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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.01.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990116014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899011601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899011601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-01
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Wl H« Hmrptexpedttüm oder de« tm Stadt, bezirk und deu Vororte» errichteten Au»- ßabesttlle» abgeholt: vierteljährlich ^4L0, bei zweimaliger täglicher Zustellung tu« Laut b^L Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteliährlich S.—. Lirecte tägliche Kreuzbandsendung Ausland: monatlich 7.S0. Di» Vorgen-Ansgabr erscheint um V.7 Uh», bi« Abeud-Autgabe Wochentag» um b Uhr. Kedartio« »nd Erve-itüm: Aahauuetgafir 8. Di» Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» ? Uhr. Filiale^: Dtt» Die««'» Dortim. (Alfred Hahn), UntversitätSslraße S (Pauliouss»^ Laut» Lösche. Katbarinenstr. 14» part- und KSÄg-pla- L Movgen-Au9gltde. MxzMr.TaKMM Avreiaen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem RedactionSstrich (4 ge spalten) üO^j, vor den Familirnnachrichte» <6 gespalten) 40^- Gröbere Schriftei laut unserem Preis- ve^eichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz »ach höherem Taris. Extra-Beilage« (gefalzt), nur mit de« Morgen-Ausgabe, ohne Postbefürderung 60.—, mit Postbesörderuug 70.—. Anzeiger. AmksvM -es Königlichen Land- im- Ämtsgerichtes Leipzig, -es Rathes nn- Nottzei-Ämles -er LLa-1 Leipzig. Inuahmeschluß fir Anzeigen: Ab end-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4Uhic. Del deu Filialen und Annahmestellen je »In« halbe Stunde früher. Anteigea sind stets an di« Ex-editta» zu richten. Druck »ud Verlag von E. Polz tu Leipzig 27. Msntag den 16. Januar 1899. Jahrgang. 167 okk; zusammen 6700,75 -2. Die Thätigkeit der Norddeutschen Mission hat überhaupt eine erfreuliche Ausdehnung erfahren, und zwar durch die glückliche Vollendung und Besetzung der Station Lome uüd durch die Gründung und Besetzung fünf neuer Außen stationen, nämlich der Orte Sokode und Kpatove im Ho-Gebiet und der Orte Ddscholpe, Gbedschigbe und Ve im Amedschowhe- Gebiet. Dabei haben die Heiden mit größtem Eifer unentgeltlich die nöthigen Lehrerhäuser und Schulen errichtet. In directer Missionsarbeit konnten auf Predigtreisen 350 Dörfer besucht, und etwa 20 000 Heiden mit dem Evangelium bekannt gemacht werden. Zuwachs erhielten die Gemeinden durch di« Taufe von 86 erwachsenen Heiden, 20 Heidenkindern und 18 Christ«nkindern. Nach Abzug der Abnahme bleibt eine Zunahme von 103 Ge meindegliedern. In der Vorbereitung zur Taufe stehen 110 Per sonen. Auch di« Schulen können einen nicht geringen Fort schritt verzeichn«». Die Anzahl der Schulen stieg von 16 auf 24, die Zahl der Schüler von 461 auf 530. Insbesondere im Amcdschowhe-Gebiet ist das schon länger erwachte Verlangen nach Schulunterricht im Steigen begriffen, und können nicht alle Bitten erfüllt werden. Außer der Besetzung neuer Posten mußte auf mehreren Außenstativnen e'in zweiter Lehrgehilfe angestellt werden, weil der bisher alleinstehende Gehilfe die steigenden An forderungen der Gemeinde-, Schul- und Missionsarbeit nicht mehr bewältigen konnte. Die Baseler Mission Hai seit dem letzten Berichte ebenfalls erfreuliche Resultate zu verzeichnen. Die südwestliche Ecke des Schutzgebietes ist durch Arbeiter der Baseler Mission in 14 Ortschaften besetzt. Eine ganze Anzahl kleiner Stämme, die noch keinen Lehrer haben, drängen dazu, einen zu erhalten. Da es die Mission in den bis jetzt besetzten Gebieten bereits mit etwa zehn verschiedenen Sprachen und Dinierten zu thun hat, so ist nach dieser Richtung hin die Arbeit nicht leicht. Weil aber di« Erwachsenen wenigstens so viel Tschi verstehen, baß ein gegen seitiges Verständniß möglich ist und bis jetzt keine andere Sprache zur Schriftsprache erhoben ist, di« gleiche Ausdehnung hätte wie daS Tschi, so geschieht einstweilen di« Arbeit jedenfalls am besten in Lieser. In Worawora, wo die nöthigen Arbeiter zur Ver fügung standen, ist in der Schule mit dem deutschen Unterricht begonnen und derselbe auch energisch betrieben worden. Für das Boemgebiet, in dem Worawora liegt, ist schon länger die Er richtung einer Europäerstatton in Aussicht genommen, konnte aber aus verschiedenen Gründen im Berichtsjahre nicht in Angriff genommen werden. Im Togogebiet arbeiten für die Bastler Mission zwei euro päische und ein in Europa ausgebildeter eingeborener Missionar, zwei eingeborene Pfarrer, acht Katechisten, fünf Lehrer und zwei Hilfstatcchisten. An der Spitze der Mission steht Missionar Seeger. Die Zahl sämmtlicher Christen der Mission stieg im Jahre 1897 auf 392, im Vorjahre 285, die Zahl der Schüler war 246, jetzt bedeutend mehr. Die Leute zeigen sich überall willig für die nöthigen Bauten, wie Lehrerwohnungen, Schulen, Capellen u. s. w. zu sorgen. Der eingeborene Pfarrer Peter Gall blickt auf eine zehnjährige Wirksamkeit in Neschumurri mit reichem Erfolge zurück. Auch die Wesleyanische Methodistenmission hat gute Erfolge gehabt. Wir sind im vorigen Jahre eingehend auf sie zu sprechen gekommen, so daß wir uns heute kürzer fassen können. Seit zehn "Jahren haben die jeweilig in Klein-Popo stationirten Missionare versucht, eine Kirche zu bauen, aber in t ihnen sanken auch ihre Pläne ins Grab. Da die Finanzlage L.'r Gesellschaft keine weiteren Ausgaben gestattete, mußte oas Delo zum Bau anderwärts aufgebracht werden. Deutsche Merho disten, Europäer und Eingeborene in Klein-Popo ermöglich:..: durch ihre liebevollen Gaben den Anfang des Baues rm Mär: 1897. Der Plan wurde von Herrn Baurath Th. Frey in Stult gart gemacht und die Holz- und Eisenconstruction durch Herrn Kaufmann I. K. Vietor aus Wremen in liberaler Weise besorgr. Das Mauerwerk wurde mit dort gebrannten Backsteinen auf geführt und mit Cemeirt und Kalk verputzt. Die Ausführung des Baues fiel dem Missionar K. Ulrich zu. Während der Weih- nachtsfeiertage wurde die Einweihung vollzogen, zu welcher An gehörige und Freunde der Kirche aus dem ganzen Lande zu sammenkamen. Die Feier wurde wie folgt angeordnet und ab gehalten: 25. December 9 Uhr Vormittags feierlicher Einzug in die neue Kirche und Hauptgottesdienst bis 1 Uhr, 6 Uhr Abends Feier für Europäer und jährliches Weihnachtssest der Schule. 26. December (Sonntag) 7 Uhr Morgens Dankgottes dienst, 10 Uhr Vormittags Tausgottesdienst (78 Täuslinge), 7 Uhr Abends Ordination des ersten Predigers aus Klein-Popo. Die Kirche bietet 6—800 Menschen Platz und kommt aus 20 600 Mark zu stehen, wovon 17 600 Mark von der Mission selbst auf gebracht werden mußten. Die Kirche, aus einem schönen Platze erbaut, macht einen stattlichen Eindruck, und ist für westafrika nische Verhältnisse praktisch und schön. Neubekehrungen haben viele in merkwürdiger Weise stattgefunden. Die Fetischleuir kamen in Folge Fehlschlägen» aller ihrer religiösen Unternehmun gen zum Herbeibringen des Regens in große Verzweiflung, welche noch bedeutend dadurch erhöht wurde, daß wählend der Regen- gebetswoche der Mission der Regen eintraf. Etwa 50 unter ihnen meldeten sich kurz daraus zum Taufunterricht mit dem Bekennt- niß, daß die letzten Erfahrungen in Verbindung mit dem Regen ihren alten Glauben besiegt hätten. Unter dieser Schaar befand sich die Hauptpriesterin des WassergotteS und der 70 jährige oberste Verwalter des Götzenhauses in Klein-Popo, welcher die ihm anvertrauten Götzen und Fetische zerstörte. Während einer fanatischen Verfolgung entkam er kaum einem nächtlich auf ihn gemachten Mordversuch. Eine Mädchenschule ist eingerichtet worden, aber die Mädchen lernen schwerer als die Knaben. Die Schule der letzteren zerfällt in einen deutschen und einen englischen Therl. Die katholische Mission in der apostolischen Prä- fectur des Togogrbietes hatte über viele Krankheitsfälle zu klagen. Ihre Mitglieder bestehen aus 23 Europäern, nämlich neun Priestern, neun Brüdern und fünf Schwestern. In den achtzehn, von der katholischen Mission des Togo- gebietes unterhaltenen Schulen werden über siebenhundert (700) Kinder (Knaben und Mädchen) unterrichtet. 1. In Lome .... 1 Knabenschule . . 146 Kinder, 2. s - .... 1 Mädchenschule. . 35 s 3. s Quadjovikope. . 1 Knabenschule , . 24 s 4. Bagida ... I - , . 31 's: 5. Aguenive ... 1 » . . 25 iR 6. - Anrmaho ... 1 » . . 26 * 7. Agome-Palime .1 * . . 33 Missionen und Schulen in unseren Colonien. L Wir haben im vorigen Jahr« «ine ausführliche Darstellung der Zuständ« in den Missionen und Schulen in den deutschen Schutzgebieten gegeben. Auch diesmal enthalten die Weißbücher des Reichstags ein großes Material, das unS erkennen läßt, daß auch nach der intellecturllen Seite hin daS Reich bemüht ist, die Bevölkerung seiner Colonien zu heben, und daß insbesondere die Missionen sich nach wie vor der Neger anuehmen. Schon seit einigen Jahren befinden sich europäisch gebildet«, oder wenn da zu viel sagt, auch in dir Schule gegangene Eingeborene in den Diensten des Reiches oder in Privatdiensten, und machen ihre Sache ganz gut. EL ist sogar mehrfach zu constatiren, daß der Trieb nach Bildung unter dm Negerknaben ein ganz gewaltiger ist, und daß sie dabei ausdauernd lernen und vor Allem viel lernen. Natürlich kann die- nur von Einzelnen gelten, aber immerhin beweisen doch gerade die Einzelnen, welches große BikdungSbedürsniß unter den schwarzen Wollköpfen schlummert. So berichteten katholisch« Missionare in Togo, daß, als sie in der Schule da» Englische abschaffen und nur deutsch lehren wollten, bald mehr als fünfzig ihrer Schüler abschwenkten und aus englisches Gebiet gingen, um dort die englische Schul« zu be suchen. Ein Unterschied ist immer wieder zwischen den Regierungs schulen und den Missionsschulen zu machen. In Togo wurde im Lauft des vorigen Jahres die älteste Classe aufgelöst. Neun von den Schülern dieser Classe traten in die Dienst« des Gouvernements als Zollaufseher, Dollmetscher oder Schreiber, einer trat bei der Post ein, zwei gingen zu Kauf leuten in Stellung, und ein letzter ging zur weiteren Ausbildung nach Deutschland. Die Schülerzahl betrug im Vorjahre 47, 1898 ist sie etwas gesunken, doch hat sie sich bald wieder auf 43 gehoben, zu der noch acht farbige Zollausseher als Schul hospitanten treten, die Unterricht im Deutschen und in der Zoll rechnung erhalten. Der Schulbesuch war ein regelmäßiger, und um die Liebe zur deutschen Sprache zu pflegen, ist mit der Anlage einer Schülerbibliothek begonnen worden. Obgleich letztere natür lich nur einen bescheidenen Umfang hat, wird sie doch viel benutzt. Im Mittelpunkt de» Interesses steht wieder das Deutsche, mit dem begonnen wird, sobald die Schüler in ihrer Muttersprache lesen und schreiben können. Auch alle anderen Fächer stehen später mehr oder weniger im Dienste des Deutschen. Die erst« Classe wird unterrichtet in Deutsch, Biblische Geschichte, Schön schreiben, Rechnen, Realien, Singen und Zeichnen, die zweite Classe in denselben Fächern, ausgenommen Zeichnen, die dritte Classe beginnt mit dem Deutschen, die vierte Classe ist über ein zelne Buchstaben aber nicht hinausgekommen. Bisher befanden sich die Schulräume in einem kleinen Hause in der Nähe des Meeres. Jetzt ist die Schule nach Sebbeni übergesiedelt, wo sich bedeutend bessere Räume befinden. Man befürchtete freilich einen Rückgang der Schule, da der einfache Schulweg jetzt immer hin eine Stunde beträgt, und so die Hausjungen und die Kleinen vom Schulbesuch ausschließt, und daß in Folge der Entfernung der Lehrer nicht mehr in dem nöthigen Verkehr mit den Familien häuptern und den Eltern stehen kann; allein ein Blick auf die Schülerzahl beweist, daß trotz alledem und trotz der Entlassung Feuilleton. Herr Jean. Humoreske von Paul Blitz. Nachdruck verboten. Graf Brenken war gewiß ein guter Herr; noch nie hatte einer seiner Diener sich beklagen können über schlechte Be handlung; nun der Graf aber diese neue Entdeckung machte, daß seine besten Cigarren rapid abnahmrn, daß die Flaschen seiner theuersten Liköre zusehends leer wurden, nun hatte auch seine Langmuth «in Ende, und er fuhr mit einem Donnerwetter dazwischen. Natürlich wollte es Niemand gewesen sein. Da eines Tages kam aber der Graf dahinter, daß in seiner Abwesenheit der Kammerdiner Jean den noblen Herrn spielte, in den gräflichen Kleidern ausging und auf vornehmem Fuße lebte. Und nun kam der Krach. AIS Jean vor seinem Herrn stand und dessen faltenfinstere Stirn sah, merkte er sofort, was ihm bevorstand, er nahm drshalb alle Courage zusammen und machte sich in aller Eile einen Vertheidigungsplan zurecht. „Komm näher", sagte der Graf. Jean trat einen Schritt näher heran an den Stuhl des Grafen und bemühte sich, ein möglichst wehmuthvolleS Gesicht zu machen. Als der Graf ihn so betrübt dastehen sah, mußte er über den Komödianten lächeln, indessen besann er sich sofort wieder und wurde ernst. „Ein Lump bist Du!" wettert« er lo». Und ganz schüchtern entgegnete Jean: „Sollten der Herr Graf sich nicht doch irren?" Wieder mußte der Herr lächeln, wurde aber auch gleich wieder ernst und schalt: „Ein ganz abgefeimter Kerl, jawohl, daS bist Du!" Schweigend, getroffen, geknickt stand Jean da. „Jawohl, das bist Du! — Schweig' er!" „Gestatten der Herr Graf, — ich sagte ja auch gar nichts." „Wollt' ich Dir auch gerathen haben!" Und mit einem durchbohrenden Blick schaute er ihn an. Stramm, die Hände an den Hosennähten, so stand der Diener unbeweglich da. Aber wieder fand der Graf die Situation komisch, und jetzt mußte er sich sogar umdrehen, um sich nichts zu vergeben. Doch Jean, der Galgenstrick, hatte dies sofort bemerkt, und nun wußte er — wie er seinen Herrn kannte —, daß er sich nur durch einen guten, wenn auch gewagten Witz au» der Schlinge ziehen konnte. „Wo sind m»in« Cigarren geblieben?" wetterte der Graf los und deutete auf die leeren Ktfien. einer ansehnlichen Zahl von Schülern die Lücken der Abgegan genen wieder auSgefüllt worden sind. Es konnte jetzt auch der Handwerksunterricht ein geführt werden; da die Handwerker Sebbe's ganz in der Nähe sind. Eigene, von der Regierung angeschaffte Werkzeuge stehen den Schülern zur Verfügung, und an vier Nachmittagen der Woche arbeiten und lernen die Schüler bei den Schreinern, Schlossern und dem Schneider in Sebbe. Di« Mission in Togo hat sich günstig entwickelt. Wie im Vorjahre beginnen wir mit der Norddeutschen Mission. Im Jahre 1897 konnte die Mission auf der Togo küste ihr 50 jähriges Jubiläum feiern. Am 14. November 1Ä7 war Missionar L. Wolf in Peki eingezogen, und hatte die Miffionsvrbeit begonnen. Aber schon nach sechs Jahren wurden die ersten Missionare durch Krieg von ihren ersten Posten ver trieben, und genöthigt, in Kete an der Küste einen zweiten Anfang zu machen. Bis 1859 wurden vier Hauptstativnen angelegt; aber 1869 wurde die eben erst ausgebaute, groß angelegte Station Ho von den Asanteern eingeäschert und konnte erst 1876 wieder aufgebaut werden, lieber 25 Jahre lang hatten di« Missionare mit unsäglichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Außer den häufigen KriegSunruhen war besonders das ungesunde, mörderische Klima dem Gedeihen der Arbeit sehr hinderlich. Von 157 Männern und Frauen, die nach Afrika gesandt wurden, mußten 57 wieder heimkehren, 64 aber ihr Leben lassen. Äuch mußten zwei allzu ungesunde Hauptstatnonen später wieder verlassen werden. Von unseren imTogogcbiet gelegenenStationen ist noch keine 50 Jahre alt; die Station Ho besteh» jetzt 22 Jahre, Amedschowrhe 9 und Lome erst 2 Jahre. , Allein der schwere Anfang, die Mühe des Säens zeitigte auch recht gute Frücht«. Alle, nicht nur die Missionare, sondern auch Regierungsbeamte, Kaufleute, die die Station und Gemeinden im Innern kennen lernten, sind begeistert von dem, was» durch die Mission erreicht worden ist. Gang großartig verlief die Jubel feier am 14. November 1897. In Lome, der kleinsten Station, strömten von oll den fünfzehn Außenstativnen, von Volt« bis zum Ajuberg, Schaaren von Christen und Heiden zusammen. Christliche Lehrer und heidnische Häuptlinge saßen zusammen auf dem unter den alten Mangobäumen hergerichteten Festplatz, und lauschten den zahlreichen, aber kurzen und guten Ansprachen. Am großartigsten war die Feier aus der Bergstation Amedschowhr, wo Christen und Heiden gemeinsam im nahe gelegenen, schattigen Hochwald einen großen Fcstplatz hergerichtet hatten, auf dem sich über 1500 Gäste versammelten. In der Mitte warm die Christen, dann kamen die heidnischen Häuptlinge mit ihrem Häuptlings schmuck, mit ihren Schwertern, Sceptern, Stäben und den großen bunten Schirmen, deren eS nicht weniger als dreizehn waren. Zehn Reden wurden gehalten, und am Nachmittag der Grundstein zur neuen Kirche gelegt. Sogar em lebendes Bild „Der Einzug des Missionars Wolf in Peki vor fünfzig Jahren" führten die schwarzen Seminaristen auf. Was für die Kirche geleistet worden ist, geht aus der Statistik hervor. Es gingm ein: an Sonntags opfern baar 896,50 Kirchensteuer 1207,75 -F, Bauarbeiten rm Werthe von 1653 Gemeindearbeiten im Werthe von 237,75 -F, Gaben 65,25 Kirchweihcollecte in Lome 500 JubiläumSgabe der Europäer 594 okk, Jübiläumsgabe der Christen und Heiden 1406,50 okk, Freiwillige Missionarshilfscasse Starr, stumm und stramm stand Jean da. „Die sind ja merkwürdig schnell alle geworden." Und da wagte Jean den Witz und sagte mit einem schlauen Lächeln: „Wenn der Herr Graf auch immer mitrauchen!" Einm Augenblick war der Graf starr über diese beispiellose Frechheit, dann aber lachte er laut los, denn der Witz gefiel ihm doch gar zu gut. Seine üble Laune war fort, und Jean, der Galgenstrick, hatte wieder mal gesiegt. „Du bist ein ganz frecher Dachs — aber ich will Dir noch einmal verzeihen, wenn Du ernsthaft Besserung gelobst." „Derr Herr Graf sind zu gütig!" „Na, mach' keine Redensarten! Du weißt, ich liebe so etwas nicht, — aber merk' Dir wohl, es ist das letzte Mal, daß ich Dir verzeihe, — kommt noch einmal etwas vor, dann fliegst Du raus!" „Der Herr Graf werden keine Veranlassung haben —" „Nun gut, hol' jetzt meinen Rock; ich geh« aus." Im Nu war der Rock da. „So, nun den Paletot." Behend und geschäftig sprang Jean an den Schrank, den Ueberrock herauszusuchen. Während dessen hatte der Graf den Gesellschaftsrock an gezogen, und eben, als er mit der Hand über die Brust strich, merkte er, daß in der einen Tasche etwas steckte. Er langte hinein und fand einen Brief, der stark nach Parfum duftete. Da eS nie seine Gewohnheit war, Briefe so lose einzustecken, wußte er sofort, daß Jean auch diesen Rock schon getragen hatte und bri der Gelegenheit wohl dies Briefchen stecken ge blieben war. Er nahm sich indessen zusammen und verrieth sich mit keiner Miene. Als er den Paletot angezogen hatte, schickte er den Diener hinaüS. Und nun entfaltete er daS rosa Briefchen. Erstaunt la» er: „Mein lieber Freund! Ich komme um 5 Uhr in Ihre Wohnung. Gruß! Emmy." „So ein verdammter Halunke!" wetterte er belustigt loS. „Bestellt sich sein Liebchen in meine Wohnung! Und während ich harmlos im Club sitz«, thun sich die Schelmen hier an meinen Weinen und Likören gütlich! — Aber warte nur, Bürschchen! Dir werde ich jetzt mal ein Exempel statuiren!" Er schellte. Sofort erschien Jean. „Ich gehe jetzt in den Club. Ob ich vor zehn zurück bin, ist fraglich. Du kannst Dich also schlafen legen." „Zu Befehl, Herr Graf!" Aber kaum war der Herr zur Thür hinaus, da that Herr Jean einen Jauchzer, klatschte vergnügt in die Hände und ging sofort ans Werk. Und mit geschickter Hand richtete er sofort für zwei Personen einen Theetisch her, stellt« Likör, Gebäck und auch die Bonbonnitzre zurecht, dann brachte er ein frisches Sträußchen, und als er das Arrangement übersah, war er zufrieden damit. Nun schnell ein wenig Toilette gemacht, denn e» sind ja nur noch zehn Minuten bis fünf. Also eilt« er an den Garderobenschrank seines Herrn und legte einen eleganten Anzug heraus. In diesem Augenblick trat der Graf ein. Jean war so bestürzt, daß er wie gelähmt dastand. „Nun, was ist denn das?" fragte Graf Brenken harmlos erstaunt und deutete auf den Theetisch. „Das?" — mit Gewalt beherrschte er sich. „Das ist — o, ich habe nur den Theetisch gedeckt." „Für wen hat er denn das gemacht?" „Aber doch nur für den Herrn Grafen!" „Für mich?!" „Zu Befehl, Herr Graf! Ich weiß doch, daß der Herr Graf es gern haben, wenn Abends beim Nachhausekommen der Theetisch gedeckt ist." „Und gleich für zwei Personen?" „Falls der Herr Graf noch einen Freund mitgebracht hätten." „Sehr gut", der Graf mußte wirtlich lachen über diese Frechheit — „und sogar Blumen." „Der Herr Graf lieben doch Blumen." „Du bist ja überaus aufmerksam. Aber waS ist denn das? Da liegt ja mein neuer Anzug." „Ganz recht! ich wollte ihn soeben vornehmen, um einen Fleck daraus zu entfernen." „Einen Fleck? Aber ich habe ja den Anzug noch gar nicht getragen." „Aber ein Fleck ist dennoch darin." „Zeig' doch mal her. Wo denn?" „Ja, Herr Graf, ich hab« ihn soeben entfernt." Wieder mußte der Herr laut auflachrn, denn die Frechheit des Burschen imponirte ihm doch einigermaßen, aber wieder nahm er sich zusammen, um sich den Hauptspaß nicht zu ver derben. „Hier, nimm mir den Paletot ab." „Zu Befehl, Herr Graf!" Bestürzt trat Jean heran. „Und dann kannst Du mir den Thee besorgen." „Der Herr Graf bleiben zu Hause?" platzte Jean heraus. „Hast Du vielleicht etwas dagegen?" „Verzeihen der Herr Graf, aber ich dachte —" „Denk' Du lieber an Deine Arbeit! Also schnell den Thee, verstanden?" „Zu Befehl, Herr Graf!" Geknickt schlich Jean hinaus, — nun war er aber gründlich hineingefallen. Pfiffig lächelnd sah der Graf ihm nach. Er freute sich, den frechen Kerl jetzt mal abzufaffen, trotz alledem konnte er ihm aber doch nicht ernsthaft zürnen, weil er ihn als einen tüchtigen und intelligenten Diener kannte, und deshalb beschloß er, ihn mit dem Schreck und einer Strafpredigt fortkommen zu lassen. Fünf Minuten später servirte Jean den The«; er sah recht wehmüthig dabei aus, denn er dachte: wie schön wäre eS jetzt, wenn Du mit der kleinen Emmy hier säßest!" In diesem Augenblick schlug draußen di» Glock» an. Bestürzt fuhr Jean zusammen und rührte sich nicht von der Stelle. „Nun, warum öffnest Du nicht?" „Ach so, — Verzeihung! ich überhörte es" — zitternd schlich Jean hinaus, — „jetzt steh' mir bei, o Himmel!" flüsterte er bebend. Auch Graf Brenken war äußerst gespannt. Er trat an die Thür und sah in den Flur hinaus. Aber die Dame, die Beide erwartet hatten, war es nicht. Befreit athmete Jean auf. „Nun, was ist es gewesen?" „Ach, nur ein Brief, Herr Graf." „Zeig' doch mal her", sagte er lächelnd und nahm dem ver blüfften Diener das Briefchen fort. Dann holte er den anderen Brief hervor und verglich die Handschrift. Und dann fragte er lächelnd: „Auch von Fräulein Emmy, was?" Jetzt war Jean vollständig consternirt und fand vor Schau, und Erstaunen kein Wort der Entgegnung. „Hier, öffne den Brief!" Zitternd that es der Diener. „LieS vor." Und nun las Jean mit bebender Stimme vor: „Mein Her:- ich weiß jetzt — gottlob noch zur rechten Zeit —, daß S mich schändlich belogen haben! Sie gaben sich für den Herr.: aus, aber Sie sind nur «in Diener! Ich verachte Sie, mein Herr!" „Ich auch!" rief der Graf und lachte laut auf. Stumm, purpurübergoflen und tief beschämt stand Herr Jean da. „Siehst Du, Bürschchen, das geschieht Dir ganz recht, — wer sich in Gefahr begiebt, der kommt darin um, — das merke Dir!" „Gnade, Herr Graf", flehte Jean, „eS soll niemals wieder Vorkommen!" „Und das soll ich Dir glauben, Du Schelm?" „Mein Ehrenwort, Herr Graf!" Mit heiterer Miene rief der Herr: „Immer besser! Jetzt geben sogar die Diener schon ihr „Ehrenwort"!" „Verzeihen mir der Herr Graf diesmal nur noch." AlS der Graf ihn so jammernd dastehen sah, hatte er Mitleid und sagte: „Nun, e» sei, ich will Dir diesmal noch verzeihen, — aber merk' es Dir wohl, — erfahre ich nur das Geringste, dann fliegst Du unbarmk^rzig sofort hinaus!" „Der Herr Graf sind sehr gnädig!" „Schon gut. — Nun girb mir den Paletot, jetzt gehe ich doch in den Club." Behend sprang Jean hinzu und half seinem Herrn anziehen. AlS er fünf Minuten später allein war, saß er sinnend da und dachte: weiß der Himmel, waS einem heutzutage die Herrschaft alles für Unannehmlichkeiten macht !
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