle, die vor allen übrigen berufen ist, den Geist jener vortrefflichen Anordnung in dir That umzusetzen, am Schalter deS hiesigen Haupttrlegraphenamts nämlich, von einer der artigen Verfügung nicht« bekannt. Die Schaltrrbramten de« hiesigen Haupttelegraphenamt« sind vielmehr immer und immer wieder ermahnt worden, alle bezahlten Telegramme, ganz gleich, ob lang oder kurz^ ganz gleich, ob von Zritungscorrespondrntrn oder von anderen Sterblichen aufgegeben, bei der Annahme genau zu zählen. Bezahlte Telegramme sind hier im Gegensatz zu solchen Telrgrammrn zu verstehen, die auf einer gepachteten Leitung befördert werden, für die der Pächter »ine Pauschalsumme entrichtet. Bei Telegrammen, die für Pachtleitungen bestimmt sind, werden die Worte überhaupt nicht gezählt. Thut man es dennoch, so geschieht eS nur zu statistischen Zwecken. Für alle übrigen Telegramm», sowohl für diejenigen, deren Absender ent sprechende Sicherheit hinterlegt haben und monatlich oder viertel- jährlich bezahlen, alS auch für diejenigen, welche bei der Auflieferung bezahlt werden, besteht dir Verordnung, daß die Wortzahl bei der I Auflieferung sestgestellt werden Mutz Wenn beute die Disronio- BezugSPreiS t» der Hanptexpedition oder den im Stadt- t«irk und den Vororten errichteten Aus gabestellen ab geholt: vierteljährlich 4L0, sei zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direkte tägliche Krruzbandiendung tu» Ausland: monatlich üill 7.50. Verkehr von Verein zu Verein. Die Umstände, unter denen der Antrag Basserman im Reichstag angenommen worden ist, lassen hoffen, daß das Verbot des Verkehrs der Vereine unter einander bald fallen werde. Dieses Verbot bildete seiner Zeit auch den Haupt punkt in der Petition um Abänderung des Vereinsgesetzes, die der National-liberale Verein für das König reich Sachsen unter dem 5. Juni 1894 an die sächsische Staatsregierung gerichtet hat. Aus der Begründung mögen folgende Sätze hier wiedergegeben werden. Nach tz 24 dürfen Vereine, deren Zweck sich auf öffent liche Angelegenheiten bezieht, nur dann Zweigvereine bilden und sich mit anderen Vereinen in Verbindung fetzen, wenn sie das Recht der Körperschaft erlangt haben und ihnen jene Rechte ausdrücklich mit ertheilt worden sind. Nack § 25 sind Vereine, welche diesem Verbote zuwiderhandeln, von der Polizeibehörde aufzulösen. Verantwortlich für die Zuwider handlungen sind nicht nur die Vorsteher und Schriftführer, sondern überhaupt alle Vereinsmilglieder, die daran theilge- nommen haben. Stellt sich das Verbot der Form nach nur als ein be dingtes dar, so ist es doch, so weit es sich wenigstens um politische Vereine handelt, thatsächlich wohl einem unbedingten gleich zu achten. Das Gesetz spricht allgemein von Vereinen, deren Zweck sich auf öffentliche Angelegenheiten bezieht. Nach der Äus- sührungsverordnung vom 23. November 1850 sind nun aber unter diesem letzteren Ausdruck nicht nur diejenigen zu ver stehen, welche die Politik, die Einrichtungen des Staates, die Religion, die Kirche, die Schule, das Gemeindewesen be treffen, sondern auch die auf Handel und Gewerbe, auf die Beförderung gewisser Richtungen des Volks lebens, z. B. das Turnen, bezüglichen — eine Erläuterung, welche den Kreis der öffentlichen Angelegenheiten erheblich Weiler steckt, als dieser Ausdruck im gewöhnlichen Leden ver standen zu werden pflegt. Das Verbot, sich mit anderen Vereinen in Verbindung zu setzen, ist in tz 6, Absatz 2 der Ausführungsverordnung dahin erläutert, daß es den Vereinen nicht gestattet ist, „mit anderen Vereinen Schriften zu wechseln, durch ihre Mit glieder oder andere Abgeoronele sich mündlich mit denselben zu vernehmen, oder gemeinschaftliche Zusammenkünfte zu halten." Unter der in H 24 erwähnten Bildung von Zweig vereinen aber ist nach dem ersten Asatz des angezogenen tz 6 der Ausführungsverordnung „auch die organische Gliederung der Vereine, z. B. in Central-, Bezirks- und Localvereine zu verstehen." Diese Bestimmungen sind s. Z. erlassen worden unter dem Eindruck der Erfahrungen aus den Jahren 1848 und 1849, wo die damaligen „Vaterlandsvereine" das ganze Land mit einem Netz von Zweigvereinen überzogen hatten und dadurch auf die öffentliche Meinung und auf den Volksgeist einen Einfluß übten, welcher für gefährlich erachtet wurde. Seit dem haben die Zeiten sich vielfach geändert. Zwar fehlt es an einer ähnlichen Gefahr auch heute nicht, ja die von der Socialdemokratie her drohende Gefahr ist größer als jene. Allein die eigenthümliche Organisation dieser Partei macht die Schutzwehr, welche die Atz 24 und 25 bilden sollten, völlig unwirksam; wir glauben in der An nahme nicht zu irren, daß die Behörden in den letzten Jahren nur sehr selten Veranlassung gehabt haben, den Social demokraten gegenüber von den Bestimmungen über das BereinSwesen Gebrauch zu machen. Diese können im Wesent lichen der Vereinsorganisation entrathen. Auf der anderen Seite sehen sich die staatserhaltenden Parteien, die auch ihrerseits eine weit größere Bedeutung erlangt haben als früher, in ihren wohlmeinenden Bestrebungen durch jene Vor schriften auf Schritt und Tritt gehemmt, da sie auf die Gliederung m Vereine angewiesen sind. Der königlichen Staatsregierung gegenüber brauchen wir nicht auf die hohe Wichtigteit eines Zusammengehens der staatserhaltenden Parteien entgegen der Socialdemokratie hinzuweisen. Für die NeichstagSwahlen, für die ein solcher Zusammenschluß vor Allem geboten ist, bestehen zwar be sondere Bestimmungen, die eine freiere Bewegung gestatten. Für die Landtagswahlen gilt dies schon nicht, ebensowenig für die Gemeindewahlen, während zum Beispiel nach dem preußischen Gesetze vom 11. März 1850 (tz 21, Absatz 2) Wahlvereine ganz allgemein eine Ausnahmestellung ge nießen. Es würde jedoch für unser öffentliches Leben gewiß nur vortheilhaft sein, wenn sich auch außerhalb der Wahlzeiten Vereine verschiedener Richtung, die aber gleichmäßig auf dem Boden der Verfassung stehen, durch gegenseitiges Einvernehmen der Vorstände, unter Umständen auch in gemeinsamen Versamm lungen über öffentliche Angelegenheiten verständigen könnten. Bei der jetzigen Sachlage dagegen müssen überall da, wo ein gemeinsames Vorgehen von Mannern der conservativen, der uationalliberalen und anderer ihnen nahestehender Parteien wünschenSwerth erscheint,die bestehenden Organisationen schlecht- bin bei Seite gelassen werden. Es findet aber kaum je eine Besprechung dieser Art statt, ohne daß ängstlich daran erinnert wird, daß die an sich nächstliegenden, ganz harmlosen Schritte unterbleiben müssen, nur um nicht gegen da« Vereinsgesetz zu verstoßen. Wenn ein Verein di« Mitglieder deS anderen zur Anhörung eines Vortrages einladen möchte, dessen Gegenstand nur irgendwie unter da» weite Gebiet der öffentlichen Ange legenheiten fällt, müssen Umwege eingeschlagen werden. Der Kampf gegen die staatsfeindlichen Bestrebungen würde zweifel los weit wirksamer geführt werden können, wenn diese Be schränkungen nicht beständen. Dir im Königreich Preußen geltenden Vorschriften, die von den dortigen staat»erhaltend«N Parteien ebenfalls al» hemmend empfunden werden, unterscheiden sich von den dies seitigen — abgesehen von der schon erwähnte« günstigeren Bestimmung in Betreff der Wahlvereine — insofern vortheil- bast, als einmal ein Verbot der Errichtung von Zwrigvereinen dort überhaupt nicht besteht und al» ferner das Verbot deS ZusammentretenS mit anderen Vrrrinrn (nach tz 8) auf solche Vereine beschränkt ist, „welche bezwecken, politische Gegen stände in Versammlungen zu erörtern". Weit mehr Freiheit der Bewegung lassen die Gesetze in Baden und Württemberg, auch in Bayern. . Bezeichnend ist es, daß unter den Theilnehmern an der Tour unsere eifrigsten Agitatoren, u. A. der Reichstags- und Landtagsabgeordnete Gustav Johannsen aus Flensburg, der Landtagsabgeordnete Redakteur H. P. Haussen - Apenrade, der Redakteur Jessen vom „Flensborg Avis", der Vorstand des Nordschleswigscbcu Schulvereins Mußmann-Marienminde und der Freigemeindc- Prediger Paulsen-Baulund, sich befinden. * Kiel, 22. Juni. (Telegramm.) Der Kaiser nahm heute Vormittag die Vorträge des Chefs des Civil- cabinets Or. v. Lucanus und des Staatssecrctairs des Innern Du. v. Boctticher, sowie später die Meldung des Comnian- deurs der 18. Division, Generallieutenants v. Frankenberg, entgegen. Um 11 Uhr begab sich der Kaiser auf das dem Lord LonSdale gehörige Schiff „Evangeline", um der Binnenregatla des kaiserlichen Pachtclubs beizuwohnen. Heute Abend 7 Uhr nimmt der Kaffer an dem gemeinschaft lichen Essen des kaiserlichen AachtclubS theil. — Der Vice könig Li-Hun g-Tsch an g stattete heute früh gegen 9 Uhr dem Prinzen Heinrich im Schlosse einen Besuch ab und unternahm dann eine Rundfahrt durch den Hafen, wah rend welcher er an Bord der „Hohenzollern" anlegte, um sich bei den Majestäten in das Buch, welches ihm heruntergebracht wurde, einzuschreiben. Der Vicekönig fuhr dann weiter zu dem Panzer „Kurfürst Friedrich Wilhelm" und besichtigte denselben. Nach der Besichtigung machte der „Kurfürst Friedrich Wilhelm" klar Schiff, um sich dem Vice könig in Gefechtsbereitschaft zu zeigen. Hierauf wurde die kaiserliche Werst und dann die Germaniawerft, auf der das Frühstück eingenommen wurde, besichtigt. * Lübeck, 21. Juni. Der Kaiser trifft am 26. d. M. an Bord des „Meteor" in Travemünde ein und nimmt aus der auf der dortigen Rhede ankernden „Hohenzollern" Wohnung. * Köln, 22. Juni. Der hiesigen „Volkszeitung" zufolge wird dem chinesischen Vicekönig Li - Hung - Tsckang am 2. Juli die Handelskammer von Köln und der Ingenieur verein ein Banket auf dem Gürzenich geben; es wird mit einem Rheinseedampfer eine Fahrt nach dem Drachensels folgen. * Rudolstadt, 2t. Juni. Prinz Sizzo von Leuchten de rg ist an der Fußrose erkrankt; er konnte deshalb nicht an der Kyffhäuserfeier Theil nehmen. tt Gera, 22. Juni. Der gestern hier abgehaltene Kongreß von Thüringer Textilarbeitern nahm einen Antrag an, wonach Ortschaften, wo Localorganifationen bestehen, ersucht werden sollen, diese zu Gunsten der Centralorganisation zu ändern. Die Nothwendigkeit der Gründung einer Centralorganisation wurde also anerkannt. Es wurde alsdann ein fünfgliedriges Agitations- comitö gewählt, als dessen Sitz Gera bestimmt wurde. Die Arbeiter scheinen steuermüde zu werden: das ergab sich aus der Debatte über die Aufbringung der Mittel für das eben genannte ComitS. Man kann ihnen das freilich nicht verdenken, wenn sie hören müssen, daß z. B. in Apolda ein Cajsirrr, der über 300 Bestand verfügte, besagte 300 in zwei Tagen verjubelte. Die Leute scheinen aber auch versammlungs müde zu jein, denn obwohl in Thüringen 100 Plätze mit Textil arbeitern sein sollen, zählt der Congreß nur 33 Delegirte, darunter aus Gera allein drei. Die Geraer Versammlung zur Wahl solcher Delegirten war so schwach besucht, daß man den ongesetzten Vortrag von der Tagesordnung absetzte. Ob es wohl ziehen wird, daß das AgitationscomitS nun für die achttägige Lohnzahlung, für zehn stündige Arbeitszeit, für Gleichstellung der Geschlechter im Lohn- puncte und sür die Anstellung eines weiblichen FabrikinspectorS stark sich machen soll? * Mannheim, 22. Juni. (Telegramm.) Wie die „Neue Badische LandeSzeitung" meldet, hielt der Groß fi erzog von Baden gestern bei Gelegenheit der Einweihung eines Kriegerdenkmals in Hockenheim, an welcher Feier etwa 5000 Krieger Theil nahmen, eine Rede, in der er etwa Folgendes ausführte: „Ich fühle mich veranlaßt, der Stadt Hockenheim Dank zu sagen für die heutige Denkmalsfeier und Denkmalsenthüllung, welche das Ziel hatte, der Zeiten zu gedenken, die wir heute und immer im Herzen haben und für die wir Gott danken, der Zeiten, in denen das Reich gegründet wurde mit dem Blute deutscher Soldaten. Allen«- halben ist diese 2bjährige Gedächtnißfeier gefeiert worden, in ver schiedenster, mannigfaltigster Weise. Dieses ist dankbar zu begrüßen. Sie wissen, daß vor wenigen Tagen das von der Nation gewidmete Denkmal in Gegenwart Sr. Majestät des Kaiser» ringeweiht wurde, eine Feier, welche den Abschluß der Zeit bildet, der wir heute in dankbarer Erinnerung gedenken. Aber, was sollen die Folgen der Feier sein? Das ist es, was unS fortgesetzt beschäftigt. Wir wollen geloben, da» sestzuhalten, was gegründet ist; nicht gegen die Feinde außerhalb, sondern gegen diejenigen im Innern d«S deutschen Reiche- wollen wir ankämpfrn. Wir wollen fest zusammen, stehen; mögen Angriffe kommen, woher sie wollen, und von Leuten au-gehen, welche eS auch sein mögen, e« gilt fest zusammen zu halten, um di« Achtung aufrecht zu halten, Segen der Nation; da» Gegentheil ist Unglück Gott behüte uns vor Mangel an Hingebung zum Reich, muß. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen - Ausgabe, ohne Postbeförderung SO.—, mit Poslbesörderung 70.—. tUck Llaru v. ,Its:>-!)». Deutsches Reich. Berlin, 22. Juni. Wie der Telegraph heute aus Straßburg gemeldet hat, ist die auf den 5. Juli anberaumt gewesene Reichstags-Neuwahl im Kreise Schlett- stadt behufs Aufstellung neuer Wählerlisten bis auf Weiteres verschoben worden. Dadurch wird die Meldung der „Straßb. Post", daß eine neue Ausstellung und Auslegung der Wähler listen in dem genannten Kreise nicht stattfinden werde, hin fällig. Sie würde auch eine Rechtsanschauung der zuständigen elsaß-lothringischen Behörde bekundet haben, die die Reichs- centralbehörde nie ge'heilt und die preußische Regierung längst fallen gelassen hat. Es ist noch gar nicht lange her, daß die Frage der Wählerlisten bei Nachwahlen im Reichstag neuerdings klar gestellt wurde. Auf den 14. März 1895 war im Wahl kreise Eisenach-Dermbach, dessen Mandat wie jetzt das des Kreises Schlettstadt infolge von Ungiltigkeitserklärung neu zu vergeben war, die Nachwahl auf Grund der alten Wählerlisten vom Mai 1893 ausgeschrieben worden. Der Reichstag intervenirte jedoch schon vor der Wahl durch eine von Mitgliedern fast aller Parteien unterstützte Interpellation, die für den 22. Februar auf die Tagesordnung gestellt wurde. Sie wurde zurückgezogen, nachdem Staatssecretair v. Boctticher folgende Erklärungen abgegeben batte: „Der Zweifel, welcher sich aus 34 des Wahlreglements zur Ausführung des Wahlgesetzes für den Reichstag dahin ergiebk, ob es nothwendig ist, bei Ungiltigkeitserklärungen von Wahlen behufs der Neuwahl, wenn ein Jahr seit der letzten Wahl verflossen ist, neue Wählerlisten an- zufertigen, hat schon früher die Reichsverwaltung beschäftigt. In den 70er Jahren ist der ß 34 des Wahlreglements inner halb der preußischen Negierung dahin aufgefaßt worden, daß bei einer in Folge der Ungiltigkeitserklärung vorzunehmenden Wahl die Anfertigung neuer Listen nicht nothwendig sei. Die Reichsverwaltung hat damals die Frage geprüft und sich auf den Standpunct gestellt, daß unter allen Umständen bei der Vornahme von Ersatzwahlen, wenn ein Jahr seit der Hauptwahl verflossen, neue Wählerlisten angefertigt werden müssen. Sie hat diese ihre Auffassung gegenwärtig der großherzoglich sächsischen Regierung gegenüber geltend gemacht, und es ist mir gestern noch eine telegraphische Mittheilung seitens der großherzoglich sächsischen Regierung zugegangen, wonach die Regierung die Entschließung gefaßt bat, den an gesetzten Wahltermin für die Eisenacher Wahl aufzuheben und einen andern Termin für die Aufstellung neuer Wählerlisten festzu setz en." Wenn also die An gabe der „Straßburger Post" sich bestätigt hätte, so würde der Reichstag sich in Übereinstimmung mit der Reichsver waltung befunden haben, wenn er die Wahl cassirt hätte. K. Berlin, 22. Juni. Es ist schon berichtet worden, daß eine Anzahl süddeutscher Viehhändler sich in öffentlicher Erklärung verpflichtet bat, in zwei mittelfränkischen Dörfern kein Vieh mehr zu kaufen. Zuerst war als Beweggrund conservative, sollte heißen antisemitische Agitation in den beiden Ortschaften angegeben. Darüber war, da man doch die — politische — Klugheit von sieben Viehhändlern nicht zum Gegenstand von ZeitungS- betrachtnngen machen kann, nichts zu bemerken. Nun aber wird der Bohcottirung der Bauern in Slettberg und Binswangen ein Hintergrund gegeben, der das öffentliche Interesse beansprucht. Die „Münchener Neuest. Nachr." schreiben: „Die Gründe für das Vorgehen der Handelsleute dürften auf die Biehaufkäufe zurückzuführen sein, die der Naiff- eisenverband durch seine Vertreter Jungwirth in Dittenheim und Lutz in Heidenheim in den boycottirten Orten für die Ansbacher Armee-Conservenfabrik machen ließ und wodurch schon ein Zeitungskrieg zwischen einzelnen Handelsleute» und Jungwirth im Rothenburger Localblatte bervorgerusen wurde." Danach hätten Gen ossenschaften den V i ehzüchtern bessere Bedingungen bewilligt als den Händlern. Das wäre eine er freuliche Erscheinung, über die Näheres zu erfahren von Interesse wäre. Der Boycott wäre aber, wenn die Sache sich so verhält, wie das Münchener Blatt glaubt, höchst merk würdig. Die israelitischen Händler — als solche werden die Boycottirer bezeichnet — scheinen danach ein Recht auf das Stettberger und Binswanger Vieh zu beanspruchen, vcr- muthlich weil es ihren Vorfahren niemals streitig gemacht worden ist. Bei einem so aufgeklärten, fortschrittlichen und dem historischen Recht abholden Elemente gewiß sehr auffällig. . Merlin, 22. Juni- Zum Falt Bashsord wir^ „E.,. , dem B-rl.ner Correspondenten e.n-S angesehenen auswärtigen j eg in dem socialdcmokratischen Dresdner Blatte - Gesellschaft oder die Deutsche Bank ein nach London bestimmtes I Aufenthalt nehmen. Telegramm von 2000 oder 3000 Worten nach dem Hanpttelegraphen- amte schickt, so wird, ehe das Telegramm hinüber nach dem Saale wandert, von dem aus das Abtelegraphiren erfolgt, die Woctzahl von dem Schalterbeamten erst festgestellt. Die beiden genannten Institute sind sür den Preis eines solchen Telegramms unbedingt „gut". Obendrein haben sie eine Cautivn in genügender Höhe hinterlegt. Macht Alles nichts, das Telegramm wird, bevor es befördert wird, erst gezählt. Es muß, nur den bestehenden An ordnungen gemäß, erst gezählt werden, weil die Beamten, die das Abtelegraphiren besorgen, das Telegramm gar nicht be fördern, wenn am Schalter die Wortzahl nicht festgestellt worden ist. Aber selbst wenn die das Abtelegraphiren be sorgenden Beamten aus diese Feststellung verzichteten, das Telegramm könnte ohne Angabe der Wortzahl doch nicht be fördert werden, weil die Beamten in London sich weigern würden, das Telegramin anzunehmen. Bevor mit dem Abtelegraphiren be gonnen wird, muß den Beamten in London die Wortzahl des zu übermittelnden Telegramms angesagt werden. Gilt das schon für Telegramme, deren Absender Caution hinterlegt haben, so gilt es erst recht für Telegramme, deren Absender den Preis sofort ent richten, beziehungsweise entrichten lassen. Zu der letzteren Art von Telegrammen gehörten auch die des Herrn Bashsord. Nun ist es ja richtig, Herr Bashsord selbst hatte die Worte gezählt. Die Schalterbeamten des Haupttelegraphenamts sind aber von der ihnen unmittelbar vorgesetzten Behörde angewiesen, auch in solchen Fällen die Wortzahl sestzustellen. Diese Anweisung ist nicht in Einklang zu bringen mit der Anordnung, die Herr v. Stephan seinen abgegebenen Erklärungen gemäß getroffen hat. Hoffentlich tragen diese Zeilen dazu bei, eine Aufklärung darüber herbeizusühren, wie es ge kommen ist, daß die anerkennenswerthe Anordnung des Herrn Staats- secretairs nur eine theoretische Geltung erlangt zu haben scheint." Berlin, 22. Juni. (Telegramm.) Der Kaiser fiat dem bayerischen Bevollmächtigten zum Bundesrathe Grasen v. Lerchenfeld-Koefering Len Rothen Adlerorden 1. Classe verliehen. Berlin, 22. Juni. (Telegramm.) Der Vicekönig von China Li Hung-Tschang fiat die Einladung zu einem Feste angenommen, welches ihm Vertreter von Handel und Industrie Berlins in der Ausstellung am Sonnabend, 27. d. M., geben werden. Einzelheiten der festlichen Ver anstaltungen, welche sich gleichzeitig als ein Fest der Aus stellung darstellen werden, werden demnächst veröffentlicht. — Die Mitteilung hiesiger Blätter, daß die Sitzplätze in der vierten Wagenclasse wieder entfernt werden sollen, beruht, wie die „N. A. Z." zuverlässig erfährt, auf einem Jrrthum. — Die vielbesprochene Angelegenheit deS Pfarrers Witte ist mit dem Spruch des Oberkirchenraths, der das Urtfieil des Breslauer Consistoriiims bestätigt, noch nicht zur letzten Entscheidung gekommen. Vielmehr hat Pfarrer Witte, wie die Berliner „Volks-Ztg." hört, jetzt noch in einem Immediatgesuch den König, als den obersten Landesbischof, um Aufhebung des kirchenregimentlichen Urtheils gebeten. — Jin Jahre 1894 wurde in Frankfurt a. M. ein christ licher Studentencongreß abgehalten. Es wurde die Veranstaltung weiterer derartiger Congresse in Aussicht ge nommen und ein Comitö zur Vorbereitung einer neuen Coüferenz eingesetzt. Die vier Universitätsprofessoren, die diesem Ausschüsse angehörten (Cremer in Greifswald, Leh mann und Mirbt in Marburg und Reischke in Göttingen), haben nun, wie der „Hann. Cour." schreibt, kürzlich eine öffentliche Kundgebung erlassen, die gerade im jetzigen Augen blick auch für weitere Kreise deS Interesses nicht entbehrt. Sie erklären, sie hätten es im verflossenen Jahre wie auch in diesem Frühjahre an Bemühungen nicht fehlen lassen, um den oben erwähnten Beschluß des Congresses von 1894 zu verwirklichen. Allein „die stillschweigende und nothwendige Voraussetzung für einen Erfolg in dieser Richtung, daß nämlich diejenigen studentischen Kreise, welche 1894 für das Zustandekommen Les Congresses sich interejsirten, die Träger des Unternehmens werden würden, hat sich als eine irrige erwiesen. Auch sind von den Männern, die den Be strebungen, welchen der Studentencongreß dienen sollte, durchaus freundlich gegenüberstehen, inzwischen mancherlei beachtenswerthe principielle Bedenken gegen die Form eines Congresses überhaupt geltend gemacht worden." Bei solcher Sachlage hätten sich die ge- nannten Professoren entschlossen, ihrerseits von einer Einberufung einer neuen Versammlung Abstand zu nehmen, hoffte» aber, daß die in Frankfurt bei dem Congresse vertreten gewesenen Corpora- tionen und Vereine an den Zielen des Congresses festhalten und in ihren speciellen Vereinigungen und Verbänden dafür weiter ein- treten würden. — Die „Conservative Correspondenz" schreibt: „Die Nach- und Mitläufer der Socialdemokratie" l werden in der „Sächsischen Arbeiterzeitung" recht ergötzlich „„Ein socialdemokratischer Parteiführer fft"— so „jetzt überhaupt ein großes Tbier. Er wird umschwärmt und hosirt. Gelehrte, Künstler, Literaten, Bummler und social politische Projektenmacher, die schriftstellernde Frau in allen Nuancen, Mädchen, die nicht wissen, waS sie anfangen sollen, Frauen, die ein schlechtes Familienleben haben, daS Alles verfrlgt ihn auf Schritt und Tritt, inS Par lament und inS HauS, mündlich und schriftlich, drängt sich an ihn heran, schmeichelt ihm, sieht ihm in die Augen, hängt an seinen Lippen, notirt sich sein Räuspern und klascht zu Allem Bravo! Manche kommen auch aus bloßer Neugier, etwa wie man sich die Dame mit der hohen Büste, oder den Mann mit dem Steinkopfe ansiebt. Es hieße die menschliche Natur ideologisch verkennen, wollte man an nehmen, daß dieser Mückenschwarm, der Einem unausgesetzt vor den Augen schwirrt und in den Ohren summt, nicht doch gelegentlich daS Urtfieil trübt und manche Geringfügigkeit als große That erscheinen läßt". — Das klingt recht schmeichel haft für die „Socialpolitiker", die bei allen Schritten, die sie unternehmen, danach fragen, was wohl die Herren Social demokraten dazu sagen werden. Nach den obigen Aus lassungen kann man aber beurtheilen, daß nicht« de» Größen wahn der Socialdemokrati« so gesteigert hat, wie diese« offene uny versteckte Umschmeicheln der „Genossen" durch bürgerliche Elemente. * Au« NordschleSwi«, 20. Juni. Einen MassenauS- flug nach Seeland unternahmen vorgestern, wie die „Post" berichtet, 270 dänischgesinnte nordschleöwkasche Landleute, welche einer Einladung der Kopenhagener und FrederikSborger LandfianvereiNe Folge leisteten Die Besucher werden während 5 Tagen bei Landbewohnern in der Nabe Kopenhagens KL s.0. > 6. s.0. L 1.1). S. «.0. o.l>. 0.0. I. v. l. 0. z. 0.0. t. wO0llp.b2 S.V. 1. s.U. r o l). >. o.0. i z. r. l. 0. r. i. N. >. 0.0. ». o. 0. i. Sv.
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