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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990118019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899011801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899011801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-01
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Morgen-Ausgabe WipMcr TaAMM tteii Anzeiger Druck »ud Verlag von E. Volz in Leipzig Lite) i t). 93. Jahrgang Mittwoch den 18. Januar 1899. i. o »I>t >« »1^». -.1.97/0,> tto». Fenilletsn Di» Morgen-AuSgabe erscheint um V,? NHL hi» Klbend-Ausgabe Wochentags um b Uhr. uns zu bekennen zu allen humanen, Bestrebungen auf katholischem Boden. Ursprünge nach der moderne Staat ist der allgemeinen Bölkerbewegung der ? 87 lw2,2Lcr. licismuS der gesummten modernen Welt gegenüber wieder wahrhaft fruchtbringend umzugestalten vermag. Mehr wie irgend ein anderes Volk aber sind wir Deutschen in dieser Beziehung auf eine ernste heilige Pflicht hingewiesen, ganz anders noch wie die Italiener, wenngleich dort daS Bewußtsein solcher Pflicht eia viel verbreiteteres ist. Denn die Mainlinie wird sich zw,c bald als eine vorübergehende Trennung erweisen. Gelangen aber die Principien desJesuitismus, dicPrincipien der religiösen Unduldsamkeit und des Fanatismus, wirklich dauernd ans dem einen Consessions- gebiete zur Herrschaft, so ist es mit unserer nationale» Einigung-— trotz alles dafür vergossenen Blutes — übel bestellt. Darum weil die Jesuiten im offenen und geheimen begünstigt, der ist — wie unser Vaterlands- und Freiheitssänger Ernst Moritz Arndt es bis in seine letzten Tage bezeugte — ein Feind der nationalen Entwickelung Deutschlands und muß vor Allem als solcher bekämpft werden. 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandsendung in« Ausland: monatlich 7M. Sptra-Beilage« (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne PosibrsörLcru-cg M.—. nut Postbeförderuug 70.—. die ärgsten Preußensresser in ganz Deutschland sich nun aus einmal in Preußen einschmeicheln möchten — waS freilich zu- gleich wieder als ein neuer Beleg echt jesuitischer Taktik beachtet zu werden verdient —, wird nur um so mehr dazu beitragen. Aber wie stellen denn wir, die wir nichts so sehr betonen möchten alS stete Beachtung der Schritte deS Ordens im 19. Jahrhundert, uns selbst zu den neu entbrannten Streitfragen zwischen den Vertretern des alten sittlichen KatholicismuS und den Wortführern des modernen Jesuitismus? Sind dies viel leicht innerkatholische Kümpfe, die uns nichts angehen? Oder greifen wir doch in irgend welcher Art die katholische Religion an, wenn wir dem Orden Loyola'S mit offenem Bisire entgegentreten? Vor nichts möge Gott uns so bewahren als vor einer Kränkung wir den für seine freudiger religiösen, Je deutlicher seinem das reifste Product Reformationszeit, desto klarer hat er auch die Achtung der wirklichen Rechte aller Kirchen gerade als Ausfluß seines eigenen Princips auf seine Jahne geschrieben. Tenn wie sehr innerhalb deS einen Staates (als desjenigen Gebietes, in dem das Reich Gottes sich am intensivsten zu verwirklichen hat) Raum ist für die wahrhaft christlichen Be- strebungen beider Kirchen, dafür ist daS moderne Preußen (und Preußen hat — es wird sich daS von Jahr zu Jahr mehr Heraus stellen — feine beste Avantgarde in Baden) nach Ueberwindung der früheren Krisen ein leuchtender Beweis. Die Erklärung, „daß gerade in dem Staatsorganismus Preußens die katholische Kirche innerhalb ihrer rigcnthümlichen Sphären sich freier bewegen könne wie irgendwo sonst", ist ja eben die neueste ultramoutane Parole. Mehr aber besagt wohl noch die Thatsache, wie der edle Wetteifer der barm herzigen Schwestern und der Diakonissen, der Alexianer und Johan- uiter, und nicht minder der dem Tode gegenüber ihre Aufgabe als dieselbe erkennenden katholischen und protestantischen Geistlichen auf den deutsch-böhmischen Schlachtfeldern die einzig würdige Art der gegenseitigen Rivalität illustrirt hat. Gerade diese freudige Anerkennung aber der ethischen und religiösen Elemente deS KatholicismuS fordert uns doppelt auf, im Verein mit allen ernstsrommen Katholiken gegen die von der Ge- schichte aller Länder bezeugte» verderblichen Einwirkungen des Jesuitis mus energisch den Kamps aufzunehmen. Eine Tendenz, die es in Italienzn den Greuelscenen von Barletta, inBöhinen zu den Juden verfolgungen und in Tirol zu derProtestantenhetze gebracht hat; eine Tendenz, die in Spanien und Frankreich alljährlich neue erlogene Wunder fabricirt; die in den ungemischt katholischen Gegenden Deutschlands die schnöde Entsittlichung durch die moderne Weise der Wallfahrten, in Leu gemischten Gebieten die ebenso entsittlichende Proselytenmacherei auf ihrem Gewissen hat; eine Tendenz, die dort, wo sie herrscht, ebenso reaktionär ist, wie sie da, wo sie nicht herrscht, zu den verwerflichsten revolutionären Wühlereien greift, überall aber so wenig an sittliche Wiedergeburt denkt, daß sie die unsauberste Schmutzpresse erzeugt; eine solche Tendenz muß bei der Anwendung deS allein berechtigten Grundsatzes: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen", gewiß wohl in der allerschärfsten Weise ver- urtheilt werden. Daß diese Erkenntniß gerade unter den Ka tholiken unaufhaltsam sich Bahn bricht, hat uns unsere Rundschau gezeigt. Wir Protestanten aber sind in unserem Gewissen verpflichtet, ihnen in dem ohne unsere Hilfe beinahe undurchführbaren Kampfe zu Helsen. Tenn wie wenig die Jesuitengönner auf die Stimme der Bevölkerung geben, hat die zwangsweise Oktroyirung des Ordens in Böhmen nur zu deutlich gezeigt. Sollen also unsere Freunde unter den Katholiken nicht am Ausgang eines so schwierigen Kampfes verzagen, so müssen wir ihnen beweisen, daß wir keine gleichgiltigen Zuschauer ihrer Leiden sind; daß wir wohl im Auge behalten, wie nur die stets zunehmende Empörung des sittlichen Gewissens der katholischen Völker gegen die direkte Nnsittlichkeit des Jesuitenordens die Stellung dcS Katho- Erhaliung der wahren christlichen Religion überall, besonders aber wider die Ungläubigen zu befördern, sich der Waisen, der Wittwen und der durch Unrecht Bedrückten anzunehmen. Im Uebrigcn diente für die Verfassung des Ordens, dessen Mitglieder auf 30 festgesetzt lvarrn und den Beweis für acht Ahnen bei zubringen hatten, die Constitution des dänischen Elephanten- ordens ziemlich genau als Vorbild, und sie weist daher kaum neue und eigenartige Züge auf. Mit Sorgfalt war eine eigene, überaus kleidsame Ordenstracht ersonnen worden, die außer dem noch heute üblichen Rittermantel ein blausammtenes Kleid und einen einigermaßen wunderlich geformten hohen Federhut um faßte. Es war eine persönliche Herzenssache des neuen Königs, diese Gründung, und er hatte ein solches Verlangen, seinen neuen Orden ins Leben gerufen zu sehen, daß er seine Stiftung nach Kräften beschleunigte. Auch stand die Königskrönung vor der Thür, und er dachte daran, „daß die schönen Ordenskreuze und das Band (für das vielleicht um ihrer „Neuigkeit" willen, vielleicht zu Ehren seiner oranischen Mutter die Orangrfarbe gewählt worden war) den Glanz der Krönungshandlung nicht wenig vermehren würden". So konnte es geschehen, daß unter dem crremonienfrohesten aller preußischen Fürsten die Stiftung des Ordens am 17. Januar 1701 fast formlos vor sich ging. Noch zeigt uns ein Kupferstich aus jener Zeit den Vorgang, der sich zu Königsberg in demselben Thronsaale abspielte, in dem 1861 bei der Krönung König Wilhelm's die Investitur der neuen Ritter vorgenommen wurde. Vor dem Könige, der bedeckten Hauptes auf seinem Throne saß, standen die achtzehn in den Orden aufzunehnnenden Ritter, der Ordenskanzler Graf Wartenberg hatte sämmtliche zu verleihende Kreuze über seine Arme gehängt, und so überreichte Friedrich jedem vor ihm niederknieenden Ritter seine Insignien; die Ordenstrachten u. s. w. waren noch nicht fertig, auch di« vorgesehenen Ordrnsbramten, unserer katholischen Mitchristca. Je entschiedener verderblichen Einflüssen deS den Namen der Kirche Zwecke usurpirenden Ordens entgegentreten, um so haben wir christlichen Filiale-: vtt« Ale««'» Eartim. (Alfred HahtH UuiversitätSsrraß« S (PaulinussH Louis Lösche. Katharinen str. 14, vart- und KSÄg-pkatz D Ännahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-AuSgabc: Nachmittag- 4 Uh«. Lei den Filialen und Annahmestellen je ein» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an d:? Srpcditio» zu richten. Nr-aciion und Lrpe-itioa: JohauneSgaffe 8. Die lxpeditio» ist Wochentag» ununterbrochen »eüssnet von früh 8 bt» Abend» 7 Uhr. i o «. o t. o i. o. t.o. ihr Fürstencharaktere und Fürsteninteressen, Zeiten und Menschen, Größe und Verfall in interessanter Weise hervor. Vor zwei Jahrhunderten Warrn die Ideen der alten Ritter orden noch nicht vollkommen verblichen. Noch fühlten sich die Orden als eine zusammengehörige Gesellschaft Auserwählter, und es bestand eine Neigung zu solchen Gründung?», wie man aus der Geschichte der bekannten, jener Zeit angehörigen lite rarischen Orden erkennen kann. Hatten aber die Ritterorden den Boden ihrer Wirksamkeit längst eingebüßt, so bot ihnen in veränderter Gestalt das nach Ausprägung und Erhöhung seiner Würde begierige Fürstenthum einen neuen Spielraum. Niemand erkannte das bester, als der mit einem starken Sinne für alles Repräsentative begabte Kurprinz Friedrich, der die feierlichen Formen, die Ceremonien, die höfischen Sitten liebte. Schon im Alter von 10 Jahren hatte er (ähnlich wie später Friedrich der Große in seiner Rheinsberger Zeit) einen Ritter orden gestiftet, und die große Freude, die er über di« Aufnahme in den Elephanten- und später in den Hosenbandorden empfand und bezeigte, beweist, welchen Respect ihm diese exklusivsten und vornehmsten aller Orden einflößten. So Ivar es natürlich, daß er als Herrscher an die Ausführung des Planes schritt, auch seinen Thron durch ein« erwählte Schaar hervorragender, untereinander verbundener Männer zu zieren, und die Er hebung Brandenburgs zum Königreich« bot hierfür nicht nur den erwünschten Anlaß, sondern gab auch die gegründete Hoff nung, daß der neue königliche Orden neben seinen hoch an gesehenen fremden Vorgängern sich an Glanz und Achtung werde behaupten können. Man hört noch vernehmlich «in Echo der mittelalterlichen OrdenSgesetze, wenn als die Absicht des neuen Ordens angegeben wird, Recht und Gerechtigkeit zu üben und Jedem das Seine — „suura auique", seit damals Wahlspruch der Hohenzollrrn geworden, — zu geben; wenn die Ritter verpflichtet werden, «in gottesfürchtige» Leben zu führen, di« i. r>. i i>. i v. l-iN.u ».) I.V - i. r>. » u l. v. ». o. Nuieiaen-Preis die 6 gespaltene Pctitzeile 20 Psg. Reklamen unter demNedactionSstrich (4g* spalten) 50-H, vor den Familiennachricht»» (6 gespalten) 40 .H- Größere Schriften laut unserem Preis- vrrzeichniß. Tabellarischer und Ziffern?«» «ach höherem Taris. Deutsches Reich. /r Berlin, 17. Januar. (Parlamentarische Rede freiheit und parlamentarische DiSciplin.) In seinem bei C. Heymann - Berlin jüngst erschienenen Werke „Die parlamentarische Redefreiheit und DiSciplin" legt Cd. Hu brich auf den engen Zusammenhang zwischen der parlamentarischen Redefreiheit und der parlamentarischen DiSciplin großes Gewicht. Hubrich tritt entschieden für die Nothwendigkeil der parlamentarischen Nedcsreileil ein, fordert aber gleichzeitig eine Verschärfung der parlamentarischen DiSciplin. Der Heidelberger Staalsrechts- lehrer G. Meyer widerspricht dieser Forderung in ter „Deutschen Littcraturzcilung", indem er auösührt: „Es ist ja zuzuzeben, daß die Disciplinarmittel, über welche die deutschen Vertretungen verfügen, im Allgemeinen weit hinter denen zurück bleiben, welche den parlamentarischen Ver sammlungen Englands und Frankreichs zu Gebote stehen. Der Verfasser setzt auch in überzeugender Weise aus einander, daß kraft der dem preußischen Landtage wie dem deutschen Reichstage zustehenden Autonomie die Aus schließung der Mitglieder als DiSciplinarstrasmittel einzeführt werden könne. Trotzdem erscheint mir für eine derartige Maßregel zur Zeit ein dringendes Bedürfnis nicht vorzuliegen. In Preußen gewiß nicht, aber auch kaum im Reiche. Ist doch von der durch den Reichstagsbeschluß vom 10. Februar 1895 dem Präsidenten eingeräumtcn Befnzniß, ein Mitglied für die einzelne Sitzung auszuschließen, noch in keinem einzigen Falle Gebranch gemacht worden, lind wenn auch unser parlamentarisches Leben manche unerfreuliche Erscheinung bervorgebrachl hat, so zeichnen sich doch die Verhandlungen der deutschen Vor tretungen gegenüber manchen ausländischen immer noch durch Ruhe und Sachlichkeit aus. So wenig gegen eine Ver schärfung der DiSciplin einzuwcnden ist, wenn sich die dringend: Nothwendigkeil einer solchen heranSgestellt hat, so entschieden muß vor einem übereilten Vorgehen gewarnt werden. Im Kreise der Parlamente begegnen derartige Versuche stets einem gewissen Mißtrauen. Und ein miß lungener Versuch wird eher zur Verhinderung als zur Förderung einer später etwa wünschenswerthen Reform bei tragen." — Berlin, 17. Januar. (Die gemischten Ehen und der KlerikalisiunS). Auf Verfügung des erzbischöflichen GeneralvicariateS zn Köln vom 14. April 1891 wurden am Sonntag, den 15. d. M., als am zweiten Sonntage nach Drei Könige, „Kirchliche Vorschriften, welche von Denjenigen, welche iu den Ehestand zu treten beabsichtigen, sorgfältig zu beobachten sind", in den katholischen Kirchen ter Erzdiöcese vorgelesen. In diesen Vorschriften wird unter Ziffer 3 verordnet: „Die sogenannten gemischten Ehen, welche als gefahrvoll für das Seelenheil der Ehe gatten, sowohl als der Kinder sind, werden von der Kirche stets gemißbilligt und verboten. Deshalb wird auf daS Ernstlichste davor gewarnt, mit einer anders gläubigen Person eine Bekanntschaft an zu knüpfen. Eine Erlaubniß zur Eingehung einer gemischten Ehe crthcilt Aus -er Geschichte -es Schwarzen A-leror-ens. Sine Skizze zum Orden-feste. Von Otfried Heckert. Nachdruck verboten. Im alten Königsschlosse an der Spree wird alljährlich eine Cerrmonie begangen, die an großartigem und eigenthllmlichrm Pomp in Deutschland ihresgleichen sucht. In ihren prächtigen, blau gefütterten rothen Scrmmetmänteln schreiten dann feierlichen Zuges die Ritter des Schwarzen Adlerordens in das seit Alters dafür bestimmte Gemach zu dem Ordens-Souverain und halten gemeinsam mit ihm hinter verschlossenen Thüren das Capitel de» Ordens ab. Dann aber öffnen sich die Thüren wieder, und eS erfolgt die Investitur der neu ernannten Ritter, die, von ihren ParrainS geleitet, sich vor den Ordens-Souverain begeben und, nachdem sie in seine Hand feierlich gelvbt haben, den Statuten de» Ordens treu zu sein, seine Insignien von ihm empfangen. Wenn diese höfische Feier mehr Beachtung findet, als andere ihrer Art, so kommt da» unzweifelhaft auf die Rechnung des historischen Interesses, das sich mit ihr verbindet. Kann sich auch der Schwarze Adlerorden an Alter mit Orden, wie dem ehrwürdigen goldenen Vließe, dem Hosenbandorden und dem Elephantenorden von Dänemark nicht messen, so steht er doch an Ansehen nicht hinter ihnen zurück. Mit Preußen-Deutschland selbst steigend, ist er unser vornehmster Orden geworden, und e» spiegelt seine Geschichte in engem Rahmen auch von unserer allgemeinen Geschichte ein gute» «Stück wider; e» treten in i. o i. v » r>. t.o «o t.0 l v. i l>. i 0 m.OpkH I o i. O. i-v. Amtsblatt -es Königlichen Land- im- NitttSMchtes Leipzig, -es Rathes im- Notizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. VezugS-Prei? d« Hauptrxpedition oder den im Stadt, beairk «rd dm Vororten errichteten Aus gabestellen ab geholt: vierteljährlich ^l4,S0, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Lan» >1 SM. Durch die Post bezogen für der Secretair, der Schatzmeister rc. fungirten noch »ich!. Sv entbehrte der Griindungstag des Schwarzen Adlers de- Glanzes; für den König aber war doch die Hauptsache, Laß er seinen Zweck zunächst erreicht, fernen Ritterorden gestiftet baue; und daß er auch weiterhin mit dem liebevollsten Jnieresse sich den Angelegenheiten des Ordens bis inS kleinste Detail dinei» widmete, beweist der Umstano, daß er nach dem Jahre 1701 dem französischen Posamentier Jacques Esperandie» das alleinig.' Privileg der Herstellung des Orangebanves verlieh, — übrigens wohl mehr eine Ehre, als eine Verleihung von materiellem Werkhe, da der Erlös für diese selten gebrauchten Ordens bänder kaum ins Gewicht gefallen fein dürfte. Bald kam die Zeit, da der neue Orden rn der ganzen höfischen Pracht erschien, die sein Gründer für ihn beabsichtigt batre. Es war am 18. Januar 1703, als das erste feierliche Oeden-fest zu Berlin abgehalten wurde, und der junge Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, der in den Orden ausgenommen werden sollle, war gewissermaßen sein Mittelpunkt. Das größte Ceremoniel wurde entfaltet, und gar manche Sorge gab es für den in seinem Amte höchst eifrigen Obrrceremionienmeistcr von Besser, der auch den Kummer erleben mußte, daß bei dem ersten Ordens feste noch nicht Alles dem Programm gemäß „klappte", daß das große Gedränge der Zuschauer den feierlichen Zug der Ritter zur Tafel störte, und daß der Bischof kirsinus in Bezug auf die Anordnungen bei der gottesdienstlichen Feier seinen eigene» Kopf aufsetzte. Aber im Ganzen verlief die Ceremonie doch sehr großartig. Die prächtig gekleideten Ordensherolde führten den Zug, rauschende Musik geleitete ihn, dir Garde du Corps und die hundert Schweizer hätten den Dienst. George Hesekiel hat dies erste preußische Ordensfeft im Jahre 1855 — rin wenig in Scherenberg'scher Manier — besungen: Er gab dem Vetter von Anhalt das Kreuz mit eigener Hand Und hängte ihm selbst um die Schulter da» große^rangeban-. k llLrk V2020I! «. v l. o «. v o o v o I. v 1.0 «v. «. o. l. v «. o ». l) ». n l.kr«»e i>. «. v. uv. v 1 Seit v. I.V. I. v. p? kW Rom durchdringende Polemik gegen den Orden. Nicht Prote stanten sind es gewesen, die ihn damals bekämpft und auf gelöst und aufgehoben haben. Die streng katholischen Länder selbst, eines nach dem andern, mußten gegen den Staat im Staate, gegen di« politische und finanzielle Macht der religiösen Körperschaft ein schreiten. Portugal, Spanien, Neapel gehen voran. ESfolgt,nach dem schmählichen Vankerottproceß La Valette, trotz der Begünstigungen einer mächtigen Hofpartei, Frankreich. Ein Bourbonen-Staat nach dem andern schickt dem heiligen Vater die vertriebenen PatreS zu, und nach den vergeblichen Versuchen Clemens' XIII., sie zu halten, schließt die officielle Unterdrückung des Ordens durch Clemens XIV. daS spannende Drama. Die Geschichte hatte ihr Gericht über den Orden ausgesprochen, und wenn wir heute uns mit aller Bestimmt heit gegen die unsittlichen Tendenzen desselben aussprechen, so hat daS eigene Wort eines der edelsten Päpste bewiesen, daß darin keinerlei Angriff gegen den KatholicismuS liegt. 2. Wenn auch die Greuel der französischen Revolution viel mehr auf Rechnung der Jesuiten zu stellen sind, als auf die irgend einer anderen Richtung, so ist doch das allerdings zweifellos, daß die sogenannten Ideen von 1789, d. h. die Ziele der gesammten gebildeten Welt im Staats-, Volks- und kirchlichen Leben, keinen heftigeren Gegner haben als die Jesuiten, und daß alle anderen Unterschiede, z. B. die der verschiedenen protestantischen Kirchenparteien, dem einen großen Gegensätze untergeordnet sind: entweder Gegner der modernen Civilisation und Freund der Jesuiten, oder Vertreter des modernen Geistes in Kirche und Staat, dann aber auch ent schiedener Gegner der Jesuiten und aller ihrer offenen und geheimen Begünstiger. In unserem konfessionell gemischten Volksleben tritt dieser Gegen- satz freilich nicht in feiner ganzen Schärfe hervor; um so mehr ist dies aber der Fall in den specifisch katholischen Ländern. Wir sahen, wie das befreite Italien sofort die Väter von sich ausstößt, wie alle Volks- und Freiheitsfreunde inOe st erreich, den Wiener Gemeinderath an der Spitze, sich für das ihnen zugedachte Danaergeschenk bedanken. In Frankreich insbesondere hat daS Wort „jesuitisch" eine Be deutung bekommen, die in stärkerer Potenz das aussagt, was unser Volk als muckerisch zu bezeichnen pflegt. Wir könnten uns zum Beleg für diese Thatsache auf solche allgemein verbreiteten Dramen und Romane berufen wie Moliöre's „Tartüffe", Sue's „Ewigen Juden", sowie den „Maudit" und die ihm folgenden Werke. Es wird aber die fron- zösische Volksstimmung schon durch eine bereits 1845 erschienene kleine Broschüre „Issus et llesuite" hinlänglich illustrirt, deren Verfasser auf durchaus positiv gläubigem Standpunkte steht und gegen den Schluß sich nachdrücklich dahin ausspricht, nicht darauf komme es ihm an, Jemanden zum Gegner der Jesuiten zu machen, vielmehr ihn zu Jesu selbst hiuzuführen. Der Anfang dieser mit echt französischer Leb haftigkeit geschriebenen Schilderung versetzt uns mitten hinein in den lebhaften Streit zweier Droschkenkutscher auf einem öffentlichen Platze. Nacheinander ruft der eine dem andern die Schimpfworte „Dumm kops", „Dieb", „Galeerenflüchtling", „Galgenvogel", „Falschmünzer", „Meuchelmörder" entgegen, ohne daß dieser sich auS seiner stoischen Ruhe herausbringen läßt. Als aber nun der Angreifer als letzten Trumpf das Wort „Jesuit" ruft, da springt der bis dahin so phleg matische Gegner sofort von seinem Bocke herunter und rächt nach- drücklichst mit seiner Peitsche die Unbill. Dies einfache Factum illustrirt in der That vollständig die Bedeutung, die das Substantiv „Jesuit" in Frankreich bekommen hat. Und gebraucht nicht im Grunde auch die deutsche Sprache schon längst daS Adjectivum in einem sprichwörtlichen Sinne, der sich durch kein anderes Wort wiedergeben läßt'? 3. Daß der verhängnißvollste Fehler der Nichtbeachtung des Gegner- iu Zukunft von Jahr zu Jahr weniger gemacht werden wird, dafür sorgt freilich — und wir erblickten hierin ein wirklich hoch zu vrr- anschlagendes Verdienst des Herrn von Kettel er um den Fortschritt antijesuitischrr Denkweise — die immer unverhülltere Art, wie der von der Geschichte dreier Jahrhunderte laut angeklagte Orden wieder sein Wesen zu treiben beginnt. Und die gelungene Methode, wie Aus -em letzten Jahrzehnt vor -em Vaticanconcil. Unter diesem Titel wird demnächst im Verlage von Hermann Costenoble in Jena der erste Baud eines neuen Werkes von Professor Nippold in Jena erscheinen, daS in unserer von konfessionellen Kämpfen erfüllten Zeit Allen, die sich einen klaren Einblick in die Entstehung und da» Ziel dieser Kämpfe verschaffen wollen, hoch willkommen sein wird. Au» diesem ersten Bande, dem ein zweiter, „Abseits vom Culturkampf" betitelt, folgen wird, stellt un» der Verlag einige Abschnitte zur Verfügung, in denen der berühmte Kircbenbistoriker das Wirken der Jesuiten schildert. Da der Reichstag sich schon in der nächsten Zeit abermals mit der Jesuitenfrage zu beschäftigen haben wird, so sind diese Abschnitte besonders geeignet, Laö Inter esse aller gebildeten Deutschen, namentlich der Protestanten, in Anspruch zu nehmen. Sie lauten: 1. Neben dem ethischen, dem sittlich-religiösen Element im Katholicis- mu», hat immerfort »in anderes gestanden, das gerade durch seine gleich unsittliche wie unreligiöse Tendenz di« deutsche Reformation inS Leben gerufen hat. Und diese- Element, welches die Reform der Kirche von sich ousstieß und im Gegensatz zu ihr nur noch mehr sich verknöcherte, hat bereit- im Reformationszeitalter selbst einen nrnrn und verstärkten Mittelpunkt in dem Orden des Spaniers Loyola gefunden. Seitdem hatte daun jede- Land, und in stets steigendem Maße jedes Jahrzehnt di« Einwirkungen des Ordens zu verspüren. Die furchtbaren Religionskriege aller Orten wurden durch jesui tischen Fanatismus inS Leben gerufen. AlS echter Jesuiten- Zögling hat rin Ferdinand II. den dreißigjährigen Krieg, der über «in Jahrhundert hinaus die Blüthe unserer Nation vernichtete, heraufbeschworen. Philipp II. von Spanien, die blutige Maria von England, der unselige Karl IX. von Frank- reich, dk wüsten Pfaffeuküuige in Pole» «ad so viel« ähnliche grauen- haste Figuren der Geschichte stehen vor unS al» lebendige Bilder jesuitischen Geiste»; und Bartholomäusnacht und Dragonaden und Aufhebung deS EdicteS von Nantes, Ermordung Wilhelms von Oranien und Mordanschläge auf Englands Elisabeth, Thorner Blut- bad und Pfälzer Religionswirren werden den spätesten Nachkommen unvergessen bleiben. Wohl darf uns nicht- so fern liegen, als das einzelne Mitglied des Ordens verantwortlich zu machen für die grau sigen Principien der Gesammtheit. Wir haben im Gegentheil nicht blos die Begabung, die Gelehrsamkeit, die Arbeitskraft, sondern auch die selbstvergessene Aufopferung des Einzelnen für die Zwecke des Ganzen bei unserer Beurtheilung der Individuen in Anschlag zu bringen. ES versteht sich da- ebenso von selbst, als umgekehrt Freigemeindler und Teutschkatholiken dasselbe Recht von ihren Verketzerern in Anspruch zu nehmen haben. In Beziehung auf den Orden als solchen aber kann jeder Protestant, der die Geschichte seiner Väter kennt, nur Las Wort eines der mildesten und vielseitigsten Theologen Deutsch- landS zum srinigra machen, daß jede Unterstützung oder Anerkennung seiner Principien und seines Wirkens nicht ein Act der Gerechtigkeit, sondern Berrath an unserer eigenen Vergangenheit und Zukunft und sittliche Laxheit sei".*) Aber nicht nur dem Protestantismus stand der Jesuitenorden allezeit al» glühender Feind gegenüber, der mit allen Mittel, offenen uud geheimen, roher Gewalt und schlauer List die Bekenner der andern Lonfesston zu unterdrücken strebte; auch im KatholicismuS selbst suchte der Orden jede andere Richtung sich unterwürfig und schließlich sogar daS Papstthum selber sich dienstbar zu machen. Und so er hob sich den«, al» gleich sehr im KatholicismuS und Protestantismus rin neuer besserer und freierer Geist seit der Mitte des vorigen Jahrhunder» sich geltend machte, im KatholicismuS vor allem als ein hochinteressantes Schauspiel die allmählich steigende, von Land z« Land sich verbreitende, schließlich selbst in *) Worte von vr. Stritz in dem Artikel „Jesuitenorden" in Herzog'- Real-Enchklopädie VI. S. 561.
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